Das  JAHR   2024

  • 1

Helene Renner (2021)

Wer in mir bleibt
und in wem ich bleibe
der bringt reiche Frucht.

Unser aller Leben
kann nur gelingen
in Einheit mit dir, unserem Gott:

Wenn wir uns an dich binden
wenn wir uns an dir festhalten
wenn du unsere Nahrung bist
wenn du unsere Mitte bleibst.

Wenn wir in dir bleiben
können wir Frucht bringen
reiche Früchte:

Früchte der Barmherzigkeit
Früchte der Zuwendung
Früchte der Verantwortung
Früchte der Liebe.

Wir sind hier bei dir
du bist unsere Speise geworden:
Durchdringe unser Innerstes
gestalte unser Herz
präge unser Denken und Tun
damit wir fruchtbar werden
für dein Reich
und unser Leben
ein erfülltes Leben wird.

 

 

 

MEDITATION  - Ich habe dich beim Namen gerufen

 

Ich habe dich beim Namen gerufen.
So spricht der Herr – ich meine dich – dich ganz persönlich-
Dein Name meint ja nur dich allein.

 

Du bist nicht nur Einerlei – ein Rädchen im Getriebe.
Du bist mehr als nur ein austauschbares Teil in der Weltmaschine.
Du bist kostbar in meinen Augen – mit allen deinen Anlagen, Fähigkeiten.

 

Auch mit deinen Schwächen habe ich dich gerufen.
Und ich will dich immer wieder neu ansprechen und aufrufen:
Leb dein Leben mit mir!

 

Und ich mache mich mit dir auf den Weg, du brauchst in nicht allein zu gehen.

 

Höre hin auf meinen Ruf, und wirst erkennen,
welche Aufgabe ich dir zugedacht habe, wohin ich dich senden möchte.

 

Und halte dich an das Beispiel meiner Mutter!

 

Sie kann dir zeigen, wie man hinhören und Gottes Willen erkennen kann.
Sie kann dir zeigen, wie man sich auf Gottes Ruf einlassen,
wie auch dein Leben Inhalt und Sinn erfahren kann.

 

An der Hand deiner Mutter kannst du ganz neu zu Gott,
zu den Menschen und zu dir selbst finden.

 

Auch sie habe ich beim Namen gerufen – Unauffällig und unscheinbar wie sie war ...

 

Und sie ist auf meinen Anruf eingegangen...

 

aus: Lass mich den Weg begreifen –

Spurensuche Berufung © Canisiuswerk 2000

 

 

 

 

 

 

Gebet:

Herr, in dieser Zeit der Probleme und Schwierigkeiten in der Kirche bitten wir dich besonders um Hirten, die deine Herde umsichtig führen und leiten. Wir können sie nicht erwählen und nicht berufen. Du musst es tun. Schicke uns Hirten, wie du einer warst.

Herr, gib uns Seelsorgerinnen und Seelsorger aus Fleisch und Blut, die unsere "Sprache" sprechen, unsere Nöte teilen, die jeden von uns ernst nehmen. Schenke allen Seelsorgerinnen und Seelsorgern einen starken Glauben und eine glühende Liebe, unerschöpfliche Geduld und echte Weisheit, aber auch Demut und Mut!

Herr, schicke uns Seelsorgerinnen und Seelsorger, die uns nachgehen, die für uns Zeit haben, die mit uns beten und feiern, weil du ihr und unser aller Vorbild bist.

(nach Paul Roth)


 

 

 

MEDITATION

 

Guter Gott, ich bin unterwegs mit anderen.

 

Ich möchte sie mitgehen lassen, aber ich habe selber Probleme, Fragen, Sorgen und weiß oft nicht, wie mein Weg weitergeht.

 

Ich möchte sie mit leben lassen, aber ich fühle mich überfordert.

 

Ich möchte die Fragen anderer hören und höre oft nur die meinen.

 

Ich möchte anderen Mut und Hoffnung machen und spüre selber die Angst in mir.

 

Ich möchte andere nicht abhängen und stehen lassen, aber ich schleppe mich selbst dahin.

 

Ich möchte anderen sagen, dass du der Weg und das Leben bist - und kann es selber nur ahnen. Und trotzdem möchte ich den Weg wagen, der zu den Menschen geht.

 

Es wird ein Weg mit Rückschlägen, Enttäuschungen und Umwegen sein, aber auch ein Weg der Freude und neuer Erfahrungen.

 

Ich möchte den Weg zu den Menschen gehen, weil sich dadurch vielleicht für andere eine Welt ändern kann.

 

Ich möchte den Weg gehen, weil du den Weg für uns Menschen gegangen bist, weil du einer von uns geworden bist, weil wir dadurch wissen, dass der Weg sinnvoll ist und ein Ziel hat. Weil wir auf diesem Weg vielleicht auch dir begegnen …

 

 

 

 

 

GEMEINSCHAFT

Martina Kreidler-Kos

endlich
nicht der nabel der weit sein
nicht in meiner unvollkommenheit
schon alles

nicht alleine vollständig
endlich
ich darf so bedürftig sein
immer einer ergänzung wert

ich bin ein halbes geschöpf
und ohne andere nicht ganz
endlich

der mensch ist nur im doppelpack gut
nur in der vielzahl großartig

der mensch ist als menschheitsfamilie gedacht
endlich

das zauberwort der zukunft heißt nicht ich
das zauberwort der zukunft heißt zusammen

 

Martina Kreidler-Kos

 

NOCH EINE MÖGLICHKEIT

Friedrich Dietz

Ein Junge versuchte, einen schweren Stein fortzuheben. Aber so sehr er sich auch plagte, der Stein ließ sich nicht bewegen. Niedergeschlagen berichtete er es seinem Vater.
"Und du hast alles versucht, um den Stein zu heben?", fragte der Vater.
"Natürlich!", rief der Junge gereizt.
"Nein", sagte der Vater gelassen, "eine Möglichkeit hast du noch nicht probiert: Du hast mich nicht gebeten, dir zu helfen."

 

Aus: 2 Minuten vor dem Tag, Friedrich Dietz, Parzeller/Butzon&Bercker.

 

 

 

AUCH DAS IST AUFERSTEHUNG

Verfasser unbekannt

Steh auf
Wenn dich jemand erniedrigt hat
Wenn dich jemand geschlagen hat
Wenn du dich verraten fühlst -
Auch das ist Auferstehung.
Steh auf
Wenn du meinst, es geht nicht mehr weiter
Wenn du niedergeschlagen bist
Wenn du aufs Kreuz gelegt worden bist -
Auch das ist Auferstehung.
Steh auf
Wenn dich die Probleme rundherum niederdrücken
Wenn du dich am Boden zerstört fühlst -
Auch das ist Auferstehung.
ER ist auferstanden,
nachdem sie ihn verlassen, verraten, verkauft haben
gefoltert, gekreuzigt und getötet.

Verfasser unbekannt

                                                                                                                               S
TEINE BEWEGEN

Johann Pock, Hans Pock

Wer rollt den Stein weg
            vom Grab der Ichsucht
            von erdrückenden Beziehungen
            von niederdrückenden Worten?

Da war einer
            der sprengte sein Grab
            indem er sich
            für andere aufopferte.

Da waren Frauen,
            die sich nicht einschüchtern ließen,
            die Hoffnung gegen Resignation setzten,
            die glaubten, wo alles zu Ende schien.

Ostern ist das Fest
            wo Steine bewegt werden,
            wo sich Gräber öffnen
            wo Licht die Dunkelheit durchbricht,

Ostern geschieht heute,
            wenn ich die Steine in mir selbst
            bewegen lasse
            und dadurch frei werde
            für den Aufbruch in ein neues Leben.

Johann Pock, Ostern 2008 - Siehe Liste der Mitarbeiter


AUFERSTEHEN

Helene Renner


Wo Menschen
aus ihrer Enge finden

Wo Hoffnung
neu entsteht

Wo Zuversicht
wachsen kann

Wo Ängste
überwunden werden

Wo Versöhnung
geschieht

Wo Freude
das Leben prägt

Wo Türen
plötzlich offen stehen

Wo Steine
weggewälzt werden

Wo Liebe
spürbar wird
Überall da
ist Auferstehung

 

 Österliche Bußzeit




KARFREITAG

Ilse Pauls

Wenn der Vorhang
unseres Lebens zerreisst -
was werden wir sehen?
Unsere Schuld?
Unsere Versäumnisse?
Das wird alles
draußen bleiben. -
Unsere Augen
werden übergehen ins Licht,
Du selbst wirst uns
die Tränen abwischen.
Selig sind die,
die geweint haben. -
Du wirst mich rufen,
und ich werde
Deine Stimme erkennen.
Du wirst mich
beim Namen rufen
und ihn zärtlicher sagen
als jemals ein Mensch -
und ich werde wissen:
Ich bin am Ziel.

Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d'Art - International, Klagenfurt 2009.

VERWANDLUNG

Lothar Zenetti

Gestern
die Verwandlung
des Wassers in Wein

Heute
die Verwandlung
des Weines in das Blut des Herrn

Morgen
die Verwandlung
meines Sterbens in sein Auferstehn

 

Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2006.

 

Meditation

Helene Renner (2020)

Jesus Christus
mit dir will ich aufstehen

gegen Not und Tod
gegen Folter und Leiden
gegen Armut und Elend
gegen Hass und Terror
gegen Zweifel und Resignation
gegen Unterdrückung und Zwang

Mit dir will ich aufstehen
gegen alles, was das Leben behindert

Mit dir will ich einstehen
für alles,
was das Leben fördert

Es genügt nicht
Hosanna, Hosanna zu rufen

darum
sei du meine Kraft
dass ich aufstehe mit dir

GOLGOTA

Fritz Möser

Golgota ist der Ort, an dem wir nicht vorbeikommen,
wollen wir denn Christus glauben.
Golgota war gestern, ist heute, wird morgen.
Golgota, der Börsenmarkt,
Golgota, das Elendsviertel,
Golgota, der Schlacht- und Viehhof,
Golgota im Präsidentenpalast.
Golgota hinter Stacheldraht.
Golgota ist überall.
Da, wo ein Mensch gequält wird, ist Golgota.
Golgota ist weit weg.
Golgota ist nahe bei uns.
Golgota ist überall...

 

Fritz Möser, in: Wo meine Sehnsucht ein Zuhause hat, Ein Firmkurs, Leseheft für Jugendlich, München 1999.

 

 

 

 

KORN, DAS IN DIE ERDE VERSINKT

Jürgen Henkys

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn -
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

 

 

 

 

ZUR WELTLAGE

Christine Busta

"Fürchtet euch nicht!", sagt einer
und stützt sich dabei auf sein Panzerfahrzeug.

"Fürchtet euch nicht!", spricht ein anderer
und winkt uns mit der Neutronenbombe.

Zwischen beiden geht ein Geschundener
wehrlos hindurch und schleppt sein Kreuz.

Aus: Christine Busta, Wenn du das Wappen der Liebe malst. Gedichte. Otto Müller Verlag, Salzburg 1995 (1981).

ICH SCHAUE IHN AN UND ER SCHAUT MICH AN

Quelle unbekannt

Der Pfarrer von Ars ging eines Tages in seine Kirche
und sah dort einen einfachen Bauern knien.
Er dachte sich nichts dabei.
So viele Menschen kamen den Tag über in seine Kirche,
um „dem lieben Gott“ von ihren Sorgen zu erzählen.
Als er aber nach einer Stunde wieder in die Kirche kam
und den Bauer immer noch knien sah, ging er auf ihn zu und fragte ihn:
„Sag mal, was sagst du dem lieben Gott da eigentlich die ganze Zeit?“
Darauf entgegnete der Bauer ihm nur:
„Eigentlich gar nichts, Herr Pfarrer“.
Auf den Tabernakel deutend fuhr er nur fort:
„Ich schaue ihn an – und Er schaut mich an. Das ist genug."

 

Quelle unbekannt

 

SIEBEN WAHRHEITEN

Peter Dyckhoff

Wohl dem, der in seinem Inneren eine leise Stimme hört, die ihm die Botschaft Gottes vermittelt.
Wohl dem, der Ohren hat, die wahrhaft hören, und der sich nicht durch unwahres Zuflüstern täuschen lässt.
Wohl dem, der Augen hat, die sich zeitweilig dem Äußeren verschließen, um nach innen zu blicken und die zarten Regungen der Seele wahrzunehmen.
Wohl dem, der Zugang zu seiner Seele hat, die ihm himmlische Geheimnisse offenbart.
Wohl dem, der durch sein Gebet das Ewige berührt und aus dieser Kraft sein Leben gestaltet.
Wohl dem, der keine neuen Hindernisse aufschichtet und einen immer weiteren Zugang zur Quelle allen Lebens findet.
Wohl dem, der durch Übungen gelernt hat, seiner Natur zu folgen und sich im Gebet Gott ganz hinzugeben.


DIE ZEHN GEBOTE

Roland Rosenstock

Die 10 Gebote haben die Aufgabe, die Freiheit zu schützen, ihr eine Form zu geben. Sie bewahren die Gemeinschaft und den Einzelnen vor Machtmissbrauch, Misstrauen und Kontrolle, sie schützen auch das Leben der Schwachen und regeln, was mein ist und was dein. Sie bewahren die Beziehungen zwischen Menschen vor dem Zerfall, können wie Bojen Untiefen anzeigen, damit wir unser Schiff durch den Sturm navigieren können, ohne Schiffbruch zu erleiden.

Es geht um ein Leben in Freiheit und Würde.

Es geht um Werte, die für unser Zusammenleben wichtig sind und die Gefahren, die das Zusammenleben in Freiheit gewähren.
Dieses Buch ist ein Plädoyer für eine Kultur der Ehrlichkeit, des Respekts und der Treue. Ich will die Bedeutung der Zehn Gebote für heute so umschreiben, wie ich sie sehe.

Mein Anliegen ist nicht, neue Gebote zu formulieren, sondern den tiefen Sinn der alten Gebote für uns heute wieder begreifbar zu machen.

Roland Rosenstock, Die Zehn Gebote, und was sie heute bedeuten, Hamburg 2007

 

 

 

Einfache Dinge tun

 

 

Nicht die Sterne vom Himmel holen.

Nicht den Weltraum erobern.

 

Nein, einfache Dinge tun:

Dem Kollegen, der Kollegin, zuhören.

 

Den Kopf eines Kindes streicheln.

Mir die schnippische Antwort verkneifen.

 

Einen Mitmenschen zum Essen einladen.

 

Nicht große Vorsätze fassen.

Nicht die Welt verändern wollen mit einem Schlag.

 

Nein, einfache Dinge tun:

Nicht so oft sagen: Keine Zeit.

 

Nicht alles so selbstverständlich nehmen.

 

Danke sagen.

Signale geben.

Eine Blume schenken.

Nicht den Mund so voll nehmen.

 

Nein, einfache Dinge tun:

Die weggeworfene Zigarettenschachtel aufheben.

 

Keine Picknickreste im Wald liegen lassen.

Den Brief oder das Mail endlich beantworten.

Die fällige Aussprache nicht aufschieben.

 

Oma, Opa, besuchen, ohne Nebenabsichten.

Einfache Dinge tun ...

 

IN DIE WÜSTE

Huub Oosterhuis

Die Steppe wird blühen
Die Steppe wird blühen,
die Steppe wird lachen und jauchzen.
Die Felsen, die stehen seit
den Tagen der Schöpfung,
stehn voll Wasser, doch dicht,
sie werden sich öffnen.
Das Wasser wird strömen,
das Wasser wird glitzern und strahlen,
Durstige kommen und trinken.
Die Steppe wird trinken,
die Steppe wird blühen,
die Steppe wird lachen und jauchzen.

Verbannte, sie kommen
mit leuchtenden Garben nach Hause.
Die gingen in Trauer
bis zum Ende der Erde,
hin auf immer, allein –
vereint kehrn sie wieder.
Wie Bäche voll Wasser,
wie Bäche voll sprudelndem Wasser,
brausend herab von den Bergen.
Mit Lachen und Jauchzen –
die säten in Tränen,
kehrn wieder mit Lachen und Jauchzen.

Der Tote wird leben.
Der Tote wird hören: Nun lebe.
Zu Ende gegangen,
unter Steinen begraben:
Toter, Tote, steht auf,
es leuchtet der Morgen.
Da winkt eine Hand uns,
uns ruft eine Stimme: ich öffne
Himmel und Erde und Abgrund.
Und wir werden horen,
und wir werden aufstehn
und lachen und jauchzen und leben.

 

Übersetzung: Anette Rotherberg-Joerges, © Ekklesia Music Publishing EMP. For the world: Small Stone Media bv, Holland
https://www.koormuziek.nl/files/lyrics/ECC17.1086.03L.pdf

 

 

 

ALTERNATIVES GLAUBENSBEKENNTNIS

Ich glaube an Gott,

der Frieden bringt und Menschen auffordert, sich für den Frieden einzusetzen.

der diese Welt geschaffen hat, damit Glück und Frieden sich ausbreiten können.

der es nicht zulassen will, dass Menschen in Hunger und Elend bleiben und sich gegenseitig töten.

 

Ich glaube an Jesus Christus,

der die Ängste und Nöte eines Menschen erlebt hat:

Er sah zuerst die Leidenden, die Verachteten und Ausgestoßenen.

Er fragte, wo niemand fragte, er schrie, wo alle schwiegen,

und er war bereit, für den Frieden am Kreuz zu sterben.

Ich glaube an Jesus Christus, weil er mir den einzig möglichen Weg zeigt.

 

Ich glaube an den Hl. Geist,

der die Menschen zum Frieden beruft,

der eine Gemeinde schafft,

in der Menschen in Frieden und Geborgenheit,

mehr und mehr frei von Angst leben können.

Ich glaube an den Hl. Geist,

der Gottes unüberbietbare Zukunft des Friedens zu uns bringen wird. Amen.

(Quelle unbekannt)

 

 

 

EIN BISSCHEN WÄRME

 

 

Mutter Teresa

Eines Tages ging ich durch die Straßen Londons. Ich sah einen Mann, der zusammengekauert da saß, er schien einsam und verlassen. Als er mich bat, ich solle mich zu ihm niederbeugen, blieb ich stehen, nahm ihn bei der Hand, schüttelte sie und fragte ihn, wie es ihm gehe. Er blickte auf und sagte: "Nach langer Zeit spüre ich endlich wieder die Wärme einer menschlichen Hand, nach so langer Zeit ..." Seine Augen leuchteten auf, und er setzte sich aufrecht hin. Schon dieses bißchen Wärme einer menschlichen Hand brachte Freude in sein Leben. Du mußt das einmal erleben. Du mußt deine Augen weit öffnen und ebenso handeln.

Aus: Für jeden Tag, Gedanken von Mutter Teresa. Ausgewählt und zusammengestellt von Angelo Devananda.Neue Stadt Verlag, Reihe "Saatkörner", München Zürich Wien 1990.

 

 

MEDITATION :  Alle suchen dich

 

Umdrängt von Menschen mit vielfältigen Nöten

 

sieht Jesus doch jeden Einzelnen.

 

Keiner wird bevorzugt, keiner kommt zu kurz.

 

Alle hat er im Blick, er weiß, was jeweils nottut und hilft ganz selbstverständlich.

 

Er fragt nicht, ob einer innerlich bereit ist

 

schon gar nicht, ob einer der Hilfe würdig ist.

 

Es genügt, bedürftig zu sein, und von ihm Hilfe zu erhoffen.

 

Hilfsbedürftig wie ich selbst bin, möchte ich lernen, einfach da zu sein,

 

wenn Menschen mich suchen, damit er durch mich helfen kann.

 

 

 

 

 

GEBET IN KRANKHEIT

Herr, ich habe Zeit. Viel Zeit.
Als Gesunder dachte ich,
wie schön es wäre, viel Zeit zu haben.

Nun habe ich also Zeit, zwangsweise.
Aber diese Stunden und Tage
sind eine andere Art von Zeit.
Zeit zum Denken und Zeit zum Grübeln,
zum Fragen und auch zum Vorwürfemachen.
Soviel geht mir durch den Kopf.

Herr, ich brauche Dich:
Bewahre mir guten Mut, Vertrauen und Zuversicht,
dass du gut bist zu uns, Deinen Kindern.
Sei du unser Gott in Freude und Leid. Amen.

 

Blaise Pascal
In: Youcat, Jugendgebetbuch. Georg von Lengerke und Dörte Schrömges (Hrsg.). München 2011.

 

 

WORT AUF DEN WEG

 

Ein Wort kann genug sein. Ein Wort das sagt:

 

es ist gut, du darfst hoffen, du darfst getrost nach vorn schauen.

 

Lass alles hinter dir, was hart und dunkel war.

 

Ein Wort kann genug sein. Ein Wort des Dankes das sagt:

 

gut dass du da bist, du bist ein Geschenk des Himmels. Ein Wort kann genug sein.

 

Ein Wort – hineingesprochen in ein verwundetes Herz.

 

Ein Wort, aufgenommen mit aufmerksam hörendem Ohr.

 

Ein Wort kann genug sein - um Unheil in Heil zu verwandeln

 

 

 

 

 

MEDITATION

Was fasziniert? Was fasziniert uns an anderen?

Was fasziniert uns an Jesus?

 

Seine Unbestechlichkeit?

Seine klaren Worte?

Sein tatkräftiger Einsatz für andere?

Seine unbeirrte Suche nach dem Willen Gottes?

Seine Unverfügbarkeit?

 

Wer war Jesus?

Wer ist Jesus?

Wer ist Jesus für mich?                               

Uta Hauf

 

MEDITATION  - Dir nachfolgen

Dir nachfolgen, alles liegenlassen, aufgeben, was vorher war –
für die Jünger war das kein leichter Schritt
und doch: Es war für sie der Schritt zum Leben.
Du hast sie ja gerufen, du, der Erlöser.

Und wenn ich loslassen muss, manches aufgeben von dem, was vorher war,

wenn die Krankheit mich einschränkt und das Leben zur Last wird,
dann lass mich erfahren, dass du mir auch im Dunkeln und im Ungewissen den Halt schenkst,

den ich brauche, um leben zu können.

Dann lass mich erfahren, dass jeder neue Weg –
und mag er noch so schwer sein – ein Weg ist, den du mitgehst,
ein Weg, der einem das Kreuz zwar nicht erspart,
der aber ganz gewiss zur Auferstehung führt.


 

 

MEDITATION

Jesus entdecken - aufmerksam werden

staunen wie ein Kind - mit ihm gehen

hören, was er sagt - sehen, was er tut

wissen wollen, wo er wohnt - sich betreffen lassen

eine Geschichte mit ihm haben

mit seinen Augen sehen, mit seinen Ohren hören

mit seinen Worten beten,

merken, wie Angst schwindet

spüren, wie Vertrauen wächst

ansteckend glauben lernen

erleben, dass Hoffnung trägt

sich lieben lassen und wieder lieben.                                             Eleonore Beck

 

 

Zitat (2009) - ... auch wenn ich ihn nicht sehe

Ich glaube an die Sonne,
     auch wenn sie nicht scheint.
Ich glaube an die Liebe,
     auch wenn ich sie nicht spüre.
Ich glaube an Gott,
     auch wenn ich ihn nicht sehe.

(anonymer Text aus dem Warschauer Getto)

Spuren
am Meer
Spuren im Sand
klar erkennbar
morgen verschwunden
Immer schon
schlagen die Wellen an den Strand
unbeeindruckt vom Fortgang der Zeit
unbeeindruckt von menschlichem Handeln
Warum fühlen wir uns so wichtig
Warum glauben wir, wir könnten die Welt beherrschen
Wir hinterlassen Spuren im Sand
klar erkennbar
morgen sind sie verschwunden

Hinterlassen wir Spuren in den Herzen
Spuren der Liebe
die bleiben

Und blicken wir aufs Meer
Immer schon schlagen die Wellen an den Strand
unbeeindruckt vom Fortgang der Zeit
Nehmen wir uns nicht so wichtig
Schauen wir auf die anderen
Spuren in den Herzen
Spuren der Liebe
die bleiben

 

Edith Furtmann 2024.

 

 

DER HOLZWEG

Lothar Zenetti

Zugegeben,
wir sind auf dem
Holzweg,
wenn wir ihm folgen:

Auf diesem mühsamen Weg
vom Holz der Krippe
im ärmlichen Stall
zum Holz des Kreuzes,
dem Marterpfahl,
an dem er litt.

Dazwischen
der harte Alltag des
Zimmermanns: Holz,
Balken und Latten ringsum.
Bretter, die die Welt
bedeuten. Das war
seine Welt. Holzgeruch
über Jahre hin.

Und nun also ich:
mit dem Brett
vor dem Kopf und dem
Balken im Auge.
Und ich (lacht nur),
ich will ihm nachgehn.

Aus: Lothar Zenetti, Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2007.

ICH KANN DIE WELT NICHT VERWANDELN

Bruno Griemens

Ich kann den Hass nicht besiegen,
nicht den Krieg, nicht die Armut,
nicht den Hunger, nicht die Einsamkeit,
nicht die Krankheit und nicht den Tod.
Doch ich kann
die Hand zur Versöhnung ausstrecken,
Vergeltung unterlassen,
von meinem Reichtum etwas abgeben,
auf übermäßigen Konsum verzichten,
unvoreingenommen auf Menschen zugehen,
da sein, wenn ich gebraucht werde.
Das alles hebt die Welt nicht aus den Angeln,
macht sie aber allemal menschlicher.
Ich will nicht aufgeben,
diese kleinen Schritte zu gehen,
weil ich an ihre Wirkung glaube.

Aus: Bruno Griemens, online tot he he@ven. Jugendgebete. Butzon & Bercker Verlag / Verlag Haus Altenberg, Kevelaer 2012 (2009).

GESPRÄCH AM DREIKÖNIGSTAG

Ilse Pauls

Sterndeuter wollten wir sein
den richtigen Weg finden
die eine Wahrheit suchen -
rein wie Gold
das Gebet finden -
heilsam wie Weihrauch
bittere Myrrhe des Leidens
in Tränen verwandeln
ankommen wollten wir
im Geheimnis des Lebens.

Aus: Ilse Pauls: Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, Stolzalpe 2013.

 

Helene Renner (2019)

Meine Zeit steht in deinen Händen

Guter Gott, ein neues Jahr liegt vor uns
Geschenk des Lebens - Geschenk deiner Liebe
es ist nicht selbstverständlich dieses neue Jahr
Pläne und Hoffnungen
Angst und Mutlosigkeit
Termine und Begegnungen
Enttäuschungen und Zuversicht -
was wird dieses Jahr für uns sein?

Du rufst uns heraus aus dem Dunkel der Nacht
du schenkst Licht, du öffnest die Zeit
vertraust uns Tage, Stunden, Minuten an

hilf uns behutsam und liebevoll, sorgsam und behütend
mit dieser Zeit umgehen, keine Stunde kehrt zurück
lass uns die Zeit nützen - aber uns nicht von ihr gefangennehmen
lass uns die Zeit verschenken - aber nicht verschleudern
lass uns die Zeit genießen - aber uns nicht in ihr verlieren

gib unseren Tagen, unseren Stunden und Minuten dein Gesicht
hinterlasse deine Spuren, begleite uns jeden Tag
zeichne dich ein in unser Mühen und in unsere Freude
sprich dein gutes Wort über Angst und Vertrauen

sei du der Herr unserer Tage
unserer Stunden und Minuten
segne unser Tun und Lassen
segne du unser Jahr

 

SEGEn für das Neue Jahr

Zitat (2009)

Der Herr,
aus dessen Hand du kommst,
der dein Vater ist,
segne dich,
er lasse dich gedeihen
und wachsen an Leib und Seele.
Er behüte dich
vor Angst und Gefahr
und allem Argen.
Er lasse sein Angesicht leuchten über dir,
wie die Sonne über der Erde
Und sei dir gnädig,
vergebe dir deine Schuld
und mache dich frei.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich,
er schaue in Liebe auf dich
und tröste dich.
Er gebe dir Frieden,
das Wohl des Leibes
und das Heil der Seele.
So will es der Herr.
So gilt es in Zeit und Ewigkeit.
So gilt es für dich.
Und so segne euch der mitgehende Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist

(Aaron-Segen nach Jörg Zink)

LEGE DEINE HAND IN GOTTES HAND

Aus China

Ich sagte zu einem Engel,
der an der Pforte des neuen Jahres stand:
“Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes
Der Ungewissheit entgegengehen kann.“
Aber der Engel antwortete:
“Geh nur hin in die Dunkelheit
und lege deine Hand in die Hand Gottes.
Das ist besser als ein Licht
und sicherer als ein bekannter Weg.“

Worte einer chinesischen Christin. Aus: Eva Dicks (Hg.), Es kam ein Engel hell und klar. Ein Lesebuch zu Advent und Weihnachten, Kevelaer: Verlag Butzon & Becker 2005, Topos plus Taschenbücher 562.

 

 

BETHLEHEM

Wilhelm Gössmann

Abseits der Menschenwelt
bei einer Viehherde
in der Krippe
geboren

Jubel und Glanz
aus der Höhe
und Gesänge des Friedens
über der ganzen Erde

Hirten -
die das Menschenleben
aus den Ängsten der Tiere kennen

Magier -
die das Menschenleben
aus dem Lauf der Gestirne deuten

Beschnitten
nach jüdischem Brauch
freigekauft im Tempel
mit zwei Turteltauben

Abseits der Menschenwelt
bei einer Viehherde
in der Krippe
geboren

Wozu er heranwuchs -
verborgen
unverschwendet
tiefstill

Aus: Wilhelm Gössmann, Es weihnachtet sehr. Weihnachten mit der Poesie entdecken. Topos plus Verlagsgemeinschaft, Kevelaer 2001.

 

STERNSTUNDEN DER MENSCHLICHKEIT

Pierre Stutz

Du lässt dich ein auf unsere Welt,
bekräftigst uns hinter den vielen Lichtern
unsere Sehnsucht nach Geborgenheit zu erkennen.

Du lässt dich finden in unseren Städten
öffnest die Augen für die Vereinsamten
holst uns heraus aus dem hektischen Gefangensein

Du schaffst vertrauensvolle Augenblicke
schenkst uns Sternstunden der Menschlichkeit
die zum Innehalten und Aufatmen bewegen

Weihnachten ist das Fest
des geschenkten Lichtes.
Wir feiern einen herabgestiegenen Gott,
der uns durch seine Menschwerdung beschenkt
mit seiner zärtlichen Nähe,
seiner Sympathie in schweren Stunden
seinem Lachen und Weinen
seiner Spur zur Ewigkeit.

Verwandle unsere Ohnmacht

Christus, dich suche ich
in den Augen der Menschen
in der Stille beim Wandern
im Lächeln der Kinder
im Anstoßen beim Fest
im Brechen des Brotes
im Schreien der Verzweifelten
in der zärtlichen Umarmung
im mutigen Einsatz für Gerechtigkeit

Komm und verwandle unsere Ohnmacht
mit deinem Licht der Hoffnung
alle Tage unseres Lebens.

Aus: Pierre Stutz, Meiner Hoffnungsspur folgen, Der Begleiter durchs Jahr, Stuttgart 2005.

 

 

 

 

 

SEGENSWORTE

unbekannte Herkunft

Gott,
die Nahtstellen meines Lebens will ich beachten,
weil du mir nahe kommst.
Gott, die Randerscheinungen meines Lebens will ich würdigen,
weil du dich auch dort zeigst.
Gott, die Engpässe meines Lebens will ich annehmen,
weil ich dann nicht mehr an dir vorüberkomme.
Gott, die Begrenzungen meines Lebens will ich verstehen als Stellen,
an denen du mich berührst.
Gott, sogar die Nullpunkte unseres Lebens werden so zu Wendemarken,
an denen du mit mir Neues beginnst.

 

 

Adventzeit

 

 

Rudolf Leicht (2017) -

 

Wie Maria

Wie Maria
mich in der Erde verankern,
die den schweren Körper verlässlich trägt.
Mich dem alltäglichen Auftrag hingeben
und dem dunklen Sog widerstehen.
Umhüllt und hinaufgezogen
von göttlichem Blau.
Wie Maria
meine Augen verschließen
vor trügerischen Bildern,
um jenes wahre Inbild zu sehen,
das Gott behutsam in mich gelegt hat.
Dem „Aber“ aller Einschränkungen
ein klares „Ja“ entgegenhalten.
Wie Maria
meine Hände öffnen,
dem Gotteskind hingehalten,
der himmlischen Fülle entgegengestreckt,
um sehnsüchtig zu empfangen
die Fülle der göttlichen Gaben
und sie an die Welt zu verschenken.

Angelika Daiker

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Helene Renner (2020)

 

Wenn ich im Dunkeln bin
und niemandem dafür
die Schuld zuweise

Wenn ich das Dunkel zulasse -
und nicht davor fliehe

Wenn ich das Dunkel aushalte
und dabei die Hoffnung nicht verliere

Wenn ich das Dunkel ertrage
und trotzdem die Liebe leben lasse

Wenn ich das Dunkel achte
weil ich selbst ein Teil des Dunkels bin

Wenn ich vor dem Dunkel
nicht zurückschrecke
aus Mut zum Leben

Dann leuchtet
mitten im Dunkel
ein Licht auf
das den Weg weist

mir und dir

 

 

Gabi Ceric (2011)

Gott meiner Freude
Du schenkst mir Freude
Keine solche, die man sich aufsetzen kann
Eine Freude, die von innen kommt
Deine Freude ist es
bei den Menschen zu sein
Du hast mir deinen Sohn geschenkt
Jesus Christus
In der Gestalt des Brotes
habe ich ihn verinnerlicht
wird er zu einem Teil von mir
wie ich in der Taufe Teil von ihm geworden bin
Leib Christi
Das ist ein guter Grund zur Freude
An diesem Tag
Dass ich aus Ihm leben darf
und durch Dich und Dein Heil
Darum freue ich mich
Heute
und auch morgen
so hoffe ich.

  • MEDITATION    --     Nachfolgen

    1. Nachfolgen heißt: Ihm folgen, ihm ähnlich werden, unterwegs sein,

    Hand anlegen, hingeh‘n und nicht warten, bis wer kommt,

    heißt zu lieben, nicht nur von Liebe reden und die Menschen übersehen,

    sehn, was jemand grad jetzt braucht, es ihm geben, ihm helfen, neu zu leben, keine Unterschiede machen, machen, dass sich Brot vermehrt.

     

    2. Nachfolgen heißt: Ihm folgen, ihm ähnlich werden, ihm leben,

    Menschen nicht aufgeben, ihnen täglich nahe sein.

    In Winkeln, in Hütten, Häusern, Gassen, in Wäldern und auf Straßen,

    machen, dass die Not vergeht, heißt dorthin geh'n, wo andre nicht hinblicken,

    in Schluchten der Fabriken, in Wüsten aus Beton.

     

    3. Nachfolgen heißt: Ihm folgen, ihm ähnlich werden, heißt heilen,

    miteinander teilen, das, was jeder braucht, heißt dienen, sich kleinmachen und bücken,

    heißt in den Spiegel blicken und sich ehrlich sehn,

    heißt täglich "Gott, hier bin ich" sagen und immer wieder fragen: "Was soll ich für dich tun?"

    Strube-Verlag, München-Berlin

     

     

     

     

     

     

    DIE AUFGABE

    Anthony de Mello

    Als einige seiner Schüler einen weltbekannten geistlichen Begleiter mit Lob bedachten, hielt sich der Meister zurück.
    Als man ihn später nach dem Grund fragte, sagte er: "Der Mann übt Macht über andere aus - er ist kein geistlicher Begleiter."
    "Worin besteht dann die Aufgabe eines geistlichen Begleiters?"
    "Zu inspirieren, nicht Vorschriften zu machen", sagte der Meister. "Wach zu machen, nicht zu nötigen."

    Aus: Anthony de Mello, Eine Minute Unsinn. Herder 1993.

     

     

    Erntedank

    DANK

    Rainer Bareis

    Einen Dank an alle Leute, die immer für mich sind,
    einen Dank an alle, die mir ein nettes Wort schenken,
    einen Dank an alle, dir mir ein Lächeln schenken,
    einen Dank an alle, die mir zuhören,
    einen Dank an alle, die mit mir lachen,
    einen Dank an alle, die mich kritisierten,
    einen Dank an alle, die meine schlechten Eigenschaften kennen
    und by Browse to Save">trotzdem meine Freunde sind.
    Einen ganz großen Dank an all meine by Browse to Save">lieben Freunde!

    Aus: Mascha Kaléko, Mein Lied geht weiter, Hundert Gedichte, DTV München, 7. Aufl. 2008.

  • GELIEBTE ERDE

    anonym

    Ich liebe dich, Erde,
    mit allem, was auf ihr lebt.
    Gott hat dich geschaffen.
    Ich liebe dich, Erde,
    denn Gott hat dich sehr schön gemacht
    mit deinen Bäumen, Blumen und Tieren,
    mit deinen Menschen.
    Ich liebe dich, Erde,
    Gott erhält dich noch immer in seiner Treue.
    Trotz aller Zerstörung,
    die wir angerichtet haben auf dir,
    trotz Krieg, Gewalt und rücksichtslosem Ausrauben
    wird es noch immer Frühling und Sommer,
    Herbst und Winter,
    kommt immer ein neuer Tag
    nach dem Dunkel der Nacht.
    Ich liebe dich, Erde.
    Darum will ich liebevoll leben lernen
    und Verantwortung übernehmen für Gottes Schöpfung.

    (Graffito an der ehem. Berliner Mauer)

    Quelle: Dein Wort. Mein Weg. Alltägliche Begegnungen mit der Bibel 3/14.

  • MEDITATION : Ist ein Denar genug? 

    Der Herr ließ den Arbeitern den Lohn auszahlen.
    Vom letzten bis zum ersten einen Denar pro Mann.
    Da murrten die ersten, denn sie hatten zwölf Stunden gearbeitet,die letzten dagegen nur eine.

    Da ließ der Herr einen von den ersten vortreten und sagte:
    Sieh dir deine Kameraden von der ersten Stunde an.
    Lauter Burschen wie du selbst: jung, kräftig, muskulös.
    Sie heben zwei übervolle Körbe auf einmal und spüren kaum das Gewicht.
    Und sieh dir an, die in der elften Stunde gekommen sind.
    Keiner wollte ihnen Arbeit geben, denn sie sind alt und ausgemergelt ...

    Ich sage dir, sie haben sich in einer Stunde nicht weniger angestrengt als du in zwölf.
    Und wenn ich ihnen dafür einen Denar gebe genau wie dir,

    dann findest du das ungerecht?

     

    Herr, sagte einer, der in der letzten Stunde kam, du bist ein guter Herr.
    Und der Herr erwiderte und wandte sich dabei an den Jungen:
    Kann ein guter Herr ungerecht sein? Oder ein böser gerecht?
    Gerechtigkeit setzt Gutsein voraus. Willst du mich tadeln, weil ich gut bin?

    Meine  Gerechtigkeit  ist keine, die Vergleiche zieht ...

     

    Da sagte jener, der in der elften Stunde kam: Herr, es ist tröstlich, dass du auf uns Menschen schaust und nicht auf die Menge der Trauben, die wir in deine Keller gebracht haben ... 

  • (Margh Malina in: „Engel haben schmutzige Flügel“, St. Gabriel)

     

  • Ich weiß, dass du mich liebst

    1

Helene Renner (2020)

Ich weiß, dass du mich liebst, mein Gott
trotz meines Versagens und meiner Schuld
denn du bist gütig und barmherzig
mit allen, die zu dir kommen

Gütig und barmherzig
will auch ich sein
wenn ich von hier weggehe
barmherzig und geduldig
mit meiner Familie, meinen Freunden
auf meinem Arbeitsplatz

Wenn es mir schwer fällt
geh du mit mir
damit dein Geist mich antreibt
wo Versöhnung notwendig ist
und mich bestärkt
wo mein Stolz mich abhält
ein Wort der Vergebung zu sagen

Ich weiß
an deiner Hand
Gott
wird es mir gelingen

  • 1

Helene Renner (2020)

Liebender Gott
väterlich und mütterlich
nahe allen Menschen

Du forderst uns auf
deine Liebe dorthin zu tragen
wo Arme erniedrigt werden,
Freude dorthin
wo die Kirche mutlos geworden ist,
Versöhnung dorthin
wo Menschen sich voneinander entfernt haben,
Frieden dorthin
wo Gewalt und Krieg das Leben bedrohen,
Hoffnung dorthin
wo die Angst alles lähmt.

Bahne du uns diesen Weg
den Weg zu den Menschen
den Weg zu mehr Liebe
zu Frieden und Versöhnung
zu Hoffnung und Freude
den Weg zur Gemeinschaft in Christus


MUT

Hans Joachim Remmert

Wozu braucht es Mut?
Zu leben.
Heute zu leben als ein denkender Mensch, der nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst für seine Taten verantwortlich macht.
Es braucht Mut, in dieser Welt, die wohl an den verheerenden Folgen unserer Zivilisation und Bequemlichkeit zugrunde gehen wird, mit der hoffnungslosen Hoffnung weiterzuleben, dass es vielleicht doch noch besser werden könnte.
Es braucht Mut, sich dieser Realität zu stellen mit all ihren Konsequenzen.
Es braucht Mut, den Kopf nicht einfach in den Sand zu stecken und zu resignieren, sondern mit der eigenen Kraft zu versuchen, die bestehende Zustände zu ändern.
Es braucht Mut, in einer Welt zu leben, in der Unfähige, Alte und Kranke keinen Platz haben dürfen. In einer Welt zu leben, die uns die Vereinsamung des Menschen gebracht hat und deren einziges Ziel Produktion und Absatz ist.
Es braucht Mut, dies alles zu wissen und mit dem Gefühl der Ohnmacht weiterzuleben, daran jemals etwas ändern zu können und trotzdem nicht hoffnungslos zu sein.
Das braucht Mut.

Christoph, 17 J.

Christoph, 17 J. in: Hans Joachim Remmert, Firmung vorbereiten, Ein Werkstattbuch, Freiburg 1995.

SEGNEND MITFÜHLEND DA SEIN

Pierre Stutz

Segnend mitfühlend da sein
den Tieren mit Respekt begegnen
weil sie beseelt sind
Ausdruck des Ursegens Gottes

Segnend-mitleidend dasein
den Fremden mit Achtung begegnen
weil die Schöpfung keine Ausländer kennt
sondern nur Mitmenschen wie dich und mich

Segnend-Iebensfroh dasein
mit allen Sinnen
sich zum Lebenstanz anstiften lassen
in staunender Dankbarkeit

Aus: Pierre Stutz, Atempause für die Seele. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004.

DANK

Rainer Bareis

Einen Dank an alle Leute, die immer für mich sind,
einen Dank an alle, die mir ein nettes Wort schenken,
einen Dank an alle, dir mir ein Lächeln schenken,
einen Dank an alle, die mir zuhören,
einen Dank an alle, die mit mir lachen,
einen Dank an alle, die mich kritisierten,
einen Dank an alle, die meine schlechten Eigenschaften kennen
und by Browse to Save">trotzdem meine Freunde sind.
Einen ganz großen Dank an all meine by Browse to Save">lieben Freunde!

Aus: Mascha Kaléko, Mein Lied geht weiter, Hundert Gedichte, DTV München, 7. Aufl. 2008.

FEST - Verklärung des Herrn

HOCHSCHAUBAHN DES LEBENS

Ilse Pauls

Zuerst langsam bergauf –
bis die Aussicht wunderbar,
aber keine Zeit zum Genießen –
sofort hinabgestürzt werden
ins Tal der Todesnachrichten
ins Tal der schlaflosen Nächte
ins Dunkel der Zweifel
hin-und hergeworfen
von einer Meinung zur anderen
in Streitgespräche gestoßen
in dunkle Nächte.
Letztlich weich landen
aussteigen
deine Schrecken beruhigen
das Herzklopfen beruhigen
niemals mehr
so hoch hinaus wollen.

 

Ilse Pauls, unveröffentlicht.

 

HERR, NIMM AUCH UNS ZUM TABOR MIT

Peter Gerloff

Herr, nimm auch uns zum Tabor mit,
um uns dein Licht zu zeigen!
Lass unsre Hoffnung Schritt um Schritt
mit dir zu Gott aufsteigen.
Du wirst auch uns verklären,
Herr der Herren.
 
Lass leuchten deine Herrlichkeit,
von der die Seher künden!
Mach uns für Gottes Reich bereit,
wo alle Mühen münden.
Du wirst auch uns verklären,
Herr der Herren.
 
Dann geh mit uns vom Berg hinab
ins Tal der Alltagssorgen
und sei uns Weg und Wanderstab
durchs Kreuz zum Ostermorgen.
Du wirst auch uns verklären,
Herr der Herren.

 

Peter Gerloff in: Gotteslob Katholisches Gebet- und Gesangbuch (363).

17. Sonntag

 

 

MEDITATION  - Wenn ich heute lebe

 

Ich will planen und träumen - hinein in eine neue Welt -

dein Reich komme!

 

Deine Botschaft gebe meinem Geist Flügel -

aber nicht für morgen, Vater!

 

Die Perlen des Lebens - Wärme - Zärtlichkeit – Nähe, Vater.

 

Den Schatten des Lebens gebe er mir - damit ich heute leben kann.

 

Dein Reich - es wird schon kommen - wenn ich heute lebe.

Ich will eine neue Welt!

 

Beginne heute – Perlen des Lebens zu verschenken!

 

Michael H.F. Brock

 

 

 

 

 

 

 

 

16.Sonntag

Kleiner Katechismus der Nächstenliebe

 

Ich möchte dich lieben, ohne dich einzuengen;
dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten;
dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen;
zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen.

Ich möchte dich einladen, ohne Forderungen an dich zu stellen;
dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen;
von dir Abschied nehmen, ohne Wesentliches versäumt zu haben;
dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich für sie verantwortlich zu machen.

Ich möchte dich informieren, ohne dich zu belehren; dir helfen, ohne dich zu beleidigen;
mich um dich kümmern, ohne dich verärgern zu wollen;
mich an dir freuen, so wie du bist.

aus England; zit. Nach: Werkmappe Jugendgottesdienste, Innsbruck 1997

 

 

 

 

15. Sonntag

  • 1

Helene Renner (2020) - Ackerboden sein

Ackerboden sein
fruchtbar und schwer -
aufnahmebereit
für Gottes Wort

Ackerboden sein
kraftvoll und offen -
aufnahmebereit
für den Samen Gottes

Ackerboden sein
Steine und Felsen wegräumen -
freudig aufnehmen
und wachsen lassen

Ackerboden sein
hören und verstehen
was Gott von mir will -
und Frucht bringen

hundertfach

 

 

 

 

 

 

 

14. Sonntag

 

 

Nach jahrelanger Mühe und Arbeit hatte ein Mann sein Haus fertig gebaut. Ein Neider sagte zu ihm: "Wie kannst du in so unruhigen Zeiten noch ein Haus bauen? Meinst du, uns könne nicht ein schweres Erdbeben treffen oder eine Flut, die dein Haus von den Grundmauern her aufschwemmt?"

Der Mann entgegnete: "Ich habe mein Haus auf gutem Grund gebaut."

"Bist du dir sicher", begann der andere wieder, "dass eine Feuersbrunst oder Explosion nicht diese ganze Straßenzeile einäschern könnte?"

"Ich habe es auf gutem Grund gebaut", meinte der Mann wieder.

"Aber es kann doch auch bei uns wieder ein Krieg kommen, wer hätte das im Irak noch für möglich gehalten, von Atomraketen ganz abgesehen!?"

"Ich habe mein Haus auf gutem Grund gebaut", erwiderte der Mann stoisch, und mit einem Lächeln fügte er hinzu: "Und zwar auf Gottvertrauen!" (nach Max Rösler)

 

 

 

 

 

 

 

13. Sonntag im Jahreskreis

 

  • 1

Helene Renner (2020)

Nichts ist wichtiger
als eine gute Beziehung zu Gott

Dieser guten Beziehung
steht oft viel im Weg

Unsere Geschäftigkeit
unser Leichtsinn
unsere Feigheit vor Entscheidungen
unsere verschobenen Rangordnungen
unsere Zweifel
unser Unglaube

aber
nichts soll in unserem Leben
wichtiger sein
als eine gute Beziehung zu Gott

Gott
lass uns unseren Leichtsinn überwinden
unsere Geschäftigkeit überdenken
unsere Feigheit durch Mut ersetzen
unsere Zweifel dir anvertrauen
und unseren Unglauben
in Vertrauen verwandeln

Gott
hilf uns zu einer neuen Rangordnung
damit die Beziehung zu dir wachsen kann

 

 

 

 

 

 

11. Sonntag im Jahreskreis

 

EIN KLEINES STÜCK DEN HIMMEL ÖFFNEN

Beatrix Senft

so viele Menschen

müde
und
erschöpft

ohne Orientierung
entwurzelt
getrieben von den Dämonen der Zeit

mit Trauer
um vieles
was gestorben
und ab-gestorben ist

mit Sehnsucht
nach HEIL

und auch wir
sind gefordert
von IHM

„Geht und verkündet:
Das Himmelreich ist nahe.“

auch wir sind gefordert
heilend zu begegnen
Abgestorbenes zum Leben zu rufen
Isolierte zu integrieren
vor den Dämonen nicht zu flüchten
sondern uns ihnen zu stellen

wir sind gefragt
im täglichen Begegnen

in den kleinen Momenten

wo wir ein kleines Stück
den Himmel für andere
öffnen dürfen

und Hoffnung schenken

 

                                                                                                                            Beatrix Senft

 

MANTRA

Beatrix Senft

Meine Sehnsucht, o Herr:
heil möchte ich sein.
Schenke Heilung, o Herr,
Heilung aus DIR.
Schenke Heilung auch mir.

 

Beatrix Senft

 

Herz Jesu Fest

DU

Ilse Pauls

DU  
Du  bist die  Mitte
Einatem Du
Ausatem Du
Freund
innerster Du
heilender Tröster Du
Mittelpunkt
der Mitte
aller Zellen Du
Mitte der
Atomkerne Du
ewige Zwiesprache Du
schweigende Anwesenheit Du
ewiges Wort Du
Besieger des Todes Du
ewig Ankommender Du
Du

 

Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. 2014,  Nachdruck  Mails & More, A-3441 Baumgarten.

 

 

 

 

 

 

 

Fronleichnamsfest

 

WIR BRINGEN DIR UNSER LEBEN

Andrea Schwarz

Wir bringen dir das Brot unseres Alltags
das nicht immer leicht zu leben ist
manchmal ist es hartes Brot
Leben ist nicht immer einfach
das Brot unseres Alltags
sind auch die Körner die zermahlen werden
das sind die Träume die sterben müssen
und Pläne die durchkreuzt werden
Hoffnungen die nicht erfüllt werden
das ist Mühsal und Arbeit
und das ist unser Hunger und unsere Sehnsucht

Unser Leben ist manchmal so leer wie der Kelch
der jetzt auf dem Altar steht
wir haben den Sinn verloren
wir wissen nicht mehr weiter
wir spüren unsere Einsamkeit
und manchmal ist unser Leben ein Schrei danach
von dir gefüllt zu werden

Und dann sehnen wir uns danach
dass du den Wein des Lebens in uns eingießt
dann sehnen wir uns danach
dass du uns erfüllst
mit Leben und Lebendigkeit
mit Lebensfreude und Lebensfest
und dann wünschen wir uns
das Leben das du uns verheißen hast
den Wein der Freude
das Fest das du uns zugesagt hast

 

Aus: Andrea Schwarz, Du Gott des Weges segne uns. Gebete und Meditationen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.

 

 

Dreifaltigkeitssonntag

BITTE UM ERKENNTNIS GOTTES

Walter Kühnelt

Getreuer, heiliger Gott
und Vater,
verleihe mir Vernunft,
dich zu erkennen;
Gefühl, dich zu empfinden;
Geist, dich zu verstehen.
Gib mir Eifer,
dich zu suchen;
Weisheit, dich zu finden;
Begierde, dich zu lieben.
Schenke mir ein Herz,
das über dich nachsinnt,
und Taten, die dich großmachen.
Gib mir Augen, dich zu sehen;
Ohren, dich zu hören;
eine Zunge, dich zu verkündigen.
Gewähre mir Geduld,
auf dich zu warten,
deine heilige Gegenwart,
ein seliges Ende
und das ewige Leben.

Aus: Breite deinen Frieden in mir aus. Gebete der Religionen. Zusammengestellt und kommentiert von Walter Kühnelt. Verlag St. Gabriel, Mödling Wien 1989.

 

 

 

Pfingsten

 

ERLEUCHTE UNSERE AUGEN, HEILIGER GEIST

erzdioezese-wien.at

Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden
für die Wunder deiner Schöpfung, deiner Güte und Liebe.
Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden für die Dunkelheiten und Leiden in unserer Welt.
 
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
dass wir nicht taub werden für dein Wort und deine Wahrheit.
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
für die Bitten und Stimmen von Menschen und ihre Schreie der Not.
 
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
Tag für Tag deinen Willen erkennen und in
deinem Licht das Licht sehen.
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
die Geister zu unterscheiden lernen.
 
Erhelle unser Herz, Heiliger Geist,
damit wir lieben was wahrhaft und gerecht ist und
in allem, was wir lieben, dich lieben.
 
Hülle uns ein in dein Licht und deine Wahrheit,
dass wir uns senden lassen in diese Welt, dir lobsingen
und die Kraft deiner Auferstehung feiern. Amen.

Website der ED Wien

GEBET ZUM HEILIGEN GEIST

Antony Kolencherry MSFS

Heiliger Geist,
eins mit dem Vater und dem Sohn,
deine schöpferische Kraft erfüllt das All mit Glanz und Herrlichkeit.
Atme in mir deinen Atem des Lebens, der Weisheit und der Menschlichkeit,
damit ich Zeuge von deiner unendlichen Güte bin.
Dein lebendiges Feuer möge mich beflügeln,
mein Inneres durchdringen,
mich erwärmen und heiligen.
Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe,
damit ich das Böse besiege,
die Angst überwinde,
Freundschaften schließe
und zur Versöhnung beitrage.

Heiliger Geist,
du Feuer und Flamme,
hilf mir, die Liebe zu entzünden,
die Herzen zum Glühen zu bringen,
den Geist zu erfrischen und die Sinne zu erfreuen.
Beschenke mich mit deinen himmlischen Gaben
und verwandle mich, damit ich umkehre, wo Umkehr notwendig ist,
und neu beginne.
Leite mich auf den rechten, ebenen Pfaden
und mache mich zum Werkzeug deines Friedens,
damit ich in den Familien und Gemeinden der Einheit und Eintracht diene.

Heiliger Geist,
ich danke dir, dass ich bei dir so wunderbar geborgen bin.
Sei gepriesen heute und in alle Ewigkeit. Amen.

P. Antony Kolencherry MSFS, Kloster Visitation, 4500 Solothurn, Schweiz.

DAS PFINGSTWUNDER

Ilse Pauls

Zuerst -
Worte - falsch verstanden
als Waffen gebraucht
um Recht zu haben
als Todesurteile.

Es geschehen Wunder:

Worte - die wärmen,
trösten
Schmerzen lindern,
heilen -
Worte
machen Mut.

 

Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.

 

7. Sonntag in der Osterzeit


VERHARREN

Beatrix Senft

sie alle verharrten
hielten inne
in dem
was in ihrem Leben
Bedeutung hatte

stellten sich
ihren Zweifeln
und
Anfragen

war alles zerschlagen
oder
durften sie der neuen Hoffnung
trauen

gaben nicht einfach auf

mussten
in einer neuen Wirklichkeit
ankommen

stockend
starr in der Bewegung
brauchten
ein Ver-weilen
ein Ein-halten
ein Inne-halten

woran noch glauben
worauf kann noch gesetzt werden

ausharren
mit allen
Schwestern und Brüdern

in ihrem Suchen
in ihrem Sehnen

gemeinsam bitten

einmütig betend
dass
der neue Weg sich öffnet
neue Kraft -
heilige Kraft -
zugesandt wird

die Zeit
abwarten
bis sie „reif“ ist

nicht nur einen Moment
nein
eine ganze Zeit

und dann

den Zuspruch erhalten
die Geisteskraft empfangen
den Weg erkennen

und

verkündend
sich aufmachen in die Welt

DAMALS

und HEUTE????

 

Beatrix Senft 2023.

 

SICH SAMMELN ALS GEMEINSCHAFT

Edith Furtmann

Nach Jesu Himmelfahrt rücken die Jüngerinnen und Jünger zusammen. Sie haben Angst vor dem, was geschehen könnte, und stärken einander im Gebet, Männer wie Frauen. Diese Zeit in der Kammer wird sie zusammenschweißen, auch wenn es Konflikte geben wird: der gemeinsame Verlust des Auferstandenen, die Sorge, wie es weitergehen kann, die Gebete um Beistand, den Jesus versprochen hat, in dem er seine Jüngerinnen und Jünger Gott anvertraut hat: das alles ist die gemeinsame Basis, auf der sie in die Welt gehen werden.

Hier zeigt sich, wie wichtig Gemeinschaft ist. Glaube im stillen Kämmerlein, allein, ohne Außenwirkung ist nicht das, was Jesu Nachfolge erfordert. Ja, es gibt sie, die Zeit zum Gebet, sicher auch die zum stillen Gebet allein. Aber es muss Folgen haben: die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden in die Welt ziehen und sein Wort verkünden. Es war eine Kirche im Übergang: sie mussten nun von sich aus tätig werden. Auch heute befindet sich unsere Kirche im Übergang: so, wie es bisher war, die Volkskirche gibt es nicht mehr und wird es auch nicht mehr geben. Neue Wege müssen gefunden werden. Deshalb denke ich: diese Gemeinschaft untereinander und in Jesus Christus unserem Bruder sollten wir suchen und zu leben versuchen, damit die Botschaft nicht im Dickicht der Strukturen und Kirchengesetze verloren geht.

 

 

 

WAS DIE KIRCHE AM DRINGENDSTEN BRAUCHT

Anthony de Mello

Die Kirche macht eine Zeit des Chaos und der Krise durch. Das ist nicht unbedingt schlimm. Eine Krise fordert zum Wachstum heraus. Das Chaos ist die Voraussetzung der Schöpfung, vorausgesetzt-und das ist eine gewaltige Voraussetzung - der Geist Gottes schwebt über ihm.
Was die Kirche heute am dringendsten braucht, sind nicht neues Recht, neue Theologie, neue Strukturen, neue Liturgien-sie alle sind ohne den Heiligen Geist ein leb- und seelenloser Leib. Wir benötigen verzweifelt jemand, der uns unser Herz aus Stein nimmt und ein Herz aus Fleisch gibt; wir benötigen wieder eine Infusion aus Begeisterung, Eingebung, Mut und geistlicher Kraft. Wir müssen ohne Entmutigung oder Zynismus zu unserer Aufgabe stehen, mit neuem Glauben an die Zukunft und an die Menschen, für die wir wirken. Mit anderen Worten: Wir brauchen eine neue Herabkunft des Heiligen Geistes. Um es noch konkreter zu sagen: Wir brauchen Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind.

 

Anthony de Mello

 

 

 

Christi Himmelfahrt

 

Weißt du wo der Himmel ist,
außen oder innen.
Eine Handbreit rechts und links,
Du bist mitten drinnen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so tief verborgen.
Einen Sprung aus dir heraus.
Aus dem Haus der Sorgen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so hoch da oben.
Sag doch ja zu dir und mir.
Du bist aufgehoben.
Wilhelm Willms

 

DEN HIMMEL BERÜHREN

Beatrix Senft

Den Himmel über mir:
Himmelskörper
Sterne
Sternschnuppe
Sternennacht
Mondnacht
sternenklar

Meine Augen berühren ihn

Mein einziges Himmelbild?

Hier und da – JA

Aber auch:
himmelschreiend - mit meinen Nöten
Wie auf Wolken schwebend –
                himmelhochjauchzend –
                in meinem Glück
Jemanden in den Himmel hebend -
Wie auf Wolken schwebend

GEFÜHLSLAGE HIMMEL

Abgehoben

Himmel – der sich geerdet hat
Himmel – der in Jesus eine Verbindung bekommen hat

Den wir erfahren dürfen:

Da, wo Menschen sich liebend begegnen
Da, wo 70x70 mal Verzeihung geschieht
Da, wo Menschen über Schatten springen
Da, wo ein gepeinigtes Herz zur Ruhe kommen kann
Da, wo Brücken gebaut werden - über alles Trennende hinaus
Da, wo der Schwache auch den Starken mitschleift
Da, wo die leere Hülle wieder Füllung findet

Da, wo ….

Genau da
verbindet sich der Himmel mit der Erde
zu einem großen
und neuen
Bild

Da berührt sich
Zeit
und
Unendlichkeit

DA berühren sich
Gott
und
Mensch   

 

Beatrix Senft, unveröffentlicht

 

 

UNVERWANDT ZUM HIMMEL SCHAUEN

Beatrix Senft

Unverwandt zum Himmel schauen.
Löcher in die Luft glotzen.
Warten, dass das Glück vom Himmel fällt
und eine höhere Macht schon alles richten wird.

Denn es ist uns ja zugesagt,
dass Jesus wiederkommt.
Also abwarten,
wird schon.

Heute würde wohl die Weisung der Männer in Weiß lauten:
            Was glotzt ihr noch so dümmlich zum Himmel,
            habt ihr es in zweitausend Jahren noch nicht verstanden,
            es ist euch alles vorgelebt,
            es ist euch schon alles verheißen.
            Also, lest, horcht,
kaut es in eurem Inneren immer wieder.
            Und dann krempelt endlich die Ärmel hoch
            und baut mit am Himmelreich Gottes -
            damit es schon auf-lebt im HIER und JETZT.

 

Beatrix Senft (2022)

 

 

6. Sonntag in der Osterzeit

 

DIE GUTEN BEKANNTEN

Eugen Roth

Ein Mensch begegnet einem zweiten.
Sie wechseln Förm- und Herzlichkeiten,
Sie zeigen Wiedersehensglück
Und gehn zusammen gar ein Stück.
Und während sie die Stadt durchwandern,
Sucht einer heimlich von dem andern
Mit ungeheurer Hinterlist
Herauszubringen, wer er ist.
Daß sie sich kennen, das steht fest,
Doch äußerst dunkel bleibt der Rest.
Das Wo und Wann, das Wie und Wer,
Das wissen alle zwei nicht mehr.
Doch sind sie, als sie nun sich trennen,
Zu feig, die Wahrheit zu bekennen.
Sie freun sich, daß sie sich getroffen;
Jedoch im Herzen beide hoffen,
Indes sie ihren Abschied segnen,
Einander nie mehr zu begegnen.

Aus: Eugen Roth, Ein Mensch. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1995.

DREI DINGE

Talmud

Drei Dinge sind es, auf denen die Welt beruht:
Das Gesetz,
der Gottesdienst,
die Werke der Nächstenliebe.

Aus dem Talmud


  • 1

Zitat (2011)

Verleihe uns, o Herr,
dass die Ohren, die deinen Lobpreis gehört haben,
verschlossen seien für die Stimme des Streites und des Unfriedens;
dass die Augen, die deine große Liebe gesehen haben,
auch deine selige Hoffnung schauen;
dass die Zungen, die dein Lob gesungen haben,
hinfort die Wahrheit bezeugen;
dass die Füße, die in deinen Vorhöfen gestanden haben,
hinfort gehen auf den Wegen des Lichtes;
und dass die Leiber, die an deinem lebendigen Leibe Anteil gehabt haben,
in einem neuen Leben wandeln.
Dir sei Dank für deine unaussprechliche Gabe.

(Malabar-Liturgie - Indien- 5. Jhdt.)

 

 

 

5. Sonntag in der Osterzeit

 

JESUS CHRISTUS

Anton Rotzetter

Wo die Erinnerung schweigt
wo die Bilder tot sind
wo die Vergangenheit verstummt
ist Jesus Christus
Neubeginn und Gnade

Wo der Verstand stumpf wird
wo die Grundbegriffe fehlen
wo man sich nicht mehr versteht
ist Jesus Christus
Wahrheit und Gnade

Wo der Wille fehlt
wo die Sehnsucht verschüttet ist
wo die Liebe leer ist
ist Jesus Christus
Liebe und Gnade


  • 1

Helene Renner (2020)

Jesus, du hast gesagt
ICH BIN DER WEG
dir nachfolgen heißt,
deinem Beispiel folgen,
deinen Weg gehen:
den Weg des Miteinander statt gegeneinander
den Weg zu den Menschen
den Weg gegen den Strom der Zeit
den Weg zum Kreuz
den Weg der Liebe.

Du hast gesagt
ICH BIN DIE WAHRHEIT
dir nachfolgen heißt, deiner Wahrheit glauben:
der Wahrheit der Güte und Größe Gottes
der Wahrheit der Erlösung von Sünde und Tod
der Wahrheit der Auferstehung
der Wahrheit des Geistes
der Wahrheit der Liebe.

Du hast gesagt
ICH BIN DAS LEBEN
dir nachfolgen heißt, nach deinem Beispiel leben:
ein Leben des Mitleids und der Anteilnahme
ein Leben der Verzeihung und der Versöhnung
ein Leben das nach Gottes Willen fragt
ein Leben der Liebe.

Lass uns auf dich schauen
lass uns dir nachfolgen
Bruder Jesus
der du WEG - WAHRHEIT - und LEBEN bist
damit unser Leben gelingt.

 

4. Sonntag in der Osterzeit

 

HÖR MAL

Beatrix Senft

Hör mal
Hör bitte mal
Du hörst mir jetzt mal zu
Du hörst auf das, was ich dir sage
Hörst du mir überhaupt zu

Hören
Wirklich hören
Empfangsbereit sein

Wahrnehmen
Wahrnehmen wollen
Hinhorchen
Hin-spüren
Erspüren wollen

Wichtigkeit geben
Teilhabe zulassen

Ganz Ohr sein,
schenkt dem Gegenüber Wichtigkeit,
gibt ihm einen Stellenwert.

Meine Schafe hören auf meine Stimme.

Höre ich???
Gebe ich dem, was ich höre, Wichtigkeit???
Setze ich wirklich auf SEIN Wort???
Wird es spürbar in dieser Welt???

Herr, öffne mich deinem Wort,
lass es schwingen in mir,
dass ich in die Welt gehe
und es liebend verkünde.

 

Beatrix Senft, 2022

 

DER GUTE HIRT

                                                                      Ilse Pauls

Er, der gut ist
der mich kennt
der mich führt
der immer da ist
der mir Speise gibt
zur rechten Zeit
Er wird mich auch
dorthin führen
in ein anderes Leben
mit sicherer Hand

 

 

 

 

 

 

 

3. Sonntag in der Osterzeit

 

ERINNERT EUCH!

Peter Köster

Wer nicht aufhört, zu trauen - mitten unter Misstrauischen,
wer nicht aufhört zu teilen - mitten unter Habgierigen,
wer nicht aufhört zu verzeihen - mitten unter Gehässigen,
wer nicht aufhört zu danken - mitten unter Undankbaren,
wer nicht aufhört, heimatlos zu sein - mitten unter Sesshaften,
der sucht Jesus nicht mehr unter den Toten ...
Erinnert euch ...!

GEBET

                                                                                                                                                   Ferdinand Kerstiens

Herr, bleib bei uns und allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn es Abend wird,
wenn Trauer und enttäuschte Hoffnungen
unser Herz verdunkeln.

Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn Fragen uns bedrängen,
wenn wir dich nicht mehr finden
im Gewirr unserer Zeit und unseres Lebens.

Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn wir unsere Schwachheit spüren,
wenn Alter, Krankheit oder Sucht
die Möglichkeiten des Lebens begrenzen.

Herr, bleib bei allen Menschen,
die hungern müssen und unterdrückt sind,
denen man die Menschenwürde raubt,
die ausgeliefert sind an die Mächte der Finsternis.

Sende ihnen und uns allen
Den Anfang neuen Lebens.

Aus: Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A, Edition Exodus, Luzern 2001

WAS UNSERER WELT FEHLT

Phil Bosmans

Was unserer Welt fehlt,
woran wir bitter Mangel leiden:
einfache, gute Menschen,
freundliche Menschen,
die fröhlich im Geschäft bedienen,
die am Schalter die Geduld nicht verlieren,
die im Verkehr nicht aus der Haut fahren,
die nicht in die Luft gehen,
wenn du einen Fehler machst.

Aus: Phil Bosmans; Vergiss die Freude nicht. Herder Verlag Freiburg - Basel - Wien 1976.

 
Segen am Sonntag der Barmherzigkeit
Gott mache die Tore deiner Seele weit
und öffne die Türen zu deinem Herzen,
dass die heilenden Kräfte dich durchströmen
und sich in dir ausbreiten können.
Gott breite in dir die Zweige der Hoffnung aus,
dass der Friede in dich einziehen kann
und deine Seele zur Ruhe kommt.  
(Christa Spilling-Nöker)

SEHT – ICH BIN DA

Beatrix Senft

in die Verschlossenheit
aller Zeiten
eintretend

sich immer wieder
berührbar machen
entblößen
zeigen

sich preisgeben

preisgeben
alle Verletztheit
alle Wunden

Frieden damit machen

ja
Frieden zusprechen

in Berührbarkeit
zum Glauben einladen

auch
die Ungläubigen
die Zweifler

zur Vergebung einladen
die Kraft der Überwindung
einhauchen

und senden

immer
und
immer wieder

sich zeigen
sich verschenken
in vielen Zeichen
in vielen Formen

bis heute

spürbar
be-greif-bar machend

ICH BIN DA
mitten unter euch

 

Beatrix Senft 2023.

 

WENN DIES ALLES VORÜBER IST,

Herkunft unbekannt

Wenn dies alles vorüber ist,
mögen wir nie wieder als selbstverständlich erachten:
Den Handschlag mit einem Fremden
Volle Regale im Supermarkt
Gespräche mit den Nachbarn
Ein überfülltes Theater
Freitag abends ausgehen
Den Geschmack des Abendmahls
Den Routine-Besuch beim Arzt
Das morgendliche Chaos, wenn die
Kinder zur Schule müssen
Kaffee mit einer Freundin
Die Gesänge im Stadion
Jeden tiefen Atemzug
Einen langweiligen Dienstag
Das Leben selbst.

Wenn dies alles endet,
mögen wir feststellen,
dass wir etwas mehr so geworden sind,
wie wir sein wollten,
wie wir sein sollten,
wie wir hoffen, sein zu können.
Und mögen wir auf diese Weise
besser zueinander sein,
weil wir das Schlimmste überstanden haben.

 

Übersetzung: Daniel Müller Thor

 

HOFFEN WIDER ALLE HOFFNUNG

Heinz Martin Lonquich

Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht.
Lieben, wo es beinah nicht mehr möglich,
damit die Welt auch morgen noch besteht

Fühlen, wo Gefühle sterben, Licht sehn da, wo alles dunkel scheint.
Handeln, anstatt tatenlos zu trauern,
trösten auch den, der ohne Tränen weint.

Wach sein, Zeichen klar erkennen, helfen trotz der eignen großen Not.
Aufstehen gegen Unrecht, Mord und Lüge,
nicht einfach schweigen, wo die Welt bedroht

Trauen dem, der uns gesagt hat: „Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit.“
Mit uns ist er auch in unserem Suchen,
bis wir ihn schaun im Licht der Ewigkeit

https://www.youtube.com/watch?v=RdJnfrwvtJI

 

Heinz Martin Lonquich nach Mt. 28,20 in: Lieder zwischen Himmel und Erde, Münster 6. Aufl. 2011.

 


Ostern - AuferstEhung

 

AUFERSTEHUNG ZUM LEBEN

Edith Furtmann

Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der Kriege herrschen und Gewalt?

Auferstehung ist da,
wo Menschen dagegen aufstehen
wo sie Frieden schaffen
wo sie sich der Gewalt entgegenstellen

Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der Menschen ausgegrenzt werden,
weil sie nicht den Normen entsprechen,
weil sie fremd sind,
weil sie nicht erfolgreich sind,
weil sie am Leben scheitern?

Auferstehung ist da,
wo Menschen sich kümmern
wo sie Menschen hineinholen ins Leben
wo sie helfen
ohne Ansehen der Person

Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der die Erde ausgebeutet wird
in der Wohlstand wichtiger ist
als die Zukunft der Schöpfung?

Auferstehung ist da
wo Menschen genau hinsehen
wo sie versuchen, die Welt zu schützen
wo sie sich einsetzen für die Zukunft
wo sie erkennen, dass Gottes Schöpfung
geschützt werden muss und
Leben sich ändern

Ostern – Auferstehung zum Leben
in dieser unserer Welt,
in der so vieles falsch läuft?

Auferstehung ist da
wo Menschen aufstehen
wo sie wissen,
dass es auf sie ankommt
diese Welt
zu einer besseren zu machen

Auferstehung ist da
wo Menschen Jesu nachfolgen.

 

                                                                                                                            Edith Furtmann

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen /Euch
ein gnadenreiches und gesegnetes Osterfest.

OSTERN – MUT ZUM LEBEN

Johann Pock, Hans Pock

Es braucht Mut
            um nicht mit der Masse mitzulaufen
            um aufzustehen und einzustehen
                        für die Entmutigten, Entmündigten, Mutlosen.

Es braucht Mut
            dem Tod in die Fratze zu lachen
                        nur aufgrund der vagen Hoffnung
                        dass er nicht das letzte Wort haben wird.

Manchmal braucht es auch Übermut
            im Wagnis von Veränderung
            beim Überspringen von Mauern
            und im Durchbrechen von Normen.

Mut ist die aktive Seite der Demut
            vor der Knospe, die stärker ist als Asphalt
            vor der gottgeschenkten Zeit
            und dem unverdienten Leben.

Ostern er-mutigt
            zu Sprüngen über ideologische Mauern

Ostern ist ein Fest des Übermuts
            angesichts aufbrechender Natur
            blühenden Frühlings
            und duftendem Leben

Und Ostern macht demütig
            im Wissen, dass das Leben Geschenk ist
            und dass Freude und Liebe
                        stärker sind als der Tod.

Johann Pock, Ostern 2017

 

GERETTET

Ingrid Penner

wir sind befreit
aus schuldhafter Verstrickung
nicht aus eigener Kraft
nicht durch menschlich erdachte Pläne
ohne moralisches Anforderungsprofil
ohne gemessene Frömmigkeitszeit
nicht selbst verdient
sondern geschenkt von Gott
einfach so
aus reiner Gnade
ohne Vorleistung
aus überfließender Liebe
göttlichem Heilsplan gemäß
unsere Herausforderung
es glaubend annehmen

Ingrid Penner

Ostermontag - Emmaus

Emmaus ist überall da
wo Menschen miteinander reden

Emmaus ist überall da
wo zwei oder drei miteinander unterwegs sind

Emmaus ist überall da
wo Resignation und Hoffnungslosigkeit
überwunden werden

Emmaus ist überall da
wo neue Anfänge gesucht werden

Emmaus ist überall da
wo wir offen und einladend sind

Emmaus ist überall da
wo wir Gott in unser Leben einladen

Emmaus ist überall da
wo wir miteinander feiern
und uns Kraft holen

Emmaus ist überall da
wo wir bereit sind umzukehren
und ihm
Jesus
nachzufolgen

Helene Renner (2020

 


KARFREITAG

                                                                                                                                                            Ilse Pauls

Wenn der Vorhang
unseres Lebens zerreisst -
was werden wir sehen?
Unsere Schuld?
Unsere Versäumnisse?
Das wird alles
draußen bleiben. -
Unsere Augen
werden übergehen ins Licht,
Du selbst wirst uns
die Tränen abwischen.
Selig sind die,
die geweint haben. -
Du wirst mich rufen,
und ich werde
Deine Stimme erkennen.
Du wirst mich
beim Namen rufen
und ihn zärtlicher sagen
als jemals ein Mensch -
und ich werde wissen:
Ich bin am Ziel.

Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d'Art - International, Klagenfurt 2009.

 

NEUANFANG

Edith Furtmann

Judas:
Verrat für dreißig Silberlinge

Petrus:
Auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen.

der eine – Verräter
der andere – Weggefährte, Vertrauter, Freund

Petrus
Ich kenne diesen Mann nicht!
Weggefährte, Vertrauter, Freund?

Jesu Tod am Kreuz
Ende

Oder Anfang?
Für wen?

Judas?
Petrus?
?

Wir alle:
mal Verräter
mal Weggefährten
mal Freund

Anfang für uns
für Judas
für Petrus

Immerwährender Neuanfang
das Alte bewahren
mit dem Neuen anfangen dürfen

Immer wieder neu
egal
ob Weggefährte
Freund
Verräter

Wir müssen nur wollen
Jetzt
und immer wieder

 

Edith Furtmann 2023.

 

 

 

KARWOCHENLITURGIE

Bernhard Bossert CSsR

Die Liturgien von Gründonnerstag bis zur Osternacht bilden das Zentrum des christlichen Glaubens. Im Grunde ist es eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist, voll von großen Symbolen, Gesten und Texten. Wir versuchen, die Essenz der drei Feiern erlebbar zu machen. Der Gründonnerstag ist der Auftakt zu den drei Österlichen Tagen. Christen erinnern sich an den Tag, an dem das letzte Abendmahl gefeiert wurde, dem die Fußwaschung vorausging. Jesus machte sich buchstäblich klein. Er kniete sich vor jedem seiner Jünger nieder, um ihm zu dienen und den Schmutz von den Füßen zu waschen. In vielen Kirchen waschen die Priester den Gemeindemitgliedern heute Abend die Füße. Man muss gewaschen werden, um Anteil an Jesus zu haben Der Geist der dienenden Liebe ist konkret; es sind die Tage vom Gründonnerstag bis zur Osternacht, sie bilden das Zentrum des christlichen Glaubens. Jesus machte sich zum Sklaven für uns. Er offenbart das Wesen Gottes.

Im Grunde ist es eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist.
Die Liturgie vom Gründonnerstag ist das letzte Abendmahl, dem die Fußwaschung vorausging. Die Abendmahlsfeier knüpft an das jüdische Gedächtnisfeier der Befreiung aus Ägypten mit dem Durchzug durch das Rote Meer an, wobei vorher das Lamm geschlachtet und gegessen wurde, das große Symbol für Christus.

Was symbolisch und real im Sakrament gefeiert wird, ist das Gedächtnis des Kreuzes-Todes, seine Lebenshingabe. Wir beten Seinen Tod an als Hingabe, die unser eigenes Leid und das der ganzen Welt hin zu den Füßen des Gekreuzigten trägt. Der Schreis Jesu „warum hast du mich verlassen?“ Und dann “Es ist vollbracht! Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ ist schon der Beginn der pfingstlichen Geistausströmung, um aus der Jünger-Gemeine, die junge Kirche hervor zu hervorzubringen beginnt.

Pater Bernhard Bossert CSsR

FUSSWASCHUNG

Ilse Pauls

Fußwaschung ist:
Berührung mit Händen
Begegnung mit Blicken
Zuwendung der Liebe
Dienst am anderen
Zeichen der Verbundenheit
Sich klein machen
ein Beispiel geben.

Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.

DU BIST BROT

Ilse Pauls

Du bist Brot -
als Leben selbst gegeben.
Brot, das satt macht
und mit Leben füllt.
Brot,
das tröstet,
das stärkt,
das Mut macht
für das ewige Leben.

 

Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.

 

FÜR EUCH

Helene Renner

Für euch -
spricht Jesus:

Das ist mein Leib -
für euch

Das ist mein Blut -
für euch

Das ist meine Fußwaschung -
für euch

Das ist mein Gottesdienst -
für euch

Das ist meine Liebe -
für euch

Das ist meine Einsamkeit -
für euch

Das ist meine Angst -
für euch

Das ist mein Leiden -
für euch

Das ist mein Sterben -
für euch

Das ist mein Leben -
für euch

Das bin ich -
für euch

 

Helene Renner, Stillwerden und beten, Kommuniongedanken. Hrsg. Pastorale Dienste der Diözese St. Pölten. 2016.

 

Palmsonntag

  • 1

Helene Renner (2020)

Jesus Christus
mit dir will ich aufstehen

gegen Not und Tod
gegen Folter und Leiden
gegen Armut und Elend
gegen Hass und Terror
gegen Zweifel und Resignation
gegen Unterdrückung und Zwang

Mit dir will ich aufstehen
gegen alles, was das Leben behindert

Mit dir will ich einstehen
für alles,
was das Leben fördert

Es genügt nicht
Hosanna, Hosanna zu rufen

darum
sei du meine Kraft
dass ich aufstehe mit dir

 

JESUS

Kurt Marti

1
mit einer schar von freunden (freundinnen auch)
durch galiläas dörfer und Städte ziehend
hat er kranke geheilt und geschichten erzählt
von der weltleidenschaft des ewigen gottes

2
privilegien der klasse der bildung galten ihm nichts
zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner
wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk
teilte er fische brot und wein aus für viele

3
die gewalt von gewalthabern verachtete er
gewaltlosen hat er die erde versprochen
sein thema: die zukunft gottes auf erden
das ende von menschenmacht über menschen

4
in einer patriarchalischen weit blieb er der sohn
und ein anwalt unmündiger frauen und kinder
wollten galiläer ihn gar zum könig erheben? er aber
ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn

5
auf einem jungesei kam er geritten - kleinleute-messias:
die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm ...
bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde die jünger
um bei seiner Verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel

6
über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess
ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus
stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang -
drei tage später die nicht zu erwartende wendung

7
anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits
brach er von neuem auf in das grausame diesseits
zum langen marsch durch die viellabyrinthe
der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte

8
oft wandelt uns jetzt die furcht an er könnte
sich lang schon verirrt und verlaufen haben
entmutigt verschollen für immer vielleicht - oder bricht er
noch einmal (wie einst an ostern) den bann?

9
und also erzählen wir weiter von ihm
die geschichten seiner rebellischen liebe
die uns aufwecken vom täglichen tod -
und vor uns bleibt: was möglich wär’ noch

Kurt Marti in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte - Interpretationen - Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.

LEID UND SCHMERZ

Elmar Gruber

Ich kann nicht mehr.
Leid und Schmerz stehen übermächtig
in meinem Leben.
Leid, das von Natur aus da ist,
Leid, das die Menschen durch ihren Hass
und ihren Egoismus erst bereiten.
Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben.
Ich kann alles - mich selbst -
nicht mehr ertragen.

Ich leide.
Ich leide unter den anderen
und unter mir selbst.
Aber auch andere leiden unter mir,
weil ich sie nicht leiden kann. -
Weil ich beleidigt bin,
beleidige ich andere.

Es muss sich etwas ändern;
ich muss etwas ändern,
aber mir fehlt die Kraft dazu.
- Warum ist das Leben so schwer?

Jesus hat Leid und Schmerz nicht weggenommen.
Er hat auch das Warum nicht erklärt.
Er hat Leid und Schmerz auf sich genommen.
Durch sein Leiden und Sterben
hat er die ewige Liebe geoffenbart,
damit sie uns trägt in Leid und Schmerz,
damit wir nicht mehr zweifeln an seiner Liebe.

HERR,
du hast das Leid durchlitten.
Du hast das Leid durch Leiden überwunden.
Gib mir das Vertrauen in deine ewige Liebe,
die größer ist als die Unerträglichkeit
von Leid und Schmerz.
Lass mich durch deine Liebe begreifen,
dass alles einen Sinn hat,
auch wenn ich ihn jetzt noch nicht begreife.
Mach mich offen
für die vielen Zeichen deiner Liebe.

Aus: Elmar Gruber, Das Kreuz in meinem leben. Betrachtungen zu einem Ursymbol. Don Bosco Verlag, München 1996.

JUDAS ISCHARIOT

 

5. Fastensonntag

  • 1

Helene Renner (2020)

Du Gott
bist da

Mitten im Tod
dein Licht sehen

Mitten in der Nacht
deine befreiende Hand ergreifen

Mitten in der Gefangenschaft
deine Gerechtigkeit durchsetzen

Mitten im Unrecht
deine Güte kosten

Mitten im Bösen
deine Vergebung erfahren

Mitten in der Schuld
deinen Frieden weitergeben

Mitten im Hass
deine Liebe bezeugen

Mitten in der Welt
dir nachfolgen

Das ist es
wozu du uns rufst:

Mitten im Leben
du Gott mit uns

 

OSTERMORGEN

Herbert Jung

Der Gott des Lichtes und des Lebens
strahle leuchtend auf über uns.

Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
und wärme unsere Herzen
mit Seiner Lebensglut,
damit wir erkennen Seine Güte
und Seine Barmherzigkeit,
die überreich sind für jeden von uns.

Er lasse uns aufstehen,
wenn Leid unser Leben lähmt -
und lasse uns Seine Stimme hören,
wenn Er ruft:
Ich will, dass du lebst.

Dies sei heute Sein Segen für uns,
damit wir nie ohne Sein Licht
und ohne Seine Liebe leben.
Er schenke uns den Frieden
des Herzens: Gott-mit-uns
an jedem neuen Tag.
Amen.

Aus: Herbert Jung, Gesegnet sollst du sein. Segensgebete für Seelsorge und Gottesdienst, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2002.

GEDANKEN ÜBER DEN FRÜHLING UND DIE AUFERSTEHUNG

Internet

Gott hat die Auferstehung in jedes Blatt und in jeden Baum gelegt. Wenn du dieser Tage durch die Natur gehst, kannst du die Auferstehung der Natur erleben. Auch du brauchst die absolute Gewissheit über deine Auferstehung. Auch wir brauchen sozusagen immer wieder einen neuen Frühling, einen Kuss des Ruachs, ein Zeichen des Geistes Gottes damit wir in der Gewissheit leben, dass er uns auferweckt.
Lass diesen "Frühling" in dein Herz einziehen.

Steh auf aus der Nacht deiner Mutlosigkeit!
Steh auf von deiner Lebensmüdigkeit, die dir durch Sorgen und Kummer immer wieder die Freude stehlen möchte über die Verheißung der Auferstehung!

Schau hin dieser Tage, so wie jetzt alles aufersteht, so sollst du Auferstehen. Jeden Tag sollst dich erfreuen über den neuen Morgen voller Sonne, voll fröhlichem Vogelgezwitscher, voller duftender wunderschöner Blumen die dich in einer Farbenpracht und Vielfalt empfängt.

Wach auf aus deinem Winterschlaf!
Steh auf!
Gott schenkt dir die Auferstehung!
Gott liebt Dich!

Quelle:

www.gnadenkinder.de/board/showthread.php

25. März   Verkündigung des Herrn

VERKÜNDIGUNG DES HERRN

Emmanuela Kohlhaas, Sr. OSB

Verkündigung; Der unfassbare, alles verändernde Einbruch Gottes ins Leben dieses einen Menschen Maria – und damit in die Weltgeschichte – ist angekündigt und zugleich auch geschehen. Gottes Wort ist schöpferisches Wort: Es bewirkt (unverzüglich), was es besagt.
Drei Verben sind es, die dieses Wirken des Geistes Gottes im biblischen Text und in den Gesängen der Liturgie beschreiben:

descendet – superveniet – obumbrabit:
Er steigt herab, er entschließt sich, er lässt sich ein…
Er überfällt, er überrascht, er wirft sich darüber…
Er beschattet, er verdunkelt, er schützt…

 

Schwester Emmanuela Kohlhaas OSB in: Aus der Stille leben. Ermutigende Impulse von Ordensleuten zum Kirchenjahr St. Benno Verlag Leipzig, o.J.

 

MARIÄ ERWÄHLUNG

Salz der Erde, in: Berufung. Zue Pastoral der geistlichen Berufe

Heilige Maria,
deine Erwählung erinnert mich,
dass Gott sich für mich entschieden hat
und mir seine Verheißung gilt.

Heilige Maria,
deine Berufung sagt mir,
dass Gott auch mich berufen hat,
mir seine Gnade schenken zu lassen.

Heilige Maria,
dein Gehorsam ermutigt mich,
auf Gott einzugehen
und sein Wort geschehen zu lassen.

Heilige Maria,
dein Vertrauen weckt in mir
neues Zutrauen
zu den verborgenen Plänen Gottes.

Heilige Maria,
dein Weg führt mich
zu tieferem Vertrauen auf Gott,
der uns niemals aufgibt.

 

Aus: Berufung. Zur Pastoral der Geistlichen Berufe Heft 36 (1998) Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg.


MICH LOSLASSEN
Alois Albrecht

Mich loszulassen, Herr, bin ich hier:
Aus meiner Verspannung,
aus meiner Verstrickung,
aus meiner Verkrampftheit,
mit der ich mich selbst festhalten will,
und doch verliere.

Mich niederzulassen, Herr, bin ich hier:
In meine Mitte,
in meine Tiefe,
in meinen Grund.
Dorthin, wo ich an Dich grenze,
wo mein Leben an Dein Leben rührt.

Eins zu werden, Herr, bin ich hier:
Mit dem Boden,
mit der Erde,
in der ich wurzeln kann
und die mich trägt: Du.

Neu zu werden, Herr, bin ich hier:
Aus Deiner Kraft,
aus Deiner Liebe,
aus Deinem Geist,
mit dem Du mich durchflutest,
und Leben in Fülle schenkst.

(Alois Albrecht, Quelle unbekannt)

 

 

 

 

St. Josef

 

JOSEF – TRÄUMER UND RETTER

Ilse Pauls

Im Traum erfuhrst du Lebenswichtiges
für das Leben der Welt,
und du tatest, was der Engel dir befahl –
die schwangere Frau zu dir zu nehmen,
sie zu behüten,
für sie zu sorgen,
bis dass das Kind auf der Welt war.
Und weiter geträumt
von der Gefahr für das Kind.
Ratschluss: nach Ägypten zu fliehen.
Du tatkräftiger Träumer –
Beschützer, Lehrer und Vater,
Lebensretter des Lebens.

 

Ilse Pauls (unveröffentlicht)

 

MÄNNER UND FRAUEN, DIE DIENEN WOLLEN

dioezese-linz.at

Es gibt Männer und Frauen, die dienen wollen.
Nicht aus Mittelmäßigkeit oder Schwäche heraus,
auch nicht aus Unfähigkeit, sondern weil sie es so wollen.

Sie leben im Verborgenen,
machen keinen Lärm auf den öffentlichen Plätzen.
Sie wirken im Hintergrund,
verwenden ihre Kraft und Energie dazu,
um sich herum eine glückliche Welt zu schaffen.

In ihrem Lächeln strahlt die Freude auf,
die sie verschenken.
Es ist ihnen recht, wenn man ihnen nicht eigens dankt.

Ganz im Dienst an den anderen aufzugehen,
ist für sie die schönste Lebensweise,
denn sie wissen um ihren eigenen Wert,
den sie von Gott her haben
und der ihre menschliche Größe ausmacht.

Auf diese Weise werden sie zu einem Bild und Gleichnis
ihres himmlischen Vaters.
Josef, der Vater Jesu und Mann Marias,
war einer von ihnen.

 

Aus: www.dioezese-linz.at/pfarren/micheldorf/St.%20Josef.htm

 


DU, HERR, BIST DAS GROSSE SCHWEIGE

Otto Betz

Du, Herr, bist das große Schweigen,
Du bist so still, dass ich mich erst daran gewöhnen muss,
weil es so laut ist um mich herum und in mir.
Wenn ich aber aufmerksam geworden bin,
dann spüre ich Deinen Atem aus Ruhe,
er glättet die Wogen meiner Unrast
und bietet einen Schutzwall gegen den anbrandenden Lärm.
Allmählich werden die Abgründe der Zerrissenheit überbrückt
und ich werde umfangen von heilenden Strömen.
Behutsam schaffst Du das Versehrte um
und ordnest das Verworrene.
Ich sehne mich nach einem neuen Ohr für Dein geheimes Wort,
damit ich in den Kraftbereich Deines Schweigens gezogen werde.
Voller Staunen entdecke ich in mir unbekannte Zonen,
es gibt noch Tiefen in meinem Inneren, die mir unzugänglich sind.
Hol mich heim in das Reich Deines Schweigens,
lass mich die Botschaft Deiner Stille hören,
Du süßer Abgrund des Lichts.

 

Otto Betz, in: Reinhard Kürzinger/Bernhard Sill (Hrsg.), Das große Buch der Gebete, München: Pattloch 2003

 

BRICH AUF IN MIR, O HERR

BRICH AUF IN MIR, O HERR

Martin Thurner

Brich auf in mir, o Herr,
meine Ängste und Sorgen,
die mir den Weg zu dir versperren.

Brich auf in mir, o Herr,
die Blindheit meiner Augen,
dass ich dein Licht wieder sehe.

Brich auf in mir, o Herr,
die Taubheit meiner Ohren,
dass ich die Botschaft deiner Freude höre.

Brich auf in mir, o Herr,
die Lieblosigkeit meiner Gedanken,
dass ich die Not der Anderen mittrage.

Brich auf in mir, o Herr
die Müdigkeit meines Glaubens,
dass ich voll Hoffnung dir entgegengehe.

Brich auf in mir, o Herr,
mein Herz,
dass ich wach bin die DEIN KOMMEN.

 

Aus: Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Eine Einführung in die Bibel, Freiburg 2003.

 

4. Fastensonntag

DER KLEINE PRINZ UND DIE ROSEN

Antoine de Saint-Exupéry

Geh die Rosen anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzigartig auf der Welt ist. Du wirst wiederkommen und mir Adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis verraten.“
Der kleine Prinz ging, um sich die Rosen anzusehen und sprach zu ihnen:
„Ihr seid nichts, ihr ähnelt meiner Rose gar nicht. Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht und jetzt ist er einzigartig auf der Welt.“
Die Rosen waren beleidigt, als sie den kleinen Prinzen reden hörten, welcher nicht aufhörte, zu sprechen:
„Ihr seid sehr schön, aber ihr seid leer und niemand würde sein Leben für euch geben. Zweifellos könnte irgendjemand glauben, dass meine Rose euch ähnelt. Aber sie selbst weiß, dass sie wichtiger ist als andere, weil sie es ist, die ich gegossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer zwei oder drei, aus denen Schmetterlinge geworden sind). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen oder auch manchmal schweigen gehört habe. Da es meine Rose ist.“
Und er kam zum Fuchs zurück.
„Adieu“, sagte er.
„Adieu“, sagte der Fuchs. „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
„Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
„Was deine Rose so besonders macht, ist die Zeit, die du mit ihr verbracht hast.“
„…ist die Zeit, die ich mit ihr verbracht habe“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken...

Aus: Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz.


DER BLINDE

Erich Kästner

Ohne Hoffnung, ohne Trauer
Hält er seinen Kopf gesenkt.
Müde hockt er auf der Mauer.
Müde sitzt er da und denkt:
Wunder werden nicht geschehen.
Alles bleibt so, wie es war.
Wer nichts sieht, wird nicht gesehen.
Wer nichts sieht, ist unsichtbar.

Schritte kommen, Schritte gehen.
Was das wohl für Menschen sind?
Warum bleibt denn niemand stehen?
Ich bin blind, und ihr seid blind.
Euer Herz schickt keine Grüße
aus der Seele ins Gesicht.
Hörte ich nicht eure Füße,
dächte ich, es gibt euch nicht.

Tretet näher! Laßt euch nieder,
bis ihr ahnt was Blindheit ist.
Senkt den Kopf, und senkt die Lider,
bis ihr, was euch fremd war, wißt.
Und nun geht! Ihr habt ja Eile!
Tut, als wäre nichts geschehn.
Aber merkt euch diese Zeile:
„Wer nichts sieht, wird nicht gesehn.“

 

Erich Kästner 1931
https://www.deutschelyrik.de/der-blinde-1959.html

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Fastensonntag

 

 

 

DER HÄNDLER

Antoine de Saint-Exupéry

Guten Tag“, sagte der kleine Prinz.
„Guten Tag“, sagte der Händler.
Es war ein Händler, der durststillende Pillen verkaufte. Man schluckt eine Pille pro Woche und hat kein Bedürfnis mehr zu trinken.
„Warum verkaufst du das?“, sagte der kleine Prinz.
„Das bringt eine große Zeitersparnis“, sagte der Händler. „Experten haben dies berechnet. Man kann dreiundfünfzig Minuten pro Woche einsparen.“
„Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?“
„Man macht damit, was man will …“
„Ich würde“, sagte der kleine Prinz, „wenn ich mir dreiundfünfzig Minuten erspart hätte, gemütlich zu einem Brunnen gehen…“

 

Aus: Antoine de Saint Exupery; Der kleine Prinz; Aionas Verlag. Weimar 2018.

 

 

2. Fastensonntag

ZU CHRISTUS BEKEHRT

Anthony de Mello

Ein Gespräch zwischen einem kürzlich zum Christentum bekehrten Mann und seinem Freund:
"Du bist also zu Christus bekehrt worden?" "Ja."
"Dann musst du eigentlich gut über ihn Bescheid wissen. Sag mir: in welchem Land wurde er geboren?"
"Das weiß ich nicht."
"Wie alt war er, als er starb?"
"Das weiß ich nicht."
"Wie viele Predigten hat er gehalten?"
"Das weiß ich nicht."
"Du weißt aber wirklich sehr wenig für jemand, der behauptet, zu Christus bekehrt worden zu sein!"
"Du hast Recht. Ich schäme mich, so wenig über ihn zu wissen. Aber so viel weiß ich: Noch vor drei Jahren war ich ein Trinker. Ich hatte Schulden. Meine Familie brach auseinander. Meine Frau und meine Kinder fürchteten sich jeden Abend vor meiner Heimkehr. Aber jetzt habe ich den Alkohol aufgegeben; wir haben keine Schulden mehr; wir sind eine glückliche Familie. Meine Kinder erwarten mich ungeduldig jeden Abend. Das alles hat Christus für mich getan. Soviel weiß ich von Christus!"

Anthony de Mello in: Religion bewegt, Interdiözesaner Katechetischer Fonds, 2006.

 

1. Fastensonntag

 

GIB MIR DIE GABE DER TRÄNEN, GOTT

Dorothee Sölle

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache

Führ mich aus dem lügenhaus
wasch meine erziehung ab
befreie mich von meiner mutter tochter
nimm meinen schutzwall ein
schleif meine intelligente burg

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache

Reinige mich vom verschweigen
gib mir die wörter den neben mir zu erreichen
erinnere mich an die tränen der kleinen studentin
in göttingen
wie kann ich reden wenn ich vergessen habe
wie man weint
mach mich naß
versteck mich nicht mehr

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache

Zerschlage den hochmut mach mich einfach
laß mich wasser sein das man trinken kann
wie kann ich reden wenn meine tränen nur für
mich sind
nimm mir das private eigentum und den wunsch
danach
gib und ich lerne leben

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache
gib mir das wasser des lebens

Dorothee Sölle in: Höre Gott! Psalmen des Jahrhunderts. Herausgegeben von Paul Konrad Kurz. Benziger Verlag, Zürich und Düsseldorf 1998.

 

 

7. Sonntag im Jahreskreis

 

HEIMZAHLEN, WAS UNS KRÄNKT?

Maria Otto

Herr, in deinen Leidenstagen
haben dich deine Jünger verlassen.
Deine Antwort ist, uns zu versprechen:
»Ich bin bei euch alle Tage.«

Wer sind wir, dass wir einem Menschen
heimzahlen wollen, was uns kränkt?
Wer sind wir, dass wir uns schwer tun,
dem Nächsten zu verzeihen?
Wie halten wir deine Nähe aus,
du Erzähler des Vaters,
wenn Vergebung sich nicht
von selbst versteht?

Aus: Das Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.

 

 

 6. Sonntag i Jahreskreis

 

WICHTIGES UND NICHT WICHTIGES

Autor unbekannt

Es ist nicht wichtig,
immer im Mittelpunkt zu stehen.
Es ist nicht wichtig,
immer an der Spitze zu sein.
Es ist nicht wichtig,
immer Recht zu haben.
Es ist nicht wichtig,
immer der Stärkere zu sein.
Wichtig ist es, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken.
Wichtig ist es,
niemanden an die Wand zu drücken.
Wichtig ist es,
die Meinung anderer zu respektieren.
Wichtig ist es,
dem Schwachen beizustehen.
Guter Gott, hilf mir zu erkennen,
was in meinem Leben wirklich wichtig ist.

 

Aus: Gebete für das ganze Leben, Bennoverlag, Leipzig 2004.

 

 

 

 

5. Sonntag im Jahreskreis

MEDITATION


1.: Salz ist Würze und gibt den rechten Geschmack.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Würze für die Welt.
Würze, die dem Verzweifelten wieder Geschmack am Leben gibt,
denn eine Prise Freude bewirkt so viel!
Was bewirken wir erst, wenn wir andere auf den Geschmack bringen, mit dir zu leben!

 

2.: Salz trägt und lässt uns nicht so schnell untergehen.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Stütze für diese Welt,
tragender Grund für alle, die unterzugehen drohen,
weil sie mit ihren Problemen nicht fertig werden.
Um wie viel weniger drücken Probleme, wenn wir anderen tragen helfen!

 

1.: Salz erhält Leben.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Lebenserhalter für diese Welt.
Leben erhaltend für alle, die sich aus Mangel an Liebe und
Anerkennung immer mehr zurückziehen.
Wie viel schöner ist das Leben durch ein liebes Wort zur rechten Zeit!2.: Salz lässt Eis schmelzen.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Taumittel für diese Welt.
Auflösend und auftauend, wo Eispanzer die Herzen der Menschen umschließen.
Wie befreiend kann es sein, wenn einer den ersten Schritt zur Versöhnung wagt!

 

GEDANKEN EINER KERZE

Verfasser unbekannt

Ihr habt mich angezündet und schaut nachdenklich in mein Licht.
Vielleicht freut Ihr Euch ein bisschen dabei.
Ich jedenfalls freue mich, dass ich brenne.
Wenn ich nicht brennen würde,
läge ich jetzt in einem Karton mit anderen,
die auch nicht brennen.
In so einem Karton haben wir überhaupt keinen Sinn.
Da liegen wir lediglich herum.
Einen Sinn habe ich nur, wenn ich brenne.
Und jetzt brenne ich

Aber seit ich brenne,
bin ich schon ein klein bisschen kürzer geworden.
Das ist schade, denn ich kann mir ausrechnen,
wann ich nur noch ein kleines Stümpfchen sein werde.
Aber so ist das - es gibt nur zwei Möglichkeiten:
Entweder ich bleibe ganz und unversehrt im Karton,
dann werde ich nicht kürzer,
dann geht mir überhaupt nichts ab - aber dann weiß ich nicht,
was ich eigentlich soll.
Oder ich gebe Licht und Wärme,
dann weiß ich, wofür ich da bin.
Dann muss ich aber etwas von mir geben -
von mir selbst, mich selber.
Das ist schöner als kalt und sinnlos im Karton.

So ist das auch bei Euch Menschen, genau so.
Entweder Ihr bleibt für Euch,
dann geschieht Euch nichts,
dann geht Euch nichts ab.
Aber dann wisst Ihr
auch eigentlich nicht so recht, wofür.
Dann seid Ihr wie Kerzen im Karton.
Oder Ihr spendet Licht und Wärme,
dann habt Ihr einen Sinn.
Dann freuen sich die Menschen, dass es Euch gibt.
Dann seid Ihr nicht vergebens da.

Aber dafür müsst Ihr etwas geben -
von Euch selbst, von allem, was in Euch lebendig ist:
von Eurer Freude, Euer Herzlichkeit, von Eurer Treue,
Eurem Lachen, von Eurer Traurigkeit,
von Euren Ängsten, von Euren Sehnsüchten.
Ihr braucht keine Angst zu haben,
wenn Ihr dabei kürzer werdet.
Das ist nur äußerlich.
Innen werdet Ihr immer heller.
Denkt ruhig daran,
wenn Ihr eine brennende Kerze seht

Das Licht einer Kerze verliert nicht an Helligkeit,
wenn es andere Kerzen ansteckt.

(Verfasser unbekannt)

 

 

4. Sonntag im Jahreskreis A

SELIGPREISUNGEN

Klaus Hemmerle

Selig,
die das Interesse des anderen
lieben wie ihr eigenes -
denn sie werden Frieden und Einheit stiften.

Selig,
die immer bereit sind,
den ersten Schritt zu tun
denn sie werden entdecken,
daß der andere viel offener ist,
als er es zeigen konnte.

Selig,
die nie sagen: Jetzt ist Schluß! -
denn sie werden den neuen Anfang finden.

Selig,
die erst hören und dann reden -
denn man wird ihnen zuhören

Selig,
die das Körnchen Wahrheit in jedem
Diskussionsbeitrag heraushören -
denn sie werden integrieren
und vermitteln können.

Selig,
die ihre Position nie ausnützen
denn sie werden geachtet werden.

Selig,
die nie beleidigt oder enttäuscht sind;
denn sie werden das Klima prägen.

Selig,
die unterliegen und verlieren können;
denn der Herr kann dann gewinnen.

Klaus Hemmerle, Bischof von Aachen

In: www.klaus-hemmerle.de

 

Selig, die mit den Augen des anderen sehen können und seine Nöte mittragen, denn sie werden Frieden schaffen.

Selig, die willig sind, den ersten Schritt zu tun,
denn sie werden mehr Offenheit finden, als sie für möglich hielten.

Selig, die dem Nächsten zuhören können, auch wenn er anderer Meinung ist,
denn sie werden Kompromisse fördern.

Selig, die Kranke, Alte und Behinderte besuchen,
denn sie werden niemals einsam sein.

Selig, die mit der Heiligung am Frühstückstisch beginnen,
denn sie werden Sinn im Alltag finden.

Selig, die ihre Vorurteile überwinden,
denn sie werden die Entfeindung erleben.

Selig, die auf ihr Prestige verzichten,
denn an Freunden wird es ihnen nicht mangeln.

Selig, die Niederlagen verkraften können,
denn sie werden Menschenbrücken bauen.

Selig, die zuerst mit sich selbst rechten, bevor sie andere richten,
denn sie dürfen auf Gottes Segen hoffen”.

(Aus: Frank Reintgen, Klaus Vekkgut, Menschen-Leben-Träume. Der Firmkurs, Texte, Lieder, Bilder fürjunge Menschen. (0 Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2004)

                      

 

 

3. Sonntag im Jahreskreis A

 

DAS JOCH UNSERER ZEIT

Beatrix Senft

das Joch unserer Zeit
lastet auf meinen Schultern

auf meinen
und
auf denen so vieler
noch viel mehr

es drückt uns nieder
hält uns auf der Schattenseite

und

da soll ich mich von dir
vom Fleck weg
rufen lassen

dein Ernst

doch halt
ich würde mich gerne rufen lassen

weg von Kriegen
und
Katastrophen
von Corona
und aller anderen Not

würde gerne
in eine heile Welt
flüchten

ach

du meinst
so sei das nicht gemeint

ich soll nicht flüchten

sondern -
so wie du -
meine Augen aufmachen
und
nach rechts und links
schauen

meine Mitmenschen
mitnehmen -
so wie sie sind

mit
und
in
ihren Licht- und Schattenseiten

soll ein Netzwerk bieten
das sie bergend
und
aufrichtend umgibt

in dem wir alle -
sie und ich -
getragen sind
durch dein
MIT-UNS-SEIN

du verlangst viel
HERR
vor allem
Mut

schenke ihn mir
und
lass mich deinem Ruf folgen

Komm her, mir nach!

 

Beatrix Senft 2023.

 

SENDUNG

Bruno Forte

Leben heißt
Wagnis,
offene Möglichkeit,
Suchen und Unruhe
ausgelöst durch das Nichtverfügbare:
Unverfügbarer Gott,
du kommst von der Zukunft her:
Laß uns für dich leben,
unsem Mann stehen
ohne befriedigende Sicherheiten,
ohne blindmachende Anmaßung.
Laß uns immer unterwegs sein
zu einem größeren Licht,
damit wir das Erdreich werden,
das dich aufnehmen kann
im Herzen der Welt.
Amen. Halleluja!

Aus: Bruno Forte, Zur Freiheit hast du uns befreit. Gebet. Verlag Neue Stadt, München Zürich Wien 1993.


ÖKUMENE

Phil Bosmans

Die erste und allerwichtigste Aufgabe
der Kirche und aller Kirchen ist
Menschen zusammenbringen und in Liebe vereinen,
und das nicht im Namen einer Lehre,
wie erhaben und schön auch immer,
sondern im Namen eines Gottes,
der Liebe ist und allein Liebe will
und darum in Jesus so ausdrücklich
und so eindringlich um Liebe bittet.
Das ist die große, aber sehr schwere Aufgabe.

Kirchen dürfen Menschen nicht aussondern,
nicht einteilen in Gute und Schlechte,
in solche, die die Wahrheit besitzen,
und andere, die sich irren.
Kirchen müssen für alle offen stehen.
Sie müssen einladen und anziehen.
Man kann Gott den Menschen nicht aufzwingen.
Kirchen müssen Magnete sein,
unwiderstehliche Magnete der Liebe.
Ökumene ist nicht möglich durch Diskussion.
Sie vollzieht sich dort von selbst,
wo Menschen mit ihrem Herzen
einander in Gott gefunden haben.

Aus: Phil Bosmans, Gott nicht zu glauben, Herder, Freiburg 4. Aufl .1991, 108

 

 

 

SEHNSUCHT IM HERZEN

Andrea Schwarz

Es gibt Tage in meinem Leben, da steckt eine geheimnisvolle Kraft in mir. Da ist es, als ob alles Verhärtete plötzlich weich wird. Da fließt es in mir, ich bin in der Bewegung, die Bewegung ist in mir.
Das sind Tage, an denen mein Lächeln ansteckt, meine Augen offen sind für Dinge, die ich sonst übersehe, da hören meine Ohren plötzlich Melodien - das sind Tage, an denen einfach alles rund läuft und rund ist.

Andrea Schwarz in: Ludger Hohn-Morisch (Hrsg); Für jeden Tag ein gutes Wort. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.


2. Sonntag im Jahreskreis A

 

WACHSEN

Andrea Schwarz

Man wird nicht einfach 50

ein neuer Lebensschritt
Abschied und Anfang
und ich irgendwie
dazwischen

natürlich
könnte ich stehen bleiben
alles an mir vorübergehen lassen
und so tun als wäre nichts

es ist trotzdem was
Altes verabschiedet sich
Neues kündigt sich an
es wird anders

die Wirklichkeit verändert sich
ich bin keine zwanzig mehr
ich muss mich neu suchen
und vielleicht finden

aber vielleicht ist gerade das die Chance
den Verlust als Gewinn sehen
das Neue als Ergänzung
das Andere als Bereicherung

und ich
entscheide mich für

neugierig sein
und werden
und bleiben
bis in den Tod hinein

Andrea Schwarz in: Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien,

ICH SUCHE GEBORGENHEIT

Anton Rotzetter

Ich suche Geborgenheit
Hände, die sich halten
Deine Hand

Ich suche Wärme
Menschen, die sich nahe sind
Deine Nähe

Ich suche Liebe
Herzen, die sich finden
Dein Herz

Ich suche ein Zuhause
Junge Menschen, die sich bergen
Deine Gemeinschaft

Hilf mir suchen
und finden

Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1985.

MANCHMAL BRICHT DEIN LICHT

Huub Oosterhuis

Manchmal bricht dein Licht
in Menschen durch, unaufhaltsam,
so wie ein Kind geboren wird

Gedenk des Menschen,
der wird genannt: dein Kind,
dein Königreich, dein Licht.

Keine Finsternis hat ihn je überwältigt.

Huub Oosterhuis in: Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2007.

UND ICH STREBE ZU DIR

Anton Rotzetter

In der Mitte bist du Liebe - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Güte - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Kraft - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Freude - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Friede - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Gerechtigkeit - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Gott - und ich strebe zu dir

Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1985.

SEHNSUCHT IM HERZEN

Andrea Schwarz

Es gibt Tage in meinem Leben, da steckt eine geheimnisvolle Kraft in mir. Da ist es, als ob alles Verhärtete plötzlich weich wird. Da fließt es in mir, ich bin in der Bewegung, die Bewegung ist in mir.
Das sind Tage, an denen mein Lächeln ansteckt, meine Augen offen sind für Dinge, die ich sonst übersehe, da hören meine Ohren plötzlich Melodien - das sind Tage, an denen einfach alles rund läuft und rund ist.

Andrea Schwarz in: Ludger Hohn-Morisch (Hrsg); Für jeden Tag ein gutes Wort. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.


Das Fest der Taufe des Herrn

IN DIESER ZEITIT

Beatrix Senft

In dieser Zeit
uns aufmachen,
um nicht über den Jordan zu gehen,
um nicht mit allen Wassern gewaschen zu sein,
sondern, um zu den Quellen zu gehen.
Erkennen, dass auch wir den Zuspruch
durch andere benötigen.
Erbitten,
dass der andere be-reinigend,
Heil zusprechend
und verzeihend an uns handelt.
Heraus-steigen aus der Quelle,
die neues Leben stiftet.
Erfahren dürfen,
dass sich auch für uns der Horizont -
der Himmel - öffnet.
Der Stimme vertrauen,
dass wir, in Jesus,
Gott auch unseren Vater nennen dürfen.
Ein Vater, der auch uns zuspricht:
Du bist mein geliebtes Kind,
du darfst dich mir anvertrauen.

 

Beatrix Senft 2023

 

Das Fest der Erscheinung des Herrn

 

WAS IST MIR KOSTBAR, DAS KOSTBARSTE?

Elke Uhl

Dem Stern, der Sehnsucht des Herzens folgen.
Den Messias, den König der Welt suchen und finden.
Ihm huldigen

Und wenn Er mein Erlöser und mein König ist,
welche Gaben bringe ich Ihm?
Was ist mir kostbar?

Zeit statt Gold
Zeit für einander
Zeit für andere
Zeit für das Gebet

Zeit für Ihn und mit Ihm

Mein Gebet steige auf zu Dir
wie Weihrauch,
Herr, vor Deinem Angesicht
(vgl. Ps 141,2)
 
Heilende Myrrhe
Mit dem Leidenden leiden
Angst, Not, Trauer sehen und wahrnehmen
 
Das Kostbarste heute ist nicht
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Zeit, Gebet und Mitleid
Das Kostbarste, das ich Ihm geben, Ihm überlassen kann,
ist mein Herz.
 
Und wenn Er mein Herz besitzt, werden alle meine Gaben wertvoll
Und wenn Er der König meines Herzens, meines Lebens ist,
dann kehre ich verändert und verwandelt heim,
weil ich bei Ihm zuhause bin
und Er in mir daheim ist.

 

Elke Uhl 2023

FÜHR, LIEBES LICHT

John Henry Newman

Führ, liebes Licht, im Ring der Dunkelheit, führ du mich an. Die Nacht ist tief, noch ist die Heimat weit, führ du mich an! Behüte du den Fuß: der fernen Bilder Zug begehr‘ ich nicht zu sehn: ein Schritt ist mir genug.

Ich war nicht immer so, hab‘ nicht gewusst zu bitten: du führ an! Den Weg zu schaun, zu wählen war mir Lust – doch nun: führ du mich an! Den grellen Tag hab ich geliebt und manches Jahr regierte Stolz mein Herz, trotz Furcht: vergiss, was war!

So lang gesegnet hat mich deine Macht, gewiss führst du mich weiter an, durch Moor und Sumpf, durch Fels und Sturzbach, bis die Nacht verrann und morgendlich der Engel Lächeln glänzt am Tor, die ich seit je geliebt, und unterwegs verlor.

 

John Henry Newman (dt: Ida F. Görres)

 

DAS WUNDER DES STAUNENS

feinschwarz.net

Welche wunderbare Gabe doch das Staunen ist.
Es durchbricht meinen Alltag
und gibt mir eine Ahnung
von Unendlichkeit.

Vielleicht wollte Gott deshalb nicht,
dass der Mensch vom Baum der Erkenntnis esse:
weil dann das Staunen wegfällt
und der Mensch auf sich selbst
zurückgeworfen wird.

Staunen ist ein Kind der Erwartung:
Es wird geboren
aus übertroffenen Erwartungen
und unerwartet erfüllten Sehnsüchten.

In der Bibel beginnt das Staunen
in der Gegenwart Gottes
aus Freude über seine machtvollen Taten
und seine Hilfe in der Not.

Die Hirten und Könige staunen
angesichts des neugeborenen Kindes.
Und auch der Gottessohn
war sicher erstaunt
wie sich das Menschsein anfühlte.

Und niemand staunt so schön
wie ein Kind
in unverstellter Freude
über kleinste Dinge.

Staunen verbindet mich
unmittelbar mit dem
der mir die Schönheiten des Lebens schenkt.
Das menschliche Staunen
wird mir damit
zum Zugangstor für Gottes Liebe.

 

Johann Pock auf feinschwarz.net:
https://www.feinschwarz.net/staunen-die-adventliche-tugend/


HAUSSEGEN DER STERNSINGER AM DREIKÖNIGSTAG

Herbert Jung

Der Herr segne diesen Ort,
den ihr eure Heimat nennt,
und schenke euch den Frieden,
der vom Gott der Liebe kommt.
Er schenke euch sein gutes Wort,
das heilen kann und trösten will,
damit die Macht der Not
nicht so im Übermaß.
Er zeige euch den Stern der Zuversicht
in jeder dunklen Nacht,
vor allem den von Betlehem,
damit ihr wisst, wohin es geht,
und dass die Zukunft ihm gehört.
Das wünschen euch der Caspar
und der Melchior
und auch der Dritte, Balthasar -
sie waren heute für euch da.
Amen.

Aus: Herbert Jung, Das große Buch der Segensgebete. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2013.



 

 

Zum Jahresende 2022

                            DAS UNBESCHRIEBENE BLATT

Beatrix Senft

Da liegen sie
die „Blätter meines Lebens“

Tagebuch-Aufzeichnungen

und die vielen „Blätter“
der Erinnerungen -
gespeichert in dem
was wir wohl unser Herz oder
unsere Seele nennen

mit je eigener Schrift –

mal mit großen Schwüngen
als Ausdruck
von Freude und Lebenskraft

mal klein und gekritzelt
weil es uns schwer fällt
die Schwere in Worte zu fassen

mal stehen da nur große Fragezeichen
weil ich es nicht
fassen konnte
dieses
WARUM
weil ich es nicht
fassen konnte
dieses
WESHALB

hier und da stehen „Leerräume“
Ausdruck vielleicht
dass alles einfach ganz gut
„lief“

möchte ich die Zeiten
die dort „stehen“
noch mal erleben

gerne gehe ich noch mal
in Erinnerung
in die eine oder andere
ZEITSPANNE
hinein

aber
noch einmal erleben
das hieße auch
schwere Zeiten
noch mal
durch-leben

nein
das möchte ich nicht

alles hat seine Zeit
alles hat seine Stunde

und jetzt

jetzt liegt das Kommende
wie ein leeres Blatt
vor mir

wie wird es sich
beschreiben

wie viel
leichte Schwünge werde ich machen

wie viel
werde ich nur hin-kritzeln können

wo entstehen Leerzeichen
wo wieder nur große Fragezeichen

ein leeres Blatt

zu beschreiben
in Stunden
in Tagen
in Wochen
in Monaten -
VIELLEICHT

wird es das letzte Blatt sein

liegen noch viele Kapitel
vor mir
mit je neuem Blatt

ein leeres Blatt

mit der Aufforderung
es zu beschreiben

jetzt
heute
hier

in der Schriftart
die mir
gerade heute
entspricht

das ist dein Geschenk
an mich
Herr
für diesen Moment

geschenkt aus deiner Ewigkeit

dankend nehme ich es entgegen
und
schreibe
wie es kommt

 

Beatrix Senft (2021)

 

FÜRBITTE ZUM JAHRESSCHLUSS

Michael Meyer

Herr,
du hast uns voll Unruhe geschaffen,
du hast uns zu Fremden gemacht
in dieser Welt.
Laß uns unruhig sein
über unser geringes Werk.
Laß uns unruhig sein
über die Größe deiner Güte.
Laß uns unruhig sein
über die verrinnende Zeit
und jede verlorene Stunde.
Laß uns unruhig sein
über unsere Sünde
und die Schuld aller Menschen.
Laß uns unruhig sein
und dein Gericht erwarten in jedem Augenblick.
Laß uns unruhig sein
und in der Unruhe Glauben halten.
Laß uns unruhig sein,
bis dein Wille geschieht unter uns.
Vater,
mit der Bitte, daß du in Segen wandelst,
was in unserer Hand verdorben ist,
gedenken wir aller,
denen wir im vergehenden Jahr begegnet sind,
der Menschen,
die wir lieben,
und derer,
die uns zu schaffen machen;
aller gedenken wir,
denen wir nahe waren,
aller,
die uns fremd und feind wurden,
und aller,
die wir verloren haben.
Segne sie - segne uns!

Aus Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1988.



 

FRIEDE

Roland Breitenbach

Das ist mein Segenswunsch
zum Ende des Jahres:
Dein Außen und dein Innen
mögen mehr und mehr zusammenfinden.
Das Hohe und das Tiefe,
das Gerade und das Schiefe,
mögen sich begegnen und ergänzen.
Aus Freude und aus Trauer,
aus der Angst und der Wut,
möge wachsen und bleiben
neuer, starker Lebensmut.
Das und noch so vieles mehr
gibt der Friede Gottes her.

Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleiter durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.



 

DAS JAHR GEHT HIN, NUN SEGNE DU

Arno Pötzsch

1. Das Jahr geht hin, nun segne du
den Ausgang und das Ende.
Deck dieses Jahres Mühsal zu,
zum Besten alles wende.

2. Du bleibst allein in aller Zeit,
ob wir auch gehn und wandern,
die Zuflucht, schenkst Geborgenheit
von einem Jahr zum andern.

3. Hab Dank für deine Gotteshuld,
den Reichtum deiner Gnaden.
Vergib uns alle unsre Schuld,
die wir auf uns geladen.

4. Und segne unsern Eingang nun.
Hilf, Herr, in Jesu Namen.
Dein Segen g'leit all unser Tun
im neuen Jahre. Amen.

Arno Pötzsch (1942) in: EG Rheinland 551.



 

BESSERE ZEITEN

Roland Breitenbach

Herr, setze dem Überfluss Grenzen
und lass die Grenzen
zwischen den Menschen überflüssig werden.
Lass Menschen kein falsches Geld machen,
aber auch das Geld keine falschen Menschen.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere jene Beamten,
Geschäftsleute und Arbeiter,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr, sorge dafür,
dass wir alle in den Himmel kommen,
aber nicht sofort.

(Segensworte, dem Pfarrer von St. Lamberti (Münster) aus dem Jahr 1888 zugeschrieben)



 

EINE GUTE NACHRICHT

Antonio Sagardoy

Weihnachten erinnert uns an einen guten Gott, der die Nähe des Menschen sucht, um ihn wieder zu einem Menschen im vollen Sinn zu machen. Weihnachten führt uns die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes vor Augen und erinnert uns zugleich an die Verwandlung, die im Herzen des Menschen geschehen kann, wenn er sich auf Gott einlässt.

Aus: Antonio Sagardoy, Weihnachten anders, Wien, 2009.



 

Weihnachten feiern heißt,

 

Gott zu erlauben, auch in meine Welt zu kommen.

 

Weihnachten feiern heißt, Gott zu erlauben,

 

das Dunkel meines Lebens mit seinem Licht zu erleuchten.

 

Weihnachten feiern heißt, daran zu glauben,

 

dass, seitdem Gott Mensch geworden

 

und uns das Licht in der Krippe aufgestrahlt ist,

 

nichts mehr so bleiben muss, wie es bislang war:

 

Vorausgesetzt wir nehmen das Licht an,

 

sein Licht, Jesus Christus,

 

der das Dunkel dieser Welt erhellen will. (Thomas Diener)

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen /Euch allen

ein fröhliches

friedvolles,

gnadenreiches,

gesegnetes Weihnachtsfest.

 

Ihr/Euer

Pater James MSFS GR

Missionare des Hl. Franz von Sales

 

 

TROTZIGE WEIHNACHTEN

Johann Pock, Hans Pock

Weihnachten ist das große „Trotzdem“ Gottes
angesichts der Ignoranz des Menschen:
    „Er kam in sein Eigentum - doch die Seinen
    nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11)

Weihnachten trotzt der Macht
     und setzt ihr die Ohnmacht des Kindes
    entgegen.

Weihnachten trotzt den Konventionen
     und ermöglicht Unerwartetes:

     Eine unverheiratete Jungfrau wird zur
          Gottesgebärerin,
     Heu und Stroh sind das Lager des Königs,
     einfache Hirtenmusik ersetzt
          Posaunenklang.

Trotzig sein ist also manchmal
     die göttliche Reaktion
     auf menschliches Unverständnis:

     Trotz der Fehler des Menschen - Mensch
         werden.
     Trotz ihrer Ablehnung - die Menschen
         lieben.
     Trotz des Todes am Kreuz - die
         Menschen retten.

Gott ist ganz schön trotzig
     - das ist unser Glück.

 

Johann Pock, Weihnachten 2019.

EINE WEIHNACHTSLEGENDE

Selma Lagerlöf

Es war einmal ein hartherziger Hirte, der sich und anderen nichts Gutes gönnte. Eines Nachts kam ein Mann zu ihm und bat um Feuer. Doch der hartherzige Hirte hetzte seine Schäferhunde auf den Fremden. Diese bissen ihm ins Bein und in seine Hand, und einer hängte sich sogar an seine Kehle. Aber zum großen Erstaunen des Hirten zeigten die Bisse keinerlei Wirkung. Der fremde blieb völlig unverletzt.
Nun war der Fremde ganz nahe gekommen und sagte zu dem Hirten: "Guter Freund, hilf mir, leih mir ein wenig von deinem Feuer. Meine Frau hat soeben ein Kind geboren, und ich muss ein Feuer machen, um den Kleinen zu wärmen."
Da erwachte in dem Hirten wieder der alte Menschenhass. Da er wusste, dass weit und breit kein Eimer und keine Schaufel zu finden waren, um die glühenden Kohlen fortzutragen, sagte er zu dem Fremden: "Nimm von den glühenden Kohlen, so viel du brauchst." Und seine Schadenfreude begann zu wachsen.
Da hob der Fremde die glühenden Kohlen mit bloßen Händen auf und legte sie in seinen Mantel, und weder seine Hände noch sein Mantel wurden verbrannt. Der hartherzige Hirte wunderte sich zutiefst und fragte den Fremden: "Was ist das für eine seltsame Nacht heute?"
Da gab der Fremde zur Antwort:
"Mit Worten kann ich dir das nicht beschreiben. Komm mit und sieh!"
Der Hirte ging mit. Und sie kamen zu einem Viehstall. Im Stall kniete die Mutter neben ihrem Kind, das in einem Futtertrog lag. Etwas weiter hinten standen ein Ochse und ein Esel.
Da wurde die verhärtete Seele des Hirten weich. Das eiskalte Herz begann zu schmelzen, als der das frierende und zitternde Kind sah.
Und er nahm seinen dicken Mantel und deckte das Kind damit zu. Tränen standen in seinen Augen, und er fiel auf die Knie - vor diesem Kind.

Ein Kind kann eisige Herzen auftauen. Die Heilige Nacht ist jedes Jahr eine einmalige Chance, das Kind aus der Krippe in dein Herz zu legen. Und du wirst dich wundern, wie dieses Kind dich verändert und wie das Eis in deinem Herzen zu schmelzen beginnt.

Selma Lagerlöf in: Bardeler Adventsmeditationen, Osnabrück.

MENSCH WERDEN

Corinna Mühlstedt

Mensch werden:
das Herz öffnen
und die Hände empfangen
und geben.

Lichter setzen
im Dunkel.

Selbst zum
Licht werden.

Eins werden
Mit dem Licht.

Corinna Mühlstedt in: Unterwegs zum Licht, Weihnachtliche Worte und Weisen, Weihnachtssonderband, Herausgegeben von Ulrich Sander, Freiburg.



 

 

 


 

 

 

 

 

PULSIERENDES LEBEN

Roland Breitenbach

Gerecht sein wie Johannes der Täufer.
Eins zu eins, und noch ein bisschen mehr.
Gerecht sein wie der Zimmermann Josef,
eintreten für Frau und Kind, und für andere auch.
Gerecht sein wie Jesus,
auf Augenhöhe gehen zu den Menschen,
sogar noch unter sie.
Dann pulst in dir das Leben von Martin Luther King,
von Mutter Teresa, von Adolph Kolping,
und von den Vielen, die dem Evangelium gefolgt sind.
Dann treibt uns der Geist Jesu
zur größeren Gerechtigkeit.
Dann ist Ankunft des Herrn.

Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleitbuch durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.

WEG DURCH DIE WÜSTE

Silja Walter

Du selbst bist der Weg
durch die Wüste der Welt,
du selbst, unser Gott.
Dein Kommen allein
hat durch Dürre und Sand
eine Straße erstellt,
für dich. –

Du selbst bist der Weg
durch die Wüste der Welt,
du selbst, unser Gott.
Dein Kommen
Befreit und erhellt
Auch mich. –

Aus: Silja Walter: Kommunionpsalter, Herder-Verlag, Freiburg 1985

 

 

SEGEN

Roland Breitenbach

Sei gesegnet mit einem großen Ja zur Welt,
aber lasse nichts, wie es ist.
Sei gesegnet mit einem großen Ja zum Menschen,
aber begnüge dich nicht mit Barmherzigkeit.
Sei gesegnet mit einem großen Ja zu dir selbst,
aber bleibe offen für andere.
Sei gesegnet mit einem großen Ja zu Gott,
aber lasse ihn nur machen,
er macht alles gut.

Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleitbuch durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.



 

 

EMPFANGSBEREIT

Beatrix Senft

empfangen wird Maria
sie
die um gar nichts gebeten hat

ein Zeichen erhält sie
im Erscheinen des Engels
im Zuspruch Gottes

JA sie
die um kein Zeichen bat

das setzt voraus
dass sie
mitten im Alltäglichen
auf Empfang war
dass sie ein Gespür
dass sie eine Bereitschaft
für Außergewöhnliches hatte

dass sie empfangsbereit war

für das Wort
das an sie ging
und
für dessen Annahme
und
für dessen „Umsetzung“

JA
dass sie empfangsbereit war
damit das Wort geboren werden könnte

und

so durfte sie empfangen
den
der für die Welt
der Erlöser werden sollte

empfangen
annehmen
einlassen
entgegennehmen

sie war empfindsam
an-rührbar
empfindungsvoll
feinsinnig

und
durfte die Erwählte sein

Herr
sprenge die Ketten
meiner Empfindungslosigkeit

und

mache auch mich
EMPFANGSBEREIT
für dein Wort
für deinen Auftrag
deinem Sohn zu folgen

damit er
im
HIER UND HEUTE
in mir
ja
in uns allen
neu geboren werden kann
zum Heil der Welt

 

Beatrix Senft 2022.

 



 

 

 

2. Advent  _ Johannes der Täufer

JOHANNES DER TÄUFER

Ilse Pauls

Als Geschenk empfangen
zuerst zweifelnd nicht erkannt
Sein Name bringt Erlösung
zeigt Gottes Gnade auf
Er spürt seine Bestimmung
als Wegbereiter
als Rufer in der Wüste
als Täufer
Er erfüllt seine Aufgabe

 

Ilse Pauls 2022

 

ADVENTLICH

Beatrix Senft

A   aufmachen
D   Durststrecken ertragen
V   verlorengeglaubtes Vertrauen wiederfinden
E   ersehnen
N   noch Hoffnung haben
T   Tor und Tür des Herzens öffnen

adventlich unterwegs sein
an jedem Tag
weil sein Kommen
täglich geschehen kann

nicht nur im Advent

 

Beatrix Senft 2022

 

WÜSTENRUFER

Beatrix Senft

Wüstenrufer
du Johannes
zurückgezogen
allen „Weltenglanz“
abgelegt
einfache Kleidung
nur das Lebensnotwendigste haben

und doch alles

eine Überzeugung

die du auch
den scheinbar tauben Ohren
zurufst

du mahnst und
warnst

du siehst
die Not

du rufst
und forderst auf
zur Umkehr

und bezeugst
das Heil ist nahe

auch wir
in großer Not

wir
2022

und so viele Rufer

so viele Stimmen
pro und
contra

so viele Stimmen
die meinen zu wissen
und doch nicht wissen

wie und
wann

doch eins ist sicher
das Heil
kommt nicht vom
Gegeneinander

das Heil kommt
auch heute
nur aus der einen Botschaft

uns in Liebe und
mit Verständnis
zu begegnen

damit Leben für alle
möglich bleibt

 

Beatrix Senft 2022

 

WIE EINE KLEINE WÜSTE

Beatrix Senft

da liegt sie vor mir
diese Knolle
sieht aus
wie zusammengerollter Heckenschnitt
geordnet
und doch irgendwie gekraust

bei der Aufnahme in meine Hand
widerspenstig
wie ein Yuccaschwamm
und
riecht nach Erde

in sich zusammengezogen –
als Schutz –
auf der Unterseite aussehend
wie ein Vogelnest

die Rose von Jericho
auch Wüstenrose genannt

im Betrachten
kann ich nicht wissen
wie alt sie ist
sie kann fast unendlich alt sein

lege ich sie in eine Schale
und
übergieße ich sie mit warmem Wasser

und

ganz langsam
entfaltet sie sich
streckt sich mir entgegen
ganz vorsichtig
Zweig für Zweig
bis sie sich –
wie eine Schale –
ganz geöffnet hat

eine Wüste
die nach Erde riecht
und
neu erblüht

mitten im „Wüstengeschehen“
öffnet sie sich
wird zum neuen „Reis“
gebiert sich neu
und
muss sich später wieder
in ihr „Wüstensein“ begeben
weil sie sonst fault

Rhythmus des Lebens
HOFFNUNGSPFLANZE

ja Hoffnungszeichen

auch ich darf
und kann neu erblühen –
mitten
in den Wüstenerfahrungen
meines Lebens

darf mich beschenken lassen
von der lebensspendenden
Kraft des Glaubens

sie wird mir geschenkt
ist für mich bereit

bin auch ich bereit?

 

Beatrix Senft 2022

 

 

                                                             1. Advent 2022

ADVENTSGEBET

Michael Lehmler

gott
die tage werden immer kürzer
die dunkelheit wird immer länger
lass uns darin die chance sehen
zum atemholen zu kommen

gott
der advent ist eine zeit des wünschens
wir können uns selbst und andere
besser kennenlernen und uns einfühlen
wir dürfen einander kostbar sein

gott
die rührseligkeit kann uns öffnen
für die not des nächsten und der welt
die finsternis lehrt uns achtsamkeit
und die notwendigkeit aktiv zu sein

gott
wenn es die zeiten zulassen
gibt es treffen und feiern
gemeinsamkeit ist lebenswichtig
machen wir unser herz weit für gott

 

Michael Lehmler 2022


 

HALTEN WIR UNS BEREIT!?!

Beatrix Senft

spüren Sie sie vielleicht auch
diese Glocke
die sich
wie ein zu dicker Ballon
über uns spannt

unter der sich
die Belastungen dieser Zeit
breit machen
und
die Schreie von Not und Leid
von allen Wänden widerhallen

in der wir uns
wie gefangen fühlen
wie eingekerkert in uns selbst

zu so vielen Zeiten
haben die Menschen so empfunden
anders als wir
und
doch gleich
in der Schwere der Belastungen

doch sie machten sich auf -
oft auf langen Wegen -
zu entkommen

doch sie bauten ein Schiff
das über die Flut trägt

alle nicht wissend
ob die Hoffnung sich erfüllt

aber sie bewegten sich
der Hoffnung entgegen

bin ich bereit
meinen Ballon platzen zu lassen
damit sein Stunde kommen kann

vielleicht wird es auch nur
eine Minute
eine kleine Ahnung

vom Göttlichen
vom GOTT MIT UNS

gebe ich dem eine Chance
damit Advent

SEINE ANKUNFT

in mir werden kann

 

Beatrix Senft 2022

 

GEBET ZUM ERSTEN SONNTAG IM ADVENT

Huub Oosterhuis

Wende dich nicht ab.
Wenn du dich abwendest,
verwelkt die Erde,
flaut der Himmel ab.

Wende dein Auge nicht von uns ab.
Der du uns gekehrt hast zu dir,
daß wir mit unverhülltem Antlitz
dein Licht zurückstrahlen.

Doch versunken sind wir in saugendem Morast,
und unsere Füße finden keinen festen Boden.
Zertreten haben unsere Füße dein Wort,
zertrampelt deine Rechtssätze.
Verachtet haben wir die Namen der Geringsten,
all diese Verworfenen, deine liebsten Menschen.
Geschändet haben wir deine liebe Erde,
verachtet dein Bild, deinen Gleichen,
verleugnet deinen Namen.

Wir, diese Welt,
wir Erben von Raubbau und Gewalt -
die dies nicht wollen und doch
nicht imstande sind, das Los abzuwenden.

Und doch deine Menschen, von dir gemacht,
um diese Erde zu behüten:
Überlaß uns nicht unserer Erschütterung,
erwecke unser Gewissen,
erleuchte unseren Verstand.

Der du gesagt hast,
daß du nie fahren läßt
das Werk deiner Hände:
Beschäme uns nicht.

Gesegnet, der du uns erweckst und nicht entwertest.
Gesegnet du für dein Wort,
das uns entlarvt, doch nicht vernichtet.
Gesegnet du für deine Achtung vor Menschen,
und daß du auf uns deine Hoffnung gesetzt hast,
daß du auf uns deine Augen gerichtet hältst.

Laß nahe kommen
dein Wort von Befreiung.

Aus: Huub Oosterhuis, Um Recht und Frieden. Gebete im Jahreskreis. Patmos Verlag, Düsseldorf 1989.


 

 

I

Kirche - VERSTÄNDNISHILFEN

Werner Schaube

Wenn ich "Kirche" sage,
damit wir uns nicht falsch verstehen,
meine ich nicht nur Papst, Bischöfe,
und die da oben.

Wenn ich "Kirche" sage,
damit wir uns nicht falsch verstehen,
meine ich nicht das Haus aus Stein,
Beton oder Marmorblöcken.

Wenn ich "Kirche" sage,
denke ich an Menschen, die leben,
Gemeinden, die geben,
an dich und mich.

Wenn ich "Kirche" sage,
damit wir uns nicht falsch verstehen,
meine ich nicht Gesetze, Formeln und Riten,
nicht Angst, sondern Wagnis.

Wenn ich "Kirche" sage,
denke ich an Jesus Christus,
an die Freundschaft Gottes mit den Menschen,
denke ich an uns.

Aus: Werner Schaube, Rufsäule. Versuche zu beten. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1986.

IMMER VON NEUEM

                                                                                         Rose Ausländer

Immer von neuem sterben
und auferstehn

Die Fremde meine Heimat
Unbekannt meine Geschwister

Ich bin eine Tote
die lebt
und das Leben liebt

Rose Ausländer, Gedichte, Frankfurt a.M: S. Fischer Verlag 2001.

DAS EWIGE LEBEN DEM, DER VIEL VON LIEBE WEIS

Else Lasker-Schüler

Ich pflücke mir am Weg das letzte Tausendschön ...
Es kam ein Engel mir mein Totenkleid zu nähen -
Denn ich muß andere Welten weiter tragen.

Das ewige Leben dem, der viel von Liebe weiß zu sagen.
Ein Mensch der Liebe kann nur auferstehen!
Haß schachtelt ein! wie hoch die Fackel auch mag schlagen.

Else Lasker-Schüler: Gedichte 1902-1943, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1988.

WAS WERDEN WIR UNS SEIN?

Beatrix Senft

noch sind wir verwurzelt
hier auf Erden
doch wir gedenken
all euch Lieben
die ihr schon dem Himmel
entgegengewachsen seid

was immer wir uns waren
in unserer Liebe sind und
bleiben wir verbunden

bis kommt unsere
neue
gemeinsame Zeit
in der sich alles zusammenfügt
in Gottes unermesslicher Liebe

in Unendlichkeit

dann werden wir uns
„einfach“
in IHM
und
allem
nahe sein

 

Beatrix Senft 2022

  • 1

Helene Renner

Die Botschaft
gilt dir
und mir
und uns allen

Wir sind eingeladen
zum Leben
zur Lebendigkeit
zum Leben in Fülle

Die Zusage gilt
Sie gilt auch für uns

Wir sind erlöst
zum Leben befreit
um andere zu befreien
um Verantwortung zu übernehmen
um sich zu engagieren
im Dienst für die Menschen
im Dienst Gottes

Ja Herr
wir wollen deiner Zusage trauen
auf dein Wort hin
wollen wir gehen
und den Menschen sagen
Jesus lebt
und
auch wir
werden leben

BITTE UM VOLLENDUNG DER VERSTORBENEN

Kyrillosliturgie

Die Seelen aller Entschlafenen, Herr,
deren wir gedacht und deren wir nicht gedacht haben,
lasse ruhen im Schoß unserer heiligen Väter
Abraham und Isaak und Jakob.
Ernähre sie an einem Ort de Grüns über einem Wasser der Ruhe,
im Paradies des Wohllebens,
am Ort, aus dem Herzeleid und Trauer und Seufzen geflohen sind,
in dem Licht deiner Heiligen.
Erwecke aber auch ihren Leib an dem Tage,
den du nach deinen wahrhaftigen Verheißungen bestimmt hast.
Schenke ihnen deine guten Verheißungen,
welche kein Auge gesehen und kein Ohr gehört haben
und welche nicht in das Herz der Menschen gedrungen sind,
welche du denen bereitet hast, die deinen heiligen Namen lieben.
Denn keinen Tod gibt es für deine Diener,
sondern es ist ein Hinübergehen (in eine andere Welt).
Wenn sie aber gefehlt haben oder vergesslich waren in einer Sache
als Menschen, die Fleisch tragen und in der Welt leben,
geruhe du als guter und Menschen liebender Gott, ihnen
zu vergeben.
Denn niemand ist rein von Sünde,
auch wenn sein Leben nur einen Tag auf dieser Erde währt.
Uns aber, Herr, gewähre ein Ende
in vollendetem und dir wohlgefälligem christlichem Leben!

Kyrillosliturgie in: Das große Buch der Gebete. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Herausgegeben von Reinhard Kürzinger / Bernhard Sill. Hohe Verlag, Erfstadt 2007 (2003).

 

 

 

DANK FÜR DIE MUTTER

Petit-Senn

Herr, ich danke dir für meine Mutter.
Von ihr habe ich die erste Liebe erfahren.
Sie hat mich ins Leben eingeführt
und meine Kindheit behütet.
Sie hat mir ihre Zeit und Kraft geschenkt.
So ist ihre Liebe immer größer geworden.
Sie hat für mich gelebt und gearbeitet.
Sie hat mich leben und lieben gelehrt.
Zu ihr konnte ich immer kommen.
Bei ihr habe ich Trost gefunden,
sie wusste mir immer Rat und Hilfe.
Mit ihr konnte ich Freud und Leid teilen.
Sie hat mit mir gelitten und getragen.
Sie war mir der liebste Mensch.
Nun hat sie ihre Bestimmung erreicht.
Nichts ist verloren von ihrer Liebe.
Sie liebt mich jetzt noch mehr.
Auch meine Liebe zu ihr ist gewachsen.
Herr, ich danke dir für meine Mutter
und für alles Gute, das du ihr getan hast.
Für alles Schöne, das sie erleben durfte,
für alles Wertvolle, das sie geschaffen hat,
für alles Liebe, das sie gesagt hat,
für alles Ernste, das sie durchlitten hat,
für alles Schwere, das sie getragen hat.
So ist sie meine Mutter gewesen.
Ich danke dir, dass ich diese Mutter hatte.

Der Tod einer Mutter ist der erste Kummer,
den man ohne sie beweint.

Ruth Rau in: Beten mit Trauernden. Totenwachen und Gedenkgottesdienste. Hrsg. Erwin Löschberger, Bischöfliches Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau, Bischofsplatz 4, A-8010 Graz.

 

ORT DER ERINNERUNG

Ruth Rau

Es ist gut, dass es einen Ort
gibt für unsere Erinnerung.
Einen Ort,
zu dem wir gehen können
in unserer Trauer,
einen Ort,
den wir mit Blumen
schmücken,
um unsere Liebe
noch ein Stück weit
nachzutragen.
Einen Ort der Nähe
und der inneren
Zwiesprache.
Und doch gilt für alle diese
Gedenkstätten die
Botschaft,
die der Engel aus der
ewigen Welt der Zeitlosigkeit
brachte:
"Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?
Er ist nicht hier, er ist auferstanden."

Ruth Rau in: Beten mit Trauernden. Totenwachen und Gedenkgottesdienste. Hrsg. Erwin Löschberger, Bischöfliches Pastoralamt der Diözese Graz-Seckau, Bischofsplatz 4, A-8010 Graz.

  • 3

Helene Renner

Heilig werden wir,
wenn wir füreinander das Brot brechen.

Heilig werden wir,
wenn wir bereit sind miteinander zu teilen.

Heilig werden wir,
wenn wir uns von den anderen beschenken lassen.

Heilig werden wir,
wenn wir aufeinander hören.

Heilig werden wir,
wenn wir uns den Mitmenschen zuwenden.

Heilig werden wir,
wenn wir einander die Hand zur Versöhnung reichen.

Heilig werden wir,
wenn wir den Frieden suchen.

Heilig werden wir,
wenn die Liebe unser Leben bestimmt.

Heilig werden wir,
wenn wir tun,
was uns Jesus vorgelebt hat.

Helene Renner (2019)

SELIG
die das Wohl der Anderen lieben wie ihr eigenes
denn sie werden ihren Egoismus überwinden

SELIG
die immer bereit sind den ersten Schritt zu tun
denn sie werden für Frieden und Einheit sorgen

SELIG
die nie sagen: jetzt ist Schluss
denn sie werden einen neuen Anfang finden

SELIG
die zuerst hören und dann reden
denn man wird ihr Wort aufnehmen

SELIG
die eine andere Meinung gelten lassen
denn sie werden integrieren und vermitteln können

SELIG
die ihre Macht nie missbrauchen
denn sie werden geachtet werden

SELIG
die unterliegen und verlieren können
denn

dann kann GOTT gewinnen

nach einem unbekannten Verfasser

ZACHÄUS HEUTE

Beatrix Senft

es gibt sie auch heute noch
die
die von Erscheinung
und
Größe
unscheinbar sind

deren soziale Stellung
oder ihr Beruf
uns ein Nasenrümpfen hervorlockt
die nicht in unseren
erhabenen „Dunstkreis“ passen

die
die es tief in sich spüren
dass wir sie nicht
in unserer Mitte wollen

sie
die wohl auch alle Anstrengungen
unternehmen würden
um DICH zu sehen
um von DIR Zuspruch zu erfahren
deine heilvollen Worte zu hören
und
die sich freuen würden
wenn wir sie in deinem Namen
„wahr-nehmen“ würden

KOMM
ICH WILL GERNE BEI DIR EINTRETEN

und

sie würden uns freudig
bei sich aufnehmen
und mit uns teilen ihr Leben
und
uns erzählen
was ihr Leben ausmacht
wo sie versuchen Gutes zu tun
mit ihren kleinen bescheidenen
und größeren Mittel

es ist unser verschlossener Blick
unser Dünkel
der sie nicht sieht
nicht sehen will
und
so ziehen wir weiter
und
sie bleiben zurück

verpasste Chancen
für beide Seiten
verpasstes gemeinsames
Leben
und
Verstehen

 

Beatrix Senft 2022

ZACHÄUS HEUTE

Ilse Pauls

Kann es sein,
dass wir den Menschen
den Weg zu Gott
versperren
mit unseren
vorgefassten Meinungen,
unseren apostolischen
Bemühungen,
mit unserem so vorbildlichen
Leben? –
Mit unseren
starren Rücken
bilden wir eine Mauer,
und die Menschen
können Jesus nicht sehen,
der gerade vorübergeht. –
Wer steigt heute noch
auf einen Baum?

 

Ilse Pauls, „Auf dem Weg“ Gedichte. EDITION D’ART International .

AUGENBLICKE DER SEHNSUCHT

Ilse Pauls

Nicht nur abgenützte Worte:
das Sehnsuchtsohr
hört das entscheidende Wort,
das im Herzen brennt.
Das Sehnsuchtsauge
sieht alles, das lebendig wurde,
was tot war,
das Sehnsuchtsherz spürt,
dass heil wird,
was krank war,
dass wiedergefunden wird,
was verloren war.
Der Sehnsuchtsmensch
handelt überraschend,
springt auf,
steigt auf Dächer,
klettert auf Bäume,
berührt Jesu Gewand.
Die Sehnsucht
zu schauen
und zugleich von Ihm
gesehen zu werden
erfüllt sich
in einem Augenblick.

 

Ilse Pauls

 

WER, WENN NICHT DU, SOLLTE MICH VERSTEHEN?

Guido Erbrich

Lieber Gott!
Ich habe lange nicht mehr gebetet,
denn ich hielt es für Aberglauben oder Kinderkram.
Ich weiß auch nicht, warum ich es jetzt gerade tue,
und auch nicht, ob es überhaupt richtig ist,
dass ich bete und wie ich bete.
Ich habe so viel auf dem Herzen
und möchte es niemanden sagen außer dir.
Du kennst mich vielleicht besser als ich mich selbst.
Oft denke ich, dass keiner mich richtig versteht.
Und manchmal bin ich mir selbst ein Rätsel.
Lieber Gott, kannst du mir nicht einen Wege zeigen?
Einen Weg, der mich zu dir und zu mir selber führt.
Kannst du mir nicht immer wieder den Mund öffnen,
damit ich mich getraue, mit dir zu sprechen, ehrlich und frei?
Kannst du mir nicht Mut machen,
so zu sein, wie ich wirklich sein möchte?
Wer, wenn nicht du, sollte mich verstehen?

Erbrich, Guido; zum Beispiel : du, Gebete für junge Menschen; Leipzig, St. Benno Verlag, 2002.


 


DU BIST NIE NUR EINS

Sonntagsgruß - Konvent der Kamillianer

Sie kennen das Bild vom Wasserglas, das zur Hälfte gefüllt ist.
Der Optimist sagt: Es ist halb voll.
Der Pessimist sagt: Es ist halb leer.
Der Realist sagt nichts, aber nimmt einen Schluck.

Das Gleichnis des Sonntags beschreibt die ersten beiden Typen.
Der eine ist von sich überzeugt. Er stellt sich vorne hin. Er beschreibt alle seine Vorzüge. Er wartet auf seine Belobigung durch Gott. Ist er der Optimist?
Der andere ist mit vielen Selbstzweifeln belastet. Seine Sehnsucht war nicht die Belobigung. Das Evangelium beschreibt seine Bitte so: "Gott, sei mir Sünder gnädig!" (Lk 18,13) Ist er der Pessimist?

Jesus wird der Realist: "Dieser ging gerechtfertigt nach Hause hinab, der andere nicht. Denn wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt, wer sich aber selbst erniedrigt, wird erhöht werden." (Lk 18,14)

 

Aus: Sonntagsgruß 97. Jahrgang 2022 - 30. Sonntag im Jahreskreis 23. Oktober 2022

IM SCHATTEN DEINER FLÜGEL

Aurelia Spendel OP

Im Schatten deiner Flügel dürfen unsere Schatten leben
und sich entscheiden für Dunkelheit oder Licht.
Immer sind sie aufgehoben so wie wir, ganz.
Hole heraus aus allen Tiefen, was uns quält und fesselt.
Halte in deiner Hand, was wir verbergen wollen.
Gott, Öl und Duft für Leib und Seelen,
Wärme und Halt, Kühlung und Freiheit.
Gott für uns, ganz.

 

Aurelia Sprendel OP
in: Benedikta Hintersberger OP (Hrsg); Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Düsseldorf Klens Verlag 2006.

VERGEBUNG

Thomas Schwartz

Oft hoffst du darauf,
dass dir Schuld vergeben werde.

Oft schaust du mit mulmigem Gefühl
auf diesen Tag der Aussprache.

Du weißt nicht, ob du fähig sein wirst,
um Verzeihung zu bitten.

Du fürchtest dich davor,
dass sie ausgeschlagen werden könnte.

Mögest du stets erkennen,
dass es deinem Gegenüber genauso geht.

Sei deshalb stark im Vergeben,
denn das ist Gottes Werk,
an dem du teilhaben darfst.

 

Thomas Schwartz
in: Thomas Schwartz; Segen voller Leben. Gute Worte für alle Tage Freiburg Herderverlag 2017
.

ER HÖRT

Beatrix Senft

lachend
weinend
klagend
singend
tanzend
bittend
zweifelnd
lobend

trete ich vor DICH

alles ruf ich dir entgegen

hörst du
oder
hörst du
nicht?

hör ich nur mein eigenes Rufen
oder
werde ich auch still vor dir

dass ich deine Antwort finde -
tief hineingelegt in mir

du brauchst meine Worte nicht
denn
du weißt auch ohne Worte
stets um mich

DANKE
dass ich trotzdem alles
was mich ausmacht
bringen darf

und

schenke mir Bereitschaft
dass ich DICH auch HÖREN mag.

 

Beatrix Senft 2022

GOTT ALS SEELENKLEMPNER

Beatrix Senft

egal
wo du sitzen magst
ich schreie es dir entgegen
dieses kleine Leben
das mich so häufig
in die Knie zwingt

hört mir ja sonst keiner zu
und du
kannst dich ja nicht wehren
dort auf Wolke sieben
oder sonst wo

was?
du konterst zurück
und
schickst uns
dein menschgewordenes Wort

dass wir in
IHM
einen Weg sehen
der Heil uns verheißt
einen Weg
der auch vor den Schrecken
des Lebens nicht bewahrt

das ist deine Antwort?
deine Therapie?

deine Antwort ist

Nachfolge
und
AUF-ERSTEHEN

heute
morgen
ewiglich

 

Beatrix Senft 2022

 

  • 3

Helene Renner (2019)

Gott
solange wir leben
wollen wir dich dankbar loben
für alle Gaben, die du uns gegeben hast
wir wollen sie nicht nur für uns verwenden
sondern auch denen geben
die es notwendig brauchen

Gott
geh mit uns, lass uns nicht allein
lass uns deinem Wort und deinem Beispiel folgen
in der gemeinsamen Feier deine Kraft erfahren
und neu gestärkt in den Alltag gehen

Gott
sende uns aus
lass uns zum Segen werden
wenn wir versuchen
zu helfen, zu teilen und zu heilen
und einander Brüder und Schwestern zu sein

  • ABBA

    Ilse Pauls

    Abba,
    Vater,
    Du gibst mir
    Atem,
    Leben,
    hast mich
    gewollt,
    bist mir
    zärtlich
    wie eine Mutter,
    bist mir Nahrung.
    Ich atme
    Dich ein,
    bin geborgen
    bei Dir,
    im Ausatmen
    überlasse
    ich mich Dir,
    gebe mich hin,
    füge mich
    in Deinen Willen,
    bin ganz leer,
    um erneut
    wieder
    Dich
    einzuatmen.

     

    Aus:Ilse Pauls, Späte Ernte. Gedichte. Rhönverlag Hünfeld 1996.

  • NOCH GLAUBEN FINDEN?

    Beatrix Senft

    von früh auf habe ich gelernt
    Herr
    zu dir zu rufen

    in Formeln
    und
    eigenen Worten

    dir hinzuhalten
    alles was mich ausmacht

    ob ich immer den rechten Ausdruck finde
    ob ich immer ehrlich bin mit mir selbst

    ich weiß es nicht
    doch ich bin mir sicher

    DU WEISST UM MICH

    und unsere jungen Leute

    die
    die dich noch suchen
    mit einer tiefen Sehnsucht
    nach Sinn
    nach Erfüllung
    nach Begleitung

    denen die alten Formeln nichts mehr sagen
    und
    die doch vor dich tragen möchten
    was sie
    in Lachen und Weinen
    im Erfüllten und Unerfüllten
    im Suchen und Sehnen

    in sich tragen

    Herr
    gib uns den Mut
    Wege zu suchen
    sie zu ermutigen
    dir
    alles
    was sie ausmacht
    hinzuhalten

    schenke uns Toleranz
    wo ihre Ausdrucksformen
    unsere nicht treffen

    schenke uns
    dass wir mittragend
    sie ihre Wege
    zu DIR
    finden lassen

    schenke uns -
    Jungen wie Alten -
    dass wir noch
    Glaubende und Hoffende
    auf dieser Erde sind

    im Namen
    des Evangeliums
    deines Sohnes

     

    Isabell Goede, Focus Online, 04.07.2018.

Helene Renner (2019)

Gott
solange wir leben
wollen wir dich dankbar loben
für alle Gaben, die du uns gegeben hast
wir wollen sie nicht nur für uns verwenden
sondern auch denen geben
die es notwendig brauchen

Gott
geh mit uns, lass uns nicht allein
lass uns deinem Wort und deinem Beispiel folgen
in der gemeinsamen Feier deine Kraft erfahren
und neu gestärkt in den Alltag gehen

Gott
sende uns aus
lass uns zum Segen werden
wenn wir versuchen
zu helfen, zu teilen und zu heilen
und einander Brüder und Schwestern zu sein


 

NUR DER ZEHNTE

Pfarrbrief

Auf dem Weg nach Jerusalem zog Jesus durch das Grenzgebiet von Samarien und Galiläa.
Als er in ein Dorf hineingehen wollte, kamen ihm zehn Aussätzige entgegen.
Sie blieben in der Ferne stehen und riefen: Jesus, Meister, hab Erbarmen mit uns!
Als er sie sah, sagte er zu ihnen: Geht, zeigt euch den Priestern! Und während sie zu den Priestern gingen, wurden sie rein. Als die zehn Aussätzigen bemerkt hatten, dass sie geheilt waren, kannte ihre Freude keine Grenzen.
Einer lief sofort zu seinen Freunden und konnte nicht aufhören, seine Heilung zu feiern.
Der zweite, ein Familienvater, konnte es nicht erwarten, seine Frau und seine Kinder in die Arme zu schließen.
Der dritte, ein Kaufmann, nahm sofort seine Geschäfte wieder auf, die inzwischen im Argen lagen.
Alle drei wollten Jesus danken, doch verschoben sie es auf morgen, immer wieder auf morgen.
Der vierte war zu schüchtern, um allein zu Jesus zu gehen, und niemand ging mit ihm.
Der fünfte konnte kein angemessenes Geschenk finden, um gebührend zu danken.
Der sechste fand sein Haus inzwischen von anderen bewohnt und stritt um sein Recht.
Der siebente wollte an seine Krankheit und seine dunkelsten Stunden einfach nicht mehr erinnert werden.
Alle dachten sich: auf einen einzigen wird es doch nicht ankommen.
Der achte musste erfahren, dass sein Mädchen inzwischen einen anderen Freund hatte; er zürnte Jesus, dass er ihn dabei im Stich gelassen hatte.
Der neunte befürchtete, Jesus könnte von ihm verlangen, ihm nachzufolgen.
Nur der zehnte ging spontan zu Christus zurück.
Er warf sich vor den Füßen Jesu zu Boden und dankte ihm. Dieser Mann war aus Samarien.

Aus dem Pfarrblatt Graz-Graben, Oktober/November 1998.

DEN STANDPUNKT VERÄNDERN

Hermann Josef Coenen

Wenn du den Standpunkt veränderst,
sieht alles ganz anders aus.
Ein mitgenommenes Kind etwa erlebt den Sommerschlußverkauf ganz anders als eine Mutter.
Der Dialysepatient fühlt sich anders als die Krankenschwester.
Der Urlauber sieht mit anderen Augen als die Pensionswirtin.
Die Organistin nimmt einen Gottesdienst anders wahr als der Prediger.
Der Standpunkt verändert die Perspektive und damit die Wahrnehmung
und das Gefühl und vielleicht sogar unser Handeln.
Verändere mal probeweise deinen Blick-Winkel:
Leg dich auf eine Sommerwiese ins Gras zwischen die Kühe ...
Oder — wenn du dich traust — auf das Pflaster in der Fußgängerzone,
so daß du nur Beine siehst wie der Bettler, der dort sitzt ...
Geh in die Hocke vor einem Rollstuhlfahrer ...
Lebe als Test mal einen Monat lang vom Satz der Sozialhilfe ...
Übernachte mal in einem Asylantenheim,
auf der Bank einer Bahnhofsmission in einer fremden Stadt ...
Betrachte Tee oder Bananen mit dem Blick der Pflückerin in Sri Lanka und des Landarbeiters in Brasilien ...
Versetz dich mal in die Lage und in die Gefühle eines serbischen Freiheitskämpfers ...
Opfer und Sieger haben eine völlig verschiedene Perspektive.
Vielleicht fängst du mit deinen Übungen ganz klein an:
Mach einen Krankenbesuch!
Aus der Froschperspektive oder »über den Wolken« sieht die Welt ganz unterschiedlich aus:
Manches Große wird klein. Und Kleines wird groß.
Weihnachten — so heißt es — hat Gott seinen Standort verändert.

Aus: Hermann Josef Coenen, Freiheit, die ich meine. Patmos Verlag, Düsseldorf 1995.

 

 

FÜRBITTE

Michael Meyer

Unser Gott,
rufe uns weiter
an den Tisch der Brüder und Schwestern
zu Christi Mahl.
Heile so die Gemeinschaft,
die gestört ist
zwischen den Menschen unserer Tage,
daß sie sich finden
am Tisch ihres Bruders —
Habende und Arme,
Gesunde und Kranke,
Fröhliche und Bedrückte,
Wissende und Zweifler,
Fromme und die voller Fragen.
Vater,
wir bitten dich,
suche die,
die nichts sind,
unter den Vielen heraus
und lade sie ein
zu dir.
Wecke dadurch die Müden,
daß sie sich wieder freuen.
Gib den Verbitterten
einen getrösteten Blick
auf die Tage, die kommen.
Umfange die Sterbenden
mit deiner Nähe.
Baue deine Kirche aus uns allen
und durchdringe
unser verkümmerndes Leben
mit dem Ruf
zu dir,
zum Leben,
zur Ewigkeit.

Aus: Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen1988.


 

 

 

HERR, BRICH EIN IN UNSER LEBEN

Heinz Pangels

HERR,
brich ein in unser Leben,
das geprägt ist von Angst und Ohnmacht,
von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit,
von Kälte und Hartherzigkeit.

HERR,
brich ein in unsere Welt
des Ständig-Leistung-erbringen-Müssens,
der gnadenlosen Konkurrenz,
des gierigen Strebens nach Gewinn.

HERR,
brich ein in unsere Welt
der verschobenen Werte:
Wir sind geneigt, zu verschwenden,
anstatt zu teilen.
Wir isolieren uns häufig,
anstatt solidarisch zu sein.
Uns liegt mehr daran, zu besitzen,
als etwas zu sein.

HERR,
brich uns Menschen auf,
brich unsere Herzen auf,
brich unsere Seelen auf,
bringe uns das Licht Deines Geistes,
damit wir dem Menschen
und dem Leben
wieder mehr Raum geben!

HERR,
komm DU zu uns herab,
denn in DIR ist
Hoffnung für eine bessere Welt,
Zuversicht in ein menschenwürdiges Leben
und Wärme für ein sinnvolles Menschsein.

 

Heinz Pangels nach einem Text eines unbekannten Autors aus dem Gebetsheft „IN IHM SEIN“ von Pfarrer Franz Haidinger, A 4802 Ebensee 2009.

 

VATER

Huub Oosterhuis

Du stelltest mich dir vor:
der Mensch, der ich sein werde,
wenn ich dein Wort vollbringe.

Du hast mich gekehrt
von dir ab,
nach jener Zukunft hin.
Deine Stimme in meinem Rücken:
»Ich werde sein mit dir.«

Und ich ging -
du legtest einen Pfad vor meine Füße.

Und ich wurde ich,
der dies denkt,
der dies sagt.

Und du, ohne dich umzusehen,
ohne Vorbehalt,
wurdest mein Vater.

Aus: Huub Oosterhuis, Um Recht und Frieden. Gebete im Jahreskreis. Patmos Verlag, Düsseldorf 1989.



 

DER MICH UMWIRBT

Huub Oosterhuis

Der mich umwirbt,
den ich hab abgewehrt,
solang es ging.

Der mich nicht zerrte,
nicht drängte, nur winkte
über die Schwelle.

Der den Schleier meiner Angst
nicht fortriss, nur aufhob.

Dessen Stimme allein
mich so berührte,
dass ich nachgab.

War von Gerüchten
über dich gelähmt.
Jetzt ohne Ängste
endlich
erwart ich dich.

Der mich umwirbt,
den ich hab abgewehrt,
solang es ging.

Aus: Huub Oosterhuis, Ich steh vor dir. Meditationen, Gebete und Lieder, herausgegeben von Cornelis Kok unter Mitarbeit von Birgitta Kasper-Heuermann und Annette Rothenberg-Joerges. Verlag Herder Freiburg im Breisgau 2004.

WIE EINE MUTTER SORGT

Huub Oosterhuis

Wie eine Mutter sorgt
für Kinder, die ihr anvertraut,
und einsteht, dass sie leben:
So wirkt ein Gott der Liebe, keine Stund
verlässt er uns.
Nicht mehr verstummt das Wort,
das er uns hat gegeben.

Es nimmt uns bei der Hand,
das Wort, geduldig führt es uns
aus Angstland weg zur Freiheit.
So trocken, heiß, so unbegehbar schräg -
so hoch der Weg -
zwing mich nicht, ihn zu gehen,
wenn nicht du selbst mir nah bleibst.

Ein Wasserfall von Licht,
von Freude und bewährter Hoffnung,
Einsicht und Vertrauen:
So kommst du über Menschen, und dein Wort
treibt mich nun fort.
Noch weiß ich nichts von dir,
einst werde ich dich schauen.

 

 

 

MEIN TRAUM VOM „GELADEN-SEIN“

Beatrix Senft

wenn ich einst geladen werde
geladen werde
aus diesem irdischen Leben
in die sichtbare Nähe Gottes

dann

werde ich bei IHM willkommen sein
mit allem
was mein irdisches Leben
ausgemacht hat

und

ER
wird mir noch einmal
das lebendige Wasser
der Taufe hinstellen
und
mir abwaschen allen Staub
des irdischen Lebens
und
wird mich neu kleiden
in mein Taufkleid

und

ER
wird mich empfangen
mir freudig entgegenkommen

und

ich werde IHM ganz nahe sein
denn
es wird keine Rangordnung mehr geben

wir werden
IHM –
als sein Geschenk an jeden Einzelnen –
einfach nahe sein dürfen

es wird nicht mehr wichtig sein
welchen Rang
welchen Titel
ich im irdischen Leben führte
auch nicht
was ich besessen habe

dort werde ich nur noch sein
als sein geliebtes Kind
das zum liebenden Vater heimgekehrt ist

so also will ich sammeln
die kleinen Achtsamkeiten der Nächstenliebe
damit ich sie ihm als Geschenk hinhalten kann
und sagen kann
„Vater, du schicktest mich 'sammeln';
viel ist es nicht,
aber ich habe mich gemüht.“

und

ER
wird sie entgegennehmen
wie einen großen Schatz
und
sich daran erfreuen

und wir alle werden uns freuen
ganz ohne Platz- und Machtkamp
IHM
einfach ganz nahe zu sein

das wird ein Fest sein.

 

Beatrix Senft (2022)


 

 

MARIÄ HIMMELFAHRT

Elke Uhl

Maria, die Gott aufnimmt.
Gott nimmt Maria auf
in den Himmel, in sein Reich, bei sich.
Er nimmt Maria zu sich.
Ganz und gar.
Mit Leib und Seele.
 
Maria, die Gott aufnimmt.
Und warum?
Gott hat Maria von Anfang an,
angenommen, aufgenommen
in seinen Heilsplan.
Das nahende, beginnende Reich Gottes auf Erden.
 
Maria, die Gott aufnimmt.
Beginn der neuen Schöpfung.
Maria als neue Eva.
Rein und makellos.
Frei von Sünde.
Ohne die Sünde Evas und Adams.
 
Maria, die Gott aufnimmt.
Sie gehört ganz Gott.
Mit Leib und Seele.
„Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben..“ (Lk 1,53)
Maria lässt Gott in ihr Leben.
„Mir geschehe, wie du es gesagt hast.“ (Lk 1,38)
Sie lässt Gott in ihrem Leben wirken und wirklich werden.
Sie sagt Ja zu Gott, zu Jesus.
Ja mit Leib und Seele.
Zu Jesus, zu seinem Leben und unter dem Kreuz.
Sie vertraut seinem Wort, seiner Verheißung.
„Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ (Joh 11,25)
 
Maria, die Gott aufnimmt.
Gott nimmt Maria auf.
Mit Leib und Seele.
 
 Aber was hat das mit mir, mit dir, mit uns zu tun?
 
In der Taufe nimmt Gott mich an
als sein Kind.
Er gibt mir Anteil an seinem Reich, an sich, an Jesus.
Er befreit mich von Sünde.
Auch von der Sünde Adams und Evas.
Aber ich bleibe nicht frei von Sünde.
Falle zurück in alte Muster.
In die Fallstricke von Schuld und Sünde.
 
Will ich mich von Jesus beschenken lassen?
Von seiner versöhnenden, verzeihenden Liebe.
Hungert es mich nach seiner Liebe?
Nach ihm.
Ganz und gar.
Mit Leib und Seele.
 
Will ich ihn wirken lassen?
Wirksam werden lassen.
Ihn wirklich werden lassen in meinem Leben und in mir.
 
„Was er euch sagt, das tut!“ (Joh 2,5)
„Dies ist mein geliebter Sohn, … auf ihn sollt ihr hören.“ (Mt 17,5)
Will ich auf Jesus hören?
Ihm gehören.
Mit Leib und Seele.
Und auf ihn vertrauen.
Ihm vertrauen.
Dass er mich am Ende aufnimmt.
Bei und in sich.
Mit Leib und Seele.

 

Elke Uhl 2022

 

MAGNIFIKAT HEUTE

Dorothee Sölle

Es steht geschrieben, dass maria sagte,
meine seele erhebt den herren
und mein geist freut sich gottes meines heilands
denn er hat die niedrigkeit seiner magd angesehen
seihe von nun an werden mich selig preisen alle kindeskinder

Heute sagen wir das so
meine seele sieht das land der freiheit
und mein geist wird aus der verängstigung herauskommen
die leeren gesichter der frauen werden mit leben erfüllt
und wir werden menschen werden
von generationen vor uns den geopferten erwartet

Es steht geschrieben dass maria sagte
denn er hat große dinge an mir getan der da mächtig ist
und dessen namen heilig ist
und seine barmherzigkeit währt von geschlecht zu geschlecht

Heute sagen wir das so
die große veränderung die an uns und durch uns geschieht
wird mit allen geschehen - oder sie bleibt aus
barmherzigkeit wird geübt werden wenn die abhängigen
das vertane leben aufgeben können
und lernen selber zu leben.

Es steht geschrieben dass maria sagte
er übt macht mit seinem arm und zerstreut die hochmütigen
er stürzt die gewalttätigen von ihren thronen
und die getretenen richtet er auf

Heute sagen wir das so
wir werden unsere besitzer enteignen und über die
die das weibliche wesen kennen werden wir zu lachen kriegen
die herrschaft der männchen über die weibchen wird ein ende nehmen
aus objekten werden subjekte werden
sie gewinnen ihr eigenes besseres recht

Es steht geschrieben dass maria sagte
hungrige hat er mit gütern gefüllt
und die reichen leer hinweggeschickt
er denkt der barmherzigkeit und hat sich
israels seines knechts angenommen

Heute sagen wir das so
frauen werden zum mond fahren und in den parlamenten entscheiden
ihre wünsche nach selbstbestimmung werden in erfüllung gehen
und die such nach herrschaft wird leer bleiben
ihre ängste werden gegenstandslos werden
und die ausbeutung ein ende haben.

Aus Dorothee Sölle, Die revolutionäre Geduld, Berlin 1974.

 

ZUM TODE EINES FREUNDES

unbekannte Herkunft

das beste,
was wir tun können,
wir können uns in erinnerung rufen,
dass wir ihn hatten:
seine hoffnung und kraft,
seine güte und liebe,
seine freude und sehnsucht.

das beste,
was wir tun können,
wir können fortsetzen,
was er angestrebt hat:
aufnehmen, was er uns hinterlassen hat;
weitergeben, was wir an ihm hatten;
kämpfen für das, was ihm kostbar war.

das beste,
was wir tun können,
wir können hoffen,
für ihn und für uns:
dass nichts vergeblich war,
weder sein tun noch sein hoffen;
dass gott ihm treu ist;
dass gott uns allen nahe ist,
er, der gott der lebenden.

Aus: Mitten im Tag, Junge Menschen suchen, fragen beten. Gebetsbuch für Jugendliche und junge Erwachsene. Hildesheim, 1982.



 

DIE ERNÄHRUNGSSTÖRUNGEN NEHMEN ZU

Dorothee Sölle

Eine flasche cola enthält mehr zucker
als meine großmutter im monat zu sich nahm
            die übersättigung unter der wir leiden wird aufgebaut
            um den hunger nach speise umzubauen
            in das bedürfnis nach etwas besonderem
nicht hungrig und nicht satt
stecke ich etwas in mich hinein

Eine tageszeitung enthält mehr halblügen
als meine großmutter im monat zu sich nahm
            die übersättigung mit unglück
            an dem wir eh nichts ändern können
            wird aufgebaut um den hunger nach gerechtigkeit umzubauen
            in das bedürfnis nach etwas besonderem
nicht traurig und nicht erfreut
lese ich etwas in mich hinein

Ein satz aus dem morgenprogramm enthält mehr geschwätz
als meine großmutter im monat zu sich nahm
            die übersättigung an einer sprache die nichts sagt
            wird aufgebaut um die teilnahme zugrundezurichten
            und unsern wunsch mit worten jemanden zu berühren
            lächerlich zu machen
nicht ernst und nicht spielend
rede ich etwas aus mir heraus

In diesen zeiten ein mensch zu werden
ist etwa so möglich wie
daß ein kamel durch ein nadelöhr geht

dorothee sölle, spiel doch von brot und rosen. gedichte. Wolfgang Fietkau Verlag, Berlin 1998.

EUCHARISTEIN ODER DANKSAGEN

Wolfgang Dettenkofer

Die Erde ist herrlich, geschenkt ist uns Frieden.
Wir haben zu essen, Heimat wird uns durch euch.
Und da sollten wir nicht jubeln in Dankbarkeit?

Wir feiern den Sonntag, das Hasten hat Pause.
Wir gehören euch gänzlich, uns trägt, dass ihr da seid.
Und da dürften wir nicht feiern und dankbar sein?

Wir sind doch Geliebte, Söhne und Töchter des nahen
und freundlichen Gottes. Er geht unseren Weg mit!
Und da wollt ihr nicht tanzen vor Freude und Dank?

Er hauchte uns Geist zu, macht alles lebendig.
Sein Feuer durchglüht uns, wir leben und lieben.
Sollte das niemand merken, wären wir noch die Seinen?

Wir denken an Jesus, den Sohn der Maria.
Wir wollen bedenken, was er uns gesagt hat.
Gibt er sich als Brot uns, macht trunken von Freude?

Geschlachtet wird nimmer, gesiegelt nicht mehr mit Blut!
Wer immer setzt sein Leben ein, wird diesem Christus zugehörn.
Dankt ihr für den Bundesschluss, für diese Abgrundgnadenzeit?

Wir feiern das Leben, die Zeit unsres Daseins
entgrenzt sich nach oben. Angst hat da nicht Raum mehr.
Blüht in uns die Hoffnung, trägt Frucht schon der Dank?

Wolfgang Dettenkofer, vertont von Christine Klinger.

Wolfgang Dettenkofer, ehem. Berufsschulreligionslehrer, Eisenbartlingerweg 2, D-83093 Bad Endorf, e-mail: hwdkha@t-online.de.

 


FEUER UND FLAMME

Beatrix Senft

In einer Zeit in der so viele FEUER brennen
und
Menschen und Umwelt
innerlich und äußerlich zerstören

soll ICH –
ja ICH

die kleine Flamme der Hoffnung
von Liebe und Mitgefühl
von Anteilnahme
und
verzeihendem Neubeginn
hüten und nähren

damit ein Gegen-Feuer
die schlimmen Feuer
der Verwüstung erstickt???

wer bin ich
dass ich das vermag
habe ich nicht
genug damit zu tun
meine kleine Flamme
von Glauben und Hoffen
für mich
„am Brennen“ zu halten

und dann
erfahre ich

im Unterwegssein
in den Aufgaben
die mir gerade anvertraut sind

Momente

in denen mein Lächeln
meine Hand auf der Schulter eines alten Menschen
in einer Anfrage
oder
in einem rechten Wort
auch im gemeinsamen Schweigen können mit Trauernden
auch darin –
keine schnelle Lösung anbieten zu „müssen“

ja dass in diesen Momenten
die mir
und
meinem Gegenüber
geschenkt sind

ein kleines Leuchten aufflammt –
eine kleine Flamme der Hoffnung
in den Augen und Herzen
Kraft bekommt

und

dann sind es schon zwei
die dieses „Gegenfeuer“ setzen

und

manchmal darf ich spüren
da geht einer mit
der setzt meine Worte
der setzt meine Schritte

von IHM
lasse ich mich führen
mit IHM
gehe ich gerne mit

mit meiner kleinen Flamme
die so oft zu verlöschen droht

 

Beatrix Senft (2022)


 

 

 

Glauben?

 

 Ich glaube – sagte ich zu einem Freund!

 Halt! Warum glaubst du eigentlich?

 

Weil andere dich im Glauben erzogen haben?

 Weil du es in der Schule so gelernt hast?

 Weil das hier zu Lande noch so üblich ist?

 Weil die Glaubenden scheinbar noch die Mehrheit haben?

 Weil du dir über deinen Glauben nicht allzu viele Gedanken machst?

 Da antwortete ich: Du sollst wissen, warum ich glaube:

 Ich glaube, weil ich nicht glauben kann, dass immer nur Lüge und Gewalt das letzte Wort haben,

dass Menschen in Unfrieden gegeneinander leben müssen, dass letztlich alles sinnlos ist.

 

Deswegen glaube ich, weil ich nicht glaube, dass alles Zufall ist.

 Weil ich glaube, dass mich die Liebe am Leben hält.

 Weil ich glaube, dass es Einen gibt, der den Sinn von allem kennt.

 Deswegen glaube ich. Und das ist schön, wenn ich deswegen glauben kann.

 Dann glauben wir gemeinsam, dass Jesus von Gott gekommen ist, um zu zeigen, dass die Liebe stärker ist als der Tod, dass das Leben über den Unglauben siegt, dass so das Reich Gottes entsteht.

 

 

WIR BITTEN DICH FÜR ALLE MENSCHEN

Huub Oosterhuis

Wir bitten dich für alle Menschen,
die mit uns leben
unter demselben Himmel,
für die Mitbewohner unserer Stadt,
unseres Hauses,
für unsere Nachbarn und Bekannten,
für unsere guten Freunde.
Und wir versuchen auch zu bitten, Gott,
für alle, denen wir aus dem Weg gehen,
die uns fremd sind,
die wir nicht lieben können.

Huub Oosterhuis in: Karl Heinz Bierlein (Hrsg); Wenn Worte fehlen. Gebete. Claudius Verlag München, 1989.



 

MIT AUSGEBREITETEN ARMEN

Beatrix Senft

mit ausgebreiteten Armen
kommst du uns
Gott
entgegen

entgegen
mit einer Liebe
die noch viel mehr ist
als väterliche
oder mütterliche Liebe

denn DU bist die LIEBE

in deinen Armen
dürfen wir uns bergen
mit aller Freude
mit allem Schmerz
mit unseren Erfolgen
und Misserfolgen
mit unserem Versagen
das auch Schuld kennt

deine Arme fangen uns auf
bergen uns
trösten uns
Freude teilend
verstehend
verzeihend
Hoffnung schenkend

ich lasse mich
in deine Arme fallen

„Vater, hier bin ich,
ich, dein Kind.“

 

Beatrix Senft (2022)

 

    • GEGENSÄTZE?

      Beatrix Senft

      Martha
      sich sorgend
      dass alles weitergeht
      in Haus und Hof und Garten
      dass es läuft
      das Leben der Lieben

      das heißt fürsorglich –
      auch gastfreundlich – sein
      alles im Blick haben

      im Privaten und Dienstlichen
      ALLES IM GRIFF
      gerade in der heutigen Zeit
      heißt das oft
      Doppelbelastung

      alles im Griff
      alles im Blick
      auch mich???

      manche „Martha“ –
      auch mancher „Martin“ –
      mögen daran zweifeln

      wie ganz anders Maria
      sie entzieht sich
      dem „Trubel“ des Lebens
      setzt sich zu Jesu Füssen
      um ganz Ohr zu sein
      ganz zu verinnerlichen
      was er sagt
      und wird gelobt
      „Sie hat den guten Teil gewählt.“

      hat sie den besseren Teil gewählt???
      hat sie die gesamt Lehre Jesu verstanden???

      ich glaube
      die besten Zugänge zum „Leben“
      zu uns selbst
      und
      zu Gott
      können wir finden
      und
      sinn-erfüllt leben
      wenn wir dem Hl. Benedikt folgen

      ORA ET LABORA – bete und arbeite

      beten – das heißt:
      Sinnfindung –
      über das Weltliche hinaus
      besinnen
      auf das Wesentliche
      hören
      was mir zugesprochen wird
      Rückzug
      aus der Betriebsamkeit der Welt

      um bei mir selbst
      und
      bei Gott
      anzukommen

      beten
      innerhalten
      rück-besinnen
      in den ganz unterschiedlichen Formen
      und Zugängen

      um dann

      mein Arbeiten
      aus einem guten Blickwinkel
      sehen zu können
      ohne mich selbst zu verlieren
      ohne mich selbst zu überfordern

      dann können beide „Seelen“
      sich zu einem Guten verbinden

      Marias und Marthas

      bei jeder Frau –
      bei jedem Mann

      ORA ET LABORA
      bietet auch unserer Zeit
      eine gute Chance

      nutzen wir sie!?

       

      Beatrix Senft (2022)

    • 1

    Helene Renner (2019)

    Gott begleite uns mit seinem Segen.
    Er mache uns frei von allem „du musst“ und „man tut“,
    frei von einengenden Erwartungen anderer.

    Er gebe uns Mut, den eigenen Weg zu gehen.
    Er behüte uns,
    so dass wir uns nie verlassen fühlen
    und hilflos den Umständen ausgesetzt.

    Offene Augen und Ohren schenke uns Gott,
    dass wir seine Wunder jeden Tag erkennen
    in all den unscheinbaren Dingen des Alltags.

    Frieden gebe er uns
    und ein Lächeln für jeden Tag.
    Wenn wir uns selbst zu ernst nehmen,
    schenke er uns ein großes Lachen.

    Herausforderungen, die uns anregen,
    funkelnde Gedanken,
    starke Gefühle und genügend Ruhe
    schenke er uns.

    Jede Stunde, jeden Tag
    möge er uns segnend nahe sein.

    (nach einem alten irischen Segensgebet)

                                                                                               Beatrix Senft (2022)

    Gott,
    der um alles weiß, was uns ausmacht,
    segne uns
    in unserer Geschäftigkeit und
    in unseren Ruhephasen.

    Er segne uns,
    wenn unsere Sinne blockiert sind
    und wenn wir mit allen Sinnen auf Empfang sind.

    Er segne uns in unseren verhaltenen Schritten
    und in den zielgerichteten.

    So segne uns der Gott,
    den wir zu fassen versuchen
    als den Vater und den Sohn und den Hl. Geist.
    Amen.

     

     

     

    EINZIGARTIGE

    Beatrix Senft

    Manchmal brauchen wir diese Auszeit des Lebens,
    um wieder einen Blick für uns selbst und für andere zu bekommen.
    Manchmal können es Kleinigkeiten sein, die uns dazu anregen.
    Der folgende Text malt uns hierzu ein Bild von Sonne, Meer und mehr.


    Einzigartige

    Muscheln, mit der Faszination der vielfältigen Farbenpracht.
    Muscheln, mit der Faszination der vielfältigen Formen.
    Muscheln, mit der Faszination der vielfältigen Strukturen.

    Muscheln, geprägt durch ihre Art.
    Muscheln, geschliffen durch den Rhythmus und Unmut der Gezeiten.
    Muscheln, ausgesetzt der Fülle und dem Mangel, von uns genannt Ebbe und Flut.

    Muschel, die das Leben bargen.
    Muscheln, angespült durch das Spiel der Wellen.
    Muscheln, jetzt leer und hohl.

    Du, Muschel in meiner Hand.
    Du, Muschel – Einzigartige.
    Du, Muschel, die du mich anregst dich zu betrachten.
    Du, Muschel, die ich dich phantastisch finde –
                auch jetzt noch, obwohl ich nur deine Hülle sehe –
    nicht dein Leben.

    Indem ich dich betrachte, du kleine Muschel,
    wächst in mir der Mut, auch mich zu betrachten.
    Mich zu betrachten, indem ich in den Spiegel schaue.
    Mich zu betrachten, indem ich versuche in mein Inneres zu schauen.

    Du, kleine Muschel!
    Mein Leben findet sich wieder in deinem Leben.
    Auch mir ist mitgegeben Farbenpracht, Form und Struktur.
    Auch ich bin geschliffen worden vom Rhythmus und Unmut des Lebens.
    Auch ich erlebe Fülle und Mangel.
    Auch in mir birgt sich Leben.
    Auch in mir gibt es Zeiten der Leere.

    Du, kleine Muschel!
    Indem ich uns betrachte, kommt die Erkenntnis:
                Wir sind beide einzigartig.
    Und die vielen anderen Muscheln um mich herum.
                Alle einzigartig.

    So sind wir alle hineingegeben in das große Ganze- in die Schöpfung.
                Alle einzigartig – Geschenke des Himmels.

    Du, Muschel in meiner Hand!
                Ich will dich umschließen als einen wertvollen Schatz.
                Wann immer ich dich sehe oder fühle,
                erinnere mich daran, dass alles einzigartig ist.
                Einzigartig sein kann und darf,
                weil ein Schöpfer, den wir Gott nennen,
                alles so wichtig nimmt,
                dass es einzigartig sein darf,
                alles so wichtig nimmt,
                dass es einzigartig ist.

     

    Beatrix Senft (2022)

     

     

     

     

    BEHÜTE UNSERE LIEBE

    Guido Erbrich

    vor Lieblosigkeit und Egoismus
    behüte sie vor Eifersucht
    und Vertrauensbruch,
    lass und darüber klar werden,
    ob wir für immer
    zusammenbleiben wollen,
    sei du in unserer Mitte.

    Guido Erbrich, Zum Beispiel: du. Gebete für junge Menschen; Leipzig, St. Benno Verlag, 2002.

     
  • GOTT SEGNE MEINE HÄNDE

    Herkunft unbekannt

    Gott, segne meine Hände,
    dass sie behutsam seien,
    dass sie halten können, ohne zur Fessel zu
    werden,
    dass sie geben können ohne Berechnung,
    dass ihnen innewohne die Kraft zu trösten und
    zu segnen.

    Gott, segne meine Augen,
    dass sie Bedürftigkeit wahrnehmen,
    dass sie das Unscheinbare nicht übersehen,
    dass sie hindurch schauen durch das
    Vordergründige,
    dass andere sich wohl fühlen können unter
    meinem Blick.

    Gott, segne meine Ohren,
    dass sie deine Stimme zu erhorchen vermögen,
    dass sie hellhörig seien für die Stimme der Not,
    dass sie verschlossen seien für den Lärm und das
    Geschwätz,
    dass sie das Unbequeme nicht überhören.

    Gott, segne meinen Mund,
    dass er dich bezeuge,
    dass nichts von ihm ausgehe, was verletzt und
    zerstört,
    dass er heilende Worte spreche,
    dass er Anvertrautes bewahre.

    Gott, segne mein Herz,
    dass es Wohnstatt sei deinem Geist,
    dass es Wärme schenken und bergen kann,
    dass es reich sei an Verzeihung,
    dass es Leid und Freude teilen kann.

    Quelle unbekannt

  • AUF DASS MAN DIE CHRISTEN ERKENNE

    Leon-Joseph Suenens

    Herr, ich brauche deine Augen,
    gib mir einen lebendigen Glauben.

    Ich brauch dein Herz,
    gib mir in allen Situationen Liebe zum Nächsten.

    Ich brauche deinen Atem,
    gib mir deine Hoffnung
    für mich selbst und deine Kirche,

    auf dass sie Zeugnis ablege für die Welt,
    auf dass man die Christen erkenne
    an ihrem strahlenden, heiteren Blick,
    an der Wärme ihres Herzens
    und an diesem unüberwindlichen Glauben,
    der sich aus den heimlichen, unversiegbaren Quellen
    ihrer fröhlichen Hoffnung nährt.

     

    Leon-Joseph Suenens, Bischof von Brüssel. In: Minuten am Morgen, Texte und Gebete zum Schulbeginn, 2. Auflage 2004.

  • LEIB UND SEELE

    Mutter Emanuela von Kairo

    „Vielleicht täusche ich mich, aber vor meinem Gewissen glaube ich, sie umsonst lieben zu müssen und nicht zu versuchen, sie dank meiner Dienste für meine Religion zu gewinnen. Nach meiner Auffassung ist meine Rolle, Christus nachzufolgen, indem ich bis ans Ende liebe, bis zum Tod, wenn es notwendig ist. Junge Moslems sind zu mir gekommen, um sich taufen zu lassen. Ich habe es abgelehnt.
    Sie waren noch nicht zwanzig Jahre alt. Ich sagte ihnen: Ihr wisst nicht, auf welche Schwierigkeiten ihr euch einlasst. Beendet euer Studium, seid gut mit eurer Familie, helft den Armen und Leidenden, betet... und kommt in zwei oder drei Jahren wieder zu mir."
    Ein Reporter fragte sie: „Warum haben Sie sie nicht ermutigt?" „Weil ich in den Moslemländern, die ich kennenlernte, zahlreiche Fälle junger Konvertiten gesehen habe. Sie stellen eine winzige Minderheit dar. Es ist zu schwer, am Ende versagen sie. Wenn ich die Menschen lehre, einander zu lieben, führe ich sie ins Herz des Christentums."

     

    Aus: Mutter Emanuela von Kairo, Der Ort, zu dem mich Gott geführt. Mein Leben mit den Menschen im Müll. Herder Verlag 1984.

    ZUVORKOMMEND SEIN

    Mutter Teresa

    Zuvorkommenheit den anderen gegenüber ist der Anfang der Heiligkeit.
    Wenn ihr es lernt, zuvorkommend zu sein, werdet ihr Christus immer ähnlicher werden, der im Herzen freundlich war und sich immer den Nöten der anderen zuwandte.

    Wenn wir beten, werden wir zu einem Strahl der Liebe Gottes: bei uns zu Hause, dort, wo wir leben, und schließlich für die ganze große Welt.

     

    Mutter Teresa

                                                                                                                                                     Helene Renner (2022)

Immer wieder spüre ich
dass ich zwei Seiten habe

Eine, die sich für das Gute einsetzt
und eine, die das tut, was ich eigentlich gar nicht tun will

Eine Seite, die für andere da sein möchte
und eine andere, die nur an sich denkt

Eine Seite, die sich bemüht zu sein, wie sie sein sollte
und eine andere, die nicht aus ihrer Haut heraus kann

Eine Seite, die sagt: du bist in Ordnung
und eine andere, die sagt: du bist unmöglich

Eine Seite, die Gottes Wort annehmen möchte
und eine andere, die sich davon überfordert fühlt

Mit meinen beiden Seiten wende ich mich dir, mein Gott, zu
ich wende mich dir zu
mit meinem Unvermögen und meinen Grenzen
mit meinen Ängsten und Bedenken
mit meiner Hoffnung und mit meinem guten Willen

Ich wende mich dir zu
und nehme die Herausforderung an

Ich will deine Anliegen zu meinen machen
deine Einstellung zu meiner Einstellung
dann kannst du
durch mich
die Welt verändern

VERGEBEN

                                                                                                                                        Beatrix Senft

Worte
die fangen –
wie: “ich liebe dich“ –
wer hätte sie nicht gerne
auch für sich

Worte
die verletzten –
die gegeneinander hetzen –
die zerreißen –
die verhindern jedes Zusammenschweißen –
die will keiner für sich –
heute und auch morgen nicht

Worte auf Worte
es entsteht eine Mauer –
auf beiden Seiten: Verletzung und Trauer

und dann –
als Geschenk –

ein AUGEN–BLICK
es kehrt eine kleine Bereitschaft zurück –

vielleicht nicht der große Frieden –
oder ab jetzt: „wir wollen uns lieben“ –

doch von der großen 490er Zahl
dieses eine Mal:

„Ich achte dein Leben
und will dir vergeben!“

Beatrix Senft, 2022


HASS KANN DEN HASS NICHT VERTREIBEN

Martin Luther King

Die größte Schwäche der Gewalt liegt darin, daß sie gerade das erzeugt, was sie vernichten will. Statt das Böse zu verringern, vermehrt sie es.
Durch Gewalt kann man den Lügner ermorden; aber man kenn weder die Lüge ermorden noch die Wahrheit aufrichten. Durch Gewalt kann man den Hasser ermorden, aber man tötet den Haß nicht.
Gewalt verstärkt nur den Haß. Das ist der Lauf der Dinge. Gewalt mit Gewalt zu vergelten, vermehrt die Gewalt und macht eine Nacht, die schon sternenlos ist, noch dunkler. Dunkelheit kann die Dunkelheit nicht vertreiben; das kann nur das Licht. Haß kann den Haß nicht vertreiben; das kann nur die Liebe.

Martin Luther King



Lass mich nicht ruhig werden
solange Menschen ums tägliche Brot bitten und verhungern;
solange Menschen um Waffenruhe bitten und von Bomben, Napalm und Vertreibung bedroht sind;
solange farbige Menschen um das gleiche Recht zum Leben bitten und mit leeren Versprechungen und Beruhigungsreden abgespeist werden;
solange Kriegsgefangene um Befreiung bitten und keine Aussicht auf Frieden ist;
solange die Kirchen nach Gerechtigkeit und Liebe gefragt werden und selbst untereinander zerstritten sind;
solange Menschen um gute Heimkehr bitten und die Zahl der Unfalltoten und Verletzten auf den Straßen steigt;
solange Menschen auf menschenwürdige Wohnungen warten und Profitgier aus ihrer Not Gewinn schlägt.

Aus: A. Pereira, Jugend mit Gott. Gedanken und Gebete, Kevelaer, 2. Auflage 1971

 

WEN JESUS RUFT

Beatrix Senft

Wo sollte er nur hin, bei diesem Sauwetter.
Unterschlupf zu finden wurde immer schwieriger.
Nirgends wurde er geduldet;
er, der stadtbekannte „Penner“, der Versager, der…
Seinen Namen kannten sie nicht,
aber sie gaben ihm viele Namen – unschöne Namen.

Als er es nicht mehr aushalten konnte,
da blieb nichts mehr,
er wagte es einfach und öffnete die Kirchentür.
"Wenn schon, denn schon", dachte er
und ging bis zur ersten Bank und setzte sich.
Sofort spürte er die bohrenden Blicke der drei betenden Menschen in seinem Rücken.

So harrte er einige Zeit aus.

Mit einem Mal nahm er einen Mann in Wanderkleidung wahr.
Dieser ging ruhigen Schrittes durch die Kirche
und schaute sie sich in Ruhe an.

Dann begegneten sich ihre Augen
und der Wanderer trat auf ihn zu.
„Beeindruckende Kirche“, sagte er
und blieb vor dem Mann stehen.
„Ja“, antwortete dieser.
„Aber eigentlich bin ich hier, um mich etwas aufzuwärmen.
Habe mit dem hier“
- er deutete mit den Armen einmal durch den Kirchenraum,
„nicht viel am Hut.
Zuviel enttäuscht worden“,
meinte er knapp.

Sie schwiegen beide einen kurzen Moment.

„Spüre auch,
ich bin hier nicht erwünscht.“

Der Wanderer nickte.
„Ja“, meinte er,
„alles wirklich schön,
aber auch in Stein gemauert,
festgefahren, traditionell und unbeweglich.
Ob hier wirkliches Miteinander gelebt wird? –
Ich meine, so, dass einer vom anderen weiß?“

Beide schwiegen wieder.

„Bist wohl auch viel unterwegs?“ fragte der „Penner“.
„Ja, bin auf der Wanderschaft,
um von der Liebe meines Vaters zu allen Menschen zu erzählen.
Ich meine, von seiner bedingungslosen Liebe
– die allen gilt, besonders den Bedürftigen.
Viele halten mich für einen Spinner.“

Wieder entstand ein Schweigen.
– Ein gutes Schweigen.

„Meinst du, ich könnte dich ein Stück begleiten?“,
fragte der Mann den Wanderer.
„Weißt du, ich bin nämlich auf der Suche nach dem Ort,
an dem ich mich bergen kann.“

„Das würde mich sehr freuen“,
antwortete der Wanderer.

„Verrätst du mir deinen Namen?“

„Ja, gerne. Mein Name ist Jesus
– und wie heißt du?“

„Hannes nennen mich alle.
Doch eigentlich Johannes.“

„Ach, das trifft sich gut,
den Namen kann ich mir gut merken.
Einer meiner engsten Wegbegleiter heißt auch so.
Er ist so treu wie Gold, auch in schwersten Zeiten.“

Beide schauen sich wieder in die Augen.

„Stört es dich nicht - rieche etwas streng.“
„Ach, weißt du, als ich meine ersten Weggefährten fand, waren sie Fischer.
Sie rochen nach Fisch und Schweiß,
hatten Schwielen an ihren Händen
und trugen abgerissene Arbeitskleidung.
- War schon gewöhnungsbedürftig.
Aber ich spürte,
genau sie, so wie sie sind, bedarf ich,
meine Botschaft zu verkünden.“

Nochmal entstand Schweigen.

Dann sagte Jesus:
„Komm, wir gehen und suchen den Ort,
an dem man dich und mich ernst nimmt.“

Ob sie ihn finden - diesen Ort???

Beatrix Senft, 2022.

VERGEBEN ODER VERWAHREN?

diepresse.com

Seit Ratzingers Zeit als Bischof hat sich vieles verbessert, nicht nur in der Kirche. Aber in einem wichtigen Punkt sind wir – als ganze Gesellschaft – noch eher ratlos.

Es ist verständlich, dass sich die Medien auf die vier Missbrauchsfälle konzentrieren, bei denen ein Gutachten dem späteren Papst Benedikt ein nicht adäquates Vorgehen als Bischof vor 40 Jahren vorwirft. Es ist auch wichtig und richtig, Verantwortung einzumahnen. Auch wenn offenbleibt, wie zutreffend eine Auswertung oft recht dürrer Akten nach Jahrzehnten überhaupt sein kann. Man stelle sich ein Gutachten vor, dass im Jahr 2064 untersucht, wer bei unserer Pandemiebekämpfung versagt hat.

Und wie viel Erzbischof Ratzinger wusste oder nicht – die Verantwortung für eine inadäquat handelnde Institution hatte er in jedem Fall. Wie so viele Bischöfe, Landesschuldirektoren, Heimleiter, Sportfunktionäre, Vereinspräsidenten usw. seiner Zeit. Missbrauch sah man weithin viel zu harmlos, auch im aktuellen Gutachten liest man das: Da befürwortet eine bayerische Schulbehörde den Einsatz eines verurteilten Täters, wenn auch nur in der Privatschule. Eine Pfarrgemeinde hat die Hauptsorge, dass der Pfarrer ihre Buben zu Homosexuellen „verderben“ könnte. Immer fehlt das Bewusstsein, dass Betroffene traumatisierte Opfer sein können.

Die relevante Frage scheint mir zu sein: Haben wir seitdem gelernt, dem Leid der Betroffenen gerecht zu werden? Und: Was können wir noch tun, um Missbrauch zu verhindern? Viel ist geschehen: Enttabuisierung und Transparenz, empathisches Hören auf Betroffene, Ombudsstellen, Präventionsbeauftragte, Klasnic-Kommission . . . Und doch bleiben noch Hausaufgaben. Etwa, dass wir – alle miteinander – immer noch nicht wissen, wie wir mit Tätern nach verbüßter Strafe umgehen sollen.

Der Kirche könnte dabei ein Disziplinarrecht helfen, wie es Ärzte oder Anwälte haben, das den weiteren Einsatz (oder Nichteinsatz) regelt. Das kirchliche Strafrecht ist ja immer noch fast ausschließlich ein Beugerecht: Es zielt darauf ab, dass jemand ein unrechtes Tun beendet (für Vergeltung von Unrecht ist, auch für Priester, das staatliche Strafrecht da). Eine abgeschlossene und bereute Tat ist also so, als hätte sie nie stattgefunden. Das ist christliche Vergebung – aber kein Modell für den Personaleinsatz.

Letztlich hat aber die ganze Gesellschaft das Problem, dass das Recht auf einen Neuanfang im Konflikt mit der Rückfallsgefährlichkeit von Sexualstraftätern steht. Zwischen einer naiven Hoffnung auf das reine Herz des geläuterten Täters und dem Ruf nach Wegsperren auf immer gibt es noch keine allgemein anerkannte Lösung. Sie zu finden wäre wichtiger als die Frage, ob auch Ratzinger damit überfordert war.

Der Autor war stv. Chefredakteur der „Presse“ und ist nun Kommunikationschef der Erzdiözese Wien.

 

Michael Prüller in der Tageszeitung Die Presse am 22.01.2022.

PETRUS

unbekannte Herkunft

Es gibt einen
fischenden Petrus

Es gibt einen
nochfolgenden Petrus

Es gibt einen
zweifelnden Petrus

Es gibt einen
sinkenden Petrus

Es gibt einen
leugnenden Petrus

Es gibt einen
zuschlagenden Petrus

und dieser Petrus
ist Fels für die Kirche

H. Gub in: elemente, Würzburg 1991.

NACHHALTIGE ENTWICKLUNG

Rat für Nachhhaltige Entwicklung; Jugend schreibt

Nachhaltige Entwicklung ist die Balance zwischen GEBEN und NEHMEN!

Dieses Gleichgewicht sollte in zwischenmenschlichen Beziehungen, im Verhältnis zur Natur und all ihren Lebewesen sowie in allen politisch-sozialen Geschehnissen VERWIRKLICHT werden!!

Es ist nie zu spät, dazu etwas beizutragen – ob JUNG oder ALT!
Denn die Zukunft liegt in unseren Händen!
Wir können es uns nicht leisten, damit VERANTWORTUNGSLOS umzugehen!

Vielleicht ist nachhaltige Entwicklung für uns die LETZTE CHANCE!!!

Christina Gramss, 18 Jahre, in: Rat für NACHHALTIGE Entwicklung (Hrsg); Jugend schreibt Zukunft. Gedanken und Bilder zur Nachhaltigkeit. München ökom–Verlag 2002.



GOTT, DER ERNÄHRER

Anthony de Mello

Gott beschloss, der Erde einen Besuch abzustatten, also schickte er zuvor einen Engel hinunter, um zu sehen, wie dort die Lage war.
Der Engel kehrte zurück und berichtete: „Die meisten haben nicht genug zu essen, und sehr viele sind arbeitslos.“
Gott sagte: „Dann werde ich in der Form von Nahrung für die Hungernden erscheinen und als Arbeit für die Arbeitslosen.“

Aus: Anthony de Mello; Warum der Vogel singt. Geschichten für das richtige Leben. Herder Taschenbuch, 9. Aufl. 1991



Liebe

Richtige Liebe besteht aus Geben und Nehmen.

 

Diese Liebe hat einen langen Atem.

 

Sie zwingt nie einen Menschen mit Gewalt.

 

Diese Liebe sieht im anderen nicht ein Besitzstück.

 

Eifersucht und Neid sind ihr fremd.

 

Diese Liebe macht keine große Schau.

 

Sie spielt sich nicht auf und drängt sich nicht vor.

 

Ich bin nicht so, du bist nicht so, aber Jesus zeigt uns, dass es geht.

 

 

 

Richtige Liebe besteht aus Geben und Nehmen.

 

Diese Liebe sucht nicht ihren eigenen Vorteil.

 

Sie nutzt den andern nicht aus.

 

Diese Liebe tut dem andern nicht weh.

 

Sie wird nicht verbittert und trägt nicht nach.

 

Diese Liebe duldet nicht, dass Unrecht geschieht.

 

Sie ist erst glücklich, wenn jeder sein Recht bekommt. -

 

 

 

Richtige Liebe besteht aus Nehmen und Geben.

 

Diese Liebe glaubt an das Gute.

 

Sie gibt Vorschuss an Vertrauen auch ohne Beweis.

 

Diese Liebe hofft auch gegen alle Hoffnung.

 

Sie gibt den andern nicht auf.

 

 

 

Diese Liebe kennt keine Grenzen.

 

Sie kann warten und hat unendlich viel Zeit.

 

Ich bin nicht so, du bist nicht so, aber Jesus zeigt uns, dass es geht. (nach 1 Kor 13)

 

 

 

Eine Kirche der Zukunft

 

Ich träumte von einer Kirche, zu der Menschen aller Rassen und Nationen gehörten, viele Völker, Priester und Laien, einfache Menschen und Gebildete - nicht gegeneinander, sondern miteinander und - füreinander. In ihr waren die Worte "ich", "er", "sie", "ihr", "die" Fremdworte – "Du" und "Wir", das war die Umgangssprache, so gingen sie miteinander um.

 

 

 

Ich träumte von einer Kirche, in der sich nicht einer vom anderen bedienen ließ,
sondern wo alle einander dienen wollten.
Da sprachen sie offen, nicht übereinander, sondern miteinander,
geschwisterlich, nicht herrlich, einfach so, weil's um die Sache Jesu ging.

 

 

 

Ich träumte von einer Kirche, da überließen sie die Seelsorge nicht nur dem Priester, da sorgten sich alle mit - alle für alle Menschen.

 

 

 

Ich träumte von einer Kirche, in der schlug niemand auf den Tisch,
da schlugen alle auf die eigene Brust,
da wuschen sie sich nicht die Köpfe, sondern die Füße,
da war man ein Herz und eine Seele, Salz, das die Welt genießbar macht,
eine kleine Herde, selbstbewusst und siegesgewiss,
Licht verbreitend in die Dunkelheit der Welt, weil's um die Sache Jesu ging. Und die Sache Jesu, das sei ihre Zukunft - sagten sie.

 

 

 

Ich erwachte - und ich sah eine Kirche, in der vieles, fast alles nicht so ist. Ich verzweifelte, resignierte, wollte zurück in meine Traumwelt –

 

da wurde ich belehrt:

 


"Dein Traum ist alt, 2.000 Jahre alt; aufgeschrieben von Matthäus und Markus, Lukas und Johannes, Paulus und Petrus, in vielen Kapiteln und Versen."

 

 

 

Und ich sah: Mein Traum stand da geschrieben: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe."

 

Und ich begriff: Träume lassen leben, für Träume läßt's sich leben.

 

W. Schumacher

 

VERSÖHNUNGSLITANEI

Versöhnungslitanei aus Coventry

In der Nacht vom 14./15. November 1940 zerstörte ein deutscher Bombenangriff die englische Stadt Coventry, die damit zum Zeichen eines sinnlosen und mörderischen Vernichtungswillens wurde. Nach dem Krieg wurde sie Ausgangspunkt einer weltweiten Versöhnungsbewegung mit dem Symbol des aus drei Nägeln der zerstörten Kathedrale gebildeten "Nagelkreuzes". Die Ruine der Kathedrale wurde zum Begegnungszentrum. Hier wird jeden Freitagmittag die 1959 formulierte Versöhnungslitanei gebetet:

"Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes,
den sie bei Gott haben sollten." (Röm 3,23)
Wir alle haben gesündigt und mangeln des Ruhmes,

den wir bei Gott haben sollten.

Darum laßt uns beten:
Vater, vergib!
Den Haß, der Rasse von Rasse trennt,
Volk von Volk, Klasse von Klasse:

Vater, vergib!
Das habsüchtige Streben der Menschen und Völker,
zu besitzen, was nicht ihr eigen ist:

Vater, vergib!
Die Besitzgier, die die Arbeit der Menschen ausnutzt
und die Erde verwüstet:

Vater, vergib!
Unseren Neid auf das Wohlergehen und Glück der anderen:

Vater, vergib!
Unsere mangelnde Teilnahme an der Not der Heimatlosen und Flüchtlinge:

Vater, vergib!
Den Rausch, der Leib und Leben zugrunde richtet:

Vater, vergib!
Den Hochmut, der uns verleitet,
auf uns selbst zu vertrauen und nicht auf dich:

Vater, vergib!
Lehre uns, o Herr, zu vergeben und uns vergeben zu lassen,
dass wir miteinander und mit dir in Frieden leben.

Darum bitten wir um Christi willen.
"Seid untereinander freundlich und herzlich und vergebt einem dem anderen, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus." (Eph 4,32)

Versöhnungslitanei aus Coventry, in: EG Rheinland 879.


BEFREIUNG

M. Albus, Paulo Evaristo Arns

Befreiung heißt wirklich, was Christus gesagt hat: Daß er gekommen ist, damit die Menschen wieder hören können, wieder sehen können, wieder gehen können, wieder in Gemeinschaft leben können, wieder atmen können, wieder leben können. Leben - im umfassenden Begriff dessen, was Leben heißt, mit allem, was drinsteckt. Ich will sagen: Wenn so Befreiung nicht geschehen kann, was heißt dann überhaupt das Wort Befreiung in der Bibel und in der ganzen Geschichte der Menschheit? Wir müssen unser Leben dafür einsetzen, daß das Volk befreit wird von all diesen Übeln. Und wirklich hoffen kann und neu leben kann. Das wird auch geschehen.

M. Albus, Paulo Evaristo Arns. Ich trage keinen Purpur, Düsseldorf (Lebenswege, Bd. 3) 1985,

zitiert nach: Eugen Drewermann, Tiefenpsychologie und Exegese (II), Zürich und Düsseldorf: Walter Verlag 6. Aufl. der Sonderausgabe 2001.



EINE GUTE NACHRICHT FÜR ARME

Internet

Die Dalits sind in der indischen Gesellschaft die Ausgestoßenen. Sie haben am meisten unter dem Kastensystem zu leiden: jener starren sozialen Schichtung, die sich auf Vorstellungen ritueller Reinheit beziehungsweise Unreinheit gründet.
Im Kastensystem werden die Kasten in "höher" und "niedriger" eingestuft. Die Dalits gelten als die, die am wenigsten rein sind und die am meisten verunreinigen. Sie stehen deshalb sogar außerhalb des Kastensystems und wurden oft als "Unberührbare" bezeichnet. Durch das Kastenwesen sind die Dalits sozial ausgegrenzt, politisch unterrepräsentiert, wirtschaftlich ausgebeutet und kulturell unterjocht. Fast 80 Prozent der indischen Christen haben einen Dalit-Hintergrund.
Obwohl die Kirchen in Indien im 20. Jahrhundert eine außerordentlich positive Entwicklung genommen haben, bleiben sie doch getrennt durch Unterschiede in Lehre und Bekenntnis. Diese Trennung ist Teil des europäischen Erbes. Verschärft wird die Uneinigkeit in den Kirchen und zwischen ihnen durch das Kastensystem. Ebenso wie Apartheid, Rassismus und Nationalismus stellt das Kastenwesen eine
schwere Herausforderung für die Einheit der Christen in Indien und so für das glaubwürdige Zeugnis von der Kirche als dem einen Leib Christi dar.

Aus: Materialien zur Gebetswoche für die Einheit der Christen 2013: Mit Gott gehen

www.oikoumene.org/fileadmin/files/wcc-main/documents/p2/2013/WOP2013ger_Einfuehrung.pdf



MACH UNSER LEBEN ZU EINEM FEST

                                                                                                                                     Ilse Pauls

Wir haben keinen Wein mehr!
Keine Hoffnung, keinen Glauben,
keine Liebe.
Unsere Krüge sind leer,
ausgeronnen,
alles verschenkt,
alles vergeudet. –
Wir sind wie
ausgebrannte Tonkrüge. –
Mühsam holen wir Wasser
von weit her.
Ein gewöhnliches Wasser
unseres Lebens.
Verwandle Du es
in den Wein der Liebe,
in köstlichen Frohsinn,
in überschäumendes Lachen.
Mach unser Leben zu einem Fest.

Aus: Ilse Pauls, Der innere See, Internationaler Literatur und Lyrik Verlag, Wien 1993 (2. Aufl. 1996).  



BEGABT? BEGABT!Beatrix Senft

schaue dich an
nimm dir Zeit

sieh auf deine Fähigkeiten
auf deine Begabungen

schaue dich an
beschenkt bist du
mit so vielen Möglichkeiten

sei bereit sie einzusetzen

für DICH
und
für die Menschen
denen du
begegnen darfst

in den Kleinigkeiten des Alltags
            dem traurig vor sich hin trottendem Kind auf dem Schulweg
            dem du dein dir eigenen Lächeln schenkst
            dass es freudig und aufgemuntert weitergehen mag

            der alten Dame an der Kasse
            der du den Vortritt lässt

aber sei auch mutig

schau sie dir an
deine großen Begabungen

            deine Fähigkeit Menschen zu begeistern

            deine Kreativität
            im Ausdruck von Farben und Formen
            die andere erfreut

            deine Sprachbegabung
            die anderen hilf
            ins Wort zu kommen

            dein Sachwissen
            das andere anregt zu forschen
            das andere reizt die Welt zu entdecken

schau dich an
und sei bereit
all dies zum Wohle aller

E I N Z U S E T Z E N

im Täglichen
in Gesellschaft und Politik
in Kirche und Gemeinde

und

lass dich nicht schrecken
von keinem auf Erden

du darfst dir all dessen
bewusst sein
und es leben

du darfst es

            AUSLEBEN

denn dazu

sind dir all diese Gaben geschenkt
sind gleichsam Gottes Auftrag an dich

lass dich nicht schrecken
von den selbsternannten
„Weisen“ und „Geweihten“

wir alle sind

beschenkt

und dürfen
JA SOLLEN
unsere Begabungen leben

auch gegen Widerstand

Beatrix Senft (2022)


AN DIR HABE ICH GEFALLEN

Claudia Simonis-Hippel

"DU,
du bist meine Tochter, mein Sohn,
der Geliebte.
An dir habe ich Gefallen."

DU -
ich spreche dich mit deinem Namen an
ich habe dir etwas zu sagen

Du -
dich meine ich
dich selber
ohne alles Drumherum
ohne Leistung und Intelligenz
ohne Ausbildung und Beruf
ohne Kreativität und Engagement
ohne deine Familie
ohne alles, auf was du stolz bist
ohne dass es dir gut geht
ohne dass du dir Mühe gibst
auch wenn du schwach und krank bist
auch wenn du traurig und müde bist
auch wenn du gereizt und wütend bist
auch wenn du grundlose Angst hast

du bist -
deine bloße Existenz ist Grund genug
vor aller Leistung
trotz allen Versagens

meine Tochter, mein Sohn -
du hast deinen Ursprung, deine Wurzel in mir
ich habe dich so gewollt und geschaffen
ich bin und bleibe dir Vater und Mutter
ich verlasse dich nicht
ich sorge für dich
ich beschütze dich
ich stärke dir den Rücken
ich traue dir zu, dass du auf eigenen Füßen stehst
meine Tochter, mein Sohn

Geliebte -
meine Liebe gilt dir
von Anfang an und für alle Zeit
aus meiner Liebe kannst du nicht herausfallen,
egal, was du tust

An dir habe ich Gefallen -
an deinem innersten Wesen habe ich meine Freude
du gefällst mir
so wie du bist

DU bist meine Tochter, mein Sohn, der Geliebte.
An dir habe ich Gefallen.

Claudia Simonis-Hippel, in: Bernhard Krautter/Franz-Josef Ortkemper (Hg.), Gottes Volk Lesejahr C 2/2006. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2006, S. 42-54.



WASSER: WOHLTAT FÜR ALLES, WAS LEBT.

Werner Eizinger

Aus dem Wasser kommt alles Leben,
auch was sich heute an Land
und in den Lüften tummelt.
Wasser ist ein Bild für das Leben.
In der Natur ständig sich ändernd
in Farbe und Gestalt,
Felsen aushöhlend
und Steine abschleifend:
unbändige Kraft.
Trägt Leben in sich,
nährt Pflanze und Fisch
und was sonst noch sich in ihm regt.
Nach schweißtreibender Wanderung
schöpf ich davon,
brennenden Durst zu löschen
und labe ermüdete Füße
in dem kühlen erfrischenden Nass.
Wasser: Wohltat für alles, was lebt.
An heißen Tagen spring ich hinein,
darin zu schwimmen, zu tauchen.
Wasser ist unser wichtigstes Nahrungsmittel.
Wir brauchen es als Getränk,
zum Kochen und Backen.
Wasser brauchen wir zur Reinigung
des Körpers und der Wäsche.
Wasser - ein Sinnbild des Lebens,
köstliche Gabe Gottes für uns.
Doch seinen Wert lernen wir meistens erst schätzen,
wenn es uns fehlt.

Mit Wasser wurden wir getauft,
von aller Schuld gereinigt,
auf dass neues Leben in uns gedeihe,
Leben mit Christus.
Mit Gottes Geist in der Taufe begabt,
auf dass göttliches Leben in uns gedeihe.
Leben mit Christus, der sagt:
Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Leben mit Christus - ewiges Leben.

Werner Eizinger, Wie Weihrauch steige mein Gebet vor dir auf, Regensburg 2008.



  • 2

Helene Renner (2022) - sei wie Feuer

Wenn du getauft bist
dann sei wie Feuer
glühend in Lust und Liebe
brennend für neue Ideen
lodernd in den Flammen der Fantasie
und voll Leidenschaft für deine Aufgabe

Wenn du getauft bist
dann sei wie Wasser
klar und tief in den Gedanken und Gefühlen
sprudelnd vor Lebendigkeit
und überströmend in Freundschaft und Güte

Wenn du getauft bist
dann sei wie Luft
leicht und frei für das Spiel deiner Träume
durchlässig für das Licht, das neu aufbricht
und wie kraftvoller Atem, der lebendig macht

Wenn du getauft bist
dann sei wie Erde
fest und sicher in deinen Schritten
in deinen Entscheidungen und Zielen
fruchtbar für das Aufkeimen neuer Hoffnung
und für das Wachsen und Aufblühen
von tiefem Glauben
und umfassender Liebe

                                                          Claudia Simonis-Hippel (2013)



1. JANUAR

Chiara Lubich

Es gibt Tage, an denen es besser, und andere, an denen es schlechter geht. Doch manchmal merken wir, dass es gar nicht so sehr auf Erfolg oder Misserfolg ankommt, sondern darauf, wie wir unser Leben gestalten. Und die Frage nach dem Wie ist eine Frage nach der Liebe: Sie allein gibt allem Wert...

Beginnen wir also jeden neuen Tag mit Zuversicht, bei Unwetter oder Sonnenschein. Erinnern wir uns daran: Jeder Tag ist so viel wert, wie wir Gottes Wort in uns aufnehmen. Christus möchte in uns leben ... Er in uns vollbringt die Werke, die uns ins endgültige Leben begleiten (vgl. Offenbarung 14, 13). Erstaunt werden wir feststellen, wie das Wort Gottes, die Wahrheit uns frei macht (vgl. Johannes 8, 32. 36).

Aus: Chiara Lubich, Die große Sehnsucht unserer Zeit, Jahreslesebuch, München 2008.

Ein Prosit Neujahr 2022!
Ich wünsche Euch allen
ein gesegnetes Jahr,
gesundes und behütetes Leben,
eine gute Zeit und Tage mit erfüllten Stunden,
ein fröhliches Gesicht und ein Lächeln,
das aus dem Herzen kommt.
Lass unser aller Leben in Gottes Hand ruhen,
so geborgen in Gottes Hand.

LEGE DEINE HAND IN GOTTES HAND

Aus China

Ich sagte zu einem Engel,
der an der Pforte des neuen Jahres stand:
“Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes
Der Ungewissheit entgegengehen kann.“
Aber der Engel antwortete:
“Geh nur hin in die Dunkelheit
und lege deine Hand in die Hand Gottes.
Das ist besser als ein Licht
und sicherer als ein bekannter Weg.“

Worte einer chinesischen Christin. Aus: Eva Dicks (Hg.), Es kam ein Engel hell und klar. Ein Lesebuch zu Advent und Weihnachten, Kevelaer: Verlag Butzon & Becker 2005, Topos plus Taschenbücher 562.



GEH DEINEN WEG

Hermann Multhaupt

Irischer Segen aus dem Jahre 1692, auch für das neue Jahr

Geh deinen Weg ruhig - mitten in Lärm und Hast,
und wisse, welchen Frieden die Stille schenken mag.

Steh mit allen auf gutem Fuße, wenn es geht,
aber gib dich selber nicht auf dabei.

Sage deine Wahrheit immer ruhig und klar
und hör die anderen auch an,
selbst die Unwissenden, Dummen - sie haben auch ihre Geschichte.

Laute und zänkische Menschen meide.
Sie sind eine Plage für dein Gemüt.

Wenn du dich selbst mit anderen vergleichen willst,
wisse, dass Eitelkeit und Bitterkeit dich erwarten.
Denn es wird immer größere und geringere Menschen geben als dich.

Freu dich an deinen Erfolgen und Plänen.
Strebe wohl danach weiterzukommen, doch bleibe bescheiden.
Das ist ein guter Besitz im wechselnden Glück des Lebens.

Übe dich in Vorsicht bei deinen Geschäften.
Die Welt ist voll Tricks und Betrug.
Aber werde nicht blind für das, was dir an Tugend begegnet.

Sei du selber - vor allem:
heuchle keine Zuneigung, wo du sie nicht spürst.
Doch denke nicht verächtlich von der Liebe, wo sie sich wieder regt.
Sie erfährt soviel Entzauberung, erträgt soviel Dürre
und wächst doch voller Ausdauer, immer neu, wie das Gras.

Nimm den Ratschluss deiner Jahre mit Freundlichkeit an.
Und gib deine Jugend mit Anmut zurück, wenn sie endet.

Pflege die Kräfte deines Gemüts,
damit es dich schützen kann, wenn Unglück dich trifft,
aber überfordere dich nicht durch Wunschträume.
Viele Ängste entstehen durch Enttäuschung und Verlorenheit.

Erwarte eine heilsame Selbstbeherrschung von dir.
Im übrigen aber sei freundlich und sanft zu dir selbst.

Du bist ein Kind der Schöpfung,
nicht weniger wie die Bäume und Sterne es sind.
Du hast ein Recht darauf, hier zu sein.

Und ob du es merkst oder nicht -
ohne Zweifel entfaltet sich die Schöpfung so, wie sie es soll.

Lebe in Frieden mit Gott, wie du ihn jetzt für dich begreifst.
Und was auch immer deine Mühen und Träume sind
in der lärmenden Verwirrung des Lebens -
halte Frieden mit deiner eigenen Seele.

Mit all ihrem Trug, ihrer Plackerei und ihren zerronnenen Träumen -
die Welt ist immer noch schön!

Hermann Multhaupt, Möge der Wind immer in deinem Rücken sein. Alte irische Segenswünsche. Bergmoser + Höller Verlag, Aachen 1995.

MARIA

Pedro Casaldáglia

Das Wort wollte nicht nur Gott sein,
darum nahm es sich von mir
das Fleisch, das den Menschen macht,
und ich sagte ja, ich wollte nicht nur Mädchen sein.

Das Wort wollte nicht nur Leben sein,
darum nahm es sich von mir
das Fleisch, das den Tod erschafft,
und ich sagte ja, ich wollte nicht nur Mutter sein.

Aber, um ewiges Leben zu sein,
nahm sich das Wort von mir,
das Fleisch, das aufersteht,
und ich sagte ja; ich wollte nicht nur sein vergängliche Zeit.

Pedro Casaldáliga (Brasilien)



Ich wünsche dir Zeit

 

Ich wünsche dir nicht alle möglichen Gaben.

 

Ich wünsche dir nur, was die meisten nicht haben:

 

Ich wünsche dir Zeit, dich zu freuen und zu lachen,

 

und wenn du sie nützt, kannst du etwas d’raus machen.

 

Ich wünsche dir Zeit für dein Tun und dein Denken,

 

nicht nur für dich selbst, sondern auch zum Verschenken.

 

Ich wünsche dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen,

 

sondern die Zeit zum Zufriedensein können.

 

Ich wünsche dir Zeit, nicht nur so zum Vertreiben.

 

Ich wünsche, sie möge dir übrig bleiben -

 

als Zeit für das Staunen und Zeit zum Vertrauen,

 

anstatt nach der Zeit auf der Uhr nur zu schauen.

 

Ich wünsche dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,

 

und Zeit, um zu wachsen, das heißt um zu reifen.

 

Ich wünsche dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.

 

Es hat keinen Sinn, diese Zeit zu verschieben.

 

Ich wünsche dir Zeit, zu dir selber zu finden,

 

jeden Tag, jede Stunde als Glück zu empfinden.

 

Ich wünsche dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.

 

Ich wünsche dir: Zeit zu haben - zum Leben.

 

Aus: Elli Michler, Ich wünsche dir Zeit für ein glückliches Leben (Die beliebtesten Gedichte von Elli Michler) Don Bosco Verlag, München, 2011

 

ZUM NEUEN JAHR

Johann Wolfgang von Goethe

Zwischen dem Alten,
Zwischen dem Neuen,
Hier uns zu freuen
Schenkt uns das Glück,
Und das Vergangne
Heißt mit Vertrauen
Vorwärts zu schauen,
Schauen zurück.

Stunden der Plage,
Leider, sie scheiden
Treue von Leiden,
Liebe von Lust;
Bessere Tage
Sammeln uns wieder,
Heitere Lieder
Stärken die Brust.

Leiden und Freuden,
Jener verschwundnen,
Sind die Verbundnen
Fröhlich gedenk.
O des Geschickes
Seltsamer Windung!
Alte Verbindung,
Neues Geschenk!

Dankt es dem regen
Wogenden Glücke,
Dankt dem Geschicke
Männiglich Gut!
Freut euch des Wechsels
Heiterer Triebe,
Offener Liebe,
Heimlicher Glut!

Andere schauen
Deckende Falten
Über dem Alten
Traurig und scheu;
Aber uns leuchtet
Freundliche Treue;
Sehet das Neue
Findet uns neu.

So wie im Tanze
Bald sich verschwindet,
Wieder sich findet
Liebendes Paar:
So durch des Lebens
Wirrende Beugung
Führe die Neigung
Uns in das Jahr.

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749-1831)

in: Judith Sixel (HG.), Poesie für jeden Tag. Jahreslesebuch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2007.


NACHDENKEN AM JAHRESENDE

Phil Bosmans

Ein Jahr geht zu Ende. Was ist dir von ihm geblieben?
Vielleicht Enttäuschungen und Misserfolge,
ein Haufen Ärger und graue Haare.
Vielleicht ein leiser Schmerz im Herzen,
weil alles so schnell gegangen ist?
Fühlst du vielleicht zum ersten Mal, dass jedes Jahr
von deinem Leben ein Stück abschneidet?
Denk mal ruhig darüber nach. Es kann ja nicht schaden,
wenn du ein paar Illusionen los wirst.
Aber es wäre eine Katastrophe, solltest du den Mut verloren
haben und den Glauben an das kommende Jahr.
Suche weiter nach Frieden.
Suche nach unbelasteter Verbindung zu Gott.
Er kann dir die leeren Hände füllen und das leere Herz.

Aus: Phil Bosmans, Leben jeden Tag. 365 Vitamine für das Herz. Übertragen und herausgegeben von Ulrich Schütz. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008 (1999).



EINE GUTE NACHRICHT

Antonio Sagardoy

Weihnachten erinnert uns an einen guten Gott, der die Nähe des Menschen sucht, um ihn wieder zu einem Menschen im vollen Sinn zu machen. Weihnachten führt uns die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes vor Augen und erinnert uns zugleich an die Verwandlung, die im Herzen des Menschen geschehen kann, wenn er sich auf Gott einlässt.

Aus: Antonio Sagardoy, Weihnachten anders, Wien, 2009.



VERRÜCKTE WEIHNACHTEN

Johann Pock, Hans Pock

Gott muss verrückt sein!
Da ist er der Schöpfer der ganzen Welt,
lebt im Himmel,
umgeben von Engeln und Heiligen.

Und was macht Gott?
Er wird Mensch!
Er steigt aus der Unendlichkeit
in die Endlichkeit,
aus der Ordnung in das Chaos,
aus dem Paradies auf die Erde.

Damit aber
macht Gott auch die Menschen verrückt:
er ver-rückt sie in seine Nähe
er rückt ihre Schuld zurecht
er ent-rückt sie aus der Todessphäre.

Der Sohn Gottes in einer Krippe,
der Allmächtige als hilfsbedürftiges Kind
zeigt, dass man als gläubiger Mensch
wohl ein bisschen verrückt sein muss.

Aber gerade als Verrückte
sind wir Gott ähnlich,
und Weihnachten ist das Fest
eines verrückten Gottes.

(Johann Pock, Weihnachten 2017)

BETHLEHEM

Wilhelm Gössmann

Abseits der Menschenwelt
bei einer Viehherde
in der Krippe
geboren

Jubel und Glanz
aus der Höhe
und Gesänge des Friedens
über der ganzen Erde

Hirten -
die das Menschenleben
aus den Ängsten der Tiere kennen

Magier -
die das Menschenleben
aus dem Lauf der Gestirne deuten

Beschnitten
nach jüdischem Brauch
freigekauft im Tempel
mit zwei Turteltauben

Abseits der Menschenwelt
bei einer Viehherde
in der Krippe
geboren

Wozu er heranwuchs -
verborgen
unverschwendet
tiefstill

Aus: Wilhelm Gössmann, Es weihnachtet sehr. Weihnachten mit der Poesie entdecken. Topos plus Verlagsgemeinschaft, Kevelaer 2001.

 

SAGE, WO IST BETHLEHEM?

Rudolf Otto Wiemer

Sage, wo ist Bethlehem?
Wo die Krippe? Wo der Stall?
Mußt nur gehen, mußt nur sehen -
Bethlehem ist überall.

Sage, wo ist Bethlehem?
Komm doch mit, ich zeig es dir!
Mußt nur gehen,
mußt nur sehen -
Bethlehem ist jetzt und hier.

Sage, wo ist Bethlehem?
Liegt es tausend Jahre weit?
Mußt nur gehen,
mußt nur sehen -
Bethlehem ist jederzeit.

Sage, wo ist Bethlehem?
Wo die Krippe? Wo der Stall?
Mußt nur gehen,
mußt nur sehen -
Bethlehem ist überall.

Rudolf Otto Wiemer in: Dietrich Steinwede (Hg.), Jetzt ist die Zeit der Freude. Weihnachtliche Texte. Verlag Ernst Kaufmann, Lahr 2011.



 

 

 

 

 

AUFMACHEN

Beatrix Senft

mich aufmachen
wie Maria

die Mühsal
des Weges
auf mich nehmen

das
was ich
in mir trage
wohlwollend
annehmen

nach rechts und links
schauen
wahrnehmen
was mir
im Unterwegssein
geschenkt wird

mich freuen
auf Begegnung
auf Zuspruch hoffen

erfahren dürfen
dass all das
was in mir heranwachsen will
vor Freude hüpft
wie das heranwachsende Kind

dass es sich entfalten will
dass es groß werden will
in mir

all dem Raum geben
dass es sich gebären kann
in mein ganzes SEIN

erhoffen
dass auch ich erfahren darf:

Selig
die du glaubst
dass sich erfüllt
was der Herr dir zuspricht


adventlich
unterwegs sein

Gottes Verheißung
ein Ankommen
ermöglichen

Beatrix Senft (2021)

ADVENT

Verfasser unbekannt

Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, bei dir zu wohnen,
vertraut zu sein mit dir und alle Last mit dir zu teilen.
Sieh, ich komme dir entgegen
in allen deinen Wünschen, ich, dein Gott.

Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, dass du deine Abweisung
und kalte Verschlossenheit aufgäbst
und mir wieder in die Augen schaust.
Sieh, ich komme dir entgegen
auf allen deinen Wegen, ich, dein Gott.

Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, dass du mich hineinlässt
in deine Trauer und Nacht.,
deine Niederlagen und deine verrinnende Zeit.
Siehe, ich komme dir entgegen
in allen deinen Gefangenschaften, ich, dein Gott.

Wie wünschte ich, dass es Advent wird in dir.
Wie wünschte ich, in deiner Stadt, deiner Straße,
deinem Haus, deinem Herzen, neu geboren zu werden.
Siehe, ich komme dir entgegen
von der Ewigkeit der Ewigkeiten her, ich, dein Gott.

Verfasser unbekannt

WANN IST ADVENT?

                                               Paul Weismantel

Wenn Dunkelheit sich allmählich lichtet,
wenn jemand auf Vergeltung verzichtet,
wenn Vergessenes wieder aufleuchten will,
wenn Verborgenes erscheint, zärtlich und still:

Wenn Geschwätziges leise und sacht verstummt,
wenn das Herz ein Lied der Sehnsucht summt,
wenn Menschen sich als Geschwister erkennen,
wenn sie einander Bruder und Schwester nennen:

Wenn müde Augen zu leuchten beginnen,
wenn wir uns auf Jesu Kommen besinnen,
wenn Gottes Charme unsre Sinne berührt,
wenn ein Engel uns zur Weihnacht hinführt:

...dann ist Advent

FREUDE

Rabindranath Tagore

Jeder hat etwas von einem Dichter in seinem Herzen, das in der Erfahrung der letzten Wirklichkeit Erfüllung sucht. Der Mensch empfindet Freude, weil die Blumen blühen und der Himmel blau und das Wasser klar ist. Nicht weil sie nützlich und profitabel sind, wie Scheckbücher und Maschinen, sondern weil sie sind, was sie sind. Der Dichter in unserem Herzen wird von Gott als Dichter inspiriert. Im Morgenrot, im grünen Gras und im Leben spendenden Wasser spricht er zu uns als Freund, der Antwort sucht in unserer Freude. Ich bin mir sicher, dass er glücklich ist wie ein sterblicher Dichter, wenn wir uns an seiner Schöpfung erfreuen.

Aus: Rabindranath Tagore, Indische Weisheiten für jeden Tag. Übersetzt und herausgegeben von Axel Monte. O.W. Barth Verlag der S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main 2006.



ADVENT – ANKUNFT

Beatrix Senft

Ankunft im Glauben
Ankunft bei mir selbst
Ankunft im Miteinander

Advent –
auf dem Weg zur Weihnacht
mich von Gott beschenken lassen
andere beschenken

erkennen
womit ich wirklich beschenkt bin -
und
staunen

Beatrix Senft, unveröffentlicht.


GEWAGTES LEBEN

Andrea Wilke

Rufer in der Wüste
wird er genannt 
der junge Mann,
der nur von dem lebte,
was die Natur hergab; 
der selbst ein Gerufener war,
berufen,
das Heil zu verkünden;
der Vorläufer dessen,
der das Heil der Welt ist. 
Der Rufer in der Wüste,
hat alles dafür gegeben,
seine besten Jahre. 
Und lässt am Ende
seines kurzen Lebens
nachfragen:
"Bist du es, der da kommen soll?
Oder sollen wir auf einen anderen warten?" 
Der scheinbar Unerschütterliche,
der Starke und Unbeugsame,
der von Gott ausdrücklich Gerufene
ist Glaubender,
Anfragender,
nicht Wissender. 
Woher nehmen wir die Gewissheit,
dass unser Leben so richtig ist
wie es ist?

Andrea Wilke auf www.bistum-erfurt.de

HIER BIN ICH

unbekannte Herkunft

Hier bin ich,
Gott, vor Dir.
So wie ich bin.

Ich öffne mich Deiner Nähe.
Deine Lebenskraft fließt in mir,
mein Atem,
der mich trägt und weitet ...
lass Ruhe in mich einkehren ...

Hier bin ich,
Gott, vor Dir.
So wie ich bin.

Mit meiner Anspannung, meiner Freude,
meiner Traurigkeit und Enttäuschung.
Mit meiner Wut und meiner Ungeduld.
Mit meinem Stolz.
Mit meiner Sehnsucht.

Gott, Quelle des Lebens,
reinige mich,
erneuere mich.
Heile mich.

Quelle unbekannt in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hinterberger OP, Andrea Kett, Hildegund Keul, Aurelia Spendel OP. Schwabenverlag / KlensVerlag, Ostfilder 2010.



GEBET FÜR ARM- UND KLEINGEMACHTE MENSCHEN

Irmlind Rehberger OSF

Du, unser Gott, bist ein Gott des Lebens,
ein Gott, der eine Vorliebe hat für arm- und kleingemachte Menschen,
für Menschen, die am Rand stehen.
Ich bringe dir die Frauen, mit denen ich eine Wegstrecke ihres Lebens gehe
und die, wenn sie auf ihr Leben schauen,
einen Scherbenhaufen vor sich sehen:
zerbrochene, kaputtgegangene Beziehungen,
den zerbrochenen Traum von einem geglückten, sinnvollen Leben,
gescheiterte Pläne und Perspektiven.
Und ich bringe dir, Gott, ihre große Sehnsucht
nach heilwerden und ganz sein.
Du bist ein Gott des Lebens, ein Gott, der rettet, befreit und heilt.
Schenke Begegnungen, Erfahrungen,
die neue Hoffnung geben,
die Kraft und Mut wachsen lassen für einen Neuanfang,
und lass sie Menschen finden, die ihren Neuanfang liebevoll begleiten.
Du, Gott des Anfangs, segne sie!

Irmlind Rehberger OSF in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hinterberger OP, Andrea Kett, Hildegund Keul, Aurelia Spendel OP. Schwabenverlag / KlensVerlag, Ostfilder 2010.



Meditation

 

Meinen Glauben kann ich nicht weitergeben -

 

wie eine Formel zum Auswendig lernen,

 

ich kann ihn nicht weitergeben wie ein Lehrstück.

 

Meinen Glauben kann ich nicht beweisen wie eine Urkunde den Besitz,

 

ich kann ihn nicht beweisen wie ein Foto.

 

 

 

Meinen Glauben kann ich nur bezeugen -

 

bezeugen mit meinem eigenen Leben,

 

im Miteinander und Voneinander leben,

 

im Lachen und Reden, im Weinen und Trösten,

 

im Geben und Nehmen, im Streiten und Versöhnen,

 

im Widersprechen und Einig sein, im Vermissen und Lieben,

 

im Aufbrechen zu einem gemeinsamen Weg.

 

 

 

Aufbrechen zu einem gemeinsamen Weg mit Christus -

 

obwohl der Weg nicht klar sichtbar ist,

 

obwohl das Ziel in der Ferne liegt, obwohl nicht alle mitgehen,

 

obwohl Gewohntes zurück bleibt, obwohl die Wirklichkeit unserer Welt,

 

die Suche nach der Wahrheit, oft beschwerlich macht.

 

Aufbrechen zu einem Weg mit Jesus Christus und ihn im Herzen hören.

 

Aufbrechen zu einem Weg mit Jesus und zur Mitte finden,

 

denn nur dort kann sie spürbar werden, die Wahrheit.

 

 

 

Aufbrechen zu einem Weg mit Jesus

und das Herz öffnen für die Wahrheit,

die Wahrhaftigkeit des Friedens und der Barmherzigkeit.

 

 

 

DAS LEIDEN GOTTES

Phil Bosmans

Der Gott des Christentums ist hinabgestiegen in die tiefsten Keller der Menschheit, wo Tag für Tag Hass geboren und genährt wird und mit dem Hass alle Ungerechtigkeit. Gott ist dorthin hinabgestiegen, wo Menschen einander ablehnen, ausbeuten, quälen, wo sie einander nach dem Leben trachten. Gott hat sich mit allen Opfern identifiziert, wo auch immer in der Welt.

Die Geschichte Gottes wird geschrieben zwischen Krippe und Kreuz. Die Geschichte von einem, der bei den Menschen keinen Platz findet, von einem Flüchtlingskind, von einem Unbewaffneten, einem Wehrlosen, der verfolgt und verhöhnt wird, gefoltert und gekreuzigt, weil er für Arme und Schwache eintritt mit einer Botschaft der Güte und Liebe, des Friedens und der Versöhnung.

Gott leidet und stirbt noch immer jeden Tag in jeder Lieblosigkeit, Unverträglichkeit und Ablehnung von Menschen durch Menschen. Der Gott des Christentums ist ein machtloser Gott. Er hat sich ausgeliefert in die Hände von Menschen.

 

 

ZUKUNFTAurelia Spendel OP

Gott unserer Zukunft,
Du hältst die Fäden in der Hand,
Du drängst Dich auf,
Du bist still nah,
Du siehst so weit,
Du hörst unseren Schrei,
Du bist da.

Lass uns Dir zutrauen,
unser Leben zu entwirren,
die Sorge zu vertreiben,
Schritte im Dunkeln
zu gehen mit uns.

Lass uns Dir zutrauen,
uns kundig die Füße zu waschen,
uns sicher zu halten,
uns spüren zu lassen,
dass Du nur Gutes willst.

(Ein neues Jahr,)
ein neuer Anfang,
Dein Abdruck und Atem schon jetzt.

Aurelia Spendel OP in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP, Schwabenverlag /Klens Verlag, Ostfildern 2010.

DU KANNST NICHT TIEFER FALLEN

Arno Pötzsch

Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit.

Arno Pötzsch (1941) in: EG 533.


SEGENAndrea Schwarz

komm wir bitten dich
komm und segne uns

sei uns licht
im dunkel

sei der leise ton
in all dem lärm

sei die stimme
die erinnert

sei die hand
die sanft berührt

sei der geist
der mich atmen lässt

sei
mein gott

ich bin
bereit

deinen weg
zu gehen

dem leben
entgegen

Aus: Andrea Schwarz, Du Gott des Weges segne uns. Gebete und Meditationen. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2008.

Der Herr segne uns
und stehe und bei in Zeiten der Not.
Er überlasse uns nicht dem Abgrund der Hoffnungslosigkeit
und sei uns Schutz und Halt,
wenn wir die Enge der Verzweiflung spüren.
Er halte seine Hände über uns,
der Hüter Israels und aller, die ihm vertrauen.
Er führe uns durch den Tunnel der Dunkelheit ins Licht neuer Hoffnung.
Er lenke unseren Blick auf die Weite des Himmels,
die uns ahnen lässt seine Grösse und Weisheit und die Vielzahl seiner Wege.
So segne uns auf die Fürsprache aller Heiligen
der allmächtige und gütige Gott, Vater, Sohn und Hl. Geist.

(nach Herbert Jung, Gottes sanfte Hände über dir. Segensgebete für Gemeinde und Familie, Freiburg)



 

  • 3

Helene Renner (2020)

Heilig werden wir,
wenn wir füreinander das Brot brechen.

Heilig werden wir,
wenn wir bereit sind miteinander zu teilen.

Heilig werden wir,
wenn wir uns von den anderen beschenken lassen.

Heilig werden wir,
wenn wir aufeinander hören.

Heilig werden wir,
wenn wir uns den Mitmenschen zuwenden.

Heilig werden wir,
wenn wir einander die Hand zur Versöhnung reichen.

Heilig werden wir,
wenn wir den Frieden suchen.

Heilig werden wir,
wenn die Liebe unser Leben bestimmt.

Heilig werden wir,
wenn wir tun,
was uns Jesus vorgelebt ha


SELIG
die das Wohl der Anderen lieben wie ihr eigenes
denn sie werden ihren Egoismus überwinden

SELIG
die immer bereit sind den ersten Schritt zu tun
denn sie werden für Frieden und Einheit sorgen

SELIG
die nie sagen: jetzt ist Schluss
denn sie werden einen neuen Anfang finden

SELIG
die zuerst hören und dann reden
denn man wird ihr Wort aufnehmen

SELIG
die eine andere Meinung gelten lassen
denn sie werden integrieren und vermitteln können

SELIG
die ihre Macht nie missbrauchen
denn sie werden geachtet werden

SELIG
die unterliegen und verlieren können
denn

dann kann GOTT gewinnen

nach einem unbekannten Verfasser

 

 

 

 

 

DER ORT DER GEMEINDE

Lothar Zenetti

Wo man andere liebt, ist der Ort der Gemeinde,
die sich nach Christus nennt.
Wie er soll sie teilen
ihr Leben und heilen
die Kranken und Krummen
die Blinden uns Stummen
sie soll sich erbarmen
der Schwachen und Armen
Wo die Liebe geschieht, hat das Elend ein Ende,
da wird die Erde neu.

Wo man Unrecht bekämpft, ist der Ort der Gemeinde,
die sich nach Christus nennt.
Wie er soll sie sprechen
für Recht und zerbrechen
die Herrschaft der Klassen
die Allmacht der Kassen
den Dünkel der Rassen
den Stumpfsinn der Massen
Wo Gerechtigkeit wird, hat das Elend ein Ende,
da wird die Erde neu.

Wo Versöhnung geschieht, ist der Ort der Gemeinde,
die sich nach Christus nennt.
Wie er soll sie künden
Vergebung der Sünden
inmitten von Waffen
soll Frieden sie schaffen
versöhnen die Feinde
als seine Gemeinde.
Wo der Friede entsteht hat das Elend ein Ende,
da wird die Erde neu.

Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2006.

STRAHLEN BRECHEN VIELE

Dieter Trautwein

Strahlen brechen viele aus einem Licht.
Unser Licht heißt Christus.
Strahlen brechen viele aus einem Licht –
und wir sind eins durch ihn.

Zweige wachsen viele aus einem Stamm.
Unser Stamm heißt Christus.
Zweige wachsen viele aus einem Stamm –
und wir sind eins durch ihn.

Gaben gibt es viele, Liebe vereint.
Liebe schenkt uns Christus.
Gaben gibt es viele, Liebe vereint –
und wir sind eins durch ihn.

Dienste leben viele aus einem Geist,
Geist von Jesus Christus.
Dienste leben viele aus einem Geist –
und wir sind eins durch ihn.

Glieder sind es viele, doch nur ein Leib.
Wir sind Glieder Christi.
Glieder sind es viele, doch nur ein leib –
und wir sind eins durch ihn.

Dieter Trautwein (1976) in: EG 268.

Elisabeth Fritzl (2021)

GEBET ZUR SYNODE

Wir stehen vor dir, Heiliger Geist,
in deinem Namen sind wir versammelt.

Du, unser wahrer Ratgeber:
komm zu uns,
steh uns bei,
kehre ein in unsere Herzen.

Lehre uns, wohin wir gehen sollen;
zeige uns, wie wir das Ziel erreichen können.

Bewahre uns davor,
als schwache und sündige Menschen
die Orientierung zu verlieren.

Lass nicht zu,
dass Unwissenheit uns auf falsche Wege führt.
Gib uns die Gabe der Unterscheidung,
dass wir unser Handeln nicht von Vorurteilen
und falschen Rücksichten leiten lassen.

Führe uns in dir zur Einheit,
damit wir nicht vom Weg der Wahrheit und der Gerechtigkeit abkommen,
sondern auf unserer Pilgerschaft dem ewigen Leben entgegenstreben.

Das erbitten wir von Dir,
der du zu allen Zeiten und an allen Orten wirkst,
in der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn
von Ewigkeit zu Ewigkeit.  Amen. 

VORBEREITUNGSDOKUMENT FÜR DIE SYNODE VORGESTELLT

vaticannews.va

Die Synode will die Gläubigen zu Wort kommen lassen: Das Generalsekretariat der Bischofssynode hat das Vorbereitungsdokument und das Vademecum zur kommenden Weltbischofssynode zum Thema Synodalität veröffentlicht. Der synodale Prozess wird am 9. und 10. Oktober in Rom und am 17. Oktober in den Teilkirchen eröffnet; 2023 wird er dann im Vatikan abgeschlossen.

Ganzer Artikel >>>

https://www.vaticannews.va/de

DAS VORBEREITUNGSDOKUMENT FÜR DIE SYNODE IM WORTLAUT

vaticannews.va

Vatican News dokumentiert an dieser Stelle das Vorbereitungsdokument für die Weltbischofssynode 2023 im Wortlaut in der offiziellen deutschen Übersetzung.

Das ganze Dokument >>>

https://www.vaticannews.va/de





ABSTAND NEHMEN

Benedikt Werner Traut

In Zwischenzeiten
Ballast abwerfen

In Zwischenräumen
Unwesentliches zurücklassen

In Besinnungszeiten
Alltäglichkeiten vergessen

Abstand nehmen von dem,
was zerstreut

Ohne Unterbrechung
können wir nicht leben

Ohne Pause
erfahren wir keine Stille

Ohne Zelt
kommen wir um auf dem Weg

Die Vögel unter dem Himmel wissen davon,
sonst könnten sie nicht fliegen.

Benedikt Werner Traut

DIE ERFÜLLUNG LIEGT IM SEIN UND NICHT IM HABEN

Elmar Gruber

Ich erliege der Versuchung,
dass ich mit Konsum
meinen Lebenshunger stillen möchte.
Ich bin satt und voll,
doch nicht erfüllt;
die Erfüllung liegt im Sein
und nicht im Haben.

Zum Sein gelange ich
in der Begegnung mit den Dingen,
wenn mir ihr Wesen und ihr Sein
etwas bedeuten.
Dazu muss ich sie nicht haben.
Ich brauche einen Mittler,
der die Kraft hat, mich zu verbinden,
mich zu öffnen
für das Herz der Dinge.
Ich muss die Dinge
befreien aus der Umklammerung des Habens.
Was von mir "gehabt" wird,
kann sich mir
nicht schenken.

Ich muss mich
den Dingen schenken;
das geschieht,
indem ich sie verschenke:
da gebe ich sie frei
und werde dabei selber frei.
Erst in dieser Freiheit
"gehören" mir die Dinge wirklich;
jetzt geht ihr Wesen auf,
sie schenken mir ihr Sein.

Ich bin erfüllt von Sein,
das macht mich reich,
auch wenn ich nichts mehr habe.

Elmar Gruber, Sich finden. Eine Glaubens- und Lebenshilfe, München 1981.



REICHTUM

Anthony de Mello

Der Sannyasi hatte den Dorfrand erreicht und ließ sich unter einem Baum nieder, um dort die Nacht zu verbringen, als ein Dorfbewohner angerannt kam und sagte: 'Der Stein! Gib mir den kostbaren Stein!' 'Welchen Stein?' fragte der Sannyasi. 'Letzte Nacht erschien mir Gott Shiwa im Traum', sprach der Dörfler, 'und sagte mir, ich würde bei Einbruch der Dunkelheit am Dorfrand einen Sannyasi finden, der mir einen kostbaren Stein geben würde, so dass ich für immer reich wäre.' Der Sannyasi durchwühlte seinen Sack und zog einen kostbaren Stein heraus. 'Wahrscheinlich meinte er diesen hier', als er dem Dörfler den Stein gab. 'Ich fand ihn vor einigen Tagen auf einem Waldweg. Du kannst ihn natürlich haben.' Staunend betrachtete der Mann den Stein. Es war ein Diamant. Wahrscheinlich der größte Diamant der Welt, denn er war so groß wie ein menschlicher Kopf. Er nahm den Diamant und ging weg. Die ganze Nacht wälzte er sich in seinem Bett und konnte nicht schlafen. Am nächsten Tag weckte er den Sannyasi bei Anbruch der Dämmerung und sagte: 'Gib mir den Reichtum, der es dir ermöglichte, diesen Diamanten so leichten Herzens wegzugeben.'

Anthony de Mello, Warum der Vogel singt, Freiburg-Basel-Wien 1992.



Meditation

ICH FREUE MICH …
wenn ich höre, dass jemand unterwegs ist. Was heißt das? Dass dieser Mensch nicht verschlossen ist, dass er nicht stillsteht. Unterwegs! Auf dem Weg hin zu einem ganz bestimmten Ziel, auf der Suche nach etwas: Oft weiß ich nicht, wohin ich gelangen werde, aber ich bin auf der Suche. Das ist unserem Urvater Abraham widerfahren, zu dem der Herr gesagt hat: „Mach dich auf, geh! Geh voran!“ „Wohin?“ „Ich werde es dir sagen!“ Und er ist nicht zum Bahnhof gegangen, um eine Fahrkarte für einen bestimmten Ort zu lösen. – Er hat sich auf Wanderschaft begeben: er wusste nicht wohin, aber er vertraute auf den Herrn. Das ist eine der Eigenschaften der Christen: unterwegs sein.

Papst Franziskus

AUS LIEBE GESCHAFFEN

Beatrix Senft

Mann und Frau
geschaffen
aus göttlichem Plan

geschaffen aus Liebe
nach Gottes Bild

ausgestattet
mit seiner Liebe
seinem Atem

beide ausgestattet
mit vielen Fähigkeiten
mit vielen Veranlagungen

in die Welt gestellt
sich zu unterstützen

weil der Weg
durch diese Welt
alleine zu schwer ist

zwei Menschen
die sich ihrer Nacktheit
nicht schämen müssen

die sich anschauen können
so wie sie sind

Menschen
die in Liebe
miteinander
in die Anfechtungen
des Lebens gestellt sind

ein Bund -
ersehnt für ein ganzes Leben

auch hineingestellt
in ein „Scheitern-können“

dann verurteilt?
verdammt?

Jesus spricht
zu den „Norm-Erfüllern“
sie sollen den ersten Stein werfen
wenn sie ohne Schuld sind

schenkt der Frau
in ihren „Bruch“ -
ihr Scheitern -
hinein
die Chance für einen
Neuanfang

einen Neuanfang
der vielleicht
in ein neues Miteinander
führen kann

vielleicht aber auch
in das Gehen getrennter Weg
weil nur so ein Leben
in Frieden
möglich ist

der
der uns aus Liebe schuf
er weiß um uns
um unser Vermögen
und um unser Unvermögen

darum hat er uns
in Jesu
seine Liebe
und
sein Gnädig-Sein
ganz neu
offenbart

und uns aufgefordert
auch liebend
und des anderen Wohl wollend
zu sein

Beatrix Senft, unveröffentlicht.

DU BIST NICHT, GOTT, WO UNRECHT GESCHIEHT

Anton Rotzetter

Du bist nicht, Gott, wo Unrecht geschieht.
Es sei denn auf der Seite der Benachteiligten.
Du bist nicht, Gott,
wo man auf Kosten der anderen lebt.
Es sei denn auf der Seite der Armen.


Du bist nicht, Gott,
so man die Güter des Lebens anhäuft.
Es sei denn auf der Seite der Ausgeschlossenen.
Darum will ich dich suchen in der Gerechtigkeit
und bei den Benachteiligten,
Armen, Ausgeschlossenen.

Aus: Rotzetter Anton, Gott, der mich atmen lässt. Gebete des Lebens. Verlag Herder, Freiburg i. Br. 1994.



GUTES FINDEN

unbekannte Herkunft

Herr, du weißt, daß ich altere und bald alt sein werde.
Bewahre mich davor, daß ich schwatzhaft werde,
und vor der fatalen Angewohnheit, bei jeder Gelegenheit
und über jedes Thema mitreden zu wollen.
Befreie mich von der Einbildung, ich müsse anderer
Leute Angelegenheiten in Ordnung bringen.

Bei meinem ungeheuren Schatz an Erfahrung und
Weisheit ist es freilich ein Jammer, nicht jedermann
daran teilnehmen zu lassen. Aber du weißt, Herr,
daß ich am Ende ein paar Freunde brauche.

Ich wage nicht, dich um die Fähigkeit zu bitten,
die Klagen meiner Mitmenschen über ihre Leiden mit
nie versagender Teilnahme anzuhören. Hilf mir nur,
sie mit Geduld zu ertragen, und versiegle meinen Mund,
wenn es sich um eigene Kümmernisse und Gebrechen
handelt. Sie nehmen zu mit den Jahren, und meine
Neigung, sie aufzuzählen, wächst mit ihnen.

Ich will dich auch nicht um ein besseres Gedächtnis
bitten, nur um etwas mehr Demut und weniger Selbst-
sicherheit, wenn meine Erinnerung nicht mit der anderer
übereinstimmt. Schenke mir die wichtige Einsicht,
daß ich mich gelegentlich irren kann. Hilf mir,
einigermaßen milde zu bleiben.

Ich habe nicht den Ehrgeiz, eine Heilige zu werden
(mit manchen von ihnen ist so schwer auszukommen).
Aber ein scharfes altes Weib ist eins der Meisterwerke des Teufels.
Mache mich teilnehmend, aber nicht sentimental,
hilfsbereit, aber nicht aufdringlich.

Gewähre mir, daß ich Gutes finde bei Leuten,
wo ich es nicht vermutet habe. Und schenke mir, Herr,
die Liebenswürdigkeit, es ihnen auch zu sagen.

Gebet einer Äbtissin, in: EG Rheinland 979.

SO WIE EIN KIND

Beatrix Senft

so wie ein Kind

täglich neu lernen

ehrlich sein –
nicht um den heißen Brei herumreden

mit Neugier und Interesse
auf das Gegenüber
zu-gehen

versinken können im Augenblick

sich mal richtig zanken können

Streit schnell beenden

Bereitschaft zu teilen

sich freuen können wie ein König

mit großen Augen
schauen und
staunen

mit der Ausstrahlung von Glück
lachen können
bis zum Umfallen


dem Gegenüber mal schnell
sagen können
„ich hab'dich soooo lieb“

sich vertrauensvoll in die Arme
der Eltern
fallen lassen

ich will es „wachküssen“
das Kind in mir

damit Leben
wieder
besser
gelingt

                                                                         Beatrix Senft, unveröffentlicht.

GEBET FÜR UNSERE ERDE

Franziskus (Papst)

Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.
Gott der Armen,
hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,
die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.

Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken
und voll Bewunderung zu betrachten;
zu erkennen,
dass wir zutiefst verbunden sind
mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.
Danke, dass du alle Tage bei uns bist.

Ermutige uns bitte
in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Aus: Enzyklika Laudato si’, von Papst Franziskus, Rom 2015.



DIE MACHT DES NAMENS GOTTES

Antony de Mello

Gandhi glaubte fest an die Macht des Namens, sogar so fest, daß er allein ihm die Fähigkeit zuschrieb, physische Krankheiten zu heilen. Er bezeichnete ihn als ,,die Arznei des armen Mannes" und erklärte sogar, er werde nie an einer Krankheit sterben. Wenn das dennoch geschähe, könnte die Welt ihm einen Grabstein mit der Aufschrift „Heuchler“ setzen.
Ein paar Monate, bevor er im Alter von 78 Jahren starb, pilgerte er unverdrossen barfuß durch die von Aufständen geschüttelten Gebiete Bengalens. Hier und da erlitt er heftige Anfälle von Ruhr; aber stets weigerte er sich, Medikamente dagegen einzunehmen, weil, wie er behauptete, die Rezitation des Gottesnamens ihn durchbringen würde; das schien sie auch immer zu tun, so daß er sich bis zum Tag seiner Ermordung einer guten Gesundheit erfreute.


Aus: Anthony de Mello: Von Gott berührt; Die Kraft des Gebetes; Verlag Herder 1992.



ZITATE

diverse

Am besten überzeugt man andere Ohren indem man ihnen zuhört.
(Dean Rusk)


Der andere, der uns anspricht, will nicht unsere, wie wir meinen, kostbaren Ratschläge und Rezepte, die wir uns im Laufe unseres Lebens angeeignet haben. Er will nur erfahren, dass einer ihn versteht, verstehen will.


Wenn doch das Ohr reden könnte.
(Stanislaw Jerzy Lec)


Wenn das Beichtgeheimnis und die Schweigepflicht nicht wären, könnten wir nicht nur unsere Neugier eher zufriedenstellen, wir müssten auch, weil wir dann einen Einblick in die andere, verborgene Seite der Wirklichkeit hätten, sehr viele Meinungen über Menschen oder Dinge revidieren.


Der Erfolgreiche hört nur Händeklatschen. Sonst ist er taub.
(Elias Canetti)

Applaus verführt zur Arroganz. Der Widerspruch, Buhrufe und Protest bewahren uns davor, dass wir selbstgefällig auf uns schauen.


Immer klopfen sie, oder sie machen Musik, immer bellt ein Hund, marschiert dir jemand über deiner Wohnung auf dem Kopf herum, klappen Fenster zu, schrillt ein Telefon - Gott schenke uns Ohrenlider.
(Kurt Tucholsky)

Das Ohr, ein wehrloses Organ, muss sich viel gefallen lassen: phonstarke Umweltgeräusche; den Missbrauch von Musik als Lärmkulisse; unnütze Geschwätze und Worte, die wehe tun. Wir gestatten vielem Gesindel den Eintritt in unseren persönlichen Bereich.

 

DIE WEISSEN ODER DIE SCHWARZE

Antony de Mello

Ein Schäfer weidete seine Schafe, als ihn ein Spaziergänger ansprach. "Sie haben aber eine schöne Schafherde.

Darf ich Sie etwas in bezug auf die Schafe fragen?" - "Natürlich", sagte der Schäfer. Sagte der Mann: "Wie weit laufen Ihre Schafe ungefähr am Tag?" - "Welche, die weißen oder die schwarzen?" - "Die weißen." - "Die weißen laufen ungefähr vier Meilen täglich." - "Und die schwarzen?" - "Die schwarzen genausoviel."

"Und wieviel Gras fressen sie täglich?" - "Welche, die weißen oder die schwarzen?" - "Die weißen." - "Die weißen fressen ungefähr vier Pfund Gras täglich." - "Und die schwarzen?" "Die schwarzen auch." - "Und wieviel Wolle geben sie ungefähr jedes Jahr?" - "Welche, die weißen oder die schwarzen?" "Die weißen." - "Nun ja, ich würde sagen, die weißen geben jedes Jahr ungefähr sechs Pfund Wolle zur Schurzeit." - "Und die schwarzen?" - "Die schwarzen genausoviel."

Der Spaziergänger war erstaunt. "Darf ich Sie fragen, warum Sie die eigenartige Gewohnheit haben, Ihre Schafe bei jeder Frage in schwarze und weiße aufzuteilen?" -"Das ist doch ganz natürlich", erwiderte der Schäfer, "die weißen gehören mir, müssen Sie wissen." - "Ach so! Und die schwarzen?" - "Die schwarzen auch", sagte der Schäfer.

Der menschliche Verstand schafft törichte Kategorien, wo Liebe nur eine sieht.

Aus: Anthony de Mello, Warum der Schäfer jedes Wetter liebt. Weisheitsgeschichten. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1988, 1998 (3).



SPRICHWORT

Adalbert L. Balling

Bleibt noch der Rat eines Sprichwortes:
Weise Leute haben den Mund im Herzen.  

Aus: Adalbert Ludwig Balling, Aller guten Dinge sind drei. Missionsverlag Mariannhill, Würzburg 1997.



VIEL KÄLTE IST UNTER DEN MENSCHEN"

Sonntagsgruß - Konvent der Kamillianer

weil wir es nicht wagen, uns so freundlich zu zeigen, wie wir wirklich sind“, sagte der Arzt Albert Schweitzer.
Diesen Satz hänge ich von Zeit zu Zeit an unsere Pin-Wand im Klinikflur vor der Kirche. Es liegt mir sehr am Herzen, Menschen damit aufzurütteln.

Leute, denen ich unterwegs begegne, schaue ich freundlich an oder grüße sie. Auf ihren Gesichtern sehe ich manchmal die Reaktion:
Kenn ich die? ...Meint sie jemand anderen? …. Oder: Spinnt die? ….
(Auch Kinder sind es nicht gewohnt, von anderen freundlich bemerkt zu werden: verwirrte, gar erschreckte Gesichtsausdrücke sind oft die Antwort.)

Aus: Sonntagsgruß 35/2015 (Jahrgang 90), Konvent der Kamillianer Freiburg 2015.



Maria,
du Königin, aufgenommen in den Himmel,
du Zeichen ewigen Menschseins.
An dir zeigt uns Gott,
was die Auferweckung Jesu
für alle Menschen bedeutet.
Nichts geht verloren von dem,
was ich in meinem körperlichen Dasein gelebt
und erlebt habe.
Ich - all das, was mich ausmacht,
was "eigentlich" zu mir gehört -,
werde nicht in Verwesung enden.
Der Tod hat keinen Stachel mehr.
Und was ich als Verwesung sehe,
ist ein Geschehen des Lebens, nicht des Todes.
Was meine unerlösten Augen noch sehen
als Leben und als Tod,
das wird eins - im ewigen leben.
Du Königin,
aufgenommen in den Himmel,
bitte für mich!

Aus: Elmar Gruber, Maria - Weg des Glaubens, Meditationen, München.

 

 

 

 

KLIMABERICHT SAGT DRASTISCHE KLIMAWANDEL-FOLGEN VORAUS

zeit.de

Genf (dpa) - Mehr Hitzewellen, Dürren und Starkregen: Der menschengemachte Klimawandel beschleunigt sich, und das mit verheerenden Folgen, wie aus dem neuen Bericht des Weltklimarats hervorgeht.

Ganzer Bericht:
https://www.zeit.de/news/2021-08/09/weltklimarat-veroeffentlicht-bericht-zum-klimawandel

Zeit online 9. August 2021, 18:32 Uhr Quelle: dpa

ACHTSAM SEIN
Nicolaus Klimek

Bin ich bereit, die Wüste ganz zu durchqueren?
Nehme ich Stärkung und Beistand auf dem Weg als Hilfe Gottes wahr? - Oder bin ich fixiert auf die vermeintlich besseren Zeiten und die "spektakulären" Zeichen?
Wage ich den Aufbruch, um neu auf mein Leben und meinen Gott zu achten? - Oder bleibe ich lieber im Schmollwinkel?
Lasse ich Gott Gott sein und auf seinem Weg in die Welt kommen? - Oder nehme ich Gottes Willen nur wahr, wenn er dem meinen entspricht?

Gott, ich bitte dich,
sende mir deinen Engel, wenn ich mutlos bin.
Lass mich achtsam sein auf dein leises Wort
in unserer lauten Welt.
Schenke mir deine Nähe in Wort und Weisung
für meinen Weg, damit ich auf-breche
in deine und meine Zukunft. Amen.

Aus: Nicolaus Klimek; Elija - auch ganz unten ist Gott nahe. in: Deutscher Katecheten-Verein; Abraham & Co. München 2007.

SÄTTIGUNG

Beatrix Senft

An reich gedecktem Tisch
die einen

mit Schalen
kaum gefüllt
die
die so weit weg
uns scheinen

du lädst uns
alle ein
zu schauen
was wir haben

doch Dank
zu sprechen

es schaffen
eher
die Armen

weil sie noch
teilen
was sie haben

damit alle
etwas
haben

im Überfluss
wir kaum sehen -
weil wir
schon nach dem Nächsten
spähen -

der Buffetbauch
übervoll

ich fühl mich
gar nicht toll

oft sitz ich dann
am Tisch allein

die anderen
wandern
schon wieder
zum Buffet-Schrein

die Speisen
die wir haben
sie sollen
uns doch laben

schenk Zeit
HERR
dass
wir speisen

und lass
unser Denken
nicht nur
um
unseren Teller
kreisen

Beatrix Senft, unveröffentlicht

DER GROSSE HERR ICH

Phil Bosmans

Jeden Tag begegnen wir Herrn Ich.
Herr Ich ist leicht zu erkennen.
Er sagt immer: Ich, ich, ich.
Herr Ich ist voll von sich.
Seine Worte sind die wichtigsten,
seine Gedanken die besten,
seine Erlebnisse die aufregendsten,
seine Wünsche die dringendsten,
seine Leiden die schlimmsten.
Alles dreht sich um ihn.
Wo er ist, ist der Mittelpunkt der Welt.
Herr Ich ist sehr beschäftigt.
Er hat nie Zeit für andere.
Herr Ich wohnt in jedem Menschen.
Setzen wir diesen Egoisten vor die Tür!
Fühlen wir mit unseren Mitmenschen,
teilen wir ihre Freuden und Leiden.
Wir Menschen gehören zusammen,
wir sind füreinander unentbehrlich.

Aus: Phil Bosmans, In dir liegt das Glück, Verlag Herder, Freiburg Basel Wien 1990.



MEDITATION

 

"Es ist eine Menge von 5.000 - wenn man die Frauen und Kinder nicht mitzählt.“

 

In Wahrheit müssen wir uns aber eine Gruppe von etwa 35.000 Menschen vorstellen, die auf den Beinen sind.

 

Sie verlassen die Städte, gehen um den See und verfolgen einen Mann, von dem sie hoffen, dass er ihnen hilft. Es sind Frauen und Kinder, Alte und Arme und viele andere.

 

In der Menge befinden sich zweifellos auch Händler, Bettler, Reisende, Neugierige, Kranke, Blinde, öffentliche Sünder und Sünderinnen, Prostituierte und Steuereintreiber.

 

Es sind wahrscheinlich auch Schriftgelehrte, Lehrer, Pharisäer, Rechtsgelehrte und andere dabei.

 

Das ist die Menschheit - ein großes Meer von Menschen - und sie verbringen den ganzen Tag miteinander, weil Jesus da ist.

 

 

 

Und Jesus ‑ er ist unser Brot ‑ sagen die Hungrigen

 

Er ist unser Weg ‑ sagen die Suchenden

 

Er lehrt uns eine neue Sprache ‑ sagen die Stummen

 

Er hat uns gefunden ‑ sagen die Verlorenen

 

Er leidet mit uns ‑ sagen die Verfolgten

 

Er zeigt uns ‑ dass wir nichts wissen ‑ sagen die Weisen

 

Er schenkt uns das Leben ‑ sagen die Sterbenden

 

Er ist einer von uns, und wir gehören zu ihm ‑ sagen die Armen.

 

 

 

Hunger nach Brot, Hunger nach Liebe, nach Nähe, nach Verständnis.

 

Hunger nach Heilung, nach Freude, nach Gemeinschaft.

 

Hunger nach Gerechtigkeit, nach Frieden, nach Versöhnung.

 

Herr, du bist das Brot des Lebens, du willst allen Hunger stillen.

 

Wir bringen dir das Wenige, das wir vermögen.

 

Du verwandelst uns - und wir werden Brot für andere.

 

 

 

STILLE FÜLLEN

Cäcilia Kittel

Wie kann ich eine Stille füllen?
Eine Stille füllen, heißt nicht irgendeine Tätigkeit suchen,
damit ich beschäftigt bin und die Stille nicht mehr spüre.
Stille füllen heißt nicht, ein Gespräch mit jemanden anfangen,
nur damit es nicht peinlich still wird.
Stille füllen heißt nicht, reden und reden,
möglichst viele Worte finden,
es heißt nicht, etwas Beliebiges heranzuziehen
oder herbei zurufen, das die Stille überdeckt.
Das alles würde eher bedeuten, einer Stille auszuweichen,
vielleicht sogar, eine Stille zu zerstören.

Wie aber kann ich eine Stille füllen?
Zuerst möchte ich die Stille als solche wahrnehmen,
ich möchte hinhorchen auf die Stille,
hineinhorchen in die Stille.
Ich kann dabei meinen Atem wahrnehmen,
wie er kommt und wie er geht,
ein gleichmäßiges Geschehen,
bei dem ich mich nicht anstrengen muss.
Ich darf einfach geschehen lassen,
dass der Atem von alleine kommt und geht
und wieder kommt und wieder geht.
Dieses gleichmäßige Geschehen stört die Stille nicht,
es gibt sich in die Stille hinein
und wird von der Stille getragen.
Mit meinem gleichmäßigen Atem in meinem
Persönlichen Rhythmus spüre ich,
wie mich mein Leben durchströmt,
das Leben, welches mir eines Tages geschenkt wurde
und welches mir jeden Tag, jede Stunde
und jeden Augenblick neu geschenkt wird.
Wenn ich so das Leben in mir wahrnehme,
bekomme ich eine Ahnung davon,
dass ich mit dem ewigen in Verbindung stehe,
dem ewigen Gott, der das Leben ist.
So darf ich vielleicht erspüren,
dass nicht ich die Stille fülle,
sondern dass die Stille gefüllt wird
und das die Stille zu einer erfüllten Stille wird.

Lassen wir uns jetzt ein auf die Begegnung mit Gott,
der unsere Stille füllen will
und der und durch und durch
mit göttlichen Leben erfüllen will.
Er kann nur zu uns kommen und uns erfüllen,
wenn wir uns öffnen für ihn,
wenn wir uns innerlich bereit machen
für die Begegnung mit ihm,
wenn wir unser Herz nicht verschließen,
sondern uns weiten für ihn.
Er ist schon da, lassen wir ihn in unser Herz eintreten.

Aus: Cäcilia Kittel, Sei stille dem Herrn, München 2006.



RUH'

Beatrix Senft

“Ich gehe nun zur Ruh...“

Ruh`
was ist das für ein Ding

Ruhe –
ablegen können alle Schwere
ablegen können alle Freude
ablegen –
was erträumt -
was erlebt -
was ersehnt

keine Ruhe finden
all die Schwere kreist
Freude – nicht erlebt
was erlebt –
das schreckt

keine Ruhe finden –
wohin?

In Gottes Hand

in all der Schwere
erfahren dürfen:

Gott schreckt nicht zurück.
auch hier
ist er da
auch hier
geht er mit

Beatrix Senft, unveröffentlicht


STRESSEVANGELIUM

Herbert Winklehner

Der hl. Franz von Sales rät seinen frommen Seelen, über den Sonntag hinaus sich jeden Tag eine halbe Stunde zu besinnen und bewusst auf Gott zu horchen. „Außer“ - so sagt er dann - „außer sie haben sehr viel zu tun, dann ist nicht eine halbe, sondern eine ganze Stunde notwendig.“ Das entspricht übrigens in etwa der modernen Management-Beratung, die den stressgeplagten und überarbeiteten Managern folgendes rät: „Sollten sie vor lauter Arbeit keine Zeit mehr haben, nicht einmal zum Essen, und nicht mehr wissen, ob sie das oder jenes zuerst tun sollen, dann machen sie am besten ein paar Tage Urlaub.“ Natürlich funktioniert dieses Antistressprogramm nicht immer - nicht einmal bei Jesus und seinen Apostel - das Anliegen ist aber trotzdem berechtigt: „Kommt mit an einen einsamen Ort und ruht ein wenig aus.“

Herbert Winklehner OSFS, "Das Stress-Evangelium" (Mk 6,30-34)

www.franz-sales-verlag.de/fsvwiki/index.php/Lexikon/16SonntagImJahreskreis-LJB



MITTEN AM TAG

Claudia Nietsch Ochs

Ich werde still.
Gott meines Lebens, ich finde mich vor dir ein mitten am Tag.
Mit meinem Leib, mit meinem Atem,
mit meinem Denken und Fühlen,
so wie ich jetzt bin.
Mit jedem Ein- und Ausatmen möchte ich stiller und hörender werden.
Ich möchte mich von dir einladen lassen innezuhalten.

Ich bin gefüllt mit allem, was der Tag bis jetzt gebracht hat.
Ich lasse diesen Vormittag noch einmal an mir vorüberziehen,
Stunde um Stunde, Ort für Ort, Begegnung für Begegnung.
Ich lasse alle Geschehnisse, Gedanken und Gefühle noch einmal aufsteigen.

Ich will dich loben mit allem, was heute den Glanz deiner Gegenwart hatte,
Ich will dir danken für alles, was ich tun konnte und was mir gelungen ist.

Barmherziger, schenke mir Versöhnung und Heilung,
wo ich meine Kräfte überschätzt habe.
Schenke mir Versöhnung und Heilung
für alles Halbherzige und Gleichgültige, für alles Hetzen und Drängen,
das mich von dir entfernte.

So bringe ich diesen Tag in der Mitte vor dich:
Nimm du ihn an.
Gib mir Zuversicht und Vertrauen in deine Gegenwart:
für den zweiten Teil dieses Tages,
für alles, was ich tun kann,
für alles, was mir geschenkt wird.

Claudia Nietsch Ochs in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta

STILLE LASS MICH FINDEN

Lothar Zenetti

Stille lass mich finden, Gott, bei dir.
Atem holen will ich, ausruhn hier.
Voller Unrast ist das Herz in mir,
bis es Frieden findet, Gott, in dir.

     Lassen will ich Hast und Eile,
     die mein Tagewerk bestimmen,
     die mich ständig weitertreiben.
     Innehalten will ich, rasten.

     Will vergessen, was die Augen,
     was die Sinne überflutet,
     diese Gier: Das muss ich sehen.
     Ruhen sollen meine Augen.

     Lassen will ich alles Laute,
     das Gerede und Getöne,
     das Geschrei und das Gelärme.
     Schließen will ich Mund und Ohren.

     Will vergessen meine Sorgen:
     Was ist heut und was wird morgen?
     Ich bin ja bei dir geborgen,
     du wirst allzeit für mich sorgen.

Stille lass mich finden, Gott, bei dir.
Atem holen will ich, ausruhn hier.
Voller Unrast ist das Herz in mir,
bis es Frieden findet, Gott, in dir.

Aus: Lothar Zenetti, Sieben Farben hat das Licht. Worte der Zuversicht. Matthias Grünewald Verlag, Verlagsgruppe engagement, Mainz 2006.

WEGE ZU GOTT

Martin Buber

Gott sagt nicht:
„Das ist ein Weg zu mir,
das aber nicht.“
Sondern er sagt:
„Alles, was du tust,
kann ein Weg zu mir sein,
wenn du es nur so tust,
dass es dich zu mir führt.“

Martin Buber, Der Weg des Menschen nach der chassidischen Lehre. Gütersloher Verlagshaus 2001.


MISSION: ZUWENDUNG IM HORIZONT DER LIEBE

Regina Polak

„»Missionarisch« zu sein heißt für die Kirche, zu anderen Generationen, zu fremden Kulturen, zu neuen menschlichen Strebungen zu sagen: ‚Du fehlst mir‘ – nicht so, wie ein Grundbesitzer über das Feld seiner Nachbarn spricht, sondern wie ein Liebender. Wenn sie als ‚katholisch‘ qualifiziert wird, wird sie definiert durch den Bund zwischen der Einzigkeit Gottes und der Pluralität menschlicher Erfahrungen: Immer neu dazu aufgerufen, sich zu Gott zu bekehren (der sie nicht ist und ohne den sie nichts ist), antwortet sie, indem sie sich zu anderen kulturellen Regionen, zu anderen Geschichten, zu anderen Menschen hinwendet, die der Offenbarung Gottes fehlen.“



  • 1

Helene Renner (2021)

Ausgesandt
Bin ICH gesandt von dir?
Kannst du MICH brauchen?
Mich, mit all meinen Fehlern,
meinen festgefahrenen Ideen?

Und was liegt vor mir?
Wege, die ich gehen kann,
Menschen, die auf mich warten?

Und wenn ich gehe, was nehme ich mit?

Offene Fragen, Vertrauen, zaghafte Freude,
dass du gerade mich brauchst?

Und der Friede, den ich bringen soll,
hat der Platz in mir?

Ausgesandt -
statt Brot im Gepäck,
statt Reserven im Rucksack
deine Zusage:

Du wirst Kraft haben,
weil ich sie dir gebe -
du wirst nicht allein sein,
ich bin mit dir:

Du bist ausgesandt
Botschaft zu bringen
von Frieden und Heil.

 

Unser Leben ist wie eine lange Reise; vielen Menschen begegnen wir.

 

Viele verstehen uns. Wir schenken ihnen Vertrauen.

 

Sie machen uns das Leben lebenswert.

 

Diese Menschen bedeuten uns sehr viel.

 

Und wir sind dafür dankbar, dass wir ihnen begegnen dürfen.

 

Wir treffen aber auch auf Menschen, mit denen wir nicht zurecht kommen;

 

die schlecht über uns reden; die uns nicht gewogen sind,

 

denen wir dann kein Zeichen unserer Zuneigung entgegenbringen.

 

Auch mit diesen Menschen müssen wir lernen umzugehen und sie anzunehmen.

 

Darum bitten wir dich, dass du bei uns bleibst und uns Mut machst.

 

 

 

 

 

Papst Franziskus :

Die größte Krankheit im Leben ist der Mangel an Liebe, ist die Unfähigkeit zu lieben. Und die Heilung, die am wichtigsten ist, ist die der Zuneigung. Aber wie findet man sie?“

„Indem wir in die Intimität mit Jesus eintreten, werden wir in unserer Zuneigung geheilt“

Die Heilung auch auf unsere Nöte besteht nicht in der Suche nach äußeren Dingen. „Wir denken, dass es Erfolg und Geld sind, die uns glücklich machen, aber Liebe kann man nicht kaufen, sie ist gratis. Wir flüchten uns in das Virtuelle, aber die Liebe ist konkret.“

  • 1

Helene Renner (2021)

Wenn das Schwache in mir
wieder einmal zu stark wird

wenn das Suchen nach Wahrheit
wieder einmal nicht zum Ziel führt

wenn die Ohnmacht
über alle guten Vorsätze siegt

wenn die Hoffnungslosigkeit
wieder einmal durchbricht

wenn Tränen alles Lachen ersticken
wenn Hunger nach Geborgenheit
nicht erfüllt wird

wenn die Liebe
wieder einmal zu kurz kommt

wenn Angst und Verzweiflung
das Leben lähmen

dann möchte ich dich im Boot haben
dann wünsche ich mir
dass du den Stürmen Einhalt gebietest

dann will ich dir trauen können
mein Gott

ICH BIN KEINE MONARCHIN

Christa Carina Kokol

Ich bin keine Monarchin,
ich herrsche und beherrsche nicht.
Ich bin Maria.
Ich versuchte gut zu sein,
ich liebte mein Kind,
ich kannte die Mühsal, die Angst, die Hoffnung und Sehnsucht.
Warum setzt ihr mir eine Krone auf?
Ich trage diese Krone,
aufgesetzt von Männern, die Frauen unterdrücken,
aufgesetzt von Menschen, die mich den irdischen Frauen entrücken wollen,
aufgesetzt von weltlichen und kirchlichen Machthabern aller Zeiten,
die mit der mir aufgesetzten ihr autoritäres Gehabe rechtfertigen wollen.
Ich bin doch eure Schwester!
Schwestern und Brüder,
helft mir diese Last der Krone abzunehmen.

Aus: Christa Carina Kokol, Maria - So gehe ich durch das Leben. Verlag Veritas.



DU KENNST DIE BESCHWERLICHEN WEGE

Martina Kleisz

Maria, du gehst den Weg - den Weg der Zweifel,
den Weg des Suchens, den Weg der Einsamkeit.
Du brichst auf mit Fragen,
mit der Sehnsucht, die die dich träumen lässt,
mit der Ungewissheit, die bleibt.

Maria, du siehst den Weg der Menschen,
das Zögern, das Tasten, das Suchen,
die Ängste und die Fragen.
Du kennst die beschwerlichen Wege
Und die Sorgen der Eltern.
Du kennst die Beklemmung der Armut
Und die Konflikte des Alltags.
Du singst mit uns die Lieder der Freude
Und weinst mit uns die Tränen der Trauer.
Du teilst mit uns Höhen und Tiefen
Und verbürgst uns das Ziel unseres Lebens.

Maria, du stehst am Wegrand, unaufdringlich -
Als eine Frau, die mir den Weg zeigt
Zu Gott und zu mir selbst.

Aus: Martina Kleisz, Es strömt ein wunderbarer Segen, Hrsg. Anton Seeberger, Schwabenverlag.

MARIA, HILF UNS ALLEN

Autor unbekannt

Heilige Jungfrau, inmitten der Tage deiner Herrlichkeit vergiß nicht die Betrübnis der Erde. Schau voll Huld auf alle, die Leid tragen, auf alle, die. mit Schwerem zu kämpfen haben, auf alle, die ohne Unterlaß die Bitterkeit des Lebens verkosten müssen. Habe Mitleid mit denen, die sich lieben und getrennt sind, habe Mitleid mit der Einsamkeit des Herzens, habe Mitleid mit der Schwäche unseres Glaubens, habe Mitleid mit denen, die wir Weben, habe Mitleid mit allen, die weinen, mit denen, die flehen, mit denen, die zittern. Gib ihnen Hoffnung und Frieden. Amen.

Aus: Heute Redemptorist sein, Zeugnisse eines Charismas. Herausgegeben von Noel Londono, Hofbauer Verlag, Bonn 1997.



WENN DIE KRÜGE IN EUREM LEBEN LEER SIND

Wilhelm Wilms

wenn die krüge in eurem leben leer sind
dann tut was er euch sagt!
das einfachste von der welt
gebt was ihr habt -
nie sollt ihr etwas halb tun
sondern ganz bis zum rand
sollen wir die leeren krüge füllen
mit dem was wir haben
vielleicht
mit unseren tränen
mit unseren ängsten
mit unserer traurigkeit
wer nicht an ein wunder glaubt
ist kein realist
ohne wunder geht kein leben
erst recht kein leben zu zweit

Wilhelm Willms, aus mitgift. eine gabe, mitgegeben in die ehe.



ABGRUNDTIEF, ANGSTWerner Schaube

Die bange Frage:
Wer hält zu mir, wenn ich den Halt verliere?
Versagen und verzweifeln:
Chaos, Ende, aus.
Wenn in mir Panik ausbricht, was dann?
Und all die Bedrohungen: Schrecksekunden im Straßenverkehr,
Angstzustände im Umgang mit anderen.
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter:
Nervenkitzel, mehr nicht.
Aber die Angst des Menschen vor sich selbst,
vor dem Fall ins Nichts, vor dem Trauma des Schuldigwerdens,
vor der Regungslosigkeit ...
Und die Angst ausgeliefert zu sein,
bedroht, verfolgt, getötet zu werden.
Was können Menschen mir antun?
Mein Gott!
Dieser Angstschrei wird zum Rettungsanker,
zum Loblied der Zuversicht.

Werner Schaube

DUPaul Weismantel

Du öffnest Augen,
wo jetzt noch Blindheit lastet.

Du schaffst Schweigen,
wo jetzt noch Lautstärke erschlägt.

Du begründest Hoffnung,
wo jetzt noch Verzweiflung um sich greift.

Du bahnst den Weg,
wo jetzt noch Enttäuschung lähmt.

Du wendest das Los,
wo jetzt noch Unterdrückung quält.

Du spendest Trost,
wo jetzt noch Trauer schmerzt.

Du heilst Herzen,
wo jetzt noch Wunden offen sind.

Du bringst den Frieden,
wo jetzt noch Zwietracht herrscht.

Du schenkst Versöhnung,
wo jetzt noch Gewalt zuschlägt.

Du kommst zu uns Menschen,
damit wir das Leben in Fülle finden
und in allem dich,
den ewigen Gott!

Paul Weismantel in: Das große Buch der Gebete, hrsg. von Reinhard Kürzinger und Bernhard Sill. Über 800 alte und neue Gebetstexte für jeden Anlass. Hohe Verlag, Erftstadt 2007.

SCHWIERIGKEITEN

Kabbala

So etwas wie eine Niederlage gibt es nicht. Es gibt immer wieder eine neue Chance. An die Niederlage zu glauben, heißt zu glauben, dass es etwas oder einen Zeitpunkt gäbe, die ihren Ursprung nicht im Göttlichen, in Gottes Plan für seine Schöpfung, hätten. Gott macht keine Fehler. Wenn Dinge schlimmer zu werden scheinen, ist das nur eine Etappe innerhalb des Prozesses, besser zu werden. Wir stürzen nur, um uns wieder umso höher aufzurichten.

Kabbala, Den Himmel auf die Erde bringen.



GELASSENES LOSLASSEN

Adalbert L. Balling

Jemand sagte einmal: Viele Menschen werden nie erwachsen; sie werden bloß alt! Sie werden kaum wiese nicht wissender oder erfahrener, sondern allenfalls starrsinnig. Sie krallen sich fest, wollen nicht loslassen. Ohne loszulassen, geht es nicht gut im Leben. Loslassen von der Vergangenheit, von Schuldgefühlen, vom eigenen Ich, von Ängsten und Sorgen, von unglücklichen Verklammerungen oder trüben Erinnerungen. Manche lassen einfach nicht los - auch nicht nach der Trennung von geliebten Menschen. Sie können sich nicht vorstellen, dass man andere loslassen kann, ohne sie zu verlieren.

Ein Sprichwort sagt: Je glücklicher einer ist, umso eher kann er loslassen; und je mehr einer loslässt, umso glücklicher ist er. Solches Loslassen führt zur Gelassenheit, wird zu einer "anmutigen Form des Selbstbewusstseins" (Marie von Ebner-Eschenbach).

Dieses gelassene Loslassen wünsche ich dir, auf dass du dich auch in Zeiten der Not und Bedrängnis innerlich frei fühlst. Auf dass du am Ende alles loslassen kannst, um Glück zu finden und Frieden bei dem, der dich auffängt und dir Schutz gibt und ewiges Gelöstsein in zeitloser Gelassenheit.

Ballling, Adalbert L.; Mein schönstes Wort heißt du - Eine Liebeserklärung an das Leben; Freiburg im Breisgau, Herder,

Größer als die Angst

 

Eine Szene am Meer, die ich nicht vergessen werde:

 

Die Mutter genießt die Brandung. Sie wirft sich in das aufschäumende Wasser und kreischt vor Vergnügen. Er, eineinhalb Jahre alt, stochert seelenruhig mit seiner kleinen Schaufel am Strand im Sand herum. Da blickt er auf, sieht seine Mutter und läuft ihr tollpatschig entgegen. Die erste kleine Welle überspült seine Füßchen. Er bleibt unsicher stehen. Dann erblickt er das lachende Gesicht der Mutter, geht weiter ‑ und scheitert an einer etwas höheren Welle, die ihn umwirft. Er steht auf, sieht wieder in das lachende Gesicht der Mutter und landet schließlich wohlbehalten in ihren kräftigen Armen.

 

Wir brauchen etwas oder jemanden, auf den oder das wir sehen und dem wir vertrauen können, wenn die Wellen des Lebens uns umwerfen. Vieles können wir ertragen, wenn wir Größeres kennen als die Angst. Es kann sein, dass die Frage danach die wichtigste aller Fragen ist.

 

Eine Antwort für uns Christen lautet: Wir dürfen ihm vertrauen, weil er bei uns ist!

 

(Nach: U. Böschemeyer, Das Leben meint mich. Meditationen für den neuen Tag. SKV Edition, Lahr, z. Auflage 19942, 16. Juli)

 

Wachsen

Wachsen – an einer Aufgabe

Wachsen – an einer Last

 

Wachsen – in der Liebe

Wachsen – an den Ansprüchen der Beziehung

 

Wachsen – in Richtung Sonne

Wachsen – um dem Dunkel zu entfliehen

 

Wachsen – weil ich Heimat habe

Wachsen – damit ich Heimat bin

 

Wachsen – trotzdem, weil es zu leben gilt

 

Wachsen – weil er den Tod überwunden hat.

                                                                          Stefan Müller-Guggemos

 

Papst-Brief an Kardinal Marx: Hier der Wortlaut

Kardinal Reinhard Marx soll weiterhin Erzbischof von München und Freising bleiben, so Papst Franziskus in einem Brief an den Münchner Kardinal. Wir dokumentieren hier in einer offiziellen Übersetzung auf Deutsch den Antwortbrief von Papst Franziskus an Kardinal Reinhard Marx. Dieser hatte vor wenigen Tagen dem Papst den Rücktritt von seinem Amt als Erzbischof von München angeboten. Er wolle „Mitverantwortung für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs“ übernehmen.

Lieber Bruder,

vor allem: Danke für Deinen Mut. Es ist ein christlicher Mut, der sich nicht vor dem Kreuz fürchtet, und der keine Angst davor hat, sich angesichts der schrecklichen Wirklichkeit der Sünde zu erniedrigen. So hat es der Herr getan (Phil 2, 5-8). Es ist eine Gnade, die der Herr Dir geschenkt hat, und ich sehe, dass Du sie annehmen und bewahren willst, damit sie Frucht bringt. Danke.

Du sagst mir, dass Du einen Augenblick der Krise durchmachst, und nicht nur Du, sondern auch die Kirche in Deutschland. Die gesamte Kirche ist in der Krise wegen des Missbrauchs; ja mehr noch, die Kirche kann jetzt keinen Schritt nach vorn tun, ohne diese Krise anzunehmen. Die Vogel-Strauß-Politik hilft nicht weiter, und die Krise muss von unserem österlichen Glauben her angenommen werden. Soziologismen und Psychologismen helfen da nicht. Die Krise anzunehmen, als einzelner und als Gemeinschaft, das ist der einzige fruchtbringend Weg; denn aus einer Krise kommt man nur in Gemeinschaft heraus, und außerdem müssen wir uns klar machen, dass man aus der Krise als ein besserer oder als ein schlechterer Mensch hervorkommt, aber niemals unverändert.[1]

Du sagst mir, dass Du seit letztem Jahr am Nachdenken bist: Du hast Dich auf den Weg gemacht, den Willen Gottes zu suchen, und bist entschieden, ihn anzunehmen, was immer er sei.

Ich stimme Dir zu, dass wir es mit einer Katastrophe zu tun haben: der traurigen Geschichte des sexuellen Missbrauchs und der Weise, wie die Kirche damit bis vor Kurzem umgegangen ist. Sich der Heuchelei in der Art, den Glauben zu leben, bewusst zu werden, ist eine Gnade und ein erster Schritt, den wir gehen müssen. Wir müssen für die Geschichte Verantwortung übernehmen, sowohl als einzelner als auch in Gemeinschaft. Angesichts dieses Verbrechens können wir nicht gleichgültig bleiben. Das anzunehmen bedeutet, sich der Krise auszusetzen.

Nicht alle wollen diese Tatsache annehmen, aber es ist der einzige Weg. Denn „Vorsätze“ zur Änderung des Lebens zu machen, ohne „das Fleisch auf den Grill zu legen“, führt zu nichts. Die persönliche, soziale und geschichtliche Realität ist Konkret. Es genügt nicht, sie nur mithilfe von Ideen anzunehmen. Denn über Ideen wird diskutiert (zu Recht). Aber die Wirklichkeit muss immer angenommen werden und braucht Unterscheidung. Es stimmt, dass die geschichtlichen Vorkommnisse mit der Hermeneutik jener Zeit bewertet werden müssen, in der sie geschehen sind. Das befreit uns aber nicht von der Aufgabe, Verantwortung zu übernehmen und diese Vorkommnisse anzunehmen als die Geschichte der „Sünde, die uns bedrängt“. Deswegen glaube ich, jeder Bischof der Kirche muss sie annehmen und sich fragen: Was muss ich angesichts dieser Katastrophe tun?

Das „mea culpa“ angesichts so vieler Fehler in der Vergangenheit haben wir schon mehr als einmal ausgesprochen, in vielen Situationen, auch wenn wir persönlich an dieser historischen Phase nicht beteiligt waren. Und genau dieses Verhalten wird von uns auch heute verlangt. Man verlangt von uns eine Reform, die – in diesem Fall – nicht in Worten besteht, sondern in Verhaltensweisen, die den Mut haben, sich dieser Krise auszusetzen, die Realität anzunehmen, wohin auch immer das führen wird. Und jede Reform beginnt bei sich selbst. Die Reform in der Kirche haben Männer und Frauen bewirkt, die keine Angst hatten, sich der Krise auszusetzen und sich selbst vom Herrn reformieren zu lassen. Das ist der einzige Weg; andernfalls wären wir nur „Ideologen der Reformen“, ohne das eigene Fleisch aufs Spiel zu setzen.

Der Herr hat sich niemals auf eine „Reformation“ (ich bitte um Erlaubnis für diese Formulierung) eingelassen: weder auf das Projekt der Pharisäer, noch auf das der Sadduzäer, der Zeloten oder der Essener. Sondern er hat sie mit seinem Leben bewirkt, mit seiner Geschichte, mit seinem Fleisch, am Kreuz. Und das ist der Weg, den auch Du, lieber Bruder, annimmst, indem Du Deinen Amtsverzicht anbietest.

Du sagst in Deinem Brief zu Recht, dass es uns nichts hilft, die Vergangenheit zu begraben. Das Schweigen, die Unterlassungen, das übertriebene Gewicht, das dem Ansehen der Institutionen eingeräumt wurde – all das führt nur zum persönlichen und geschichtlichen Fiasko; es führt uns dazu, dass wir mit der Last leben, - wie die Redewendung sagt – „Skelette im Schrank zu haben“.

Es ist wichtig, die Realität des Missbrauchs und der Weise, wie die Kirche damit umgegangen ist, zu „ventilieren“ und zuzulassen, dass der Geist uns in die Wüste der Trostlosigkeit führt, zum Kreuz und zur Auferstehung. Es ist der Weg des Geistes, dem wir folgen müssen, und der Ausganspunkt ist das demütige Bekenntnis: Wir haben Fehler gemacht, wir haben gesündigt. Es sind nicht die Untersuchungen, die uns retten werden, und auch nicht die Macht der Institutionen. Uns wird nicht das Prestige unserer Kirche retten, die dazu neigt, ihre Sünden zu verheimliche. Uns wird nicht die Macht des Geldes retten und auch nicht die Meinung der Medien (oft sind wir von ihnen allzu abhängig). Was uns retten wird, ist: die Tür zu öffnen für den Einen, der allein uns retten kann, und unsere Nacktheit zu bekennen: „ich habe gesündigt“, „wir haben gesündigt“ – und zu weinen, und zu stammeln, so gut wir können: „Geh weg von mir, denn ich bin ein Sünder“, ein Vermächtnis, das der erste Papst den Päpsten und Bischöfen der Kirche hinterlassen hat. Dann werden wir jene heilsame Scham empfinden, die die Türen öffnen wird zu jenem Mitleid und jener Zärtlichkeit des Herrn, die uns immer nah sind. Als Kirche müssen wir um die Gnade der Scham bitten, damit der Herr uns davor bewahrt, die schamlose Dirne aus Ezechiel 16 zu sein.

Es gefällt mir, wie Du den Brief beendest: „Ich bin weiterhin gerne Priester und Bischof dieser Kirche und werde mich weiter pastoral engagieren, wo immer Sie es für sinnvoll und gut erachten. Die nächsten Jahre meines Dienstes würde ich gerne verstärkt der Seelsorge widmen und mich einsetzen für eine geistliche Erneuerung der Kirche, wie Sie es ja auch unermüdlich anmahnen“.

Und genau das ist meine Antwort, lieber Bruder. Mach weiter, so wie Du es vorschlägst, aber als Erzbischof von München und Freising. Und wenn Du versucht bist, zu denken dass dieser Bischof von Rom (Dein Bruder, der Dich liebt), indem er Deine Sendung bestätigt und Deinen Rücktritt nicht annimmt, Dich nicht versteht, dann denk an das, was Petrus im Angesicht des Herrn hörte, als er ihm auf seine Weise seinen Verzicht anbot: „Geh weg von mir, denn ich bin ein Sünder“ – und die Antwort hörte „Weide meine Schafe“.

Mit brüderlicher Zuneigung

FRANZISKUS

[1] Es besteht die Gefahr, die Krise nicht anzunehmen und sich in Konflikte zu flüchten, eine Verhaltensweise, die damit endet, zu ersticken und jede mögliche Veränderung zu verhindern. Denn in der Krise steckt ein Keim der Hoffnung, im Konflikt hingegen ein Keim der Hoffnungslosigkeit. Die Krise involviert uns – der Konflikt hingegen hält uns gefangen und führt zu der aseptischen Haltung des Pilatus: „Ich bin unschuldig am Blut dieses Menschen. Das ist eure Sache“ (Mt 27, 24) – eine Haltung, die uns schon so viel Schaden zugefügt hat und immer noch zufügt.

(vatican news - mg

 

 

 

Segen:

Da, wo wir glauben und hoffen, helfen und teilen,

da beginnt das neue Leben. Da ist Ostern!

Da lebt Jesus mitten unter uns!

Da feiern wir das Fest der Auferstehung.

Da, wo wir trösten und mitfühlen, da beginnt das neue Leben.

Da ist Ostern! Da lebt Jesus mitten unter uns!

Da feiern wir das Fest der Auferstehung.

Da, wo wir die Botschaft des Engels mitnehmen

und sie immer wieder spüren,

da beginnt das neue Leben. Da ist Ostern!

Da lebt Jesus mitten unter uns!

Da feiern wir das Fest der Auferstehung.

Dass wir dies immer wieder erleben und erfahren:

Dazu segne und begleite uns der mitgehende und uns liebende Gott, der Vater, Sohn und Heilige Geist.

 

Weihegebet

Ich weihe und übergebe der allerheiligsten Dreifaltigkeit alles was in mir ist;
mein Gedächtnis und mein Tun Gott dem Vater, meinen Verstand und meine Worte.
Gott Sohn, meinen Willen und meine Denken Gott dem Heiligen Geiste, mein Herz, meinen Leib,
meine Zunge, meine Sinne und all meine Leiden der hochheiligen Menschheit Jesu Christi. Amen ( Franz von Sales)

 

 

Seid gesegnet, wenn ihr in der Freude der Liebe erstrahlt
und meint, alles zu vermögen.

Seid gesegnet,wenn die Wege eurer Liebe euch viel abverlangen.

Seid gesegnet, wenn ihr mühsam neue Brücken der Liebe bauen müsst.

Seid gesegnet von dem Gott, der der Inbegriff der Liebe ist
und sich uns schenkt als Vater, Sohn und Heiliger Geist.

            ........................................

 

 Manchmal, mein Gott, träume ich von einem neuen Herzen.

Ein Herz ersehne ich mir, das für dich brennt und deinen Willen liebt,

ein Herz voll Vertrauen,

ein Herz, in dem Raum ist für die Leidenden.

Ein Herz wünsche ich mir, das seine Verwundbarkeit annehmen kann,

weil es aus deiner heilenden Liebe lebt,

ein Herz, das mitten im Lärm deine Stimme erkennt,

in dem dein Lobpreis lebendig ist.

Lass mich nicht müde werden, mein Gott,

ein solches Herz von dir zu erbitten.

(Quelle unbekannt)

 

Was ist ein Heiligkeit?

Papst Franziskus antwortet:

Heiligkeit ist ein Weg des Lebens, der Begegnung mit Jesus - ob lang oder kurz, womöglich auch nur ein einziger Augenblick - aber immer ein Zeugnis. Heiligkeit ist das Zeugnis eines Mannes oder einer Frau, der/die Jesus begegnet und ihm gefolgt ist. Es ist nie zu spät, sich zum Herrn zu bekehren, der gut und groß an Liebe ist.“

 Das Jahr des Herrn

 

 

Abgrenzung

 

Es nicht immer allen recht machen müssen,

 

den eigenen Standpunkt einnehmen und vertreten, auch gegen Widerstände.

 

Sich in der Begegnung dem Gegenüber zumuten können,

 

sich klar unterscheiden, das eigene Gesicht zeigen und wahren, sich auf die Auseinandersetzung einlassen.

 

Zugeschriebene Rollen nicht länger spielen müssen,

 

aussteigen können im Vertrauen auf die größere Freiheit, die aus den Worten Jesu spricht.

 

Sich nicht vereinnahmen lassen von Erwartungen der Angehörigen,

 

frei bleiben für den größeren Freundeskreis der Jünger Jesu.

 

Sich abgrenzen müssen, auch auf die Gefahr hin, nicht verstanden oder sogar für verrückt erklärt zu werden, um der Botschaft Jesu willen.

 

Sich zu denen zählen können, die den Willen Gottes erfüllen wollen; so wird man für Jesus Bruder, Schwester und Mutter.(aus: Paul Weismantel: Dir zugesagt. 52 Inspirationen Sonntag für Sonntag, Verlag Katholisches Bibelwerk GmbH, Stuttgart 2006, S.29)

 

 

 

 

Dankgebet

lieber Gott

ich mache mir sorgen
um meine lieben und alle menschen
und auch um mich
ich danke Dir
dass du auch in der angst zugegen bist
und uns hilfst

mir fehlt die gemeinschaft und die nähe
mit menschen und mit gott
ich danke Dir
dass es noch viele andere möglichkeiten
der verbindung und der zuneigung gibt

auch in der größten not bist Du der uns ewig liebende gott
der uns einlädt aus seinem wort verantwortungsbewusst zu leben
und achtsam für andere da zu sein

lieber gott
ich bitte für die kranken und sterbenden
und alle in ihrer existenz bedrohten
und für alle helferinnen und helfer
bleibe bei uns und segne uns

Verfasser: Michael Lehmler

 

 

 

 

Meditation - Das Brot

Brot, das nährt, das Leben erhält und spendet, dass nicht nur den Körper mehr noch die Seele erfüllt Wein, der versöhnt, In Blute Christi mit Gott selbst, schuld muss weichen, weil der Will zum Frieden, die Enge der Schuld sprengt Brot und Wein, Leib und Blut, Zeichen des Lebens Zeichen der Versöhnung Aufbruch in ein neues Leben genährt von Gottes Güte, Aufbruch zum wahren Leben aus Gottes Frieden.  Reinhard Röhrner

2021   -  Fastenzeit  und Osterzeit

"Die Fastenzeit ist der Herbst des geistlichen Lebens, in dem man die Früchte ernten und für das ganze Jahr sammeln soll. Tun Sie alles, ich bitte Sie um reich zu werden an diesen kostbaren Schätzen, die nichts Ihnen rauben oder verderben kann." (Franz von Sales)
(DASal 5,107)

 

Pfingsten

 

GEBET ZUM HL. GEIST

Johannes XXIII.

Heiliger Geist, vervollständige in uns das Werk, das Jesus begonnen hat!

Gib unserem Apostolat Begeisterung, damit es alle Menschen und Völker erreicht, da sie alle durch das Blut Christi erlöst und sein Erbe sind!

Töte in uns die natürliche Anmaßung ab und trage uns in das Reich heiliger Demut, wahrer Gottesfurcht und hochherzigen Mutes empor! Kein irdisches Band möge uns hindern, unserer Berufung Ehre zu machen; kein Interesse möge uns feige und die Forderung der Gerechtigkeit machtlos machen; keine Berechnung möge die unendliche Weite der Liebe in die Enge unserer kleinen Selbstsucht zwängen!

Möge alles an uns groß sein: die Suche und Verehrung der Wahrheit, die Bereitschaft zum Opfer bis zu Kreuz und Tod! Und alles möge dem letzten Gebet des Sohnes an den himmlischen Vater und der Ausgießung entsprechen, mit der der Vater und der Sohn dich, Heiliger Geist der Liebe, der Kirche und ihren Einrichtungen, den einzelnen Seelen und den Völkern schenken wollte. Amen; alleluja alleluja.

Johannes XXII. In: Walter Nigg, Mit großen Christen um den Hl. Geist beten. Rex-Verlag, München Luzern 1976.

KOMM, HEILIGER GEIST

Guido Erbrich

Komm, Heiliger Geist, du Geist der Weisheit!
Hilf mir, dass ich mein Leben auf festen Grund baue.
Lass mich nüchtern überlegen.
Schenk mir Offenheit für andere

Komm, Heiliger Geist, du Geist der Einsicht!
Hilf mir einsehen, was gut und war richtig ist.
Lass mich sachlich und fair
meine Meinung vertreten.

Komm, Heiliger Geist, du Geist des Rates!
Lass mich willig guten Rat annehmen.
Lass mich guten Rat geben, wenn ich gefragt werde.
Du sprichst zu mir durch das Wort der Heiligen Schrift.
Du sprichst zu mir durch das, was in der Welt geschieht.
Du sprichst zu mir durch den Rat guter Menschen.
Du sprichst zu mir durch mein Gewissen.
Ich will auf dich hören.

Komm, Heiliger Geist, du Geist der Stärke!
Hilf mir, die Trägheit und die Feigheit überwinden.
Mach mich mutig, wenn ich zu meinem Glauben
und zu meiner Überzeugung stehen soll.

Guido Erbrich (Hg.), Zum Beispiel: du. Gebete für junge Menschen. Leipzig, St. Benno, 2002.


 

 

 

GEBET ZUM HEILIGEN GEIST

Antony Kolencherry

Heiliger Geist,
eins mit dem Vater und dem Sohn,
deine schöpferische Kraft erfüllt das All mit Glanz und Herrlichkeit.
Atme in mir deinen Atem des Lebens, der Weisheit und der Menschlichkeit,
damit ich Zeuge von deiner unendlichen Güte bin.
Dein lebendiges Feuer möge mich beflügeln,
mein Inneres durchdringen,
mich erwärmen und heiligen.
Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe,
damit ich das Böse besiege,
die Angst überwinde,
Freundschaften schließe
und zur Versöhnung beitrage.

Heiliger Geist,
du Feuer und Flamme,
hilf mir, die Liebe zu entzünden,
die Herzen zum Glühen zu bringen,
den Geist zu erfrischen und die Sinne zu erfreuen.
Beschenke mich mit deinen himmlischen Gaben
und verwandle mich, damit ich umkehre, wo Umkehr notwendig ist,
und neu beginne.
Leite mich auf den rechten, ebenen Pfaden
und mache mich zum Werkzeug deines Friedens,
damit ich in den Familien und Gemeinden der Einheit und Eintracht diene.

Heiliger Geist,
ich danke dir, dass ich bei dir so wunderbar geborgen bin.
Sei gepriesen heute und in alle Ewigkeit. Amen.

P. Antony Kolencherry, Kloster Visitation, 4500 Solothurn, Schweiz.

 

Helene Renner

Geist Gottes
komm auf uns
und öffne uns für deine Botschaft

Geist Gottes
komm auf uns
und bereite uns für Jesu Nachfolge

Geist Gottes
komm auf uns
und erneuere unseren Glauben

Geist Gottes
komm auf uns
und stärke unsere Hoffnung

Geist Gottes
komm auf uns
und entzünde neu in uns die Liebe

Geist Gottes
komm auf uns
und begleite uns durchs Leben


 

 

AUF DASS MAN DIE CHRISTEN ERKENNE

Leon-Joseph Suenens

Herr, ich brauche deine Augen,
gib mir einen lebendigen Glauben.

Ich brauch dein Herz,
gib mir in allen Situationen Liebe zum Nächsten.

Ich brauche deinen Atem,
gib mir deine Hoffnung
für mich selbst und deine Kirche,

auf dass sie Zeugnis ablege für die Welt,
auf dass man die Christen erkenne
an ihrem strahlenden, heiteren Blick,
an der Wärme ihres Herzens
und an diesem unüberwindlichen Glauben,
der sich aus den heimlichen, unversiegbaren Quellen
ihrer fröhlichen Hoffnung nährt.

Leon-Joseph Suenens, Bischof von Brüssel. In: Minuten am Morgen, Texte und Gebete zum Schulbeginn, 2. Auflage 2004.

 

 

AUFFORDERUNG

Beatrix Senft

Das Leben ist eine Chance, nutze sie.
Das Leben ist Schönheit, bewundere sie.
Das Leben ist Seligkeit, genieße sie.
Das Leben ist ein Traum, mach daraus Wirklichkeit.
Das Leben ist eine Pflicht, erfülle sie.
Das Leben ist ein Spiel, spiele es.
Das Leben ist kostbar, geh sorgfältig damit um.
Das Leben ist Reichtum, bewahre ihn.
Das Leben ist Liebe, erfreue dich an ihr.
Das Leben ist ein Rätsel, durchdringe es.
Das Leben ist Versprechen, erfülle es.
Das Leben ist Traurigkeit, überwinde sie.
Das Leben ist eine Hymne, singe sie.
Das Leben ist eine Herausforderung, stelle dich ihr.
Das Leben ist ein Kampf, akzeptiere ihn.
Das Leben ist eine Tragödie, ringe mit ihr.
Das Leben ist ein Abenteuer, wage es.
Das Leben ist Glück, verdiene es.
Das Leben ist das Leben, bewahre es.
Das Leben ist lebenswert, lebe es.

nach Mutter Teresa

 

 

DEN HIMMEL BERÜHREN

Beatrix Senft

Den Himmel über mir:
Himmelskörper
Sterne
Sternschnuppe
Sternennacht
Mondnacht
sternenklar

Meine Augen berühren ihn

Mein einziges Himmelbild?

Hier und da – JA

Aber auch:
himmelschreiend - mit meinen Nöten
Wie auf Wolken schwebend –
                himmelhochjauchzend –
                in meinem Glück
Jemanden in den Himmel hebend -
Wie auf Wolken schwebend

GEFÜHLSLAGE HIMMEL

Abgehoben

Himmel – der sich geerdet hat
Himmel – der in Jesus eine Verbindung bekommen hat

Den wir erfahren dürfen:

Da, wo Menschen sich liebend begegnen
Da, wo 70x70 mal Verzeihung geschieht
Da, wo Menschen über Schatten springen
Da, wo ein gepeinigtes Herz zur Ruhe kommen kann
Da, wo Brücken gebaut werden - über alles Trennende hinaus
Da, wo der Schwache auch den Starken mitschleift
Da, wo die leere Hülle wieder Füllung findet

Da, wo ….

Genau da
verbindet sich der Himmel mit der Erde
zu einem großen
und neuen
Bild

Da berührt sich
Zeit
und
Unendlichkeit

DA
berühren sich
Gott
und
Mensch   

Beatrix Senft, unveröffentlicht

 

HIMMEL

Huub Oosterhuis

"Himmel" ist eine Bewegung nach oben, ein Wort für etwas, das über uns hinausgeht - und das trifft für die Mehrzahl der irdischen Dinge zu. Ein anderer Mensch zum Beispiel geht über uns hinaus, insoweit er dieser Mensch ist und kein anderer: verborgen und unantastbar. Man kann einen Menschen photographieren und betasten, sein Gewicht messen und ihn operieren, ihm ein neues Herz einpflanzen, man kann mutmaßen, was in ihm lebt, aber es ist nicht möglich, sich seiner zu bemächtigen. Man kann ihn ansehen und betrachten, aber nicht er selber sein. "Daß ich dich sehen kann und nicht du sein kann, getrennt von dir durch meine eigenen Augen", diese Worte der Dichterin Vasalis lassen erkennen, was ein anderer Mensch ist, ein anderer in seiner Ferne, ein anderer in seinem "Himmel", außerhalb meiner Reichweite und weit darüber hinaus. Man muß immer zu einem anderen hinaufsteigen, er ist nicht greifbar. In der Liebe oder in der Freundschaft und in welcher Schicksalsverbundenheit immer wird dies als Gewißheit erfahren. Ein anderer Mensch wohnt "in Nacht und Wolken" oder - umgekehrt ausgedrückt - "im unzugänglichen Licht". Das ist es genau, was in der Bibel, in Psalmen und im Zeugnis von Gott ausgesagt wird. [...]

Himmel ist ein Pseudonym für Gott. Himmel ist: Gott-der-für-mich-dasein-wird. Es sind fast leere Worte, kein Bild und keine Vorstellung ist hier brauchbar. Wenn uns aber diese Erfahrung manchmal - nur für einen kurzen Augenblick, später nicht mehr - zuteil wird, dann hören und erkennen wir in diesen Worten, daß Gott seinen Namen an gewissen Menschen erfüllt hat. Und wenn wir sagen, daß Jesus von Nazareth in den Himmel aufgenommen wurde, dann sagen wir stammelnd: der Geringste der Menschen wurde in Gott gerettet, und unsere angefochtene und zertretene menschliche Existenz wird in Gott gerettet werden: Ich-werde-für-dich-dasein.

Huub Oosterhuis, Im Vorübergehn. Wien, Freiburg, Basel: Herder 1969, S. 220/21 u. S.224/25.

 

SEGEN

Ute Josten

Gott,
du segnest uns,
wenn wir froh sind,
wenn uns vieles gelingt,
wenn wir lachen und uns nicht mehr einkriegen können vor Lachen,
wenn wir das schöne Gefühl haben „Alles ist O.K.!“

Gott ,
du segnest uns,
wenn es uns schlecht geht,
wenn wir traurig sind und überhaupt nicht mehr weiter wissen,
wenn unser Herz so schwer ist, dass wir glauben:
„Ich kann mich nie mehr in meinem Leben über irgendetwas freuen!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir vor Wut platzen,
wenn wir uns selbst oder andere nicht mehr leiden können,
wenn wir das Gefühl haben „Das ist nicht fair!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir keine Wunder vollbringen,
wenn wir den Erwartungen anderer nicht entsprechen,
wenn wir der ganzen Welt entgegen rufen möchten:
„Das bin ich nicht und so werde ich nie sein!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir ängstlich sind,
wenn wir schwach sind,
wenn wir glauben „Das schaffe ich niemals!“

Gott,
du segnest uns,
wenn wir auf die Nase fallen,
wenn was nicht so läuft und das Ergebnis einfach nur mies ist,
wenn wir nur noch schreien wollen: “So ein Mist!“

Manchmal spüren wir deine Nähe, manchmal nicht.
Gott,
du gehst mit uns.
Wir sind dir nicht egal.

Das ist gut so.
Amen.

 

ion auch gute Seiten hat,
und stecken den Kopf nicht in den Sand, wenn es mal schwer wird.
Seie haben noch Träume
und glauben an sie.
Wenn man mit ihnen zusammen ist,

Helene Renner (2021)

Wer in mir bleibt
und in wem ich bleibe
der bringt reiche Frucht.

Unser aller Leben
kann nur gelingen
in Einheit mit dir, unserem Gott:

Wenn wir uns an dich binden
wenn wir uns an dir festhalten
wenn du unsere Nahrung bist
wenn du unsere Mitte bleibst.

Wenn wir in dir bleiben
können wir Frucht bringen
reiche Früchte:

Früchte der Barmherzigkeit
Früchte der Zuwendung
Früchte der Verantwortung
Früchte der Liebe.

Wir sind hier bei dir
du bist unsere Speise geworden:
Durchdringe unser Innerstes
gestalte unser Herz
präge unser Denken und Tun
damit wir fruchtbar werden
für dein Reich
und unser Leben
ein erfülltes Leben wird.

 

STELLENAUSSCHREIBUNG 

Beatrix Senftf       

Ich, Besitzer einer großen Schafherde, suche:
verlässlichen Hirten für meine Herde.

Meine Herde ist gerade sehr weit verstreut und verunsichert; es besteht eine große Unruhe innerhalb der Herde, viele Tiere sind auf vielfältige Weise verletzt oder stehen mit dem Rücken zum Zaun.
Auch ist die Herde lange durch dürres Land geführt worden, so dass sie einen starken Durst nach frischem Wasser verspürt.
Darüber hinaus ist es zu manchen Früh- und Fehlgeburten gekommen und Wölfe konnten in die Herde eindringen. Auch ist es so, dass Tiere, die nicht ins optische Bild der Herde passen, von den Alt-Böcken ausgestoßen und zu „unzumutbaren Sündenböcken“ gemacht werden.

Daher suche ich einen Hirten:
* der sich behutsam der Herde nähert
* der ihre Verletzungen und Bedürfnisse ernst nimmt - sehr ernst
* der mit liebevollem Stab Richtung für sie zu suchen bereit ist
* der sich damit auseinandersetzt, welche Nahrung und welche Quelle dazu beitragen kann, ihr wieder Lebenskraft zu spenden
* der auch in engen Schluchten und in reißenden Strömen verlässlich bei meiner Herde weilt
* der sie vor äußeren und inneren Gefahren schützt
* der danach schaut, auf welche Weise und aus welchem Grund Tiere verloren gingen und der behilflich ist, dass sie zurückfinden, wenn sie wieder in meiner Herde leben wollen
* der mit meiner Herde lebt, wie ein Schaf unter Schafen - damit er den rechten Blickwinkel erhält

Ich weiß, dass ich damit eine hohe Anforderung stelle. Eine Anforderung, der ich mit einer Bezahlung sicherlich nicht gerecht werden kann.
Doch, all meine Liebe liegt in dieser Herde und es jammert mich ihr Zustand. –
Vielleicht geht es Ihnen genauso, wenn Sie auf diese Herde schauen.

Auch weibliche Bewerberinnen sind mir herzlich willkommen.

Mit liebevollem Aufruf:
WEIDET MEINE HERDE,

Ihr und Euer GOTT

Beatrix Senft, unveröffentlicht.

...................................................

 

Der guter Hirte    

Papst Franziskus

Der gute Hirte hört der Herde zu, er führt die Herde, er sorgt sich um die Herde. Und die Herde weiß genau zwischen den Hirten zu unterscheiden, sie täuscht sich nicht: die Herde vertraut dem guten Hirten, sie vertraut Jesus. Nur der Hirte, der aussieht wie Jesus, flößt der Herde Vertrauen ein, denn er ist die Tür. Der Stil des Hirten muss der Stil Jesu sein, einen anderen gibt es nicht. Aber wie Petrus in der ersten Lesung sagt, hat auch Jesus, der gute Hirte, »für euch gelitten und euch ein Beispiel gegeben, damit ihr seinen Spuren folgt. Er hat keine Sünde begangen und in seinem Mund war keine Falschheit. Als er geschmäht wurde, schmähte er nicht; als er litt, drohte er nicht, sondern überließ seine Sache dem gerechten Richter« (1 Petr 2,21-23). Er war sanftmütig. Eines der Kennzeichen des guten Hirten ist die Sanftmut. Der gute Hirte ist sanftmütig. Ein Hirte, der nicht sanftmütig ist, ist kein guter Hirte. Er hat etwas verborgen, denn Sanftmut zeigt sich, wie sie ist, ohne sich zu verteidigen. Im Gegenteil, der Hirte ist zärtlich, er hat jene Zärtlichkeit der Nähe, er kennt die Schafe eines um das andere beim Namen und kümmert sich um jedes von ihnen, als wäre es das einzige, was so weit geht, dass er, wenn er nach einem Arbeitstag müde nach Hause kommt, merkt, wenn ihm eines fehlt und erneut zur Arbeit hinausgeht, um es zu suchen, und [wenn er es findet], dann nimmt er es mit, er trägt es auf seinen Schultern (vgl. Lk 15,4-5). Das ist der gute Hirte, das ist Jesus, das ist der, der uns auf dem Weg des Lebens begleitet, uns alle. Und diese Vorstellung vom Hirten, und diese Vorstellung von der Herde und den Schafen, ist eine österliche Vorstellung. Die Kirche singt in der ersten Woche der Osterzeit diesen schönen Hymnus für die Neugetauften: »Das sind die neugeborenen Lämmer«, den Hymnus, den wir zu Beginn der Messe gehört haben. Es ist eine Vorstellung von Gemeinschaft, von Zärtlichkeit, von Güte, von Sanftmut. Das ist die Kirche, die Jesus will, und er ist der Hüter dieser Kirche.

Dieser Sonntag ist ein schöner Sonntag, es ist ein Sonntag des Friedens, es ist ein Sonntag der Zärtlichkeit, der Sanftmut, denn unser Hirte kümmert sich um uns. »Der Herr ist mein Hirt. Nichts wird mir fehlen«.

 

 

DIE WUNDMALE BERÜHREN, UM JESUS ZU BEKENNEN

Franziskus (Papst)

Wir müssen aus uns herauskommen und auf die Straßen der Menschen gehen, um zu entdecken, dass die Wundmale Jesu auch heute noch am Körper all jener Brüder sichtbar sind, die Hunger und Durst leiden, die nackt, erniedrigt und geknechtet sind, die sich im Gefängnis oder im Krankenhaus befinden. Und gerade durch die Berührung und Liebkosung dieser Wunden wird es uns möglich, »den lebendigen Gott mitten unter uns anzubeten«.

Der dem heiligen Apostel Thomas geweihte Festtag bot Papst Franziskus die Gelegenheit, wieder auf eine Vorstellung zurückzukommen, die ihm ganz besonders am Herzen liegt: die Finger in die Wunden Jesu legen. So war die Geste des hl. Thomas, der die Finger in die Wundmale des auferstandenen Jesus legt, das zentrale Thema der Predigt, die der Papst im Verlauf der Messe hielt, die er am Mittwoch, 3. Juli, in der Kapelle der Domus Sanctae Marthae feierte.

FREI IST DER MENSCH

Klaus Hemmerle

frei ist der Mensch,
der den Tod hinter sich
und das Leben vor sich hat,

der nicht zu vergessen braucht,
weil ihm vergeben ist
und er vergeben hat,

der vor nichts zu fliehen braucht,
weil er durch verschlossene Türen kommen
und über Abgründe gehen kann,

der sich nicht zu ängstigen braucht,
weil er immer unterwegs ist
zu einem und mit einem,
der ihn grenzenlos liebt.

frei ist der Mensch, der zu allen offen ist,
weil er alle
in sein Herz geschlossen hat.

frei ist der Mensch,
der jenseits der Wunde lebt -
der österliche Mensch

Klaus Hemmerle, Hirtenbriefe, hrsg. Karlheinz Collas, Aachen: Einhard Verlag 1994,

Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.

(Dietrich Bonhoeffer)

 

Wer die Osterbotschaft gehört hat, der kann nicht mehr mit tragischem Gesicht herumlaufen und die humorlose Existenz eines Menschen führen, der keine Hoffnung hat.

(Friedrich Schiller)

 

Viele sagen: Alles stürzt zusammen, eine Welt stirbt! Ich aber sage: Eine Welt entsteht! Der Tod existiert, ja, aber Christus hat den Tod überwunden. Christus lebt!

(Michel Quoist)

 

Auferstanden, das ist: Aufgabe haben.

Auferstanden, das ist: Neuland sehen.

Auferstanden, das ist: Liebe schenken.

Auferstanden, das ist: vertrauen können.

(Martin Gutl)


2021   -  Fastenzeit  und Osterzeit

 

KARWOCHENLITURGIE

Bernhard Bossert CSsR

Die Liturgien von Gründonnerstag bis zur Osternacht bilden das Zentrum des christlichen Glaubens. Im Grunde ist es eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist, voll von großen Symbolen, Gesten und Texten. Wir versuchen, die Essenz der drei Feiern erlebbar zu machen. Der Gründonnerstag ist der Auftakt zu den drei Österlichen Tagen. Christen erinnern sich an den Tag, an dem das letzte Abendmahl gefeiert wurde, dem die Fußwaschung vorausging. Jesus machte sich buchstäblich klein. Er kniete sich vor jedem seiner Jünger nieder, um ihm zu dienen und den Schmutz von den Füßen zu waschen. In vielen Kirchen waschen die Priester den Gemeindemitgliedern heute Abend die Füße. Man muss gewaschen werden, um Anteil an Jesus zu haben Der Geist der dienenden Liebe ist konkret; es sind die Tage vom Gründonnerstag bis zur Osternacht, sie bilden das Zentrum des christlichen Glaubens. Jesus machte sich zum Sklaven für uns. Er offenbart das Wesen Gottes.

Im Grunde ist es eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist.
Die Liturgie vom Gründonnerstag ist das letzte Abendmahl, dem die Fußwaschung vorausging. Die Abendmahlsfeier knüpft an das jüdische Gedächtnisfeier der Befreiung aus Ägypten mit dem Durchzug durch das Rote Meer an, wobei vorher das Lamm geschlachtet und gegessen wurde, das große Symbol für Christus.

Was symbolisch und real im Sakrament gefeiert wird, ist das Gedächtnis des Kreuzes-Todes, seine Lebenshingabe. Wir beten Seinen Tod an als Hingabe, die unser eigenes Leid und das der ganzen Welt hin zu den Füßen des Gekreuzigten trägt. Der Schreis Jesu „warum hast du mich verlassen?“ Und dann “Es ist vollbracht! Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ ist schon der Beginn der pfingstlichen Geistausströmung, um aus der Jünger-Gemeinde, die junge Kirche hervor zu hervorzubringen beginnt.

Pater Bernhard Bossert CSsR

 

DIE EWIGKEIT DER DREI TAGEMartin Gutl

Drei Tage warten:
Karfreitag,
Karsamstag,
Ostersonntag.

Vom Standpunkt der Ewigkeit aus
ist das Warten keine Kunst.
Doch mit dem Blick auf unser Herzen
können drei Tage eine Ewigkeit sein.
bis zur Ankunft des Freundes,
bis zur Scheidung,
bis zur Versöhnung,
bis zur Genesung,
bis zum Betenkönnen.

Manch einer nimmt sich das Leben,
weil drei Tage,
die Frist zwischen Kreuzigung und
Auferstehung,
zu lange gedauert haben.

.....................

Das österliche „Trotzdem“

Wenn alles zerbricht
und das Licht am Ende des Tunnels nicht kommt.
Wenn Hoffnungen zerstört sind
und kein Trostwort mehr das Herz erreicht.

Wenn die Luft ausgeht,
kein langer Atem mehr das Durchhalten ermöglicht.
Und wenn der Karsamstag unendlich lang
und die schreiende Grabesruhe
nicht Entspannung, sondern Enttäuschung bietet.

Dann wird das Trotzdem der Auferstehung
zu einem Kraftakt Gottes,
immer neu, in jedem Menschen.

Dann wird die Liebe Gottes
gegen die Abkehr und die Sünde des Menschen
zum lebensspendenden Atem.

Auferstehung ist Gottes Trotzdem
gegenüber Tod, Dunkelheit und Verzweiflung.
Denn unsere Kraft reicht oft
nicht einmal für diesen Trotz.    Johann Pock, Ostern 2021, inmitten der Coronapandemie

 

WECK UNS AUF

Anton Rotzetter

Lebendiger Gott

Aus dem Schlaf der Sicherheit
            weck uns auf

Aus dem Tod der Liebe
            weck uns auf

Aus der Faulheit des Denkens
            weck uns auf

Aus dem Schlaf der Selbstgenügsamkeit
            weck uns auf

Aus dem Tod der Hoffnung
            weck uns auf

Aus der Dürre der Phantasie
            weck uns auf

Aus dem Schlaf der Sinne
            weck uns auf

Aus dem Tod der Gefühle
            weck uns auf

Aus Kleinlichkeit und Enge
            weck uns auf

Aus: Anton Rozetter, Gott, der mich atmen lässt, Freiburg 1985.

 

OSTERN – EIN FEST DER BRÜCHE

Johann Pock, Hans Pock

Einbruch?
       Die Tür ist aufgebrochen,
       die Stille schreit.
       Gestohlen ist die Intimität,
       die noch Erinnerung garantierte.
Doch dann, wie Schuppen von den Augen:
       nicht Einbruch, sondern Ausbruch:
       fort aus dem Gefängnis des Todes,
       aus dem Festhalten wollen des Vergangenen,
       aus der Hoffnungslosigkeit des Gestern.
       Der Stein, des Todes Schutzwall, ist weggerollt.
Aufbruch ist möglich,
       Schritte in die Zukunft,
       noch unsicher, tastend,
       aber beschwingt im Wissen:
Der Umbruch ist unumkehrbar,
       der Tod hat nicht das letzte Wort.

Johann Pock, Wien 04/2014

       

NEHMT MICH MIT VOM GRAB

Marie-Luise Langwald

Nehmt mich mit zum Grab,
ihr Frauen.

Lasst mich teilhaben
an eurer Sorge,
an eurer Liebe,
an eurem Mut.

Lasst mich teilhaben
an eurer Verwunderung: der Stein ist gehoben,
an eurem Erstaunen: das Grab ist leer,
an eurer Ahnung: der Tote lebt.

Lasst mich teilhaben
an eurer Hoffnung,
an eurer Freunde,
an eurem Aufbruch.

Nehmt mich mit vom Grab,
ihr Frauen.

An eurer Seite
finde ich den Herrn.

Nehmt mich mit vom Grab,
ihr Frauen.

Aus: Marie-Luise Langwald, Frauen-ge-danken, Klens-Verlag, S. 112-113, © Patris-Verlag, Vallendar.

                                                                   OSTERN

Ingeborg Drewitz

Vier freie Tage. Was reden sie
von Karfreitag und Kreuzigung
und dass einer auferstanden ist.
Auf den Autobahnen staut der Verkehr.

Übliche Unfälle, was reden sie
von Karfreitag und Kreuzigung?
Für die Ostertoten steht die Versicherung ein.
Was soll’s, normale Opfer.

Und da sagt einer, wir verstehen ihn nicht,
er ist für die Menschen gestorben,
wie ein Verbrecher ans Kreuz geschlagen.
Richtig, sagen alle, wir verstehen das nicht.

Es geht uns nichts an, sagen sie, sagst du,
wahrscheinlich ein Spinner, aber wir
haben vier freie Tage vor uns.
Die Radio- und Fernsehprogramme spielen noch Ostern.

Ingeborg Drewitz in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte – Interpretationen – Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.


 

 

Meditation


Helene Renner (2021)

Schreien
um Hilfe
und niemand hört

Weinen
vor tiefem Schmerz
und keiner tröstet

Betteln
um heilsame Nähe
und keine Hand öffnet sich

Verlassen von Gott
und den Menschen
ausgeliefert

und doch
glauben

alles wird gut

 

ABGESCHRIEBEN

Heidi Rosenstock/Hanna Köhler

Abgeschrieben
Von denen, die ich liebe.
Verlassen, allein geblieben
Bete ich zu dir,
Christus, erbarme dich.

Festgefahren, stecken geblieben,
gefangen in den eigenen Stricken
bete ich zu dir,
Christus, erbarme dich.

Dem Leben abgestorben,
im Kampf mit dem Schmerz,
den Hunger nach Leben im Herzen,
fassungslos, ohnmächtig,
bete ich zu dir,
Christus, erbarme dich.

Heidi Rosenstock/Hanna Köhler (Gebetsmappe der Burg Altpernstein)

KREUZE OHNE CHRISTUS TRAGEN

Verfasser unbekannt

Kreuze ohne Christus tragen
ist für mich zu schwer.
Kommt ein Kreuz, so will ich sagen:
"Hilf mir tragen, Herr!
Lass das Kreuz allein nicht kommen.
Komme, Herr, ich bitt!
Geh den Kreuzweg Deiner Frommen
immer wieder mit."

Kreuze ohne Christus drücken
jedes Herz zu Tod.
Wohin soll das Leiden blicken,
kennt es keinen Gott,
der die Schmerzen nicht erschaffen,
aber sie erlöst.

Christus ist's, in dem wir raffen
mutig auf uns beim Erschlaffen,
unser Kreuz erhöh'n zum Fest.

Verfasser unbekannt


KLAGEGEBET

Beate Jammer

Gott, es geschieht in dieser Welt so viel Schreckliches, Grausames, Furchtbares, so viel Unrecht und Menschenverachtung. Weltweit und in nächster Nähe werden Menschen ihrer Würde und Freiheit beraubt, werden tyrannisiert und erpresst, werden Opfer von Missbrauch und Gewalt.

Gott, wir klagen dir die Nöte dieser Welt und Zeit!

Das Leid in dieser Welt ist so unüberschaubar, es übersteigt unser Begreifen. Wir können es nicht fassen noch verstehen. Wir können es nur aushalten und um die Kraft bitten, einander beizustehen, Anteil zu nehmen, einander zu helfen, es zu ertragen.


Gott, wir klagen dir die Nöte der Menschen und des Lebens!

Wir schauen auf Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat und sein Leben für uns hingegeben hat. Wir richten unseren Blick auf das Kreuz deines Sohnes. Er ist der Inbegriff allen Leidens, aller Schmach und Schande, allen Scheiterns und aller Ohnmacht. Er ist für uns auch ein Zeichen der Hoffnung, des Trostes und des Segens. Mit ihm verbinden wir das Schicksal aller unschuldig Leidenden, aller, die an den Lasten des Lebens zu zerbrechen drohen oder daran zerbrochen sind.


Wir schauen auf Jesus, der für uns das schwere Kreuz getragen hat!

Wir rufen zu ihm für alle Leidenden und Gequälten dieser Erde, für alle, die verstummt sind oder laut aufschreien, für alle, die verzweifelt sind, die nicht mehr ein noch aus wissen und völlig am Ende sind.


Wir rufen Jesus, der für uns gestorben und auferstanden ist.

Beate Jammer, Impulse und Modelle für alle Tage der Fastenzeit, Ruft ihm zu, der uns befreit, Ostfildern 2011.

 

 

BEDINGUNGSLOS

Ruth Pfau

Liebe ist kein kommerzielles Übereinkommen, "ich liebe dich, falls ... und unter der Bedingung, dass ..." Liebe ist das bedingungslose Ja, das uns Johannes überliefert hat. Die Liebe, mit der unser Herr geliebt hat: "Und da er sich einmal entschieden hatte, sie zu lieben, liebte er sie bis zum Ende". Bis zum Ende.
Woher sollte ich die Berechtigung nehmen, vorher aufzuhören?!
Das ist übrigens gar nicht heroisch: Zuwendung zum anderen, da sein, hinhören, Geduld und Zeit zu haben. Je mehr der andere diese Zuwendung braucht, umso stärker sind wir gefordert.

Aus: Ruth Pfau. Leben heißt anfangen. Worte, die das Herz berühren. Herausgegeben von Rudolf Walter. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2010.

EIN MENSCH WIE BROT

Lothar Zenetti

Er lehrte uns die Bedeutung und Würde
des einfachen unansehnlichen Lebens
unten am Boden
unter den armen Leuten
säte er ein
seine unbezwingbare Hoffnung

Er kam nicht zu richten sondern aufzurichten
woran ein Mensch nur immer leiden mag
er kam ihn zu heilen

Wo er war
begannen Menschen freier zu atmen
Blinden gingen die Augen auf
Gedemütigte wagten es zum Himmel aufzuschauen
und Gott
ihren Vater zu nennen
sie wurden wieder Kinder
neugeboren
er rief sie alle ins Leben

Er stand dafür ein
dass keiner umsonst gelebt
keiner vergebens gerufen hat
dass keiner verschwindet namenlos
im Nirgends und Nie
dass der Letzte noch
heimkehren kann als Sohn

Er wurde eine gute Nachricht
im ganzen Land ein Gebet
ein Weg den man gehen
ein Licht
das man in Händen halten kann
gegen das Dunkel

Ein Mensch wie Brot
das wie Hoffnung schmeckt
bitter und süß

Ein Wort das sich verschenkt
das sich dahingibt wehrlos
in den tausendstimmigen Tod
an dem wir alle sterben

Ein Wort
dem kein Tod gewachsen ist
das aufersteht und ins Leben ruft
unwiderstehlich
wahrhaftig dieser war Gottes Sohn

Aus: Lothar Zenetti, Auf seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht. Matthias-Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2011.

 

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Helene Renner (2021)

Wasche mich, Gott
mit dem Wasser des Lebens

Wasche mich, Gott
mit dem Wasser des Friedens

Wasche mich, Gott
mit dem Wasser der Liebe

Wasche mich, Gott
mit dem Wasser deiner Gegenwart

Wasche mir die Füße, Gott
damit ich wieder Boden unter ihnen fühle

Wasche mir die Füße, Gott
damit ich den Staub der Oberflächlichkeit ablege

Wasche mir die Füße, Gott
damit ich die rechten Wege gehe

Wasche mich, Gott
mit deinem Wasser

Das genügt
um rein zu sein

 

FÜR EUCHHelene Renner

Für euch -
spricht Jesus:

Das ist mein Leib -
für euch

Das ist mein Blut -
für euch

Das ist meine Fußwaschung -
für euch

Das ist mein Gottesdienst -
für euch

Das ist meine Liebe -
für euch

Das ist meine Einsamkeit -
für euch

Das ist meine Angst -
für euch

Das ist mein Leiden -
für euch

Das ist mein Sterben -
für euch

Das ist mein Leben -
für euch

Das bin ich -
für euch

Helene Renner, Stillwerden und beten, Kommuniongedanken. Hrsg. Pastorale Dienste der Diözese St. Pölten. 2016.

BROT IN DEINER HAND

Heinrich A. Mertens

In der Jakobstraße in Paris liegt ein Bäckerladen; da kaufen viele hundert Menschen ihr Brot. Der Besitzer ist ein guter Bäcker. Aber nicht nur deshalb kaufen die Leute des Viertels dort gern ihr Brot. Noch mehr zieht sie der alte Bäcker an: der Vater des jungen Bäckers. Meistens ist nämlich der alte Bäcker im Laden und verkauft. Dieser alte Bäcker ist ein spaßiger Kerl. Manche sagen: Er hat einen Tick. Aber nur manche; die meisten sagen: Er ist weise, er ist menschenfreundlich. Einige sagen sogar: Er ist ein Prophet. Aber als ihm das erzählt wurde, knurrte er vor sich hin: "Dummerei..Der alte Bäcker weiß, dass man Brot nicht nur zum Sattessen brauchen kann, und gerade das gefallt den Leuten. Manche erfahren das erst beim Bäcker an der Jakobstraße, zum Beispiel der Autobusfahrer Gerard, der einmal zufällig in den Brotladen an der Jakobstraße kam. "Sie sehen bedrückt aus", sagte der alte Bäcker zum Omnibusfahrer. "Ich habe Angst um meine kleine Tochter", antwortete der Busfahrer Gerard. "Sie ist gestern aus dem Fenster gefallen, vom zweiten Stock."

"Wie alt?" fragte der alte Bäcker. "Vier Jahre", antwortete Gerard. Da nahm der alte Bäcker ein Stück vom Brot, das auf dem Ladentisch lag, brach zwei Bissen ab und gab das eine Stück dem Busfahrer Gerard. "Essen Sie mit mir", sagte der alte Bäcker zu Gerard, "ich will an Sie und Ihre kleine Tochter denken." Der Busfahrer Gerard hatte so etwas noch nie erlebt, aber er verstand sofort, was der alte Bäcker meinte, als er ihm das Brot in die Hand gab. Und sie aßen beide ihr Brotstück und schwiegen und dachten an das Kind im Krankenhaus.

Zuerst war der Busfahrer Gerard mit dem alten Bäcker allein. Dann kam eine Frau herein. Sie hatte auf dem nahen Markt zwei Tüten Milch geholt und wollte nun eben noch Brot kaufen. Bevor sie ihren Wunsch sagen konnte, gab ihr der alte Bäcker ein kleines Stück Weißbrot in die Hand und sagte: "Kommen Sie, essen Sie mit uns: Die Tochter dieses Herrn liegt schwer verletzt im Krankenhaus - sie ist aus dem Fenster gestürzt. Vier Jahre ist das Kind. Der Vater soll wissen, dass wir ihn nicht allein lassen."

Und die Frau nahm das Stückchen Brot und aß mit den beiden. So war es oft in dem Brotladen, in dem der alte Bäcker die Kunden bediente. Aber es passierte auch anderes, über das sich die Leute noch mehr wunderten. Da gab es zum Beispiel einmal die Geschichte mit Gaston: An einem frühen Morgen wurde die Ladentür aufgerissen und ein großer Kerl stürzte herein. Er lief vor jemandem fort: das sah man sofort, und da kam der offene Bäckerladen gerade recht. Er stürzte also herein, schlug die Tür hastig hinter sich zu und schob von innen den Riegel vor. "Was tun denn Sie da?" fragte der alte Bäcker. "Die Kunden wollen zu mir herein, um Brot zu kaufen. Machen Sie die Tür sofort wieder auf." Der junge Mann war ganz außer Atem. Und da erschien vor dem Laden auch schon ein Mann wie ein Schwergewichtsboxer, in der Hand eine Eisenstange. Als er im Laden den jungen Mann sah, wollte er auch hinein. Aber die Tür war verriegelt. "Er will mich erschlagen", keuchte der junge Mann. "Wer? Der?" fragte der Bäcker. "Mein Vater", schrie der Junge, und er zitterte am ganzen Leibe.

"Er will mich erschlagen. Er ist jähzornig. Er ist auf neunzig!" "Das lass mich nur machen", antwortete der alte Bäcker, ging zur Tür, schob den Riegel zurück und rief dem schweren Mann zu: "Guten Morgen, Gaston! Am frühen Morgen regst du dich schon so auf? Das ist ungesund. So kannst du nicht lange leben. Komm herein, Gaston! Aber benimm dich! Lass den Jungen in Ruh! In meinem Laden wird kein Mensch umgebracht."

Der Mann mit der Eisenstange trat ein. Seinen Sohn schaute er gar nicht an. Und er war viel zu erregt, um dem Bäcker antworten zu können. Er wischte sich mit der Hand über die feuchte Stirn und schloss die Augen. Da hörte er den Bäcker sagen: "Komm, Gaston, iss ein Stück Brot, das beruhigt. Und iss es zusammen mit deinem Sohn; das versöhnt. Ich will auch ein Stück Brot essen, um euch bei der Versöhnung zu helfen." Dabei gab er jedem ein Stück Weißbrot. Und Gaston nahm das Brot, auch sein Sohn nahm das Brot. Und als sie davon aßen, sahen sie einander an, und der alte Bäcker lächelte beiden zu. Als sie das Brot gegessen hatten, sagte Gaston: "Komm, Junge, wir müssen an die Arbeit!"

Heinrich A. Mertens in: Man lebt nur mit dem Herzen gut. Hrsg. Angelika Büchelin. Verlag am Eschbach im Schwabenverlag, Eschbach 2009.

 

JESUS, UNSER TROST UND LEBEN

Ernst Christoph Homburg

Jesus, unser Trost und Leben,
der dem Tode war ergeben,
der hat herrlich und mit Macht
Sieg und Leben wiederbracht:
Er ist aus des Todes Banden
als ein Siegsfürst auferstanden.
Halleluja, Halleluja.

Nunmehr liegt der Tod gebunden,
von dem Leben überwunden,
wir sind seiner Tyrannei,
seines Stachels quitt und frei.
Nunmehr steht der Himmel offen,
wahrer Friede ist getroffen.
Halleluja, Halleluja.

Alle Welt sich des erfreuet,
sich verjünget und verneuet,
alles, was lebt weit und breit,
leget an sein grünes Kleid.
Ja, das Meer vor Freuden wallet,
Berg und Tal weithin erschallet.
Halleluja, Halleluja.

Ernst Christoph Homburg (1659) in: EG 561.

 

 

Gebet in de Corona-Pandemie

Herr, wir bringen Dir alle Erkrankten
und bitten um Trost und Heilung.
Sei den Leidenden nahe,
besonders den Sterbenden.
Bitte tröste jene, die jetzt trauern.
Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie.
Allen Krankenschwestern und Pflegern Kraft in dieser extremen Belastung.
Den Politikern und Mitarbeitern der Gesundheitsämter Besonnenheit.
Wir beten für alle, die in Panik sind.
Alle, die von Angst überwältigt sind.
Um Frieden inmitten des Sturms,
um klare Sicht.
Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden haben oder befürchten.
Guter Gott, wir bringen Dir alle,
die in Quarantäne sein müssen, sich einsam fühlen,
niemanden umarmen können.
Berühre Du Herzen mit Deiner Sanftheit.
Und ja, wir beten, dass diese Epidemie abschwillt,
dass die Zahlen zurückgehen,
dass Normalität wieder einkehren kann.

Mach uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit.
Lass uns nie vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist,
dass wir irgendwann sterben werden und nicht alles kontrollieren können,
dass Du allein ewig bist,
dass im Leben so vieles unwichtig ist,
was oft so laut daherkommt.
Mach uns dankbar für so vieles,
was wir ohne Krisenzeiten so schnell übersehen.
Wir vertrauen Dir.
Danke!

Johannes Hartl, Theologe, Augsburger Gebetshaus

FÜRBITTEN UND GEBET

Beten wir für alle Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind,
für alle, die Angst haben vor einer Infektion,
für alle, die sich nicht frei bewegen können,
für die Ärztinnen und Pfleger, die sich um die Kranken kümmern,
für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen,
dass Gott unserer Welt in dieser Krise seinen Segen erhalte.

(Stilles Gebet)

Allmächtiger Gott, du bist uns Zuflucht und Stärke,
viele Generationen vor uns haben dich als mächtig erfahren,
als Helfer in allen Nöten.
Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind,
und stärke in uns den Glauben, dass du dich um jede und jeden von uns sorgst.
Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

© Martin Conrad, Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz (www.liturgie.ch)

GEBET IN DER CORONA-KRISE

Herr, Du Gott des Lebens,
betroffen von der Not der Corona-Krise kommen wir zu Dir.
Wir beten für alle, deren Alltag jetzt massiv belastet ist
und bitten um Heilung für alle Erkrankten.
Sei den Leidenden nahe, besonders den Sterbenden.
Tröste jene, die jetzt trauern, weil sie Tote zu beklagen haben.

Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie,
und allen Pflegenden Kraft in ihrer extremen Belastung.
Gib den politisch Verantwortlichen Klarheit für richtige Entscheidungen.
Wir danken Dir für alle, die mit vielfältigen Diensten
die Sicherheit und Versorgung unseres Landes aufrecht erhalten.
Wir beten für alle, die in Panik sind oder von Angst überwältigt werden.

Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden erleiden oder befürchten.
Guter Gott, wir bringen Dir alle, die in Quarantäne mussten,
sich einsam fühlen und niemanden an ihrer Seite haben.
Stärke die Herzen der alten und pflegebedürftigen Menschen,
berühre sie mit Deiner Sanftheit und gib ihnen die Gewissheit,
dass wir trotz allem miteinander verbunden sind.

Von ganzem Herzen flehen wir, dass die Epidemie abschwillt
und dass die medizinischen Einrichtungen auch künftig
den übermäßigen Anforderungen entsprechen können.
Wir beten, dass die Zahl der Infizierten und Erkrankten abnimmt
und hoffen auf eine baldige Rückkehr zur vertrauten Normalität.

Guter Gott, mache uns dankbar für jeden Tag, den wir gesund verbringen.
Lass uns nie vergessen, dass unser Leben ein zerbrechliches Geschenk ist.
Wir sind sterbliche Wesen und können nicht alles kontrollieren.
Du allein bist ewig, Ursprung und Ziel von allem – immer liebend.
Getragen vom Frieden, der von Dir kommt, werden wir die Krise bestehen.
Jesus, Du Herr und Bruder aller Menschen,
Deine Gegenwart vertreibt jede Furcht, sie schenkt Zuversicht
und macht uns bereit – offen und aufmerksam für das Leben.
Jesus, wir vertrauen auf Dich!
Heilige Maria, Mutter unseres Herrn, und alle heiligen Frauen und Männer,
Nothelfer und Schutzpatrone unseres Landes, bittet für uns! Amen.

www.dibk.at/Meldungen/Gebet-in-der-Coronakrise


GEBET DER BISCHOFSKONFERENZEN DER EUROPÄISCHEN LÄNDER

Gott Vater, Schöpfer der Welt,
du bist allmächtig und barmherzig.
Aus Liebe zu uns hast du deinen Sohn zum Heil der Menschen an Leib und Seele in die Welt gesandt.
Schau auf deine Kinder,
die in dieser schwierigen Zeit der Prüfung und Herausforderung in vielen Regionen Europas und der Welt sich an dich wenden,
um Kraft, Erlösung und Trost zu suchen.
Befreie uns von Krankheit und Angst,
heile unsere Kranken,
tröste ihre Familien,
gib den Verantwortlichen in den Regierungen Weisheit,
den Ärzten, Krankenschwestern und Freiwilligen Energie und Kraft,
den Verstorbenen das ewige Leben.
Verlasse uns nicht im Moment der Prüfung,
sondern erlöse uns von allem Bösen.
Darum bitten wir dich,
der du mit dem Sohn und dem Heiligen Geist lebst und herrschst bis in alle Ewigkeit. Amen.
Maria, Mutter der Kranken und Mutter der Hoffnung, bitte für uns!

https://liturgie.ch/praxis/gottesdienst-waehrend-des-corona-virus/1583-corona-gebete

 

 

 

 

MICH LOSLASSEN

Alois Albrecht

Mich loszulassen, Herr, bin ich hier:
Aus meiner Verspannung,
aus meiner Verstrickung,
aus meiner Verkrampftheit,
mit der ich mich selbst festhalten will,
und doch verliere.

Mich niederzulassen, Herr, bin ich hier:
In meine Mitte,
in meine Tiefe,
in meinen Grund.
Dorthin, wo ich an Dich grenze,
wo mein Leben an Dein Leben rührt.

Eins zu werden, Herr, bin ich hier:
Mit dem Boden,
mit der Erde,
in der ich wurzeln kann
und die mich trägt: Du.

Neu zu werden, Herr, bin ich hier:
Aus Deiner Kraft,
aus Deiner Liebe,
aus Deinem Geist,
mit dem Du mich durchflutest,
und Leben in Fülle schenkst.

(Alois Albrecht, Quelle unbekannt)

 

 

 

 

Meditation

Wenn du beginnst zu lieben,
sagst du schon ja
zu den Tränen des Abschieds,
sagst du schon ja
zu den Enttäuschungen, die nicht ausbleiben,
zu den Hoffnungen, die sich nicht erfüllen,
zu den Anfängen, die unvollendet bleiben.

Wenn du beginnst zu lieben,
sagst du schon ja
zu den Schmerzen des Loslassens,
zu der Einsamkeit nach der Zweisamkeit.

Wenn du beginnst zu lieben,
sagst du schon ja zu jemand,
der seinen eigenen Weg geht,
den du nicht halten kannst,
der sein eigenes Ziel hat.

Wenn du beginnst zu lieben,
sagst du schon ja.
                                                                 Ruth Rau

 

KORN, DAS IN DIE ERDE VERSINKT

Jürgen Henkys

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst erstorben schien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
Wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

Im Gestein verloren Gottes Samenkorn,
Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn -
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

 

AUS DER KLUGEN FASTENPREDIGT EINER JUNGEN JOURNALISTIN

diepresse.com

Freya India fragt sich, warum ihre Generation so traurig, einsam und psychisch labil ist. Ihre Antwort überrascht: Die Jungen von heute leiden zu wenig.

Die britische Journalistin Freya India gehört der Generation Z an. Im Online-Magazin „Quillette“ (28. 2.) versuchte sie eine Antwort auf die Frage, warum ihre Altersgenossen „die Traurigsten, Einsamsten und psychisch Fragilsten“ in einer Welt sind, in der es ihnen nach allen objektiven Maßstäben so gut gehe wie keiner Generation zuvor.
Zweifellos seien sie Stressfaktoren wie Klimawandel und Massenmigration, Prüfungsangst und prekären Arbeitsverhältnissen ausgesetzt. Die Covid-19-Restriktionen sind für junge Leute eine besonders schwere Last. Dann gebe es auch noch die Kontrolle durch die sozialen Medien und subjektive Faktoren wie unrealistische Erwartungen. Doch während ihre Eltern und Großeltern psychisch mit mindestens so großen Herausforderungen fertig wurden, litten sie unter Sinnlosigkeit und Lethargie. „Zum ersten Mal in der Geschichte“, meint Freya India, „kommt ein beträchtlicher Teil unseres Elends nicht von einem Übermaß, sondern von einem Mangel an Leid“.
(…]
India hält Leiden für eine „Voraussetzung des Wachstums, es nötigt zur Selbstreflexion, zur Veränderung und zur Transzendenz: Es geht der Auferstehung voraus, es zieht uns hinab, bevor es uns als weisere, bewusstere Versionen unseres Selbst wiederbelebt. Es ist unvermeidlich, natürlich, sogar wünschenswert.“ Solschenizyn dankte seinem Gefängnis für die Lehre, „dass das Ziel des Lebens nicht Wohlstand ist, wie man uns weismachen möchte, sondern die Reife der menschlichen Seele“.
Während aber Leiden Sinn und Zweck hat, schreibt Freya India, „liefert uns endlose Glückseligkeit dem Unglück aus“. Das Chaos in den Köpfen verschwinde nicht, wenn man Leid um jeden Preis vermeide, sondern wenn man ihm mit Mut, Stärke und Beharrlichkeit entgegentrete. Ihren Altersgenossen empfiehlt sie: „Traut euch, Netflix auszuschalten, hört auf, euch zu entschuldigen und ertragt das Unerträgliche. Das ist vielleicht nicht das, was wir hören wollen, aber das ist es, was unsere unglückliche Generation braucht.“

Karl-Peter Schwarz ind Die Presse am 17.3.2021
https://www.diepresse.com/5952267/aus-der-klugen-fastenpredigt-einer-jungen-journalistin

 

 

 

 

 

MÄNNER UND FRAUEN, DIE DIENEN WOLLEN

Es gibt Männer und Frauen, die dienen wollen.
Nicht aus Mittelmäßigkeit oder Schwäche heraus,
auch nicht aus Unfähigkeit, sondern weil sie es so wollen.

Sie leben im Verborgenen,
machen keinen Lärm auf den öffentlichen Plätzen.
Sie wirken im Hintergrund,
verwenden ihre Kraft und Energie dazu,
um sich herum eine glückliche Welt zu schaffen.

In ihrem Lächeln strahlt die Freude auf,
die sie verschenken.
Es ist ihnen recht, wenn man ihnen nicht eigens dankt.

Ganz im Dienst an den anderen aufzugehen,
ist für sie die schönste Lebensweise,
denn sie wissen um ihren eigenen Wert,
den sie von Gott her haben
und der ihre menschliche Größe ausmacht.

Auf diese Weise werden sie zu einem Bild und Gleichnis
ihres himmlischen Vaters.
Josef, der Vater Jesu und Mann Marias,
war einer von ihnen.

Aus: www.dioezese-linz.at/pfarren/micheldorf/St.%20Josef.htm

 

VATER SEIN AUF DEN SPUREN DES HL. JOSEF

L'Osservatore Romano

ANSPRACHE BEIM ANGELUS AM 17. MÄRZ 2002:

Übermorgen, am 19. März, feiern wir das Hochfest des hl. Josef, des Bräutigams der Jungfrau Maria und Schutzpatrons der Universalkirche. Die äußerste Zurückhaltung, mit der Josef die ihm von Gott anvertraute Sendung erfüllte, bringt seinen Glauben noch stärker zur Geltung. Dieser Glaube bestand darin, immer auf den Herrn zu hören und zu versuchen, seinen Willen zu erkennen, um ihm mit ganzem Herzen und ganzer Kraft zu gehorchen. Deshalb bezeichnet ihn das Evangelium als "gerechten" Mann (vgl. Mt 1,19). Der Gerechte ist nämlich jener Mensch, der betet, aus dem Glauben heraus lebt und sich bemüht, in jeder konkreten Lebenssituation das Gute zu tun.

Der vom Gebet genährte Glaube: Dies ist der kostbarste Schatz, den der hl. Josef uns hinterläßt. In seine Spuren haben sich Generationen von Vätern gestellt, die durch das Beispiel eines einfachen und arbeitsamen Lebens den unschätzbaren Wert des Glaubens, ohne den jedes andere Gut wertlos zu werden droht, in die Seelen ihrer Kindern eingeprägt haben. Schon jetzt ist es mir ein besonderes Anliegen, alle Väter an dem ihnen gewidmeten Tag meines besonderen Gebetsgedenkens zu versichern: Ich bitte Gott, sie zu Männern mit einem starken Innenleben zu machen, damit sie ihre Sendung in Familie und Gesellschaft vorbildlich erfüllen können.

Aus: L'Osservatore Romano, 22.03.2002.

 

BRICH AUF IN MIR, O HERR

Martin Thurner

Brich auf in mir, o Herr,
meine Ängste und Sorgen,
die mir den Weg zu dir versperren.

Brich auf in mir, o Herr,
die Blindheit meiner Augen,
dass ich dein Licht wieder sehe.

Brich auf in mir, o Herr,
die Taubheit meiner Ohren,
dass ich die Botschaft deiner Freude höre.

Brich auf in mir, o Herr,
die Lieblosigkeit meiner Gedanken,
dass ich die Not der Anderen mittrage.

Brich auf in mir, o Herr
die Müdigkeit meines Glaubens,
dass ich voll Hoffnung dir entgegengehe.

Brich auf in mir, o Herr,
mein Herz,
dass ich wach bin die DEIN KOMMEN.

Aus: Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Eine Einführung in die Bibel, Freiburg 2003.

 

                                                                   MAN LEBT

                                                                                          Lothar Zenetti

Ich höre, dass man damit leben kann:
Mit Schlaf und Arbeit, Spaß und gutem Essen.
Habt ihr dabei nicht einiges vergessen?
Und überhaupt, was soll das heißen: man?

Und das soll wirklich alles sein,
wofür wir leben, das soll uns genügen:
der Tisch gedeckt, gelegentlich Vergnügen
und Händchen halten und ein Lottoschein?

Man lebt, und mehr fällt euch nicht ein,
als Geld verdienen und ein Auto fahren
und Steuern zahlen und für'n Urlaub sparen
und abends Fernsehn oder Sportverein?

Es ist nicht viel, was man so Leben nennt:
Erst Kinderspiel, dann selber Kinder kriegen,
dann einmal jährlich in der Sonne liegen
und Rentenanspruch und ein Testament.

Und das soll alles dann gewesen sein
für uns, und sonst soll es nichts geben?
In mir ist Sehnsucht, mehr möcht ich erleben
und Träume haben und unsterblich sein!

Aus: Lothar Zenetti, Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung. Matthias Grünewald Verlag 2007.

  • 1

Helene Renner (2021)

Er lebte nicht für sich
er kam zu den Menschen
er war bei den Menschen
und zeigte ihnen
wie nahe Gott ist

Er heilte Kranke
und zog sich von den Ausgestoßenen
nicht zurück
er lebte nicht für sich
er gab sich vollkommen hin

Er kämpfte gegen Erstarrung und Heuchelei
er erlöste die Menschen
die ihm glaubten
von ihrer Schuld
und führte sie zu Gott

Er befreite
von der ängstlichen Sorge
um das eigene Leben
und gab Augen für die Not der anderen
und Kraft zu helfen
er zeigte ihnen die Zukunft:
Das Reich der Liebe Gottes.

 

 

 

ICH SCHAUE IHN AN UND ER SCHAUT MICH AN

Quelle unbekannt

Der Pfarrer von Ars ging eines Tages in seine Kirche
und sah dort einen einfachen Bauern knien.
Er dachte sich nichts dabei.
So viele Menschen kamen den Tag über in seine Kirche,
um „dem lieben Gott“ von ihren Sorgen zu erzählen.
Als er aber nach einer Stunde wieder in die Kirche kam
und den Bauer immer noch knien sah, ging er auf ihn zu und fragte ihn:
„Sag mal, was sagst du dem lieben Gott da eigentlich die ganze Zeit?“
Darauf entgegnete der Bauer ihm nur:
„Eigentlich gar nichts, Herr Pfarrer“.
Auf den Tabernakel deutend fuhr er nur fort:
„Ich schaue ihn an – und Er schaut mich an. Das ist genug."

Quelle unbekannt

 

 

 

                                                                        FASTENZEIT

Cäcilia Kittel

Zeit zum Fasten.
Zeit zum Verzichten.
Zeit zum Verschenken.

Etwas zu kosten, was mir nicht schmeckt,
kann manchmal schwerer sein als das Fasten.
Endlich etwas zu tun, was ich lange vor mir herschob,
kann mich mehr fordern als das Verzichten.
Das Beschenkt - Werden anzunehmen,
kann mich zuweilen mehr Überwindung kosten,
als etwas zu verschenken.

Fastenzeit,
Zeit, loszulassen.
Zeit, innezuhalten.
Zeit, wachsam zu werden.

Manches muss ich loslassen, um frei zu werden
für Neues, das mir begegnen will.
Nur meine leeren Hände kann Gott füllen.
Zuweilen muss ich meinen rasenden Schritt
verlangsamen.
Ich könnte sonst ins Schleudern geraten.
Manchmal muss ich meine Seele aus Ihrem
Schlummer holen.
Der Tag ist zu kostbar, um ungelebt zu verstreichen.

Fastenzeit
Zeit für die Wahrnehmung.
Zeit für die Stille.
Zeit für die Gegenwart.

Cäcilia Kittel, Sei stille dem Herrn, München 2006, Seite 58 f.

 

 

 

 

 

                                                                      SIEBEN WAHRHEITEN

 

                                                                                                          Peter Dyckhoff

Wohl dem, der in seinem Inneren eine leise Stimme hört, die ihm die Botschaft Gottes vermittelt.
Wohl dem, der Ohren hat, die wahrhaft hören,

und der sich nicht durch unwahres Zuflüstern täuschen lässt.
Wohl dem, der Augen hat, die sich zeitweilig dem Äußeren verschließen,

um nach innen zu blicken und die zarten Regungen der Seele wahrzunehmen.
Wohl dem, der Zugang zu seiner Seele hat, die ihm himmlische Geheimnisse offenbart.
Wohl dem, der durch sein Gebet das Ewige berührt und aus dieser Kraft sein Leben gestaltet.
Wohl dem, der keine neuen Hindernisse aufschichtet und einen immer weiteren Zugang zur Quelle allen Lebens findet.
Wohl dem, der durch Übungen gelernt hat, seiner Natur zu folgen und sich im Gebet Gott ganz hinzugeben.

 

Guter Gott! Kehr uns um, sonst bleibt alles beim Alten.

 

Kehr uns um, sonst nützen wir nicht die Chance.

 

Kehr uns um, sonst spüren wir nichts von deiner Liebe.

 

Kehr uns um, sonst belügen wir uns weiter.

 

Kehr uns um, sonst bleiben wir blind für den anderen.

 

Kehr uns um, sonst kreisen wir nur um uns selber.

 

Kehr uns um, damit wir uns zu dir bekehren.

 

Kehr uns um, damit wir die Wahrheit erkennen.

 

Kehr uns um, damit wir auf deine Stimme hören.

 

Kehr uns um, damit wir einander vergeben.

 

Kehr uns um, damit wir gemeinsam handeln.

 

Kehr uns um, damit wir menschlich leben.

 

Guter Gott, kehr uns um!

 

 

 

                                                                      ....................................

 

 

weil ich leben will ...

 

Fasten - für viele ein düsteres Wort, das nach Verzicht klingt,

 nach Strenge und Freudlosigkeit

und mühsamer Selbstbeherrschung.

 

Fasten - etwas, was für uns nicht in Frage kommt,

weil alles verfügbar ist,

 jederzeit und überreich, bereit zum Genießen.

 

 Fasten - aus kosmetischen Gründen - vielleicht,

 als medizinische Verordnung - notfalls,

aus religiöser Motivation - wozu?

 

 Fasten - weil innere Fettpolster mich hindern,

die Wirklichkeit ungeschminkt zu sehen:

meine Beziehungsprobleme

ebenso wie mein fehlendes Umweltbewusstsein,

meine mangelnde Selbstwahrnehmung

und mein gestörtes Verhältnis zu Gott.

 

 Fasten - weil ich nicht gelebt werden möchte,

sondern leben will;

 weil ich einen Weg suche vom Überleben zum Leben,

von der Leere zur Fülle.

 

 Fasten - weil meine Sehnsucht ein tieferes Glück kennt

 als schnellen Genuss und Sattsein

 

und weil ich meiner Sehnsucht Raum gebe.      Maria Andrea Stratmann SMMP

 

                                         ------------------------

DIE STIMMEN

Rainer Maria Rilke

Titelblatt:

Die Reichen und Glücklichen haben gut schweigen,
niemand will wissen was sie sind.
Aber die Dürftigen müssen sich zeigen,
müssen sagen: ich bin blind
oder: ich bin im Begriff es zu werden
oder: es geht mir nicht gut auf Erden
oder: ich habe ein krankes Kind
oder: da bin ich zusammengefügt …

Und vielleicht, dass das gar nicht genügt.

Und weil alle sonst, wie an Dingen,
an ihnen vorbeigehn, müssen sie singen.

Und da hört man noch guten Gesang.

Freilich die Menschen sind seltsam; sie hören
lieber Kastraten in Knabenchören.

Aber Gott selber kommt und bleibt lang
Wenn ihn d i e s e Beschnittenen stören.


Das Lied des Aussätzigen:

Sieh ich bin einer, den alles verlassen hat.
Keiner weiß in der Stadt von mir,
Aussatz hat mich befallen.
Und ich schlage mein Klapperwerk,
klopfe mein trauriges Augenmerk
in die Ohren allen
die nahe vorübergehn.
Und die es hölzern hören, sehn
erst gar nicht her, und was hier geschehn
wollen sie nicht erfahren.

Soweit der Klang meiner Klapper reicht
bin ich zuhause; aber vielleicht
machst du meine Klapper so laut,
daß sich keiner in meine Ferne traut
der mir jetzt aus der Nähe weicht.
So daß ich sehr lange gehen kann
Ohne Mädchen, Frau oder Mann
Oder Kind zu entdecken.

Tiere will ich nicht schrecken

Rainer Maria Rilke, Die Stimmen. Neun Blätter mit einem Titelblatt (Das Buch der Bilder), in: Die Gedichte, itb 2246, Frankfurt und Leipzig: Insel 1998, S. 393 u. 401,

EIN BISSCHEN WÄRME

Mutter Teresa

Eines Tages ging ich durch die Straßen Londons. Ich sah einen Mann, der zusammengekauert da saß, er schien einsam und verlassen. Als er mich bat, ich solle mich zu ihm niederbeugen, blieb ich stehen, nahm ihn bei der Hand, schüttelte sie und fragte ihn, wie es ihm gehe. Er blickte auf und sagte: "Nach langer Zeit spüre ich endlich wieder die Wärme einer menschlichen Hand, nach so langer Zeit ..." Seine Augen leuchteten auf, und er setzte sich aufrecht hin. Schon dieses bißchen Wärme einer menschlichen Hand brachte Freude in sein Leben. Du mußt das einmal erleben. Du mußt deine Augen weit öffnen und ebenso handeln.

Aus: Für jeden Tag, Gedanken von Mutter Teresa. Ausgewählt und zusammengestellt von Angelo Devananda.Neue Stadt Verlag, Reihe "Saatkörner", München Zürich Wien 1990.



UN-REIN - BERÜHRBAR?

Beatrix Senft

Ungerührt

Alleingelassen
Kalt gelassen
Totgeschwiegen
Abgesondert
Ausgegrenzt

Weggeschlossen

Isoliert

            UNREIN eben

Auf die Knie fallen und erhoffen, erflehen:

„Spür mich,
komm zu mir
und berühr mich,
nimm von mir die Erinnerung,
lös mich aus meinem Bann.“ (aus: Erinnerung – Musical Cats)

behutsam – zart
sich zuwenden
sich nähern

anfühlen – anrühren - anfassen

mit Vorsicht -
in guter Absicht

Leib und Seele erfassen

Kummer und Schmerz wahrnehmen
Spüren, was auf der Seele liegt

Zwei Menschen
Zwei Seelen
Vier Augen

Ein Zuspruch:

„Ich will es – sei rein.“
Loslösung
            Freispruch

Leben ermöglichen -
            miteinander LEBEN WAGEN   

Franz Kamphaus, in: Gotteslob, katholisches Gebet und Gesangbuch, Münster 2003.

  • 1

Helene Renner (2021)

In jener Zeit
hast du den Leprakranken geheilt

In jener Zeit
das ist auch heute
hier und jetzt
Du willst auch uns heilen
uns berühren
wenn wir zu dir kommen

Vieles an uns ist krank
wir sind entstellt
durch Sünde und Schuld
Zerrbilder
ganz anders als du uns geschaffen hast

Aber die Begegnung mit dir
im heiligen Mahl
macht uns rein
nicht nur äußerlich
du durchdringst uns ganz
und macht uns fähig zur Liebe

Unser Herz freut sich
dich zu spüren

Du Heil der Welt

           Gebet in Krankheit

Blaise Pascal

Herr, ich habe Zeit. Viel Zeit.
Als Gesunder dachte ich,
wie schön es wäre, viel Zeit zu haben.

Nun habe ich also Zeit, zwangsweise.
Aber diese Stunden und Tage
sind eine andere Art von Zeit.
Zeit zum Denken und Zeit zum Grübeln,
zum Fragen und auch zum Vorwürfemachen.
Soviel geht mir durch den Kopf.

Herr, ich brauche Dich:
Bewahre mir guten Mut, Vertrauen und Zuversicht,
dass du gut bist zu uns, Deinen Kindern.
Sei du unser Gott in Freude und Leid. Amen.

Blaise Pascal
In: Youcat, Jugendgebetbuch. Georg von Lengerke und Dörte Schrömges (Hrsg.). München 2011.

GEBET IN KRANKHEITAnnegret Kokschal / Peter Kokschal

Vater, es fällt mir schwer, zu sagen:
"Dein Wille geschehe."
Ich bin niedergeschlagen
und habe keinen Mut mehr.
Die Schmerzen sind unerträglich.
Alles, was mein Leben ausgemacht hat,
scheint mir weit weg;
die Menschen, die zu mir gehören,
meine Arbeit, meine Freuden,
mein ganz alltägliches Tun.
Auch wenn ich mutlos bin.
Herr, ich will versuchen,
ja zu sagen, zu dem, was ist:
zu meinen Schmerzen, zu meiner Schwäche,
zu meiner Hilflosigkeit.
Ich will alles ertragen, so gut es geht.
Lass mein Leiden nicht umsonst sein.
Vielleicht nützt es denen,
die für dich arbeiten und kämpfen.
Dein Wille geschehe.
Segne mich, Vater. Segne alle Menschen,
die mir Gutes tun und mir helfen.
Segne alle, die wie ich leiden müssen.
Und wenn du willst, lass mich und die anderen
gesund werden.

Aus: Annegret und Peter Kokschal Gebete für das ganze Leben, Benno Verlag Leipzig 2004.

  • 3

Helene Renner (2021)

Ich glaube,
dass es für diese Welt
noch Hoffnung gibt.

Ich glaube,
dass die Schreie der Leidenden
nicht vergessen werden,
und dass die Taten der Liebe
nicht umsonst sind.

Ich glaube,
dass der Hass
nicht das letzte Wort hat,
und dass der Tod
kein Ende mehr ist.

Ich glaube,
dass die Kranken und Sterbenden
getröstet werden,
und dass die Traurigen
wieder Freude finden sollen.

Ich glaube,
dass uns Christus nicht
aus seinen Händen gibt,
und dass er unseren Weg mitgeht
überall hin.

Ich glaube,
dass wir heil werden können
an Leib und Seele
durch ihn,
unseren Gott.

 

 

Papst Franziskus wird den Welttag der Geschwisterlichkeit aller Menschen am 4. Februar mit der Teilnahme an einem virtuellen Treffen begehen. Den Gedenktag hat die UNO-Generalversammlung eingeführt, die Anregung stammte vom „Dokument der Brüderlichkeit“, das Franziskus 2019 in Abu Dhabi gemeinsam mit dem Großimam von Al-Azhar, Ahmad Al-Tayyeb unterzeichnete. 

Papst richtet kirchlichen Welttag der Senioren ein

 

Papst Franziskus richtet für die katholische Kirche einen neuen „Welttag“ ein: Er soll „Großeltern und älteren Menschen“ gewidmet sein und jedes Jahr am vierten Sonntag im Juli begangen werden.

 

 

 

WORT AUF DEN WEG

 

Ein Wort kann genug sein. Ein Wort das sagt:

 

es ist gut, du darfst hoffen, du darfst getrost nach vorn schauen.

 

Lass alles hinter dir, was hart und dunkel war.

 

Ein Wort kann genug sein. Ein Wort des Dankes das sagt:

 

gut dass du da bist, du bist ein Geschenk des Himmels.

 

Ein Wort kann genug sein.

 

Ein Wort – hineingesprochen in ein verwundetes Herz.

 

Ein Wort, aufgenommen mit aufmerksam hörendem Ohr.

 

Ein Wort kann genug sein - um Unheil in Heil zu verwandeln

 

Helene Renner (2021)

Gott sagte:
Geh, folge mir nach!
Und ich sagte: Wer, ich?
Und Gott sagte: Ja, Du.

Und ich sagte:
Ich habe so viel zu tun,
meine Zeit wird mir knapp,
und ich kann das meiner Familie nicht zumuten.

Und Gott sagte:
Ich brauche dich!
Und ich sagte: Lieber Gott,
ich gehöre nicht zu den Leuten,
die sich wichtig machen.

Was ist, wenn ich Fehler mache?
Sie werden über mich reden,
und sie werden mich lächerlich machen!
Und - ich habe Angst!

Und wieder sagte Gott:
Geh, folge mir nach!
Und ich fragte: Muss ich?
Kann es nicht jemand anderer sein?

Und Gott fragte: Liebst du mich?
Dann geh und folge mir nach - Schritt für Schritt.
Ich werde mit dir sein.

nach einem unbekannten Verfasser

                                                   DESSEN STIMME MICH BERÜHRTE

                                                                                            Huub Oosterhuis

 

Der mich umwirbt,
den ich mir ferne hielt,
solang es ging.

Der mich nicht zerrte,
nicht drängte, nur winkte
über deine Schwelle.

Der den Schleier meiner Angst
nicht fortriss, nur anhob.

Dessen Stimme allein
mich so berührte,
dass ich nachgab.

War von Gerüchten über dich gelähmt.
Jetzt ohne Ängste,
endlich erwarte ich dich.

Aus. Huub Oosterhuis. du nur immer du. Gebete. Hrsg. von Cornelis Kok. Verlagsgruppe Patmos im Schwabenverlag AG., Ostfildern 2020 (2).

HEILUNG WOLLEN

Antony de Mello

Zu einem bekümmerten Menschen, der sich an ihn um Hilfe wandte, sagte der Meister: "Willst du wirklich Heilung?"
"Wenn nicht, würde ich mir dann die Mühe machen, zu euch zukommen?"
"Oh ja, die meisten Menschen tun das."
"Wozu?"
"Nicht wegen der Heilung, die tut weh, sondern um Erleichterung zu finden."

Seinen Schülern sagte der Meister:
"Menschen, die Heilung wollen, vorausgesetzt, sie können sie ohne Schmerzen haben, gleichen jenen, die für den Fortschritt eintreten, vorausgesetzt, sie können ihn ohne Veränderung bekommen."

Aus: Anthony de Mello, Eine Minute Weisheit, Verlag Herder, Freiburg /i.Brsg. 1999.



SEGEN FÜR SCHWERE ZEITEN

Segensworte für das ganze Leben

Gesegnet seien alle,
die mir zuhören,
auch wenn das,
was ich zu sagen habe,
sehr schwer zu tragen ist.

Gesegnet seien alle,
die mich nicht ändern wollen,
sondern geduldig so annehmen,
wie ich jetzt bin.

Gesegnet seien alle,
die mich trösten
und mir zusichern,
dass Gott mich nicht verlassen hat.

 

Meditation

Jesus entdecken - aufmerksam werden

 

staunen wie ein Kind - mit ihm gehen

 

hören, was er sagt - sehen, was er tut

 

wissen wollen, wo er wohnt - sich betreffen lassen

 

eine Geschichte mit ihm haben

 

mit seinen Augen sehen, mit seinen Ohren hören

 

mit seinen Worten beten,

 

merken, wie Angst schwindet

 

spüren, wie Vertrauen wächst

 

ansteckend glauben lernen

 

erleben, dass Hoffnung trägt

 

sich lieben lassen und wieder lieben. Eleonore Beck

 

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ICH KANN DIE WELT NICHT VERWANDELN

Bruno Griemens

Ich kann den Hass nicht besiegen,
nicht den Krieg, nicht die Armut,
nicht den Hunger, nicht die Einsamkeit,
nicht die Krankheit und nicht den Tod.
Doch ich kann
die Hand zur Versöhnung ausstrecken,
Vergeltung unterlassen,
von meinem Reichtum etwas abgeben,
auf übermäßigen Konsum verzichten,
unvoreingenommen auf Menschen zugehen,
da sein, wenn ich gebraucht werde.
Das alles hebt die Welt nicht aus den Angeln,
macht sie aber allemal menschlicher.
Ich will nicht aufgeben,
diese kleinen Schritte zu gehen,
weil ich an ihre Wirkung glaube.

Aus: Bruno Griemens, online tot he he@ven. Jugendgebete. Butzon & Bercker Verlag / Verlag Haus Altenberg, Kevelaer 2012 (2009).


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DEr HolzwegER HOLZWEG

Lothar Zenetti

Zugegeben,
wir sind auf dem
Holzweg,
wenn wir ihm folgen:

Auf diesem mühsamen Weg
vom Holz der Krippe
im ärmlichen Stall
zum Holz des Kreuzes,
dem Marterpfahl,
an dem er litt.

Dazwischen
der harte Alltag des
Zimmermanns: Holz,
Balken und Latten ringsum.
Bretter, die die Welt
bedeuten. Das war
seine Welt. Holzgeruch
über Jahre hin.

Und nun also ich:
mit dem Brett
vor dem Kopf und dem
Balken im Auge.
Und ich (lacht nur),
ich will ihm nachgehn.

Aus: Lothar Zenetti, Leben liegt in der Luft. Worte der Hoffnung. Matthias Grünewald Verlag der Schwabenverlag AG, Ostfildern 2007.

 

                                                                                  ...................................

MEDITATION  - Der König mit den leeren Händen
In einer Pfarrgemeinde will man die Weihnachtsgeschichte dramatisieren und spielen. Auch die drei Könige gehören zum Spiel.

 

Man spricht drei Menschen an, ob sie mitspielen.

 

Sie sollten einfach einen Gegenstand mitbringen, der ihnen etwas bedeutet als Geschenk für das Christkind.

 

Der erste König brachte eine Krücke mit,

 

die er nach seiner Genesung nicht mehr brauchte.
Der zweite König war eine Königin. Sie entschied sich für das Ja ihres Hochzeitstages. Der dritte König war und ist ein Fall für sich.

 

Ein junger Mann hatte zugesagt … und war dann doch nicht erschienen.

 

Er sitzt noch immer in seinem Zimmer und weiß nicht, was er mitbringen soll.

 

In ihm ist nur Unruhe, Suchen, Fragen, Warten, Zweifeln.

 

Er hat nichts vorzuweisen. Seine Hände sind leer.

 

Sein Herz ist voll Trauer und Sehnsucht nach Glück und Lebenssinn.

 

Und wer will schon Sehnsucht und Trauer weiterschenken …
Seit kurzem allerdings beschäftigt den jungen Mann eine Frage:

 

Wenn das Christkind doch geboren wurde, um uns etwas zu bringen, dann wäre es doch am besten, wenn unsere Hände leer und unser Herz ganz zum Empfang bereit wären.

 

Ob man als König nicht einfach leere Hände mitbringen könnte?
Aus: Klemens Tilmann, Mit leeren Händen. Eine Geschichte – ein Brief – ein Gebet – eine Übung, Zürich: Benzinger Verlag o.J.

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MEDITATION  - Menschwerdung

 

Die Sterndeuter sahen einen Stern aufgehen

 

in ihrer Dunkelheit,

 

in ihren Fragen,

 

in ihren Ängsten.

 

 

 

Ein Stern veränderte ihr Leben,

 

ließ sie aufbrechen,

 

ließ sie suchen,

 

ließ sie finden.

 

 

 

Eine Begegnung wird zum Wendepunkt:

 

Mächtige knien sich in den Staub,

 

Wissende beugen sich in Demut,

 

aus Schenkenden werden Beschenkte.

 

 

 

Die Begegnung mit dem Menschgewordenen

 

lässt sie zu neuen Menschen werden.

 

Thomas Kleine

                                                                    '''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''''

                                               FÜRBITTE ZUM JAHRESBEGINN

Michael Meyer

Gott,
laß vom Glanz dessen,
was du schaffst,
Licht fallen auf uns in unseren Tagen,
daß wir froh werden
in der Zuversicht darauf,
daß du die Zeit in deinen Händen hältst.
Vater,
bedenke,
wir lieben das Leben.
Du hast es gegeben,
wir wollen es gestalten.
Bewahre uns davor,
daran zu scheitern und zu irren.
Stärke uns,
den Geist Christi spüren zu lassen
in unserem Tun und Reden.
Wir bitten dich
für die Glücklichen
und für die Gesunden,
daß du sie hältst;
und für die Ängstlichen
und die Verzweifelten,
für die Sterbenden dieses Jahres,
daß du bei ihnen anklopfst,
zu ihnen trittst,
sie an die Hand nimmst
und endlich froh machst.
So bitten wir von Herzen
für uns,
für diese Gemeinde,
für unsere arme, Leben suchende Welt.
Sei du ihr Helfer,
sei du ihr Heil!

Aus Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdiesnt. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1988.

                                              GEH DEINEN WEG

Hermann Multhaupt

Irischer Segen aus dem Jahre 1692, auch für das neue Jahr

Geh deinen Weg ruhig - mitten in Lärm und Hast,
und wisse, welchen Frieden die Stille schenken mag.

Steh mit allen auf gutem Fuße, wenn es geht,
aber gib dich selber nicht auf dabei.

Sage deine Wahrheit immer ruhig und klar
und hör die anderen auch an,
selbst die Unwissenden, Dummen - sie haben auch ihre Geschichte.

Laute und zänkische Menschen meide.
Sie sind eine Plage für dein Gemüt.

Wenn du dich selbst mit anderen vergleichen willst,
wisse, dass Eitelkeit und Bitterkeit dich erwarten.
Denn es wird immer größere und geringere Menschen geben als dich.

Freu dich an deinen Erfolgen und Plänen.
Strebe wohl danach weiterzukommen, doch bleibe bescheiden.
Das ist ein guter Besitz im wechselnden Glück des Lebens.

Übe dich in Vorsicht bei deinen Geschäften.
Die Welt ist voll Tricks und Betrug.
Aber werde nicht blind für das, was dir an Tugend begegnet.

Sei du selber - vor allem:
heuchle keine Zuneigung, wo du sie nicht spürst.
Doch denke nicht verächtlich von der Liebe, wo sie sich wieder regt.
Sie erfährt soviel Entzauberung, erträgt soviel Dürre
und wächst doch voller Ausdauer, immer neu, wie das Gras.

Nimm den Ratschluss deiner Jahre mit Freundlichkeit an.
Und gib deine Jugend mit Anmut zurück, wenn sie endet.

Pflege die Kräfte deines Gemüts,
damit es dich schützen kann, wenn Unglück dich trifft,
aber überfordere dich nicht durch Wunschträume.
Viele Ängste entstehen durch Enttäuschung und Verlorenheit.

Erwarte eine heilsame Selbstbeherrschung von dir.
Im übrigen aber sei freundlich und sanft zu dir selbst.

Du bist ein Kind der Schöpfung,
nicht weniger wie die Bäume und Sterne es sind.
Du hast ein Recht darauf, hier zu sein.

Und ob du es merkst oder nicht -
ohne Zweifel entfaltet sich die Schöpfung so, wie sie es soll.

Lebe in Frieden mit Gott, wie du ihn jetzt für dich begreifst.
Und was auch immer deine Mühen und Träume sind
in der lärmenden Verwirrung des Lebens -
halte Frieden mit deiner eigenen Seele.

Mit all ihrem Trug, ihrer Plackerei und ihren zerronnenen Träumen -
die Welt ist immer noch schön!

Hermann Multhaupt, Möge der Wind immer in deinem Rücken sein. Alte irische Segenswünsche. Bergmoser + Höller Verlag, Aachen 1995.

Neujahrswünsche

 

Ich wünsche dir 1 Jahr,

in dem sich Freud und Leid die Waage halten.

Ich wünsche dir 12 Monate,

in denen du Freunde findest,

die geben, ohne zu fordern.

Ich wünsche dir 365 Tage,

an denen du die Kraft findest,

von neuem zu beginnen.

Ich wünsche dir 8.760 Stunden,

in denen du die Zuversicht hast,

daß einer mit dir geht.

Ich wünsche dir 525.600 Minuten,

in denen du die Ruhe findest,

nachzudenken und zu träumen.

Ich wünsche dir 31.536.000 Sekunden,

in denen du das kleine Glück entdeckst

und es an andere Menschen weitergibst.

Rainer Thölking aus: Marcus C.

....................................

Jahresschlussandacht

Mit guten Gedanken

Mit guten Gedanken
will ich das alte Jahr verabschieden
und mit Segenswünschen
das neue Jahr begrüßen.

Mit offenen Händen
will ich das Vergangene abgeben
und mit betenden Augen
das Zukünftige erwarten.

Mit wertvollen Erinnerungen
will ich das Gewordene bewahren
und mit demütigen Erwartungen
das Kommende empfangen.

Mit dankbaren Worten
will ich das Gewesene würdigen
und mit hörendem Herzen
das Werdende schätzen.

Mit versöhnter Haltung
will ich das Schmerzliche loslassen
und mit wachsamer Spannung
das Wachsende schützen.

Mit allen meinen Sinnen
will ich Gott loben und danken,
und mit tiefer Ehrfurcht
vor ihm, mit ihm und in ihm
bleiben und leben.

(Quelle unbekannt)

 

 

Am Ende des Jahres

 

Guter Vater,

am Ende dieses Jahres danke ich Dir

für alles, was gelungen ist,

für alles, was mich froh und glücklich gemacht hat,

und für die Kraft, auszuhalten,

was mißlungen ist

und was mich traurig gemacht hat.

 

Ich lasse los, was vergangen ist,

und lege es in Deine Hände zurück,

damit meine Hände leer sind für all das,

was Du mir im nächsten Jahr geben wirst.

 

Voll Zuversicht schaue ich

auf das neue Jahr,

auch wenn ich weiß,

daß es nicht nur Freude,

sondern auch Leid bringen wird.

 

Ich bitte Dich,

laß mich im Glück nicht vergessen,

daß andere meinen Beistand brauchen,

und laß mich im Kummer Menschen finden,

die für mich da sind und mir tragen helfen.

 

© Gisela Baltes

 

Kauder beklagt Christenverfolgung in Asien | evangelisch.de

 Christenverfolgung heute

 

Christ sein war noch nie so gefährlich wie heute. Nie zuvor sind so viele Christen diskriminiert, bedroht und verfolgt worden. Mehr als 200 Millionen Christen betroffen und die Tendenz ist steigendChristen verschiedener Konfessionen sind zwar nicht die einzige Religionsgruppe, die wegen ihres Glaubens benachteiligt wird; weltweit leiden sie aber am meisten unter religiöser Diskriminierung oder Verfolgung. 

Obwohl das Recht auf Religionsfreiheit seit Jahrzehnten als grundlegendes Menschenrecht international anerkannt ist, wird es in der Praxis in zahlreichen Regionen der Erde bis heute auf vielfache Weise missachtet. In rund 50 Staaten werden Menschen in ihrer Religionsausübung behindert und in etlichen davon kommt es zu schweren Verletzungen der Religionsfreiheit. Betroffen sind Länder wie Nordkorea, Saudi- Arabien, Irak, Iran, Pakistan, Eritrea, Sudan, Nigeria, Ägypten, Indien, Laos, Vietnam, China, Türkei...

Dieses weit verbreitete Unrecht darf nicht verschwiegen werden, und es muss alles Mögliche getan werden, um es zu beseitigen. In Österreich und anderen westlichen Ländern wird viel zu wenig Notiz davon genommen. 

"Sie werden im Glauben geprüft, wir werden in der Liebe geprüft"

 

Quelle "Bericht - Kirche in Not "

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Liebe Freunde !

Ich wünsche dir ein Weihnachten voller Liebe, voller Licht und Herrlichkeit. Ich wünsche dir ein Weihnachten, das du niemals vergisst. Auf dass es für immer in deinem Herzen verbliebe.

 

Die Zeit der Lichter ist gekommen. Mögen sie dich begleiten und dunkle Tage erhellen. Möge dein Herz erstrahlen. Frohe Weihnachten und Gottes Segen.  ( Irische Weihnachtswünsche)

 

 

Wann ist Weihnachten?

 

Wenn wir aufeinander zugehen

und zueinanderstehen ehrlich

und echt sind

und auf Floskeln verzichten

geduldig warten

und wohlwollend zuhören

Feines beschützen

und Schwaches stärken

Trauriges gemeinsam tragen

und uns an den Erfolgen anderer freuen

Hindernisse als Möglichkeiten sehen

und Ansätze weiterdenken liebevoll begleiten

und herzlich danken

Halt geben statt festzuhalten

Raum lassen

und ermutigen den eigenen Weg zu gehen

 

dann wird Weihnachten. 

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                                                        SPÄTER, VIEL SPÄTER

Kurt Marti

später viel später
blickte maria
ratlos von den altären
auf die sie
gestellt worden war

und sie glaubte
an eine verwechslung
als sie
- die vielfache mutter -
zur jungfrau
hochgelobt wurde

und sie bangte
um ihren verstand
als immer mehr leute
auf die knie fielen
vor ihr

und angst
zerpresste ihr herz
je inniger sie
- eine machtlose frau -
angefleht wurde
um hilfe und wunder

am tiefsten
verstörte sie aber
der blasphemische kniefall
von potentaten und schergen
gegen die sie doch einst
gesungen hatte voll hoffnung

Kurt Marti, ohne Quellenangabe.

MAGNIFICAT:

SIE KAM DEN HANG HERAUF

Rainer Maria Rilke

Sie kam den Hang herauf, schon schwer, fast ohne
an Trost zu glauben, Hoffnung oder Rat;
doch da die hohe tragende Matrone
ihr ernst und stolz entgegentrat

und alles wußte ohne ihr Vertrauen,
da war sie plötzlich an ihr ausgeruht;
vorsichtig hielten sich die vollen Frauen,
bis dass die junge sprach: mir ist zumut,

als wär ich, Liebe, von nun an für immer.
Gott schüttet in der Reichen Eitelkeit
fast ohne hinzusehen ihren Schimmer;
doch sorgsam sucht er sich ein Frauenzimmer
und füllt sie an mit seiner fernsten Zeit.

Dass er mich fand. Bedenk nur; und Befehle
um meinetwillen gab von Stern zu Stern - .

Verherrliche und hebe, meine Seele,
so hoch du kannst: den HERRN.

Rainer Maria Rilke, Magnificat (1908), in: ders., Die Gedichte, itb 2246, Frankfurt: Insel 1998, S. 529.

SEGENSWORTE

unbekannte Herkunft

Gott,
die Nahtstellen meines Lebens will ich beachten,
weil du mir nahe kommst.
Gott, die Randerscheinungen meines Lebens will ich würdigen,
weil du dich auch dort zeigst.
Gott, die Engpässe meines Lebens will ich annehmen,
weil ich dann nicht mehr an dir vorüberkomme.
Gott, die Begrenzungen meines Lebens will ich verstehen als Stellen,
an denen du mich berührst.
Gott, sogar die Nullpunkte unseres Lebens werden so zu Wendemarken,
an denen du mit mir Neues beginnst.

 

MEDITATION  -  Zündholz
Es kam der Tag da sagte das Zündholz zur Kerze: „Ich habe den Auftrag, dich anzuzünden." „0 nein'«, erschrak die Kerze, „nur das nicht. Wenn ich brenne, sind meine Tage gezählt.
Niemand mehr wird meine Schönheit bewundern."

Das Zündholz fragte: „Aber willst du denn dein Leben lang kalt und hart bleiben, ohne zuvor gelebt zu haben?" „Aber Brennen tut doch weh und zehrt an meinen Kräften", flüsterte die Kerze unsicher und voller Angst.

 

Es ist wahr", entgegnete das Zündholz. „Aber das ist doch das Geheimnis der Berufung: Du und ich sind berufen, Licht zu sein. Was ich als Zündholz tun kann, ist wenig.
Zünde ich dich aber nicht an, so vergesse ich den Sinn meines Lebens. Ich bin dafür da, Feuer zu entfachen.
Du bist eine Kerze. Du bist da, um zu leuchten und Wärme zu schenken. Alles, was du an Schmerz und Leid und Kraft hingibst, wird verwandelt in Licht.
Du gehst nicht verloren, wenn du dich verzehrst. Andere werden dein Feuer weiter tragen. Nur wenn du dich versagst, wirst du sterben. "Da streckte sich die Kerze voller Erwartung aus und 
sprach: „Ich bitte dich, zünde mich an"! 
(Quelle unbekannt)

Wir bekennen........
Wir bekennen, dass Gott unser Leben wie ein roter Faden durchzieht,

auch wenn wir ihn oft nicht sehen.
Wir bekennen, dass wir im Leben nicht allein gelassen sind,

auch wenn wir uns manchmal so fühlen.
Wir bekennen, dass Gottes Geist in uns und durch uns wirkt,

auch wenn wir diese Wirkung erst später erfahren.
Wir glauben, dass Gott uns nicht fallen lässt.

Wir glauben, dass er für uns wie ein Turm ist,

der uns Sicherheit schenkt, uns aber nicht einschließt.
Wir glauben, dass Jesus Christus uns heilt.

Wir glauben, dass er uns nicht tiefer fallen lässt

als in die offenen Hände seines Vaters.
Wir glauben, dass sein guter Geist uns zum Segen machen will

für alle, denen wir begegnen.
Wir sind dankbar, dass wir Menschen sind

und menschlich miteinander umgehen können.
Wir sind dankbar,

dass wir Menschen an unserer Seite haben,
die mit uns gehen, die uns tragen und ertragen.
Wir sind dankbar,

dass auch durch uns das Reich Gottes wachsen und reifen kann.


Das alles glauben und bekennen wir mit großer Dankbarkeit. Amen.

 


                                                                                              Advent

 

Da kommt Einer – und Du übersiehst ihn!

 

Da geht Einer auf Dich zu – und du bist verschlossen!

 

Da klopft Einer bei Dir an – und Du verschläfst ihn!

 

Da tritt Einer bei Dir ein – und Du bist außer Haus!

 

Da wohnt Einer bei Dir – und Du wirfst ihn hinaus!

 

Da will Einer sich mitteilen – und Du schneidest ihm das Wort ab!

 

Da wartet Einer auf Dich – und Du zeigst ihm den Rücken!

 

Da fragt Einer um Hilfe – und Du verhärtest Dein Herz!

 

Da lässt Einer Geschenke zurück – und Du vergräbst sie!

 

Da hat Einer unendlich viel Zeit – und Du bist nie zu sprechen!

 

Da bringt Einer Ruhe – und Du bist zerstreut!

 

Da kommt Einer – und Du siehst nur Dich!

 

Solange Er immer noch kommt – kannst Du Dich ändern!

Autor unbekannt

 

ADVENT

 

  • 1

Helene Renner (2020)

In der Wüste einen Weg bereiten

In der Wüste unseres Wohlstandes
In der Wüste unserer Gleichgültigkeit
In der Wüste unserer Geschäftigkeit
Dem Herrn einen Weg bereiten '

In der Zeit der Ichsucht
In der Zeit des Lärms
In der Zeit der Kälte
In der Zeit der Dunkelheit
Dem Herrn eine Straße ebnen

In der Welt der Orientierungslosigkeit
In der Welt des Zweifels
In der Welt der Lieblosigkeit
In der Welt ohne Hoffnung
In der Not der Menschen

Ein Licht anzünden

                                                                      .................

 

GEBET ZUM ERSTEN SONNTAG im ADVENT

Huub Oosterhuis

Wende dich nicht ab.
Wenn du dich abwendest,
verwelkt die Erde,
flaut der Himmel ab.

Wende dein Auge nicht von uns ab.
Der du uns gekehrt hast zu dir,
daß wir mit unverhülltem Antlitz
dein Licht zurückstrahlen.

Doch versunken sind wir in saugendem Morast,
und unsere Füße finden keinen festen Boden.
Zertreten haben unsere Füße dein Wort,
zertrampelt deine Rechtssätze.
Verachtet haben wir die Namen der Geringsten,
all diese Verworfenen, deine liebsten Menschen.
Geschändet haben wir deine liebe Erde,
verachtet dein Bild, deinen Gleichen,
verleugnet deinen Namen.

Wir, diese Welt,
wir Erben von Raubbau und Gewalt -
die dies nicht wollen und doch
nicht imstande sind, das Los abzuwenden.

Und doch deine Menschen, von dir gemacht,
um diese Erde zu behüten:
Überlaß uns nicht unserer Erschütterung,
erwecke unser Gewissen,
erleuchte unseren Verstand.

Der du gesagt hast,
daß du nie fahren läßt
das Werk deiner Hände:
Beschäme uns nicht.

Gesegnet, der du uns erweckst und nicht entwertest.
Gesegnet du für dein Wort,
das uns entlarvt, doch nicht vernichtet.
Gesegnet du für deine Achtung vor Menschen,
und daß du auf uns deine Hoffnung gesetzt hast,
daß du auf uns deine Augen gerichtet hältst.

Laß nahe kommen
dein Wort von Befreiung.

Aus: Huub Oosterhuis, Um Recht und Frieden. Gebete im Jahreskreis. Patmos Verlag, Düsseldorf 1989.

                                             ...............................

BEFREIUNG - ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE

 

Nur das Wasser,
das wir zu trinken gaben,
wird uns erfrischen.

Nur das Brot,
das wir zu Essen gaben,
wird uns sättigen.

Nur das Kleid,
das wir verschenkten,
wird uns bekleiden.

Nur das Wort,
das Leiden linderte,
wird uns trösten.

Nur der Kranke,
den wir besuchten,
wird uns heilen.

Nur der Gefangene,
den wir befreiten,
wird uns erlösen.

                              T. Cosalvatica in: Peter Bleeser, Geschichten zwischen Himmel und Erde. Patmos-Verlag, 1985

                                                                                        ..........................

 

GEBET FÜR UNSERE ERDE

Franziskus (Papst)

Allmächtiger Gott,
der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist
und im kleinsten deiner Geschöpfe,
der du alles, was existiert,
mit deiner Zärtlichkeit umschließt,
gieße uns die Kraft deiner Liebe ein,
damit wir das Leben und die Schönheit hüten.
Überflute uns mit Frieden,
damit wir als Brüder und Schwestern leben
und niemandem schaden.
Gott der Armen, hilf uns,
die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde,

die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.
Heile unser Leben,
damit wir Beschützer der Welt sind
und nicht Räuber,
damit wir Schönheit säen
und nicht Verseuchung und Zerstörung.
Rühre die Herzen derer an,
die nur Gewinn suchen
auf Kosten der Armen und der Erde.
Lehre uns,
den Wert von allen Dingen zu entdecken

und voll Bewunderung zu betrachten; zu erkennen,

dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen
auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.

Danke, dass du alle Tage bei uns bist.
Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden.

Papst Franziskus, Enzyklika Laudato Si, Nr. 246.

 

Wieder ein neuer Tag

 

Wieder beginnt ein Tag.
Jesus ist in mir, den ganzen Tag.
Er hat sich nicht eingeschlossen.
Er ist unter den Menschen gewandelt.
Mit mir ist er unter den Menschen von heute gegenwärtig.

Begegnen wird der jedem,
der das Haus betritt;
jedem, den ich auf der Straße treffe,
anderen Reichen als damals,
anderen Armen,
anderen Gebildeten und Ungebildeten,
anderen Jungen und Alten,
anderen Frommen und Sündern,
anderen Gesunden und Kranken.
Sie alle zu suchen ist er gekommen.

Durch die Menschen in unserer Nähe
die wir bedienen, lieben, retten dürfen,
gleitet eine Woge der Liebe
bis an die Grenzen der Erde,
bis an das Ende der Zeit.
Gepriesen sei der neue Tag,
er ist wie Christi Geburt für die Erde,
denn Jesus in mir
wird mich durch diesen Tag begleiten.
Madeleine Delbrel

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DIE WICHTIGSTE STUNDE

Meister Eckhart

Die wichtigste Stunde ist immer die Gegenwart,
der bedeutendste Mensch immer der, der dir gerade gegenübersteht,
und das notwendigste Werk ist immer die Liebe.

                                      ...............................

 

EINFACH UND BEQUEM

                                                       EINFACH UND BEQUEM

unbekannte Herkunft

Es ist einfach
zu beten:

Gib, dass es allen Menschen gut geht!
Und:
Gib den Armen Brot!
Es fällt leicht
zu flehen:
Gib, dass es nie mehr Krieg gibt!
Oder:
Gib, dass die die Menschen einander verstehen!
Und dennoch
am eigenen Verhalten nichts zu ändern.

Es ist einfach,
darauf zu warten,
dass du unsere Gebet "erhörst".

Es ist bequem,
dich verantwortlich zu machen,
wenn es den Menschen nicht gut geht,
wenn viele nichts zu essen haben.

Es ist bequem,
dich verantwortlich zu machen,
wenn wir einander nicht verstehen,
wenn es auch weiterhin Krieg gibt.

Es ist sehr einfach und sehr bequem.

Aus: Minuten am Morgen: Texte und Gebete zum Schulbeginn, München. 2. Auflage 2004.

 

WAS HAT MAN ZU TUN?

Martin Buber

Wer fragt: "Was hat man zu tun?" –

für den gibt es keine Antwort.

"Man" hat nichts zu tun.

"Man" kann sich nicht helfen,

mit "Man" ist nichts mehr anzufangen.

Mit "Man" geht es zu Ende.

Wer aber die Frage stellt:

"Was habe ich zu tun?" – den nehmen die Gefährten bei der Hand,

die er nicht kannte und die ihm alsbald vertraut werden

und
antworten. "Du sollst dich nicht vorenthalten."

https://www.caritas-linz.at/fileadmin/storage/oberoesterreich/pfarrservice/elisabethsammlung/Elisabethsonntag_Gottesdienstunterlagen.pdf

 

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MEDITATION 

 

Lebe das vom Evangelium,

 

was du davon verstanden hast,

 

und sei es noch so wenig“, sagt Roger Schütz.

 

Manche haben nichts verstanden.

 

Sie wurden getauft und lassen taufen, weil das schon immer so war.

 

Sie kennen wahrscheinlich die Zehn Gebote. Gelernt ist gelernt.

 

 

Sie schlagen keinen tot. Wo kämen wir da hin?

 

Das Kreuz an der Wand, an der Brust: Modeschmuck.

 

Mit dem Tod, sagen sie, ist alles aus.

 

Und halten sich doch für Christen.

 

Manche haben etwas verstanden.

 

Gelegentlich denken sie nach über Gott und die Welt und sich selbst.

 

Verantwortlich fühlen sie sich ohne Angst vor dem Jüngsten Gericht.

 

Sie verhalten sich kollegial und spenden. Zur Kirche gehen sie selten.

 

Sie wissen um ihren „inneren Schweinehund“, doch sie wissen auch:

 

Gott ist gut. Manche haben viel davon verstanden:

 

Anders leben, sie versuchen es, nicht bloß mit Vollwertkost.

 

Ein Herz haben, Zeit haben, Geduld haben. Auch mit sich selbst.

 

Ein Jahr seines Lebens verschenken, bei einem Türkenwitz protestieren

.

Die kranken Eltern zu Hause pflegen, auch wenn es oft schwierig ist.

 

Gewalt nicht mit Gewalt beantworten. Den Teufelskreis durchbrechen.

 

Und um den alten Brunnen wissen mit dem Wasser des Lebens.

 

Und hingehen. „Wer die Wahrheit tut ...“

 

 

                             (Hermann Josef Coenen, Dann stehst Du am Ufer. Anstiftungen zum Glauben, Patmos Verlag Düsseldorf 1991, 21., © Annegret Rolthoff, Oer-Erkenschwick)

 

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                                                DAS HEUTE IST DEIN LEBEN

Otto Betz

Weißt du, dass das Heute dein Leben ist?
Wenn du das Heute verachtest,
dann verachtest du auch dein Leben.
Lege jeden Augenblick auf die Waagschale,
um herauszufinden, wie kostbar er ist.

Jetzt, in diesem Moment, wirst du geboren,
bekommst du Dasein geschenkt,
wird dir Lebensatem eingeblasen,
jetzt gehen deine Augen auf,
damit sich die ganze Welt dir öffnet,
jetzt wirst du angerufen,
damit du deinen Namen erfährst.

Das Gestern mag wichtig gewesen sein,
klammere dich nicht daran.
Das Vergangene lässt sich nicht mehr
vergegenwärtigen.
Das Morgen mag Großes bringen,
verlass dich nicht blindlings darauf.
Jetzt ist die Zeit, auf die es ankommt,
horch gut auf das, was sich jetzt begibt:
es ist dein Leben!

Aus: Otto Betz, Vom Umgang mit der Zeit.

Ein Gradmesser unserer Zeit. Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2004

 

 

 

 

Allerheiligen

 

ist der Tag der Seligpreisungen für alle Menschen guten Willens.

Der Zuspruch Jesu gilt vor allem den Kleinen und den Schwachen,

aber auch allen, die unterwegs sind. Er gilt damit uns allen.

 

Zur Einstimmung in diesen Tag mögen nachfolgende Gedanken hilfreich sein.

Sie können auch als eine Art der Gewissenserforschung dienen.

 

     Glücklich alle, die über sich selbst lachen können.

Sie werden

ernst genommen und sind dem Himmel nahe.

     Glücklich alle, die einen Berg von einem Maulwurfshügel

unterscheiden können.

Sie sparen sich Ärger und Enttäuschungen.

     Glücklich alle, die sich ausruhen, ohne dafür Entschuldigungen zu

suchen.

Sie strahlen Gelassenheit aus.

     Glücklich alle, die schweigen und zuhören können.

Sie werden dabei viel Neues lernen.

     Glücklich alle, die achtsam sind auf die Bedürfnisse des anderen,

sie werden viel Freude verschenken.

     Glücklich, die ein Lachen auf ihrem Gesicht haben.

Sie sind wie die Sonne nach dem Regen.

     Glücklich alle, die das Anderssein anderer wohlwollend begleiten.

Sie verschenken ein Stück Frieden.

     Glücklich alle, die denken, bevor sie handeln, und beten und still

werden, bevor sie denken.

Sie werden sich eine Menge Dummheiten ersparen.

     Glücklich alle, die Unrecht ertragen können um der großen

Gerechtigkeit Gottes willen.

Sie sind dem Geist des Evangeliums sehr nahe.

     Glücklich alle, die die Bergpredigt Jesu in ihr Leben übersetzen,

sie werden Licht, Güte und Freude ausstrahlen.

 

Autor unbekannt

 

 

 

"CYBER-APOSTEList SELIGGESPROCHEN

diepresse.com

Carlos Acutis, der 2006 im Alter von 15 Jahren an Leukämie starb, wird seit seinem Tod als "Cyber-Apostel" verehrt. Am 10. Oktober soll er in der italienischen Stadt Assisi seliggesprochen werden.

Eine ungewöhnliche Seligsprechung fand am 10. Oktober in der italienischen Stadt Assisi statt. Carlos Acutis, der 2006 im Alter von 15 Jahren an Leukämie starb, wird seit seinem Tod aufgrund seiner Affinität zum Internet und seiner intensiven Eucharistie- sowie Marienfrömmigkeit als "Cyber-Apostel" verehrt, wie das Internetportal www.katholisch.de berichtete.

Im Vorfeld der Seligsprechung wurde sein offenbar gut erhaltener Leichnam nun in einem mit einer Glasscheibe versehenen Grab in einem Altar zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Acutis' Körper trägt seine damalige Alltagskleidung: "Zum ersten Mal in der Geschichte sehen wir einen Heiligen in Jeans, Sneaker und Sweater", sagte Carlos Acacio Goncalves Ferreira, der Rektor der Kirche in Assisi, in der Acutis bestattet ist.

Ganzer Artikel:
https://www.diepresse.com/5876753/

                                                               

 

                                                               OHNE LIEBE

unbekannte Herkunft

Pflicht ohne Liebe macht verdrießlich
Verantwortung ohne Liebe macht rücksichtslos
Gerechtigkeit ohne Liebe macht hart
Wahrheit ohne Liebe macht kritisch
Erziehung ohne Liebe macht widerspruchsvoll
Klugheit ohne Liebe macht gerissen
Freundlichkeit ohne Liebe macht heuchlerisch
Ordnung ohne Liebe macht kleinlich
Sachkenntnis ohne Liebe macht rechthaberisch
Macht ohne Liebe macht gewalttätig
Ehre ohne Liebe macht hochmütig
Besitz ohne Liebe macht geizig
Glaube ohne Liebe macht fanatisch

Weisheit aus Asien

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WAS CHRISTSEIN BEDEUTET

Dorothee Sölle

Warum bin ich Christ?

Es ist ja nicht einfach eine Realitätsbeschreibung, ich »bin« Christ nicht wie ich weiß oder deutsch oder Mutter bin, ich »bin« heißt hier so viel wie ich versuche, ich lebe darauf hin, ich werde. »Lord, I want to be a Christian, in my heart«, wie es in einem Spiritual heißt. Ich nenne mich nach einem Menschen, der vor 2000 Jahren zu Tode gefoltert wurde und der nicht umzubringen war. Ich identifiziere mich mit ihm. Ich traue seiner Wahrheit mehr als anderen Stücken von Wahrheit, die ich zu Gesicht bekommen habe, und sicher mehr als meiner eigenen. Ich »identifiziere« mich, das bedeutet: Ich kann meine Identität nicht beschreiben, ohne über ihn zu reden. Ich, nur als weiß, deutsch, Mutter, Lehrerin, Schriftsteller oder was sonst noch alles - das wäre mir zu wenig, weil es diese Identifikation verschwiege, diese spezifische Auslegung dessen, was es heißt, ein Mensch zu werden. Wenn ich vermeide, über das Christsein zu sprechen, dann gerate ich in Gefahr, nur zu sagen, was ist - und gerade das ist zu wenig. Zu meiner Identität gehört mehr als mein individuelles Dasein, ja die »ist«-Beschreibung ist ein Gefängnis, das man verlassen muss. Transzendenz ist ein notwendiger täglicher Akt. Ich höre nicht da auf, wo meine Arme enden, so wie ich nicht erst da anfange, wo ich geboren wurde. Nur transzendierend sind wir lebendig. Das bedeutet, dass wir lernen können, die alltäglichen Akte des Transzendierens wahrzunehmen, dass wir aufmerksam werden auf die Bewegungen, in denen sich das menschliche Leben herstellt, auf die Augenblicke, in denen das Gesicht eines Menschen zum Gesicht eines Menschen wird. Das bedeutet auch, dass wir aufmerksam werden auf die materiellen und geistigen Bedingungen, in denen Menschen das Lebendigsein weggenommen wird, in denen sie von der Transzendenz abgeschnitten werden: durch Hunger und Elend, das alle Kräfte auf das Überleben richtet, so daß fürs Leben nichts mehr übrig bleibt, durch die Situation entfremdeter Arbeit in einem sinnlosen Leerlauf, durch das Existieren im consumismo, in dem unser Leben und Sein sich nur als Bekommen und Haben ausdrückt. Die Würde des Menschen ist die Fähigkeit zu überschreiten, was ist.

Christus lädt uns ein, an diesem Geheimnis teilzunehmen. Er stellt in uns eben diese Potenz wieder her. Wir sind Menschen, sagt er. Nicht Maschinen, nicht bloße Produzenten des Bruttosozialprodukts, nicht Agenten einer zum goldenen Kalb gemachten »nationalen Sicherheit«, nicht machtlos den Systemzwängen Unterworfene. Wir sind vielmehr transzendenzfähig, weil wir mit anderen verbunden leben. Es gibt eine Einheit des Lebens, des menschlichen Lebens, das jeder von uns hat, mit der Transzendenz, das ist eine Grundaussage christlicher Anthropologie. Ich bin verbunden mit, ich gehöre zu, also bin ich. Alle anderen möglichen Begründungen meines Daseins, wie die cartesianische (ich denke, also bin ich) oder die von Albert Camus (ich revoltiere, also bin ich), setzen mir zu spät an. Nur weil ich verbunden bin mit allen in Christus, darum hat es Sinn zu denken und darum bin ich genötigt, Widerstand zu leisten.

Aus: Dorothee Sölle, Erinnert euch an den Regenbogen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1999.

Kolonnaden am PetersplatzKolonnaden am Petersplatz Im Wortlaut: Die Instruktion zur pastoralen Umkehr der Pfarreien
Wir dokumentieren hier den Wortlaut auf Deutsch der neuen Istruktion „Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche“, welche die Kleruskongregation an diesem Montag veröffentlicht hat.

Einleitung

1. Die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche und die bedeutsamen sozialen und kulturellen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte haben einige Diözesen dazu veranlasst, die Form der Übertragung der Hirtensorge für die Pfarrgemeinden neu zu gestalten. Dies hat zu neuen Erfahrungen geführt. Die Dimension der Gemeinschaft wurde aufgewertet und unter der Leitung der Hirten wurde eine harmonische Synthese der Charismen und der Berufungen im Dienst an der Verkündigung der Frohen Botschaft, die den heutigen Erfordernissen der Evangelisierung besser entspricht, verwirklicht.

Papst Franziskus hat zu Beginn seines Dienstes an die Bedeutung der „Kreativität“ erinnert. Es geht darum, «neue Wege zu suchen», d. h. «den Weg für die Verkündigung des Evangeliums». Diesbezüglich folgerte der Heilige Vater, dass «die Kirche und auch der Kodex des kanonischen Rechts uns sehr viele Möglichkeiten und große Freiheiten bieten, um diese Dinge zu suchen»[1].

2. Die in der vorliegenden Instruktion beschriebenen Situationen stellen eine wertvolle Gelegenheit für die pastorale Umkehr im missionarischen Sinn dar. Sie sind eine Einladung an die Pfarrgemeinden, sich zu öffnen und Instrumente für eine auch strukturelle Reform anzubieten, die sich an einem neuen Gemeinschaftsstil, an einem neuen Stil der Zusammenarbeit, der Begegnung, der Nähe, der Barmherzigkeit und der Sorge für die Verkündigung des Evangeliums orientiert.

I. Die pastorale Umkehr

3. Die pastorale Umkehr ist eines der grundlegenden Themen der „neuen Phase der Evangelisierung[2], die die Kirche heute fördern muss, damit die christlichen Gemeinschaften immer mehr pulsierende Zentren der Begegnung mit Christus sind.

Daher hat der Heilige Vater vorgeschlagen: «Wenn uns etwas in heilige Unruhe versetzen und unser Gewissen beunruhigen muss, dann ist es die Tatsache, dass so viele unserer Brüder und Schwestern ohne die Kraft, das Licht und den Trost der Freundschaft mit Jesus Christus leben, ohne eine Glaubensgemeinschaft, die sie aufnimmt, ohne Hoffnung auf Sinn und Leben. Ich hoffe, dass uns mehr als die Angst, einen Fehler zu begehen, die Furcht davor bewegt, uns einzuschließen in die Strukturen, die uns einen trügerischen Schutz gewähren, in die Normen, die uns in unnachsichtige Richter verwandeln, in die Gewohnheiten, in denen wir uns ruhig fühlen, während draußen eine hungrige Menschenmenge wartet und Jesus uns pausenlos sagt: „Gebt ihr ihnen zu essen!“ (Mk 6,37)»[3].

4. Von dieser heiligen Unruhe getrieben vermag die Kirche, «die ihrer eigenen Tradition treu und sich zugleich der Universalität ihrer eigenen Sendung bewusst ist, […] sich mit mannigfachen Kulturformen zu vereinen. Diese Gemeinschaft bereichert sowohl die Kirche als auch die verschiedenen Kulturen»[4]. Die fruchtbare und kreative Begegnung zwischen dem Evangelium und der Kultur führt zu einem wahren Fortschritt: einerseits inkarniert sich das Wort Gottes in die Geschichte der Menschen und erneuert sie, andererseits «kann die Kirche […] bereichert werden und sie wird es tatsächlich auch durch den Fortschritt des gesellschaftlichen Lebens»[5], um so die ihr durch Christus anvertraute Sendung zu vertiefen, um sie besser in der Zeit, in der sie lebt, zum Ausdruck zu bringen.

5. Die Kirche verkündet, dass das Wort «Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat» (Joh 1,14). Dieses Wort Gottes, das bei den Menschen sein will, ist in seinem unerschöpflichen Reichtum[6] in der ganzen Welt von verschiedenen Völkern angenommen worden. Es hat die edelsten Bestrebungen in ihnen gefördert, unter anderem die Sehnsucht nach Gott, die Würde des Lebens eines jeden Menschen, die Gleichheit unter den Menschen und die Achtung der Unterschiede in der einen Menschheitsfamilie, den Dialog als Instrument der Teilhabe, das Streben nach Frieden, die Gastfreundschaft als Ausdruck der Zusammengehörigkeit und der Solidarität, die Bewahrung der Schöpfung[7].

Es ist daher unvorstellbar, dass derartig Neues, dessen Verbreitung bis an die Grenzen der Erde noch nicht vollendet ist, schwächer wird oder, was noch schlimmer ist, sich auflöst[8]. Damit der Weg des Wortes sich fortsetzen kann, muss sich in den christlichen Gemeinschaften eine klare Entscheidung für die missionarische Sendung verwirklichen, «die fähig ist, alles zu verwandeln, damit die Gewohnheiten, die Stile, die Zeitpläne, der Sprachgebrauch und jede kirchliche Struktur ein Kanal werden, der mehr der Evangelisierung der heutigen Welt als der Selbstbewahrung dient»[9].

II. Die Pfarrei im gegenwärtigen Kontext

6. Diese missionarische Umkehr, die selbstverständlich auch eine Strukturreform beinhaltet, betrifft in besonderer Weise die Pfarrei, eine Gemeinschaft, die um den Tisch des Wortes und der Eucharistie zusammengerufen wird.

Die Pfarrei hat eine lange Geschichte. Sie hat von Anfang an eine grundlegende Rolle im Leben der Christen und in der Entwicklung und der Pastoral der Kirche gespielt. Schon in den Schriften des hl. Paulus sind ihre ersten Spuren erkennbar. Einige paulinische Texte verweisen auf die Bildung von kleinen Gemeinschaften, Hauskirchen, die der Apostel schlicht mit dem Begriff „Haus“ bezeichnet (vgl. z. B. Röm 16,3-5; 1 Kor 16,19-20; Phil 4,22). In diesen „Häusern“ kann man die Entstehung der ersten „Pfarreien“ sehen.

7. Die Pfarrei ist daher seit ihrer Entstehung eine Antwort auf ein entsprechendes pastorales Erfordernis: durch die Verkündigung des Glaubens und die Spendung der Sakramente das Evangelium den Menschen zu bringen. Die Etymologie des Begriffs macht die Absicht der Institution verständlich: Die Pfarrei ist ein Haus inmitten der Häuser[10] und entspricht der Logik der Inkarnation Jesu Christi, der unter den Menschen lebendig ist und wirkt. Sie ist daher, sichtbar repräsentiert durch das Gotteshaus, ein Zeichen der dauernden Gegenwart des auferstandenen Herrn inmitten seines Volkes.

8. Dennoch muss sich die territoriale Ausrichtung der Pfarrei heute mit einem besonderen Merkmal der gegenwärtigen Welt auseinandersetzen, in der die Zunahme der Mobilität und der digitalen Kultur die Grenzen der Existenz geweitet haben. Einerseits entspricht ein festgelegter und unveränderbarer Kontext immer weniger dem Leben der Menschen, das sich vielmehr in einem „globalen und pluralen Dorf“ abspielt. Andererseits hat die digitale Kultur in unumkehrbarer Weise das Raumverständnis, die Sprache und das Verhalten der Menschen, besonders der jungen Generationen verändert.

Darüber hinaus kann man sich leicht vorstellen, dass die beständige technische Entwicklung weiterhin die Denkweise und das Verständnis, das der Mensch von sich und vom gesellschaftlichen Leben hat, verändert. Die Geschwindigkeit der Veränderungen, der Wechsel der kulturellen Modelle, die problemlose Mobilität und die Schnelligkeit der Kommunikation verändern die Wahrnehmung von Zeit und Raum.

9. Die Pfarrei befindet sich als lebendige Gemeinschaft von Glaubenden in diesem Kontext, in dem die Bindung an einen Ort dahin tendiert, immer weniger wahrgenommen zu werden, die Orte der Zugehörigkeit vielfältig werden und die zwischenmenschlichen Beziehungen Gefahr laufen, sich ohne Verpflichtung und Verantwortung gegenüber dem persönlichen Beziehungszusammenhang in der virtuellen Welt aufzulösen.

10. Es ist inzwischen offenkundig, dass diese kulturellen Veränderungen und die veränderte Beziehung zum Territorium in der Kirche dank der Gegenwart des Heiligen Geistes eine neue Wahrnehmung der Gemeinschaft fördern, die «darin besteht, die Wirklichkeit mit den Augen Gottes, aus dem Blickwinkel der Einheit und der Gemeinschaft zu sehen»[11]. Es ist daher dringend notwendig, das ganze Volk Gottes in das Bemühen einzubeziehen, die Einladung des Geistes anzunehmen, um Prozesse der „Verjüngung“ des Antlitzes der Kirche anzustoßen.

III. Die heutige Bedeutung der Pfarrei

11. Im Zuge dieser Beobachtungen muss die Pfarrei die Impulse der Zeit aufnehmen, um ihren Dienst an die Erfordernisse der Gläubigen und die geschichtlichen Veränderungen anzupassen. Es bedarf einer erneuerten Dynamik, die es ermöglicht, im Lichte der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils und des nachfolgenden Lehramtes die Berufung aller Getauften, Jünger Jesu und Verkünder des Evangeliums zu sein, wieder zu entdecken.

12. Die Konzilsväter haben in der Tat weitblickend festgehalten: «Die Seelsorge muss von einem missionarischen Geist beseelt sein»[12]. Übereinstimmend mit dieser Lehre hat der hl. Johannes Paul II. präzisierend hinzugefügt: «Die Pfarrei muss vervollkommnet und in viele andere Formen integriert werden. Dennoch bleibt sie unersetzbar und von höchster Bedeutung innerhalb der sichtbaren Strukturen der Kirche», um «zugunsten der Evangelisierung die Stütze allen pastoralen Handelns, das vordringlich und vorrangig ist, zu sein»[13]. Benedikt XVI. lehrte, dass «die Pfarrei ein Leuchtturm ist, der das Licht des Glaubens ausstrahlt und auf diese Weise der tiefsten Sehnsucht des menschlichen Herzens entgegenkommt, weil sie den Menschen und den Familien Sinn und Hoffnung schenkt»[14]. Schließlich erinnert Papst Franziskus daran, dass «die Pfarrei durch all ihre Aktivitäten ihre Mitglieder ermutigt und formt, damit sie missionarisch aktiv sind»[15].

13. Um die zentrale Bedeutung der missionarischen Präsenz der kirchlichen Gemeinschaft in der Welt zu fördern[16], ist es wichtig, nicht nur über ein neues Konzept der Pfarrei nachzudenken, sondern auch über den Dienst und die Sendung der Priester in ihr. Zusammen mit den Gläubigen haben sie die Aufgabe, „Salz und Licht der Welt“ (vgl. Mt 5,13-14), „ein Licht auf dem Leuchter“ (vgl. Mk 4,21) zu sein und sich als missionarische Gemeinschaft zu erweisen, die fähig ist, die Zeichen der Zeit zu verstehen, die ein glaubwürdiges Zeugnis eines Lebens nach dem Evangelium hervorbringt.

14. Ausgehend von der Betrachtung der Zeichen der Zeit, ist es im Hören auf den Geist notwendig, auch neue Zeichen zu setzen: Da die Pfarrei anders als in der Vergangenheit nicht mehr der vorrangige Versammlung- und Begegnungsort ist, muss sie andere Weisen der Nähe und der Nachbarschaft im Hinblick auf ihre normalen Aktivitäten finden. Diese Aufgabe ist keine Last, die zu ertragen ist, sondern eine Herausforderung, die es mit Enthusiasmus anzupacken gilt.

15. Die Jünger des Herrn haben in der Nachfolge ihres Meisters und in der Schule der Heiligen und Hirten bisweilen durch leidvolle Erfahrungen gelernt, auf Gottes Eingreifen geduldig zu warten, die Gewissheit zu nähren, dass Er bis zum Ende der Zeiten immer da ist und dass der Heilige Geist – das Herz, welches das Leben der Kirche pulsieren lässt – die in der Welt verstreuten Kinder Gottes sammelt. Daher muss die christliche Gemeinschaft keine Angst haben, innerhalb eines Gebietes, in dem verschiedene Kulturen leben, Entwicklungen in dem festen Vertrauten zu beginnen und zu begleiten, dass es für die Jünger Christi «nichts wahrhaft Menschliches gibt, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall findet»[17].

IV. Die Mission – Leitmotiv der Erneuerung

16. In den gegenwärtigen Veränderungen schafft es die Pfarrei trotz großzügigen Einsatzes bisweilen nicht, angemessen den vielen Erwartungen der Gläubigen zu entsprechen, besonders unter Berücksichtigung der mannigfaltigen Gemeinschaftsformen[18]. Es ist richtig, dass es ein Charakteristikum der Pfarrei ist, dass sie dort verwurzelt ist, wo alle Tag ein Tag aus leben. Doch ist insbesondere heute das Gebiet nicht mehr nur ein geografisch abgegrenzter Bereich, sondern der Zusammenhang, in dem jeder sein Leben, das aus Beziehungen, gegenseitiger Hilfe und lange gepflegten Traditionen besteht, lebt. Auf diesem „existenziellen Territorium“ steht die ganze Herausforderung der Kirche auf dem Spiel. Daher erscheint ein pastorales Handeln überholt, das den Handlungsraum ausschließlich auf den Bereich innerhalb der territorialen Grenzen der Pfarrei beschränkt. Oft sind es gerade die Pfarrangehörigen, die diese Sichtweise, die mehr von der Sehnsucht nach dem Vergangenen als vom Mut, die Zukunft zu gestalten, geprägt erscheint, nicht mehr verstehen[19]. Andererseits muss hinzugefügt werden, dass das Territorialprinzip auf der kanonischen Ebene weiterhin uneingeschränkt gilt, wenn es vom Recht her erforderlich ist[20].

17. Darüber hinaus bleibt die bloße Wiederholung von Aktivitäten, die das Leben der Menschen nicht berühren, ein steriler Überlebensversuch, der oft mit allgemeiner Gleichgültigkeit zur Kenntnis genommen wird. Wenn die Pfarrei nicht die der Evangelisierung innewohnende spirituelle Dynamik lebt, läuft sie Gefahr, selbstbezogen zu werden und zu verkalken, da sie Erfahrungen vorschlägt, die den Geschmack des Evangeliums und die missionarische Durchschlagskraft bereits verloren haben und vielleicht nur für kleine Gruppen bestimmt sind.

18. Die Erneuerung der Evangelisierung bedarf neuer Achtsamkeit und passender Initiativen verschiedener Art, damit das Wort Gottes und die Sakramente alle in einer Weise erreichen, die der jeweiligen Lebenssituation der Menschen entspricht. Für die kirchliche Zugehörigkeit ist heutzutage nicht mehr die Herkunft das entscheidende Kriterium, sondern die Aufnahme in eine Gemeinde[21], in der die Gläubigen eine umfassendere Erfahrung des Volkes Gottes machen, eines Leibes, der viele Glieder hat, in dem jeder für das Wohl des ganzen Organismus wirkt (vgl. 1 Kor 12,12-27).

19. Über die Orte und die Gründe der Zugehörigkeit hinaus ist die Pfarrgemeinde der menschliche Kontext, in dem die Evangelisierung der Kirche vonstattengeht, die Sakramente gefeiert werden und die karitative Liebe in einer missionarischen Dynamik erfahrbar wird, die – über die Tatsache hinaus, inneres Element des pastoralen Handelns zu sein – ein Unterscheidungskriterium ihrer Authentizität ist. In der aktuellen Lage, die bisweilen von Marginalisierung und Einsamkeit geprägt ist, ist die Pfarrgemeinde herausgefordert, durch ein Netz geschwisterlicher Beziehungen, die auf die neuen Formen der Armut ausgerichtet sind, lebendiges Zeichen der Nähe Christi zu sein.

20. In Anbetracht des bisher Gesagten geht es darum, Perspektiven auszumachen, die es erlauben, die „traditionellen“ pfarrlichen Strukturen unter missionarischem Gesichtspunkt zu erneuern. Das ist das Herzstück der gewünschten pastoralen Umkehr, die die Verkündigung des Wortes Gottes, die Spendung der Sakramente und das karitative Zeugnis betreffen muss, d. h. die wesentlichen Bereiche, in denen die Pfarrei wächst und sich dem Mysterium, an das sie glaubt, nähert.

21. Ein Blick in die Apostelgeschichte lehrt uns die Bedeutung des Wortes Gottes, das eine innere Macht ist, die die Umkehr der Herzen bewirkt. Es ist die Nahrung, die die Jünger des Herrn stärkt und die sie zu Zeugen des Evangeliums in den verschiedenen Bereichen des Lebens macht. Die Schrift enthält eine prophetische Kraft, die sie immer lebendig sein lässt. Es ist daher notwendig, dass die Pfarrei durch verschiedene Angebote der Glaubensweitergabe[22] dazu anleitet, das Wort Gottes zu lesen und zu betrachten, und dabei klare und verständliche Formen der Kommunikation verwendet, die von Jesus dem Herrn entsprechend dem immer neuen Zeugnis des Kerygmas berichten[23].

22. Die Feier der heiligen Eucharistie ist «Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens»[24] und daher das wesentliche Geschehen, durch das die Pfarrgemeinde entsteht. In ihr wird sich die Kirche der Bedeutung ihres Namens bewusst: Versammlung des Volkes Gottes, das lobt, bittet, Fürsprache hält und dankt. In der Feier der heiligen Eucharistie öffnet sich die christliche Gemeinde der lebendigen Gegenwart des gekreuzigten und auferstandenen Herrn und hat Anteil an der Verkündigung des ganzen Heilsmysteriums.

23. In diesem Zusammenhang wird die Kirche sich der Notwendigkeit bewusst, die christliche Initiation wieder zu entdecken, die durch die Hineinnahme in das Geheimnis des göttlichen Seins neues Leben zeugt. Sie ist ein Weg ohne Unterbrechung und nicht nur an Zelebrationen oder Ereignisse gebunden, weil es in erster Linie nicht darum geht, einen „Ritus des Übergangs“ zu vollziehen, sondern vielmehr um die Perspektive der beständigen Nachfolge Christi. Hier kann es nützlich sein, mystagogische Rituale, die das Leben direkt berühren[25], einzuführen. Auch die Katechese muss sich als fortdauernde Verkündigung des Geheimnisses Christi erweisen, um die Gestalt Christi durch eine Begegnung mit dem Herrn des Lebens im Herzen des Getauften wachsen zu lassen (vgl. Eph 4,13).

Papst Franziskus hat daran erinnert, dass es notwendig ist, «die Aufmerksamkeit auf zwei Verfälschungen der Heiligkeit lenken, die uns vom Weg abbringen könnten: der Gnostizismus und der Pelagianismus. Es handelt sich um zwei Häresien, die in den ersten christlichen Jahrhunderten entstanden, weiterhin aber besorgniserregend aktuell sind»[26]. Im Falle des Gnostizismus geht es um einen abstrakten Glauben, der nur intellektuell ist und aus einem Wissen besteht, das das Leben wenig betrifft. Der Pelagianismus hingegen bringt den Menschen dazu, lediglich auf die eigene Kraft zu bauen und das Wirken des Heiligen Geistes zu ignorieren.

24. In der geheimnishaften Verflechtung des göttlichen und menschlichen Handelns geschieht die Verkündigung des Evangeliums durch Männer und Frauen, die das glaubwürdig machen, was sie durch ihr Leben in einem Netz zwischenmenschlicher Beziehungen, das Vertrauen und Hoffnung weckt, verkünden. In der gegenwärtigen Zeit, die oft von Gleichgültigkeit, von Egoismus und von fehlender Nächstenliebe geprägt ist, ist die Wiederentdeckung des Miteinanders grundlegend, weil die Evangelisierung eng an die Qualität der menschlichen Beziehungen gebunden ist[27]. Auf diese Weise macht sich die christliche Gemeinschaft das Wort Jesu zu eigen, das dazu anspornt „hinauszufahren“ (vgl. Lk 5,4), in dem Vertrauen, dass die Aufforderung des Meisters, die Netze auszuwerfen, „reichen Fischfang“ [28] garantiert.

25. Die „Kultur der Begegnung“ fördert den Dialog, die Solidarität und die Offenheit gegenüber allen, da sie die zentrale Bedeutung der Person deutlich werden lässt. Es ist daher notwendig, dass die Pfarrei ein „Ort“ ist, der das Beisammensein und das Wachstum persönlicher dauerhafter Beziehungen, die allen gestatten, den Sinn der Zugehörigkeit und der Wertschätzung wahrzunehmen, begünstigt.

26. Die Pfarrgemeinde ist dazu aufgerufen, eine echte und eigene „Kunst der Nähe“ zu entwickeln. Wenn die Pfarrei tiefe Wurzeln schlägt, wird sie wirklich der Ort, an dem die Einsamkeit, die das Leben so vieler Menschen kennzeichnet, überwunden wird, «ein Heiligtum, wo die Durstigen zum Trinken kommen, um ihren Weg fortzusetzen, und ein Zentrum ständiger missionarischer Aussendung»[29].

V. „Gemeinschaft von Gemeinschaften“: Die inklusive, missionarische und auf die Armen bedachte Pfarrei

27. Das Ziel der Mission und Evangelisierung der Kirche ist stets das Volk Gottes als Ganzes. Der Kodex des kanonischen Rechts hebt hervor, dass die Pfarrei kein Gebäude oder ein Bündel von Strukturen ist, sondern eine konkrete Gemeinschaft von Gläubigen, in der der Pfarrer der eigene Hirte ist[30]. Diesbezüglich hat Papst Franziskus daran erinnert, dass «die Pfarrei die Kirche territorial präsent macht, dass sie ein Ort des Hörens des Wortes Gottes, des Wachstums des christlichen Lebens, des Dialogs, der Verkündigung, der großherzigen Nächstenliebe, der Anbetung und der liturgischen Feier ist». Er fügte hinzu, dass sie eine «Gemeinschaft von Gemeinschaften»[31] ist.

28. Die verschiedenen Teile, in welche sich die Pfarrei gliedert, müssen eine Gemeinschaft und eine Einheit bilden. In dem Maß, in dem alle ihre Komplementarität annehmen und sie in den Dienst der Gemeinschaft stellen, kann man einerseits den Dienst des Pfarrers und der priesterlichen Mitarbeiter als Hirten voll verwirklicht sehen, andererseits scheint die Besonderheit der verschiedenartigen Charismen der Diakone, der Gottgeweihten und der Laien auf, weil alle sich für den Aufbau des einen Leibes einsetzen (vgl. 1 Kor 12,12).

29. Daher ist die Pfarrei eine Gemeinde, die vom Heiligen Geist zur Verkündigung des Wortes Gottes und zur Zeugung neuer Glieder durch die Taufe zusammengerufen wurde. Versammelt um ihren Hirten feiert sie das Gedächtnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn und bezeugt, ihrer beständigen Sendung entsprechend, den Glauben in der Liebe, damit die Botschaft vom Heil, die Leben spendet, niemandem fehlt.

Papst Franziskus hat sich diesbezüglich folgendermaßen geäußert: «Die Pfarrei ist keine hinfällige Struktur; gerade weil sie eine große Formbarkeit besitzt, kann sie ganz verschiedene Gestalten annehmen, die die Beweglichkeit und missionarische Kreativität des Pfarrers und der Gemeinde erfordern. Obwohl sie sicherlich nicht die einzige missionarische Einrichtung ist, wird sie, wenn sie fähig ist, sich ständig zu erneuern und anzupassen, weiterhin „die Kirche [sein], die inmitten der Häuser ihrer Söhne und Töchter lebt“. Das setzt voraus, dass sie wirklich Kontakt zu den Familien und zum Leben des Volkes hat und nicht eine weitschweifige, von den Menschen getrennte Struktur oder eine Gruppe von Auserwählten wird, die auf sich selbst schaut. […] Wir müssen jedoch zugeben, dass der Aufruf zur Überprüfung und zur Erneuerung der Pfarreien noch nicht genügend gefruchtet hat, damit sie noch näher bei den Menschen und Bereiche lebendiger Gemeinschaft und Teilnahme sind und sich völlig auf die Mission ausrichten»[32].

30. Der „geistliche und kirchliche Stil der Wallfahrtsorte“ – die wahre und echte „missionarische Vorposten“ sind – geprägt von der Gastfreundschaft, vom einem Leben aus dem Gebet, von der Stille, die den Geist erneuert, von der Feier des Bußsakramentes und von der Zuwendung zu den Armen, darf der Pfarrei nicht fremd ein. Die Wallfahrten, die die Pfarrgemeinden zu den verschiedenen Heiligtümern unternehmen, sind wertvolle Instrumente für die Förderung der geschwisterlichen Gemeinschaft und zur möglichst offenen und gastfreundlichen Gestaltung des eigenen Zuhause nach der Heimkehr[33].

31. In dieser Hinsicht besteht die Absicht, dass ein Heiligtum alle Merkmale und Dienste aufweisen soll, die in vergleichbarer Weise auch eine Pfarrei haben muss, da es für viele Gläubige das ersehnte Ziel ihrer inneren Suche und der Ort ist, an dem sie dem barmherzigen Antlitz Christi und einer gastfreundlichen Kirche begegnen.

In den Heiligtümern können sie «die Salbung, von dem der heilig ist» (1 Joh 2,20), d. h. ihre Heiligung durch die Taufe, wiederentdecken. An diesen Orten lernt man das Geheimnis der Gegenwart Gottes inmitten seines Volkes, die Schönheit der missionarischen Sendung aller Getauften, den Aufruf, die karitative Liebe Zuhause zu leben, mit Inbrunst in der Liturgie zu feiern[34].

32. Als „Heiligtum“, das allen offensteht, erinnert die Pfarrei, die alle ohne Ausnahme erreichen muss, daran, dass die Armen und die Ausgeschlossenen im Herzen der Kirche immer einen bevorzugten Platz haben müssen. Wie Benedikt XVI. sagte: «Die Armen sind die privilegierten Adressaten der Frohen Botschaft»[35]. Papst Franziskus hat geschrieben, dass «die neue Evangelisierung eine Einladung ist, die heilbringende Kraft ihrer Existenz zu erkennen und sie in den Mittelpunkt des Weges der Kirche zu stellen. Wir sind aufgerufen, Christus in ihnen zu entdecken, uns zu Wortführern ihrer Interessen zu machen, aber auch ihre Freunde zu sein, sie anzuhören, sie zu verstehen und die geheimnisvolle Weisheit anzunehmen, die Gott uns durch sie mitteilen will»[36].

33. Die Pfarrgemeinde ist sehr oft der erste Ort der menschlichen und persönlichen Begegnung der Armen mit dem Antlitz der Kirche. In besonderer Weise werden es die Priester, die Diakone und die Gottgeweihten sein, die Mitleid haben mit den „Wunden“[37] der Menschen, die sie besuchen, wenn sie krank sind, die Menschen und Familien ohne Arbeit unterstützen, die die Tür für Bedürftige öffnen. Den Geringsten aufmerksam zugewendet verkündet die Pfarrgemeinde das Evangelium und lässt sich von den Armen evangelisieren, um auf diese Weise die soziale Verpflichtung der Botschaft in allen ihren verschiedenen Bereichen neu zu entdecken[38], ohne die „oberste Regel“ der Liebe, auf deren Grundlage wir gerichtet werden, zu vergessen[39].

VI. Von der Umkehr der Personen zur Umkehr der Strukturen

34. In diesem Prozess der Erneuerung und der Neuordnung muss die Pfarrei die Gefahr vermeiden, einer exzessiven Bürokratie und Servicementalität zu verfallen, die nicht die Dynamik der Evangelisierung, sondern das Kriterium des Selbsterhalts aufweisen[40].

Auf den heiligen Paul VI. verweisend, hat Papst Franziskus in seiner bekannten Offenheit darauf hingewiesen, dass «die Kirche ihr Bewusstsein vertiefen und über ihr Geheimnis nachsinnen muss. […] Es gibt kirchliche Strukturen, die eine Dynamik der Evangelisierung beeinträchtigen können. In gleicher Weise können die guten Strukturen nützlich sein, wenn ein Leben da ist, das sie beseelt, sie unterstützt und sie beurteilt. Ohne neues Leben und echten, vom Evangelium inspirierten Geist, ohne „Treue der Kirche zu ihrer Berufung“ wird jegliche neue Struktur in kurzer Zeit verderben»[41].

35. Die Reform der Strukturen, die die Pfarrei anstreben muss, bedarf zunächst einer Mentalitätsänderung und einer inneren Erneuerung, vor allem derer, die in die Verantwortung der pastoralen Leitung berufen worden sind. Um dem Auftrag Christi treu zu sein, müssen die Hirten und in besonderer Weise die Pfarrer, «die in vorzüglicher Weise Mitarbeiter des Bischofs sind»[42], dringlich die Notwendigkeit einer missionarischen Reform der Pastoral erkennen.

36. Die christliche Gemeinschaft ist von geschichtlichen und menschlichen Erfahrungen sehr geprägt. Die Hirten müssen daher berücksichtigen, dass der Glaube des Volkes Gottes mit Erinnerungen an familiäre und gemeinschaftliche Erlebnisse verbunden ist. Heilige Orte erinnern sehr oft an bedeutende persönliche und familiäre Ereignisse vergangener Generationen. Um Traumata und Verletzungen zu vermeiden, erscheint es bedeutsam, die Neuorganisation von Pfarrgemeinden und manchmal auch der Diözesen flexibel und behutsam durchzuführen.

Papst Franziskus hat in Bezug auf die Reform der Römischen Kurie hervorgehoben, dass das schrittweise Vorangehen «die Frucht der unentbehrlichen Unterscheidung ist. Diese schließt einen geschichtlichen Prozess, ein Abwägen von Zeiten und Etappen, Überprüfung, Korrekturen, Versuchsphasen und die Approbation „ad experimentum“ ein. Es handelt sich also in diesen Fällen nicht um Unentschiedenheit, sondern um die Flexibilität, die notwendig ist, um eine wirkliche Reform zu erreichen»[43]. Man darf nichts „überstürzen“ und Reformen nicht zu eilig und mit „am grünen Tisch“ erarbeiteten allgemeinen Kriterien durchführen wollen und dabei die konkreten Bewohner eines Gebietes vergessen. Jedes Projekt muss die konkreten Umstände einer Gemeinde berücksichtigen und ohne Traumata mit einer vorausgehenden Phase der Beratung, einer Phase der schrittweisen Verwirklichung und der Überprüfung durchgeführt werden.

37. Die Erneuerung betrifft selbstverständlich nicht nur den Pfarrer und es kann auch nicht von oben herab das Volk Gottes ausgeschlossen werden. Die pastorale Erneuerung der Strukturen schließt das Bewusstsein ein, dass «das heilige, gläubige Volk Gottes mit der Gnade des Heiligen Geistes gesalbt ist. Daher müssen wir in der Phase der Reflexion und Abwägung dieser Salbung gerecht werden. Wenn wir als Kirche, als Hirten, als Gottgeweihte dies vergessen haben, laufen wir in die Irre. Wenn wir das Volk Gottes als Ganzes und in seinen Unterschieden verdrängen, zum Schweigen bringen, zerstören, ignorieren oder auf eine kleine Elite beschränken wollen, setzen wir Gemeinschaften, pastorale Pläne, theologische und spirituelle Akzente und Strukturen ohne Wurzeln, ohne Geschichte, ohne Gesicht, ohne Gedächtnis, ohne Leib, ja ohne Leben in die Welt. Wenn wir uns vom Leben des Volkes Gottes entfernen, werden wir trostlos und verkehren wir das Wesen der Kirche»[44].

In diesem Sinn bewirkt der Klerus nicht allein die vom Heiligen Geist angeregte Veränderung. Er ist vielmehr involviert in die Umkehr, die das ganze Volk Gottes betrifft[45]. Daher muss man «bewusst und erleuchtet Räume der Gemeinschaft und der Teilnahme suchen, damit die Salbung des ganzen Volkes Gottes ihre konkrete Vermittlung findet, um sich zu manifestieren»[46].

38. Folglich liegt es auf der Hand, wie notwendig es ist, sowohl eine Konzeption der Pfarrei, die auf sich selbstbezogen ist, als auch eine „Klerikalisierung der Pastoral“ zu überwinden. Die Tatsache ernst zu nehmen, dass dem Volk Gottes «die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes eignet, in deren Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt»[47], drängt dazu, Vorgehensweisen und Modelle zu fördern, durch die alle Getauften kraft der Gabe des Heiligen Geistes und der empfangenen Charismen sich aktiv, dem Stil und der Weise einer organischen Gemeinschaft entsprechend, in die Evangelisierung mit den anderen Pfarrgemeinden unter Berücksichtigung der Pastoral der Diözese einbringen. Da die Kirche nicht nur Hierarchie, sondern Volk Gottes ist, ist die gesamte Gemeinschaft für ihre Sendung verantwortlich.

39. Es wird die Aufgabe der Hirten sein, diese Dynamik zu erhalten, damit alle Getauften entdecken, dass sie aktive Protagonisten der Evangelisierung sind. Das Presbyterium, das sich stets fortbildet[48], wird die Kunst der Unterscheidung klug zum Tragen bringen. Sie ermöglicht es der Pfarrei, in Anerkennung unterschiedlicher Berufungen und Dienste zu wachsen und zu reifen. Der Priester kann somit als Glied und Diener des Volkes Gottes, das ihm anvertraut ist, nicht an seine Stelle treten. Die Pfarrgemeinde ist befähigt, Formen des Dienstes, der Verkündigung des Glaubens und des Zeugnisses der karitativen Liebe vorzuschlagen.

40. Die zentrale Stellung des Heiligen Geistes – unverdiente Gabe des Vaters und des Sohnes für die Kirche – bringt es mit sich, gemäß der Weisung Jesu zutiefst uneigennützig zu sein: «Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben» (Mt 10,8). Er hat seinen Jüngern gelehrt, großzügig zu dienen, eine Gabe für die anderen zu sein (vgl. Joh 13,14-15) mit besonderer Aufmerksamkeit gegenüber den Armen. Von daher erschließt sich unter anderem die Notwendigkeit, das sakramentale Leben nicht „zu verschachern“ und nicht den Eindruck zu erwecken, dass die Feier der Sakramente – vor allem der heiligen Eucharistie – und die anderen Dienste von Preislisten abhängen.

Der Hirte, der der Herde, ohne auf seinen Vorteil bedacht zu sein, dient, ist andererseits gehalten, die Gläubigen zu bilden. Alle Glieder der Gemeinschaft sollen sich ihrer Verantwortung bewusst sein und durch verschiedene Formen der Hilfe und Solidarität, die die Pfarrei für die freie und wirksame Ausübung ihres pastoralen Dienstes braucht, den Bedürfnissen der Kirche entgegenkommen.

41. Die Sendung, die die Pfarrei als pulsierendes Zentrum der Evangelisierung hat, betrifft daher das ganze Volk Gottes in seinen verschiedenen Teilen: die Priester, die Diakone, die Gottgeweihten, die Gläubigen, alle gemäß ihren Charismen und der entsprechenden Verantwortung.

VII. Die Pfarrei und die anderen Untergliederungen innerhalb der Diözese

42. Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im missionarischen Sinn erfolgt daher in einem schrittweisen Prozess der Erneuerung der Strukturen und folglich in verschiedenen Weisen der Übertragung der Hirtensorge und der Beteiligung an ihrer Ausübung, die alle Glieder des Volkes Gottes einschließen.

43. In Bezug auf die interne Untergliederung des Diözesangebietes[49] sind seit einigen Jahrzehnten in der von den Dokumenten des Lehramtes rezipierten Umgangssprache zur Pfarrei und zu den Dekanaten, die der Kodex des kanonischen Rechtes bereits vorsieht[50], Begriffe wie „pastorale Einheit“ und „pastorale Zone“ hinzugekommen. Diese Bezeichnungen definieren Formen der pastoralen Organisation der Diözese, die eine neue Beziehung zwischen den Gläubigen und dem Gebiet umschreiben.

44. Beim Thema „pastorale Einheit“ oder „Zone“, geht sicher niemand davon aus, dass die Lösung der vielfältigen gegenwärtigen Probleme, darin liegt, bereits vorhandene Gegebenheiten neu zu bezeichnen. Um ein schlichtes Ertragen von Veränderungen zu vermeiden und in dem Bemühen, sie vielmehr zu fördern und zu steuern, geht es im Kern dieses Erneuerungsprozesses um die Notwendigkeit, Strukturen zu finden, die geeignet sind, in allen Teilen der christlichen Gemeinschaft die gemeinsame Berufung zur Verkündigung der Frohen Botschaft im Hinblick auf eine wirksamere Hirtensorge für das Volk Gottes, dessen „zentrales Element“ nur die Erreichbarkeit und Nähe sein können, anzufachen.

45. Diesbezüglich hebt das kanonische Recht die Notwendigkeit hervor, die Diözese in verschiedene Teile zu untergliedern[51], mit der Möglichkeit, dass diese nach und nach als Zwischenstrukturen zwischen der Diözese und der einzelnen Pfarrei zusammengeschlossen werden. Daher kann es unter Berücksichtigung der Dimensionen der Diözese und ihrer konkreten pastoralen Gegebenheiten verschiedene Arten von Pfarreizusammenschlüssen geben[52].

In diesen Zusammenschlüssen wirkt und lebt die Kirche als Gemeinschaft mit einer besonderen Ausrichtung auf das konkrete Territorium. Um die Nachbarschaft der Pfarrer und der anderen pastoralen Mitarbeiter zu erleichtern, ist bei ihrer Errichtung möglichst auf eine homogene Bevölkerung und auf ähnliche Gewohnheiten, sowie auf gemeinsame charakteristische Merkmale des Gebietes zu achten[53].

VII.a. Das Vorgehen bei der Errichtung von Pfarreizusammenschlüssen

46. Vor der Errichtung eines Pfarreizusammenschlusses muss der Bischof gemäß dem kanonischen Recht und im Sinne gebotener kirchlicher Mitverantwortung, an der er und die Mitglieder des Priesterrates in rechtlich verschiedener Weise teilhaben, vor allem diesen diesbezüglich hören[54].

47. Die Zusammenschlüsse von mehreren Pfarreien können zunächst in einfacher föderativer Art erfolgen. Auf diese Weise bewahren die zusammengeschlossenen Pfarreien ihre unterschiedliche Identität.

Gemäß der kanonischen Ordnung ist bei der Errichtung aller Arten von Zusammenschlüssen benachbarter Pfarreien darüber hinaus klar, dass die vom universalkirchlichen Recht für die juristische Person der Pfarrei statuierten wesentlichen Elemente, von denen der Bischof nicht dispensieren kann[55], beachtet werden müssen. Er muss daher für jede Pfarrei, die er aufheben möchte, ein spezifisches mit entsprechenden Begründungen versehenes Dekret erlassen[56].

48. Im Lichte des oben Gesagten muss daher der Zusammenschluss, die Errichtung und die Aufhebung von Pfarreien durch den Diözesanbischof gemäß den im kanonischen Recht vorgesehenen Normen durchgeführt werden, d. h. durch Inkorporation, durch die eine Pfarrei in einer anderen aufgeht, da sie von ihr absorbiert wird und ihre ursprüngliche Besonderheit und Rechtspersönlichkeit verliert; oder auch durch eine echte Fusion, durch die eine neue Pfarrei entsteht mit der Konsequenz, dass die vorher existierenden Pfarreien samt Rechtpersönlichkeit aufgehoben werden; oder schließlich durch eine Teilung einer Pfarrgemeinde in mehrere selbständige Pfarreien, die neu entstehen[57].

Darüber hinaus ist die Aufhebung von Pfarreien durch eine Zusammenlegung mit aufhebender Wirkung legitim, wenn Gründe vorliegen, die eine bestimmte Pfarrei direkt betreffen. Hingegen sind beispielsweise keine angemessenen Gründe der bloße Mangel an Klerikern in einer Diözese, deren allgemeine finanzielle Situation oder andere Bedingungen der Gemeinde, die voraussichtlich kurzfristig verändert werden können (z. B. die Zahl der Gläubigen, die fehlende finanzielle Unabhängigkeit, städtebauliche Veränderungen des Gebietes). Damit Maßnahmen dieser Art rechtmäßig sind, müssen die Gründe, auf die man sich bezieht, mit der betroffenen Pfarrei in direkter und organischer Weise in Verbindung stehen. Sie dürfen nicht auf Überlegungen allgemeiner, theoretischer und „prinzipieller“ Art beruhen.

49. Bezüglich der Errichtung und der Aufhebung von Pfarreien ist daran zu erinnern, dass jede Entscheidung durch ein formales schriftlich ausgefertigtes Dekret getroffen werden muss[58]. Folglich entspricht eine singuläre Maßnahme, die auf der Basis eines einzigen Rechtsaktes, allgemeinen Dekretes oder diözesanen Gesetzes auf eine Neuordnung allgemeiner Art hinsichtlich der ganzen Diözese, eines ihrer Teile oder mehrerer Pfarreien abzielt, nicht dem kanonischen Recht.

50. Wenn es um die Aufhebung von Pfarreien geht, muss das Dekret insbesondere in klarer Weise unter Bezugnahme auf die konkrete Situation angeben, welche Gründe vorliegen, die den Bischof dazu veranlasst haben, die Entscheidung zu fällen. Sie müssen daher detailliert angegeben werden. Ein allgemeiner Verweis auf das „Heil der Seelen“ ist nicht ausreichend.

Mit dem Rechtsakt über die Aufhebung einer Pfarrei muss der Bischof schließlich auch die Übertragung ihrer Güter gemäß den kanonischen Normen vorsehen[59]. Wenn nicht schwerwiegende gegenteilige Gründe vorliegen und der Priesterrat gehört worden ist[60], muss die Kirche der aufgehobenen Pfarrei weiterhin für die Gläubigen zugänglich sein.

51. Im Zusammenhang mit dem Thema des Zusammenschlusses von Pfarreien und ihrer eventuellen Aufhebung besteht bisweilen die Notwendigkeit, Kirchen zu profanieren[61]. Diese Entscheidung kommt nach der verpflichtenden Anhörung des Priesterrates dem Diözesanbischof zu[62].

Auch in diesem Fall sind für die Entscheidung über die Profanierung der diözesane Klerikermangel, die Abnahme der Bevölkerung und die schwerwiegende finanzielle Krise der Diözese keine legitimen Gründe. Wenn das Gebäude sich hingegen in einem für die Feier der Liturgie unbrauchbaren irreparablen Zustand befindet, ist es möglich, es gemäß dem kanonischen Recht zu profanieren.

VII.b. Das Dekanat

52. Es ist vor allem daran zu erinnern, dass «um die Seelsorge durch gemeinsames Handeln zu fördern, mehrere benachbarte Pfarreien zu besonderen Zusammenschlüssen, z. B. zu Dekanaten, vereinigt werden können»[63]. Je nach Ort und Gegend werden sie als „Dekanate“, „Archipresbyterate“, als „Seelsorgezonen“ oder „Präfekturen“ bezeichnet[64].

53. Der Dekan muss nicht notwendigerweise ein Pfarrer einer bestimmten Pfarrei sein[65]. Damit das Dekanat seiner Bestimmung gerecht werden kann und nicht nur eine lediglich formale Einrichtung ist, hat der Dekan außer anderen Befugnissen die vorrangige Pflicht, «die gemeinsame pastorale Tätigkeit im Dekanat zu fördern und zu koordinieren»[66]. Darüber hinaus ist er «verpflichtet, gemäß der vom Diözesanbischof getroffenen Bestimmung die Pfarreien seines Bezirkes zu visitieren»[67]. Um seine Aufgabe besser erfüllen zu können und um noch mehr die gemeinsamen Aktivitäten zwischen den Pfarreien zu fördern, kann der Bischof dem Dekan weitere Befugnisse übertragen, die im konkreten Zusammenhang als angemessen betrachtet werden.

VII.c. Die pastorale Einheit

54. Wenn es die Umstände wegen der Größe des Dekanats oder der hohen Anzahl der Gläubigen erfordern, und es deshalb notwendig ist, die organische Zusammenarbeit unter benachbarten Pfarreien zu unterstützen, kann der Bischof ausgehend von ähnlichen Zweckbestimmungen und nach Anhörung des Priesterrates[68] auch den beständigen institutionellen Zusammenschluss mehrerer Pfarreien innerhalb des Dekanats[69] unter Berücksichtigung einiger konkreter Kriterien beschließen.

55. Vor allem wird darauf zu achten sein, dass die Zusammenschlüsse („pastorale Einheiten“[70] genannt) auch vom soziologischen Blickwinkel aus in möglichst homogener Weise definiert werden, damit eine wirkliche Gesamtpastoral[71] in missionarischer Hinsicht verwirklicht werden kann.

56. Darüber hinaus muss jede Pfarrei dieses Zusammenschlusses einem Pfarrer oder auch einer Gruppe von Priestern solidarisch anvertraut werden, die sich um alle Pfarrgemeinden kümmern[72]. Sofern es der Bischof für angemessen hält, kann der Zusammenschluss alternativ auch aus mehreren Pfarreien zusammengesetzt und ein und demselben Pfarrer anvertraut sein[73].

57. In Anbetracht der den Priestern geschuldeten Aufmerksamkeit, die nicht selten den Dienst verdienstvoll und mit Anerkennung vonseiten der Gemeinden verrichtet haben, und wegen des Wohls der Gläubigen, die ihre Hirten schätzen und ihnen dankbar sind, soll der Diözesanbischof bei der Errichtung eines bestimmten Zusammenschlusses auf keinem Fall mit dem gleichen Dekret beschließen, dass in mehreren vereinten und nur einem Pfarrer anvertrauten Pfarreien[74] eventuell andere vorhandene Pfarrer, die noch im Amt sind[75], automatisch zum Pfarrvikar ernannt oder faktisch ihres Amtes enthoben werden.

58. Außer im Falle einer solidarischen Amtsübertragung kommt es dem Diözesanbischof hierbei von Fall zu Fall zu, die Funktionen des moderierenden Priesters dieser Zusammenschlüsse von Pfarreien und das Dienstverhältnis zum Dekan des Dekanats[76], in dem sich die pastorale Einheit befindet, festzulegen.

59. Wenn der Zusammenschluss von Pfarreien – Dekanat oder „pastorale Einheit“ – gemäß dem Recht errichtet ist, wird der Bischof nach Lage der Dinge festlegen, ob in diesem alle Pfarreien einen Pastoralrat haben müssen[77] oder ob es besser ist, dass diese Aufgabe einem Pastroalrat für alle betroffenen Gemeinden anvertraut wird. Auf alle Fälle müssen die einzelnen Pfarreien des Zusammenschlusses, da sie ihre Rechtspersönlichkeit und -fähigkeit behalten, ihren Vermögensverwaltungsrat beibehalten[78].

60. Um das gemeinsame missionarische Handeln und die Seelsorge effektiver zur Geltung zu bringen, erscheint es angemessen, dass sich gemeinsame pastorale Dienste für bestimmte Bereiche (z. B. für die Katechese, die Caritas, die Jugend- oder Familienpastoral) für die Pfarreien des Zusammenschlusses mit der Teilnahme aller, die zum Volk Gottes gehören, d.  h. der Kleriker, der Gottgeweihten, der Mitglieder des apostolischen Lebens und der Gläubigen, bilden.

VII.d. Die pastorale Zone

61. Mehrere „pastorale Einheiten“ können ein Dekanat bilden. In gleicher Weise können vor allem in flächenmäßig großen Diözesen mehrere Dekanate vom Bischof nach Anhörung des Priesterrates[79] zu „Bezirken“ oder „pastoralen Zonen“[80] vereint werden. Sie werden von einem Bischofsvikar[81] geleitet, der über die Spezialvollmachten hinaus, die der Diözesanbischof ihm von Fall zu Fall geben will, über ordentliche ausführende Gewalt für die pastorale Verwaltung der Zone im Namen des Diözesanbischofs und unter seiner Autorität und in Gemeinschaft mit ihm verfügt.

VIII. Ordentliche und außerordentliche Formen der Übertragung der Hirtensorge für die Pfarrgemeinde

62. Wegen ihres Hirtendienstes sind der Pfarrer und die anderen Priester zusammen mit dem Bischof an erster Stelle der grundlegende Bezugspunkt für die Pfarrgemeinde[82]. Der Pfarrer und die Priester pflegen den Austausch und die priesterliche Brüderlichkeit und feiern die Sakramente für die Gemeinde und zusammen mit ihr. Ihre Aufgabe besteht darin, die Pfarrei so zu leiten, dass sie ein überzeugendes Zeichen christlicher Gemeinschaft ist[83].

63. In Bezug auf die Mitarbeit und die Sendung der Priester in der Pfarrgemeinde verdient das gemeinsame Leben besonderer Erwähnung[84]. Can. 280 empfiehlt es, obwohl es sich nicht um eine Verpflichtung für den Diözesanklerus handelt. Diesbezüglich ist an den grundlegenden Wert des Gemeinschaftssinnes, des gemeinsamen Gebets und pastoralen Handelns der Kleriker[85] im Hinblick auf ein echtes Zeugnis der sakramentalen Brüderlichkeit[86] und eines wirksameren missionarischen Handelns zu erinnern.

64. Wenn das Presbyterium die Gemeinschaft pflegt, wird die priesterliche Identität gestärkt, die materiellen Sorgen verringern sich und die Versuchung zum Individualismus weicht der Förderung der persönlichen Beziehung. Das gemeinsame Gebet, das gemeinsame Nachdenken und Studium, die im priesterlichen Leben nie fehlen dürfen, können in der Bildung einer priesterlichen Spiritualität, die im Alltag verwurzelt ist, eine große Hilfe sein.

Auf alle Fälle wird es angemessen sein, dass der Bischof gemäß seinem Urteil und im Rahmen des Möglichen die menschliche und geistliche Nähe unter den Priester, denen er eine Pfarrei oder einen Zusammenschluss von Pfarreien anvertrauen will, berücksichtigt und sie zu einer großzügigen Offenheit für die neue pastorale Sendung und für Formen des gemeinsamen Lebens mit den Mitbrüdern einlädt[87].

65. In einigen Fällen, vor allem dort, wo es kein Pfarrhaus gibt oder wo dieses aus verschiedenen Gründen nicht als Wohnung für den Priester zur Verfügung steht, kann es sein, dass dieser in die Herkunftsfamilie zurückkehrt, die der ursprüngliche Ort der menschlichen Formung und der Berufungserfahrung ist[88].

Diese Unterbringung erweist sich einerseits als positiver Beitrag für das alltägliche Leben des Priesters, da ihm eine ruhige und beständige häusliche Umgebung gewährleistet wird, vor allem wenn die Eltern noch leben. Andererseits soll vermieden werden, dass die familiären Beziehungen den Priester innerlich abhängig machen und zeitlich einschränken oder dass sie eine ausschließende – anstatt ergänzende – Alternative zur Beziehung mit dem Presbyterium und der Gemeinschaft der Gläubigen sind.

VIII.a. Der Pfarrer

66. Das Amt des Pfarrers dient der umfassenden Seelsorge[89]. Daher muss ein Gläubiger die Priesterweihe[90] empfangen haben, damit er gültig zum Pfarrer ernannt werden kann. Wer sie nicht hat, kann, auch nicht im Falle des Priestermangels, weder den Titel noch die entsprechenden Funktionen erhalten. Da der Hirte und die Gemeinde sich kennen und einander nahe sein müssen, kann das Amt des Pfarrers auch nicht einer juristischen Person anvertraut werden[91]. Ausgehend von den Bestimmungen des can 517 §§ 1-2, ist besonders darauf hinzuweisen, dass das Amt des Pfarrers nicht einer aus Klerikern und Laien bestehenden Gruppe übertragen werden kann. Daher sind Bezeichnungen wie „Leitungsteam“, „Leitungsequipe“ oder ähnliche Benennungen, die eine kollegiale Leitung der Pfarrei zum Ausdruck bringen könnten, zu vermeiden.

67. Da der Pfarrer der «eigene Hirte der ihm übertragenen Pfarrei» [92] ist, vertritt er von Rechts wegen die Pfarrei bei allen Rechtsgeschäften[93]. Er ist der verantwortliche Verwalter des pfarrlichen Vermögens, das als „kirchliches Vermögen“ den entsprechenden kanonischen Normen unterliegt[94].

68. Gemäß dem Zweiten Vatikanischen Konzil «müssen die Pfarrer in der Pfarrei jene Beständigkeit im Amt besitzen, die das Heil der Seelen erfordert»[95]. Generell gilt daher, dass der Pfarrer «auf unbegrenzte Zeit zu ernennen»[96] ist.

Dennoch kann der Diözesanbischof Pfarrer für eine bestimmte Zeit ernennen, wenn dies durch Dekret der Bischofskonferenz beschlossen worden ist. Da der Pfarrer eine echte und wirksame Beziehung zu der ihm anvertrauten Gemeinde aufbauen muss, sollen die Bischofskonferenzen für die Ernennung auf bestimmte Zeit keine zu kurze Dauer, d. h. nicht unter fünf Jahren, festlegen.

69. Auf jeden Fall müssen die Pfarrer, auch wenn sie auf „unbestimmte Zeit“ ernannt worden sind, oder vor dem Ende der „festgelegten Zeit“ für eine eventuelle Versetzung in eine andere Pfarrei oder auf ein anderes Amt bereit sein «wenn das Heil der Seelen oder die Notwendigkeit oder der Nutzen der Kirche es erfordern»[97]. Es ist daran zu erinnern, dass der Pfarrer der Pfarrei dient und nicht umgekehrt sie ihm.

70. Im Allgemeinen ist es, sofern möglich, gut, wenn der Pfarrer die pfarrliche Sorge für eine Pfarrei hat. «Wegen Priestermangels oder anderer Umstände kann aber die Sorge für mehrere benachbarte Pfarreien demselben Pfarrer anvertraut werden»[98]. „Andere Umstände“ sind beispielsweise die Geringfügigkeit des Territoriums oder der Bevölkerung, sowie auch die Nähe der betroffenen Pfarreien. Wenn demselben Pfarrer mehrere Pfarreien übertragen werden, soll der Bischof sorgsam sicherstellen, dass dieser in voller und konkreter Weise als echter Hirte das Pfarramt aller ihm anvertrauten Pfarreien ausüben kann[99].

71. Wenn er ernannt worden ist, bleibt der Pfarrer mit allen Rechten und mit der gesamten Verantwortung im vollen Besitz der ihm anvertrauten Funktionen bis er sein pastorales Amt rechtmäßig beendet hat[100]. Hinsichtlich seiner Amtsenthebung oder Versetzung vor dem Ende des Mandats müssen die entsprechenden kanonischen Verfahren beachtet werden, derer sich die Kirche bedient, um zu entscheiden, was im konkreten Fall angemessen ist[101].

72. Auch wenn keine anderen Gründe für die Beendigung vorliegen, soll der Pfarrer, der 75 Jahre alt geworden ist, die Einladung des Diözesanbischofs, auf die Pfarrei zu verzichten, annehmen[102], wenn es das Wohl der Gläubigen erfordert. Der Amtsverzicht im Alter von 75 Jahren[103] ist als moralische, wenn nicht gar als kanonische Pflicht zu betrachten. Sie bedeutet aber nicht, dass der Pfarrer automatisch sein Amt verliert. Das Amt endet nur, wenn der Diözesanbischof dem betroffenen Pfarrer schriftlich die Annahme des Amtsverzichts mitgeteilt hat[104]. Andererseits soll der Bischof den Amtsverzicht eines Pfarrers wohlwollend in Erwägung ziehen, auch wenn er lediglich wegen der Vollendung des 75. Lebensjahres eingereicht worden ist.

73. Um eine funktionalistische Auffassung des Dienstes zu vermeiden, wird der Diözesanbischof auf jeden Fall klug alle Umstände der Person und des Ortes, wie beispielsweise das Vorliegen gesundheitlicher oder disziplinärer Gründe, den Mangel an Priestern, das Wohl der Pfarrgemeinde und andere Gesichtspunkte dieser Art, in Erwägung ziehen und den Verzicht bei Vorliegen eines gerechten und angemessenen Grundes annehmen[105].

74. Wenn es die persönliche Situation des Priesters erlaubt und es pastoral angemessen und ratsam ist, soll der Bischof andererseits die Möglichkeit in Betracht ziehen, ihn im Amt des Pfarrers zu belassen, und ihm vielleicht eine Hilfe zur Seite stellen und die Nachfolge vorbereiten. Darüber hinaus «kann der Bischof entsprechend der Sachlage einem Pfarrer, der auf sein Amt verzichtet hat, eine kleinere Pfarrei anvertrauen»[106] oder ihm eine andere pastorale Aufgabe, die seinen konkreten Möglichkeiten entspricht, übertragen. Falls es notwendig sein sollte, soll er ihm zu verstehen geben, dass er eine Versetzung dieser Art keinesfalls als „Degradierung“ oder „Bestrafung“ betrachten soll.

VIII.b. Der Pfarradministrator

75. Wenn es nicht möglich ist, sofort den Pfarrer zu ernennen, muss die Ernennung eines Pfarradministrators[107] in Übereinstimmung mit den kanonischen Normen erfolgen[108].

Es handelt sich um ein Amt, das naturgemäß nicht beständig ist und in Erwartung der Ernennung des neuen Pfarrers ausgeübt wird. Es ist daher illegitim, dass der Diözesanbischof einen Pfarradministrator ernennt, ihn länger als ein Jahr oder gar in beständiger Weise in dieser Position belässt und keinen Pfarrer ernennt.

Erfahrungsgemäß wird eine solche Lösung oft gewählt, um die rechtlichen Vorgaben über die Beständigkeit des Pfarrers im Amt zu umgehen. Diese Rechtsverletzung beschädigt die Sendung des betroffenen Priesters wie auch die der Gemeinde, die wegen der Unsicherheit der Präsenz des Hirten missionarische Vorhaben größeren Ausmaßes nicht planen kann und sich auf eine Pastoral der Bewahrung beschränken muss.

VIII.c. Solidarische Übertragung

76. Weiterhin «kann die Hirtensorge für eine oder für verschiedene Pfarreien zugleich mehreren Priestern solidarisch übertragen werden, wo die Umstände dies erfordern»[109]. Eine solche Lösung kann gewählt werden, wenn nach dem Ermessen des Bischofs die konkreten Umstände dies insbesondere wegen des Wohls der betroffenen Gemeinden oder wegen der Förderung des Gemeinschaftssinnes unter den Priestern durch ein gemeinsames wirksameres pastorales Handeln erfordern[110].

In diesen Fällen agiert die Gruppe der Priester zusammen mit den anderen Mitgliedern der betroffenen Pfarrgemeinden auf der Basis gemeinsamer Entscheidung. Der Moderator ist gegenüber den anderen Priestern, die Pfarrer in jeder Hinsicht sind, primus inter pares.

77. Es wird sehr empfohlen, dass jede Gemeinschaft von Priestern, der solidarisch die Seelsorge einer oder mehrerer Pfarreien anvertraut worden ist, eine interne Ordnung ausarbeitet, damit alle Priester besser ihre Aufgaben und Funktionen, die ihnen zukommen, erfüllen können[111].

Der Moderator leitet die gemeinsame Arbeit in der Pfarrei oder in den Pfarreien, die der Gruppe anvertraut sind. Er vertritt sie rechtlich[112], koordiniert die Ausübung der Befugnis zur Eheassistenz und die Gewährung der Dispensen, die den Pfarrern zukommen[113] und verantwortet vor dem Bischof alle Aktivitäten der Gruppe[114].

VIII.d. Der Pfarrvikar

78. Innerhalb der oben dargelegten Lösungen kann bereichernd die Möglichkeit hinzukommen, dass ein Priester zum Pfarrvikar ernannt und mit einem besonderen pastoralen Bereich beauftragt wird (Jugendliche, alte und kranke Menschen, Vereine, Bruderschaften, Erziehung, Katechese, etc.), um seinen Dienst entweder vollumfänglich oder einen bestimmten Teil davon „pfarreiübergreifend“ oder in einer der Pfarreien auszuüben[115].

Solle der Pfarrvikar für mehrere Pfarreien, in denen verschiedene Pfarrer zuständig sind, beauftragt worden sein, empfiehlt es sich, im Ernennungsdekret die Aufgaben, die ihm in Bezug auf jede einzelne Pfarrgemeinde, anvertraut worden sind, und ebenso das Dienstverhältnis mit den Pfarrern in Bezug auf den Wohnsitz, die Versorgung und die Feier der heiligen Messe genau zu umschreiben.

VIII.e. Die Diakone

79. Die Diakone sind geweihte Diener, die in einer Diözese oder in anderen kirchlichen Verbänden, die die Befugnis hierfür haben[116], inkardiniert sind. Sie sind Mitarbeiter des Bischofs und der Priester in der missionarischen Sendung mit der besonderen Aufgabe, kraft des empfangenen Sakramentes, «dem Volk Gottes in der Diakonie der Liturgie, des Wortes und der Liebe zu dienen»[117].

80. Um die Identität der Diakone zu bewahren und ihren Dienst zu fördern, hat Papst Franziskus von Anfang an vor einigen Gefahren hinsichtlich des Verständnisses des Wesens des Diakonats gewarnt: «Wir müssen jedoch achtgeben, die Diakone nicht als halbe Priester und halbe Laien zu betrachten. […] Und auch die Meinung, der Diakon sei eine Art Vermittler zwischen den Gläubigen und den Hirten, ist nicht in Ordnung. Weder auf halbem Wege zwischen den Priestern und den Laien, noch auf halbem Wege zwischen den Hirten und den Gläubigen. Und es gibt zwei Versuchungen. Es gibt die Gefahr des Klerikalismus: der Diakon, der zu klerikal ist. […] Und die andere Versuchung ist der Funktionalismus: Er ist eine Hilfe, die der Priester für dieses oder jenes hat»[118].

Im weiteren Verlauf der Ansprache hat der Heilige Vater die besondere Rolle der Diakone innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft präzisiert: «Der Diakonat ist eine besondere Berufung, eine familiäre Berufung, die auf das Dienen verweist. […] Dieses Wort ist der Schlüssel, um euer Charisma zu verstehen. Das Dienen als eine der Gaben, die das Gottesvolk kennzeichnen. Der Diakon ist – sozusagen – der Hüter des Dienens in der Kirche. Jedes Wort muss gut bemessen sein. Ihr seid die Hüter des Dienens in der Kirche: des Dienstes am Wort, des Dienstes am Altar, des Dienstes an den Armen»[119].

81. Die Lehre über den Diakonat hat im Verlauf der Jahrhunderte eine bedeutende Entwicklung durchgemacht. Ihre Behandlung im Zweiten Vatikanischen Konzil führt zu einer lehrmäßigen Klärung und zu einer Erweiterung der amtlichen Funktionen. Das Konzil begnügt sich nicht damit, den Diakonat nur im karitativen Bereich zu „anzusiedeln“ oder ihn – gemäß den Bestimmungen des Konzils von Trient – lediglich auf die nicht ständigen Diakone und gleichsam nur auf den liturgischen Dienst zu begrenzen. Vielmehr hebt das Zweite Vatikanische Konzil hervor, dass es sich um einen Grad des Weihesakramentes handelt. Daher dienen die Diakone «mit sakramentaler Gnade gestärkt […] dem Volk Gottes in der „Diakonie“ der Liturgie, des Wortes und der Liebestätigkeit in Gemeinschaft mit dem Bischof und seinem Presbyterium»[120].

Die nachkonziliare Rezeption greift auf das zurück, was Lumen gentium festlegte und definiert das Amt des Diakons immer mehr als, wenn auch graduell verschiedene, Teilhabe am Weiheamt. In einer den Teilnehmern am Internationalen Kongress über den Diakonat gewährten Audienz unterstrich Paul VI., dass der Diakon den christlichen Gemeinden «sowohl in der Verkündigung des Wortes Gottes, als auch in der Spendung der Sakramente und in der Ausübung der Caritas»[121] diene. Obwohl gemäß der Apostelgeschichte (vgl. Apg 6, 1-6) die sieben ausgewählten Männer scheinbar nur für den Dienst an den Tischen bestimmt sind, berichtet andererseits das gleiche biblische Buch, wie Stephanus und Philippus sich voll und ganz der „Diakonie des Wortes“ widmen. Als Mitarbeiter der Zwölf und des Paulus üben sie jedenfalls ihren Dienst in zwei Bereichen aus: der Evangelisierung und der Caritas.

Es gibt viele kirchliche Dienste, die einem Diakon anvertraut werden können, d. h. all jene, die nicht die umfassende Seelsorge mit sich bringen[122]. Der Kodex des kanonischen Rechts legt fest, welche Ämter dem Priester vorbehalten sind und welche auch den Gläubigen anvertraut werden können. Hingegen fehlt der Hinweis auf spezifische Ämter, durch die die Eigenart des diakonalen Dienst ersichtlich würde.

82. Die Geschichte des Diakonats macht auf jeden Fall deutlich, dass dieses im Kontext einer Vision von Kirche, in der es Ämter gibt, und daher als sakramentales Dienstamt für die Verkündigung und die Caritas eingeführt worden ist. Der zuletzt genannte Bereich umfasst auch die Verwaltung der Güter. Später kommt diese zweifache Sendung des Diakons in der Liturgie zum Ausdruck, in der er dazu bestellt ist, das Evangelium zu verkünden und am Altar zu dienen. Gerade diese Bezüge könnten hilfreich sein, spezifische Aufgaben für den Diakon durch die Aufwertung der dieser Berufung charakteristischen Aspekte im Hinblick auf die Förderung des diakonalen Dienstes zu bestimmen.

VIII.f. Die Gottgeweihten

83. Innerhalb der Pfarrgemeinde leben nicht selten Menschen, die sich für das geweihte Leben entschieden haben. Dieses «ist nämlich dem Leben der Ortskirche nicht fremd oder davon unabhängig, sondern stellt eine besondere, durch die Radikalität des Evangeliums geprägte Weise dar, im Inneren der Ortskirche mit seinen spezifischen Gaben gegenwärtig zu sein»[123]. Darüber hinaus ist das in die Gemeinde zusammen mit den Klerikern und Laien integrierte geweihte Leben «in der charismatischen Dimension der Kirche angesiedelt. […] Die Spiritualität der Institute des geweihten Lebens kann für die Gläubigen wie auch für die Priester eine bedeutende Ressource werden, um die eigene Berufung zu leben»[124].

84. Der Beitrag, den die Gottgeweihten für die missionarische Sendung der Pfarrgemeinde leisten können, leitet sich in erster Linie von ihrem „Sein“ ab, d. h. vom Zeugnis einer radikalen Nachfolge Christi durch die Profess der evangelischen Räte[125], und nur in zweiter Linie auch von ihrem „Tun“, d. h. von ihren Werken, die dem Charisma der Institute entsprechen (beispielsweise Katechese, Caritas, Bildung, Jugendpastoral, Sorge für die Kranken)[126].

VIII.g. Die Laien

85. Die Pfarrgemeinde setzt sich vor allem aus Laien zusammen[127], die kraft der Taufe und der anderen Sakramente der christlichen Initiation und in vielen Fällen auch kraft des Ehesakramentes[128] am missionarischen Handeln der Kirche teilhaben, weil «die Berufung und die besondere Sendung der Laien die Umwandlung der verschiedenen weltlichen Bereiche ist, damit alles menschliche Tun vom Evangelium verwandelt wird»[129].

Die Laien, denen der Weltcharakter in besonderer Weise eigen ist, d. h. «kraft der ihnen eigenen Berufung in der Verwaltung und gottgemäßen Regelung der zeitlichen Dinge das Reich Gottes zu suchen»[130], «können sich auch berufen fühlen oder berufen werden zur Mitarbeit mit ihren Hirten im Dienst an der kirchlichen Gemeinschaft, für ihr Wachstum und ihr volles Leben. Sie können dabei sehr verschiedene Ämter übernehmen, je nach der Gnade und den Charismen, die der Herr ihnen schenkt»[131].

86. Es ist notwendig, dass heute alle Laien einen großzügigen Einsatz für den Dienst an der missionarischen Sendung leisten vor allem durch das Zeugnis des täglichen Lebens, das in den gewohnten Lebensbereichen und auf jeder Verantwortungsebene dem Evangelium entspricht, und besonders durch die Übernahme ihnen entsprechender Verpflichtungen im Dienst an der Pfarrgemeinde[132].

VIII.h. Andere Formen der Übertragung der Hirtensorge

87. Sodann gibt es für den Bischof eine weitere Möglichkeit – gemäß can. 517 § 2 – für den Hirtendienst in einer Gemeinde Sorge zu tragen, auch wenn es wegen Priestermangels nicht möglich ist, weder einen Pfarrer noch einen Pfarradministrator zu ernennen, der ihn vollzeitlich ausüben kann. In diesen problematischen pastoralen Umständen kann der Bischof, um das christliche Leben zu stützen und um die missionarische Sendung der Gemeinde fortzusetzen, einen Diakon, einen Gottgeweihten oder einen Laien oder auch eine Gemeinschaft von Personen (beispielsweise einen Orden oder eine Vereinigung) an der Ausübung der Hirtensorge einer Pfarrei beteiligen[133].

88. Diejenigen, denen auf diese Weise eine Beteiligung an der Ausübung der Hirtensorge der Gemeinde anvertraut wird, werden durch einen Priester, der mit den entsprechenden Befugnissen ausgestattet und „Moderator der Hirtensorge“ ist, koordiniert und geleitet. Ausschließlich ihm kommen die Vollmacht und die Funktionen des Pfarrers mit den entsprechenden Pflichten und Rechten zu, obwohl er dieses Amt nicht innehat.

Es ist daran zu erinnern, dass es sich um eine außerordentliche Form der Übertragung der Hirtensorge handelt, die der Unmöglichkeit geschuldet ist, einen Pfarrer oder einen Pfarradministrator zu ernennen. Sie darf nicht mit der gewöhnlichen aktiven Mitwirkung und mit der Übernahme von Verantwortung durch alle Gläubige verwechselt werden.

89. Das Volk Gottes muss auf den Einsatz einer solchen außerordentlichen Maßnahme in angemessener Weise vorbereitet werden. Sodann ist dafür zu sorgen, dass sie nicht unbefristet, sondern nur innerhalb des dafür zeitlich notwendigen Rahmens erfolgt[134]. Das rechte Verständnis und die richtige Anwendung dieses Kanons erfordern, dass diese außergewöhnliche Maßnahme, «unter genauer Beachtung der darin enthaltenen Bedingungen durchgeführt wird: a) „ob sacerdotum penuriam“ und nicht aus Gründen der Bequemlichkeit oder einer missverständlichen „Förderung der Laien“ […]; b) vorausgesetzt, es handelt sich um eine „participatio in exercitio curae pastoralis“ und nicht darum, die Pfarrei zu leiten, zu koordinieren, zu moderieren oder zu verwalten; dies steht gemäß dem Text des Kanons nur einem Priester zu»[135].

90. Damit die Beteiligung an der Hirtensorge gemäß can. 517 § 2 ohne Schaden verläuft[136], ist es notwendig, einige Kriterien zu beachten. Da es sich um eine außerordentliche und vorübergehende pastorale Situation handelt[137], ist der einzige kanonische Grund, der die Anwendung dieser Norm rechtmäßig macht, ein Mangel an Priestern, dergestalt, dass es nicht möglich ist, durch die Ernennung eines Pfarrers oder eines Pfarradministrators für die Seelsorge der Pfarrgemeinde Sorge zu tragen. Darüber hinaus haben einer oder mehrere Diakone für diese Form der Verwaltung der Hirtensorge Vortritt vor Gottgeweihten und Laien[138].

91. Auf jeden Fall kommt die Koordination der so organisierten Pastoral dem Priester zu, der vom Diözesanbischof als Moderator ernannt wurde. Nur dieser Priester hat die Vollmacht und die dem Pfarrer eigenen Befugnisse. Die anderen Gläubigen hingegen sind «an der Ausübung der Hirtensorge einer Pfarrei beteiligt»[139].

92. Sowohl der Diakon als auch die anderen Personen ohne Weihe, die sich an der Ausübung der Hirtensorge beteiligen, können nur die Funktionen erfüllen, die dem Stand des Diakons oder des Laien entsprechen. «In diesen Fällen müssen jedoch die ursprünglichen Eigenschaften der Verschiedenheit und Komplementarität zwischen den Gaben und Aufgaben der geweihten Amtsträger und der Laien, wie sie der Kirche, die Gott organisch strukturiert wollte, eigen sind, aufmerksam beachtet und geschützt werden»[140].

93. Schließlich wird dringend empfohlen, dass der Bischof, in dem Dekret, mit dem er den Priester zum Moderator ernennt, wenigstens summarisch die Gründe darlegt, warum die Anwendung einer außerordentlichen Form der Übertragung der Hirtensorge für eine oder mehrere Pfarrgemeinden und daher die Art und Weise der Ausübung des Dienstes des beauftragten Priesters notwendig sind.

IX. Pfarrliche Beauftragungen und Dienste

94. Über die gelegentliche Zusammenarbeit hinaus, die jeder Mensch guten Willens – auch die nicht Nichtgetauften – im Rahmen der alltäglichen pfarrlichen Aktivitäten anbieten kann, gibt es einige beständige Beauftragungen, auf deren Basis die Gläubigen für eine gewisse Zeit die Verantwortung für einen Dienst innerhalb der Pfarrgemeinde übernehmen. Zu denken ist beispielsweise an die Katecheten, an die Ministranten, an die Erzieher, die in Gruppen und Vereinen arbeiten, an die Mitarbeiter der Caritas und an jene, die sich in Beratungsstellen oder -zentren engagieren, an jene, die die Kranken besuchen.

95. Im Hinblick auf die Bezeichnung der den Diakonen, den Gottgeweihten und den Laien übertragenen Beauftragungen ist auf jeden Fall eine Terminologie zu wählen, die in korrekter Weise den Funktionen, die sie ihrem Stand gemäß ausüben können, entspricht, um so den wesentlichen Unterschied zwischen dem allgemeinen und dem besonderen Priestertum nicht zu verdunkeln und damit für alle die Art der eingegangenen Verpflichtung klar ist.

96. In diesem Sinne ist vor allem der Diözesanbischof und in nachgeordneter Weise der Pfarrer verantwortlich, dass die Dienste der Diakone, der Gottgeweihten und der Laien, die in der Pfarrei Verantwortung tragen, nicht mit Titeln wie „Pfarrer“, „Ko-Pfarrer“, „Pastor“, „Kaplan“, „Moderator“, „Pfarrverantwortlicher“ oder mit anderen ähnlichen Begriffen bezeichnet werden[141], die das Recht den Priestern vorbehält[142], weil sie einen direkten Bezug zu deren Dienstprofil haben.

Gleichermaßen illegitim und nicht ihrem kirchlichen Stand entsprechend sind im Hinblick auf die genannten Gläubigen und Diakone auch Formulierungen wie „übertragen der Hirtensorge einer Pfarrei“, „die Pfarrgemeinde leiten“ und andere ähnliche, die sich auf die Eigenart des priesterlichen Dienstes, die dem Pfarrer zusteht, beziehen.

Passender scheinen beispielsweise die Bezeichnungen „diakonaler Mitarbeiter“ und für die Gottgeweihten und die Laien „Koordinator für ... (einen pastoralen Teilbereich)“, „pastoraler Mitarbeiter“, „pastoraler Assistent“ und „Beauftragter für … (einen pastoralen Teilbereich)“.

97. Gemäß can. 230 § 1 können Laien als Lektoren und Akolythen in beständiger Weise beauftragt werden. Der nichtgeweihte Gläubige kann nur dann als „außerordentlicher Beauftragter“ bezeichnet werden, wenn er tatsächlich von der zuständigen Autorität[143] berufen worden ist, die stellvertretenden Funktionen gemäß cann. 230 § 3 und 943 wahrzunehmen. Die zeitlich begrenzte liturgische Beauftragung gemäß can. 230 § 2 verleiht dem nichtgeweihten Gläubigen keine spezielle Bezeichnung[144].

Diese Laien müssen in voller Gemeinschaft mit der katholischen Kirche stehen[145], eine Ausbildung erhalten haben, die den Diensten, die sie ausführen sollen, angemessen ist, und eine beispielhafte persönliche und pastorale Lebensführung aufweisen, die sie für die Durchführung des Dienstes geeignet erscheinen lässt.

98. Über das hinaus, was den auf Dauer bestellten Lektoren und Akolythen zukommt[146], kann der Bischof gemäß seinem klugen Ermessen den Diakonen, den Gottgeweihten und den Laien unter der Leitung und der Verantwortung des Pfarrers einige Dienste[147] in amtlicher Weise übertragen, wie zum Beispiel:

1°. Die Feier eines Wortgottesdienstes an Sonntagen und gebotenen Feiertagen, wenn «wegen des Fehlens eines geistlichen Amtsträgers oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund die Teilnahme an einer Eucharistiefeier unmöglich ist»[148]. Es handelt sich um eine außerordentliche Möglichkeit, auf die nur zurückgegriffen werden soll, wenn anders keine Abhilfe geschaffen werden kann. Wenn Diakone zur Verfügung stehen, sollen ihnen solche Liturgien anvertraut werden.

2°. Die Spendung der Taufe unter der Rücksicht, dass «die ordentlichen Spender der Taufe der Bischof, der Priester und der Diakon sind»[149] und dass das durch can. 861 § 2 Normierte eine Ausnahme bildet, die gemäß dem Ermessen des Ortsordinarius zu beurteilen ist.

3°. Die Feier der Beerdigung gemäß dem, was durch die Nr. 19 der Einführung des Beerdigungsritus vorgesehen ist.

99. Die Laien können «nach Maßgabe der Vorschriften der Bischofskonferenz»[150] und «in Einklang mit dem Recht und unter Beachtung der liturgischen Normen»[151] in einer Kirche oder in einer Kapelle predigen, wenn dies die Umstände, die Notwendigkeit oder der besondere Fall erfordern. Während der Feier der Eucharistie dürfen sie jedoch die Homilie auf keinen Fall halten[152].

100. Darüber hinaus «kann der Diözesanbischof aufgrund einer vorgängigen empfehlenden Stellungnahme der Bischofskonferenz und nach Erhalt der Erlaubnis des Heiligen Stuhls, Laien zur Eheschließungsassistenz delegieren, wo Priester und Diakone fehlen»[153].

X. Die Organe kirchlicher Mitverantwortung

X.a. Der Vermögensverwaltungsrat der Pfarrei

101. Die Verwaltung der Güter, über die alle Pfarreien in verschiedenem Ausmaß verfügen, ist ein wichtiger Bereich der Evangelisierung und des evangelischen Zeugnisses gegenüber der Kirche und der Gesellschaft, weil, wie Papst Franziskus sagte, «uns der Herr alle Güter, die wir besitzen, gibt, um die Welt fortschreiten zu lassen, um die Menschheit fortschreiten zu lassen, um den anderen zu helfen»[154]. Der Pfarrer kann und darf daher in dieser Aufgabe nicht allein bleiben[155]. Vielmehr muss er von Mitarbeitern unterstützt werden, um die Güter der Kirche vor allem mit missionarischem Eifer und Geist zu verwalten[156].

102. Daher muss in allen Pfarreien notwendigerweise ein Vermögensverwaltungsrat gebildet werden, der ein Beratungsgremium ist, das der Pfarrer leitet und das aus mindestens drei weiteren Gläubigen besteht[157]. Die Mindestanzahl von drei Mitgliedern ist notwendig, um den Rat als „kollegiales Organ“ betrachten zu können. Es ist daran zu erinnern, dass der Pfarrer nicht zu den Mitgliedern des Vermögensverwaltungsrates zählt, sondern ihn leitet.

103. Wenn der Diözesanbischof keine spezifischen Normen erlassen hat, wird der Pfarrer die Anzahl der Mitglieder des Rates in Bezug auf die Größe der Pfarrei festlegen und bestimmen, ob sie von ihm ernannt oder vielmehr von der Pfarrgemeinde gewählt werden müssen.

Die Mitglieder dieses Rates, die nicht unbedingt zur Pfarrei gehören, müssen einen guten Ruf haben und Fachleute in finanziellen und rechtlichen  Fragen sein[158], um einen wirklichen und kompetenten Dienst leisten zu können, damit der Rat nicht nur in formaler Weise gebildet worden ist.

104. Vorausgesetzt, dass der Diözesanbischof nichts Anderes festgelegt hat und unter Beachtung der geschuldeten Klugheit und eventueller Normen des staatlichen Rechts steht schließlich nichts dagegen, dass ein und dieselbe Person Mitglied des Vermögensverwaltungsrates mehrerer Pfarreien sein kann, wenn dies die Umstände erfordern.

105. Die diesbezüglichen vom Diözesanbischof eventuell erlassenen Normen werden die spezifischen Situationen der Pfarreien berücksichtigen müssen, wie z. B. das sehr geringe Vermögen oder die Zugehörigkeit zu einer pastoralen Einheit[159].

106. Der Vermögensverwaltungsrat kann eine wichtige Rolle spielen, um innerhalb der Pfarrgemeinde die Kultur der Mitverantwortung, der Transparenz, der Verwaltung und der Sorge für die Bedürfnisse der Kirche wachsen zu lassen. In besonderer Weise darf die Transparenz nicht nur im Sinne einer formalen Vorlage von Zahlen verstanden werden, sondern vielmehr als der Gemeinde geschuldete Information und willkommene Gelegenheit einer informativen Beteiligung. Es handelt sich um eine Vorgehensweise, die für die Glaubwürdigkeit der Kirche unabdingbar ist, vor allem dann, wenn sie eine große Vermögenmasse zu verwalten hat.

107. Gewöhnlich kann das Ziel der Transparenz durch die Veröffentlichung einer jährlichen Rechnungslegung, die zuerst dem Ortsordinarius vorgelegt werden muss[160], mit der exakten Angabe der Einnahmen und der Ausgaben erreicht werden. Weil es sich um das Vermögen der Pfarrei und nicht des Pfarrers, obwohl er dessen Verwalter ist, handelt, wird so die gesamte Gemeinde wissen, wie die Güter verwaltet worden sind, wie die finanzielle Situation der Pfarrei ist und über welche Ressourcen sie tatsächlich verfügt.

X.b. Der Pastoralrat der Pfarrei

108. Das geltende kanonische Recht[161] überlässt dem Diözesanbischof die Entscheidung über die Errichtung eines Pastoralrates in den Pfarreien, der gemäss Papst Franziskus auf jeden Fall in der Regel sehr empfehlenswert ist: «Wie notwendig sind die Pastoralräte! Ein Bischof kann eine Diözese ohne die pastoralen Räte nicht leiten. Ein Pfarrer kann die Pfarrei ohne die pastoralen Räte nicht leiten!»[162].

Die Interpretierbarkeit der Normen erlaubt die Anpassungen, die in den konkreten Umständen als angemessen betrachtet werden, wie beispielsweise im Falle von mehreren Pfarreien, die nur einem Pfarrer anvertraut worden sind, oder einer pastoralen Einheit. In diesen Fällen ist es möglich einen einzigen Pastoralrat für mehrere Pfarreien zu bilden.

109. Der theologische Sinn des Pastoralrates ist im Wesen der Kirche verankert, d. h. in ihrem „Leib-Christi-Sein“, das eine „Spiritualität der Gemeinschaft“ erzeugt. Die Verschiedenheit der Charismen und Dienste, die sich aus der Eingliederung in Christus und aus dem Geschenk des Heiligen Geistes ergibt, kann in der christlichen Gemeinschaft nie bis zur «Gleichförmigkeit, zur Verpflichtung, alles gemeinsam und gleich zu machen und immer in derselben Weise zu denken»[163] vereinheitlicht werden. Kraft des Priestertums aus der Taufe[164] sind alle Gläubigen dazu bestimmt, den ganzen Leib aufzuerbauen. Zugleich nimmt das gesamte Volk Gottes in der wechselseitigen Mitverantwortung seiner Glieder an der Sendung der Kirche teil, d. h. es erkennt die Zeichen der Gegenwart Gottes in der Geschichte und wird Zeuge seines Reiches[165].

110. Weit davon entfernt, ein schlichter bürokratischer Organismus zu sein, unterstreicht und verwirklicht der Pastoralrat folglich die Bedeutung des Volkes Gottes als Subjekt und aktiver Protagonist der missionarischen Sendung kraft der Tatsache, dass alle Gläubigen die Gaben des Heiligen Geistes in der Taufe und in der Firmung empfangen haben: «Der erste Schritt ist, zum göttlichen Leben neu geboren zu werden. Dann ist es notwendig, als Kind Gottes zu leben, d. h. Christus, der in der heiligen Kirche wirkt, gleichförmig zu werden und an seiner Sendung in der Welt teilzunehmen. Dies bewirkt die Salbung des Heiligen Geistes: „Ohne dein lebendig Wehn kann im Menschen nichts bestehn“ (Pfingstsequenz) […] Wie das ganze Leben Jesu vom Heiligen Geist beseelt war, so steht auch das Leben der Kirche und ihrer Glieder unter der Leitung desselben Geistes»[166].

Im Lichte dieser grundlegenden Sichtweise darf an die Worte des hl. Pauls VI. erinnert werden, gemäß dem «es die Aufgabe des Pastoralrates ist, all das zu untersuchen und zu prüfen, das die pastoralen Aktivitäten betrifft und folglich praktische Schlussfolgerungen vorzulegen, um die Übereinstimmung des Lebens und des Handelns des Volkes Gottes mit dem Evangelium zu fördern»[167], in dem Bewusstsein – und daran erinnert Papst Franziskus –, dass das Ziel dieses Rates «nicht in erster Linie die kirchliche Organisation ist, sondern der missionarische Traum, alle zu erreichen»[168].

111. Der Pastoralrat ist ein Beratungsgremium. Er unterliegt den vom Diözesanbischof erlassenen Normen, welche die Zusammensetzung, die Wahl der Mitglieder, die Ziele und die Funktionsweise festlegen[169]. Um das Wesen dieses Rates nicht zu verdunkeln, ist es auf alle Fälle ratsam, ihn nicht als „Team“ oder „Equipe“ zu bezeichnen, da eine solche Terminologie nicht geeignet ist, die korrekte kirchliche und kanonische Beziehung zwischen dem Pfarrer und den übrigen Gläubigen zum Ausdruck zu bringen.

112. Gemäß den entsprechenden diözesanen Normen soll der Pastoralrat wirklich repräsentativ für die Gemeinde sein, die er in allen ihren Teilen (Priester, Diakone, Gottgeweihte und Laien) abbildet. Er stellt einen spezifischen Bereich dar, in dem die Gläubigen ihr Recht wahrnehmen und ihrer Pflicht nachkommen, ihre Meinung hinsichtlich des Wohls der Pfarrgemeinde den Hirten und auch den anderen Gläubigen mitzuteilen[170].

Die Hauptaufgabe des pfarrlichen Pastoralrates besteht darin, in Übereinstimmung mit den Vorgaben der Diözese praktische Lösungen für die pastoralen und karitativen Initiativen der Pfarrei zu suchen und zu beurteilen.

113. Der Pastoralrat «hat nur beratendes Stimmrecht»[171]. Der Pfarrer muss seine Vorschläge wohlwollend im Hinblick auf ihre Umsetzung prüfen. Er soll außerdem aufmerksam die Anregungen des Pastoralrates bedenken, vor allem wenn sie einvernehmlich nach gemeinsamer Beratung dargelegt worden sind.

Damit der Dienst des Pastoralrates wirksam und fruchtbar ist, gilt es zwei Extreme zu vermeiden: zum einen dass der Pfarrer sich darauf beschränkt, dem Pastoralrat bereits getroffene Entscheidungen vorzulegen, vorausgehend nicht in geschuldeter Weise informiert oder den Rat nur pro forma zusammenruft; andererseits dass der Pfarrer nur Mitglied des Rates und seiner Rolle als Hirte und Leiter der Gemeinde beraubt ist[172].

114. Darüber hinaus erscheint es angemessen, dass der Pastoralrat, soweit dies möglich ist, in der Regel aus denen besteht, die in der Pastoral der Pfarrei wirkliche Verantwortung tragen oder in ihr in konkreter Weise engagiert sind, um zu vermeiden, dass in den Versammlungen realitätsferne Ideen ausgetauscht werden, die nicht die tatsächliche Situation der Gemeinde mit ihren Möglichkeiten und Schwierigkeiten in Betracht ziehen.

X.c. Andere Formen der Mitverantwortung in der Seelsorge

115. Wenn eine Gemeinschaft von Gläubigen nicht als Pfarrei oder Quasipfarrei errichtet werden kann[173], soll der Diözesanbischof nach Anhörung des Priesterrates[174] in anderer Weise ihre Seelsorge gewährleisten[175] und beispielsweise die Möglichkeit in Erwägung ziehen, pastorale Zentren zu errichten, die dem Ortspfarrer wie „Missionsstationen“ unterstellt sind, um die Evangelisierung und die Caritas zu fördern. In diesen Fällen ist das genannte Zentrum mit einer geeigneten Kirche oder einer Kapelle[176] auszustatten. Darüber hinaus sind diözesane Normen für ihre Aktivitäten zu erlassen, um diese mit denen der Pfarrei zu koordinieren und in Einklang zu bringen.

116. Die in dieser Weise gestalteten Zentren, die in einigen Diözesen „Diakonien“ genannt werden, können, wo dies möglich ist, einem Pfarrvikar anvertraut werden, oder auch insbesondere einem oder mehreren ständigen Diakonen, die für sie verantwortlich sind und sie eventuell zusammen mit ihren Familien unter der Verantwortung des Pfarrers betreuen.

117. Solche Zentren können missionarische Vorposten werden, die vor allem in weitläufigen Pfarreien für die Menschen erreichbar sind. Sie gewährleisten Gebets- und Anbetungszeiten, Katechesen und andere Initiativen zum Wohl der Gläubigen, insbesondere Werke der Nächstenliebe zugunsten der Armen, Bedürftigen und Kranken unter Einbeziehung der Zusammenarbeit mit Gottgeweihten und Laien und aller Menschen guten Willens.

Durch den Pfarrer und die anderen Priester der Gemeinde sollen die Verantwortlichen des pastoralen Zentrums für die möglichst häufige Feier der Sakramente, vor allem der Heiligen Messe und des Bußsakramentes, sorgen.

XI. Die Gaben für die Feier der Sakramente

118. Das Messstipendium für den zelebrierenden Priester und die Stolgebühr zugunsten der Pfarrei für die Feier der anderen Sakramente sind ein Thema, das die Pfarrei und ihre missionarische Sendung berührt[177]. Es handelt sich um einen naturgemäß freiwilligen Beitrag vonseiten des Spenders gemäß seinem Gewissen und seinem Verantwortungssinn für die Kirche, nicht aber um einen „zu bezahlenden Preis“ oder um eine „einzufordernde Gebühr“ im Sinne einer Art „Sakramentensteuer“. Mit der Gabe für die Feier der heiligen Messe tragen «die Gläubigen [...] zum Wohl der Kirche bei und beteiligen sich […] an deren Sorge für den Unterhalt von Amtsträgern und Werken»[178].

119. In diesem Sinne ist es wichtig, die Gläubigen zu sensibilisieren, damit sie gern die Bedürfnisse der Pfarrei unterstützen. Es geht um „ihre Sache“. Es ist gut, dass sie lernen, sich bereitwillig darum zu kümmern, besonders in den Ländern, in denen das Messstipendium die einzige Quelle des Unterhalts für die Priester und auch der Ressourcen für die Evangelisierung ist.

120. Die erwähnte Sensibilisierung kann umso mehr erfolgreich sein je mehr die Priester ihrerseits ein „tugendhaftes“ Beispiel hinsichtlich der Verwendung des Geldes geben, sowohl durch einen einfachen und bescheidenen Lebensstil als auch durch eine Verwaltung des pfarrlichen Vermögens, die nachvollziehbar ist und nicht auf vielleicht gute, doch realitätsferne „Vorhaben“ des Pfarrers oder eines begrenzten Personenkreises, sondern auf die wirklichen Nöte der Gläubigen, vor allem der Ärmsten und Bedürftigsten gerichtet ist.

121. Auf jeden Fall ist vom Messstipendium «selbst jeglicher Schein von Geschäft oder Handel gänzlich fernzuhalten»[179]. Es ist zu bedenken, dass den Priestern eindringlich empfohlen wird, «die Messe, auch wenn sie kein Messstipendium erhalten haben, nach Meinung der Gläubigen, vor allem der Bedürftigen zu feiern»[180].

Hinsichtlich der Möglichkeiten, die das Erreichen dieses Zieles unterstützen, kann man an eine Sammlung der Gaben in anonymer Weise denken, so dass jeder sich frei fühlt, das zu geben, was er geben kann, oder was er für angemessen hält, ohne sich verpflichtet zu fühlen, einer Erwartung gerecht werden oder einen Preis bezahlen zu müssen.

Schluss

122. Unter Bezugnahme auf die Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, im Lichte des gegenwärtigen Lehramtes und mit Blick auf die tiefgehend veränderten sozialen und kulturellen Gegebenheiten, präzisiert die vorliegende Instruktion das Thema der Erneuerung der Pfarrei im missionarischen Sinn.

Obwohl sie eine unverzichtbare Institution für die Begegnung und die lebendige Beziehung zu Christus und den Geschwistern im Glauben bleibt, ist es ebenso wahr, dass sie sich beständig mit den aktuellen Veränderungen in der heutigen Kultur und im Leben der Menschen auseinandersetzen muss, um mit Kreativität Wege und neue Instrumente erproben zu können, die es ihr erlauben, ihrer erstrangigen Aufgabe zu entsprechen, d. h. ein pulsierendes Zentrum der Evangelisierung zu sein.

123. Folglich muss die Pastoral über die territorialen Grenzen der Pfarrei hinausgehen, die kirchliche Gemeinschaft durch die synergetische Wirkung zwischen verschiedenen Diensten und Charismen klarer sichtbar werden lassen und sich zugleich als ein „pastorales Miteinander“ im Dienste der Diözese und ihrer Sendung strukturieren.

Es geht um ein pastorales Handeln, das durch eine wirkliche und vitale Zusammenarbeit zwischen Priestern, Diakonen, Gottgeweihten und Laien und zwischen verschiedenen Pfarrgemeinden des gleichen Gebietes oder der gleichen Region danach strebt, gemeinsam die Fragen, die Schwierigkeiten und die Herausforderungen hinsichtlich der Evangelisierung auszumachen; das versucht, Wege, Instrumente, Vorschläge und Mittel, die geeignet sind, um diese anzugehen, einzubeziehen. Ein solches gemeinsames missionarisches Projekt könnte in Bezug auf einen territorialen und sozialen Kontext ausgearbeitet und verwirklicht werden, d. h. in Gemeinden, die aneinandergrenzen oder gleiche soziokulturelle Bedingungen haben; darüber hinaus auch in Bezug auf ähnliche pastorale Bereiche, z. B. im Rahmen einer dringenden Koordinierung der Jugend-, Universitäts- und Berufungspastoral, wie das schon in vielen Diözesen geschieht.

Das pastorale Miteinander erfordert daher über eine verantwortliche Koordination der Aktivitäten und der pastoralen Strukturen hinaus, die imstande sind, miteinander in Beziehung zu treten und untereinander zusammenzuarbeiten, den Beitrag aller Getauften. Um es mit den Worten von Papst Franziskus zu sagen: «Wenn wir von „Volk“ sprechen, darf man darunter nicht die Strukturen der Gesellschaft oder der Kirche verstehen, sondern vielmehr die Gesamtheit von Menschen, die nicht als Einzelpersonen unterwegs sind, sondern als das Gefüge einer Gemeinschaft aus allen und für alle»[181].

Das erfordert, dass die historische Institution „Pfarrei“ nicht in der Unbeweglichkeit oder in einer Besorgnis erregenden pastoralen Monotonie gefangen bleibt, sondern jene „missionarische Dynamik“ verwirklicht, die sie durch die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Pfarrgemeinden und eine gestärkte Gemeinschaft zwischen Klerikern und Laien wirklich auf die evangelisierende Mission ausrichtet. Dies ist eine Aufgabe des gesamten Volkes Gottes, das in der Geschichte als „Familie Gottes“ voranschreitet und durch die Synergie der verschiedenen Glieder für das Wachstum des ganzen kirchlichen Leibes arbeitet.

Über die Betonung der Dringlichkeit einer solchen Erneuerung hinaus, legt deshalb das vorliegende Dokument eine Anwendungsweise der kanonischen Normen vor, die die Möglichkeiten, die Grenzen, die Rechte und die Pflichten der Hirten und der Laien festlegt, damit die Pfarrei sich selbst wieder als grundlegenden Ort der Verkündigung des Evangeliums, der Feier der Eucharistie, als Raum der Geschwisterlichkeit und der Caritas entdeckt, von dem aus das Zeugnis des christlichen Glaubens in die Welt ausstrahlt. Das heißt, sie «muss ein Ort der Kreativität, der Mütterlichkeit, ein Bezugspunkt bleiben. Und dort eine erfinderische Fähigkeit verwirklichen; und wenn eine Pfarrei sich so verhält, verwirklicht sie das, was ich als „missionarische Pfarrei“ bezeichne»[182].

124. Papst Franziskus lädt ein, «Maria, die Mutter der Evangelisierung» anzurufen, damit sie uns helfen möge «„Ja“ zu sagen, angesichts der Dringlichkeit, die Frohbotschaft Jesu in unserer heutigen Zeit wieder erklingen zu lassen. Sie erwirke uns eine neue Leidenschaft von Erweckten, damit wir das Evangelium des Lebens, das den Tod besiegt, allen Menschen verkünden. Sie trete für uns ein, damit wir den heiligen Mut erlangen, neue Wege zu suchen, damit das Geschenk der Erlösung zu allen gelange»[183].

 

Der Heilige Vater hat das vorliegende Dokument der Kongregation für den Klerus am 27. Juni 2020 approbiert.

Rom, am 29. Juni 2020, Hochfest der heiligen Apostel Petrus und Paulus

✠ Beniamino Kard. Stella

Präfekt

✠ Joël Mercier

Sekretär

✠ Jorge Carlos Patrón Wong

Sekretär für die Seminare

Msgr. Andrea Ripa

Untersekretär

 

 

Fürbitt-Gebet 

Guter Gott, lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!

Ich bitte nicht um Wunder und Visionen Herr, sondern um die Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!

Mach mich findig und erfinderisch, um im täglichen Vielerlei und Allerlei rechtzeitig meine Erkenntnisse und Erfahrungen zu notieren,

von denen ich besonders getroffen und betroffen bin.

Mach mich griff-sicher, in der richtigen Zeiteinteilung.

Schenke mir das Fingerspitzengefühl, um herauszufinden,

was erstrangig und was zweitrangig ist.

Lass mich erkennen, dass Träumereien nicht weiterhelfen,

weder über die Vergangenheit, noch über die Zukunft.

Hilf mir, das Nächste so gut wie möglich zu tun und die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen.

Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen.

Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge und Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen.

Gib mir das tägliche Brot für Leib und Seele, eine Geste deiner Liebe, ein freundliches Echo, und hin und wieder das Erlebnis, dass ich gebraucht werde. Ich weiß, dass sich viele Probleme dadurch lösen, dass man nichts tut.

Gib mir, dass ich warten kann. Zeit für Ruhe, Zeit für Stille 

Ich möchte Dich und die anderen immer aussprechen lassen.

Das Wichtigste sagt man nicht selbst, es wird einem gesagt.

Du weißt, wie sehr wir der Freundschaft bedürfen.

Gib, dass ich diesem schönsten, schwierigsten, riskantesten und zartesten Geschäft des Lebens gewachsen bin.

Verleihe mir die nötigste Fantasie, im rechten Augenblick ein Päckchen Güte - mit oder ohne Worte - an der richtigen Stelle abzugeben.

Mach aus mir einen Menschen, der einem Schiff im Tiefgang gleicht,

um auch die zu erreichen, die unten sind.

Bewahre mich vor der Angst, ich könnte das Leben versäumen.

Gib mir nichts, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche.

Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte! (Antoine de Saint-Exupéry

 

Segensbitte 

Ich wünsche Dir den Segen der Stille,

die Dich vor dem Lärm des Tages schützt,

und Dich vor der Hast der Termine bewahrt,

so dass Du zu Dir selbst findest. 

Ich wünsche Dir den Segen der Stille,

damit Du wieder Gedanken sammeln kannst,

die Dich ein wenig vorwärts bringen.

Ich wünsche Dir den Segen der Stille,

damit Du wieder Deinen Atem spürst,

und im Schweigen auf Dich hören lernst.

Ich wünsche Dir den Segen der Stille,

die Dich auf die Stimme Deines Schöpfers achten lässt,

die Dir sagt, worauf Du achten sollst.

Ich wünsche Dir den Segen der Stille,

aus der Du mit Gewinn herausgehen kannst,

die Dir Ruhe und Gelassenheit schenkt,

Dich stark macht mit Ausdauer und Beständigkeit.

Ich wünsche Dir den Segen der Stille,

die Dich fähig macht, andere gleichfalls zur Stille hinzuführen,

auf dass sie ebenfalls den Segen der Stille erfahren.  Amen. 

 

 

Ich wünsche Ihnen/Euch allen ein frohes Pfingstfest!

Zum Nachdenken

Heiliger Geist, hilf uns, deine guten Gaben zu entdecken -
in unseren Mitmenschen und auch in uns selbst:

- die Gabe, Frieden zu stiften,
- die Fähigkeit, andere zu begeistern,
- die Kunst, die Wahrheit auszusprechen,
- das Talent, gut zuhören zu können,
- die Kunst, Kompliziertes einfach zu sagen,
- die Gabe, ein ruhender Pol zu sein,
- die Fähigkeit, sich einzufühlen,
- die Gabe der bergenden Mütterlichkeit und Väterlichkeit,
- die Gabe des kindlichen Staunens
- und vor allem auch die Gabe des Humors.

Ja, um all diese guten Gaben bitten wir dich, Heiliger Geist.

Amen.

Pfarrer Georg Klar

Meditation

Ich bin der Weg,
sagt Jesus,
auch in den Wirren des Alltags
und in der Begrenztheit der Welt.

Ich bin die Wahrheit,
sagt Jesus,
auch in der Falschheit der Welt
und den Intrigen der Menschen.

Ich bin das Leben, sagt Jesus und macht mir Mut Leben zu wagen,
ohne mich in Ängstlichkeit zu verbergen.

Ich bin Weg, Wahrheit und Leben, sagt Jesus auch zu mir und lädt mich ein
aus seiner Fülle zu leben. 

Mehr und mehr zu begreifen, dass er mich einlädt dort zu sein, wo er mir entgegenkommt: In Gottes liebender Gegenwart.   ⇒ Reinhard Röhrner

     Im Garten der Kirche müssten die faulenden Pflanzen ausgerissen und durch frische, duftende neue Pflanzen ersetzt werden.  Katharina von Siena (29.04.)

WIDER DAS WACHSTUMSDOGMA: WIE CORONA DIE RICHTUNG ÄNDERN KÖNNTE

horizont.net

Lockdown, Börsenschock, Hunderttausende in Kurzarbeit, Millionen in Existenznot: Die Viruskrise bringt nicht nur medizinisch, sondern auch wirtschaftlich und sozial enorme Probleme. Von positiven Effekten zu sprechen, mag da vermessen erscheinen. Doch manch einer sieht die Chance, gerade jetzt die Gelegenheit für ein Umsteuern zu ergreifen. "Wir werden durch einen äußeren Schock in einen Zustand gebracht, der so nie gekommen wäre", sagt etwa Henning Vöpel, Chef des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts. Nach dem Motto: Wenn (fast) nichts mehr geht, lässt sich Neues denken und erproben. Vorstellungen von Ökonomie und Alltag könnten sich ändern.

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Herr, bleibe bei uns

Helene Renner (2020)

 

Wenn das Leben glückt
wenn sich gute Tage aneinanderreihen
wenn viele Freunde um uns sind
wenn die Arbeit Freude macht
dann bitten wir
Herr bleibe bei uns

Wenn der Schwung erlahmt
wenn uns Mutlosigkeit überkommt
wenn Angst und Zweifel unsere Tage füllen
wenn der Alltag zur Last wird
dann bitten wir
Herr bleibe bei uns

Wenn Träume ihren Glanz verlieren
wenn uns niemand braucht
wenn unsere Worte nicht ankommen
wenn sich Einsamkeit ausbreitet
dann bitten wir
Herr bleibe bei uns

Wenn unsere Mühe keine Frucht bringt
wenn wir müde und leer werden
wenn wir dich ganz dringend brauchen
weil wir ohne dich nichts tun können
dann bitten wir
Herr bleibe bei uns

 

.....................

 

 

Papst Franziskus sagte in seiner Predigt

am Sonntag der Barmherzigkeit

 

Diese Pandemie erinnere uns jedoch daran,

dass es keine Unterschiede

und keine Grenzen zwischen den Betroffenen gibt:

„Wir sind alle zerbrechlich, alle gleich, alle wertvoll“. 

Was gerade geschehe, rüttelt uns auf,

sagte der Papst und appellierte an die Tatkraft der Gläubigen:

 „Es ist an der Zeit, die Ungleichheit zu beseitigen,

die Ungerechtigkeit zu heilen,

die die Gesundheit der gesamten Menschheit bedroht!

Lernen wir von der ursprünglichen christlichen Gemeinschaft,

wie sie in der Apostelgeschichte beschrieben wird.

Ihr wurde Barmherzigkeit zuteil

und sie lebte diese Barmherzigkeit:

,Und alle, die glaubten,

hatten alles gemeinsam.

Sie verkauften Hab und Gut

und teilten davon allen zu,

jedem so viel, wie er nötig hatte´.

Das ist keine Ideologie, das ist Christentum“, 

sagte Franziskus wörtlich.

„Nehmen wir diese Prüfung zum Anlass,

um für alle eine gute Zukunft vorzubereiten“

 

........................................

 

 Mit nur einer einzigen Wortänderung

wird dieses Lied von Herrn MK. Hoffmann

zu einem wirklich christlichen Osterlied:

 

Nicht irgendetwas wird dich tragen.

Sondern: Einer wird dich tragen,

wenn du glaubst zu schwer zu sein.

Einer lässt dir Flügel wachsen,

wenn du trudelst wie ein Stein.

Nicht irgendetwas,

sondern Einer wird da sein,

wenn du schon nichts mehr siehst.

Einer wird dich nachts begleiten,

wird dich führen,

wird dich leiten,

wenn du durch dein Dunkel gehst.

Einer wird dich lenken,

wenn du denkst,

allein zu sein.

Einer wird dir Größe schenken,

fühlst du dich auch noch so klein.

Nicht irgendetwas,

Einer wird dich lehren,

wenn du traurig bist.

Einer wird dich ruhig betten,

wird dich schützen,

wird dich retten,

Wenn du durch die Wolken ziehst. 

                                                            MK. Hoffmann, „Den Rest besorgt die Zeit“

Ich wünsche ihnen und all ihren Lieben,

ein gesegnetes und gnadenvolles Osterfest!

 

                                                                 …............……….........…...… 

 

                                                           LEID UND SCHMERZ

Elmar Gruber

Ich kann nicht mehr.
Leid und Schmerz stehen übermächtig
in meinem Leben.
Leid, das von Natur aus da ist,
Leid, das die Menschen durch ihren Hass
und ihren Egoismus erst bereiten.
Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben.
Ich kann alles - mich selbst -
nicht mehr ertragen.

Ich leide.
Ich leide unter den anderen
und unter mir selbst.
Aber auch andere leiden unter mir,
weil ich sie nicht leiden kann. -
Weil ich beleidigt bin,
beleidige ich andere.

Es muss sich etwas ändern;
ich muss etwas ändern,
aber mir fehlt die Kraft dazu.
- Warum ist das Leben so schwer?

Jesus hat Leid und Schmerz nicht weggenommen.
Er hat auch das Warum nicht erklärt.
Er hat Leid und Schmerz auf sich genommen.
Durch sein Leiden und Sterben
hat er die ewige Liebe geoffenbart,
damit sie uns trägt in Leid und Schmerz,
damit wir nicht mehr zweifeln an seiner Liebe.

HERR,
du hast das Leid durchlitten.
Du hast das Leid durch Leiden überwunden.
Gib mir das Vertrauen in deine ewige Liebe,
die größer ist als die Unerträglichkeit
von Leid und Schmerz.
Lass mich durch deine Liebe begreifen,
dass alles einen Sinn hat,
auch wenn ich ihn jetzt noch nicht begreife.
Mach mich offen
für die vielen Zeichen deiner Liebe.

Aus: Elmar Gruber, Das Kreuz in meinem leben. Betrachtungen zu einem Ursymbol. Don Bosco Verlag, München 1996.

                                                                                                -----------------------------

Möge Gott …

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen Anfälligkeit, Ansteckung und Krankheit.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen Selbstgenügsamkeit, Isolation und Einsamkeit.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen Gleichgültigkeit, Trotz und Leichtsinn.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen Selbstgerechtigkeit, Überheblichkeit und Aberglaube.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen Ohnmacht, Angst und Panikmache.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen den Verlust von Hoffnung, Lebensfreude und Humor.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen Missmut, Kleinlichkeit und Nörgelei.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen Wichtigtuerei, Besserwisserei und Rechthaberei.

 

Möge Gott

deine Abwehrkräfte stärken

gegen die Gier nach Absicherung, Besitztum und Bevorratung.

 

Möge Gott

dich stärken, schützen und gesund erhalten an Leib und Seele.

 

Wolfgang F. Rothe

 

 

 

 

Fürbittgebet

 

Autor: Thomas Köster, Bochum/Diözese Trier

 

 

Einleitung:

Der Gott des Lebens will uns und alle aus ihren Toden erretten;
zu ihm rufen wir:

 

Bitten:

Wir bitten für alle am Corona-Virus Erkrankten,
für alle, die um ihr Leben kämpfen.
Für alle, die in den medizinischen und pflegerischen Berufen
für die Kranken und für alte Menschen im Einsatz sind.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir beten für alle,
die um ihren Arbeitsplatz fürchten oder in ihrer Existenz bedroht sind.
Für alle, die im Dienst für uns und die Gesellschaft
gerade auch in der Krisenzeit arbeiten - oft unter erschwerten Bedingungen.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir beten für die Menschen in den vielen Ländern
mit einem nur wenig ausgebauten Gesundheitssystem.
Für Arme weltweit und für Menschen ohne Obdach bei uns,
denen schon die Einhaltung von Hygiene-regeln nur schwer möglich ist.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir beten für alle Menschen auf der Flucht,
besonders für die auf den griechischen Inseln.
Für alle, die vor Ort, mit begrenzten Möglichkeiten und trotz Anfeindungen helfen.
Für alle, die angesichts der Not ihre Ohnmacht spüren.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir bitten für die Arbeit des Hilfswerks Misereor
und für alle, die mit Misereor zusammenarbeiten
im Einsatz für Frieden und Entwicklung.
Für alle, die durch die Projekte Hilfe bekommen und Hoffnung erfahren.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir bitten für die Christinnen und Christen,
die sich zu Gebet und Gottesdienst verbinden,
auch ohne dass wir zusammenkommen können;
und für alle, die dafür zu neuen kreativen Wegen einladen.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir beten für alle, die es nur schwer aushalten können,
zu Hause allein oder nur mit der Familie zusammen zu sein.
Besonders für die vielen tatsächlich oder vielleicht Corona-Infizierten
in strenger Quarantäne.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Wir bitten für uns selbst in unseren Nöten
und mit den Sorgen um Menschen in der Familie und im Bekanntenkreis.
Für unsere Toten und alle, die um sie trauern.

 

Gebets-Stille - V: Du Gott des Lebens. - A: Wir bitten dich, erhöre uns.

 

Abschluss-Gebet:

 

Du, Gott, begleitest uns auf allen Wegen.
Du führst uns durch den Tod zum Leben.
Dich loben und preisen wir jetzt und allezeit. Amen

 Guter Gott


Wir danken Dir heute
für alle guten Gaben
für den Weg, den wir gemeinsam gehen
für alle Erfahrungen, die uns Zusammenhalten
für jedes Wort, das trägt, Mut macht und tröstet
für offene Augen und Ohren
für alle Herzen, die sich öffnen
und die Hände, die uns halten.

Wir danken dir
für den Tisch, um den wir versammelt sind
für Brot und Wein
für die köstlichen Gaben der Schöpfung
für alles, was uns am Leben erhält.

Wir verbinden uns mit allen Menschen
auf der weiten Welt
mit jedem Tier auf der Erde
mit dem Fisch im Wasser und dem Vogel in der Luft
mit jeder Blume die blüht
und jedem Samen der keimt
mit jedem Stein und jedem Berg
mit allem was du geschaffen hast
und was von deiner Gegenwart kündet.

Wir wissen uns in deiner Hand
denn du bist wie ein Vater, der Leben schenkt
und wie eine Mutter, die alles trägt und umfängt
in dir wissen wir uns geborgen
heute danken wir dir dafür.

                                                 -------------------------------

                                                          GEISTLICHE

                                                                              Rabindranath Tagore

Menschen, die sich demonstrativ zu ihrer Religion bekennen, sind oft tatsächlich weniger religiös als solche, die Religion offen ablehnen. Priester und Geistliche haben es zu ihrem Beruf gemacht, pausenlos mit Gott Umgang zu pflegen. Sie können es sich nicht erlauben, abzuwarten, bis sie mit ihm in Berührung kommen. Sie wagen es nicht, das einzugestehen. Deshalb müssen sie ihren Geist dazu zwingen, die Haltung einer ständigen Gottes-Bewusstheit einzunehmen. Sie müssen sich selbst etwas vormachen, um die Erwartungen der anderen zu erfüllen, um das zu tun, was sie für ihre Pflicht halten.

REBELLION

Gott ehrte mich mit seinem Kampf, als ich rebellierte.
Er ignorierte mich, als ich gleichgültig war.

Aus: Rabindranath Tagore, Indische Weisheiten für jeden Tag. Übersetzt und herausgegeben von Axel Monte. O. W. Barth / Fischer Verlag GmbH. Frankfurt am Main 2006.

                                                                                    .......

Neidisch
brauche ich nicht sein,
im Gegenteil:
Ich darf mich mit jedem Menschen freuen.

Vergleichen
brauche ich mich nicht, denn:
Bei unserem Gott
kommt wirklich niemand zu kurz.

Beklagen
über die Fülle von Arbeit
brauche ich mich nicht,
im Gegenteil:
Ich darf seine Welt,
sein Reich dadurch mitgestalten.

Gönnen
darf ich allen Menschen,
was sie bekommen und
worüber sie sich freuen, denn:
Ich bin reich beschenkt mit seinem Segen.

Reinhard Röhrner

Gottes Gerechtigkeit
verlange ich,
wo es um meine Ansprüche geht.

Gottes Gerechtigkeit
sehe ich verletzt,
wo andere ungerechte Vorteile bekommen.

So lange ich selbst
gut bei der Sache wegkomme
ist es in meinen Augen gerecht.

Aber vielleicht
ist Gottes Gerechtigkeit
viel größer.

Vielleicht zeigt sich seine Gerechtigkeit
darin, dass alle leben können
und nicht auf Mitleid angewiesen sind.

Gerechtigkeit will mehr sein
als Befriedigung meiner Bedürfnisse,
sie will Leben ermöglichen
für alle Menschen

Reinhard Röhrner

Frage‑Gebet einer 14‑Jährigen

 

Warum hast du die Welt und die Lebewesen geschaffen,

wenn du Freude und Leid so ungerecht verteilst?

Muss es denn reiche und arme Leute geben,

kranke und gesunde, fröhliche und traurige?

Es könnten doch alle Menschen glücklich und zufrieden sein,

ohne zu leiden und in Ängsten zu leben.

Warum lässt du zu, dass Menschen,

die du geschaffen hast,

sich mit Alkohol und Drogen zerstören?

Ein Künstler zerstört doch auch nicht sein Meisterwerk.

Tut es dir denn nicht weh, wenn du siehst,

dass viele sich aus Leid und Kummer umbringen

oder ihnen alles egal ist?

Ich kenne genug Leute, auch Freunde,

die Drogen nehmen,

wenn sie keinen Ausweg mehr sehen.

Mir tut es weh, wenn ich das alles erlebe.

Warum gibt es denn Lebewesen,

die sich selbst zerstören.

Das kann doch nicht der Sinn des Lebens sein.

Nein ‑ wenn das alles sein soll,

wünsche ich niemandem,

in dieser Welt der Zerstörung zu leben.

Denn in dieser Dunkelheit gibt es zu wenig Licht,

um glücklich zu leben.

 

Warum muss das alles so sein?

Ich dachte, du bist ein uns naher Gott,

der sich wie eine entgegeneilende und umarmende Mutter verhält,

wie ein unerwartet‑

barmherziger Vater,

der auch die tatsächliche Schuld nicht aufrechnet.     Franz Trautmann

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Bis zu dem Tage

 

Ein guter Sohn war er gewesen für Vater und Mutter.

Bis zu dem Tage,

an dem seine Sendung begann, sein Predigen.

Ein guter Sohn für seine Mutter Maria.

Bis zu dem Tage,

an dem seine Sendung begann.

Ein guter Sohn für seinen Vater Josef.

Bis zu dem Tage,

an dem seine Sendung begann.

Er war allgemein beliebt.

Jedermann hatte ihn gern.

Bis zu dem Tage,

an dem seine Sendung begann.

Die Kameraden, die Freunde, die Gesellen,

die Obrigkeit, die Bürger, Vater und Mutter,

fanden das alles vortrefflich.

Bis zu dem Tage,

an dem seine Sendung begann. 

Die Kameraden schätzten ihn als guten Kameraden.

Die Freunde als guten Freund.

Die Gesellen als guten Gesellen, ohne Dünkel.

Die Bürger schätzten ihn als einen guten Bürger.

Bis zu dem Tage,

an dem seine Sendung begann.

Bis zu dem Tage,

an dem er sich offenbarte als ein anderer Bürger.

Als der Begründer,

als Bürger einer anderen Stadt,

nämlich der himmlischen Stadt.

Und der ewigen Stadt.

Die Obrigkeit fand,

dass er ein Mann der Ordnung sei,

ein Bedächtiger junger Mann,

ein friedlicher junger Mann

Ein gesitteter junger Mann.

Bequem zu regieren.

Und der dem Kaiser gab, was des Kaisers ist.

Bis zu dem Tage,

an dem er die Unordnung begann.

Die Unordnung einführte.

Die größte Unordnung, die es gab in der Welt.

Die es jemals gab in der Welt.

Die größte Ordnung, die es gab in der Welt Die einzige Ordnung.

Die es jemals gab in der Welt.

Bis zu dem Tage, da er andere Wege ging.

Und, da er andere Wege ging,

die Welt auf einen anderen Weg Brachte.

Bis zu dem Tage,

an dem er sich offenbarte,

als einzige Herrscher der Welt.

Als der Herr der Welt.

                                                                                                                         Quelle unbekannt

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Ich klopfe an deine Tür

 

Ich klopfe an deine Tür,

ich klopfe an dein Herz,

um ein gutes Bett,

um ein gutes Feuer,

warum mich zurückstoßen?

Öffne mir, Bruder!

Öffne mir, Schwester!

Warum mich fragen,

ob ich aus Afrika bin,

ob ich aus Amerika bin,

ob ich aus Asien bin,

ob ich aus Europa bin?

Öffne mir, Bruder!

Öffne mir, Schwester!

Warum mich fragen nach der Länge meiner Nase,

nach der Dicke meiner Lippen,

nach der Farbe meiner Haut,

nach dem Namen meiner Götter?

Öffne mir, Bruder! Öffne mir, Schwester!

Öffne mir deine Türe,

öffne mir dein Herz,

denn ich bin ein Mensch,

der Mensch aller Zeiten,

der Mensch aller Länder, der Mensch,

                                                                  der dir gleicht!                                                                                                                  aus Kamerun

 

 Gebet:

 

Uns loszulassen,

Herr, sind wir hier: aus unserer Verspannung,

aus unserer Verstrickung,

aus unserer Verkrampftheit,

mit der wir uns selbst festhalten wollen und doch verlieren.

Uns niederzulassen,

Herr, sind wir hier: in unsere Mitte,

in unsere Tiefe, in unseren Grund, dorthin,

wo wir an dich grenzen,

unser Leben an dein Leben rührt.

Einszuwerden,

Herr, sind wir hier:

mit dem Boden,

mit dem Acker,

mit dem Erdreich,

in dem wir wurzeln können und das uns trägt:

Du. Neuzuwerden,

Herr, sind wir hier: aus deiner Kraft,

aus deiner Liebe,

aus deinem Geist,

mit dem du uns durchblutest und Leben in Fülle schenkst.

(aus: Horizonte, Neue Wege suchen. Texte und Gebete, Hildesheim 1990, 46.)

............... 

 

Miteinander reden - aufeinander hören -

zueinander kommen –

einander suchen und ernst nehmen -

Gutes zutrauen –

eine Chance geben -

Voneinander lernen -

füreinander einstehen -

einander festhalten -

miteinander loben und danken -

einander nicht aus den Augen verlieren -

niemanden allein lassen -

niemanden aufgeben -

niemanden verurteilen -

niemanden ausschließen

einander an der Hand nehmen -

kennen lernen - aufhelfen -

und nicht vergessen, Gutes sagen.

......... 

 

MEDITATION 

Herr, unser Gott, wo zwei oder drei im Namen deines Sohnes versammelt sind,

da bist du mitten unter ihnen.

Dort, wo zwei oder drei von dir sprechen, trägst du uns durch deine Nähe.

Dort, wo zwei oder drei sich gegenseitig stärken,

schenkst du den Menschen neue Hoffnung und Zuversicht.

Dort, wo zwei oder drei dich bezeugen, bist du die stärkende Kraft.

Dort, wo zwei oder drei den Frieden schenken, wird deine Liebe sichtbar.

Dort, wo zwei oder drei dich loben und preisen, sprichst du deinen Segen.

Herr, unser Gott, wo zwei oder drei im Namen deines Sohnes versammelt sind,

da bist du mitten unter ihnen.

 

 

Ich Wünsche Dir:

 

Ich wünsche uns Augen,

die die kleinen Dinge des Alltags wahrnehmen

und ins rechte Licht rücken.

Ich wünsche uns Ohren,

die die Schwingungen und Untertöne

im Gespräch mit anderen aufnehmen.

Ich wünsche uns Hände,

die nicht lange überlegen, ob sie helfen und gut sein sollen.

Ich wünsche uns zur rechten Zeit das richtige Wort.

Ich wünsche uns ein liebendes Herz, von dem wir uns leiten lassen,

damit überall, wo du bist, der Friede einzieht.

Ich wünsche uns Freude, Liebe, Glück, Zuversicht, Gelassenheit und Demut.

Ich wünsche uns Güte, Eigenschaften, die uns das werden lassen,

was in uns angelegt ist, jeden Tag ein wenig mehr,

denn Wachstum braucht Frieden.

Ich wünsche uns genügend Erholung und ausreichend Schlaf,

sowie Arbeit, die Freude macht,

und viele Menschen, die uns mögen und bejahen und uns Mut machen.

Ich wünsche uns aber auch Menschen,

die uns bestätigen, die uns anregen und nicht aufregen,

die uns Vorbild sein können und die uns weiterhelfen,

wenn wir traurig sind, müde oder erschöpft.

 

All das wünsche ich uns .

Denn, einander Hoffnung geben heißt:

Einander Mut machen, einander Leben schenken.

Wir können die Wüste nicht auf einmal verändern,

aber wir können anfangen mit einer kleinen Oase.

Denn wo eine Blume wieder blühen kann,

werden eines Tages tausend Blumen stehen.

 

 

Danke,

guter Gott! Ich danke Dir für alles.

Je länger ich nachdenke, umso klarer erkenne ich:

Du hast mich reich beschenkt und mir mehr gegeben,

als ich mir je vorstellen konnte. Du hast mich mit viel Liebe geschaffen.

Ich aber vergesse immer wieder, Dir zu danken.

Zu sehr bin ich manchmal mit mir selbst und mit meinen kleinen Problemen beschäftigt.

Ich sehe manchmal das Wesentliche nicht mehr,

das ich von Dir bekommen habe: das Glück, einfach da zu sein, zu leben.

Danke für das Leben. Danke, dass ich bin.

Du hast mir alles geschenkt ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Der Gedanke an Deine grenzenlose Güte berührt mich:

ich will mir mehr Zeit nehmen, um mir das Geschenk Deiner Liebe

immer wieder bewusst zu machen und Dir zu danken.

Das lässt mein Herz ruhig werden und froh.

Du erfüllst es mit einem unbeschreiblichen Gefühl des Glücks,

 

denn ich spüre das Leben, mein Leben. Danke! (aus: „Beten mit Don Bosco", s.S. 29)

 MEDITATION

Ein Urteil lässt sich widerlegen,

ein Vorurteil nie.


Wie Giftpfeile sind sie,

die vier Worte des Vorurteils:

Alle --- immer --- nie --- aber

Alle Ausländer sind gefährlich.

Immer kommst du zu spät.
Nie habe ich dich geliebt.

Aber du kannst sagen, was du willst.

Wie Killerworte sind sie,

die vier Worte des Vorurteils:

Alle --- immer --- nie --- aber

Alle Männer betrügen.

Immer erfahre ich das zuletzt.

Nie hast du dein Wort gehalten.
Aber ich werde dich schon kleinkriegen.

Ein Urteil lässt sich widerlegen,

ein Vorurteil nie.

 

 

SOZIALE UNGLEICHHEIT

Franziskus (Papst)

60. Die Mechanismen der augenblicklichen Wirtschaft fördern eine Anheizung des Konsums, aber es stellt sich heraus, dass der zügellose Konsumismus gepaart mit der Ungleichheit das soziale Gefüge doppelt schädigt. Auf diese Weise erzeugt die soziale Ungleichheit früher oder später eine Gewalt, die der Rüstungswettlauf nicht löst, noch jemals lösen wird. Er dient dem Versuch, diejenigen zu täuschen, die größere Sicherheit fördern, als wüssten wir nicht, dass Waffen und gewaltsame Unterdrückung, anstatt Lösungen herbeizuführen, neue und schlimmere Konflikte schaffen. Einige finden schlicht Gefallen daran, die Armen und die armen Länder mit ungebührlichen Verallgemeinerungen der eigenen Übel zu beschuldigen und sich einzubilden, die Lösung in einer Erziehung zu finden, die sie beruhigt und in gezähmte, harmlose Wesen zu verwandeln. Das wird noch anstößiger, wenn die Ausgeschlossenen jenen gesellschaftlichen Krebs wachsen sehen, der die in vielen Ländern - in den Regierungen, im Unternehmertum und in den Institutionen - tief verwurzelte Korruption ist, unabhängig von der politischen Ideologie der Regierenden.

Aus: Apostolisches Schreiben EVANGELII GAUDIUM des Heiligen Vaters Papst Franziskus, 24. November 2013, Bonn 2013. Liberia Editrice Vaticana, Deutsche Bischofskonferenz (Hrsg.).


                                                  .................................

Patronin gegen Seuchen

"Heilige Corona, bitte für uns"

                                                       ......…................

                                       Gebet in de Corona-Pandemie

 

Herr, wir bringen Dir alle Erkrankten
und bitten um Trost und Heilung.
Sei den Leidenden nahe,
besonders den Sterbenden.
Bitte tröste jene, die jetzt trauern.
Schenke den Ärzten und Forschern Weisheit und Energie.
Allen Krankenschwestern und Pflegern Kraft in dieser extremen Belastung.
Den Politikern und Mitarbeitern der Gesundheitsämter Besonnenheit.
Wir beten für alle, die in Panik sind.
Alle, die von Angst überwältigt sind.
Um Frieden inmitten des Sturms,
um klare Sicht.
Wir beten für alle, die großen materiellen Schaden haben oder befürchten.
Guter Gott, wir bringen Dir alle,
die in Quarantäne sein müssen, sich einsam fühlen,
niemanden umarmen können.
Berühre Du Herzen mit Deiner Sanftheit.
Und ja, wir beten, dass diese Epidemie abschwillt,
dass die Zahlen zurückgehen,
dass Normalität wieder einkehren kann.

Mach uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit.
Lass uns nie vergessen, dass das Leben ein Geschenk ist,
dass wir irgendwann sterben werden und nicht alles kontrollieren können,
dass Du allein ewig bist,
dass im Leben so vieles unwichtig ist,
was oft so laut daherkommt.
Mach uns dankbar für so vieles,
was wir ohne Krisenzeiten so schnell übersehen.
Wir vertrauen Dir.
Danke!

Johannes Hartl, Theologe, Augsburger Gebetshaus

 

                                                          ----------------------------------

 

Gebet für alle vom Corona‐Virus Betroffenen

Wir wollen beten   für die Menschen, die am Corona‐Virus erkrankt sind, für alle, die Angst haben vor einer Infektion, für alle, die sich nicht frei bewegen können, für die Ärztinnen und Pfleger, die sich um die Kranken kümmern, für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen, dass Gott unserer Welt in dieser Krise seinen Segen erhalte.

(Stilles Gebet)

Allmächtiger Gott, du bist uns Zuflucht und Stärke, viele Generationen vor uns haben dich als mächtig erfahren, als Helfer in allen Nöten. Steh allen bei, die von dieser Krise betroffen sind, und stärke in uns den Glauben, dass du dich um jede und jeden von uns   sorgst. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

© Martin Conrad, Liturgisches Institut der deutschsprachigen Schweiz

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10 Gebote für die Corona-Zeit“

                                  (von Thorsten Latzel, Leiter der Ev. Akademie Frankfurt)

1. Du sollst deine Mitmenschen lieben, komm ihnen aber gerade deswegen nicht zu nahe. Übe dich in „liebevoller Distanz“. Auf deine Gesundheit und die deiner Mitmenschen zu achten ist immer wichtig. Jetzt kann es lebenswichtig werden.

 

2. Du sollst nicht horten – weder Klopapier noch Nudeln und schon gar keine Desinfektionsmittel oder gar Schutzkleidung. Die werden in Kliniken gebraucht, nicht im Gästeklo zu Hause.

 

3. Die Pandemie sollte das Beste aus dem machen, was in dir steckt. Keinen Corona-Wolf und kein Covid-Monster, sondern einen engagierten, solidarischen Mitmenschen.

 

4. Du solltest ruhig auf manches verzichten. Quarantäne-Zeiten sind Fastenzeiten. Dafür gewinnst du andere Freiheit hinzu. Das passt sehr gut in die Zeit vor Ostern.

 

5. Du sollst keine Panik verbreiten. Panik ist nie ein guter Ratgeber, zu keiner Zeit. Gesunder Menschenverstand und Humor dagegen schon. Deshalb hör auf Fachleute, beruhige andere und schmunzele über dich selbst. Da macht man erst mal nichts falsch, und es trägt sehr zur seelischen Gesundheit bei.

 

6. Du solltest von „den Alten“ lernen. In früheren Zeiten von Seuchen und Pestilenz, als es noch keine so gute Medizin wie heute gab, halfen Menschen vor allem ein gesundes Gottvertrauen und die tätige Fürsorge füreinander. Das ist auch heute sicher hilfreich.

 

7. Du solltest vor allem die Menschen trösten und stärken, die krank werden, leiden oder sterben. Und auch die, die um sie trauern. Sei der Mensch für andere, den du selbst gern um dich hättest.

 

8. Du solltest anderen beistehen, die deine Hilfe brauchen: Einsamen, Ängstlichen, Angeschlagenen. Oder Menschen, die jetzt beruflich unter Druck geraten. Das hilft nicht nur ihnen, sondern macht dich auch selbst frei.

 

9. Du solltest frei, kreativ und aktiv mit der Pandemie umgehen. Dazu sind wir von Gott berufen. Du wirst am Ende vielleicht überrascht sein, was sie Positives aus dir und anderen herausholt.

 

10. Du solltest keine Angst vor Stille und Ruhe haben. Wenn die Quarantäne zu mehr Zeit zum Umdenken, zum Lesen und für die Familie führt, wäre das ein guter „sekundärer Krankheitsgewinn“.

Quelle: www.evangelische-akademie.de

                                                                          --------------------

 

                                                      IM SCHATTEN DER ANGST

                                                                                       Almut Haneberg

Im Schatten der Angst
Der Hoffnung trauen
Im Nicht-mehr
Und Noch-nicht
Zwischen gestern und morgen
Das Heute bejahen
 
Machtlos zulassen
Dass ich nicht leisten muss
Was ich nicht leisten kann
 
Aufhören mir zu beweisen
Dass ich es doch könnte
 
Grenzen spüren
Und ihnen erlauben zu sein
 
Ahnen
Dass die Zerrissenheit
Mich öffnet für Neues
 
Der Angst vor Schwäche und Versagen
Offen ins Auge sehen
 
Die verheißungsvolle Zukunft
Nicht mit Befürchtungen erschlagen
 
Schritt für Schritt suchen
Und suchen und weitergehen
 
Mich von Gottes Zumutung
Wandeln lassen
 
Wachsam sein
Für Gottes alltägliches
Ich-bin-da-für-dich
 
Im Schatten der Angst
Der Hoffnung trauen
Und mich Tag für Tag
Entscheiden fürs Leben

---

Verklärung des Herrn: Segen:

 

Gott segne das Dunkel
Gott segne das Dunkel, das du nicht verstehst,
und lasse dich schauen
Sein Licht.

Gott segne deine Schwäche
und lasse dich erfahren
Seine Kraft.

Gott segne deine Schmerzen
und lasse sie zum Weg werden
zu Ihm.

Gott segne deine Fragen
und öffne dir Ohren und Herz,
dass du Seine Antwort verstehst zu Seiner Zeit.

Gott segne die Ungewissheit
und mache dich gewiss
Seiner Gegenwart.

Gott segne deine Hoffnung
und lasse dich vertrauen,
dass größer als deine Wünsche Seine Liebe ist.

Gott segne deine schlaflosen Nächte
und lasse den Glauben in dir wachsen,
dass ER dich führt.

Wilma Klevinghaus, in: Peter Müller: Wer aufbricht, kommt auch heim

 

 

 

                                    .................................................

 

Im apostolischen Schreiben des Papstes Franziskus "Evangelii gaudium" ("Die Freude am Evangelium"), spricht er auch von skandalöser Spaltung:
"Wie viele Kriege innerhalb des Gottesvolkes und in den verschiedenen Gemeinschaften! Im Wohnviertel, am Arbeitsplatz- wie viele Kriege aus Neid und Eifersucht, auch unter Christen! Die spirituelle Wirklichkeit führt einige Christen dazu, im Krieg mit anderen Christen zu sein, die sich ihrem Streben nach Macht, Ansehen, Vergnügen oder wirtschaftlicher Sicherheit in den Weg stellen." (Punkt 98)
"Die Christen aller Gemeinschaften der Welt möchte ich besonders um ein Zeugnis brüderlichen Miteinanders bitten, das anziehend und erhellend wirkt." (Punkt 99)
"Für diejenigen, die durch alte Spaltungen verletzt sind, ist es schwierig zu akzeptieren, dass wir sie zur Vergebung und Versöhnung aufrufen, weil sie meinen, dass wir ihren Schmerz nicht beachten oder uns anmaßen, sie in den Verlust ihrer Erinnerung und ihrer Ideale zu führen. - Auch unter gottgeweihten Personen ist Platz für verschiedene Formen von Hass, Spaltung, Verleumdung, übler Nachrede, Rache, Eifersucht, Neid und dem Wunsch, eigenen Vorstellungen um jeden Preis durchzusetzen, bis hin zu Verfolgungen." (Punkt 100).

  Das Fest der Erscheinung des Herrn                                                                

DER STERN HAT SICH NICHT GEIRRT

Klaus Hemmerle

Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er den Fernsten rief aufzubrechen
zum nahen Gott.

Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er den Wüstenweg wies,
den untersten, den härtesten Weg.

Der Stern hat sich nicht geirrt,
als er stehenblieb über dem Haus der kleinen Leute;
dort ist die große Zukunft geboren.

Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich aufmachte,
den Unbekannten zu suchen.

Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es nicht aufgab
in der sichtlosen Ungeduld.

Dein Herz hat sich nicht geirrt,
als es sich beugte vor dem Kind.

Klaus Hemmerle in: Manfred Scheuer, Und eine Spur Ewigkeit. Ein geistlicher Begleiter durch das Jahr. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2006.

 

                            *******************

 

LEGE DEINE HAND IN GOTTES HAND

Aus China

Ich sagte zu einem Engel,
der an der Pforte des neuen Jahres stand:
“Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes
Der Ungewissheit entgegengehen kann.“
Aber der Engel antwortete:
“Geh nur hin in die Dunkelheit
und lege deine Hand in die Hand Gottes.
Das ist besser als ein Licht
und sicherer als ein bekannter Weg.“

Worte einer chinesischen Christin. Aus: Eva Dicks (Hg.), Es kam ein Engel hell und klar. Ein Lesebuch zu Advent und Weihnachten, Kevelaer: Verlag Butzon & Becker 2005, Topos plus Taschenbücher 562.

 

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TROTZIGE WEIHNACHTEN

Weihnachten ist das große „Trotzdem“ Gottes
angesichts der Ignoranz des Menschen:
    „Er kam in sein Eigentum - doch die Seinen
    nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11)

Weihnachten trotzt der Macht
     und setzt ihr die Ohnmacht des Kindes
    entgegen.

Weihnachten trotzt den Konventionen
     und ermöglicht Unerwartetes:

     Eine unverheiratete Jungfrau wird zur
          Gottesgebärerin,
     Heu und Stroh sind das Lager des Königs,
     einfache Hirtenmusik ersetzt
          Posaunenklang.

Trotzig sein ist also manchmal
     die göttliche Reaktion
     auf menschliches Unverständnis:

     Trotz der Fehler des Menschen - Mensch
         werden.
     Trotz ihrer Ablehnung - die Menschen
         lieben.
     Trotz des Todes am Kreuz - die
         Menschen retten.

Gott ist ganz schön trotzig
     - das ist unser Glück.

 

                                                                                                                                                      Johann Pock, Weihnachten 2019.     

Meine Lieben!

Von Herzen Wünsche ich Euch  "Frohe Weihnachten

und 

Ein friedvolles  und Jesus-Erfülltes Neues Jahr 2020! 

                                            -----------------------

                                           Freude                 Helene Renner (2019)

Du unser Gott, schenke uns Freude.

Freude, die sich nicht ersticken lässt
durch die Hektik unserer Tage,
von all der Arbeit, von dem Trubel und Lärm.

Mache sie stark in uns und lass nicht zu,
dass wir sie für uns behalten.

Mache uns freigiebig mit unserer Freude,
damit wir sie weitertragen
hinaus auf die Straßen,
hinein in die Häuser,
zu den Menschen,
die die wahre Freude so bitter nötig haben,
damit sie leben können -

nicht gejagt von sinnlosem Suchen nach mehr,
nicht voll Sorge und Angst,
                                   sondern erfüllt von der Freude,                                                                                                                   
der wahren Freude, die nur du schenken kannst .                                        Helene Renner (2019).   

 

                                                                         Hab Geduld mit dir,

wenn du neu deine Schwäche erlebst.

Hab Geduld,
wenn nicht im Handumdrehen gelingt,
was du dir an Gutem vorgenommen hattest.

Glaube daran,
dass Beharrlichkeit und Geduld
unter Gottes Segen stehen
und das Gute in dir zum Wachsen bringen.

Hab Geduld mit dir.
Gott hat sie auch.                                                              Klemens Nowald

 

 Baustein                             BAUSTEIN

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich mich freuen, weil ich einen Moment freie Zeit gewonnen habe.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich mich ärgern, weil ich unnütz Zeit totschlagen muss.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich mich freuen auf das, was kommt.

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich mir Sorgen machen über das, was kommt.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich mich umschauen, was um mich herum geschieht.

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich in mir versinken, weil nichts vorwärtsgeht.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich die letzte Begegnung in Ruhe verabschieden oder mich auf die nächste Begegnung einstellen.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich voll Bitterkeit überlegen, was ich dem an den Kopf werfe,

 

der mich hat warten lassen.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich mich freuen oder durchatmen.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich mich langweilen oder ärgern.

 

 

 

Wenn ich warte, …

 

kann ich oft genug selbst entscheiden, wie ich damit umgehe.

Gerhard Jammer

    

 

 

                             LIED DER NACHFOLGER JESU

Huub Oosterhuis

So müssen wir auf beide Wangen
uns also schlagen lassen.

Lachend weinen, gern viel tapfer leiden,
selig arm, im Missgeschick noch glücklich.

Wir hungern nach Gerechtigkeit, die ganze Welt
ist unser Bett und Tisch,

Besserwisser, Ethik-Schwadronierer,
doch darum noch nicht klug, geduldig,

lieb zu unsern Kindern. Und allzeit unterwegs,
doch ohne Knüppel, Schirm, Brot, ohne Geld.

Hinter dir her das Kreuz getragen,
beherrscht unser Reden, Zunge beschnitten,

um deinetwillen, Füchse haben Höhlen,
Vögel Nester, wir kein Dach,

kein Grab für unsre Väter. Doch wohl
Namen, die im Himmel aufgeschrieben,

Fuß zertretend Schlange, Skorpion,
nichts wird uns schmerzen-

welch ein Leben.

Übersetzung: Hanns Keßler

Aus: Huub Oosterhuis, Ich steh vor dir. Meditationen, Gebete und Lieder. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2005 (2004).

 

 

DASS UNSER LEBEN MEHR WERDE

Alois Albrecht

Herr,
dass unser Leben mehr werde als
ein hektischer Ablauf von Stunden, Tagen,
Jahren und Jahrzehnten,
danach sehnen wir uns;
nach Sinn und Erfüllt-sein.

Herr,
dass unser Leben mehr werde als
ein ungeordneter Haufen von Gedanken, Wünschen,
Begierden und Erwartungen,
danach sehnen wir uns:
nach Sinn und Ziel.

Herr,
dass unser Leben mehr werde als
eine zufällige Reihe von Handlungen, Taten,
Werken und Leiden,
danach sehnen wir uns:
nach Sinn und Gelingen.

Herr,
dass unser Leben mehr werde als
ein verworrenes Knäuel von Beziehungen, Sympathie,
Miteinander und Gegeneinander,
danach sehnen wir uns:
nach Sinn und Liebe.

Herr,
dass unser Leben mehr werde,
die Erfahrung von Sinn darin sei,
danach sehnen wir uns,
darum bitten wir.
Amen.

 

DU KANNST NICHT TIEFER FALLEN

Arno Pötzsch

 

Du kannst nicht tiefer fallen
als nur in Gottes Hand,
die er zum Heil uns allen
barmherzig ausgespannt.

Es münden alle Pfade
durch Schicksal, Schuld und Tod
doch ein in Gottes Gnade
trotz aller unsrer Not.

Wir sind von Gott umgeben
auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben
und sein in Ewigkeit.

Arno Pötzsch (1941) in: EG 533

 

 

..

Die fünf neuen Heiligen,     

die am 13.10.2019

auf dem Petersplatz in Vatikan

heiliggesprochen 

sind:

Kardinal John Henry Newman (1801–1890),

die Schweizer Schneiderin Marguerite Bays (1815–1879),

die brasilianische Ordensschwester Dulce Lopes Pontes

                         (1914-1992),

die Ordensgründerinnen Maria Teresa Chiramel Mankidiyan (1876-1926) aus Indien

und die Italienerin Giuseppina Vannini (1859-1911).                                      

                                                               

Papstpredigt bei Heiligsprechung:  Dein Glaube hat dich gerettet

Hier lesen Sie in einer offiziellen deutschen Übersetzung die Predigt von Papst Franziskus beim Gottesdienst zur Heiligsprechung an diesem Sonntag, den 13.10.2019 auf dem Petersplatz.

»Dein Glaube hat dich gerettet« (Lk 17,19). Das ist der Zielpunkt des heutigen Evangeliums, das uns den Weg des Glaubens zeigt. Auf diesem Pfad des Glaubens erkennen wir drei Etappen, die durch die geheilten Aussätzigen gekennzeichnet werden: sie rufen, gehen und danken.

Zuallererst rufen. Die Aussätzigen befinden sich in einer schrecklichen Lage, nicht nur aufgrund der Krankheit, die auch heute noch verbreitet ist und mit allen Kräften bekämpft werden muss, sondern auch aufgrund des sozialen Ausschlusses. Zur Zeit Jesu galten sie als unrein und als solche mussten sie isoliert, abgesondert bleiben (vgl. Lev 13,46). Wir sehen nämlich, dass sie, als sie zu Jesus gehen, »in der Ferne stehen bleiben« (vgl. Lk 17,12). Auch wenn ihr Zustand sie ins Abseits stellt, rufen sie doch zu Jesus mit lauter Stimme (vgl. V. 13), so sagt das Evangelium. Sie lassen sich nicht von der menschlichen Ausgrenzung lähmen und schreien zu Gott, der niemanden ausschließt. So verkürzt man die Abstände, so steht man von der Einsamkeit wieder auf: nicht indem man sich in sich selbst und das eigene Selbstmitleid verschließt, nicht indem man an die Urteile der anderen denkt, sondern indem man zum Herrn ruft, weil der Herr den Ruf dessen erhört, der allein ist.

Wie diese Aussätzigen bedürfen auch wir der Heilung, wir alle. Es ist notwendig, dass wir vom Misstrauen gegenüber uns selbst, gegenüber dem Leben, der Zukunft geheilt werden; von vielen Ängsten; von den Lastern, die uns versklaven; von vielen Abschottungen, von Abhängigkeit und Anhänglichkeit: an das Spielen, das Geld, das Fernsehen, das Handy, das Urteil der anderen. Der Herr befreit und heilt das Herz, wenn wir zu ihm rufen, wenn wir ihm sagen: „Herr, ich glaube, dass du mich gesund machen kannst; heile mich von meinen Abschottungen, Jesus, befreie mich vom Bösen und von der Angst.“ Die Aussätzigen sind die Ersten in diesem Evangelium, die den Namen Jesu anrufen. Dann werden es auch ein Blinder und ein Übeltäter am Kreuz tun: Menschen in Not rufen den Namen Jesu an, der Gott rettet bedeutet. Sie rufen Gott mit seinem Namen an, unmittelbar und spontan. Jemanden mit Namen zu rufen ist Zeichen des Vertrauens, und dem Herrn gefällt das. So wächst der Glaube durch das zuversichtliche Rufen, wenn wir Jesus das, was wir sind, mit offenem Herzen bringen, ohne unser Elend zu verbergen. Rufen wir jeden Tag vertrauensvoll den Namen Jesu an: Gott rettet. Sprechen wir ihn immer wieder aus: das ist Beten. Das Gebet ist die Tür des Glaubens, das Gebet ist die Medizin des Herzens.

Gehen ist die zweite Etappe. Im kurzen Evangelium von heute kommen ungefähr zehn Verben der Bewegung vor. Was aber vor allem beeindruckt, ist die Tatsache, dass die Aussätzigen nicht geheilt werden, als sie still vor Jesus stehen, sondern nachher beim Gehen. »Und es geschah, während sie hingingen, wurden sie rein«, sagt der Text (V. 14). Sie werden auf ihrem Weg nach Jerusalem geheilt, also auf einem bergaufgehenden Weg. Auf dem Weg des Lebens wird man rein, auf einem Weg, der oft bergauf geht, weil er in die Höhe führt. Der Glaube verlangt einen Weg, einen Aufbruch, wirkt Wunder, wenn wir aus unseren bequemen Gewissheiten hinausgehen, wenn wir unsere beruhigenden Häfen, unsere gemütlichen Nester verlassen. Der Glaube nimmt mit der Hingabe zu und wächst mit dem Risiko. Der Glaube schreitet voran, wenn wir mit Gottvertrauen ausgerüstet weitergehen. Der Glaube bahnt sich durch demütige und konkrete Schritte seinen Weg, wie auch das Gehen der Aussätzigen und Naamans Bad im Jordan in der ersten Lesung (vgl. 2 Kön 5,14-17) demütig und konkret waren. Und das gilt auch für uns: Schreiten wir im Glauben mit der demütigen und konkreten Liebe, mit der Geduld im Alltag voran; rufen wir dabei Jesus an und gehen weiter.

Es gibt einen weiteren interessanten Aspekt auf dem Weg der Aussätzigen: Sie gehen gemeinsam. »Während sie hingingen, wurden sie rein«, sagt das Evangelium (V. 14), immer im Plural: Der Glaube heißt gemeinsam gehen, niemals allein. Aber nachdem sie geheilt wurden, gehen neun ihre eigenen Wege und nur einer kehrt zurück, um zu danken. Da bringt Jesus seine ganze Verbitterung darüber zum Ausdruck: »Wo sind die neun?« (V. 17). Es scheint fast, als würde er von dem einen, der zurückgekehrt ist, Rechenschaft für die anderen neun verlangen. Es stimmt, es ist unsere Aufgabe – die wir hier sind, um „Eucharistie zu feiern“, also zu danken –, uns um den zu kümmern, der aufgehört hat zu gehen, der vom Weg abgekommen ist: Wir sind Hüter der Brüder und Schwestern, die fernstehen. Wir sind für sie Fürsprecher, wir sind für sie verantwortlich, das heißt gerufen, uns für sie zu verantworten, sie uns zu Herzen zu nehmen. Willst du im Glauben wachsen? Nimm dich eines fernstehenden Bruders, einer fernstehenden Schwester an.

Rufen, gehen und danken: Das ist die letzte Etappe. Nur zu dem, der dankt, sagt Jesus: »Dein Glaube hat dich gerettet« (V. 19). Er ist nicht nur gesund, er ist gerettet. Dies sagt uns, dass der Zielpunkt nicht die Gesundheit, nicht das Wohlbefinden ist, sondern die Begegnung mit Jesus. Das Heil bedeutet nicht, ein Glas Wasser zu trinken, um in Form zu bleiben, es bedeutet, zur Quelle zu gehen, die Jesus ist. Nur er befreit vom Bösen und heilt das Herz, nur die Begegnung mit ihm rettet und gibt dem Leben Fülle und Schönheit. Wenn man Jesus begegnet, kommt das „Danke“ spontan, weil man das Wichtigste im Leben entdeckt: nicht eine Gnade empfangen oder eine Schwierigkeit lösen, sondern den Herrn des Lebens liebend zu umfassen.

Es ist schön zu sehen, dass jener geheilte Mann, ein Samariter, die Freude mit seinem ganzen Selbst zum Ausdruck bringt: Er lobt Gott mit lauter Stimme, er wirft sich vor Jesus nieder, er dankt (vgl. VV. 15-16). Der Höhepunkt des Glaubensweges ist, in Danksagung zu leben. Wir können uns fragen: Wir, die wir glauben, leben wir die Tage als eine zu tragende Last oder als einen darzubringenden Lobpreis? Bleiben wir auf uns selbst fixiert und warten darauf, um die nächste Gnade zu bitten, oder finden wir unsere Freude in der Danksagung? Wenn wir danken, wird der Vater innerlich angerührt und gießt den Heiligen Geist über uns aus.

Danken ist nicht eine Frage der Höflichkeit, der Etikette, es ist eine Frage des Glaubens. Ein Herz, das dankt, bleibt jung. Beim Erwachen, während des Tages, vor dem Schlafengehen zu sagen: „Danke, Herr!“ ist das Gegenmittel gegen das Altern des Herzens. Das gilt auch in der Familie, unter Eheleuten: sich daran erinnern, danke zu sagen. Danke ist das einfachste und wohltuendste Wort.

Rufen, gehen, danken. Heute danken wir dem Herrn für die neuen Heiligen, die den Weg des Glaubens gegangen sind und die wir nun als Fürsprecher anrufen. Drei von ihnen sind Ordensschwestern und zeigen uns, dass das Ordensleben ein Weg der Liebe an den existentiellen Rändern der Welt ist. Die heilige Marguerite Bays hingegen war eine Schneiderin und legt uns offen, wie mächtig das schlichte Gebet, das geduldige Ertragen, die stille Hingabe sind: Hierdurch hat der Herr in ihrem Leben den Glanz von Ostern neu aufstrahlen lassen. Es ist die Heiligkeit des Alltags, von der der heilige Kardinal Newman spricht: »Der Christ besitzt einen tiefen, stillen, verborgenen Frieden, den die Welt nicht sieht […] Der Christ ist heiter, zugänglich, freundlich, sanft, zuvorkommend, lauter, anspruchslos; er kennt keine Verstellung, […] er ist […] dabei aber so wenig ungewöhnlich oder auffallend in seinem Benehmen, dass er auf den ersten Blick leicht als ein gewöhnlicher Mensch angesehen werden mag« (Parochial and Plain Sermons, V,5). Bitten wir darum, so zu sein, „liebes Licht“ inmitten der Finsternisse der Welt. Jesus, »bleibe bei mir! Dann werde ich selber auch leuchten, wie du geleuchtet hast, werde andern ein Licht sein« (Meditations on Christian Doctrine, VII,3). Amen.

 

 

 

(vatican news

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

                           JESUS, DER VERBORGENE GOTT

Henri M.Nouwen

 

 

 

Jesus ist der verborgene Gott. Er wurde Mensch inmitten eines kleinen, unterdrückten Volkes, in ärmlichen Verhältnissen. Er lebte in einem kleinen, unbekannten Dorf und zog drei Jahre lang mit ein paar Fischern aus Galiläa als Prediger von Ort zu Ort. Er wurde von den Machthabern seines Landes verachtet und schließlich auf schändliche Weise zwischen zwei Verbrechern hingerichtet.

Es gibt wenig Aufsehenerregendes in diesem Leben. Wenn Du Dich etwas näher mit den Wundern beschäftigst, die Jesus wirkte, wirst Du feststellen, daß er die Menschen nicht deshalb heilte oder zum Leben erweckte, um bekannt zu werden. Häufig verbot er ihnen sogar, darüber zu sprechen. Und selbst seine Auferstehung geschah im Verborgenen. Nur seine Jünger und einige der Frauen und Männer, die ihn vor seinem Tod gut gekannt hatten, haben ihn als den auferstandenen Herrn gesehen.

Man kann sich heute, da das Christentum eine der großen Weltreligionen geworden ist und Millionen von Menschen den Namen Jesus Christus täglich aussprechen, kaum vorstellen, daß Jesus Gott in der Verborgenheit offenbart hat. Weder das Leben Jesu noch sein Tod und seine Auferstehung zielten darauf hin, die Menschen mit der Allmacht Gottes zu überrumpeln. Gott ist ein kleiner, verborgener, fast unsichtbarer Gott geworden.

Es fällt mir immer wieder auf, daß wir überall dort, wo das Evangelium Jesu Frucht trägt, auf diese Verborgenheit stoßen. Die großen Christen der Geschichte waren immer kleine, bescheidene Menschen, welche die Verborgenheit suchten. Der heilige Benedikt verbarg sich im Tal Subiaco, Franziskus in den Carceri außerhalb von Assisi, Ignatius in der Grotte von Manresa und die kleine Therese im Karmel von Lisieux. Immer, wenn von Heiligen die Rede ist, entdeckt man eine große Sehnsucht nach dieser Verborgenheit. Wir vergessen es leicht, doch auch Paulus zog sich zwei Jahre lang in die Wüste zurück, bevor er zu predigen begann.

Viele große Geister verloren ihre schöpferische Kraft durch eine zu frühe oder zu schnelle Bekanntheit. Wir wissen und spüren es, und doch übersehen wir dies oft, weil unsere Welt weiterhin den großen Irrtum verkündet, daß ein Veilchen, das im Verborgenen blüht, weder beachtet noch geliebt wird. Wenn Du den Mut hast, Dich auf Deine Eingebung zu verlas sen, und Dir dadurch eine Portion gesunder Skepsis gegenüber den Werbesprüchen unserer Welt bewahrst, wirst Du vielleicht die verborgene Gegenwart Gottes eher erkennen ...

Betrachtet man aber Jesus, der gekommen ist, um uns Gott zu offenbaren, sieht man, daß er gerade alle Popularität meidet. Jesus weist immer wieder darauf hin, daß Gott sich im Verborgenen offenbart. Das mag zwar ziemlich paradox klingen, doch akzeptierst Du dies, ja wagst Dich in dieses Paradox hinein, betrittst Du den Weg des geistlichen Lebens.

Aus: Henri Nouwen, Auf der Suche nach dem Leben. Ausgewählte Texte mit einer Einführung von Robert A. Jonas. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2001.

 

 

 

 

 

                                                   BETEN HEISST

Theresia Hauser

Beten, das ist warten, einfach da sein, offen sein, empfänglich sein – das sind Haltungen, die in unserer leistungsorientierten Welt keinen Stellenwert mehr haben.
Beten, das heißt arm sein vor Gott, heißt Zeit haben, Kraft, Herz und Gemüt auf ihn richten gegen die Nützlichkeitsorientierung „Zeit ist Geld“: was kommt für mich dabei heraus.“
Beten verlangt ruhige Aufmerksamkeit, Verweilen, nach Innen hören, nach Innen schauen – gegen die bloße Außenorientierung.
Beten, das heißt sich dem Geheimnis Gottes öffnen, sich diesem auszusetzen, sich glaubend darauf einlassen – gegen die heutige Herrschaft des Wissens und des Machens.
Beten, das heißt hoffen und vertrauen, dass ich Zukunft habe von Gott her – gegen den Hang nach Sicherheit und Garantie.
Beten, das heißt danken, danken, dass ich bin, danken, dass ich meine Existenz einem anderen verdanke – gegen die Lebenseinstellung eigener Mächtigkeit.
Beten, das heißt klagen und anklagen, zweifeln und hadern, trauern und weinen dürfen – gegen den Trend der Anpassung.
Beten fordert „klein“ zu sein, ein Kind zu sein.
Beten schließt den Lobpreis ein, und sich freuen.
Beten ist der Zugang zur Dimension Gottes, in der ich mich erst wirklich selber finden kann.

 

Theresia Hauser in: Beten im Alltag, Action 365.

………...

       Papst Franziskus richtet „Sonntag des Wortes Gottes“  ein.

Der 1. Sonntag des Wort Gottes ist   am 26. Januar

Der Papst schreibt:

“ Die Feier des Sonntags des Wortes Gottes ist von ökumenischer Bedeutung, denn die Heilige Schrift zeigt denen, die auf sie hören, den Weg, der beschritten werden muss, um ”zu einer authentischen und soliden Einheit zu gelangen. ”“ Der biblische Glaube gründet also auf dem lebendigen Wort, nicht auf einem Buch. Wenn die Heilige Schrift im gleichen Geist gelesen wird, mit dem sie geschrieben wurde, bleibt sie immer neu. ”u einer authentischen und soliden Einheit zu gelangen. ” (Vatikan News am 30. 09.2019)

 

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Papst Franziskus

„Mission ist keine Einbahnstraße von Europa in den Rest der Welt."

 

 

“ Nicht mit unternehmerischen Methoden Proselytismus betreiben ”

 Der Missionar brauche die Freude am Evangelium, denn andernfalls verkünde er eine Botschaft, die „nicht anzieht“, legte der Papst seinen Zuhörern weiter ans Herz. „Und der Kern der Mission ist diese Anziehung Christi: Er ist der einzige, der anzieht.“ Genau dieses Zeugnis brauche es heute in Italien und in der Welt, unterstrich Franziskus - und gab gleich noch ein paar praktische Handreichungen mit auf den Weg:

„Die Verkündigung der Schönheit, Freude und Neuheit des Evangeliums muss explizit und implizit sein und alle Situationen des menschlichen Abenteuers berühren.“ Dabei dürfe man auch vor unangenehmen Situationen nicht Halt machen, sondern „mit dem ganzen Leben bezeugen, nicht mit unternehmerischen Methoden, die mehr einer Mystik des Proselytismus ähneln als einer wahren Evangelisierung. Vergesst nicht, dass der Hauptakteur der Evangelisierung der Heilige Geist ist.“

Ihr Zeugnis und Einsatz für die Evangelisierung gelte nicht nur für die fernen Länder, sondern auch für die „unbekannten Nachbarn im Nebenhaus“, betonte Franziskus. In diesem Zusammenhang sei es notwendig, das „faszinierende Abenteuer wiederzuentdecken, sich dem anderen zuzuwenden, sich gegenseitig aufzunehmen und zu helfen.“ Das gelte für alle, Priester, Ordensleute und Laien, unterstrich der Papst. In diesem Zusammenhang erinnerte er daran, dass das Motto des Außerordentlichen Weltmissionsmonats „Getauft und Gesandt” sei, um klarzustellen, dass die „intrinsische Natur der Kirche die Mission“ sei: „Die Kirche besteht unterwegs; auf dem Sofa gibt es sie nicht, die Kirche.“

(vatican News, 30.09.2019)

 

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Aufruf an alle, die sich Christen nennen:

Redet nicht nur von Freiheit
Lebt befreit und setzt euch ein für Unfreie

Redet nicht nur von Hoffnung
Seid selber Hoffnung für Hoffnungslose

Redet nicht nur von Freude
Seid voll Freude für alle Freudlosen

Redet nicht nur vom Frieden
Lebt friedvoll unter den Friedlosen

Redet nicht nur vom Feuer
Seid Licht und Wärme in der kalten Welt
Redet nicht nur vom Leben
Seid lebendig, wo es starr und leblos ist

Redet nicht nur vom Brot
Werdet selber zum Brot für die Hungernden

Redet nicht nur vom Wein
Teilt aus, was euch stärkt

Redet nicht nur von Gott
Zeigt euren Gott durch euer Leben.

Helene Renner (2019)

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                                               HERR, BRICH EIN IN UNSER LEBEN

Heinz Pangels

HERR,
brich ein in unser Leben,
das geprägt ist von Angst und Ohnmacht,
von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit,
von Kälte und Hartherzigkeit.

HERR,
brich ein in unsere Welt
des Ständig-Leistung-erbringen-Müssens,
der gnadenlosen Konkurrenz,
des gierigen Strebens nach Gewinn.

HERR,
brich ein in unsere Welt
der verschobenen Werte:
Wir sind geneigt, zu verschwenden,
anstatt zu teilen.
Wir isolieren uns häufig,
anstatt solidarisch zu sein.
Uns liegt mehr daran, zu besitzen,
als etwas zu sein.

HERR,
brich uns Menschen auf,
brich unsere Herzen auf,
brich unsere Seelen auf,
bringe uns das Licht Deines Geistes,
damit wir dem Menschen
und dem Leben
wieder mehr Raum geben!

HERR,
komm DU zu uns herab,
denn in DIR ist
Hoffnung für eine bessere Welt,
Zuversicht in ein menschenwürdiges Leben
und Wärme für ein sinnvolles Menschsein.

Heinz Pangels nach einem Text eines unbekannten Autors aus dem Gebetsheft „IN IHM SEIN“ von Pfarrer Franz Haidinger, A 4802 Ebensee 2009.

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                                                               ZU BILLIG

Norbert Lechleitner

Ein König ritt mit großem Gefolge zur Jagd. Als der Hirsch im Gehölz erspäht wurde, überließen die Jagdgefährten dem König die Führung, und er jagte im wilden Galopp dem fliehenden Wild hinterher. Immer weiter entfernte er sich von seinem Gefolge, doch plötzlich hatte er den Hirsch aus den Augen verloren.

Suchend streifte der König umher und traf endlich auf einen Bauern, der weinend unter einem Baume saß, sich die Haare raufte und auf die Ungerechtigkeit der Welt schimpfte. Der König ging zu ihm hin und fragte nach dem Grund seines Kummers.

"Herr", antwortete der Bauer, "ich hatte eine einzige wunderbare Melone, die ich mit größter Sorgfalt hegte und pflegte und mit viel Geduld aufzog, denn sie war mein ganzer Besitz. Herrlich war ihre Farbe anzusehen, köstlich war ihr Duft. In zwei Tagen wollte ich sie zum Markte tragen, um mit dem Erlös ihres Verkaufes mein Leben zu fristen. Doch vor wenigen Minuten hat ein Offizier aus der Gefolgschaft des Königs mir meine Melone, meinen einzigen Besitz, geraubt. Ich weiß nicht, was nun werden soll. Wovon soll ich denn jetzt meine Kinder ernähren?"

"Beruhige dich, guter Mann", sagt der König, "ich werde alles in meiner Macht stehende tun, daß du dein Eigentum wiederbekommst." Nachdenklich ritt der König zurück, bis er zu dem Platze kam, wo die Jagdgesellschaft bereits die Zelte aufgestellt hatte. Der König rief einen seiner Diener zu sich und sagte: "Ich habe große Lust, Melonen zu essen. Aber in der ganzen Gegend scheint es keine zu gehen. Wenn du trotzdem eine für mich finden kannst, will ich sie gerne teuer bezahlen."

Eilig lief der Diener los, fragte jeden im Lager, ob er zufällig eine Melone habe, da der König sich eine wünsche. Er ging zu jedem Zelt, bis er endlich auf den Offizier traf, der dem Bauern die Melone gestohlen hatte. Gerade wollte sich der Dieb mit einem großen Messer in der Hand über die prächtige Frucht hermachen, als ihm der Diener in den Arm fiel und rief:

"Halt' ein! Dein Glück ist gemacht, wenn du auf sie verzichtest und sie dem König bringst, denn er hat gerade große Lust, eine Melone zu essen, und im ganzen Lager ist sonst keine einzige zu finden. Er wird dich sicher reichlich entschädigen, wenn du ihm die Melone überbringst"

Der Dieb rechnete sich einen großen Vorteil aus. Sofort nahm er die Melone und lief zum Zelt des Königs. Dort waren einige Gefolgschaftsleute versammelt, aber sie ließen ihn sofort vor den König treten, dem er kniend die schönste aller Melonen darbot.

"Nehmt den Dieb gefangen und legt ihm eine Kette um den Hals!" befahl der König, "und bringt mir den Bauern, damit ihm Gerechtigkeit widerfährt."

Dem Bauern gab er die Kette mit dem verstörten und kleinlauten Dieb in die Hand und sagte: "Er gehört dir. Nimm ihn mit, er ist nun dein Sklave. Verkaufe ihn oder behalte ihn, ganz wie es dir gefällt."

Der Bauer dankte dem König und führte den Dieb an der Kette mit sich fort. Sobald sie sich aber von dem Lager entfernt hatten und den Blicken der Jäger entschwunden waren, fing der Dieb an, mit seinem neuen Herrn über seine Freiheit zu verhandeln. Er betonte, daß er ein Offizier und kein armer Mann sei und die Lust nach der Melone ihn einfach übermannt hätte. Sonst sei er kein Dieb, sondern ein ehrlicher Soldat, und er biete dem Bauern fünfhundert Goldstücke - viel mehr als er je für hundert Melonen bekommen hätte, ganz zu schweigen für eine einzige - wenn er ihn nur freiließe.

So viel Geld hatte der Bauer noch nie besessen, und ohne sich weiter zu bedenken, willigte er in das Angebot ein, das ihm überaus vorteilhaft erschien. Der Bauer ließ den Dieb frei, nahm von ihm einen Beutel Gold entgegen und lief mit ihm voll Freude zurück ins Lager, um dem König den günstigen Handel zu melden.

"Du bist mit einem viel zu billigen Preise zufrieden gewesen", erklärte der König, "denn das Gesetz erkannte dir sein ganzes Vermögen zu, weil er dir alles genommen hatte, was du besaßest."

Aus: Norbert Lechleitner, Sonne für die Seele. 211 überraschende Weisheitsgeschichten, die jeden Tag ein wenig fröhlicher machen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1998/1999.

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GANZ MENSCH SEIN

Theresia Hauser

Beten, das ist warten, einfach da sein, offen sein, empfänglich sein - das sind Haltungen, die in unserer leistungsorientierten Welt keinen Stellenwert mehr haben.

Beten, das heißt arm sein vor Gott, heißt Zeit haben, Kraft, Herz und Gemüt auf ihn richten - gegen Nützlichkeitsorientierung "Zeit ist Geld"; "was kommt für mich dabei heraus."

Beten verlangt ruhige Aufmerksamkeit, Verweilen, nach innen hören schauen - gegen die bloße Außenorientierung.

Beten, das heißt sich dem Geheimnis Gottes öffnen, sich diesem auszusetzen, sich glaubend darauf einlassen - gegen die heutige Herrschaft des Wissens und des Machens.

Beten, das ist hoffen und vertrauen, dass ich Zukunft habe von Gott her - gegen den Hang nach Sicherheit und Garantie.

Beten, das heißt danken, danken, dass ich bin, danken, dass ich meine Existenz einem anderen verdanke - gegen die Lebenseinstellung eigener Mächtigkeit.

Beten, das heißt klagen und anklagen, zweifeln und hadern, trauern und weinen dürfen - gegen den Trend der Anpassung.

Beten fordert "klein", ein Kind zu sein.

Beten schließt Lobpreis ein, und sich freuen.

Beten ist der Zugang zur Dimension Gottes, in der ich mich erst wirklich selber finden kann.

Theresia Hauser in: Beten im Alltag, Frankfurt am Main, Verlag der action 365.

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Seligpreisungen aus der Kirche der ehemaligen DDR

 

Selig die denken, bevor sie handeln,

und beten, bevor sie denken;

sie vermeiden viele Dummheiten.

 

Selig, wenn ihr versteht zu schweigen

und das Lächeln zu behalten,

selbst wenn man euch ins Wort fällt,

wenn man euch widerspricht,

wenn man euch mit Füßen tritt;

dann hat das Evangelium angefangen,

in euer Herz einzudringen.

 

Selig, vor allem ihr, die ihr den Herrn zu erkennen wisst in allen,

denen ihr begegnet;

 

Dann habt ihr das wahrhaftige Licht und die wirkliche Weisheit. 

 

                                                **********************************

Nach Angaben des Vatikans

rund 900.000 katholische Ordensleute.

Mehr als zwei Drittel aller Ordensleute,

nämlich 700.000, sind weiblich.

Gerade Frauenorden leiden allerdings seit Jahren

unter einem deutlichen Rückgang bei den Eintritten.

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Papst Franziskus über Ordensleben

Das Gott geweihte Leben helfe der Kirche zu wachsen,

bringe doch ein authentisch gelebtes Zeugnis Menschen dazu,

zu fragen, was dahinter stecke.

Für Ordensleute bedeute das, prophetisch zu sein,

wobei Prophetie "niemals eine Ideologie,

niemals in Mode

sondern immer ein Zeichen des Widerspruchs gemäß dem Evangelium" sei.

Auch Jesus sei ein Zeichen des Widerspruchs gewesen -

besonders für die religiösen Autoritäten seiner Zeit

wie die Pharisäer und Schriftgelehrten,

jedoch auch für andere religiöse Wege

wie Essener und Zeloten, erklärte Franziskus.

Nicht nur bei jedem Einzelnen habe Ordensleben zeugnishaften Charakter,

sondern auch als Gemeinschaft, betonte der Papst.
Angesichts der dominanten Kultur des Individualismus

und der subjektiven Rechte könne das Ordensleben der Kirche

und der gesamten Gesellschaft helfen,

ein "Zeugnis der Geschwisterlichkeit" zu geben,

"dass es möglich ist,

wie Geschwister gemeinsam zu leben,

in Verschiedenheit",

so Franziskus.

Dies sei ein wichtiger Dienst.

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Als neue Provinziale wurden ernannt:

 

Pater Ignacimuthu K. Director des Fransalien Free Legal Aid

  Centre, Chennai, South India als Provinzial der Süd-Ost-

   Indien Provinz

 

Pater George Panthanmackel, Guwahati, Assam, Nord-Ost-

  Indien wiederbenannt für die zweite Periode für drei Jahre,

  Nord-Ost-Indien Provinz.

 

Herzlichen Glückwunsch und Gottes Segen.

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zitat Alle unsere Streitigkeiten entstehen daraus, dass einer dem anderen seine Meinung aufzwingen will.

Mahatma Gandhi

 

 

zitat Als Menschen liegt unsere Grösse nicht in dem, wie wir die Welt erneuern können, das ist ein Mythos des Atomzeitalters, sondern in dem wir uns selber erneuern.

Mahatma Gandhi

 

 

zitat Auge um Auge - und die ganze Welt wird blind sein.

Mahatma Gandhi

 

 

zitat Aus bitterster Erfahrung zog ich diese eine und höchste Lehre: Man muss den Zorn in sich aufstauen, und so wie gestaute Wärme in Energie umgesetzt werden kann, so kann unser gestauter Zorn in eine Kraft umgesetzt werden, die die Welt zu bewegen vermag.

Mahatma Gandhi

 

 

zitat Beten ist nicht bitten. Es ist ein Sehnen der Seele.

Mahatma Gandhi

 

 

zitat Christus hat vergebens gelebt und ist vergebens gestorben, wenn er uns nicht gelehrt hätte, unser ganzes Leben nach dem ewigen Gesetz der Liebe einzurichten.

Mahatma Gandhi

Kapital unser

Münchener Sati(e)reschutzverin. Rola Sachsberger.

In: Neue Volkskunst, Nr. 92/93, 1971, S. 26.

 

 

Kapital unser, das du bist im Westen,
amortisiert werde deine Investition,
dein Profit komme, deine Kurse steigen
wie in Wall Street, also auch in Europa.
Unsern täglichen Umsatz gib uns heute
und verlängere uns unsere Kredite
wie sie uns stunden unsere Gläubiger.
Und führe uns nicht in Konkurs,
sondern erlöse uns
von den Gewerkschaften,
denn dein ist die halbe Welt
und die Macht
und der Reichtum
seit zweihundert Jahren.
Mammn

 

“Can’t buy me love...” 

Mit Geld kann man ein Haus kaufen, aber kein Zuhause. 
Mit Geld kann man ein Bett kaufen, aber keinen Schlaf. 
Mit Geld kann man eine Uhr kaufen, aber keine Zeit.
Mit Geld kann man ein Buch kaufen, aber kein Wissen
Mit Geld kann man eine Position kaufen, aber keinen Respekt. 
Mit Geld kann man Medizin kaufen, aber keine Gesundheit. 
Mit Geld kann man Sex kaufen, aber keine Liebe. 
Mit Geld kann man eine Versicherung kaufen, aber keine Sicherheit. 
Mit Geld kann man Blut kaufen, aber kein Leben. 

 

Papst Franziskus am 25.09.16

„Gott verkündet man durch die Begegnung mit den Menschen

und unter Berücksichtigung ihrer Geschichte und ihres Weges.

Denn der Herr ist nicht eine Idee,

sondern eine lebendige Person:

Seine Botschaft wird übertragen

durch das einfache und wahre Zeugnis,

durch Zuhören und durch Aufnahme

und durch die Freude, die man ausstrahlt.

Man spricht nicht gut von Jesus,

wenn man traurig ist;

und ebenso wenig vermittelt man die Schönheit Gottes,

indem man nur schöne Predigten hält.

Den Gott der Hoffnung verkündet man,

indem man im Heute das Evangelium der Liebe lebt,

ohne Angst, es auch mit neuen Formen der Verkündigung zu bezeugen.“

 

Man kann Gott nur auf eigene Kosten lieben.

 

 

Papst Franziskus bei der Heiligsprechung der Mutter  Teresa:

 

Jesus nachzufolgen

ist ein ernstes und zugleich frohes Unterfangen;

es verlangt Radikalität und Mut,

um den göttlichen Meister im Ärmsten zu erkennen

und ihm zu Diensten zu sein.

Darum erwarten die Freiwilligen,

die aus Liebe zu Jesus den Letzten und Bedürftigsten dienen,

keinerlei Dank und keinen Lohn,

sondern verzichten auf all das,

weil sie die wahre Liebe entdeckt haben.

Wie der Herr im Moment der Not auf mich zugekommen ist

und sich mir zugeneigt hat,

so gehe auch ich auf ihn zu und neige mich denen zu,

die den Glauben verloren haben oder leben,

als gäbe es Gott nicht.

Ebenso widme ich mich den jungen Menschen ohne Werte und Ideale,

den Familien in einer Krise,

den Kranken und Gefangenen,

den sich selbst überlassenen Minderjährigen

wie auch den alleingelassenen alten Menschen.

Wo immer eine ausgestreckte Hand um Hilfe bittet,

um wieder aufzustehen,

da müssen unsere Gegenwart

und die Gegenwart der Kirche Unterstützung und Hoffnung geben.

(Radio Vatican)

 

     

Mir ist lieber, dass ihr Fehler macht und freundlich seid,

als dass ihr Wunder wirkt und unfreundlich seid.

     

Mein Bankier ist der liebe Gott. Er sorgt dafür,

dass immer etwas da ist.

     

Menschen sind oft unberechenbar, unlogisch und selbstzentriert.

Vergib ihnen einfach.

Es gibt Leute,

die in jeder Haltung und bei jeder Bewegung gekünstelt sind;

kein Mensch mag sie leiden.

Schlichte Einfachheit

und Bescheidene Liebenswürdigkeit

aber sind in jeder Gesellschaft beliebt.“ (Franz von Sales)

 

Die Kirche braucht  „keine Bürokraten und Funktionäre“.

Vielmehr bedarf sie leidenschaftlicher Missionare.

                                                                            Papst Franziskus

Papst Franziskus

„Wir sind zur ewigen Freude mit Gott berufen!“

Diese wahre Identität gelte es zu erkennen.

„Und Gott rechnet mit dir aufgrund dessen, was du bist,

nicht aufgrund dessen, was du hast:

In seinen Augen ist es absolut unbedeutend,

welches Kleid du trägst oder welches Handy du benutzt;

es ist ihm nicht wichtig, ob du mit der Mode gehst,

sondern du selbst bist ihm wichtig.“

++++++++++++++

Papst Franziskus über Glaubwürdigkeit des Christseins

Jesus sendet.

Er wünscht von Anfang an,

dass die Kirche im Aufbruch ist, in die Welt geht.

Und er will, dass sie es so tut, wie er selbst es getan hat,

wie er vom Vater in die Welt gesandt worden ist:

nicht als Machtmensch, sondern ‚wie ein Sklave’ (Phil 2,7),

nicht ‚um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen’ (Mk 10,45)“

Von da aus geht eine direkte Linie zum Gedanken der Barmherzigkeit,

und von da zur Glaubwürdigkeit.

Glaube und Tun müssen übereinstimmen,

zum einen weil man sonst Christsein nur spielt,

zum anderen weil uns das sonst niemand abnimmt.

Den Ordensleuten und Priestern sagt der Papst das in deutlicher, geistlicher Sprache:

Es ist eine Reise ohne Rückfahrkarte.

Es geht darum, einen Exodus aus unserem Ich zu vollziehen,

das Leben für ihn zu verlieren (vgl. Mk 8,35), indem man dem Weg der Selbsthingabe folgt.“

 

Wichtig ist nicht, BESSER ZU SEIN,

als alle anderen.

Wichtig ist,

besser zu sein.

als du gestern warst.

(aus Japan)

                                                                           **************

Wir haben keine Angst davor, diese Wahrheit auszusprechen:

Die Welt ist im Krieg, weil sie den Frieden verloren hat." 

Mit diesen Worten kommentierte Papst Franziskus auf dem Weg nach Polen

 vor Journalisten den jüngsten Mord an einem französischen Priester,

der weltweit für Entsetzen gesorgt hatte.

Doch dieser „heilige Priester“, der gerade dann gestorben sei,

als er für die Kirche gebetet habe,

sei „einer“,

während auf der gesamten Welt

viele andere unschuldige Christen

und unter ihnen Kinder dem Krieg zum Opfer fielen".

 

Die Zusammenarbeit mit dem Schlechten gehört ebenso zu unseren Pflichten wie die Zusammenarbeit mit dem Guten.

Mahatma Gandhi

Ein Ohr was mir zuhört

Gott läßt es zu,

daß denen, die sich anschicken, ihm zu dienen,

allerlei Schwierigkeiten erwachsen;

aber niemals läßt er sie der Last unterliegen,

solange sie sich ihm anvertrauen.

Franz von Sales (François de Sales)

                                                             ++++++++++++++++++++

Es gibt drei Arten heiliger Ekstase:

eine des Verstehens,

eine des Fühlens

und eine der Tat;

die eine im Glanz,

die andere in Glut und die dritte im Werk;

die erste vollzieht sich in der Bewunderung,

die andere in Gottesnähe und die dritte im Tun.

Franz von Sales (François de Sales)

                                                      +++++++++++++++++++++

Papst Franziskus über Urteilen.

Gott allein stehe ein Urteil über den Menschen zu  .

„Unter uns nur Liebe und Verständnis,

Gebet für die anderen, wenn wir sehen,

dass etwas nicht in Ordnung ist, auch mit ihnen sprechen:

„Hör mal, ich sehe das und das, vielleicht…“

Aber niemals verurteilen. Niemals.

Es ist Scheinheiligkeit, wenn wir verurteilen.“

Wenn wir verurteilen,

dann setzen wir uns an die Stelle Gottes,

aber „unser Urteil ist ein ärmliches Urteil“,

es kann „kein wirkliches Urteil“ sein,

„weil ihm die Barmherzigkeit fehlt“.

„Und wenn Gott urteilt, dann urteilt er mit Barmherzigkeit.“

Barmherzigkeit, das sei ein Lebensstil, so der Papst Franziskus vor Zehntausenden Besuchern auf dem Petersplatz.

Und er empfahl einen Dreischritt zur Umsetzung dieses Lebensstils:

„Barmherzigkeit hat Augen, zu sehen, Ohren, zu hören, und Hände, um aufzuhelfen.“

Der Alltag biete viele Gelegenheiten, die Bedürfnisse von armen und leidgeprüften Menschen wahrzunehmen, viele von uns aber gingen in Gleichgültigkeit daran vorbei. Diese Gleichgültigkeit „macht scheinheilig und ohne dass wir es merken, mündet sie in eine spirituelle Lethargie, die den Geist unempfindlich macht und das Leben steril.“

Die globalisierte Welt, fuhr der Papst fort, schafft heute neue Formen der materiellen und der geistigen Armut. Es gelte, „wach wie Funken“ zu sein, damit „der Blick des Christen angesichts der neuen, von der Wohlstandskultur geschaffenen Formen der Armut nicht schwach wird und unfähig dazu, das Wichtige zu sehen.“ Das Wesentliche sei es in einer solchen Lage, auf Jesus zu sehen und Jesus im Hungrigen zu sehen, im Gefangenen, im Kranken, im Unbekleideten, im Arbeitslosen, der eine Familie zu ernähren hat. Aber auch in jenem, der einsam und traurig ist, der sich täuscht und Rat braucht, in jenem, der Bedarf nach einer Begleitung in der Stille hat.“

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Die Todesstrafe ist keine Form der Gerechtigkeit, sondern der Folter - und selbst Verbrecher haben ein Recht auf ihr Leben. „Ein Hoffnungszeichen ist es, dass in der öffentlichen Meinung ein wachsender Widerstand gegen die Todesstrafe spürbar ist, auch als Mittel von legitimer sozialer Verteidigung. In der Tat ist die Todesstrafe heutzutage inakzeptabel, egal wie schwerwiegend das Verbrechen der verurteilten Person ist. Sie ist ein Angriff auf die Unantastbarkeit des menschlichen Lebens und die Würde der menschlichen Person; und gleichzeitig widerspricht sie Gottes Plänen für die Individuen und die Gesellschaft sowie seiner barmherzigen Gerechtigkeit.“

Papst Franziskus am 21.06.16 in einer Videobotschaft an die Teilnehmer des 6. Weltkongresses gegen die Todesstrafe, der vom 21. bis 23. Juni in Oslo stattfand.

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„Geh nah ran an die Probleme,

geh aus dir selbst heraus und riskier es:

Riskier es.

Sonst wird dein Leben allmählich ein gelähmtes Leben:

glücklich, zufrieden, mit der Familie, aber geparkt.

Es ist sehr traurig, geparkte Leben zu sehen;

Menschen, die wie Mumien im Museum wirken.

Riskier etwas! Und wenn du einen Fehler machst – gelobt sei der Herr.“

Papst Franziskus

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Ordensleute sind Propheten.

Sie sind diejenigen,

die eine Nachfolge Jesu gewählt haben,

die sein Leben im Gehorsam gegen den Vater nachahmen,

Armut, Gemeinschaftsleben und Keuschheit.

In diesem Sinn dürfen die Gelübde nicht zu Karikaturen werden,

sonst wird zum Beispiel das Gemeinschaftsleben zur Hölle,

die Keuschheit zum Leben als alter Junggeselle.“ 

(Papst Franziskus - Interview mit Antonio Spadaro SJ vom 21.09.2013)

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Wenn du weißt wie sehr Gott dich liebt,

dann kannst du nur leben,

indem du diese Liebe ausstrahlst.

Mutter Teresa

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„Flüchtlinge sind Menschen wie alle,

aber der Krieg hat ihnen Haus, Arbeit, Familie und Freunde entrissen.

Ihre Geschichten und ihre Gesichter fordern von uns,

dass wir den Einsatz für Frieden in Gerechtigkeit neu angehen.

Darum wollen wir mit ihnen sein:

sie treffen, sie aufnehmen, sie anhören.

Damit wir zusammen nach Gottes Willen

Handwerker des Friedens werden.“

Papst Franziskus