Pfingsten

 

ERLEUCHTE UNSERE AUGEN, HEILIGER GEIST

erzdioezese-wien.at

Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden
für die Wunder deiner Schöpfung, deiner Güte und Liebe.
Erleuchte unsere Augen, Heiliger Geist,
dass wir nicht blind werden für die Dunkelheiten und Leiden in unserer Welt.
 
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
dass wir nicht taub werden für dein Wort und deine Wahrheit.
Öffne unsere Ohren, Heiliger Geist,
für die Bitten und Stimmen von Menschen und ihre Schreie der Not.
 
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
Tag für Tag deinen Willen erkennen und in
deinem Licht das Licht sehen.
Durchdringe unseren Geist, Heiliger Geist, damit wir
die Geister zu unterscheiden lernen.
 
Erhelle unser Herz, Heiliger Geist,
damit wir lieben was wahrhaft und gerecht ist und
in allem, was wir lieben, dich lieben.
 
Hülle uns ein in dein Licht und deine Wahrheit,
dass wir uns senden lassen in diese Welt, dir lobsingen
und die Kraft deiner Auferstehung feiern. Amen.

Website der ED Wien

GEBET ZUM HEILIGEN GEIST

Antony Kolencherry MSFS

Heiliger Geist,
eins mit dem Vater und dem Sohn,
deine schöpferische Kraft erfüllt das All mit Glanz und Herrlichkeit.
Atme in mir deinen Atem des Lebens, der Weisheit und der Menschlichkeit,
damit ich Zeuge von deiner unendlichen Güte bin.
Dein lebendiges Feuer möge mich beflügeln,
mein Inneres durchdringen,
mich erwärmen und heiligen.
Entzünde in mir das Feuer deiner Liebe,
damit ich das Böse besiege,
die Angst überwinde,
Freundschaften schließe
und zur Versöhnung beitrage.

Heiliger Geist,
du Feuer und Flamme,
hilf mir, die Liebe zu entzünden,
die Herzen zum Glühen zu bringen,
den Geist zu erfrischen und die Sinne zu erfreuen.
Beschenke mich mit deinen himmlischen Gaben
und verwandle mich, damit ich umkehre, wo Umkehr notwendig ist,
und neu beginne.
Leite mich auf den rechten, ebenen Pfaden
und mache mich zum Werkzeug deines Friedens,
damit ich in den Familien und Gemeinden der Einheit und Eintracht diene.

Heiliger Geist,
ich danke dir, dass ich bei dir so wunderbar geborgen bin.
Sei gepriesen heute und in alle Ewigkeit. Amen.

P. Antony Kolencherry MSFS, Kloster Visitation, 4500 Solothurn, Schweiz.

DAS PFINGSTWUNDER

Ilse Pauls

Zuerst -
Worte - falsch verstanden
als Waffen gebraucht
um Recht zu haben
als Todesurteile.

Es geschehen Wunder:

Worte - die wärmen,
trösten
Schmerzen lindern,
heilen -
Worte
machen Mut.

 

Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.

 

7. Sonntag in der Osterzeit


VERHARREN

Beatrix Senft

sie alle verharrten
hielten inne
in dem
was in ihrem Leben
Bedeutung hatte

stellten sich
ihren Zweifeln
und
Anfragen

war alles zerschlagen
oder
durften sie der neuen Hoffnung
trauen

gaben nicht einfach auf

mussten
in einer neuen Wirklichkeit
ankommen

stockend
starr in der Bewegung
brauchten
ein Ver-weilen
ein Ein-halten
ein Inne-halten

woran noch glauben
worauf kann noch gesetzt werden

ausharren
mit allen
Schwestern und Brüdern

in ihrem Suchen
in ihrem Sehnen

gemeinsam bitten

einmütig betend
dass
der neue Weg sich öffnet
neue Kraft -
heilige Kraft -
zugesandt wird

die Zeit
abwarten
bis sie „reif“ ist

nicht nur einen Moment
nein
eine ganze Zeit

und dann

den Zuspruch erhalten
die Geisteskraft empfangen
den Weg erkennen

und

verkündend
sich aufmachen in die Welt

DAMALS

und HEUTE????

 

Beatrix Senft 2023.

 

SICH SAMMELN ALS GEMEINSCHAFT

Edith Furtmann

Nach Jesu Himmelfahrt rücken die Jüngerinnen und Jünger zusammen. Sie haben Angst vor dem, was geschehen könnte, und stärken einander im Gebet, Männer wie Frauen. Diese Zeit in der Kammer wird sie zusammenschweißen, auch wenn es Konflikte geben wird: der gemeinsame Verlust des Auferstandenen, die Sorge, wie es weitergehen kann, die Gebete um Beistand, den Jesus versprochen hat, in dem er seine Jüngerinnen und Jünger Gott anvertraut hat: das alles ist die gemeinsame Basis, auf der sie in die Welt gehen werden.

Hier zeigt sich, wie wichtig Gemeinschaft ist. Glaube im stillen Kämmerlein, allein, ohne Außenwirkung ist nicht das, was Jesu Nachfolge erfordert. Ja, es gibt sie, die Zeit zum Gebet, sicher auch die zum stillen Gebet allein. Aber es muss Folgen haben: die Jüngerinnen und Jünger Jesu werden in die Welt ziehen und sein Wort verkünden. Es war eine Kirche im Übergang: sie mussten nun von sich aus tätig werden. Auch heute befindet sich unsere Kirche im Übergang: so, wie es bisher war, die Volkskirche gibt es nicht mehr und wird es auch nicht mehr geben. Neue Wege müssen gefunden werden. Deshalb denke ich: diese Gemeinschaft untereinander und in Jesus Christus unserem Bruder sollten wir suchen und zu leben versuchen, damit die Botschaft nicht im Dickicht der Strukturen und Kirchengesetze verloren geht.

 

 

 

WAS DIE KIRCHE AM DRINGENDSTEN BRAUCHT

Anthony de Mello

Die Kirche macht eine Zeit des Chaos und der Krise durch. Das ist nicht unbedingt schlimm. Eine Krise fordert zum Wachstum heraus. Das Chaos ist die Voraussetzung der Schöpfung, vorausgesetzt-und das ist eine gewaltige Voraussetzung - der Geist Gottes schwebt über ihm.
Was die Kirche heute am dringendsten braucht, sind nicht neues Recht, neue Theologie, neue Strukturen, neue Liturgien-sie alle sind ohne den Heiligen Geist ein leb- und seelenloser Leib. Wir benötigen verzweifelt jemand, der uns unser Herz aus Stein nimmt und ein Herz aus Fleisch gibt; wir benötigen wieder eine Infusion aus Begeisterung, Eingebung, Mut und geistlicher Kraft. Wir müssen ohne Entmutigung oder Zynismus zu unserer Aufgabe stehen, mit neuem Glauben an die Zukunft und an die Menschen, für die wir wirken. Mit anderen Worten: Wir brauchen eine neue Herabkunft des Heiligen Geistes. Um es noch konkreter zu sagen: Wir brauchen Menschen, die vom Heiligen Geist erfüllt sind.

 

Anthony de Mello

 

 

 

Christi Himmelfahrt

 

Weißt du wo der Himmel ist,
außen oder innen.
Eine Handbreit rechts und links,
Du bist mitten drinnen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so tief verborgen.
Einen Sprung aus dir heraus.
Aus dem Haus der Sorgen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so hoch da oben.
Sag doch ja zu dir und mir.
Du bist aufgehoben.
Wilhelm Willms

 

DEN HIMMEL BERÜHREN

Beatrix Senft

Den Himmel über mir:
Himmelskörper
Sterne
Sternschnuppe
Sternennacht
Mondnacht
sternenklar

Meine Augen berühren ihn

Mein einziges Himmelbild?

Hier und da – JA

Aber auch:
himmelschreiend - mit meinen Nöten
Wie auf Wolken schwebend –
                himmelhochjauchzend –
                in meinem Glück
Jemanden in den Himmel hebend -
Wie auf Wolken schwebend

GEFÜHLSLAGE HIMMEL

Abgehoben

Himmel – der sich geerdet hat
Himmel – der in Jesus eine Verbindung bekommen hat

Den wir erfahren dürfen:

Da, wo Menschen sich liebend begegnen
Da, wo 70x70 mal Verzeihung geschieht
Da, wo Menschen über Schatten springen
Da, wo ein gepeinigtes Herz zur Ruhe kommen kann
Da, wo Brücken gebaut werden - über alles Trennende hinaus
Da, wo der Schwache auch den Starken mitschleift
Da, wo die leere Hülle wieder Füllung findet

Da, wo ….

Genau da
verbindet sich der Himmel mit der Erde
zu einem großen
und neuen
Bild

Da berührt sich
Zeit
und
Unendlichkeit

DA berühren sich
Gott
und
Mensch   

 

Beatrix Senft, unveröffentlicht

 

 

UNVERWANDT ZUM HIMMEL SCHAUEN

Beatrix Senft

Unverwandt zum Himmel schauen.
Löcher in die Luft glotzen.
Warten, dass das Glück vom Himmel fällt
und eine höhere Macht schon alles richten wird.

Denn es ist uns ja zugesagt,
dass Jesus wiederkommt.
Also abwarten,
wird schon.

Heute würde wohl die Weisung der Männer in Weiß lauten:
            Was glotzt ihr noch so dümmlich zum Himmel,
            habt ihr es in zweitausend Jahren noch nicht verstanden,
            es ist euch alles vorgelebt,
            es ist euch schon alles verheißen.
            Also, lest, horcht,
kaut es in eurem Inneren immer wieder.
            Und dann krempelt endlich die Ärmel hoch
            und baut mit am Himmelreich Gottes -
            damit es schon auf-lebt im HIER und JETZT.

 

Beatrix Senft (2022)

 

 

6. Sonntag in der Osterzeit

 

DIE GUTEN BEKANNTEN

Eugen Roth

Ein Mensch begegnet einem zweiten.
Sie wechseln Förm- und Herzlichkeiten,
Sie zeigen Wiedersehensglück
Und gehn zusammen gar ein Stück.
Und während sie die Stadt durchwandern,
Sucht einer heimlich von dem andern
Mit ungeheurer Hinterlist
Herauszubringen, wer er ist.
Daß sie sich kennen, das steht fest,
Doch äußerst dunkel bleibt der Rest.
Das Wo und Wann, das Wie und Wer,
Das wissen alle zwei nicht mehr.
Doch sind sie, als sie nun sich trennen,
Zu feig, die Wahrheit zu bekennen.
Sie freun sich, daß sie sich getroffen;
Jedoch im Herzen beide hoffen,
Indes sie ihren Abschied segnen,
Einander nie mehr zu begegnen.

Aus: Eugen Roth, Ein Mensch. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1995.

DREI DINGE

Talmud

Drei Dinge sind es, auf denen die Welt beruht:
Das Gesetz,
der Gottesdienst,
die Werke der Nächstenliebe.

Aus dem Talmud


  • 1

Zitat (2011)

Verleihe uns, o Herr,
dass die Ohren, die deinen Lobpreis gehört haben,
verschlossen seien für die Stimme des Streites und des Unfriedens;
dass die Augen, die deine große Liebe gesehen haben,
auch deine selige Hoffnung schauen;
dass die Zungen, die dein Lob gesungen haben,
hinfort die Wahrheit bezeugen;
dass die Füße, die in deinen Vorhöfen gestanden haben,
hinfort gehen auf den Wegen des Lichtes;
und dass die Leiber, die an deinem lebendigen Leibe Anteil gehabt haben,
in einem neuen Leben wandeln.
Dir sei Dank für deine unaussprechliche Gabe.

(Malabar-Liturgie - Indien- 5. Jhdt.)

 

 

 

5. Sonntag in der Osterzeit

 

JESUS CHRISTUS

Anton Rotzetter

Wo die Erinnerung schweigt
wo die Bilder tot sind
wo die Vergangenheit verstummt
ist Jesus Christus
Neubeginn und Gnade

Wo der Verstand stumpf wird
wo die Grundbegriffe fehlen
wo man sich nicht mehr versteht
ist Jesus Christus
Wahrheit und Gnade

Wo der Wille fehlt
wo die Sehnsucht verschüttet ist
wo die Liebe leer ist
ist Jesus Christus
Liebe und Gnade


  • 1

Helene Renner (2020)

Jesus, du hast gesagt
ICH BIN DER WEG
dir nachfolgen heißt,
deinem Beispiel folgen,
deinen Weg gehen:
den Weg des Miteinander statt gegeneinander
den Weg zu den Menschen
den Weg gegen den Strom der Zeit
den Weg zum Kreuz
den Weg der Liebe.

Du hast gesagt
ICH BIN DIE WAHRHEIT
dir nachfolgen heißt, deiner Wahrheit glauben:
der Wahrheit der Güte und Größe Gottes
der Wahrheit der Erlösung von Sünde und Tod
der Wahrheit der Auferstehung
der Wahrheit des Geistes
der Wahrheit der Liebe.

Du hast gesagt
ICH BIN DAS LEBEN
dir nachfolgen heißt, nach deinem Beispiel leben:
ein Leben des Mitleids und der Anteilnahme
ein Leben der Verzeihung und der Versöhnung
ein Leben das nach Gottes Willen fragt
ein Leben der Liebe.

Lass uns auf dich schauen
lass uns dir nachfolgen
Bruder Jesus
der du WEG - WAHRHEIT - und LEBEN bist
damit unser Leben gelingt.

 

4. Sonntag in der Osterzeit

 

HÖR MAL

Beatrix Senft

Hör mal
Hör bitte mal
Du hörst mir jetzt mal zu
Du hörst auf das, was ich dir sage
Hörst du mir überhaupt zu

Hören
Wirklich hören
Empfangsbereit sein

Wahrnehmen
Wahrnehmen wollen
Hinhorchen
Hin-spüren
Erspüren wollen

Wichtigkeit geben
Teilhabe zulassen

Ganz Ohr sein,
schenkt dem Gegenüber Wichtigkeit,
gibt ihm einen Stellenwert.

Meine Schafe hören auf meine Stimme.

Höre ich???
Gebe ich dem, was ich höre, Wichtigkeit???
Setze ich wirklich auf SEIN Wort???
Wird es spürbar in dieser Welt???

Herr, öffne mich deinem Wort,
lass es schwingen in mir,
dass ich in die Welt gehe
und es liebend verkünde.

 

Beatrix Senft, 2022

 

DER GUTE HIRT

                                                                      Ilse Pauls

Er, der gut ist
der mich kennt
der mich führt
der immer da ist
der mir Speise gibt
zur rechten Zeit
Er wird mich auch
dorthin führen
in ein anderes Leben
mit sicherer Hand

 

 

 

 

 

 

 

3. Sonntag in der Osterzeit

 

ERINNERT EUCH!

Peter Köster

Wer nicht aufhört, zu trauen - mitten unter Misstrauischen,
wer nicht aufhört zu teilen - mitten unter Habgierigen,
wer nicht aufhört zu verzeihen - mitten unter Gehässigen,
wer nicht aufhört zu danken - mitten unter Undankbaren,
wer nicht aufhört, heimatlos zu sein - mitten unter Sesshaften,
der sucht Jesus nicht mehr unter den Toten ...
Erinnert euch ...!

GEBET

                                                                                                                                                   Ferdinand Kerstiens

Herr, bleib bei uns und allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn es Abend wird,
wenn Trauer und enttäuschte Hoffnungen
unser Herz verdunkeln.

Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn Fragen uns bedrängen,
wenn wir dich nicht mehr finden
im Gewirr unserer Zeit und unseres Lebens.

Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn wir unsere Schwachheit spüren,
wenn Alter, Krankheit oder Sucht
die Möglichkeiten des Lebens begrenzen.

Herr, bleib bei allen Menschen,
die hungern müssen und unterdrückt sind,
denen man die Menschenwürde raubt,
die ausgeliefert sind an die Mächte der Finsternis.

Sende ihnen und uns allen
Den Anfang neuen Lebens.

Aus: Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A, Edition Exodus, Luzern 2001

WAS UNSERER WELT FEHLT

Phil Bosmans

Was unserer Welt fehlt,
woran wir bitter Mangel leiden:
einfache, gute Menschen,
freundliche Menschen,
die fröhlich im Geschäft bedienen,
die am Schalter die Geduld nicht verlieren,
die im Verkehr nicht aus der Haut fahren,
die nicht in die Luft gehen,
wenn du einen Fehler machst.

Aus: Phil Bosmans; Vergiss die Freude nicht. Herder Verlag Freiburg - Basel - Wien 1976.

 
Segen am Sonntag der Barmherzigkeit
Gott mache die Tore deiner Seele weit
und öffne die Türen zu deinem Herzen,
dass die heilenden Kräfte dich durchströmen
und sich in dir ausbreiten können.
Gott breite in dir die Zweige der Hoffnung aus,
dass der Friede in dich einziehen kann
und deine Seele zur Ruhe kommt.  
(Christa Spilling-Nöker)

SEHT – ICH BIN DA

Beatrix Senft

in die Verschlossenheit
aller Zeiten
eintretend

sich immer wieder
berührbar machen
entblößen
zeigen

sich preisgeben

preisgeben
alle Verletztheit
alle Wunden

Frieden damit machen

ja
Frieden zusprechen

in Berührbarkeit
zum Glauben einladen

auch
die Ungläubigen
die Zweifler

zur Vergebung einladen
die Kraft der Überwindung
einhauchen

und senden

immer
und
immer wieder

sich zeigen
sich verschenken
in vielen Zeichen
in vielen Formen

bis heute

spürbar
be-greif-bar machend

ICH BIN DA
mitten unter euch

 

Beatrix Senft 2023.

 

WENN DIES ALLES VORÜBER IST,

Herkunft unbekannt

Wenn dies alles vorüber ist,
mögen wir nie wieder als selbstverständlich erachten:
Den Handschlag mit einem Fremden
Volle Regale im Supermarkt
Gespräche mit den Nachbarn
Ein überfülltes Theater
Freitag abends ausgehen
Den Geschmack des Abendmahls
Den Routine-Besuch beim Arzt
Das morgendliche Chaos, wenn die
Kinder zur Schule müssen
Kaffee mit einer Freundin
Die Gesänge im Stadion
Jeden tiefen Atemzug
Einen langweiligen Dienstag
Das Leben selbst.

Wenn dies alles endet,
mögen wir feststellen,
dass wir etwas mehr so geworden sind,
wie wir sein wollten,
wie wir sein sollten,
wie wir hoffen, sein zu können.
Und mögen wir auf diese Weise
besser zueinander sein,
weil wir das Schlimmste überstanden haben.

 

Übersetzung: Daniel Müller Thor

 

HOFFEN WIDER ALLE HOFFNUNG

Heinz Martin Lonquich

Hoffen wider alle Hoffnung, glauben, dass es dennoch weitergeht.
Lieben, wo es beinah nicht mehr möglich,
damit die Welt auch morgen noch besteht

Fühlen, wo Gefühle sterben, Licht sehn da, wo alles dunkel scheint.
Handeln, anstatt tatenlos zu trauern,
trösten auch den, der ohne Tränen weint.

Wach sein, Zeichen klar erkennen, helfen trotz der eignen großen Not.
Aufstehen gegen Unrecht, Mord und Lüge,
nicht einfach schweigen, wo die Welt bedroht

Trauen dem, der uns gesagt hat: „Seht doch, ich bin bei euch alle Zeit.“
Mit uns ist er auch in unserem Suchen,
bis wir ihn schaun im Licht der Ewigkeit

https://www.youtube.com/watch?v=RdJnfrwvtJI

 

Heinz Martin Lonquich nach Mt. 28,20 in: Lieder zwischen Himmel und Erde, Münster 6. Aufl. 2011.

 


Ostern - AuferstEhung

 

AUFERSTEHUNG ZUM LEBEN

Edith Furtmann

Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der Kriege herrschen und Gewalt?

Auferstehung ist da,
wo Menschen dagegen aufstehen
wo sie Frieden schaffen
wo sie sich der Gewalt entgegenstellen

Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der Menschen ausgegrenzt werden,
weil sie nicht den Normen entsprechen,
weil sie fremd sind,
weil sie nicht erfolgreich sind,
weil sie am Leben scheitern?

Auferstehung ist da,
wo Menschen sich kümmern
wo sie Menschen hineinholen ins Leben
wo sie helfen
ohne Ansehen der Person

Ostern – Auferstehung zum Leben
In einer Welt,
in der die Erde ausgebeutet wird
in der Wohlstand wichtiger ist
als die Zukunft der Schöpfung?

Auferstehung ist da
wo Menschen genau hinsehen
wo sie versuchen, die Welt zu schützen
wo sie sich einsetzen für die Zukunft
wo sie erkennen, dass Gottes Schöpfung
geschützt werden muss und
Leben sich ändern

Ostern – Auferstehung zum Leben
in dieser unserer Welt,
in der so vieles falsch läuft?

Auferstehung ist da
wo Menschen aufstehen
wo sie wissen,
dass es auf sie ankommt
diese Welt
zu einer besseren zu machen

Auferstehung ist da
wo Menschen Jesu nachfolgen.

 

                                                                                                                            Edith Furtmann

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen /Euch
ein gnadenreiches und gesegnetes Osterfest.

OSTERN – MUT ZUM LEBEN

Johann Pock, Hans Pock

Es braucht Mut
            um nicht mit der Masse mitzulaufen
            um aufzustehen und einzustehen
                        für die Entmutigten, Entmündigten, Mutlosen.

Es braucht Mut
            dem Tod in die Fratze zu lachen
                        nur aufgrund der vagen Hoffnung
                        dass er nicht das letzte Wort haben wird.

Manchmal braucht es auch Übermut
            im Wagnis von Veränderung
            beim Überspringen von Mauern
            und im Durchbrechen von Normen.

Mut ist die aktive Seite der Demut
            vor der Knospe, die stärker ist als Asphalt
            vor der gottgeschenkten Zeit
            und dem unverdienten Leben.

Ostern er-mutigt
            zu Sprüngen über ideologische Mauern

Ostern ist ein Fest des Übermuts
            angesichts aufbrechender Natur
            blühenden Frühlings
            und duftendem Leben

Und Ostern macht demütig
            im Wissen, dass das Leben Geschenk ist
            und dass Freude und Liebe
                        stärker sind als der Tod.

Johann Pock, Ostern 2017

 

GERETTET

Ingrid Penner

wir sind befreit
aus schuldhafter Verstrickung
nicht aus eigener Kraft
nicht durch menschlich erdachte Pläne
ohne moralisches Anforderungsprofil
ohne gemessene Frömmigkeitszeit
nicht selbst verdient
sondern geschenkt von Gott
einfach so
aus reiner Gnade
ohne Vorleistung
aus überfließender Liebe
göttlichem Heilsplan gemäß
unsere Herausforderung
es glaubend annehmen

Ingrid Penner

Ostermontag - Emmaus

Emmaus ist überall da
wo Menschen miteinander reden

Emmaus ist überall da
wo zwei oder drei miteinander unterwegs sind

Emmaus ist überall da
wo Resignation und Hoffnungslosigkeit
überwunden werden

Emmaus ist überall da
wo neue Anfänge gesucht werden

Emmaus ist überall da
wo wir offen und einladend sind

Emmaus ist überall da
wo wir Gott in unser Leben einladen

Emmaus ist überall da
wo wir miteinander feiern
und uns Kraft holen

Emmaus ist überall da
wo wir bereit sind umzukehren
und ihm
Jesus
nachzufolgen

Helene Renner (2020

 


KARFREITAG

                                                                                                                                                            Ilse Pauls

Wenn der Vorhang
unseres Lebens zerreisst -
was werden wir sehen?
Unsere Schuld?
Unsere Versäumnisse?
Das wird alles
draußen bleiben. -
Unsere Augen
werden übergehen ins Licht,
Du selbst wirst uns
die Tränen abwischen.
Selig sind die,
die geweint haben. -
Du wirst mich rufen,
und ich werde
Deine Stimme erkennen.
Du wirst mich
beim Namen rufen
und ihn zärtlicher sagen
als jemals ein Mensch -
und ich werde wissen:
Ich bin am Ziel.

Aus: Ilse Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d'Art - International, Klagenfurt 2009.

 

NEUANFANG

Edith Furtmann

Judas:
Verrat für dreißig Silberlinge

Petrus:
Auf diesen Fels werde ich meine Kirche bauen.

der eine – Verräter
der andere – Weggefährte, Vertrauter, Freund

Petrus
Ich kenne diesen Mann nicht!
Weggefährte, Vertrauter, Freund?

Jesu Tod am Kreuz
Ende

Oder Anfang?
Für wen?

Judas?
Petrus?
?

Wir alle:
mal Verräter
mal Weggefährten
mal Freund

Anfang für uns
für Judas
für Petrus

Immerwährender Neuanfang
das Alte bewahren
mit dem Neuen anfangen dürfen

Immer wieder neu
egal
ob Weggefährte
Freund
Verräter

Wir müssen nur wollen
Jetzt
und immer wieder

 

Edith Furtmann 2023.

 

 

 

KARWOCHENLITURGIE

Bernhard Bossert CSsR

Die Liturgien von Gründonnerstag bis zur Osternacht bilden das Zentrum des christlichen Glaubens. Im Grunde ist es eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist, voll von großen Symbolen, Gesten und Texten. Wir versuchen, die Essenz der drei Feiern erlebbar zu machen. Der Gründonnerstag ist der Auftakt zu den drei Österlichen Tagen. Christen erinnern sich an den Tag, an dem das letzte Abendmahl gefeiert wurde, dem die Fußwaschung vorausging. Jesus machte sich buchstäblich klein. Er kniete sich vor jedem seiner Jünger nieder, um ihm zu dienen und den Schmutz von den Füßen zu waschen. In vielen Kirchen waschen die Priester den Gemeindemitgliedern heute Abend die Füße. Man muss gewaschen werden, um Anteil an Jesus zu haben Der Geist der dienenden Liebe ist konkret; es sind die Tage vom Gründonnerstag bis zur Osternacht, sie bilden das Zentrum des christlichen Glaubens. Jesus machte sich zum Sklaven für uns. Er offenbart das Wesen Gottes.

Im Grunde ist es eine große Feier, die in drei Teile gegliedert ist.
Die Liturgie vom Gründonnerstag ist das letzte Abendmahl, dem die Fußwaschung vorausging. Die Abendmahlsfeier knüpft an das jüdische Gedächtnisfeier der Befreiung aus Ägypten mit dem Durchzug durch das Rote Meer an, wobei vorher das Lamm geschlachtet und gegessen wurde, das große Symbol für Christus.

Was symbolisch und real im Sakrament gefeiert wird, ist das Gedächtnis des Kreuzes-Todes, seine Lebenshingabe. Wir beten Seinen Tod an als Hingabe, die unser eigenes Leid und das der ganzen Welt hin zu den Füßen des Gekreuzigten trägt. Der Schreis Jesu „warum hast du mich verlassen?“ Und dann “Es ist vollbracht! Vater in deine Hände empfehle ich meinen Geist!“ ist schon der Beginn der pfingstlichen Geistausströmung, um aus der Jünger-Gemeine, die junge Kirche hervor zu hervorzubringen beginnt.

Pater Bernhard Bossert CSsR

FUSSWASCHUNG

Ilse Pauls

Fußwaschung ist:
Berührung mit Händen
Begegnung mit Blicken
Zuwendung der Liebe
Dienst am anderen
Zeichen der Verbundenheit
Sich klein machen
ein Beispiel geben.

Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.

DU BIST BROT

Ilse Pauls

Du bist Brot -
als Leben selbst gegeben.
Brot, das satt macht
und mit Leben füllt.
Brot,
das tröstet,
das stärkt,
das Mut macht
für das ewige Leben.

 

Aus: Ilse Pauls, Worte am Weg. Gedichte. Wolfgang Hager Verlag, A-8852 Stolzalpe 70.

 

FÜR EUCH

Helene Renner

Für euch -
spricht Jesus:

Das ist mein Leib -
für euch

Das ist mein Blut -
für euch

Das ist meine Fußwaschung -
für euch

Das ist mein Gottesdienst -
für euch

Das ist meine Liebe -
für euch

Das ist meine Einsamkeit -
für euch

Das ist meine Angst -
für euch

Das ist mein Leiden -
für euch

Das ist mein Sterben -
für euch

Das ist mein Leben -
für euch

Das bin ich -
für euch

 

Helene Renner, Stillwerden und beten, Kommuniongedanken. Hrsg. Pastorale Dienste der Diözese St. Pölten. 2016.

 

Palmsonntag

  • 1

Helene Renner (2020)

Jesus Christus
mit dir will ich aufstehen

gegen Not und Tod
gegen Folter und Leiden
gegen Armut und Elend
gegen Hass und Terror
gegen Zweifel und Resignation
gegen Unterdrückung und Zwang

Mit dir will ich aufstehen
gegen alles, was das Leben behindert

Mit dir will ich einstehen
für alles,
was das Leben fördert

Es genügt nicht
Hosanna, Hosanna zu rufen

darum
sei du meine Kraft
dass ich aufstehe mit dir

 

JESUS

Kurt Marti

1
mit einer schar von freunden (freundinnen auch)
durch galiläas dörfer und Städte ziehend
hat er kranke geheilt und geschichten erzählt
von der weltleidenschaft des ewigen gottes

2
privilegien der klasse der bildung galten ihm nichts
zu seinem umgang zählten tagelöhner und zöllner
wo mangel sich zeigte an nahrung oder getränk
teilte er fische brot und wein aus für viele

3
die gewalt von gewalthabern verachtete er
gewaltlosen hat er die erde versprochen
sein thema: die zukunft gottes auf erden
das ende von menschenmacht über menschen

4
in einer patriarchalischen weit blieb er der sohn
und ein anwalt unmündiger frauen und kinder
wollten galiläer ihn gar zum könig erheben? er aber
ging hinauf nach jerusalem: direkt seinen gegnern ins garn

5
auf einem jungesei kam er geritten - kleinleute-messias:
die finger einer halbweltdame vollzogen die salbung an ihm ...
bald verwirrt bald euphorisch folgten ihm die freunde die jünger
um bei seiner Verhaftung ratlos unterzutauchen ins dunkel

6
über sein schweigen hin rollte der schnelle prozess
ein afrikaner schleppte für ihn den balken zum richtplatz hinaus
stundenlang hing er am kreuz: folter mit tödlichem ausgang -
drei tage später die nicht zu erwartende wendung

7
anstatt sich verstummt zu verziehen ins bessere jenseits
brach er von neuem auf in das grausame diesseits
zum langen marsch durch die viellabyrinthe
der völker der kirchen und unserer unheilsgeschichte

8
oft wandelt uns jetzt die furcht an er könnte
sich lang schon verirrt und verlaufen haben
entmutigt verschollen für immer vielleicht - oder bricht er
noch einmal (wie einst an ostern) den bann?

9
und also erzählen wir weiter von ihm
die geschichten seiner rebellischen liebe
die uns aufwecken vom täglichen tod -
und vor uns bleibt: was möglich wär’ noch

Kurt Marti in: Georg Langenhorst, Gedichte zur Bibel. Texte - Interpretationen - Methoden. Ein Werkbuch für Schule und Gemeinde. Kösel Verlag, München 2001.

LEID UND SCHMERZ

Elmar Gruber

Ich kann nicht mehr.
Leid und Schmerz stehen übermächtig
in meinem Leben.
Leid, das von Natur aus da ist,
Leid, das die Menschen durch ihren Hass
und ihren Egoismus erst bereiten.
Ich sehe keinen Sinn mehr in meinem Leben.
Ich kann alles - mich selbst -
nicht mehr ertragen.

Ich leide.
Ich leide unter den anderen
und unter mir selbst.
Aber auch andere leiden unter mir,
weil ich sie nicht leiden kann. -
Weil ich beleidigt bin,
beleidige ich andere.

Es muss sich etwas ändern;
ich muss etwas ändern,
aber mir fehlt die Kraft dazu.
- Warum ist das Leben so schwer?

Jesus hat Leid und Schmerz nicht weggenommen.
Er hat auch das Warum nicht erklärt.
Er hat Leid und Schmerz auf sich genommen.
Durch sein Leiden und Sterben
hat er die ewige Liebe geoffenbart,
damit sie uns trägt in Leid und Schmerz,
damit wir nicht mehr zweifeln an seiner Liebe.

HERR,
du hast das Leid durchlitten.
Du hast das Leid durch Leiden überwunden.
Gib mir das Vertrauen in deine ewige Liebe,
die größer ist als die Unerträglichkeit
von Leid und Schmerz.
Lass mich durch deine Liebe begreifen,
dass alles einen Sinn hat,
auch wenn ich ihn jetzt noch nicht begreife.
Mach mich offen
für die vielen Zeichen deiner Liebe.

Aus: Elmar Gruber, Das Kreuz in meinem leben. Betrachtungen zu einem Ursymbol. Don Bosco Verlag, München 1996.

JUDAS ISCHARIOT

 

5. Fastensonntag

  • 1

Helene Renner (2020)

Du Gott
bist da

Mitten im Tod
dein Licht sehen

Mitten in der Nacht
deine befreiende Hand ergreifen

Mitten in der Gefangenschaft
deine Gerechtigkeit durchsetzen

Mitten im Unrecht
deine Güte kosten

Mitten im Bösen
deine Vergebung erfahren

Mitten in der Schuld
deinen Frieden weitergeben

Mitten im Hass
deine Liebe bezeugen

Mitten in der Welt
dir nachfolgen

Das ist es
wozu du uns rufst:

Mitten im Leben
du Gott mit uns

 

OSTERMORGEN

Herbert Jung

Der Gott des Lichtes und des Lebens
strahle leuchtend auf über uns.

Er lasse uns spüren das Feuer der Liebe
und wärme unsere Herzen
mit Seiner Lebensglut,
damit wir erkennen Seine Güte
und Seine Barmherzigkeit,
die überreich sind für jeden von uns.

Er lasse uns aufstehen,
wenn Leid unser Leben lähmt -
und lasse uns Seine Stimme hören,
wenn Er ruft:
Ich will, dass du lebst.

Dies sei heute Sein Segen für uns,
damit wir nie ohne Sein Licht
und ohne Seine Liebe leben.
Er schenke uns den Frieden
des Herzens: Gott-mit-uns
an jedem neuen Tag.
Amen.

Aus: Herbert Jung, Gesegnet sollst du sein. Segensgebete für Seelsorge und Gottesdienst, Herder Verlag, Freiburg im Breisgau 2002.

GEDANKEN ÜBER DEN FRÜHLING UND DIE AUFERSTEHUNG

Internet

Gott hat die Auferstehung in jedes Blatt und in jeden Baum gelegt. Wenn du dieser Tage durch die Natur gehst, kannst du die Auferstehung der Natur erleben. Auch du brauchst die absolute Gewissheit über deine Auferstehung. Auch wir brauchen sozusagen immer wieder einen neuen Frühling, einen Kuss des Ruachs, ein Zeichen des Geistes Gottes damit wir in der Gewissheit leben, dass er uns auferweckt.
Lass diesen "Frühling" in dein Herz einziehen.

Steh auf aus der Nacht deiner Mutlosigkeit!
Steh auf von deiner Lebensmüdigkeit, die dir durch Sorgen und Kummer immer wieder die Freude stehlen möchte über die Verheißung der Auferstehung!

Schau hin dieser Tage, so wie jetzt alles aufersteht, so sollst du Auferstehen. Jeden Tag sollst dich erfreuen über den neuen Morgen voller Sonne, voll fröhlichem Vogelgezwitscher, voller duftender wunderschöner Blumen die dich in einer Farbenpracht und Vielfalt empfängt.

Wach auf aus deinem Winterschlaf!
Steh auf!
Gott schenkt dir die Auferstehung!
Gott liebt Dich!

Quelle:

www.gnadenkinder.de/board/showthread.php

25. März   Verkündigung des Herrn

VERKÜNDIGUNG DES HERRN

Emmanuela Kohlhaas, Sr. OSB

Verkündigung; Der unfassbare, alles verändernde Einbruch Gottes ins Leben dieses einen Menschen Maria – und damit in die Weltgeschichte – ist angekündigt und zugleich auch geschehen. Gottes Wort ist schöpferisches Wort: Es bewirkt (unverzüglich), was es besagt.
Drei Verben sind es, die dieses Wirken des Geistes Gottes im biblischen Text und in den Gesängen der Liturgie beschreiben:

descendet – superveniet – obumbrabit:
Er steigt herab, er entschließt sich, er lässt sich ein…
Er überfällt, er überrascht, er wirft sich darüber…
Er beschattet, er verdunkelt, er schützt…

 

Schwester Emmanuela Kohlhaas OSB in: Aus der Stille leben. Ermutigende Impulse von Ordensleuten zum Kirchenjahr St. Benno Verlag Leipzig, o.J.

 

MARIÄ ERWÄHLUNG

Salz der Erde, in: Berufung. Zue Pastoral der geistlichen Berufe

Heilige Maria,
deine Erwählung erinnert mich,
dass Gott sich für mich entschieden hat
und mir seine Verheißung gilt.

Heilige Maria,
deine Berufung sagt mir,
dass Gott auch mich berufen hat,
mir seine Gnade schenken zu lassen.

Heilige Maria,
dein Gehorsam ermutigt mich,
auf Gott einzugehen
und sein Wort geschehen zu lassen.

Heilige Maria,
dein Vertrauen weckt in mir
neues Zutrauen
zu den verborgenen Plänen Gottes.

Heilige Maria,
dein Weg führt mich
zu tieferem Vertrauen auf Gott,
der uns niemals aufgibt.

 

Aus: Berufung. Zur Pastoral der Geistlichen Berufe Heft 36 (1998) Informationszentrum Berufe der Kirche, Freiburg.


MICH LOSLASSEN
Alois Albrecht

Mich loszulassen, Herr, bin ich hier:
Aus meiner Verspannung,
aus meiner Verstrickung,
aus meiner Verkrampftheit,
mit der ich mich selbst festhalten will,
und doch verliere.

Mich niederzulassen, Herr, bin ich hier:
In meine Mitte,
in meine Tiefe,
in meinen Grund.
Dorthin, wo ich an Dich grenze,
wo mein Leben an Dein Leben rührt.

Eins zu werden, Herr, bin ich hier:
Mit dem Boden,
mit der Erde,
in der ich wurzeln kann
und die mich trägt: Du.

Neu zu werden, Herr, bin ich hier:
Aus Deiner Kraft,
aus Deiner Liebe,
aus Deinem Geist,
mit dem Du mich durchflutest,
und Leben in Fülle schenkst.

(Alois Albrecht, Quelle unbekannt)

 

 

 

 

St. Josef

 

JOSEF – TRÄUMER UND RETTER

Ilse Pauls

Im Traum erfuhrst du Lebenswichtiges
für das Leben der Welt,
und du tatest, was der Engel dir befahl –
die schwangere Frau zu dir zu nehmen,
sie zu behüten,
für sie zu sorgen,
bis dass das Kind auf der Welt war.
Und weiter geträumt
von der Gefahr für das Kind.
Ratschluss: nach Ägypten zu fliehen.
Du tatkräftiger Träumer –
Beschützer, Lehrer und Vater,
Lebensretter des Lebens.

 

Ilse Pauls (unveröffentlicht)

 

MÄNNER UND FRAUEN, DIE DIENEN WOLLEN

dioezese-linz.at

Es gibt Männer und Frauen, die dienen wollen.
Nicht aus Mittelmäßigkeit oder Schwäche heraus,
auch nicht aus Unfähigkeit, sondern weil sie es so wollen.

Sie leben im Verborgenen,
machen keinen Lärm auf den öffentlichen Plätzen.
Sie wirken im Hintergrund,
verwenden ihre Kraft und Energie dazu,
um sich herum eine glückliche Welt zu schaffen.

In ihrem Lächeln strahlt die Freude auf,
die sie verschenken.
Es ist ihnen recht, wenn man ihnen nicht eigens dankt.

Ganz im Dienst an den anderen aufzugehen,
ist für sie die schönste Lebensweise,
denn sie wissen um ihren eigenen Wert,
den sie von Gott her haben
und der ihre menschliche Größe ausmacht.

Auf diese Weise werden sie zu einem Bild und Gleichnis
ihres himmlischen Vaters.
Josef, der Vater Jesu und Mann Marias,
war einer von ihnen.

 

Aus: www.dioezese-linz.at/pfarren/micheldorf/St.%20Josef.htm

 


DU, HERR, BIST DAS GROSSE SCHWEIGE

Otto Betz

Du, Herr, bist das große Schweigen,
Du bist so still, dass ich mich erst daran gewöhnen muss,
weil es so laut ist um mich herum und in mir.
Wenn ich aber aufmerksam geworden bin,
dann spüre ich Deinen Atem aus Ruhe,
er glättet die Wogen meiner Unrast
und bietet einen Schutzwall gegen den anbrandenden Lärm.
Allmählich werden die Abgründe der Zerrissenheit überbrückt
und ich werde umfangen von heilenden Strömen.
Behutsam schaffst Du das Versehrte um
und ordnest das Verworrene.
Ich sehne mich nach einem neuen Ohr für Dein geheimes Wort,
damit ich in den Kraftbereich Deines Schweigens gezogen werde.
Voller Staunen entdecke ich in mir unbekannte Zonen,
es gibt noch Tiefen in meinem Inneren, die mir unzugänglich sind.
Hol mich heim in das Reich Deines Schweigens,
lass mich die Botschaft Deiner Stille hören,
Du süßer Abgrund des Lichts.

 

Otto Betz, in: Reinhard Kürzinger/Bernhard Sill (Hrsg.), Das große Buch der Gebete, München: Pattloch 2003

 

BRICH AUF IN MIR, O HERR

BRICH AUF IN MIR, O HERR

Martin Thurner

Brich auf in mir, o Herr,
meine Ängste und Sorgen,
die mir den Weg zu dir versperren.

Brich auf in mir, o Herr,
die Blindheit meiner Augen,
dass ich dein Licht wieder sehe.

Brich auf in mir, o Herr,
die Taubheit meiner Ohren,
dass ich die Botschaft deiner Freude höre.

Brich auf in mir, o Herr,
die Lieblosigkeit meiner Gedanken,
dass ich die Not der Anderen mittrage.

Brich auf in mir, o Herr
die Müdigkeit meines Glaubens,
dass ich voll Hoffnung dir entgegengehe.

Brich auf in mir, o Herr,
mein Herz,
dass ich wach bin die DEIN KOMMEN.

 

Aus: Richard Rohr, Das entfesselte Buch, Eine Einführung in die Bibel, Freiburg 2003.

 

4. Fastensonntag

DER KLEINE PRINZ UND DIE ROSEN

Antoine de Saint-Exupéry

Geh die Rosen anschauen. Du wirst begreifen, dass die deine einzigartig auf der Welt ist. Du wirst wiederkommen und mir Adieu sagen, und ich werde dir ein Geheimnis verraten.“
Der kleine Prinz ging, um sich die Rosen anzusehen und sprach zu ihnen:
„Ihr seid nichts, ihr ähnelt meiner Rose gar nicht. Niemand hat sich euch vertraut gemacht und auch ihr habt euch niemandem vertraut gemacht. Ihr seid, wie mein Fuchs war. Der war nichts als ein Fuchs wie hunderttausend andere. Aber ich habe ihn zu meinem Freund gemacht und jetzt ist er einzigartig auf der Welt.“
Die Rosen waren beleidigt, als sie den kleinen Prinzen reden hörten, welcher nicht aufhörte, zu sprechen:
„Ihr seid sehr schön, aber ihr seid leer und niemand würde sein Leben für euch geben. Zweifellos könnte irgendjemand glauben, dass meine Rose euch ähnelt. Aber sie selbst weiß, dass sie wichtiger ist als andere, weil sie es ist, die ich gegossen habe. Da sie es ist, die ich unter den Glassturz gestellt habe. Da sie es ist, die ich mit dem Wandschirm geschützt habe. Da sie es ist, deren Raupen ich getötet habe (außer zwei oder drei, aus denen Schmetterlinge geworden sind). Da sie es ist, die ich klagen oder sich rühmen oder auch manchmal schweigen gehört habe. Da es meine Rose ist.“
Und er kam zum Fuchs zurück.
„Adieu“, sagte er.
„Adieu“, sagte der Fuchs. „Hier mein Geheimnis. Es ist ganz einfach: Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
„Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
„Was deine Rose so besonders macht, ist die Zeit, die du mit ihr verbracht hast.“
„…ist die Zeit, die ich mit ihr verbracht habe“, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken...

Aus: Antoine de Saint-Exupéry, Der kleine Prinz.


DER BLINDE

Erich Kästner

Ohne Hoffnung, ohne Trauer
Hält er seinen Kopf gesenkt.
Müde hockt er auf der Mauer.
Müde sitzt er da und denkt:
Wunder werden nicht geschehen.
Alles bleibt so, wie es war.
Wer nichts sieht, wird nicht gesehen.
Wer nichts sieht, ist unsichtbar.

Schritte kommen, Schritte gehen.
Was das wohl für Menschen sind?
Warum bleibt denn niemand stehen?
Ich bin blind, und ihr seid blind.
Euer Herz schickt keine Grüße
aus der Seele ins Gesicht.
Hörte ich nicht eure Füße,
dächte ich, es gibt euch nicht.

Tretet näher! Laßt euch nieder,
bis ihr ahnt was Blindheit ist.
Senkt den Kopf, und senkt die Lider,
bis ihr, was euch fremd war, wißt.
Und nun geht! Ihr habt ja Eile!
Tut, als wäre nichts geschehn.
Aber merkt euch diese Zeile:
„Wer nichts sieht, wird nicht gesehn.“

 

Erich Kästner 1931
https://www.deutschelyrik.de/der-blinde-1959.html

 

 

 

 

 

 

 

 

3. Fastensonntag

 

 

 

DER HÄNDLER

Antoine de Saint-Exupéry

Guten Tag“, sagte der kleine Prinz.
„Guten Tag“, sagte der Händler.
Es war ein Händler, der durststillende Pillen verkaufte. Man schluckt eine Pille pro Woche und hat kein Bedürfnis mehr zu trinken.
„Warum verkaufst du das?“, sagte der kleine Prinz.
„Das bringt eine große Zeitersparnis“, sagte der Händler. „Experten haben dies berechnet. Man kann dreiundfünfzig Minuten pro Woche einsparen.“
„Und was macht man mit diesen dreiundfünfzig Minuten?“
„Man macht damit, was man will …“
„Ich würde“, sagte der kleine Prinz, „wenn ich mir dreiundfünfzig Minuten erspart hätte, gemütlich zu einem Brunnen gehen…“

 

Aus: Antoine de Saint Exupery; Der kleine Prinz; Aionas Verlag. Weimar 2018.

 

 

2. Fastensonntag

ZU CHRISTUS BEKEHRT

Anthony de Mello

Ein Gespräch zwischen einem kürzlich zum Christentum bekehrten Mann und seinem Freund:
"Du bist also zu Christus bekehrt worden?" "Ja."
"Dann musst du eigentlich gut über ihn Bescheid wissen. Sag mir: in welchem Land wurde er geboren?"
"Das weiß ich nicht."
"Wie alt war er, als er starb?"
"Das weiß ich nicht."
"Wie viele Predigten hat er gehalten?"
"Das weiß ich nicht."
"Du weißt aber wirklich sehr wenig für jemand, der behauptet, zu Christus bekehrt worden zu sein!"
"Du hast Recht. Ich schäme mich, so wenig über ihn zu wissen. Aber so viel weiß ich: Noch vor drei Jahren war ich ein Trinker. Ich hatte Schulden. Meine Familie brach auseinander. Meine Frau und meine Kinder fürchteten sich jeden Abend vor meiner Heimkehr. Aber jetzt habe ich den Alkohol aufgegeben; wir haben keine Schulden mehr; wir sind eine glückliche Familie. Meine Kinder erwarten mich ungeduldig jeden Abend. Das alles hat Christus für mich getan. Soviel weiß ich von Christus!"

Anthony de Mello in: Religion bewegt, Interdiözesaner Katechetischer Fonds, 2006.

 

1. Fastensonntag

 

GIB MIR DIE GABE DER TRÄNEN, GOTT

Dorothee Sölle

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache

Führ mich aus dem lügenhaus
wasch meine erziehung ab
befreie mich von meiner mutter tochter
nimm meinen schutzwall ein
schleif meine intelligente burg

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache

Reinige mich vom verschweigen
gib mir die wörter den neben mir zu erreichen
erinnere mich an die tränen der kleinen studentin
in göttingen
wie kann ich reden wenn ich vergessen habe
wie man weint
mach mich naß
versteck mich nicht mehr

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache

Zerschlage den hochmut mach mich einfach
laß mich wasser sein das man trinken kann
wie kann ich reden wenn meine tränen nur für
mich sind
nimm mir das private eigentum und den wunsch
danach
gib und ich lerne leben

Gib mir die gabe der tränen gott
gib mir die gabe der sprache
gib mir das wasser des lebens

Dorothee Sölle in: Höre Gott! Psalmen des Jahrhunderts. Herausgegeben von Paul Konrad Kurz. Benziger Verlag, Zürich und Düsseldorf 1998.

 

 

7. Sonntag im Jahreskreis

 

HEIMZAHLEN, WAS UNS KRÄNKT?

Maria Otto

Herr, in deinen Leidenstagen
haben dich deine Jünger verlassen.
Deine Antwort ist, uns zu versprechen:
»Ich bin bei euch alle Tage.«

Wer sind wir, dass wir einem Menschen
heimzahlen wollen, was uns kränkt?
Wer sind wir, dass wir uns schwer tun,
dem Nächsten zu verzeihen?
Wie halten wir deine Nähe aus,
du Erzähler des Vaters,
wenn Vergebung sich nicht
von selbst versteht?

Aus: Das Lächeln Gottes. Gebete unserer Zeit. Herausgegeben von Maria Otto und Ludger Hohn-Morisch. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2003.

 

 

 6. Sonntag i Jahreskreis

 

WICHTIGES UND NICHT WICHTIGES

Autor unbekannt

Es ist nicht wichtig,
immer im Mittelpunkt zu stehen.
Es ist nicht wichtig,
immer an der Spitze zu sein.
Es ist nicht wichtig,
immer Recht zu haben.
Es ist nicht wichtig,
immer der Stärkere zu sein.
Wichtig ist es, sich nicht mit fremden Federn zu schmücken.
Wichtig ist es,
niemanden an die Wand zu drücken.
Wichtig ist es,
die Meinung anderer zu respektieren.
Wichtig ist es,
dem Schwachen beizustehen.
Guter Gott, hilf mir zu erkennen,
was in meinem Leben wirklich wichtig ist.

 

Aus: Gebete für das ganze Leben, Bennoverlag, Leipzig 2004.

 

 

 

 

5. Sonntag im Jahreskreis

MEDITATION


1.: Salz ist Würze und gibt den rechten Geschmack.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Würze für die Welt.
Würze, die dem Verzweifelten wieder Geschmack am Leben gibt,
denn eine Prise Freude bewirkt so viel!
Was bewirken wir erst, wenn wir andere auf den Geschmack bringen, mit dir zu leben!

 

2.: Salz trägt und lässt uns nicht so schnell untergehen.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Stütze für diese Welt,
tragender Grund für alle, die unterzugehen drohen,
weil sie mit ihren Problemen nicht fertig werden.
Um wie viel weniger drücken Probleme, wenn wir anderen tragen helfen!

 

1.: Salz erhält Leben.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Lebenserhalter für diese Welt.
Leben erhaltend für alle, die sich aus Mangel an Liebe und
Anerkennung immer mehr zurückziehen.
Wie viel schöner ist das Leben durch ein liebes Wort zur rechten Zeit!2.: Salz lässt Eis schmelzen.
Herr, du nennst uns das Salz der Erde, Taumittel für diese Welt.
Auflösend und auftauend, wo Eispanzer die Herzen der Menschen umschließen.
Wie befreiend kann es sein, wenn einer den ersten Schritt zur Versöhnung wagt!

 

GEDANKEN EINER KERZE

Verfasser unbekannt

Ihr habt mich angezündet und schaut nachdenklich in mein Licht.
Vielleicht freut Ihr Euch ein bisschen dabei.
Ich jedenfalls freue mich, dass ich brenne.
Wenn ich nicht brennen würde,
läge ich jetzt in einem Karton mit anderen,
die auch nicht brennen.
In so einem Karton haben wir überhaupt keinen Sinn.
Da liegen wir lediglich herum.
Einen Sinn habe ich nur, wenn ich brenne.
Und jetzt brenne ich

Aber seit ich brenne,
bin ich schon ein klein bisschen kürzer geworden.
Das ist schade, denn ich kann mir ausrechnen,
wann ich nur noch ein kleines Stümpfchen sein werde.
Aber so ist das - es gibt nur zwei Möglichkeiten:
Entweder ich bleibe ganz und unversehrt im Karton,
dann werde ich nicht kürzer,
dann geht mir überhaupt nichts ab - aber dann weiß ich nicht,
was ich eigentlich soll.
Oder ich gebe Licht und Wärme,
dann weiß ich, wofür ich da bin.
Dann muss ich aber etwas von mir geben -
von mir selbst, mich selber.
Das ist schöner als kalt und sinnlos im Karton.

So ist das auch bei Euch Menschen, genau so.
Entweder Ihr bleibt für Euch,
dann geschieht Euch nichts,
dann geht Euch nichts ab.
Aber dann wisst Ihr
auch eigentlich nicht so recht, wofür.
Dann seid Ihr wie Kerzen im Karton.
Oder Ihr spendet Licht und Wärme,
dann habt Ihr einen Sinn.
Dann freuen sich die Menschen, dass es Euch gibt.
Dann seid Ihr nicht vergebens da.

Aber dafür müsst Ihr etwas geben -
von Euch selbst, von allem, was in Euch lebendig ist:
von Eurer Freude, Euer Herzlichkeit, von Eurer Treue,
Eurem Lachen, von Eurer Traurigkeit,
von Euren Ängsten, von Euren Sehnsüchten.
Ihr braucht keine Angst zu haben,
wenn Ihr dabei kürzer werdet.
Das ist nur äußerlich.
Innen werdet Ihr immer heller.
Denkt ruhig daran,
wenn Ihr eine brennende Kerze seht

Das Licht einer Kerze verliert nicht an Helligkeit,
wenn es andere Kerzen ansteckt.

(Verfasser unbekannt)

 

 

4. Sonntag im Jahreskreis A

SELIGPREISUNGEN

Klaus Hemmerle

Selig,
die das Interesse des anderen
lieben wie ihr eigenes -
denn sie werden Frieden und Einheit stiften.

Selig,
die immer bereit sind,
den ersten Schritt zu tun
denn sie werden entdecken,
daß der andere viel offener ist,
als er es zeigen konnte.

Selig,
die nie sagen: Jetzt ist Schluß! -
denn sie werden den neuen Anfang finden.

Selig,
die erst hören und dann reden -
denn man wird ihnen zuhören

Selig,
die das Körnchen Wahrheit in jedem
Diskussionsbeitrag heraushören -
denn sie werden integrieren
und vermitteln können.

Selig,
die ihre Position nie ausnützen
denn sie werden geachtet werden.

Selig,
die nie beleidigt oder enttäuscht sind;
denn sie werden das Klima prägen.

Selig,
die unterliegen und verlieren können;
denn der Herr kann dann gewinnen.

Klaus Hemmerle, Bischof von Aachen

In: www.klaus-hemmerle.de

 

Selig, die mit den Augen des anderen sehen können und seine Nöte mittragen, denn sie werden Frieden schaffen.

Selig, die willig sind, den ersten Schritt zu tun,
denn sie werden mehr Offenheit finden, als sie für möglich hielten.

Selig, die dem Nächsten zuhören können, auch wenn er anderer Meinung ist,
denn sie werden Kompromisse fördern.

Selig, die Kranke, Alte und Behinderte besuchen,
denn sie werden niemals einsam sein.

Selig, die mit der Heiligung am Frühstückstisch beginnen,
denn sie werden Sinn im Alltag finden.

Selig, die ihre Vorurteile überwinden,
denn sie werden die Entfeindung erleben.

Selig, die auf ihr Prestige verzichten,
denn an Freunden wird es ihnen nicht mangeln.

Selig, die Niederlagen verkraften können,
denn sie werden Menschenbrücken bauen.

Selig, die zuerst mit sich selbst rechten, bevor sie andere richten,
denn sie dürfen auf Gottes Segen hoffen”.

(Aus: Frank Reintgen, Klaus Vekkgut, Menschen-Leben-Träume. Der Firmkurs, Texte, Lieder, Bilder fürjunge Menschen. (0 Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2004)

                      

 

 

3. Sonntag im Jahreskreis A

 

DAS JOCH UNSERER ZEIT

Beatrix Senft

das Joch unserer Zeit
lastet auf meinen Schultern

auf meinen
und
auf denen so vieler
noch viel mehr

es drückt uns nieder
hält uns auf der Schattenseite

und

da soll ich mich von dir
vom Fleck weg
rufen lassen

dein Ernst

doch halt
ich würde mich gerne rufen lassen

weg von Kriegen
und
Katastrophen
von Corona
und aller anderen Not

würde gerne
in eine heile Welt
flüchten

ach

du meinst
so sei das nicht gemeint

ich soll nicht flüchten

sondern -
so wie du -
meine Augen aufmachen
und
nach rechts und links
schauen

meine Mitmenschen
mitnehmen -
so wie sie sind

mit
und
in
ihren Licht- und Schattenseiten

soll ein Netzwerk bieten
das sie bergend
und
aufrichtend umgibt

in dem wir alle -
sie und ich -
getragen sind
durch dein
MIT-UNS-SEIN

du verlangst viel
HERR
vor allem
Mut

schenke ihn mir
und
lass mich deinem Ruf folgen

Komm her, mir nach!

 

Beatrix Senft 2023.

 

SENDUNG

Bruno Forte

Leben heißt
Wagnis,
offene Möglichkeit,
Suchen und Unruhe
ausgelöst durch das Nichtverfügbare:
Unverfügbarer Gott,
du kommst von der Zukunft her:
Laß uns für dich leben,
unsem Mann stehen
ohne befriedigende Sicherheiten,
ohne blindmachende Anmaßung.
Laß uns immer unterwegs sein
zu einem größeren Licht,
damit wir das Erdreich werden,
das dich aufnehmen kann
im Herzen der Welt.
Amen. Halleluja!

Aus: Bruno Forte, Zur Freiheit hast du uns befreit. Gebet. Verlag Neue Stadt, München Zürich Wien 1993.


ÖKUMENE

Phil Bosmans

Die erste und allerwichtigste Aufgabe
der Kirche und aller Kirchen ist
Menschen zusammenbringen und in Liebe vereinen,
und das nicht im Namen einer Lehre,
wie erhaben und schön auch immer,
sondern im Namen eines Gottes,
der Liebe ist und allein Liebe will
und darum in Jesus so ausdrücklich
und so eindringlich um Liebe bittet.
Das ist die große, aber sehr schwere Aufgabe.

Kirchen dürfen Menschen nicht aussondern,
nicht einteilen in Gute und Schlechte,
in solche, die die Wahrheit besitzen,
und andere, die sich irren.
Kirchen müssen für alle offen stehen.
Sie müssen einladen und anziehen.
Man kann Gott den Menschen nicht aufzwingen.
Kirchen müssen Magnete sein,
unwiderstehliche Magnete der Liebe.
Ökumene ist nicht möglich durch Diskussion.
Sie vollzieht sich dort von selbst,
wo Menschen mit ihrem Herzen
einander in Gott gefunden haben.

Aus: Phil Bosmans, Gott nicht zu glauben, Herder, Freiburg 4. Aufl .1991, 108

 

 

 

SEHNSUCHT IM HERZEN

Andrea Schwarz

Es gibt Tage in meinem Leben, da steckt eine geheimnisvolle Kraft in mir. Da ist es, als ob alles Verhärtete plötzlich weich wird. Da fließt es in mir, ich bin in der Bewegung, die Bewegung ist in mir.
Das sind Tage, an denen mein Lächeln ansteckt, meine Augen offen sind für Dinge, die ich sonst übersehe, da hören meine Ohren plötzlich Melodien - das sind Tage, an denen einfach alles rund läuft und rund ist.

Andrea Schwarz in: Ludger Hohn-Morisch (Hrsg); Für jeden Tag ein gutes Wort. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.


2. Sonntag im Jahreskreis A

 

WACHSEN

Andrea Schwarz

Man wird nicht einfach 50

ein neuer Lebensschritt
Abschied und Anfang
und ich irgendwie
dazwischen

natürlich
könnte ich stehen bleiben
alles an mir vorübergehen lassen
und so tun als wäre nichts

es ist trotzdem was
Altes verabschiedet sich
Neues kündigt sich an
es wird anders

die Wirklichkeit verändert sich
ich bin keine zwanzig mehr
ich muss mich neu suchen
und vielleicht finden

aber vielleicht ist gerade das die Chance
den Verlust als Gewinn sehen
das Neue als Ergänzung
das Andere als Bereicherung

und ich
entscheide mich für

neugierig sein
und werden
und bleiben
bis in den Tod hinein

Andrea Schwarz in: Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien,

ICH SUCHE GEBORGENHEIT

Anton Rotzetter

Ich suche Geborgenheit
Hände, die sich halten
Deine Hand

Ich suche Wärme
Menschen, die sich nahe sind
Deine Nähe

Ich suche Liebe
Herzen, die sich finden
Dein Herz

Ich suche ein Zuhause
Junge Menschen, die sich bergen
Deine Gemeinschaft

Hilf mir suchen
und finden

Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1985.

MANCHMAL BRICHT DEIN LICHT

Huub Oosterhuis

Manchmal bricht dein Licht
in Menschen durch, unaufhaltsam,
so wie ein Kind geboren wird

Gedenk des Menschen,
der wird genannt: dein Kind,
dein Königreich, dein Licht.

Keine Finsternis hat ihn je überwältigt.

Huub Oosterhuis in: Weisheit für die Seele. Gute Gedanken für alle Tage. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2007.

UND ICH STREBE ZU DIR

Anton Rotzetter

In der Mitte bist du Liebe - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Güte - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Kraft - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Freude - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Friede - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Gerechtigkeit - und ich strebe zu dir
In der Mitte bist du Gott - und ich strebe zu dir

Aus: Anton Rotzetter; Gott, der mich atmen lässt. Gebete Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1985.

SEHNSUCHT IM HERZEN

Andrea Schwarz

Es gibt Tage in meinem Leben, da steckt eine geheimnisvolle Kraft in mir. Da ist es, als ob alles Verhärtete plötzlich weich wird. Da fließt es in mir, ich bin in der Bewegung, die Bewegung ist in mir.
Das sind Tage, an denen mein Lächeln ansteckt, meine Augen offen sind für Dinge, die ich sonst übersehe, da hören meine Ohren plötzlich Melodien - das sind Tage, an denen einfach alles rund läuft und rund ist.

Andrea Schwarz in: Ludger Hohn-Morisch (Hrsg); Für jeden Tag ein gutes Wort. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 2008.


Das Fest der Taufe des Herrn

IN DIESER ZEITIT

Beatrix Senft

In dieser Zeit
uns aufmachen,
um nicht über den Jordan zu gehen,
um nicht mit allen Wassern gewaschen zu sein,
sondern, um zu den Quellen zu gehen.
Erkennen, dass auch wir den Zuspruch
durch andere benötigen.
Erbitten,
dass der andere be-reinigend,
Heil zusprechend
und verzeihend an uns handelt.
Heraus-steigen aus der Quelle,
die neues Leben stiftet.
Erfahren dürfen,
dass sich auch für uns der Horizont -
der Himmel - öffnet.
Der Stimme vertrauen,
dass wir, in Jesus,
Gott auch unseren Vater nennen dürfen.
Ein Vater, der auch uns zuspricht:
Du bist mein geliebtes Kind,
du darfst dich mir anvertrauen.

 

Beatrix Senft 2023

 

Das Fest der Erscheinung des Herrn

 

WAS IST MIR KOSTBAR, DAS KOSTBARSTE?

Elke Uhl

Dem Stern, der Sehnsucht des Herzens folgen.
Den Messias, den König der Welt suchen und finden.
Ihm huldigen

Und wenn Er mein Erlöser und mein König ist,
welche Gaben bringe ich Ihm?
Was ist mir kostbar?

Zeit statt Gold
Zeit für einander
Zeit für andere
Zeit für das Gebet

Zeit für Ihn und mit Ihm

Mein Gebet steige auf zu Dir
wie Weihrauch,
Herr, vor Deinem Angesicht
(vgl. Ps 141,2)
 
Heilende Myrrhe
Mit dem Leidenden leiden
Angst, Not, Trauer sehen und wahrnehmen
 
Das Kostbarste heute ist nicht
Gold, Weihrauch und Myrrhe
Zeit, Gebet und Mitleid
Das Kostbarste, das ich Ihm geben, Ihm überlassen kann,
ist mein Herz.
 
Und wenn Er mein Herz besitzt, werden alle meine Gaben wertvoll
Und wenn Er der König meines Herzens, meines Lebens ist,
dann kehre ich verändert und verwandelt heim,
weil ich bei Ihm zuhause bin
und Er in mir daheim ist.

 

Elke Uhl 2023

FÜHR, LIEBES LICHT

John Henry Newman

Führ, liebes Licht, im Ring der Dunkelheit, führ du mich an. Die Nacht ist tief, noch ist die Heimat weit, führ du mich an! Behüte du den Fuß: der fernen Bilder Zug begehr‘ ich nicht zu sehn: ein Schritt ist mir genug.

Ich war nicht immer so, hab‘ nicht gewusst zu bitten: du führ an! Den Weg zu schaun, zu wählen war mir Lust – doch nun: führ du mich an! Den grellen Tag hab ich geliebt und manches Jahr regierte Stolz mein Herz, trotz Furcht: vergiss, was war!

So lang gesegnet hat mich deine Macht, gewiss führst du mich weiter an, durch Moor und Sumpf, durch Fels und Sturzbach, bis die Nacht verrann und morgendlich der Engel Lächeln glänzt am Tor, die ich seit je geliebt, und unterwegs verlor.

 

John Henry Newman (dt: Ida F. Görres)

 

DAS WUNDER DES STAUNENS

feinschwarz.net

Welche wunderbare Gabe doch das Staunen ist.
Es durchbricht meinen Alltag
und gibt mir eine Ahnung
von Unendlichkeit.

Vielleicht wollte Gott deshalb nicht,
dass der Mensch vom Baum der Erkenntnis esse:
weil dann das Staunen wegfällt
und der Mensch auf sich selbst
zurückgeworfen wird.

Staunen ist ein Kind der Erwartung:
Es wird geboren
aus übertroffenen Erwartungen
und unerwartet erfüllten Sehnsüchten.

In der Bibel beginnt das Staunen
in der Gegenwart Gottes
aus Freude über seine machtvollen Taten
und seine Hilfe in der Not.

Die Hirten und Könige staunen
angesichts des neugeborenen Kindes.
Und auch der Gottessohn
war sicher erstaunt
wie sich das Menschsein anfühlte.

Und niemand staunt so schön
wie ein Kind
in unverstellter Freude
über kleinste Dinge.

Staunen verbindet mich
unmittelbar mit dem
der mir die Schönheiten des Lebens schenkt.
Das menschliche Staunen
wird mir damit
zum Zugangstor für Gottes Liebe.

 

Johann Pock auf feinschwarz.net:
https://www.feinschwarz.net/staunen-die-adventliche-tugend/


HAUSSEGEN DER STERNSINGER AM DREIKÖNIGSTAG

Herbert Jung

Der Herr segne diesen Ort,
den ihr eure Heimat nennt,
und schenke euch den Frieden,
der vom Gott der Liebe kommt.
Er schenke euch sein gutes Wort,
das heilen kann und trösten will,
damit die Macht der Not
nicht so im Übermaß.
Er zeige euch den Stern der Zuversicht
in jeder dunklen Nacht,
vor allem den von Betlehem,
damit ihr wisst, wohin es geht,
und dass die Zukunft ihm gehört.
Das wünschen euch der Caspar
und der Melchior
und auch der Dritte, Balthasar -
sie waren heute für euch da.
Amen.

Aus: Herbert Jung, Das große Buch der Segensgebete. Herder Verlag Freiburg Basel Wien 2013.



 

 

Zum Jahresende 2022

                            DAS UNBESCHRIEBENE BLATT

Beatrix Senft

Da liegen sie
die „Blätter meines Lebens“

Tagebuch-Aufzeichnungen

und die vielen „Blätter“
der Erinnerungen -
gespeichert in dem
was wir wohl unser Herz oder
unsere Seele nennen

mit je eigener Schrift –

mal mit großen Schwüngen
als Ausdruck
von Freude und Lebenskraft

mal klein und gekritzelt
weil es uns schwer fällt
die Schwere in Worte zu fassen

mal stehen da nur große Fragezeichen
weil ich es nicht
fassen konnte
dieses
WARUM
weil ich es nicht
fassen konnte
dieses
WESHALB

hier und da stehen „Leerräume“
Ausdruck vielleicht
dass alles einfach ganz gut
„lief“

möchte ich die Zeiten
die dort „stehen“
noch mal erleben

gerne gehe ich noch mal
in Erinnerung
in die eine oder andere
ZEITSPANNE
hinein

aber
noch einmal erleben
das hieße auch
schwere Zeiten
noch mal
durch-leben

nein
das möchte ich nicht

alles hat seine Zeit
alles hat seine Stunde

und jetzt

jetzt liegt das Kommende
wie ein leeres Blatt
vor mir

wie wird es sich
beschreiben

wie viel
leichte Schwünge werde ich machen

wie viel
werde ich nur hin-kritzeln können

wo entstehen Leerzeichen
wo wieder nur große Fragezeichen

ein leeres Blatt

zu beschreiben
in Stunden
in Tagen
in Wochen
in Monaten -
VIELLEICHT

wird es das letzte Blatt sein

liegen noch viele Kapitel
vor mir
mit je neuem Blatt

ein leeres Blatt

mit der Aufforderung
es zu beschreiben

jetzt
heute
hier

in der Schriftart
die mir
gerade heute
entspricht

das ist dein Geschenk
an mich
Herr
für diesen Moment

geschenkt aus deiner Ewigkeit

dankend nehme ich es entgegen
und
schreibe
wie es kommt

 

Beatrix Senft (2021)

 

FÜRBITTE ZUM JAHRESSCHLUSS

Michael Meyer

Herr,
du hast uns voll Unruhe geschaffen,
du hast uns zu Fremden gemacht
in dieser Welt.
Laß uns unruhig sein
über unser geringes Werk.
Laß uns unruhig sein
über die Größe deiner Güte.
Laß uns unruhig sein
über die verrinnende Zeit
und jede verlorene Stunde.
Laß uns unruhig sein
über unsere Sünde
und die Schuld aller Menschen.
Laß uns unruhig sein
und dein Gericht erwarten in jedem Augenblick.
Laß uns unruhig sein
und in der Unruhe Glauben halten.
Laß uns unruhig sein,
bis dein Wille geschieht unter uns.
Vater,
mit der Bitte, daß du in Segen wandelst,
was in unserer Hand verdorben ist,
gedenken wir aller,
denen wir im vergehenden Jahr begegnet sind,
der Menschen,
die wir lieben,
und derer,
die uns zu schaffen machen;
aller gedenken wir,
denen wir nahe waren,
aller,
die uns fremd und feind wurden,
und aller,
die wir verloren haben.
Segne sie - segne uns!

Aus Michael Meyer, Nachdenkliche Gebete im Gottesdienst. Verlag Vandenhoeck & Ruprecht in Göttingen 1988.



 

FRIEDE

Roland Breitenbach

Das ist mein Segenswunsch
zum Ende des Jahres:
Dein Außen und dein Innen
mögen mehr und mehr zusammenfinden.
Das Hohe und das Tiefe,
das Gerade und das Schiefe,
mögen sich begegnen und ergänzen.
Aus Freude und aus Trauer,
aus der Angst und der Wut,
möge wachsen und bleiben
neuer, starker Lebensmut.
Das und noch so vieles mehr
gibt der Friede Gottes her.

Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleiter durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.



 

DAS JAHR GEHT HIN, NUN SEGNE DU

Arno Pötzsch

1. Das Jahr geht hin, nun segne du
den Ausgang und das Ende.
Deck dieses Jahres Mühsal zu,
zum Besten alles wende.

2. Du bleibst allein in aller Zeit,
ob wir auch gehn und wandern,
die Zuflucht, schenkst Geborgenheit
von einem Jahr zum andern.

3. Hab Dank für deine Gotteshuld,
den Reichtum deiner Gnaden.
Vergib uns alle unsre Schuld,
die wir auf uns geladen.

4. Und segne unsern Eingang nun.
Hilf, Herr, in Jesu Namen.
Dein Segen g'leit all unser Tun
im neuen Jahre. Amen.

Arno Pötzsch (1942) in: EG Rheinland 551.



 

BESSERE ZEITEN

Roland Breitenbach

Herr, setze dem Überfluss Grenzen
und lass die Grenzen
zwischen den Menschen überflüssig werden.
Lass Menschen kein falsches Geld machen,
aber auch das Geld keine falschen Menschen.
Nimm den Ehefrauen das letzte Wort
und erinnere die Ehemänner an ihr erstes.
Schenke unseren Freunden mehr Wahrheit
und der Wahrheit mehr Freunde.
Bessere jene Beamten,
Geschäftsleute und Arbeiter,
die wohl tätig, aber nicht wohltätig sind.
Gib den Regierenden ein besseres Deutsch
und den Deutschen eine bessere Regierung.
Herr, sorge dafür,
dass wir alle in den Himmel kommen,
aber nicht sofort.

(Segensworte, dem Pfarrer von St. Lamberti (Münster) aus dem Jahr 1888 zugeschrieben)



 

EINE GUTE NACHRICHT

Antonio Sagardoy

Weihnachten erinnert uns an einen guten Gott, der die Nähe des Menschen sucht, um ihn wieder zu einem Menschen im vollen Sinn zu machen. Weihnachten führt uns die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes vor Augen und erinnert uns zugleich an die Verwandlung, die im Herzen des Menschen geschehen kann, wenn er sich auf Gott einlässt.

Aus: Antonio Sagardoy, Weihnachten anders, Wien, 2009.



 

Weihnachten feiern heißt,

 

Gott zu erlauben, auch in meine Welt zu kommen.

 

Weihnachten feiern heißt, Gott zu erlauben,

 

das Dunkel meines Lebens mit seinem Licht zu erleuchten.

 

Weihnachten feiern heißt, daran zu glauben,

 

dass, seitdem Gott Mensch geworden

 

und uns das Licht in der Krippe aufgestrahlt ist,

 

nichts mehr so bleiben muss, wie es bislang war:

 

Vorausgesetzt wir nehmen das Licht an,

 

sein Licht, Jesus Christus,

 

der das Dunkel dieser Welt erhellen will. (Thomas Diener)

 

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen /Euch allen

ein fröhliches

friedvolles,

gnadenreiches,

gesegnetes Weihnachtsfest.

 

Ihr/Euer

Pater James MSFS GR

Missionare des Hl. Franz von Sales

 

 

TROTZIGE WEIHNACHTEN

Johann Pock, Hans Pock

Weihnachten ist das große „Trotzdem“ Gottes
angesichts der Ignoranz des Menschen:
    „Er kam in sein Eigentum - doch die Seinen
    nahmen ihn nicht auf“ (Joh 1,11)

Weihnachten trotzt der Macht
     und setzt ihr die Ohnmacht des Kindes
    entgegen.

Weihnachten trotzt den Konventionen
     und ermöglicht Unerwartetes:

     Eine unverheiratete Jungfrau wird zur
          Gottesgebärerin,
     Heu und Stroh sind das Lager des Königs,
     einfache Hirtenmusik ersetzt
          Posaunenklang.

Trotzig sein ist also manchmal
     die göttliche Reaktion
     auf menschliches Unverständnis:

     Trotz der Fehler des Menschen - Mensch
         werden.
     Trotz ihrer Ablehnung - die Menschen
         lieben.
     Trotz des Todes am Kreuz - die
         Menschen retten.

Gott ist ganz schön trotzig
     - das ist unser Glück.

 

Johann Pock, Weihnachten 2019.

EINE WEIHNACHTSLEGENDE

Selma Lagerlöf

Es war einmal ein hartherziger Hirte, der sich und anderen nichts Gutes gönnte. Eines Nachts kam ein Mann zu ihm und bat um Feuer. Doch der hartherzige Hirte hetzte seine Schäferhunde auf den Fremden. Diese bissen ihm ins Bein und in seine Hand, und einer hängte sich sogar an seine Kehle. Aber zum großen Erstaunen des Hirten zeigten die Bisse keinerlei Wirkung. Der fremde blieb völlig unverletzt.
Nun war der Fremde ganz nahe gekommen und sagte zu dem Hirten: "Guter Freund, hilf mir, leih mir ein wenig von deinem Feuer. Meine Frau hat soeben ein Kind geboren, und ich muss ein Feuer machen, um den Kleinen zu wärmen."
Da erwachte in dem Hirten wieder der alte Menschenhass. Da er wusste, dass weit und breit kein Eimer und keine Schaufel zu finden waren, um die glühenden Kohlen fortzutragen, sagte er zu dem Fremden: "Nimm von den glühenden Kohlen, so viel du brauchst." Und seine Schadenfreude begann zu wachsen.
Da hob der Fremde die glühenden Kohlen mit bloßen Händen auf und legte sie in seinen Mantel, und weder seine Hände noch sein Mantel wurden verbrannt. Der hartherzige Hirte wunderte sich zutiefst und fragte den Fremden: "Was ist das für eine seltsame Nacht heute?"
Da gab der Fremde zur Antwort:
"Mit Worten kann ich dir das nicht beschreiben. Komm mit und sieh!"
Der Hirte ging mit. Und sie kamen zu einem Viehstall. Im Stall kniete die Mutter neben ihrem Kind, das in einem Futtertrog lag. Etwas weiter hinten standen ein Ochse und ein Esel.
Da wurde die verhärtete Seele des Hirten weich. Das eiskalte Herz begann zu schmelzen, als der das frierende und zitternde Kind sah.
Und er nahm seinen dicken Mantel und deckte das Kind damit zu. Tränen standen in seinen Augen, und er fiel auf die Knie - vor diesem Kind.

Ein Kind kann eisige Herzen auftauen. Die Heilige Nacht ist jedes Jahr eine einmalige Chance, das Kind aus der Krippe in dein Herz zu legen. Und du wirst dich wundern, wie dieses Kind dich verändert und wie das Eis in deinem Herzen zu schmelzen beginnt.

Selma Lagerlöf in: Bardeler Adventsmeditationen, Osnabrück.

MENSCH WERDEN

Corinna Mühlstedt

Mensch werden:
das Herz öffnen
und die Hände empfangen
und geben.

Lichter setzen
im Dunkel.

Selbst zum
Licht werden.

Eins werden
Mit dem Licht.

Corinna Mühlstedt in: Unterwegs zum Licht, Weihnachtliche Worte und Weisen, Weihnachtssonderband, Herausgegeben von Ulrich Sander, Freiburg.



 

 

 


 

 

 

 

 

PULSIERENDES LEBEN

Roland Breitenbach

Gerecht sein wie Johannes der Täufer.
Eins zu eins, und noch ein bisschen mehr.
Gerecht sein wie der Zimmermann Josef,
eintreten für Frau und Kind, und für andere auch.
Gerecht sein wie Jesus,
auf Augenhöhe gehen zu den Menschen,
sogar noch unter sie.
Dann pulst in dir das Leben von Martin Luther King,
von Mutter Teresa, von Adolph Kolping,
und von den Vielen, die dem Evangelium gefolgt sind.
Dann treibt uns der Geist Jesu
zur größeren Gerechtigkeit.
Dann ist Ankunft des Herrn.

Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleitbuch durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.

WEG DURCH DIE WÜSTE

Silja Walter

Du selbst bist der Weg
durch die Wüste der Welt,
du selbst, unser Gott.
Dein Kommen allein
hat durch Dürre und Sand
eine Straße erstellt,
für dich. –

Du selbst bist der Weg
durch die Wüste der Welt,
du selbst, unser Gott.
Dein Kommen
Befreit und erhellt
Auch mich. –

Aus: Silja Walter: Kommunionpsalter, Herder-Verlag, Freiburg 1985

 

 

SEGEN

Roland Breitenbach

Sei gesegnet mit einem großen Ja zur Welt,
aber lasse nichts, wie es ist.
Sei gesegnet mit einem großen Ja zum Menschen,
aber begnüge dich nicht mit Barmherzigkeit.
Sei gesegnet mit einem großen Ja zu dir selbst,
aber bleibe offen für andere.
Sei gesegnet mit einem großen Ja zu Gott,
aber lasse ihn nur machen,
er macht alles gut.

Aus: Roland Breitenbach / Stefan Philipps, Segen für Dich. Ein Begleitbuch durch das Jahr. Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart 2005.



 

 

EMPFANGSBEREIT

Beatrix Senft

empfangen wird Maria
sie
die um gar nichts gebeten hat

ein Zeichen erhält sie
im Erscheinen des Engels
im Zuspruch Gottes

JA sie
die um kein Zeichen bat

das setzt voraus
dass sie
mitten im Alltäglichen
auf Empfang war
dass sie ein Gespür
dass sie eine Bereitschaft
für Außergewöhnliches hatte

dass sie empfangsbereit war

für das Wort
das an sie ging
und
für dessen Annahme
und
für dessen „Umsetzung“

JA
dass sie empfangsbereit war
damit das Wort geboren werden könnte

und

so durfte sie empfangen
den
der für die Welt
der Erlöser werden sollte

empfangen
annehmen
einlassen
entgegennehmen

sie war empfindsam
an-rührbar
empfindungsvoll
feinsinnig

und
durfte die Erwählte sein

Herr
sprenge die Ketten
meiner Empfindungslosigkeit

und

mache auch mich
EMPFANGSBEREIT
für dein Wort
für deinen Auftrag
deinem Sohn zu folgen

damit er
im
HIER UND HEUTE
in mir
ja
in uns allen
neu geboren werden kann
zum Heil der Welt

 

Beatrix Senft 2022.

 



 

 

 

2. Advent  _ Johannes der Täufer

JOHANNES DER TÄUFER

Ilse Pauls

Als Geschenk empfangen
zuerst zweifelnd nicht erkannt
Sein Name bringt Erlösung
zeigt Gottes Gnade auf
Er spürt seine Bestimmung
als Wegbereiter
als Rufer in der Wüste
als Täufer
Er erfüllt seine Aufgabe

 

Ilse Pauls 2022

 

ADVENTLICH

Beatrix Senft

A   aufmachen
D   Durststrecken ertragen
V   verlorengeglaubtes Vertrauen wiederfinden
E   ersehnen
N   noch Hoffnung haben
T   Tor und Tür des Herzens öffnen

adventlich unterwegs sein
an jedem Tag
weil sein Kommen
täglich geschehen kann

nicht nur im Advent