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MEDITATION -- Nachfolgen
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Nachfolgen heißt:
Ihm folgen, ihm ähnlich werden, unterwegs sein,
Hand anlegen, hingeh‘n und nicht warten, bis wer kommt,
heißt zu lieben, nicht nur von Liebe reden und die Menschen übersehen,
sehn, was jemand grad jetzt braucht, es ihm geben, ihm helfen, neu zu leben, keine Unterschiede machen, machen, dass sich Brot
vermehrt.
2. Nachfolgen heißt: Ihm
folgen, ihm ähnlich werden, ihm leben,
Menschen nicht aufgeben,
ihnen täglich nahe sein.
In Winkeln, in Hütten, Häusern, Gassen, in Wäldern und auf Straßen,
machen, dass die Not vergeht, heißt dorthin geh'n, wo andre nicht hinblicken,
in Schluchten der Fabriken, in Wüsten aus Beton.
3. Nachfolgen heißt: Ihm
folgen, ihm ähnlich werden, heißt heilen,
miteinander teilen, das, was jeder braucht, heißt dienen, sich kleinmachen und bücken,
heißt in den Spiegel blicken und sich ehrlich sehn,
heißt täglich "Gott, hier bin ich" sagen und immer wieder fragen: "Was soll ich für dich tun?"
Strube-Verlag,
München-Berlin
DIE AUFGABE
Anthony de Mello
Als einige seiner Schüler einen weltbekannten geistlichen Begleiter mit Lob bedachten, hielt sich der
Meister zurück.
Als man ihn später nach dem Grund fragte, sagte er: "Der Mann übt Macht über andere aus - er ist kein
geistlicher Begleiter."
"Worin besteht dann die Aufgabe eines geistlichen Begleiters?"
"Zu inspirieren, nicht Vorschriften zu machen", sagte der Meister. "Wach zu machen, nicht zu
nötigen."
Aus:
Anthony de Mello, Eine Minute Unsinn. Herder 1993.
Erntedank
DANK
Rainer Bareis
Einen Dank an alle Leute, die immer für mich sind,
einen Dank an alle, die mir ein nettes Wort schenken,
einen Dank an alle, dir mir ein Lächeln schenken,
einen Dank an alle, die mir zuhören,
einen Dank an alle, die mit mir lachen,
einen Dank an alle, die mich kritisierten,
einen Dank an alle, die meine schlechten Eigenschaften kennen
und by Browse to Save">trotzdem meine Freunde sind.
Einen ganz großen Dank an all meine by Browse to Save">lieben Freunde!
Aus:
Mascha Kaléko, Mein Lied geht weiter, Hundert Gedichte, DTV München, 7. Aufl. 2008.
-
GELIEBTE ERDE
anonym
Ich liebe dich, Erde,
mit allem, was auf ihr lebt.
Gott hat dich geschaffen.
Ich liebe dich, Erde,
denn Gott hat dich sehr schön gemacht
mit deinen Bäumen, Blumen und Tieren,
mit deinen Menschen.
Ich liebe dich, Erde,
Gott erhält dich noch immer in seiner Treue.
Trotz aller Zerstörung,
die wir angerichtet haben auf dir,
trotz Krieg, Gewalt und rücksichtslosem Ausrauben
wird es noch immer Frühling und Sommer,
Herbst und Winter,
kommt immer ein neuer Tag
nach dem Dunkel der Nacht.
Ich liebe dich, Erde.
Darum will ich liebevoll leben lernen
und Verantwortung übernehmen für Gottes Schöpfung.
(Graffito an der
ehem. Berliner Mauer)
Quelle: Dein
Wort. Mein Weg. Alltägliche Begegnungen mit der Bibel 3/14.
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MEDITATION : Ist ein Denar genug?
Der Herr ließ den Arbeitern den Lohn
auszahlen.
Vom letzten bis zum ersten einen Denar pro Mann.
Da murrten die ersten, denn sie hatten zwölf Stunden gearbeitet,die letzten dagegen nur eine.
Da ließ der Herr einen von den
ersten vortreten und sagte:
Sieh dir deine Kameraden von der ersten Stunde an.
Lauter Burschen wie du selbst: jung, kräftig, muskulös.
Sie heben zwei übervolle Körbe auf einmal und spüren kaum das Gewicht.
Und sieh dir an, die in der elften Stunde gekommen sind.
Keiner wollte ihnen Arbeit geben, denn sie sind alt und ausgemergelt ...
Ich sage dir, sie haben sich in einer Stunde nicht weniger angestrengt als du in zwölf.
Und wenn ich ihnen dafür einen Denar gebe genau wie dir,
dann findest du das
ungerecht?
Herr, sagte einer, der in der
letzten Stunde kam, du bist ein guter Herr.
Und der Herr erwiderte und wandte sich dabei an den Jungen:
Kann ein guter Herr ungerecht sein? Oder ein böser gerecht?
Gerechtigkeit setzt Gutsein voraus. Willst du mich tadeln, weil ich gut bin?
Meine Gerechtigkeit ist
keine, die Vergleiche zieht ...
Da sagte jener, der in der elften
Stunde kam: Herr, es ist tröstlich, dass du auf uns Menschen schaust und nicht auf die Menge der Trauben, die wir in deine Keller gebracht haben ...
-
(Margh Malina in: „Engel haben
schmutzige Flügel“, St. Gabriel)
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MEDITATION
Ich weiß, dass du mich liebst
1
Helene Renner (2020)
Ich weiß, dass du mich liebst, mein Gott
trotz meines Versagens und meiner Schuld
denn du bist gütig und barmherzig
mit allen, die zu dir kommen
Gütig und barmherzig
will auch ich sein
wenn ich von hier weggehe
barmherzig und geduldig
mit meiner Familie, meinen Freunden
auf meinem Arbeitsplatz
Wenn es mir schwer fällt
geh du mit mir
damit dein Geist mich antreibt
wo Versöhnung notwendig ist
und mich bestärkt
wo mein Stolz mich abhält
ein Wort der Vergebung zu sagen
Ich weiß
an deiner Hand
Gott
wird es mir gelingen
Helene Renner (2020)
Liebender Gott
väterlich und mütterlich
nahe allen Menschen
Du forderst uns auf
deine Liebe dorthin zu tragen
wo Arme erniedrigt werden,
Freude dorthin
wo die Kirche mutlos geworden ist,
Versöhnung dorthin
wo Menschen sich voneinander entfernt haben,
Frieden dorthin
wo Gewalt und Krieg das Leben bedrohen,
Hoffnung dorthin
wo die Angst alles lähmt.
Bahne du uns diesen Weg
den Weg zu den Menschen
den Weg zu mehr Liebe
zu Frieden und Versöhnung
zu Hoffnung und Freude
den Weg zur Gemeinschaft in Christus
MUT
Hans Joachim Remmert
Wozu braucht es Mut?
Zu leben.
Heute zu leben als ein denkender Mensch, der nicht nur die anderen, sondern auch sich selbst für seine Taten verantwortlich
macht.
Es braucht Mut, in dieser Welt, die wohl an den verheerenden Folgen unserer Zivilisation und Bequemlichkeit zugrunde gehen wird,
mit der hoffnungslosen Hoffnung weiterzuleben, dass es vielleicht doch noch besser werden könnte.
Es braucht Mut, sich dieser Realität zu stellen mit all ihren Konsequenzen.
Es braucht Mut, den Kopf nicht einfach in den Sand zu stecken und zu resignieren, sondern mit der eigenen Kraft zu versuchen,
die bestehende Zustände zu ändern.
Es braucht Mut, in einer Welt zu leben, in der Unfähige, Alte und Kranke keinen Platz haben dürfen. In einer Welt zu leben, die
uns die Vereinsamung des Menschen gebracht hat und deren einziges Ziel Produktion und Absatz ist.
Es braucht Mut, dies alles zu wissen und mit dem Gefühl der Ohnmacht weiterzuleben, daran jemals etwas ändern zu können und trotzdem
nicht hoffnungslos zu sein.
Das braucht Mut.
Christoph,
17 J.
Christoph,
17 J. in: Hans Joachim Remmert, Firmung vorbereiten, Ein Werkstattbuch, Freiburg 1995.
SEGNEND MITFÜHLEND DA SEIN
Pierre Stutz
Segnend mitfühlend da sein
den Tieren mit Respekt begegnen
weil sie beseelt sind
Ausdruck des Ursegens Gottes
Segnend-mitleidend dasein
den Fremden mit Achtung begegnen
weil die Schöpfung keine Ausländer kennt
sondern nur Mitmenschen wie dich und mich
Segnend-Iebensfroh dasein
mit allen Sinnen
sich zum Lebenstanz anstiften lassen
in staunender Dankbarkeit
Aus:
Pierre Stutz, Atempause für die Seele. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2004.
DANK
Rainer Bareis
Einen Dank an alle Leute, die immer für mich sind,
einen Dank an alle, die mir ein nettes Wort schenken,
einen Dank an alle, dir mir ein Lächeln schenken,
einen Dank an alle, die mir zuhören,
einen Dank an alle, die mit mir lachen,
einen Dank an alle, die mich kritisierten,
einen Dank an alle, die meine schlechten Eigenschaften kennen
und by Browse to Save">trotzdem meine Freunde sind.
Einen ganz großen Dank an all meine by Browse to Save">lieben Freunde!
Aus:
Mascha Kaléko, Mein Lied geht weiter, Hundert Gedichte, DTV München, 7. Aufl. 2008.
FEST - Verklärung des Herrn
HOCHSCHAUBAHN DES LEBENS
Ilse Pauls
Zuerst langsam bergauf –
bis die Aussicht wunderbar,
aber keine Zeit zum Genießen –
sofort hinabgestürzt werden
ins Tal der Todesnachrichten
ins Tal der schlaflosen Nächte
ins Dunkel der Zweifel
hin-und hergeworfen
von einer Meinung zur anderen
in Streitgespräche gestoßen
in dunkle Nächte.
Letztlich weich landen
aussteigen
deine Schrecken beruhigen
das Herzklopfen beruhigen
niemals mehr
so hoch hinaus wollen.
Ilse
Pauls, unveröffentlicht.
HERR, NIMM AUCH UNS ZUM TABOR MIT
Peter Gerloff
Herr, nimm auch uns zum Tabor mit,
um uns dein Licht zu zeigen!
Lass unsre Hoffnung Schritt um Schritt
mit dir zu Gott aufsteigen.
Du wirst auch uns verklären,
Herr der Herren.
Lass leuchten deine Herrlichkeit,
von der die Seher künden!
Mach uns für Gottes Reich bereit,
wo alle Mühen münden.
Du wirst auch uns verklären,
Herr der Herren.
Dann geh mit uns vom Berg hinab
ins Tal der Alltagssorgen
und sei uns Weg und Wanderstab
durchs Kreuz zum Ostermorgen.
Du wirst auch uns verklären,
Herr der Herren.
Peter Gerloff in:
Gotteslob Katholisches Gebet- und Gesangbuch (363).
17. Sonntag
MEDITATION - Wenn ich heute lebe
Ich
will planen und träumen - hinein in eine neue Welt -
dein
Reich komme!
Deine Botschaft gebe meinem Geist Flügel -
aber
nicht für morgen, Vater!
Die
Perlen des Lebens - Wärme - Zärtlichkeit – Nähe, Vater.
Den
Schatten des Lebens gebe er mir - damit ich heute leben kann.
Dein
Reich - es wird schon kommen - wenn ich heute lebe.
Ich will eine neue
Welt!
Beginne heute – Perlen des Lebens zu verschenken!
Michael H.F. Brock
16.Sonntag
Kleiner Katechismus der Nächstenliebe
Ich möchte dich lieben, ohne dich
einzuengen;
dich wertschätzen, ohne dich zu bewerten;
dich ernst nehmen, ohne dich auf etwas festzulegen;
zu dir kommen, ohne mich dir aufzudrängen.
Ich möchte dich einladen, ohne
Forderungen an dich zu stellen;
dir etwas schenken, ohne Erwartungen daran zu knüpfen;
von dir Abschied nehmen, ohne Wesentliches versäumt zu haben;
dir meine Gefühle mitteilen, ohne dich für sie verantwortlich zu machen.
Ich möchte dich informieren, ohne dich
zu belehren; dir helfen, ohne dich zu beleidigen;
mich um dich kümmern, ohne dich verärgern zu wollen;
mich an dir freuen, so wie du bist.
aus England; zit. Nach: Werkmappe Jugendgottesdienste, Innsbruck
1997
15. Sonntag
Helene Renner (2020) - Ackerboden sein
Ackerboden sein
fruchtbar und schwer -
aufnahmebereit
für Gottes Wort
Ackerboden sein
kraftvoll und offen -
aufnahmebereit
für den Samen Gottes
Ackerboden sein
Steine und Felsen wegräumen -
freudig aufnehmen
und wachsen lassen
Ackerboden sein
hören und verstehen
was Gott von mir will -
und Frucht bringen
hundertfach
14. Sonntag
Nach jahrelanger Mühe und Arbeit hatte ein Mann sein Haus fertig gebaut. Ein
Neider sagte zu ihm: "Wie kannst du in so unruhigen Zeiten noch ein Haus bauen? Meinst du, uns könne nicht ein schweres Erdbeben treffen oder eine Flut, die dein Haus von den Grundmauern her
aufschwemmt?"
Der Mann entgegnete: "Ich habe mein Haus auf gutem Grund
gebaut."
"Bist du dir sicher", begann der andere wieder, "dass eine Feuersbrunst oder
Explosion nicht diese ganze Straßenzeile einäschern könnte?"
"Ich habe es auf gutem Grund gebaut", meinte der Mann wieder.
"Aber es kann doch auch bei uns wieder ein Krieg kommen, wer hätte das im Irak
noch für möglich gehalten, von Atomraketen ganz abgesehen!?"
"Ich habe mein Haus auf gutem Grund
gebaut", erwiderte der Mann stoisch, und mit einem Lächeln fügte er hinzu: "Und zwar auf Gottvertrauen!" (nach Max
Rösler)
13. Sonntag im Jahreskreis
Helene Renner (2020)
Nichts ist wichtiger
als eine gute Beziehung zu Gott
Dieser guten Beziehung
steht oft viel im Weg
Unsere Geschäftigkeit
unser Leichtsinn
unsere Feigheit vor Entscheidungen
unsere verschobenen Rangordnungen
unsere Zweifel
unser Unglaube
aber
nichts soll in unserem Leben
wichtiger sein
als eine gute Beziehung zu Gott
Gott
lass uns unseren Leichtsinn überwinden
unsere Geschäftigkeit überdenken
unsere Feigheit durch Mut ersetzen
unsere Zweifel dir anvertrauen
und unseren Unglauben
in Vertrauen verwandeln
Gott
hilf uns zu einer neuen Rangordnung
damit die Beziehung zu dir wachsen kann
11. Sonntag im Jahreskreis
EIN KLEINES STÜCK DEN HIMMEL ÖFFNEN
Beatrix Senft
so viele Menschen
müde
und
erschöpft
ohne Orientierung
entwurzelt
getrieben von den Dämonen der Zeit
mit Trauer
um vieles
was gestorben
und ab-gestorben ist
mit Sehnsucht
nach HEIL
und auch wir
sind gefordert
von IHM
„Geht und verkündet:
Das Himmelreich ist nahe.“
auch wir sind gefordert
heilend zu begegnen
Abgestorbenes zum Leben zu rufen
Isolierte zu integrieren
vor den Dämonen nicht zu flüchten
sondern uns ihnen zu stellen
wir sind gefragt
im täglichen Begegnen
in den kleinen Momenten
wo wir ein kleines Stück
den Himmel für andere
öffnen dürfen
und Hoffnung schenken
Beatrix Senft
MANTRA
Beatrix Senft
Meine Sehnsucht, o Herr:
heil möchte ich sein.
Schenke Heilung, o Herr,
Heilung aus DIR.
Schenke Heilung auch mir.
Beatrix
Senft
Herz Jesu Fest
DU
Ilse Pauls
DU
Du bist die Mitte
Einatem Du
Ausatem Du
Freund
innerster Du
heilender Tröster Du
Mittelpunkt
der Mitte
aller Zellen Du
Mitte der
Atomkerne Du
ewige Zwiesprache Du
schweigende Anwesenheit Du
ewiges Wort Du
Besieger des Todes Du
ewig Ankommender Du
Du
Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. 2014, Nachdruck Mails & More, A-3441 Baumgarten.
Fronleichnamsfest
WIR BRINGEN DIR UNSER LEBEN
Andrea Schwarz
Wir bringen dir das Brot unseres Alltags
das nicht immer leicht zu leben ist
manchmal ist es hartes Brot
Leben ist nicht immer einfach
das Brot unseres Alltags
sind auch die Körner die zermahlen werden
das sind die Träume die sterben müssen
und Pläne die durchkreuzt werden
Hoffnungen die nicht erfüllt werden
das ist Mühsal und Arbeit
und das ist unser Hunger und unsere Sehnsucht
Unser Leben ist manchmal so leer wie der Kelch
der jetzt auf dem Altar steht
wir haben den Sinn verloren
wir wissen nicht mehr weiter
wir spüren unsere Einsamkeit
und manchmal ist unser Leben ein Schrei danach
von dir gefüllt zu werden
Und dann sehnen wir uns danach
dass du den Wein des Lebens in uns eingießt
dann sehnen wir uns danach
dass du uns erfüllst
mit Leben und Lebendigkeit
mit Lebensfreude und Lebensfest
und dann wünschen wir uns
das Leben das du uns verheißen hast
den Wein der Freude
das Fest das du uns zugesagt hast
Aus: Andrea
Schwarz, Du Gott des Weges segne uns. Gebete und Meditationen. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
Dreifaltigkeitssonntag
BITTE UM ERKENNTNIS GOTTES
Walter Kühnelt
Getreuer, heiliger Gott
und Vater,
verleihe mir Vernunft,
dich zu erkennen;
Gefühl, dich zu empfinden;
Geist, dich zu verstehen.
Gib mir Eifer,
dich zu suchen;
Weisheit, dich zu finden;
Begierde, dich zu lieben.
Schenke mir ein Herz,
das über dich nachsinnt,
und Taten, die dich großmachen.
Gib mir Augen, dich zu sehen;
Ohren, dich zu hören;
eine Zunge, dich zu verkündigen.
Gewähre mir Geduld,
auf dich zu warten,
deine heilige Gegenwart,
ein seliges Ende
und das ewige Leben.
Aus:
Breite deinen Frieden in mir aus. Gebete der Religionen. Zusammengestellt und kommentiert von Walter Kühnelt. Verlag St. Gabriel, Mödling Wien 1989.
Pfingsten
ERLEUCHTE UNSERE AUGEN, HEILIGER GEIST
erzdioezese-wien.at
Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden
für die Wunder deiner Schöpfung, deiner Güte und Liebe.
Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden für die Dunkelheiten und Leiden in unserer Welt.
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
dass wir nicht taub werden für dein Wort und deine Wahrheit.
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
für die Bitten und Stimmen von Menschen und ihre Schreie der Not.
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
Tag für Tag deinen Willen erkennen und in
deinem Licht das Licht sehen.
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
die Geister zu unterscheiden lernen.
Erhelle unser Herz, Heiliger Geist,
damit wir lieben was wahrhaft und gerecht ist und
in allem, was wir lieben, dich lieben.
Hülle uns ein in dein Licht und deine Wahrheit,
dass wir uns senden lassen in diese Welt, dir lobsingen
und die Kraft deiner Auferstehung feiern. Amen.
Website
der ED Wien
GEBET ZUM HEILIGEN GEIST
Antony Kolencherry MSFS
Heiliger Geist,
eins mit dem Vater und dem Sohn,
deine schöpferische Kraft erfüllt das All mit Glanz und Herrlichkeit.
Atme in mir deinen Atem des Lebens, der Weisheit und der Menschlichkeit,
damit ich Zeuge von deiner unendlichen Güte bin.
Dein lebendiges Feuer möge mich beflügeln,
mein Inneres durchdringen,
mich erwärmen und heiligen.
Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe,
damit ich das Böse besiege,
die Angst überwinde,
Freundschaften schließe
und zur Versöhnung beitrage.
Heiliger Geist,
du Feuer und Flamme,
hilf mir, die Liebe zu entzünden,
die Herzen zum Glühen zu bringen,
den Geist zu erfrischen und die Sinne zu erfreuen.
Beschenke mich mit deinen himmlischen Gaben
und verwandle mich, damit ich umkehre, wo Umkehr notwendig ist,
und neu beginne.
Leite mich auf den rechten, ebenen Pfaden
und mache mich zum Werkzeug deines Friedens,
damit ich in den Familien und Gemeinden der Einheit und Eintracht diene.
Heiliger Geist,
ich danke dir, dass ich bei dir so wunderbar geborgen bin.
Sei gepriesen heute und in alle Ewigkeit. Amen.
P.
Antony Kolencherry MSFS, Kloster Visitation, 4500 Solothurn, Schweiz.
DAS PFINGSTWUNDER
Ilse Pauls
Zuerst -
Worte - falsch verstanden
als Waffen gebraucht
um Recht zu haben
als Todesurteile.
Es geschehen Wunder:
Worte - die wärmen,
trösten
Schmerzen lindern,
heilen -
Worte
machen Mut.
Aus: Ilse
Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.
7. Sonntag in der Osterzeit
VERHARREN
Beatrix Senft
sie alle verharrten
hielten inne
in dem
was in ihrem Leben
Bedeutung hatte
stellten sich
ihren Zweifeln
und
Anfragen
war alles zerschlagen
oder
durften sie der neuen Hoffnung
trauen
gaben nicht einfach auf
mussten
in einer neuen Wirklichkeit
ankommen
stockend
starr in der Bewegung
brauchten
ein Ver-weilen
ein Ein-halten
ein Inne-halten
woran noch glauben
worauf kann noch gesetzt werden
ausharren
mit allen
Schwestern und Brüdern
in ihrem Suchen
in ihrem Sehnen
gemeinsam bitten
einmütig betend
dass
der neue Weg sich öffnet
neue Kraft -
heilige Kraft -
zugesandt wird
die Zeit
abwarten
bis sie „reif“ ist
nicht nur einen Moment
nein
eine ganze Zeit
und dann
den Zuspruch erhalten
die Geisteskraft empfangen
den Weg erkennen
und
verkündend
sich aufmachen in die Welt
DAMALS
und HEUTE????
Beatrix Senft
2023.
SICH SAMMELN ALS GEMEINSCHAFT
Edith Furtmann
Nach Jesu Himmelfahrt rücken die Jüngerinnen und Jünger zusammen. Sie haben Angst vor dem, was geschehen könnte, und stärken
einander im Gebet, Männer wie Frauen. Diese Zeit in der Kammer wird sie zusammenschweißen, auch wenn es Konflikte geben wird: der gemeinsame Verlust des Auferstandenen, die Sorge, wie
es weitergehen kann, die Gebete um Beistand, den Jesus versprochen hat, in dem er seine Jüngerinnen und Jünger Gott anvertraut hat: das alles ist die gemeinsame Basis, auf der sie in
die Welt gehen werden.
Hier zeigt sich, wie wichtig Gemeinschaft ist. Glaube im stillen Kämmerlein, allein, ohne Außenwirkung ist nicht das, was Jesu
Nachfolge erfordert. Ja, es gibt sie, die Zeit zum Gebet, sicher auch die zum stillen Gebet allein. Aber es muss Folgen haben: die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden in die Welt
ziehen und sein Wort verkünden. Es war eine Kirche im Übergang: sie mussten nun von sich aus tätig werden. Auch heute befindet sich unsere Kirche im Übergang: so, wie es bisher war,
die Volkskirche gibt es nicht mehr und wird es auch nicht mehr geben. Neue Wege müssen gefunden werden. Deshalb denke ich: diese Gemeinschaft untereinander und in Jesus Christus
unserem Bruder sollten wir suchen und zu leben versuchen, damit die Botschaft nicht im Dickicht der Strukturen und Kirchengesetze verloren geht.
WAS DIE KIRCHE AM DRINGENDSTEN BRAUCHT
Anthony de Mello
Die Kirche macht eine Zeit des Chaos und der Krise durch. Das ist nicht unbedingt schlimm. Eine Krise fordert zum
Wachstum heraus. Das Chaos ist die Voraussetzung der Schöpfung, vorausgesetzt-und das ist eine gewaltige Voraussetzung - der Geist Gottes schwebt über
ihm.
Was die Kirche heute am dringendsten braucht, sind nicht neues Recht, neue Theologie, neue Strukturen, neue
Liturgien-sie alle sind ohne den Heiligen Geist ein leb- und seelenloser Leib. Wir benötigen verzweifelt jemand, der uns unser Herz aus Stein nimmt und ein Herz aus Fleisch gibt; wir
benötigen wieder eine Infusion aus Begeisterung, Eingebung, Mut und geistlicher Kraft. Wir müssen ohne Entmutigung oder Zynismus zu unserer Aufgabe stehen, mit neuem Glauben an die
Zukunft und an die Menschen, für die wir wirken. Mit anderen Worten: Wir brauchen eine neue Herabkunft des Heiligen Geistes. Um es noch konkreter zu sagen: Wir brauchen Menschen, die
vom Heiligen Geist erfüllt sind.
Anthony de
Mello
Christi Himmelfahrt
Weißt du wo der Himmel ist,
außen oder innen.
Eine Handbreit rechts und links,
Du bist mitten drinnen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so tief verborgen.
Einen Sprung aus dir heraus.
Aus dem Haus der Sorgen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so hoch da oben.
Sag doch ja zu dir und mir.
Du bist aufgehoben.
Wilhelm Willms
DEN HIMMEL BERÜHREN
Beatrix Senft
Den Himmel über mir:
Himmelskörper
Sterne
Sternschnuppe
Sternennacht
Mondnacht
sternenklar
Meine Augen berühren ihn
Mein einziges Himmelbild?
Hier und da – JA
Aber auch:
himmelschreiend - mit meinen Nöten
Wie auf Wolken schwebend –
himmelhochjauchzend
–
in meinem
Glück
Jemanden in den Himmel hebend -
Wie auf Wolken schwebend
GEFÜHLSLAGE HIMMEL
Abgehoben
Himmel – der sich geerdet hat
Himmel – der in Jesus eine Verbindung bekommen hat
Den wir erfahren dürfen:
Da, wo Menschen sich liebend begegnen
Da, wo 70x70 mal Verzeihung geschieht
Da, wo Menschen über Schatten springen
Da, wo ein gepeinigtes Herz zur Ruhe kommen kann
Da, wo Brücken gebaut werden - über alles Trennende hinaus
Da, wo der Schwache auch den Starken mitschleift
Da, wo die leere Hülle wieder Füllung findet
Da, wo ….
Genau da
verbindet sich der Himmel mit der Erde
zu einem großen
und neuen
Bild
Da berührt sich
Zeit
und
Unendlichkeit
DA berühren sich
Gott
und
Mensch
Beatrix Senft, unveröffentlicht
UNVERWANDT ZUM HIMMEL SCHAUEN
Beatrix Senft
Unverwandt zum Himmel schauen.
Löcher in die Luft glotzen.
Warten, dass das Glück vom Himmel fällt
und eine höhere Macht schon alles richten wird.
Denn es ist uns ja zugesagt,
dass Jesus wiederkommt.
Also abwarten,
wird schon.
Heute würde wohl die Weisung der Männer in
Weiß lauten:
Was glotzt ihr noch so dümmlich zum
Himmel,
habt ihr es in zweitausend Jahren noch nicht
verstanden,
es ist euch alles vorgelebt,
es ist euch schon alles verheißen.
Also, lest, horcht,
kaut es in eurem Inneren immer wieder.
Und dann krempelt endlich die Ärmel
hoch
und baut mit am Himmelreich Gottes
-
damit es schon auf-lebt im HIER und JETZT.
Beatrix Senft
(2022)
6. Sonntag in der Osterzeit
DIE GUTEN BEKANNTEN
Eugen Roth
Ein Mensch begegnet einem zweiten.
Sie wechseln Förm- und Herzlichkeiten,
Sie zeigen Wiedersehensglück
Und gehn zusammen gar ein Stück.
Und während sie die Stadt durchwandern,
Sucht einer heimlich von dem andern
Mit ungeheurer Hinterlist
Herauszubringen, wer er ist.
Daß sie sich kennen, das steht fest,
Doch äußerst dunkel bleibt der Rest.
Das Wo und Wann, das Wie und Wer,
Das wissen alle zwei nicht mehr.
Doch sind sie, als sie nun sich trennen,
Zu feig, die Wahrheit zu bekennen.
Sie freun sich, daß sie sich getroffen;
Jedoch im Herzen beide hoffen,
Indes sie ihren Abschied segnen,
Einander nie mehr zu begegnen.
Aus: Eugen
Roth, Ein Mensch. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1995.
DREI DINGE
Talmud
Drei Dinge sind es, auf denen die Welt beruht:
Das Gesetz,
der Gottesdienst,
die Werke der Nächstenliebe.
Aus
dem Talmud
Zitat (2011)
Verleihe uns, o Herr,
dass die Ohren, die deinen Lobpreis gehört haben,
verschlossen seien für die Stimme des Streites und des Unfriedens;
dass die Augen, die deine große Liebe gesehen haben,
auch deine selige Hoffnung schauen;
dass die Zungen, die dein Lob gesungen haben,
hinfort die Wahrheit bezeugen;
dass die Füße, die in deinen Vorhöfen gestanden haben,
hinfort gehen auf den Wegen des Lichtes;
und dass die Leiber, die an deinem lebendigen Leibe Anteil gehabt haben,
in einem neuen Leben wandeln.
Dir sei Dank für deine unaussprechliche Gabe.
(Malabar-Liturgie
- Indien- 5. Jhdt.)
5. Sonntag in der Osterzeit
JESUS CHRISTUS
Anton Rotzetter
Wo die Erinnerung schweigt
wo die Bilder tot sind
wo die Vergangenheit verstummt
ist Jesus Christus
Neubeginn und Gnade
Wo der Verstand stumpf wird
wo die Grundbegriffe fehlen
wo man sich nicht mehr versteht
ist Jesus Christus
Wahrheit und Gnade
Wo der Wille fehlt
wo die Sehnsucht verschüttet ist
wo die Liebe leer ist
ist Jesus Christus
Liebe und Gnade
Helene Renner (2020)
Jesus, du hast gesagt
ICH BIN DER WEG
dir nachfolgen heißt,
deinem Beispiel folgen,
deinen Weg gehen:
den Weg des Miteinander statt gegeneinander
den Weg zu den Menschen
den Weg gegen den Strom der Zeit
den Weg zum Kreuz
den Weg der Liebe.
Du hast gesagt
ICH BIN DIE WAHRHEIT
dir nachfolgen heißt, deiner Wahrheit glauben:
der Wahrheit der Güte und Größe Gottes
der Wahrheit der Erlösung von Sünde und Tod
der Wahrheit der Auferstehung
der Wahrheit des Geistes
der Wahrheit der Liebe.
Du hast gesagt
ICH BIN DAS LEBEN
dir nachfolgen heißt, nach deinem Beispiel leben:
ein Leben des Mitleids und der Anteilnahme
ein Leben der Verzeihung und der Versöhnung
ein Leben das nach Gottes Willen fragt
ein Leben der Liebe.
Lass uns auf dich schauen
lass uns dir nachfolgen
Bruder Jesus
der du WEG - WAHRHEIT - und LEBEN bist
damit unser Leben gelingt.
4. Sonntag in der Osterzeit
HÖR MAL
Beatrix Senft
Hör mal
Hör bitte mal
Du hörst mir jetzt mal zu
Du hörst auf das, was ich dir sage
Hörst du mir überhaupt zu
Hören
Wirklich hören
Empfangsbereit sein
Wahrnehmen
Wahrnehmen wollen
Hinhorchen
Hin-spüren
Erspüren wollen
Wichtigkeit geben
Teilhabe zulassen
Ganz Ohr sein,
schenkt dem Gegenüber Wichtigkeit,
gibt ihm einen Stellenwert.
Meine Schafe hören
auf meine Stimme.
Höre ich???
Gebe ich dem, was ich höre, Wichtigkeit???
Setze ich wirklich auf SEIN Wort???
Wird es spürbar in dieser Welt???
Herr, öffne mich deinem Wort,
lass es schwingen in mir,
dass ich in die Welt gehe
und es liebend verkünde.
Beatrix Senft,
2022
DER GUTE HIRT
Ilse Pauls
Er, der gut ist
der mich kennt
der mich führt
der immer da ist
der mir Speise gibt
zur rechten Zeit
Er wird mich auch
dorthin führen
in ein anderes Leben
mit sicherer Hand
3. Sonntag in der Osterzeit
ERINNERT EUCH!
Peter Köster
Wer nicht aufhört, zu trauen - mitten unter Misstrauischen,
wer nicht aufhört zu teilen - mitten unter Habgierigen,
wer nicht aufhört zu verzeihen - mitten unter Gehässigen,
wer nicht aufhört zu danken - mitten unter Undankbaren,
wer nicht aufhört, heimatlos zu sein - mitten unter Sesshaften,
der sucht Jesus nicht mehr unter den Toten ...
Erinnert euch ...!
GEBET
Ferdinand Kerstiens
Herr, bleib bei uns und allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn es Abend wird,
wenn Trauer und enttäuschte Hoffnungen
unser Herz verdunkeln.
Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn Fragen uns bedrängen,
wenn wir dich nicht mehr finden
im Gewirr unserer Zeit und unseres Lebens.
Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn wir unsere Schwachheit spüren,
wenn Alter, Krankheit oder Sucht
die Möglichkeiten des Lebens begrenzen.
Herr, bleib bei allen Menschen,
die hungern müssen und unterdrückt sind,
denen man die Menschenwürde raubt,
die ausgeliefert sind an die Mächte der Finsternis.
Sende ihnen und uns allen
Den Anfang neuen Lebens.
Aus:
Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A, Edition Exodus, Luzern 2001
WAS UNSERER WELT FEHLT
Phil Bosmans
Was unserer Welt fehlt,
woran wir bitter Mangel leiden:
einfache, gute Menschen,
freundliche Menschen,
die fröhlich im Geschäft bedienen,
die am Schalter die Geduld nicht verlieren,
die im Verkehr nicht aus der Haut fahren,
die nicht in die Luft gehen,
wenn du einen Fehler machst.
Aus:
Phil Bosmans; Vergiss die Freude nicht. Herder Verlag Freiburg - Basel - Wien 1976.
Segen am Sonntag der Barmherzigkeit
Gott mache die Tore deiner Seele weit
und öffne die Türen zu deinem Herzen,
dass die heilenden Kräfte dich durchströmen
und sich in dir ausbreiten können.
Gott breite in dir die Zweige der Hoffnung aus,
dass der Friede in dich einziehen kann
und deine Seele zur Ruhe kommt.
(Christa Spilling-Nöker)
SEHT – ICH BIN DA
Beatrix Senft
in die Verschlossenheit
aller Zeiten
eintretend
sich immer wieder
berührbar machen
entblößen
zeigen
sich preisgeben
preisgeben
alle Verletztheit
alle Wunden
Frieden damit machen
ja
Frieden zusprechen
in Berührbarkeit
zum Glauben einladen
auch
die Ungläubigen
die Zweifler
zur Vergebung einladen
die Kraft der Überwindung
einhauchen
und senden
immer
und
immer wieder
sich zeigen
sich verschenken
in vielen Zeichen
in vielen Formen
bis heute
spürbar
be-greif-bar machend
ICH BIN DA
mitten unter euch
Beatrix Senft
2023.
WENN DIES ALLES VORÜBER IST,
Herkunft unbekannt
Wenn dies alles vorüber ist,
mögen wir nie wieder als selbstverständlich erachten:
Den Handschlag mit einem Fremden
Volle Regale im Supermarkt
Gespräche mit den Nachbarn
Ein überfülltes Theater
Freitag abends ausgehen
Den Geschmack des Abendmahls
Den Routine-Besuch beim Arzt
Das morgendliche Chaos, wenn die
Kinder zur Schule müssen
Kaffee mit einer Freundin
Die Gesänge im Stadion
Jeden tiefen Atemzug
Einen langweiligen Dienstag
Das Leben selbst.
Wenn dies alles endet,
mögen wir feststellen,
dass wir etwas mehr so geworden sind,
wie wir sein wollten,
wie wir sein sollten,
wie wir hoffen, sein zu können.
Und mögen wir auf diese Weise
besser zueinander sein,
weil wir das Schlimmste überstanden haben.
Übersetzung: Daniel
Müller Thor
HOFFEN WIDER ALLE HOFFNUNG
Heinz Martin Lonquich
Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht.
Lieben, wo es beinah nicht mehr möglich,
damit die Welt auch morgen noch besteht
Fühlen, wo Gefühle sterben, Licht sehn da, wo alles dunkel scheint.
Handeln, anstatt tatenlos zu trauern,
trösten auch den, der ohne Tränen weint.
Wach sein, Zeichen klar erkennen, helfen trotz der eignen großen Not.
Aufstehen gegen Unrecht, Mord und Lüge,
nicht einfach schweigen, wo die Welt bedroht
Trauen dem, der uns gesagt hat: „Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit.“
Mit uns ist er auch in unserem Suchen,
bis wir ihn schaun im Licht der Ewigkeit
https://www.youtube.com/watch?v=RdJnfrwvtJI
Heinz Martin
Lonquich nach Mt. 28,20 in: Lieder zwischen Himmel und Erde, Münster 6. Aufl. 2011.
Ostern - AuferstEhung
AUFERSTEHUNG ZUM LEBEN
Edith Furtmann
Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der Kriege herrschen und Gewalt?
Auferstehung ist da,
wo Menschen dagegen aufstehen
wo sie Frieden schaffen
wo sie sich der Gewalt entgegenstellen
Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der Menschen ausgegrenzt werden,
weil sie nicht den Normen entsprechen,
weil sie fremd sind,
weil sie nicht erfolgreich sind,
weil sie am Leben scheitern?
Auferstehung ist da,
wo Menschen sich kümmern
wo sie Menschen hineinholen ins Leben
wo sie helfen
ohne Ansehen der Person
Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der die Erde ausgebeutet wird
in der Wohlstand wichtiger ist
als die Zukunft der Schöpfung?
Auferstehung ist da
wo Menschen genau hinsehen
wo sie versuchen, die Welt zu schützen
wo sie sich einsetzen für die Zukunft
wo sie erkennen, dass Gottes Schöpfung
geschützt werden muss und
Leben sich ändern
Ostern – Auferstehung zum Leben
in dieser unserer Welt,
in der so vieles falsch läuft?
Auferstehung ist da
wo Menschen aufstehen
wo sie wissen,
dass es auf sie ankommt
diese Welt
zu einer besseren zu machen
Auferstehung ist da
wo Menschen Jesu nachfolgen.
Edith Furtmann
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen /Euch
ein gnadenreiches und gesegnetes Osterfest.
OSTERN – MUT ZUM LEBEN
Johann Pock, Hans Pock
Es braucht Mut
um nicht mit der Masse
mitzulaufen
um aufzustehen und
einzustehen
für die Entmutigten,
Entmündigten, Mutlosen.
Es braucht Mut
dem Tod in die Fratze zu
lachen
nur aufgrund der vagen
Hoffnung
dass er nicht das letzte
Wort haben wird.
Manchmal braucht es auch Übermut
im Wagnis von
Veränderung
beim Überspringen von
Mauern
und im Durchbrechen von
Normen.
Mut ist die aktive Seite der Demut
vor der Knospe, die stärker ist als
Asphalt
vor der gottgeschenkten
Zeit
und dem unverdienten
Leben.
Ostern er-mutigt
zu Sprüngen über ideologische
Mauern
Ostern ist ein Fest des Übermuts
angesichts aufbrechender
Natur
blühenden
Frühlings
und duftendem
Leben
Und Ostern macht demütig
im Wissen, dass das Leben Geschenk
ist
und dass Freude und
Liebe
stärker sind als der
Tod.
Johann
Pock, Ostern 2017
GERETTET
Ingrid Penner
wir sind befreit
aus schuldhafter Verstrickung
nicht aus eigener Kraft
nicht durch menschlich erdachte Pläne
ohne moralisches Anforderungsprofil
ohne gemessene Frömmigkeitszeit
nicht selbst verdient
sondern geschenkt von Gott
einfach so
aus reiner Gnade
ohne Vorleistung
aus überfließender Liebe
göttlichem Heilsplan gemäß
unsere Herausforderung
es glaubend annehmen
Ingrid
Penner
Ostermontag - Emmaus
Emmaus ist überall da
wo Menschen miteinander reden
Emmaus ist überall da
wo zwei oder drei miteinander unterwegs sind
Emmaus ist überall da
wo Resignation und Hoffnungslosigkeit
überwunden werden
Emmaus ist überall da
wo neue Anfänge gesucht werden
Emmaus ist überall da
wo wir offen und einladend sind
Emmaus ist überall da
wo wir Gott in unser Leben einladen
Emmaus ist überall da
wo wir miteinander feiern
und uns Kraft holen
Emmaus ist überall da
wo wir bereit sind umzukehren
und ihm
Jesus
nachzufolgen
Helene Renner (2020
KARFREITAG
Ilse Pauls
Wenn der Vorhang
unseres Lebens zerreisst -
was werden wir sehen?
Unsere Schuld?
Unsere Versäumnisse?
Das wird alles
draußen bleiben. -
Unsere Augen
werden übergehen ins Licht,
Du selbst wirst uns
die Tränen abwischen.
Selig sind die,
die geweint haben. -
Du wirst mich rufen,
und ich werde
Deine Stimme erkennen.
Du wirst mich
beim Namen rufen
und ihn zärtlicher sagen
als jemals ein Mensch -
und ich werde wissen:
Ich bin am Ziel.
Aus: Ilse
Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d'Art - International, Klagenfurt 2009.
NEUANFANG
Edith Furtmann
Judas:
Verrat für dreißig Silberlinge
Petrus:
Auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen.
der eine – Verräter
der andere – Weggefährte, Vertrauter, Freund
Petrus
Ich kenne diesen Mann nicht!
Weggefährte, Vertrauter, Freund?
Jesu Tod am Kreuz
Ende
Oder Anfang?
Für wen?
Judas?
Petrus?
?
Wir alle:
mal Verräter
mal Weggefährten
mal Freund
Anfang für uns
für Judas
für Petrus
Immerwährender Neuanfang
das Alte bewahren
mit dem Neuen anfangen dürfen
Immer wieder neu
egal
ob Weggefährte
Freund
Verräter
Wir müssen nur wollen
Jetzt
und immer wieder
Edith Furtmann
2023.
KARWOCHENLITURGIE
Bernhard Bossert CSsR
Die Liturgien von Gründonnerstag bis zur Osternacht bilden das Zentrum des christlichen Glaubens. Im Grunde ist es
eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist, voll von großen Symbolen, Gesten und Texten. Wir versuchen, die Essenz der drei Feiern erlebbar zu machen. Der Gründonnerstag ist der
Auftakt zu den drei Österlichen Tagen. Christen erinnern sich an den Tag, an dem das letzte Abendmahl gefeiert wurde, dem die Fußwaschung vorausging. Jesus machte sich buchstäblich klein.
Er kniete sich vor jedem seiner Jünger nieder, um ihm zu dienen und den Schmutz von den Füßen zu waschen. In vielen Kirchen waschen die Priester den Gemeindemitgliedern heute Abend die
Füße. Man muss gewaschen werden, um Anteil an Jesus zu haben Der Geist der dienenden Liebe ist konkret; es sind die Tage vom Gründonnerstag bis zur Osternacht, sie bilden das Zentrum des
christlichen Glaubens. Jesus machte sich zum Sklaven für uns. Er offenbart das Wesen Gottes.
Im Grunde ist es eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist.
Die Liturgie vom Gründonnerstag ist das letzte Abendmahl, dem die Fußwaschung vorausging. Die Abendmahlsfeier knüpft
an das jüdische Gedächtnisfeier der Befreiung aus Ägypten mit dem Durchzug durch das Rote Meer an, wobei vorher das Lamm geschlachtet und gegessen wurde, das große Symbol für
Christus.
Was symbolisch und real im Sakrament gefeiert wird, ist das Gedächtnis des Kreuzes-Todes, seine Lebenshingabe. Wir
beten Seinen Tod an als Hingabe, die unser eigenes Leid und das der ganzen Welt hin zu den Füßen des Gekreuzigten trägt. Der Schreis Jesu „warum hast du mich verlassen?“ Und dann “Es ist
vollbracht! Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ ist schon der Beginn der pfingstlichen Geistausströmung, um aus der Jünger-Gemeine, die junge Kirche hervor zu hervorzubringen
beginnt.
Pater Bernhard
Bossert CSsR
FUSSWASCHUNG
Ilse Pauls
Fußwaschung ist:
Berührung mit Händen
Begegnung mit Blicken
Zuwendung der Liebe
Dienst am anderen
Zeichen der Verbundenheit
Sich klein machen
ein Beispiel geben.
Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.
DU BIST BROT
Ilse Pauls
Du bist Brot -
als Leben selbst gegeben.
Brot, das satt macht
und mit Leben füllt.
Brot,
das tröstet,
das stärkt,
das Mut macht
für das ewige Leben.
Aus: Ilse
Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.
FÜR EUCH
Helene Renner
Für euch -
spricht Jesus:
Das ist mein Leib -
für euch
Das ist mein Blut -
für euch
Das ist meine Fußwaschung -
für euch
Das ist mein Gottesdienst -
für euch
Das ist meine Liebe -
für euch
Das ist meine Einsamkeit -
für euch
Das ist meine Angst -
für euch
Das ist mein Leiden -
für euch
Das ist mein Sterben -
für euch
Das ist mein Leben -
für euch
Das bin ich -
für euch
Helene
Renner, Stillwerden und beten, Kommuniongedanken. Hrsg. Pastorale Dienste der Diözese St. Pölten. 2016.
Palmsonntag
Helene Renner (2020)
Jesus Christus
mit dir will ich aufstehen
gegen Not und Tod
gegen Folter und Leiden
gegen Armut und Elend
gegen Hass und Terror
gegen Zweifel und Resignation
gegen Unterdrückung und Zwang
Mit dir will ich aufstehen
gegen alles, was das Leben behindert
Mit dir will ich einstehen
für alles,
was das Leben fördert
Es genügt nicht
Hosanna, Hosanna zu rufen
darum
sei du meine Kraft
dass ich aufstehe mit dir
JESUS
Kurt Marti
1
mit einer schar von freunden (freundinnen auch)
durch galiläas dörfer und Städte ziehend
hat er kranke geheilt und geschichten erzählt
von der weltleidenschaft des ewigen gottes
2
privilegien der klasse der bildung galten ihm nichts
zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner
wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk
teilte er fische brot und wein aus für viele
3
die gewalt von gewalthabern verachtete er
gewaltlosen hat er die erde versprochen
sein thema: die zukunft gottes auf erden
das ende von menschenmacht über menschen
4
in einer patriarchalischen weit blieb er der sohn
und ein anwalt unmündiger frauen und kinder
wollten galiläer ihn gar zum könig erheben? er aber
ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn
5
auf einem jungesei kam er geritten - kleinleute-messias:
die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm ...
bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde die jünger
um bei seiner Verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel
6
über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess
ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus
stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang -
drei tage später die nicht zu erwartende wendung
7
anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits
brach er von neuem auf in das grausame diesseits
zum langen marsch durch die viellabyrinthe
der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte
8
oft wandelt uns jetzt die furcht an er könnte
sich lang schon verirrt und verlaufen haben
entmutigt verschollen für immer vielleicht - oder bricht er
noch einmal (wie einst an ostern) den bann?
9
und also erzählen wir weiter von ihm
die geschichten seiner rebellischen liebe
die uns aufwecken vom täglichen tod -
und vor uns bleibt: was möglich wär’ noch
Kurt Marti in:
Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte - Interpretationen - Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.
LEID UND SCHMERZ
Elmar Gruber
Ich kann nicht mehr.
Leid und Schmerz stehen übermächtig
in meinem Leben.
Leid, das von Natur aus da ist,
Leid, das die Menschen durch ihren Hass
und ihren Egoismus erst bereiten.
Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben.
Ich kann alles - mich selbst -
nicht mehr ertragen.
Ich leide.
Ich leide unter den anderen
und unter mir selbst.
Aber auch andere leiden unter mir,
weil ich sie nicht leiden kann. -
Weil ich beleidigt bin,
beleidige ich andere.
Es muss sich etwas ändern;
ich muss etwas ändern,
aber mir fehlt die Kraft dazu.
- Warum ist das Leben so schwer?
Jesus hat Leid und Schmerz nicht weggenommen.
Er hat auch das Warum nicht erklärt.
Er hat Leid und Schmerz auf sich genommen.
Durch sein Leiden und Sterben
hat er die ewige Liebe geoffenbart,
damit sie uns trägt in Leid und Schmerz,
damit wir nicht mehr zweifeln an seiner Liebe.
HERR,
du hast das Leid durchlitten.
Du hast das Leid durch Leiden überwunden.
Gib mir das Vertrauen in deine ewige Liebe,
die größer ist als die Unerträglichkeit
von Leid und Schmerz.
Lass mich durch deine Liebe begreifen,
dass alles einen Sinn hat,
auch wenn ich ihn jetzt noch nicht begreife.
Mach mich offen
für die vielen Zeichen deiner Liebe.
Aus: Elmar
Gruber, Das Kreuz in meinem leben. Betrachtungen zu einem Ursymbol. Don Bosco Verlag, München 1996.
JUDAS ISCHARIOT
5. Fastensonntag
Helene Renner (2020)
Du Gott
bist da
Mitten im Tod
dein Licht sehen
Mitten in der Nacht
deine befreiende Hand ergreifen
Mitten in der Gefangenschaft
deine Gerechtigkeit durchsetzen
Mitten im Unrecht
deine Güte kosten
Mitten im Bösen
deine Vergebung erfahren
Mitten in der Schuld
deinen Frieden weitergeben
Mitten im Hass
deine Liebe bezeugen
Mitten in der Welt
dir nachfolgen
Das ist es
wozu du uns rufst:
Mitten im Leben
du Gott mit uns
OSTERMORGEN
Herbert Jung
Der Gott des Lichtes und des Lebens
strahle leuchtend auf über uns.
Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
und wärme unsere Herzen
mit Seiner Lebensglut,
damit wir erkennen Seine Güte
und Seine Barmherzigkeit,
die überreich sind für jeden von uns.
Er lasse uns aufstehen,
wenn Leid unser Leben lähmt -
und lasse uns Seine Stimme hören,
wenn Er ruft:
Ich will, dass du lebst.
Dies sei heute Sein Segen für uns,
damit wir nie ohne Sein Licht
und ohne Seine Liebe leben.
Er schenke uns den Frieden
des Herzens: Gott-mit-uns
an jedem neuen Tag.
Amen.
Aus:
Herbert Jung, Gesegnet sollst du sein. Segensgebete für Seelsorge und Gottesdienst, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2002.
GEDANKEN ÜBER DEN FRÜHLING UND DIE AUFERSTEHUNG
Internet
Gott hat die Auferstehung in jedes Blatt und in jeden Baum gelegt. Wenn du dieser Tage durch die Natur
gehst, kannst du die Auferstehung der Natur erleben. Auch du brauchst die absolute Gewissheit über deine Auferstehung. Auch wir brauchen sozusagen immer wieder einen neuen
Frühling, einen Kuss des Ruachs, ein Zeichen des Geistes Gottes damit wir in der Gewissheit leben, dass er uns auferweckt.
Lass diesen "Frühling" in dein Herz einziehen.
Steh auf aus der Nacht deiner Mutlosigkeit!
Steh auf von deiner Lebensmüdigkeit, die dir durch Sorgen und Kummer immer wieder die Freude stehlen
möchte über die Verheißung der Auferstehung!
Schau hin dieser Tage, so wie jetzt alles aufersteht, so sollst du Auferstehen. Jeden Tag sollst dich
erfreuen über den neuen Morgen voller Sonne, voll fröhlichem Vogelgezwitscher, voller duftender wunderschöner Blumen die dich in einer Farbenpracht und Vielfalt
empfängt.
Wach auf aus deinem Winterschlaf!
Steh auf!
Gott schenkt dir die Auferstehung!
Gott liebt Dich!
Quelle:
www.gnadenkinder.de/board/showthread.php
25. März Verkündigung des Herrn
VERKÜNDIGUNG DES HERRN
Emmanuela Kohlhaas, Sr. OSB
Verkündigung; Der unfassbare, alles verändernde Einbruch Gottes ins Leben dieses einen Menschen
Maria – und damit in die Weltgeschichte – ist angekündigt und zugleich auch geschehen. Gottes Wort ist schöpferisches Wort: Es bewirkt (unverzüglich), was es
besagt.
Drei Verben sind es, die dieses Wirken des Geistes Gottes im biblischen Text und in den Gesängen
der Liturgie beschreiben:
descendet – superveniet – obumbrabit:
Er steigt herab, er entschließt sich, er lässt sich ein…
Er überfällt, er überrascht, er wirft sich darüber…
Er beschattet, er verdunkelt, er schützt…
Schwester
Emmanuela Kohlhaas OSB in: Aus
der Stille leben. Ermutigende Impulse von Ordensleuten zum Kirchenjahr St. Benno Verlag Leipzig, o.J.
MARIÄ ERWÄHLUNG
Salz der Erde, in: Berufung. Zue Pastoral der geistlichen Berufe
Heilige Maria,
deine Erwählung erinnert mich,
dass Gott sich für mich entschieden hat
und mir seine Verheißung gilt.
Heilige Maria,
deine Berufung sagt mir,
dass Gott auch mich berufen hat,
mir seine Gnade schenken zu lassen.
Heilige Maria,
dein Gehorsam ermutigt mich,
auf Gott einzugehen
und sein Wort geschehen zu lassen.
Heilige Maria,
dein Vertrauen weckt in mir
neues Zutrauen
zu den verborgenen Plänen Gottes.
Heilige Maria,
dein Weg führt mich
zu tieferem Vertrauen auf Gott,
der uns niemals aufgibt.
Aus:
Berufung. Zur Pastoral der Geistlichen Berufe Heft 36 (1998) Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg.
MICH LOSLASSEN
Alois Albrecht
Mich loszulassen, Herr, bin ich hier:
Aus meiner Verspannung,
aus meiner Verstrickung,
aus meiner Verkrampftheit,
mit der ich mich selbst festhalten will,
und doch verliere.
Mich niederzulassen, Herr, bin ich hier:
In meine Mitte,
in meine Tiefe,
in meinen Grund.
Dorthin, wo ich an Dich grenze,
wo mein Leben an Dein Leben rührt.
Eins zu werden, Herr, bin ich hier:
Mit dem Boden,
mit der Erde,
in der ich wurzeln kann
und die mich trägt: Du.
Neu zu werden, Herr, bin ich hier:
Aus Deiner Kraft,
aus Deiner Liebe,
aus Deinem Geist,
mit dem Du mich durchflutest,
und Leben in Fülle schenkst.
(Alois
Albrecht, Quelle unbekannt)
St. Josef
JOSEF – TRÄUMER UND RETTER
Ilse Pauls
Im Traum erfuhrst du Lebenswichtiges
für das Leben der Welt,
und du tatest, was der Engel dir befahl –
die schwangere Frau zu dir zu nehmen,
sie zu behüten,
für sie zu sorgen,
bis dass das Kind auf der Welt war.
Und weiter geträumt
von der Gefahr für das Kind.
Ratschluss: nach Ägypten zu fliehen.
Du tatkräftiger Träumer –
Beschützer, Lehrer und Vater,
Lebensretter des
Lebens.
Ilse Pauls
(unveröffentlicht)
MÄNNER UND FRAUEN, DIE DIENEN WOLLEN
dioezese-linz.at
Es gibt Männer und Frauen, die dienen wollen.
Nicht aus Mittelmäßigkeit oder Schwäche heraus,
auch nicht aus Unfähigkeit, sondern weil sie es so wollen.
Sie leben im Verborgenen,
machen keinen Lärm auf den öffentlichen Plätzen.
Sie wirken im Hintergrund,
verwenden ihre Kraft und Energie dazu,
um sich herum eine glückliche Welt zu schaffen.
In ihrem Lächeln strahlt die Freude auf,
die sie verschenken.
Es ist ihnen recht, wenn man ihnen nicht eigens dankt.
Ganz im Dienst an den anderen aufzugehen,
ist für sie die schönste Lebensweise,
denn sie wissen um ihren eigenen Wert,
den sie von Gott her haben
und der ihre menschliche Größe ausmacht.
Auf diese Weise werden sie zu einem Bild und Gleichnis
ihres himmlischen Vaters.
Josef, der Vater Jesu und Mann Marias,
war einer von ihnen.
Aus: www.dioezese-linz.at/pfarren/micheldorf/St.%20Josef.htm
DU, HERR, BIST DAS GROSSE SCHWEIGE
Otto Betz
Du, Herr, bist das große Schweigen,
Du bist so still, dass ich mich erst daran gewöhnen muss,
weil es so laut ist um mich herum und in mir.
Wenn ich aber aufmerksam geworden bin,
dann spüre ich Deinen Atem aus Ruhe,
er glättet die Wogen meiner Unrast
und bietet einen Schutzwall gegen den anbrandenden Lärm.
Allmählich werden die Abgründe der Zerrissenheit überbrückt
und ich werde umfangen von heilenden Strömen.
Behutsam schaffst Du das Versehrte um
und ordnest das Verworrene.
Ich sehne mich nach einem neuen Ohr für Dein geheimes Wort,
damit ich in den Kraftbereich Deines Schweigens gezogen werde.
Voller Staunen entdecke ich in mir unbekannte Zonen,
es gibt noch Tiefen in meinem Inneren, die mir unzugänglich sind.
Hol mich heim in das Reich Deines Schweigens,
lass mich die Botschaft Deiner Stille hören,
Du süßer Abgrund des Lichts.
Otto Betz, in: Reinhard Kürzinger/Bernhard Sill (Hrsg.), Das große Buch der Gebete, München: Pattloch 2003
BRICH AUF IN MIR, O HERR
BRICH AUF IN MIR, O HERR
Martin Thurner
Brich auf in mir, o Herr,
meine Ängste und Sorgen,
die mir den Weg zu dir versperren.
Brich auf in mir, o Herr,
die Blindheit meiner Augen,
dass ich dein Licht wieder sehe.
Brich auf in mir, o Herr,
die Taubheit meiner Ohren,
dass ich die Botschaft deiner Freude höre.
Brich auf in mir, o Herr,
die Lieblosigkeit meiner Gedanken,
dass ich die Not der Anderen mittrage.
Brich auf in mir, o Herr
die Müdigkeit meines Glaubens,
dass ich voll Hoffnung dir entgegengehe.
Brich auf in mir, o Herr,
mein Herz,
dass ich wach bin die DEIN KOMMEN.
Aus:
Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Eine Einführung in die Bibel, Freiburg 2003.
4. Fastensonntag
DER KLEINE PRINZ UND DIE ROSEN
Antoine de Saint-Exupéry
Geh die
Rosen anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzigartig auf der Welt ist. Du wirst wiederkommen und mir Adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis
verraten.“
Der
kleine Prinz ging, um sich die Rosen anzusehen und sprach zu ihnen:
„Ihr
seid nichts, ihr ähnelt meiner Rose gar nicht. Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der
war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht und jetzt ist er einzigartig auf der Welt.“
Die
Rosen waren beleidigt, als sie den kleinen Prinzen reden hörten, welcher nicht aufhörte, zu sprechen:
„Ihr
seid sehr schön, aber ihr seid leer und niemand würde sein Leben für euch geben. Zweifellos könnte irgendjemand glauben, dass meine Rose euch ähnelt. Aber sie selbst weiß,
dass sie wichtiger ist als andere, weil sie es ist, die ich gegossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem
Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer zwei oder drei, aus denen Schmetterlinge geworden sind). Da sie es ist, die ich klagen oder
sich rühmen oder auch manchmal schweigen gehört habe. Da es meine Rose ist.“
Und er
kam zum Fuchs zurück.
„Adieu“,
sagte er.
„Adieu“,
sagte der Fuchs. „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
„Das
Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
„Was
deine Rose so besonders macht, ist die Zeit, die du mit ihr verbracht hast.“
„…ist
die Zeit, die ich mit ihr verbracht habe“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken...
Aus:
Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz.
DER BLINDE
Erich Kästner
Ohne Hoffnung, ohne Trauer
Hält er seinen Kopf gesenkt.
Müde hockt er auf der Mauer.
Müde sitzt er da und denkt:
Wunder werden nicht geschehen.
Alles bleibt so, wie es war.
Wer nichts sieht, wird nicht gesehen.
Wer nichts sieht, ist unsichtbar.
Schritte kommen, Schritte gehen.
Was das wohl für Menschen sind?
Warum bleibt denn niemand stehen?
Ich bin blind, und ihr seid blind.
Euer Herz schickt keine Grüße
aus der Seele ins Gesicht.
Hörte ich nicht eure Füße,
dächte ich, es gibt euch nicht.
Tretet näher! Laßt euch nieder,
bis ihr ahnt was Blindheit ist.
Senkt den Kopf, und senkt die Lider,
bis ihr, was euch fremd war, wißt.
Und nun geht! Ihr habt ja Eile!
Tut, als wäre nichts geschehn.
Aber merkt euch diese Zeile:
„Wer nichts sieht, wird nicht gesehn.“
Erich Kästner 1931
https://www.deutschelyrik.de/der-blinde-1959.html
3. Fastensonntag
DER HÄNDLER
Antoine de Saint-Exupéry
„Guten Tag“, sagte der kleine Prinz.
„Guten Tag“, sagte der Händler.
Es war ein Händler, der durststillende Pillen verkaufte. Man schluckt eine Pille pro Woche und hat kein Bedürfnis mehr zu
trinken.
„Warum verkaufst du das?“, sagte der kleine Prinz.
„Das bringt eine große Zeitersparnis“, sagte der Händler. „Experten haben dies berechnet. Man kann dreiundfünfzig Minuten pro Woche
einsparen.“
„Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?“
„Man macht damit, was man will …“
„Ich würde“, sagte der kleine Prinz, „wenn ich mir dreiundfünfzig Minuten erspart hätte, gemütlich zu einem Brunnen
gehen…“
Aus: Antoine de Saint
Exupery; Der kleine Prinz; Aionas Verlag. Weimar 2018.
2. Fastensonntag
ZU CHRISTUS BEKEHRT
Anthony de Mello
Ein Gespräch zwischen einem kürzlich zum Christentum bekehrten Mann und seinem Freund:
"Du bist also zu Christus bekehrt worden?" "Ja."
"Dann musst du eigentlich gut über ihn Bescheid wissen. Sag mir: in welchem Land wurde er geboren?"
"Das weiß ich nicht."
"Wie alt war er, als er starb?"
"Das weiß ich nicht."
"Wie viele Predigten hat er gehalten?"
"Das weiß ich nicht."
"Du weißt aber wirklich sehr wenig für jemand, der behauptet, zu Christus bekehrt worden zu sein!"
"Du hast Recht. Ich schäme mich, so wenig über ihn zu wissen. Aber so viel weiß ich: Noch vor drei Jahren war ich ein Trinker. Ich
hatte Schulden. Meine Familie brach auseinander. Meine Frau und meine Kinder fürchteten sich jeden Abend vor meiner Heimkehr. Aber jetzt habe ich den Alkohol aufgegeben; wir haben keine
Schulden mehr; wir sind eine glückliche Familie. Meine Kinder erwarten mich ungeduldig jeden Abend. Das alles hat Christus für mich getan. Soviel weiß ich von Christus!"
Anthony de
Mello in: Religion bewegt, Interdiözesaner Katechetischer Fonds, 2006.
1. Fastensonntag
GIB MIR DIE GABE DER TRÄNEN, GOTT
Dorothee Sölle
Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache
Führ mich aus dem lügenhaus
wasch meine erziehung ab
befreie mich von meiner mutter tochter
nimm meinen schutzwall ein
schleif meine intelligente burg
Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache
Reinige mich vom verschweigen
gib mir die wörter den neben mir zu erreichen
erinnere mich an die tränen der kleinen studentin
in göttingen
wie kann ich reden wenn ich vergessen habe
wie man weint
mach mich naß
versteck mich nicht mehr
Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache
Zerschlage den hochmut mach mich einfach
laß mich wasser sein das man trinken kann
wie kann ich reden wenn meine tränen nur für
mich sind
nimm mir das private eigentum und den wunsch
danach
gib und ich lerne leben
Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache
gib mir das wasser des lebens
Dorothee Sölle
in: Höre Gott! Psalmen des Jahrhunderts. Herausgegeben von Paul Konrad Kurz. Benziger Verlag, Zürich und Düsseldorf 1998.
7. Sonntag im Jahreskreis
HEIMZAHLEN, WAS UNS KRÄNKT?
Maria Otto
Herr, in deinen Leidenstagen
haben dich deine Jünger verlassen.
Deine Antwort ist, uns zu versprechen:
»Ich bin bei euch alle Tage.«
Wer sind wir, dass wir einem Menschen
heimzahlen wollen, was uns kränkt?
Wer sind wir, dass wir uns schwer tun,
dem Nächsten zu verzeihen?
Wie halten wir deine Nähe aus,
du Erzähler des Vaters,
wenn Vergebung sich nicht
von selbst versteht?
Aus: Das
Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.
6. Sonntag i Jahreskreis
WICHTIGES UND NICHT WICHTIGES
Autor unbekannt
Es ist nicht wichtig,
immer im Mittelpunkt zu stehen.
Es ist nicht wichtig,
immer an der Spitze zu sein.
Es ist nicht wichtig,
immer Recht zu haben.
Es ist nicht wichtig,
immer der Stärkere zu sein.
Wichtig ist es, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken.
Wichtig ist es,
niemanden an die Wand zu drücken.
Wichtig ist es,
die Meinung anderer zu respektieren.
Wichtig ist es,
dem Schwachen beizustehen.
Guter Gott, hilf mir zu erkennen,
was in meinem Leben wirklich wichtig ist.
Aus: Gebete für das
ganze Leben, Bennoverlag, Leipzig 2004.
5. Sonntag im Jahreskreis
MEDITATION
1.: Salz ist Würze und gibt den rechten Geschmack.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Würze für die Welt.
Würze, die dem Verzweifelten wieder Geschmack am Leben gibt,
denn eine Prise Freude bewirkt so viel!
Was bewirken wir erst, wenn wir andere auf den Geschmack bringen, mit dir zu leben!
2.: Salz trägt und lässt uns nicht so schnell untergehen.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Stütze für diese Welt,
tragender Grund für alle, die unterzugehen drohen,
weil sie mit ihren Problemen nicht fertig werden.
Um wie viel weniger drücken Probleme, wenn wir anderen tragen helfen!
1.: Salz erhält Leben.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Lebenserhalter für diese Welt.
Leben erhaltend für alle, die sich aus Mangel an Liebe und
Anerkennung immer mehr zurückziehen.
Wie viel schöner ist das Leben durch ein liebes Wort zur rechten Zeit!2.: Salz lässt Eis schmelzen.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Taumittel für diese Welt.
Auflösend und auftauend, wo Eispanzer die Herzen der Menschen umschließen.
Wie befreiend kann es sein, wenn einer den ersten Schritt zur Versöhnung wagt!
GEDANKEN EINER KERZE
Verfasser unbekannt
Ihr habt mich angezündet und schaut nachdenklich in mein Licht.
Vielleicht freut Ihr Euch ein bisschen dabei.
Ich jedenfalls freue mich, dass ich brenne.
Wenn ich nicht brennen würde,
läge ich jetzt in einem Karton mit anderen,
die auch nicht brennen.
In so einem Karton haben wir überhaupt keinen Sinn.
Da liegen wir lediglich herum.
Einen Sinn habe ich nur, wenn ich brenne.
Und jetzt brenne ich
Aber seit ich brenne,
bin ich schon ein klein bisschen kürzer geworden.
Das ist schade, denn ich kann mir ausrechnen,
wann ich nur noch ein kleines Stümpfchen sein werde.
Aber so ist das - es gibt nur zwei Möglichkeiten:
Entweder ich bleibe ganz und unversehrt im Karton,
dann werde ich nicht kürzer,
dann geht mir überhaupt nichts ab - aber dann weiß ich nicht,
was ich eigentlich soll.
Oder ich gebe Licht und Wärme,
dann weiß ich, wofür ich da bin.
Dann muss ich aber etwas von mir geben -
von mir selbst, mich selber.
Das ist schöner als kalt und sinnlos im Karton.
So ist das auch bei Euch Menschen, genau so.
Entweder Ihr bleibt für Euch,
dann geschieht Euch nichts,
dann geht Euch nichts ab.
Aber dann wisst Ihr
auch eigentlich nicht so recht, wofür.
Dann seid Ihr wie Kerzen im Karton.
Oder Ihr spendet Licht und Wärme,
dann habt Ihr einen Sinn.
Dann freuen sich die Menschen, dass es Euch gibt.
Dann seid Ihr nicht vergebens da.
Aber dafür müsst Ihr etwas geben -
von Euch selbst, von allem, was in Euch lebendig ist:
von Eurer Freude, Euer Herzlichkeit, von Eurer Treue,
Eurem Lachen, von Eurer Traurigkeit,
von Euren Ängsten, von Euren Sehnsüchten.
Ihr braucht keine Angst zu haben,
wenn Ihr dabei kürzer werdet.
Das ist nur äußerlich.
Innen werdet Ihr immer heller.
Denkt ruhig daran,
wenn Ihr eine brennende Kerze seht
Das Licht einer Kerze verliert nicht an Helligkeit,
wenn es andere Kerzen ansteckt.
(Verfasser
unbekannt)
4. Sonntag im Jahreskreis A
SELIGPREISUNGEN
Klaus Hemmerle
Selig,
die das Interesse des anderen
lieben wie ihr eigenes -
denn sie werden Frieden und Einheit stiften.
Selig,
die immer bereit sind,
den ersten Schritt zu tun
denn sie werden entdecken,
daß der andere viel offener ist,
als er es zeigen konnte.
Selig,
die nie sagen: Jetzt ist Schluß! -
denn sie werden den neuen Anfang finden.
Selig,
die erst hören und dann reden -
denn man wird ihnen zuhören
Selig,
die das Körnchen Wahrheit in jedem
Diskussionsbeitrag heraushören -
denn sie werden integrieren
und vermitteln können.
Selig,
die ihre Position nie ausnützen
denn sie werden geachtet werden.
Selig,
die nie beleidigt oder enttäuscht sind;
denn sie werden das Klima prägen.
Selig,
die unterliegen und verlieren können;
denn der Herr kann dann gewinnen.
Klaus
Hemmerle, Bischof von Aachen
In: www.klaus-hemmerle.de
Selig, die mit den Augen des anderen sehen können und seine Nöte mittragen, denn sie werden Frieden schaffen.
Selig, die willig sind, den ersten Schritt zu tun,
denn sie werden mehr Offenheit finden, als sie für möglich hielten.
Selig, die dem Nächsten zuhören können, auch wenn er anderer Meinung ist,
denn sie werden Kompromisse fördern.
Selig, die Kranke, Alte und Behinderte besuchen,
denn sie werden niemals einsam sein.
Selig, die mit der Heiligung am Frühstückstisch beginnen,
denn sie werden Sinn im Alltag finden.
Selig, die ihre Vorurteile überwinden,
denn sie werden die Entfeindung erleben.
Selig, die auf ihr Prestige verzichten,
denn an Freunden wird es ihnen nicht mangeln.
Selig, die Niederlagen verkraften können,
denn sie werden Menschenbrücken bauen.
Selig, die zuerst mit sich selbst rechten, bevor sie andere richten,
denn sie dürfen auf Gottes Segen hoffen”.
(Aus: Frank Reintgen, Klaus Vekkgut, Menschen-Leben-Träume. Der Firmkurs,
Texte, Lieder, Bilder fürjunge Menschen. (0 Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2004)
3. Sonntag im Jahreskreis A
DAS JOCH UNSERER ZEIT
Beatrix Senft
das Joch unserer Zeit
lastet auf meinen Schultern
auf meinen
und
auf denen so vieler
noch viel mehr
es drückt uns nieder
hält uns auf der Schattenseite
und
da soll ich mich von dir
vom Fleck weg
rufen lassen
dein Ernst
doch halt
ich würde mich gerne rufen lassen
weg von Kriegen
und
Katastrophen
von Corona
und aller anderen Not
würde gerne
in eine heile Welt
flüchten
ach
du meinst
so sei das nicht gemeint
ich soll nicht flüchten
sondern -
so wie du -
meine Augen aufmachen
und
nach rechts und links
schauen
meine Mitmenschen
mitnehmen -
so wie sie sind
mit
und
in
ihren Licht- und Schattenseiten
soll ein Netzwerk bieten
das sie bergend
und
aufrichtend umgibt
in dem wir alle -
sie und ich -
getragen sind
durch dein
MIT-UNS-SEIN
du verlangst viel
HERR
vor allem
Mut
schenke ihn mir
und
lass mich deinem Ruf folgen
Komm her, mir
nach!
Beatrix Senft
2023.
SENDUNG
Bruno Forte
Leben heißt
Wagnis,
offene Möglichkeit,
Suchen und Unruhe
ausgelöst durch das Nichtverfügbare:
Unverfügbarer Gott,
du kommst von der Zukunft her:
Laß uns für dich leben,
unsem Mann stehen
ohne befriedigende Sicherheiten,
ohne blindmachende Anmaßung.
Laß uns immer unterwegs sein
zu einem größeren Licht,
damit wir das Erdreich werden,
das dich aufnehmen kann
im Herzen der Welt.
Amen. Halleluja!
Aus: Bruno
Forte, Zur Freiheit hast du uns befreit. Gebet. Verlag Neue Stadt, München Zürich Wien 1993.
ÖKUMENE
Phil Bosmans
Die erste und allerwichtigste Aufgabe
der Kirche und aller Kirchen ist
Menschen zusammenbringen und in Liebe vereinen,
und das nicht im Namen einer Lehre,
wie erhaben und schön auch immer,
sondern im Namen eines Gottes,
der Liebe ist und allein Liebe will
und darum in Jesus so ausdrücklich
und so eindringlich um Liebe bittet.
Das ist die große, aber sehr schwere Aufgabe.
Kirchen dürfen Menschen nicht aussondern,
nicht einteilen in Gute und Schlechte,
in solche, die die Wahrheit besitzen,
und andere, die sich irren.
Kirchen müssen für alle offen stehen.
Sie müssen einladen und anziehen.
Man kann Gott den Menschen nicht aufzwingen.
Kirchen müssen Magnete sein,
unwiderstehliche Magnete der Liebe.
Ökumene ist nicht möglich durch Diskussion.
Sie vollzieht sich dort von selbst,
wo Menschen mit ihrem Herzen
einander in Gott gefunden haben.
Aus:
Phil Bosmans, Gott nicht zu glauben, Herder, Freiburg 4. Aufl .1991, 108
SEHNSUCHT IM HERZEN
Andrea Schwarz
Es gibt Tage in meinem Leben, da steckt eine geheimnisvolle Kraft in mir. Da ist es, als ob alles Verhärtete plötzlich weich wird.
Da fließt es in mir, ich bin in der Bewegung, die Bewegung ist in mir.
Das sind Tage, an denen mein Lächeln ansteckt, meine Augen offen sind für Dinge, die ich sonst übersehe, da hören meine Ohren
plötzlich Melodien - das sind Tage, an denen einfach alles rund läuft und rund ist.
Andrea Schwarz
in: Ludger Hohn-Morisch (Hrsg); Für jeden Tag ein gutes Wort. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
2. Sonntag im Jahreskreis A
WACHSEN
Andrea Schwarz
Man wird nicht einfach 50
ein neuer Lebensschritt
Abschied und Anfang
und ich irgendwie
dazwischen
natürlich
könnte ich stehen bleiben
alles an mir vorübergehen lassen
und so tun als wäre nichts
es ist trotzdem was
Altes verabschiedet sich
Neues kündigt sich an
es wird anders
die Wirklichkeit verändert sich
ich bin keine zwanzig mehr
ich muss mich neu suchen
und vielleicht finden
aber vielleicht ist gerade das die Chance
den Verlust als Gewinn sehen
das Neue als Ergänzung
das Andere als Bereicherung
und ich
entscheide mich für
neugierig sein
und werden
und bleiben
bis in den Tod hinein
Andrea Schwarz in:
Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien,
ICH SUCHE GEBORGENHEIT
Anton Rotzetter
Ich suche Geborgenheit
Hände, die sich halten
Deine Hand
Ich suche Wärme
Menschen, die sich nahe sind
Deine Nähe
Ich suche Liebe
Herzen, die sich finden
Dein Herz
Ich suche ein Zuhause
Junge Menschen, die sich bergen
Deine Gemeinschaft
Hilf mir suchen
und finden
Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete Herder Verlag, Freiburg Basel Wien
1985.
MANCHMAL BRICHT DEIN LICHT
Huub Oosterhuis
Manchmal bricht dein Licht
in Menschen durch, unaufhaltsam,
so wie ein Kind geboren wird
Gedenk des Menschen,
der wird genannt: dein Kind,
dein Königreich, dein Licht.
Keine Finsternis hat ihn je überwältigt.
Huub Oosterhuis in: Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien
2007.
UND ICH STREBE ZU DIR
Anton Rotzetter
In der Mitte bist du Liebe - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Güte - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Kraft - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Freude - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Friede - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Gerechtigkeit - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Gott - und ich strebe zu dir
Aus: Anton
Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1985.
SEHNSUCHT IM HERZEN
Andrea Schwarz
Es gibt Tage in meinem Leben, da steckt eine geheimnisvolle Kraft in mir. Da ist es, als ob alles
Verhärtete plötzlich weich wird. Da fließt es in mir, ich bin in der Bewegung, die Bewegung ist in mir.
Das sind Tage, an denen mein Lächeln ansteckt, meine Augen offen sind für Dinge, die ich sonst
übersehe, da hören meine Ohren plötzlich Melodien - das sind Tage, an denen einfach alles rund läuft und rund ist.
Andrea
Schwarz in: Ludger Hohn-Morisch (Hrsg); Für jeden Tag ein gutes Wort. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.
Das Fest der Taufe des Herrn
IN DIESER ZEITIT
Beatrix Senft
In dieser Zeit
uns aufmachen,
um nicht über den Jordan zu gehen,
um nicht mit allen Wassern gewaschen zu sein,
sondern, um zu den Quellen zu gehen.
Erkennen, dass auch wir den Zuspruch