O Herr, gib Frieden
O Herr, gib Frieden,
o Herr, gib Frieden,
gib Frieden in dieser Welt.
Steh uns bei.
O Herr, gib Frieden,
o Herr, gib Frieden,
gib Frieden in dieser Welt.
Steh uns bei.
Wir bitten dich, erhöre uns!
Wir bitten dich, erhöre uns!
Wir bitten dich, erhöre uns!
Steh uns bei.
Wir bitten dich, erhöre uns!
Wir bitten dich, erhöre uns!
Wir bitten dich, erhöre uns!
Steh uns bei.
Herr, du unser großer Gott!
Herr, du unser großer Gott!
Friedenslied des ukrainisch-russischen Komponisten Dmitri Stepanowitsch Bortnjanski (1751-1825)
https://www.youtube.com/watch?v=zoBqldSv3jc
Ökumenisches Friedensgebet 2017:
Aus der Tiefe des Chaos rufen wir zu dir, du Gott des Friedens.
Aus der Tiefe des Leidens rufen wir zu dir, du Gott der Barmherzigkeit.
Aus der Tiefe der Angst rufen wir zu dir, du Gott der Liebe.
Guter Gott, höre unsere Stimme,
die um Frieden für unsere verwirrte Welt bittet.
Erleuchte unseren Verstand, dass wir lernen,
auf deine Weise Frieden zu schaffen, damit die getröstet werden,
die um der Gerechtigkeit willen leiden.
Sende deinen Heiligen Geist,
damit er uns auf den Weg des Friedens führe,
den du bereits begonnen hast.
Öffne unsere Augen für die Zeichen deiner Gegenwart in unserer erschöpften Welt.
Lehre uns, in Harmonie mit dir, unseren Mitmenschen und der Natur zu leben.
Wir sehnen uns so sehr nach einer friedlichen Welt:
in der Menschen in Würde alt werden können,
in der Eltern ihre Kinder in Liebe aufwachsen sehen,
in der die Jugend von ihrer Zukunft träumen kann,
in der Kinder eine glückliche Kindheit erleben können.
Guter Gott, stärke unseren Glauben an die Möglichkeit,
Frieden zu schaffen trotz aller Gewalt, die wir sehen.
Hilf unserem Bemühen um eine bessere Welt,
in der alle willkommen sind,
in der alle sich zum Festmahl versammeln,
in der alle in Freiheit verkünden können,
dass Jesus der Erlöser ist. Amen.
Schwester Dr. Nazik Khalid Matty OP (Irak)
Christi Himmelfahrt
EINE AUSFALTUNG DES OSTERGEHEIMNISSES
Egon Kapellari
Vierzig Tage nach Ostern feiert die Kirche das Fest Christi Himmelfahrt. Gefeiert wird da nicht ein von Ostern zeitlich getrenntes Ereignis, sondern
eine Dimension des Ostergeheimnisses selbst.
[...]
Himmel ist in der Sicht des Glaubens kein Begriff der Geografie, sondern eine Beziehung. Himmel ist die vollendete Beziehung des Menschen zu Gott.
Darum hat der Kirchenvater Augustinus über das verheißene ewige Leben gesagt: "Gott selbst wird unser Ort sein". Himmelfahrt Christi bedeutet, dass der menschgewordene ewige Sohn Gottes
seine menschliche Natur erhoben hat in die ewige Beziehung liebender Selbstübereignung an den Vater. Damit hat er einen "Raum" geschaffen, der allen Menschen offen steht, die glaubend und
liebend zu ihm gehören.
...
Mit der Auferstehung Jesus und in seiner Himmelfahrt, die als ein Aspekt an dieser Auferstehung zu verstehen ist, beginnt der Heimweg der Schöpfung,
die sich von Gott entfernt hatte, zu Gott. Das Ziel wird erreicht sein, wenn Gott alles in allem sein wird.
Egon
Kapellari, Ein Fest der Schwerkraft. Osterbetrachtungen. Styria-Verlag, Graz 1993.
UNVERWANDT ZUM HIMMEL SCHAUEN
Beatrix Senft
Unverwandt zum Himmel schauen.
Löcher in die Luft glotzen.
Warten, dass das Glück vom Himmel fällt
und eine höhere Macht schon alles richten wird.
Denn es ist uns ja zugesagt,
dass Jesus wiederkommt.
Also abwarten,
wird schon.
Heute würde wohl die Weisung der Männer in
Weiß lauten:
Was glotzt ihr noch so dümmlich zum Himmel,
habt ihr es in zweitausend Jahren noch nicht verstanden,
es ist euch alles vorgelebt,
es ist euch schon alles verheißen.
Also, lest, horcht,
kaut es in eurem Inneren immer wieder.
Und dann krempelt endlich die Ärmel hoch
und baut mit am Himmelreich Gottes -
damit es schon auf-lebt im HIER und JETZT.
Beatrix Senft
(2022)
DEN HIMMEL BERÜHREN
Beatrix Senft
Den Himmel über mir:
Himmelskörper
Sterne
Sternschnuppe
Sternennacht
Mondnacht
sternenklar
Meine Augen berühren ihn
Mein einziges Himmelbild?
Hier und da – JA
Aber auch:
himmelschreiend - mit meinen Nöten
Wie auf Wolken schwebend –
himmelhochjauchzend –
in meinem Glück
Jemanden in den Himmel hebend -
Wie auf Wolken schwebend
GEFÜHLSLAGE HIMMEL
Abgehoben
Himmel – der sich geerdet hat
Himmel – der in Jesus eine Verbindung bekommen hat
Den wir erfahren dürfen:
Da, wo Menschen sich liebend begegnen
Da, wo 70x70 mal Verzeihung geschieht
Da, wo Menschen über Schatten springen
Da, wo ein gepeinigtes Herz zur Ruhe kommen kann
Da, wo Brücken gebaut werden - über alles Trennende hinaus
Da, wo der Schwache auch den Starken mitschleift
Da, wo die leere Hülle wieder Füllung findet
Da, wo ….
Genau da
verbindet sich der Himmel mit der Erde
zu einem großen
und neuen
Bild
Da berührt sich
Zeit
und
Unendlichkeit
DA
berühren sich
Gott
und
Mensch
Beatrix Senft, unveröffentlicht
WEISST DU, WO DER HIMMEL IS
Wilhelm Wilms
Weißt du wo der Himmel ist,
außen oder innen.
Eine Handbreit rechts und links,
Du bist mitten drinnen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so tief verborgen.
Einen Sprung aus dir heraus.
Aus dem Haus der Sorgen.
Weißt du wo der Himmel ist,
nicht so hoch da oben.
Sag doch ja zu dir und mir.
Du bist aufgehoben.
Wilhelm Willms in: Der Regenbogen. Liederheft der Abtei Münsterschwarzach. Als Manuskript gedruckt.
BEFREIUNG - ZWISCHEN HIMMEL UND ERDE
T. Cosalvatica
Nur das Wasser,
das wir zu trinken gaben,
wird uns erfrischen.
Nur das Brot,
das wir zu Essen gaben,
wird uns sättigen.
Nur das Kleid,
das wir verschenkten,
wird uns bekleiden.
Nur das Wort,
das Leiden linderte,
wird uns trösten.
Nur der Kranke,
den wir besuchten,
wird uns heilen.
Nur der Gefangene,
den wir befreiten,
wird uns erlösen.
T.
Cosalvatica in: Peter Bleeser, Geschichten zwischen Himmel und Erde. Patmos-Verlag, 1985
Heiliger CHARLES DE FOUCAULD
Charles de Foucauld
Heute
(am 15. 5. 2022) wird in Rom ein Mann heiliggesprochen, in dessen Leben es auch manche überraschende Wendung gab: Charles de Foucauld.
Charles de Foucauld (1858 – 1916) stammt aus einer wohlhabenden französischen Adelsfamilie. Geboren in Straßburg, verliert er mit fünf Jahren seine Eltern und wächst mit
seiner jüngeren Schwester Marie beim Großvater Oberst de Morlet auf.
Bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges von 1870 optiert die Familie für Frankreich und lässt sich in Nancy nieder. Katholisch
erzogen, entfernt er sich als Jugendlicher vom Glauben, behält aber die Hochachtung vor der Kirche und ihren Vertretern. Der Familientradition folgend wird Charles Offizier in einem
Husarenregiment. Aus Freundschaft zu seinen Kameraden veranstaltet er, um dem Kasernenalltag zu entfliehen, Partys und Feste. Es gibt Tage, in denen er eine große Leere empfindet.
ERSTE KÄMPFE
1881 betritt er zum ersten Mal ein muslimisches Land, das seit 1830 von Frankreich kolonisierte Algerien. Von da an wird er bis zu seinem
Lebensende 35 Jahre in muslimischer Umgebung leben. Dieser erste Aufenthalt ist kurz, da er in die militärische Nicht-Aktivität entlassen wird. Er hatte sich geweigert, seiner Freundin,
die ihm vorausgereist war, vorzuschreiben, umzukehren. Es war eine Provokation, wie er später schreibt. Kaum zurück in Frankreich geraten französische Truppen in Kämpfe mit algerischen
Widerständlern. Kurzerhand lässt er die Freundin und ihre Mutter zurück – nicht ohne sie materiell zu unterstützen – und stellt seinen Mann in den Kämpfen im Atlasgebirge.
GEBETSLEBEN IN DER WÜSTE
Als wieder das langweilige Kasernenleben bevorsteht, quittiert er von sich aus den Dienst und begibt sich auf eine risikoreiche
Forschungsreise ins Innere Marokkos. Der Orient hat ihn gepackt mit seiner Kultur, mit der Wüste und mit freundlichen Menschen, die ihm einmal das Leben retteten. Nicht zuletzt
beeindruckt ihn das öffentlich bezeugte Gebetsleben mitten in der Mittagshitze der Wüste.
Auf der Suche nach seinem Lebensweg richtet er sich in Paris in der Nähe seiner Familie eine Wohnung ein und schreibt an seinem
Forschungsbericht. Die Güte und unaufdringliche Nähe seiner Cousine Marie lässt ihn den Weg in die Kirchen finden und beten: „Mein Gott, wenn es dich gibt, lass mich dich
erkennen!“
So kommt es, dass er eines Morgens in der Kirche St. Augustin einen Priester anspricht, Abbé Huvelin, den er vom Sehen kennt, und ihn um
eine Instruktion in Sachen Religion ersucht. Er ist 28 Jahre alt. Der Abbé geht nicht darauf ein und weist ihn an zu beichten und zu kommunizieren. „Ab diesem Moment konnte ich nicht
anders als mein Leben Gott zu schenken“ sagt er später. Das entspricht seinem natürlichen Charakter, der immer radikal auf ein erkanntes Ziel zusteuert.
WIE DIE HINGABE ZU GOTT LEBEN?
Doch wie diese Hingabe leben? Auf einer Pilgerreise ins Heilige Land macht er im Dorf Nazaret eine umwerfende Erfahrung: Ihm wird bewusst,
dass Jesus, Gottes Sohn, sich dieses einfache Leben dort ausgesucht hat und dass er dreißig Jahre lang einer dieser kleinen Leute war, die im Schatten der Geschichte stehen. Dieses
Mysterium von Nazaret hält ihn nun sein Leben lang in Bann. Es entwickelt in ihm eine eigene Dynamik, bis es ihm gelingt sein ureigenes Nazaret zu finden.
Er lebt zunächst sieben Jahre von 1890 – 1897 im Orden der Trappisten und muß feststellen, dass dieses Leben nicht seiner Vorstellung von
„Nazaret“ entspricht. Die folgenden drei Jahre verbringt er als Laienbruder bei den Klarissen in Nazaret und verrichtet diverse Haus- und Botendienste für die Schwestern. Sie verstehen
es, in ihm den Wunsch zu wecken, Priester zu werden. Bei der Vorbereitung zur Priesterweihe, die er 1901 empfängt, entschließt er sich, zu jenen Menschen zu gehen, die ihm als die Ärmsten
und Verlassensten erscheinen, und das sind für ihn jene, denen er in Marokko begegnet ist.
WIRKEN IN ALGERIEN
Als Priester der Diözese Viviers kehrt er nun mit der Erlaubnis der Kolonialbehörden und im Dienst von Msgr. Guérin, dem Apostolischen
Administrator, in die Sahara zurück, und zwar nicht als Einsiedler, als den man ihn oft bezeichnet. Er ging dorthin, um den Menschen nahe zu sein und mit dem Wunsch, eine Gemeinschaft von
Mitbrüdern zu gründen. Die Erfüllung dieses Wunsches blieb ihm zeitlebens verwehrt.
Zunächst siedelt er sich in Beni Abbès nahe der Grenze zu Marokko an, das Europäern weiterhin verwehrt ist. Ab 1905 wendet er sich dem
muslimischen Nomadenvolk der Tuareg zu, das in der Person ihres Stammesoberhauptes („Amenokal“) Moussa Agg Amastan mit den Franzosen Frieden schließt; in Wirklichkeit ist es aber eine
Unterwerfung. In den elf Jahren, die er nun bei den Tuareg im Herzen der Sahara lebt, wird er für sie ihr Marabut – so bezeichnen sie ihre eigenen muslimischen Heiligen.
Seine Arbeit besteht nun in der Erforschung ihrer Sprache und ihrer Kultur. Auf diese Weise findet er sein „Nazareth“, das nun nicht mehr an
einen Ort gebunden ist, sondern das für ihn zum Grundzug seines Glaubens wird. Dies versucht er, konsequent zu leben und gerät dabei in Situationen, in denen er von seinen Nachbarn
beschenkt oder gar vor dem Tod durch Erschöpfung gerettet wird. Dass ihn die Tuareg tatsächlich schätzen, wird durch Briefchen bestätigt, die in Tifinagh, ihrer Schrift, verfasst sind und
die erst vor etwa 20 Jahren an die Öffentlichkeit gelangt sind. Sie gingen nämlich ungelesen und unverstanden durch die Hände der Kolonialzensoren. Es ist eigentlich unglaublich, wenn der
Amenokal in einem dieser Briefchen ihn, den Heiden, der keinen Platz im Paradies hat, ersucht: „Bete inständig für mich!“
In den Wirren des Ersten Weltkriegs stirbt Charles de Foucauld am 1. Dezember 1916 in Tamanrasset eines gewaltsamen Todes. Er stirbt nicht
als Märtyrer im kanonischen Sinn. Sein Tod ist wie der Preis der Liebe zu Gott und zu jenen, die seine Freunde geworden waren und von denen ihn so manche noch bis heute in Ehren halten.
Im Jahr 2005 wurde er von Papst Benedikt XVI. seliggesprochen.
Papst Franziskus zum 100. Todestag 2016: "Charles de Foucauld hat wie wenige andere den Umfang der Spiritualität realisiert, die von Nazareth ausgeht".
Herbert Hartl
PFJ, Mitglied der Gemeinschaft der Kleinen Brüder Jesu.
https://www.erzdioezese-wien.at/site/glaubenfeiern/spirituelles/grossechristen/article/53864.html
LIEBEND ANGESCHAUT
Beatrix Senft
Morgens in den Spiegel schauen
mich liebend annehmen
mir wohlwollend begegnen
mit meinen großen und kleinen Macken
mit meiner Vielfältigkeit und meiner Einfältigkeit
mit meinen versöhnten und unversöhnten Seiten
mit meinen Stärken und Schwächen
mit meinen…
und wissend
dass du um all dies weißt
und
dass du mich so annimmst
ja - liebst
mir in diesem Wissen
zulächeln
und in den Tag gehen
mit dem Vorsatz
genau so
meinen Mitmenschen zu begegnen
Beatrix Senft
(2022)
DAS GRÖSSTE GESCHENK
Henri J. M. Nouwen
Die wirkliche Frage lautet nicht: »Was können wir einander bieten?«, sondern: »Wer können wir füreinander sein?«
Zweifellos, es ist wunderbar, wenn wir einem Nachbarn etwas reparieren, einem Freund einen guten Rat geben, einem Kollegen einen hilfreichen Tipp geben, einem Kranken Linderung
verschaffen und einem Pfarrangehörigen die Frohe Botschaft verkünden können. Aber es gibt ein größeres Geschenk als das alles. Das ist das Geschenk unseres eigenen Lebens, das aus
allem, was wir tun, hervorleuchtet.
Je älter ich werde, desto mehr entdecke ich, dass mein größtes Geschenk, das ich anzubieten habe, meine eigene
Freude am Leben ist, mein eigener innerer Friede, mein eigenes Schweigen und meine Einsamkeit, mein eigenes Gefühl, mich wohl zu befinden. Wenn ich mich selbst frage: »Wer hilft mir
am meisten?«, dann muss ich zur Antwort geben: »Der Mensch, der bereit ist, sein Leben mit mir zu teilen.«
Henri
Nouwen in: Wege zur Mitte. Herder Verlag, Sonderband 2016, Freiburg Basel Wien 2016.
Ostern
Helene Renner (2021) - Emmaus ist...
Emmaus ist überall da
wo Menschen miteinander reden
Emmaus ist überall da
wo zwei oder drei miteinander unterwegs sind
Emmaus ist überall da
wo Resignation und Hoffnungslosigkeit
überwunden werden
Emmaus ist überall da
wo neue Anfänge gesucht werden
Emmaus ist überall da
wo wir offen und einladend sind
Emmaus ist überall da
wo wir Gott in unser Leben einladen
Emmaus ist überall da
wo wir miteinander feiern
und uns Kraft holen
Emmaus ist überall da
wo wir bereit sind umzukehren
und ihm
Jesus
nachzufolgen
AUFERSTEHEN AUS...
Frank Greubel
Auferstehen aus der Armut der Habgier
zum Reichtum des Teilens.
Auferstehen aus der Kälte der Einsamkeit
zur Wärme der Gemeinschaft.
Auferstehen aus dem Krieg der Zerstörung
zum Frieden der Versöhnung.
Auferstehen aus dem Dunkel der Angst
zum Licht der Hoffnung.
Auferstehen aus dem Trott des Alltags
zur Freude des (Außer)gewöhnlichen.
Auferstehen aus der Existenz dieser Zeit
zum Leben der Ewigkeit.
Aus Frank
Greubel, In dieser Zeit Gebet. Würzburg, Vinzenz Druckerei.
WANN IST AUFERSTEHUNG
Ilse Pauls
Nicht erst,
wenn alle Mißverständnisse
weggeräumt sind,
sondern
wenn ich alles
vergeben habe.
Wenn der schwere Stein
meiner Traurigkeit
vom Herzen weggeweint ist
und ich wieder
Hoffnung habe.
Wenn ich nicht mehr
flüchten will,
sondern mich
auf den Weg mache
zu meinen Brüdern und Schwestern.
Dann erst
werde ich IHM begegnen
in den Gesichtern
der geringsten meiner Brüder,
in Seinem Wort,
in Seinem Brot.
Dann erst werden mir
die Augen aufgehen,
und mein totes Herz
lebt wieder
und brennt für Dich
Ilse Pauls
DER WEG NACH EMMAUS
Beatrix Senft
Da gehen sie,
die beiden Jünger Jesu.
Freudigen Schrittes
gehen sie
sicherlich nicht,
denn sie lassen alles hinter sich.
Ihre Hoffnungen,
Erwartungen,
Freundinnen und Freunde.
Lassen alles hinter sich –
in Jerusalem.
Es mag wohl eher eine Flucht sein.
Sie ertragen nicht,
das mit dem Tod Jesu,
mit diesem schrecklichen
Ende am Kreuz,
all das,
was sie durch ihn
als wichtig angenommen haben,
ein jähes Ende findet.
Dieser Weg ist kein Spaziergang,
bei dem man
so ein bisschen
aus seinem Leben plaudert.
Das,
worüber sie –
wie uns berichtet wird –
reden,
sind die Ereignisse,
die sie hinter sich lassen.
Das Unbegreifliche,
dieses Leidens- und Sterbeweges
ihres Freundes.
Die Worte,
die hier fallen,
sie mögen stoßweise kommen.
Wir kennen das alle,
wie schwer es fällt,
das Sterben unserer Lieben
in Worte zu fassen.
Ist das,
was da in ihnen gärt,
überhaupt in Worte zu fassen?
Ihr Weg nach Emmaus
ist ein Weg
des inneren Schmerzes,
des Zweifels
und gleichzeitig
der mühsame Versuch
des Verstehens.
Und während sie so gehen,
ist Jesus mit einem Mal
einfach an ihrer Seite ---
und geht mit.
Er ist zum Greifen nahe,
aber sie sind so in sich gefangen –
mit Blindheit geschlagen –
dass sie ihn nicht erkennen.
Er braust nicht auf:
„Hey, seid ihr denn blöd,
könnt ihr nicht sehen,
ich gehe doch neben euch.
Seht doch her,
ich bin doch da.“
Nein,
er ist einfach da.
Bleibt neben ihnen.
Setzt sich ihren Enttäuschungen
ihren Fragen,
ihrer Niedergeschlagenheit –
eben ihrer ganzen inneren Not –
aus
und
geht mit,
bleibt neben ihnen.
Hält es aus,
dass sie ihn
und seine Lehre
mit dem Gesagten
in Zweifel ziehen.
In Zweifel ziehen,
weil er das,
was sie erhofft hatten,
nicht erfüllt hat.
In mir kommt das Bild auf,
als legte
Jesus einen seiner Arme
wie einen wärmenden Mantel
um die beiden,
um sie zu schützen
und sie erneut für sich „einzufangen“.
So, als würde er sagen:
„Kommt,
ich erkläre es euch noch einmal
ganz von vorne,
noch mal neu.“
Er zerredet nichts,
lässt alles zu.
Und in diesem Zuwenden
eröffnet er ihnen
die Zusammenhänge.
Lässt sie verstehen,
dass alles so kommen musste.
In unserer heutigen Zeit,
würde an dem Punkt,
wo doch alles gesagt ist,
wohl kommen:
„Seien sie mir nicht böse,
nett,
dass ich Ihnen helfen konnte,
jetzt muss ich aber los,
habe noch viel anderes
zu erledigen.“
Nicht so bei Jesus.
Er geht weiter mit,
Schritt für Schritt,
bis sie zu Hause
angekommen sind -
in ihrem Dorf –
wohl auch bei sich selbst
wieder Heimat gefunden haben.
Er weiß,
dass er sie jetzt
auch lassen könnte –
wieder sich selbst
überlassen könnte.
Und so tut er,
als ginge er weiter
und lässt sich drängen,
doch zu bleiben.
Lässt sie darum bitten,
doch noch fortzufahren,
ihnen Sicherheit zu geben.
Lässt sie aussprechen,
dass der Wechsel
von Tag und Nacht
sie noch schreckt.
Und so geht er mit ihnen hinein,
in ihre Heimat –
ihre Beheimatung –
und gibt sich
in der Gemeinschaft
und im Brotbrechen
ganz zu erkennen.
So zu erkennen,
dass ihnen
die Augen aufgehen.
Und da
schreckt es die beiden
nicht mehr,
dass er nicht mehr
leibhaftig
an ihrer Seite ausharrt.
Jetzt ist seine Botschaft,
sein Geheimnis,
ganz in sie eingedrungen.
Jetzt
kann keine Nacht
sie mehr schrecken,
kein Dunkel
sie mehr zurückhalten.
Jetzt
brennt ja sein Licht
ganz neu
in ihrer Brust.
Jetzt können
sie sich aufmachen
und mit den anderen
bekennen:
„Der Herr ist wirklich auferstanden.“
Da gehen wir,
die Jüngerinnen und Jünger Jesu in der heutigen Zeit.
Freudigen Schrittes
gehen wir meist nicht,
denn so manches
bleibt hinter uns zurück.
Unsere Hoffnungen,
Erwartungen,
Lebenskonstruktionen.
Liebgewordene Menschen
an unserer Seite -
bleiben zurück,
halten es an unserer Seite nicht aus
oder sterben.
Wir rasen davon
mit all den Ablenkungen,
die uns
unsere moderne Zeit
zu bieten hat.
Und Sie und ich? –
Sind wir noch –
oder mal wieder –
vielleicht
nach einem persönlichen „Jerusalem-Erlebnis“ –
auf dem Weg nach Emmaus?
Brauchen wir die Begegnung
und Bestätigung Jesu
wieder einmal ganz neu?
Ist die Last des Lebens
gerade etwas,
was uns wegführt,
uns unstetig sein lässt?
Persönliche Schicksalsschläge,
die uns aufwühlen?
Wandlungen
in Familie,
Umkreis,
Beruf,
Kirche
und in unseren Gemeinden,
die uns fragen lassen:
warum?
Ich für mich kann sagen,
ja,
ich musste immer wieder
auch diesen Weg gehen,
den Weg nach Emmaus.
Und vielleicht
muss ich ihn
auch immer wieder
einmal gehen.
Aber
immer wieder
durfte ich
in meinem Emmaus
ankommen
und
konnte mich dann
neu aufmachen
Beatrix Senft,
2022
SEGENSWUNSCH
Ingrid Dlugos
Möge der auferstandene Christus
dich im Lichte des neuen Tages segnen.
O König der Könige,
der du den Tod überwunden hast,
steh uns bei.
Wie uns die Sonne den neuen Tag bringt,
so schenkt du uns neue Hoffnung.
Das Blut aus deinen Wunden
verwandelt sich zum Quell neuen Lebens.
O Jesus,
sei du bei uns in der Nacht und am Tag.
Aus:
Ingrid Dlugos, Irische Segenswünsche für jeden Anlass; Leipzig, St. Benno-Verlag, 2005.
GEBET
Ferdinand Kerstiens
Herr, bleib bei uns und allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn es Abend wird,
wenn Trauer und enttäuschte Hoffnungen
unser Herz verdunkeln.
Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn Fragen uns bedrängen,
wenn wir dich nicht mehr finden
im Gewirr unserer Zeit und unseres Lebens.
Herr, bleib bei uns und bei allen Menschen.
Bleib bei uns, wenn wir unsere Schwachheit spüren,
wenn Alter, Krankheit oder Sucht
die Möglichkeiten des Lebens begrenzen.
Herr, bleib bei allen Menschen,
die hungern müssen und unterdrückt sind,
denen man die Menschenwürde raubt,
die ausgeliefert sind an die Mächte der Finsternis.
Sende ihnen und uns allen
Den Anfang neuen Lebens.
Aus:
Ferdinand Kerstiens, Große Hoffnungen erste Schritte, Glaubenswege durch das Lesejahr A, Edition Exodus, Luzern 2001
Österliche Bußzeit - 40 Tage Fastenzeit
KARFREITAG
Ilse Pauls
Wenn der Vorhang
unseres Lebens zerreisst -
was werden wir sehen?
Unsere Schuld?
Unsere Versäumnisse?
Das wird alles
draußen bleiben. -
Unsere Augen
werden übergehen ins Licht,
Du selbst wirst uns
die Tränen abwischen.
Selig sind die,
die geweint haben. -
Du wirst mich rufen,
und ich werde
Deine Stimme erkennen.
Du wirst mich
beim Namen rufen
und ihn zärtlicher sagen
als jemals ein Mensch -
und ich werde wissen:
Ich bin am Ziel.
Aus: Ilse
Pauls, Auf dem Weg. Gedichte und Gebete. Edition Club d'Art - International, Klagenfurt 2009.
DEM REVOLUTIONÄR JESUS ZUM GEBURTSTAG
Erich Kästner
Zweitausend Jahre sind es fast,
seit du die Welt verlassen hast,
du Opferlamm des Lebens!
Du gabst den Armen ihren Gott.
Du littest durch der Reichen Spott.
Du tatest es vergebens!
Du sahst Gewalt und Polizei.
Du wolltest alle Menschen frei
und Frieden auf der Erde.
Du wusstest, wie das Elend tut
und wolltest allen Menschen gut,
damit es schöner werde!
Du warst ein Revolutionär
und machtest dir das Leben schwer
mit Schiebern und Gelehrten.
Du hast die Freiheit stets beschützt
und doch den Menschen nichts genützt.
Du kamst an die Verkehrten!
Du kämpftest tapfer gegen sie
und gegen Staat und Industrie
und die gesamte Meute.
Bis man an dir, weil nichts verfing,
Justizmord, kurzerhand, beging.
Es war genau wie heute.
Die Menschen wurden nicht gescheit.
Am wenigsten die Christenheit,
trotz allem Händefalten.
Du hattest sie vergeblich lieb.
Du starbst umsonst.
Und alles blieb
beim alten.
www.deutschelyrik.de/dem-revolutionaer-jesus-zum-geburtstag.html
ABGESCHRIEBEN
Heidi Rosenstock/Hanna Köhler
Abgeschrieben
Von denen, die ich liebe.
Verlassen, allein geblieben
Bete ich zu dir,
Christus, erbarme dich.
Festgefahren, stecken geblieben,
gefangen in den eigenen Stricken
bete ich zu dir,
Christus, erbarme dich.
Dem Leben abgestorben,
im Kampf mit dem Schmerz,
den Hunger nach Leben im Herzen,
fassungslos, ohnmächtig,
bete ich zu dir,
Christus, erbarme dich.
BROT
Anton Rotzetter
Unser Brot - Dein Brot
Dein Brot - unser Brot
Unser Wein - Dein Wein
Dein Wein - unser Wein
Unser Leben - Dein Leben
Dein Leben - unser Leben
Unsere Gedanken - Deine Gedanken
Deine Gedanken - unsere Gedanken
Unsere Welt - Deine Welt
Deine Welt - unsere Welt
durch Jesus Christus, unseren Herrn
Aus: Anton Rotzetter, Gott, der mich atmen lässt. Gebete des Lebens, Herder 1994
Es gibt manche Wege, die geht der Mensch umsonst. Wozu das alles?
Oft bemerkt man es erst, wenn man schon ein Stück des Weges gegangen ist.
Es gibt Wege, die man nur ungern geht, die man sich am liebsten ersparen würde.
Wege, die aber sein müssen, die man gehen muss.
Es gibt Wege, die man auf sich nimmt, weil man weiss, was einem am Ende des Weges erwartet.
Jesus ging den Weg vom Zion zum Ölberg. Der Weg war ihm vertraut. Die Tage zuvor war er oft unterwegs in den Bergen Jerusalems; am Tempelberg, am Zionsberg, am Ölberg, am Berg des Zornes. Und er
wusste, was ihn in jener Nacht erwarten sollte, dort am Ende dieses Weges.
Wir gehen heute Abend mit ihm den Weg vom Zion zum Fusse des Ölberges.
Auch wenn der Weg heute anders aussieht, bleibt es Jesu Weg.
Wo er gegangen ist, gehen wir heute mit.
Wo er verweilt hat, halten wir heute inne.
Wie er gebetet hat, beten auch wir ...
MEDITATION:
Jesus - ein Mensch:
gelacht, geweint, gebetet, geteilt, geglaubt, gehofft und geliebt.
Jesus - Gottes Sohn:
zugehört, verziehen, aufgerichtet , überzeugt und sich selbst treu geblieben.
Jesus - ein Mensch:
Freunde gehabt, einen liebenden Gott verkündet, geheilt, gepredigt und konsequent seinen Weg gegangen.
Jesus - Gottes Sohn:
voll Geist, die Einsamkeit gesucht, Feste gefeiert und Mensch geblieben.
Jesus - ein Mensch:
sinnlose Gesetze übertreten, provozierend, aufrüttelnd, herausfordernd, geliebt und gehasst.
Jesus - Gottes Sohn:
Kranke geheilt, Feinden verziehen, Wunder gewirkt, Ausgegrenzte umarmt, Kinder gesegnet, Sünden vergeben, Brot geteilt.
Jesus - ein Mensch:
aussergewöhnlich, einmalig, ungewöhnlich, unglaublich, geheimnisvoll.
Jesus - ein Mensch, der konsequent seinen Weg gegangen ist - bis zum Schluss.
(Verfasser
unbekannt)
Meditation
Gott allein
kann schaffen, aber du kannst das Erschaffene zur Geltung bringen.
Gott allein
kann Leben schenken, aber du kannst es weitergeben und achten.
Gott allein
kann den Glauben schenken, aber du kannst dein Zeugnis geben.
Gott allein
kann Hoffnung einpflanzen, aber du kannst deinem Nächsten Vertrauen schenken.
Gott allein
kann die Liebe schenken, aber du kannst andere lieben und lieben lehren.
Gott allein
kann den Frieden schenken, aber du kannst Einheit stiften.
Gott allein
kann die Freude schenken, aber du ein Lächeln.
Gott allein
kann Kraft geben, aber du Entmutigte aufrichten.
Gott allein
ist der Weg, aber du kannst ihn anderen zeigen.
Gott allein
ist das Licht, aber du kannst es in den Augen der anderen zum Leuchten bringen.
Gott allein
kann Wunder wirken, aber du kannst die fünf Brote und die zwei Fische bringen.
Gott allein
kann das Unmögliche, aber du kannst das Mögliche tun.
Gott allein genügt sich selbst, aber er hat es vorgezogen, auf dich zu
zählen.
Gebet einer
brasilianischen Basisgemeinde
DARUM KÖNNEN WIR ANDEREN LEUTEN AUCH VERZEIHEN…
Martin Dreyer
Es gab einmal einen Typen, der mich total verletzt hatte. Ich hatte so einen Hass auf den, dass ich jedes Mal, wenn ich nur seinen
Namen gehört hab, fast ausgerastet wäre. Er hatte in der Schule die ganze Klasse gegen mich aufgehetzt, und es war sein Hobby, Martin in der großen Pause zu verprügeln. Über Jahre hatte
ich täglich irgendwelche Fantasien, wie ich es ihm eines Tages einmal heimzahlen könnte. Schließlich wurde ich mit 17 Christ und fing an, mein Leben durch Jesus neu zu gestalten. Ganz zu
Anfang hat Jesus mir erst einmal klargemacht, was ich alles für Mist gebaut hatte in meinem Leben. Das war nicht unbedingt eine nette Zeit. Aber als mir dann bewusst wurde, dass Jesus
meine vielen ätzenden Sünden vergibt, konnte ich plötzlich auch diesem Typ vergeben, der mich verletzt hatte. Auf die Art werden wir von Jesus dazu befähigt, jedem zu vergeben, der uns
verletzt und kaputt gemacht hat. Wir brauchen nicht länger mit Hass gegen irgendwelche Leute rumzulaufen. Das ist eine riesengroße Befreiung.
Jesus hat das
Sündenproblem dieser Welt für immer gelöst.
Aus: Martin Dreyer,
Jesus rockt, Pattloch München 2011.
JESUS NIMMT DIE SÜNDER AN
Erdmann Neumeister
Jesus nimmt die Sünder an.
Saget doch dies Trostwort allen,
welche von der rechten Bahn
auf verkehrten Weg verfallen.
Hier ist, was sie retten kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Keiner Gnade sind wir wert;
doch hat er in seinem Worte
eidlich sich dazu erklärt.
Sehet nur, die Gnadenpforte
ist hier völlig aufgetan:
Jesus nimmt die Sünder an.
Wenn ein Schaf verloren ist,
suchet es ein treuer Hirte;
Jesus, der uns nie vergißt,
suchet treulich das Verirrte,
daß es nicht verderben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Kommet alle, kommet her,
kommet, ihr betrübten Sünder!
Jesus rufet euch, und er
macht aus Sündern Gottes Kinder.
Glaubet's doch und denket dran:
Jesus nimmt die Sünder an.
Jesus nimmt die Sünder an;
mich hat er auch angenommen
und den Himmel aufgetan,
daß ich selig zu ihm kommen
und auf den Trost sterben kann:
Jesus nimmt die Sünder an.
Erdmann Neumeister 1718, in: EG 353
Helene Renner (2019) -
Wenn ich mich verirrt habe
Wenn alles schief zu gehen scheint,
dann erwartest du mich mit offenen Armen.
Wenn ich mich verirrt habe
im Dickicht meiner egoistischen Interessen,
dann erwartest du mich mit offenen Armen.
Wenn ich meinen Weg verloren habe
und das Gefühl der Heimatlosigkeit
mich zur Verzweiflung treibt,
dann erwartest du mich mit offenen Armen.
Wenn ich mutlos werde
angesichts der an mich gestellten Anforderungen,
dann erwartest du mich mit offenen Armen.
Nur deshalb
kann ich meinem Leben eine neue Richtung geben:
Geborgen in deinen Armen,
frei von Angst
kann ich mich öffnen für meine Mitmenschen.
VERLORENHEIT
unendlichsein.de
Wenn sich das Leben so anfühlt, als wäre alles ein Traum, man zwar bewusst ist, aber sich trotzdem nicht ganz hier
anfühlt.
Wenn man das Gefühl für Interessen, Menschen und Tätigkeiten verliert, die einen vorher noch Freude und Befriedigung gegeben
haben.
Wenn man sich energiearm fühlt, wenig Kraft hat aufzustehen und die Dinge zu tun, die einen rufen und die man tief in sich als
seine Berufung fühlt.
Wenn man beim besten Willen nicht das erreichen und schaffen kann, was die Stimme im Kopf von einem verlangt und einen dann
beschämt und verurteilt, weil man es nicht erreichen konnte.
Wenn man das Gefühl hat, dass etwas fundamental anders ist, das Leben und die eigne Wahrnehmung nicht mehr dieselbe
ist.
Das Gefühl der Verlorenheit.
https://unendlichsein.de/das-gefuehl-der-verlorenheit/ -
SYNONYME
synonyme.de
Synonyme vor Verlorenheit
verlorengehen
verlorengeben
Verlorenes
verloren sein
verloren gehen
verloren geben
verloren
verlohen
Verlogenheit
verlogen
Synonyme nach Verlorenheit
verlosen
Verlosung
Verlosungstopf
verlottern
verlottern lassen
verlottert
verlottert angezogen sein
verludern
verludern lassen
verlumpen
ähnliche Synonyme
Verlorenheit
Verlogenheit
Verdorbenheit
Verworfenheit
Verborgenheit
Verworrenheit
Verlegenheit
in Verlegenheit bringen
in Verlegenheit gebracht
in Verlegenheit bringend
https://www.synonyme.de/verlorenheit/ - 25.03.2019
Bernhard Rathmer -
Mitten im Leben ein Neuanfang
Mitten im Leben – das Scheitern
Mit all seiner Unbegreiflichkeit.
Mit all seiner Trauer und Wut.
Mit all seinen eigenen Anteilen.
Mitten im Leben ein Neuanfang.
Mit seinen Möglichkeiten.
Mit all seiner Lebendigkeit.
Mit all seinen Beziehungen.
Mitten im Leben Gott.
In der Chance, die neue gegeben wird.
In dem Menschen, der mir entgegenkommt
In Gott, der mich annimmt.
FEINDE ZU FREUNDEN
Herkunft unbekannt
Ein alter chinesischer Kaiser hatte vor, das Land seiner Feinde zu erobern und sie alle zu vernichten. Später sah man ihn mit seinen Feinden speisen
und scherzen.
»Wolltest du nicht deine Feinde vernichten?«, fragte man ihn verwundert.
Der Kaiser antwortete: »Ich habe sie vernichtet. Ich machte sie zu meinen Freunden.«
Parabel,
Herkunft unbekannt
Der heilige Josef
Josef,
er ist der Mann am Rande,
im Schatten.
Der schweigenden Hilfe.
Der Mann, in dessen Leben
Gott dauernd eingreift
mit neuen Weisungen
und neuen Sendungen.
Immer neue Weisungen
und neue Sendungen,
neuer Aufbruch
und neue Ausfahrt …
Er ist der Mann,
der ging.
Das ist sein Gesetz:
der dienstwillige Gehorsam.
Er ist der Mann,
der dient.
Dass ein Wort Gottes bindet und sendet,
ist ihm selbstverständlich.
Die dienstwillige Bereitschaft,
das ist sein Geheimnis.
Alfred Delp SJ
ICH BIN DA
Paul Weismantel
In das Dunkel deiner Vergangenheit und
in das Ungewisse deiner Zukunft,
in den Segen deines Helfens und
in das Elend deiner Ohnmacht
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.
In das Spiel deiner Gefühle und
in den Ernst deiner Gedanken,
in den Reichtum deines Schweigens und
in die Armut deiner Sprache
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.
In die Fülle deiner Aufgaben und
in die Leere deiner Geschäftigkeit,
in die Vielzahl deiner Fähigkeiten und
in die Grenzen deiner Begabung
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.
In das Gelingen deiner Gespräche und
in die Langeweile deines Betens,
in die Freude deines Erfolges und
in den Schmerz deines Versagens
lege ich meine Zusage: Ich bin da.
In die Enge deines Alltags und
in die Weite deiner Träume,
in die Schwäche deines Verstandes und
in die Kräfte deines Herzens
lege ich meine Zusage:
Ich bin da.
Paul
Weismantel
VERGIB UNS UNSERE SCHULD
Verfasser unbekannt
Vergib uns Herr, unsere Schuld.
Verzeih, wenn wir andere mit den Händen schlagen,
statt zu helfen;
wenn wir mit Worten verletzen,
statt zu trösten;
wenn wir den Verstand anstrengen,
um den anderen zu ärgern,
wenn wir den anderen auslachen
und ihn dadurch entmutigen,
statt ihm Mut zu machen.
Herr, so werden wir schuldig vor dir
und den anderen.
Vergib uns unsere Schuld.
Aus:
Gebete für das ganze Leben, Leipzig 2004.
DA BIN ICH
Beatrix Senft
hier bin ich
auf der Flucht vor mir selbst
vor dem
was Leben mir abverlangt
was Leben mir zumutet
mich ganz neu finden müssen
so vieles hinter mir lassen müssen
mich neu orientieren müssen
und nicht wissend
was das „neue“ Leben
von mir will
orientierungslos
ja
so fühle ich mich
und so streife ich -
mit dem Staub meiner Vergangenheit
an meinen Füssen -
verbranntes Land hinter mir lassend -
durchs Leben
ja
ich fühle mich
in der Fremde
fühle mich
fremd in mir
und komme an den Ort
den ich nicht kenne
wo mit mir geschieht
was ich nicht fassen kann
da brennt ein Feuer
das mich nicht verbrennt
das mich nicht verschlingt
mich nicht verzehrt
und
es zieht mich
dort hin
und im Nähertreten
höre ich meinen Namen
höre
wie mich einer ruft
und die Stimme
sie fordert mich auf
meine Schuhe abzulegen
und -
mit meinen Schuhen -
den Staub der Vergangenheit
fordert mich auf
heiligen –
heilbringenden -
Boden zu betreten
da ist einer
der meinen Namen kennt
so wie schon die Namen meiner Vorfahren
da ist der
den ich nur erahnen kann
den ich nur erahnen darf
da ist einer -
nicht von Angesicht zu Angesicht -
und doch ganz nah
da ist einer
der mein Elend
der meine Not
der mein Leid
kennt
der mir seinen Namen
offenbart
den Namen
der alles erklärt
den Namen
der alles umfasst
der ausreicht für alle Zeit
ich bin der:
ICH BIN
DA
der zu mir herabsteigt
in die Untiefen meines Lebens
und mir zuspricht
mich diesen Untiefen zu entreißen
und mich führen will
in ein schönes und weites Land
der mir den Auftrag gibt
zu gehen
und die Zusage
bei mir zu sein
ziehe ich meine Schuhe wieder an?
mache ich mich auf den neuen Weg?
reicht mir diese Flamme der Zusage?
BIN ICH DA - zubereit?
Beatrix
Senft
FRÜCHTE UND FRÜCHTCHEN
Hermann Josef Coenen
Viele Früchte sind in Gottes Obstkorb.
Und eines dieser Früchtchen, das bin ich.
Manche sind wie Stachelbeeren: herb und sauer,
andere zuckersüß wie griechische Rosinen.
Manche sind wie hochgewachsene Stangenbohnen,
andre rund und mollig wie ein Kürbis.
Manche sind geröstet, braun wie Kaffeebohnen,
andre sind vornehm bleich wie Blumenkohl.
Manche, die sind scharf wie Paprika und Curry,
andere sind zart, verhalten im Aroma.
Manche, die sind spritzig, saftig wie ein Pfirsich,
andere sind trockenes Dörrobst, extra dry.
Manche, die sind kernig, knackig so wie Nüsse,
andre muss man schälen unter Tränen wie die Zwiebeln.
Manche, das sind Alltagsfrüchte wie Kartoffeln,
andre wollen was Besondres sein: wie Mangos oder Kiwis.
Manche jucken dich und kitzeln wie die Hagebutten,
andre hinterlassen bitteren Nachgeschmack.
Manche, die sind giftig, trotz der schönen Farben.
Andre sind wie Medizin: sie tun einfach gut.
Manche Früchte hängen hoch, schwer zu erreichen,
andre, da muss man unten suchen und sich bücken.
Manche gibt' s, die brauchen lange, um zu reifen.
Andre sind frühreif - oder werden niemals reif.
Manche, die werden faul schon auf den Bäumen,
oder sie sind hohl von innen: taube Nüsse.
Manche gibt' s im Sonderangebot sehr billig,
und andre sind mit Geld nicht zu bezahlen.
Manche sind wie "Aufgesetzter", wie ein Rumtopf:
Nur genießbar unter Alkohol.
Manche haben eine harte, raue Schale.
Doch darunter einen weichen süßen Kern.
Manche, die sind wirklich ungenießbar:
ganz geschmacklos - oder muffig - oder faul.
Manche sind das Hauptgericht in unserm Leben,
andre eher Nachtisch: wie Kompott flambiert.
Jede Frucht schmeckt anders: Du und ich.
Viele Früchte sind in Gottes Obstkorb.
Und eines dieser Früchtchen, das bin ich.
Aus: Hermann
Josef Coenen, Meine Jakobsleiter, Düsseldorf 1986.
PROBE
Beatrix Senft
Und das Leben
stellt dich
auf einen hohen Berg
und zeigt dir
all die Pracht und
Macht dieser Welt.
Und du wirst auf die Probe gestellt –
nicht dreimal –
nein täglich –
stündlich wieder
du machst einen Stadtbummel
und findest nach langem Suchen
das Kleid
das dir gefällt
es hängt da
in einer Boutique
maßlos teuer
und traumhaft
schön
du denkst real
lässt es zurück
hast bestanden
diese Probe!?
nein
denn im Stillen
wirfst du dich
vor ihm nieder
tagelang
wochenlang
hat es Macht
in dir –
wird zu einem
kleinen Gott
ob du
die Proben
auf die du gestellt wirst
bestehst
liegt nicht im äußeren Verzicht
liegt nicht daran
was äußere Umstände
dir abverlangen
ob du die Probe
bestehst
liegt daran
ob du
innerlich
loslassen kannst
liegt daran
welchen Stellenwert
äußere Pracht
oder Macht
für dich hat
liegt letztlich daran
dass du dich
immer wieder
neu aufmachen musst
nach den Werten
deiner selbst
und dieser Welt
zu suchen.
Beatrix
Senft
IN DIE MITTE KOMMEN
C. G. Jung
„Wer zugleich seinen Schatten und sein Licht wahrnimmt, sieht sich von zwei Seiten, und damit kommt er in die
Mitte.“
C. G. Jung
Es ist Krieg. Ein ratloser Psalm.
Aufgeschreckt bin ich, Ewiger, reibe mir zitternd die Augen, ein Traum muss es sein, ein schrecklicher, ein Alptraum. Entsetzt höre ich die Nachrichten, kann
es nicht fassen. Soldaten marschieren, kämpfen und sterben. Es ist Krieg. Der Wahn eines Mächtigen treibt sie zu schändlichem Tun, mit Lügen hat er sie aufgehetzt, mit dem Gift seiner Hassreden.
In den Kampf wirft er sie, missbraucht ihre Jugend, missbraucht ihre Kraft, erobern sollen sie, töten sollen sie, sein Befehl ist eiskalt. Seine Nachbarn hat er zu Feinden erklärt, ein Zerrbild
gemalt, in den dunkelsten Farben seiner wirren Machtphantasien. Niemand wagt ihm zu widersprechen, seine Claqueure halten still, ein Marionettentheater umgibt ihn, das er höhnisch bespielt. Seine
Bosheit hat Raffinesse, listig und schamlos geht er voran, die Versuche, ihn umzustimmen, ließ er ins Leere laufen, umsonst sind sie angereist aus besorgten Ländern, Friedensappelle und Warnungen
ließen ihn kalt. Angst und Schrecken verbreiten sich, blankes Entsetzen, wie viele Verletzte wird es geben, wieviel Tote? Wann wird die gefräßige Gier des Tyrannen gesättigt sein, wann der
Blutstrom versiegen, wann die Waffen schweigen? Hilflos starre ich auf die Bilder und Meldungen, meine Fäuste voll Wut, in meinen Augen regnet es. Fahr den Kriegstreibern in die Parade, Ewiger.
Allen! Leg ihnen das Handwerk, lass sie straucheln und fallen. Wecke den Mut und den Widerstand der Rückgrat-Starken, lass das Volk sich erheben und die Verbrecher entlarven. Nicht entmutigen
lassen sollen sich alle, die an den Frieden glauben, die unverdrossen ihre Stimme erheben, gegen Verführer immun sind. Sei unter denen, die nicht schweigen, die nicht wegschauen, die nicht
achselzuckend sagen, was kann ich schon bewirken. Höre unser Beten, unser Schreien, es töne in Deinen Ohren, unsere Angst um die Welt unsrer Kinder und Kindeskinder. Sie hast Du uns in die Hände
gegeben, Deine Welt ist die unsrige. In die Hände fallen soll sie nicht den Machthungrigen ohne Gewissen. Nie werde ich verstehen, warum Du dem allen nur zusiehst, Deine Hand nicht eingreift und
die Tyrannen zerschmettert. Mach Dich gefasst auf meine zornigen Fragen, wenn wir uns sehen werden, später, in diesem rätselhaften Danach, Deinem geheimnisumwobenen Himmel. Dann will ich
Antworten, will Erlösung und endgültigen Frieden, jetzt aber will ich nicht aufgeben, zu tun, was ich tun kann, damit wir jetzt und auch künftig den Namen verdienen, den wir so selbstverständlich
als unseren eigenen tragen, und ehrlich und glaubwürdig und unverhärtet berührbar, als menschlicher Mensch unter menschlichen Menschen leben. sw (Stephan Wahl, Jerusalem)
ZEIT-LITANEI
Manfred Frigger
Ich bitte um Zeit
Zeit zum Leben
Zeit zum Glücklichsein
Zeit zum Beten
Zeit zum Helfen
Zeit zum Zuhören
Zeit zum Trauern
Zeit zum Leiden
Zeit zum Feiern
Zeit zum Essen
Zeit zum Tanz
Zeit zum Konzert
Zeit zum Schauen
Zeit zum Danken
Zeit zum Lernen
Zeit zum Schweigen
Zeit zum Schlafen
Zeit für Zärtlichkeit
Zeit für Kunst
Zeit für Erholung
Zeit für Kirche
Zeit für Gott
Zeit für Phantasie
Zeit für Gefühle
Zeit für Träume
Zeit für Blumen
Zeit für Freunde
Zeit für Bücher
Zeit für Eltern
Zeit für Briefe
Zeit zur Meditation
Zeit zur Begegnung
Zeit zur Buße
Zeit für mich
Aus: Manfred
Frigger, Zeit für mich - Zeit für Gott. Junge Menschen beten. Herder Verlag, Freiburg Basel Wien 1986.
LASSET UNS MIT JESUS ZIEHEN
Sigmund von Birken
Lasset uns mit Jesus ziehen,
seinem Vorbild folgen nach,
in der Welt der Welt entfliehen,
auf der Bahn, die er uns brach,
immer fort zum Himmel reisen,
irdisch noch schon himmlisch sein,
glauben recht und leben rein,
in der Lieb den Glauben weisen.
Treuer Jesu, bleib bei mir,
gehe vor, ich folge dir.
Lasset uns mit Jesus leiden,
seinem Vorbild werden gleich;
nach dem Leide folgen Freuden,
Armut hier macht dorten reich,
Tränensaat, die erntet Lachen;
Hoffnung tröste mit Geduld:
Es kann leichtlich Gottes Huld
aus dem Regen Sonne machen.
Jesu, hier leid ich mit dir,
dort teil deine Freud mit mir.
Lasset uns mit Jesus sterben;
sein Tod uns vom andern Tod
rettet und vom Seelverderben,
von der ewiglichen Not.
Lasst uns töten hier im Leben
unser Fleisch, ihm sterben ab,
so wird er uns aus dem Grab
in das Himmelleben heben.
Jesu, sterb ich, sterb ich dir,
dass ich lebe für und für.
Lasset uns mit Jesus leben.
Weil er auferstanden ist,
muss das Grab uns wiedergeben.
Jesu, unser Haupt du bist,
wir sind deines Leibes Glieder
wo du lebst, da leben wir;
ach erkenn uns für und für,
trauter Freund, als deine Brüder!
Jesu, dir ich lebe hier,
dorten ewig auch bei dir.
Siegmund von Birken (1653) in: EG 384.
NACHTGEBET
Huub Oosterhuis
1
Staub und Asche
verherrlichen dich nicht.
Du hast es doch nicht nötig,
daß ich sterbe.
2
Heile mich. Heile mich nicht.
Was nicht sein kann, kann nicht sein.
Heile mich von meiner Angst.
3
Ich habe noch so Vieles nicht gesehn.
Es gibt Menschen, die ich liebe.
Ich kann es nicht glauben. Warum
hast du mich verlassen?
4
Ende noch nicht in Sicht.
Ich sehe Licht. Ich fühle Schmerz.
Schmerz, der mich schafft.
Der ich sterben muß,
einsam wie wir alle.
5
Sende den Engelo
des letzten Trostes,
die Augen eines Menschen.
Enthalte mir den einen
Menschen nicht vor, der sagt:
hier bin ich.
6
Weck meine Milde wieder auf,
Gib mir zurück
die Augen eines Kindes.
Daß ich sehe, was ist,
und mich anvertraue
und das Licht nicht hasse.
7
Weil du es bist,
größer als mein Herz,
der mich gesehen hat,
eh ich geboren wurde.
Huub Oosterhuis,
Mitten unter uns, Herder, Wien 1982.
Liebe
Richtige Liebe besteht aus Geben und
Nehmen.
Diese Liebe hat einen langen
Atem.
Sie zwingt nie einen Menschen mit
Gewalt.
Diese Liebe sieht im anderen nicht ein
Besitzstück.
Eifersucht und Neid sind ihr
fremd.
Diese Liebe macht keine große
Schau.
Sie spielt sich nicht auf und drängt sich
nicht vor.
Ich bin nicht so, du bist nicht so, aber Jesus zeigt uns, dass es geht.
Richtige Liebe besteht aus Geben und
Nehmen.
Diese Liebe sucht nicht ihren eigenen
Vorteil.
Sie nutzt den andern nicht
aus.
Diese Liebe tut dem andern nicht
weh.
Sie wird nicht verbittert und trägt nicht
nach.
Diese Liebe duldet nicht, dass Unrecht
geschieht.
Sie ist erst glücklich, wenn jeder sein
Recht bekommt. -
Richtige Liebe besteht aus Nehmen und
Geben.
Diese Liebe glaubt an das
Gute.
Sie gibt Vorschuss an Vertrauen auch ohne
Beweis.
Diese Liebe hofft auch gegen alle
Hoffnung.
Sie gibt den andern nicht
auf.
Diese Liebe kennt keine
Grenzen.
Sie kann warten und hat unendlich viel
Zeit.
Ich bin nicht so, du bist nicht so, aber Jesus zeigt uns, dass es geht. (nach 1 Kor
13)
Eine Kirche der Zukunft
Ich träumte von einer Kirche, zu der Menschen aller Rassen und Nationen gehörten, viele Völker, Priester und Laien, einfache Menschen und Gebildete - nicht gegeneinander, sondern
miteinander und - füreinander. In ihr waren die Worte "ich", "er", "sie", "ihr", "die" Fremdworte – "Du" und "Wir", das war die Umgangssprache, so gingen sie miteinander
um.
Ich träumte von einer Kirche, in der sich nicht einer vom anderen bedienen ließ,
sondern wo alle einander dienen wollten.
Da sprachen sie offen, nicht übereinander, sondern miteinander,
geschwisterlich, nicht herrlich, einfach so, weil's um die Sache Jesu ging.
Ich träumte von einer Kirche, da überließen sie die Seelsorge nicht nur dem Priester, da sorgten sich alle mit - alle für alle Menschen.
Ich träumte von einer Kirche, in der schlug niemand auf den Tisch,
da schlugen alle auf die eigene Brust,
da wuschen sie sich nicht die Köpfe, sondern die Füße,
da war man ein Herz und eine Seele, Salz, das die Welt genießbar macht,
eine kleine Herde, selbstbewusst und siegesgewiss,
Licht verbreitend in die Dunkelheit der Welt, weil's um die Sache Jesu ging. Und die Sache Jesu, das sei ihre Zukunft - sagten sie.
Ich erwachte - und ich sah eine Kirche, in der vieles, fast alles nicht so ist. Ich verzweifelte, resignierte, wollte zurück in meine Traumwelt –
da wurde ich
belehrt:
"Dein Traum ist alt, 2.000 Jahre alt;
aufgeschrieben von Matthäus und Markus, Lukas und Johannes, Paulus und Petrus, in vielen Kapiteln und Versen."
Und ich sah: Mein Traum stand da geschrieben: "Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe."
Und ich begriff: Träume lassen leben, für Träume läßt's sich leben.
W. Schumacher
Ich wünsche dir Zeit
Ich wünsche
dir nicht alle möglichen Gaben.
Ich wünsche
dir nur, was die meisten nicht haben:
Ich wünsche
dir Zeit, dich zu freuen und zu lachen,
und wenn du
sie nützt, kannst du etwas d’raus machen.
Ich wünsche
dir Zeit für dein Tun und dein Denken,
nicht nur für
dich selbst, sondern auch zum Verschenken.
Ich wünsche
dir Zeit, nicht zum Hasten und Rennen,
sondern die
Zeit zum Zufriedensein können.
Ich wünsche
dir Zeit, nicht nur so zum Vertreiben.
Ich wünsche,
sie möge dir übrig bleiben -
als Zeit für
das Staunen und Zeit zum Vertrauen,
anstatt nach
der Zeit auf der Uhr nur zu schauen.
Ich wünsche
dir Zeit, nach den Sternen zu greifen,
und Zeit, um
zu wachsen, das heißt um zu reifen.
Ich wünsche
dir Zeit, neu zu hoffen, zu lieben.
Es hat keinen
Sinn, diese Zeit zu verschieben.
Ich wünsche
dir Zeit, zu dir selber zu finden,
jeden Tag,
jede Stunde als Glück zu empfinden.
Ich wünsche
dir Zeit, auch um Schuld zu vergeben.
Ich wünsche
dir: Zeit zu haben - zum Leben.
Aus: Elli Michler, Ich wünsche dir Zeit für ein glückliches Leben (Die
beliebtesten Gedichte von Elli Michler) Don Bosco Verlag, München, 2011
Meditation
Meinen Glauben kann ich nicht weitergeben -
wie eine Formel zum Auswendig lernen,
ich kann ihn nicht weitergeben wie ein Lehrstück.
Meinen Glauben kann ich nicht beweisen wie eine Urkunde den Besitz,
ich kann ihn nicht beweisen wie ein Foto.
Meinen Glauben kann ich nur bezeugen -
bezeugen mit meinem eigenen Leben,
im Miteinander und Voneinander leben,
im Lachen und Reden, im Weinen und Trösten,
im Geben und Nehmen, im Streiten und Versöhnen,
im Widersprechen und Einig sein, im Vermissen und Lieben,
im Aufbrechen zu einem gemeinsamen Weg.
Aufbrechen zu einem gemeinsamen Weg mit Christus -
obwohl der Weg nicht klar sichtbar ist,
obwohl das Ziel in der Ferne liegt, obwohl nicht alle mitgehen,
obwohl Gewohntes zurück bleibt, obwohl die Wirklichkeit unserer Welt,
die Suche nach der Wahrheit, oft beschwerlich macht.
Aufbrechen zu einem Weg mit Jesus Christus und ihn im Herzen hören.
Aufbrechen zu einem Weg mit Jesus und zur Mitte finden,
denn nur dort kann sie spürbar werden, die Wahrheit.
Aufbrechen zu einem Weg mit Jesus
und das Herz öffnen für die Wahrheit,
die Wahrhaftigkeit des Friedens und der Barmherzigkeit.
DAS LEIDEN GOTTES
Phil Bosmans
Der Gott des Christentums ist hinabgestiegen in die tiefsten Keller der Menschheit, wo Tag für Tag Hass geboren und genährt wird und mit dem Hass alle Ungerechtigkeit. Gott ist dorthin
hinabgestiegen, wo Menschen einander ablehnen, ausbeuten, quälen, wo sie einander nach dem Leben trachten. Gott hat sich mit allen Opfern identifiziert, wo auch immer in der Welt.
Die Geschichte Gottes wird geschrieben zwischen Krippe und Kreuz. Die Geschichte von einem, der bei den Menschen keinen Platz findet, von einem Flüchtlingskind, von einem Unbewaffneten, einem
Wehrlosen, der verfolgt und verhöhnt wird, gefoltert und gekreuzigt, weil er für Arme und Schwache eintritt mit einer Botschaft der Güte und Liebe, des Friedens und der Versöhnung.
Gott leidet und stirbt noch immer jeden Tag in jeder Lieblosigkeit, Unverträglichkeit und Ablehnung von Menschen durch Menschen. Der Gott des Christentums ist ein machtloser Gott. Er hat sich
ausgeliefert in die Hände von Menschen.
ZUKUNFTAurelia Spendel OP
Gott unserer Zukunft,
Du hältst die Fäden in der Hand,
Du drängst Dich auf,
Du bist still nah,
Du siehst so weit,
Du hörst unseren Schrei,
Du bist da.
Lass uns Dir zutrauen,
unser Leben zu entwirren,
die Sorge zu vertreiben,
Schritte im Dunkeln
zu gehen mit uns.
Lass uns Dir zutrauen,
uns kundig die Füße zu waschen,
uns sicher zu halten,
uns spüren zu lassen,
dass Du nur Gutes willst.
(Ein neues Jahr,)
ein neuer Anfang,
Dein Abdruck und Atem schon jetzt.
Aurelia Spendel OP
in: Du bist der Atem meines Lebens. Das Frauengebetbuch. Herausgegeben von Benedikta Hintersberger OP, Andrea Kett, Hildegard Keul, Aurelia Spendel OP, Schwabenverlag /Klens Verlag,
Ostfildern 2010.